t e l e g r a m m 12 / 9 1 - Arznei

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t e l e g r a m m 12 / 9 1 - Arznei
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a r z n e i - t e l e g r a m m 12 / 9 1
LIPIDSENKER
THERAPIEKOSTEN IM VERGLEICH
Colestyramin
Colestipol
Nikotinsäure
Lovastatin
Simvastatin
Pravastatin
Gemfibrozil
Clofibrat
Probucol
QUANTALAN
Bristol
CHOLESTABYL
Fournier Pharma
NICONACID RETARD
Wander Pharma
100 Btl
zu 4 g
100 Btl
zu 5 g
50 Tbl
zu 500 mg
MEVINACOR
Sharp & Dohme
DENAN
Thomae
ZOCOR
Dieckmann
PRAVASIN/LIPREVIL
Squibb v. Heyden/
Bristol
GEVILON
Parke-Davis
CLOFIBRAT 500
STADA/Stadapharm
REGELAN N
ICI
SKLEROMEXE
Merckle
LURSELLE
Merrell
Reimport
100 Tbl
zu 20 mg
100 Tbl
zu 10 mg
100 Tbl
zu 10 mg
100 Tbl
zu 10 mg
100 Tbl
zu 450 mg
100 Kps
zu 500 mg
100 Kps
zu 500 mg
100 Kps
zu 500 mg
100 Tbl
zu 500 mg
Kosten in DM
pro OP
pro Monat
248,50
298,20
259,60
311,52
59,60
214,56
277,00
166,20
249,85
149,91
250,00
150,00
225,75
135,45
90,90
54,54
28,45
25,61
46,51
41,86
42,35
38,16
110,85
66,51
ab 88,65
ab 52,95
Zwar kann jede Zelle Cholesterin synthetisieren, der
Hauptlieferant ist jedoch die Leber, die hierfür das Nahrungscholesterin verwendet. Wird die Zufuhr von Nahrungscholesterin gesenkt, läßt sich das Plasmacholesterin
in gewissen Grenzen beeinflussen. 250 mg eingespartes
Cholesterin setzen den Plasmaspiegel um etwa 10 mg/dl
herab.6
Die in Fisch enthaltenen omega-3-Fettsäuren senken die Triglyzeride, im allgemeinen jedoch nicht die LDLCholesterinkonzentration. Fisch enthält weniger gesättigte
Fettsäuren und häufig weniger Kalorien als Fleisch.
Ballaststoffe reduzieren den Cholesterinspiegel nur
gering. Kohlenhydrate beeinflussen das Plasmacholesterin nicht nachteilig und erhöhen Triglyzeridwerte allenfalls
vorübergehend und gering. Alkohol verändert die LDLCholesterinkonzentration nicht, erhöht aber möglicherweise die Triglyzeride. Eine Cholesterin-senkende Wirkung von Knoblauch ist zweifelhaft6 und klinisch nicht
relevant.
#4
Die empfohlene Einstiegstherapie zur Behandlung
der Hypercholesterinämie (s. Lipidpyramide) mit den
gallensäurebindenden Harzen Colestyramin (QUANTALAN, 16 g/Tag) oder Colestipol (CHOLESTABYL, 20
g/Tag) kostet monatlich knapp 300,- bzw. 312,- DM.
Nikotinsäure (NICONACID RETARD, 3 g/Tag) allein ist
mit 214,56 DM pro Monat etwa ein Drittel preiswerter als
Colestyramin oder Colestipol.
Cholesterinsynthese-Hemmer halbieren etwa die
Kosten der Harze auf monatlich 166,20 DM für täglich
40 mg Lovastatin (MEVINACOR), 150,00 DM für 20 mg
Simvastatin (DENAN, ZOCOR) und 135,45 DM für
20 mg Pravastatin (LIPREVIL, PRAVASIN). Die Fibrate
Clofibrat (1500 mg/Tag) und Gemfibrozil (900 mg/Tag)
verursachen etwa 8% bis 18% der Kosten für gallensäurebindende Harze. Das preiswerteste Clofibrat-Präparat
(CLOFIBRAT STADA 500) ist mit monatlich 25,61 DM
etwa halb so teuer wie Gemfibrozil (GEVILON) mit
54,54 DM. Probucol (LURSELLE, 1 g/Tag) liegt zwischen 52,95 DM (Reimport) und 66,51 DM (Originalanbieter) in einem ähnlichen Preisbereich wie Gemfibrozil.
Einen ausführlichen Kostenvergleich finden Sie im
transparenz-telegramm '90/91, Seite 245 ff.
Patienten mit Gesamtcholesterin über 240 mg/dl
sollten sofort internistisch weiter betreut werden.19Wegen
der multifaktoriellen Genese der koronaren Herzkrankheit
sind alle beeinflußbaren Risikofaktoren wie Übergewicht,
körperliche Inaktivität, Rauchen, Hypertonie und Diabetes
konsequent zu korrigieren.13
DIÄT: Gewichtsabnahme und Umstellung der
Ernährung auf weniger Fett sind wesentliche Voraussetzungen für die Prävention von Herz-Kreislauferkrankungen4,6 (vgl. a-t 12 [1978], 104; 4 [1983], 34; 2 [1988], 19).
Der Verzehr der überwiegend in tierischen Nahrungsmitteln enthaltenen gesättigten Fettsäuren ist zu meiden.
Diese setzen vermutlich die Aktivität der LDL-Rezeptoren
in der Leber und somit die Aufnahme von LDL aus dem
Plasma herab. Ungesättigte Fettsäuren senken den LDLSpiegel. Eine vermutete Kanzerogenität mehrfach ungesättigter Fettsäuren wurde nicht bestätigt.6
#3
MEDIKAMENTÖSE THERAPIE: Vor Behandlung
erhöhter Blutfettwerte sind die Ursachen sekundärer
Hyperlipidämien auszuschließen:13
Hypercholesterinämie:
• androgene Steroide
• Hypothyreose
• chronische Niereninsuffizienz oder
nephrotisches Syndrom
• Cholestase
• Dysgammaglobulinämie
Hypertriglyzeridämie:
• Adipositas
• Alkoholabusus
• unbehandelter Diabetes
mellitus
• Thiazide
• einige Betablocker
Außer bei schwerer erblicher Hypercholesterinämie
lassen sich erhöhte Blutfette durch Ernährungsumstellung
hinreichend senken.* Falls eine Arzneitherapie (s. Abb.:
Lipidpyramide4,13,20) erforderlich ist, z.B. bei anhaltend hohen LDL-Werten und/oder Triglyzeriden trotz Diät, empfiehlt sich bei Hypercholesterinämie zunächst eine
Monotherapie mit gallensäurebindenden Harzen wie Colestyramin (QUANTALAN) oder Nikotinsäure (NICONACID
RETARD). Weniger erprobte oder risikoreichere Mittel
sind Cholesterin-Synthese (CSE)-Hemmer oder Fibrate
wie Bezafibrat (CEDUR u.a.). Falls das Cholesterin nicht
ausreichend abfällt, z.B. bei familiärer Hypercholesterinämie mit extremer Hyperlipidämie, empfiehlt sich eine
Kombinationstherapie aus gallensäurebindenden Harzen
entweder mit Nikotinsäure, Fibraten oder mit CSE-Hemmern.13,20 Von einer Kombination von CSE-Hemmern mit
Fibraten oder Nikotinsäure wird wegen möglicher Komplikationen wie Myopathien abgeraten.20
Spricht eine Hypertriglyzeridämie nicht auf Diät an,
kann ein Therapieversuch mit Gemfibrozil oder anderen
Fibraten (z.B. Clofibrat [REGELAN N u.a.]) versucht werden, bei schwerer Hypertriglyzeridämie eventuell kombiniert mit Nikotinsäure.4,13,20 Der Nutzen von hochdosiertem
Fischöl (EICOSAPEN u.a.) ist umstritten.
Bei kombinierter Hyperlipidämie empfiehlt es sich,
die Medikamente nach der im Vordergrund stehenden
Fettstoffwechselstörung auszuwählen13 und im Rahmen
eines kontrollierten Therapieversuchs auszutesten. Therapiekontrollen und Veränderungen der Medikation sollen
in sechs- bis achtwöchentlichen Intervallen vorgenommen
werden.20
EIGENSCHAFTEN DER LIPIDSENKER: Die gallensäurebindenden Harze Colestyramin (QUANTALAN)
und Colestipol (CHOLESTABYL) senken die LDL-Konzentration4 (vgl. a-t 11 [1987], 98).
* Das notwendige Wissen vermittelt leicht faßlich die ATI-Broschüre
„Ernährungstips für ein gesundes Herz” (DM 9,90/Ex.).