Ernährungstherapie bei Nierenerkrankungen: „Basiswissen und

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Ernährungstherapie bei Nierenerkrankungen: „Basiswissen und
Ernährungstherapie bei Nierenerkrankungen:
„Basiswissen und Update 2011“
Irmgard Landthaler - München
Irmgard Landthaler
Diätassistentin
Praxis für Ernährungsberatung
Neuhauser Strasse 15
80331 München
Tel: +49 89 23259967
Fax: +49 89 23259968
Mobil: +49 170 3247008
e-mail: [email protected]
home: www.i-landthaler.de
29.05.2011
Ernährungstherapie bei Niereninsuffizienz und Dialyse
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Leitlinien
Irmgard Landthaler - München
Leitlinie 18:
Ernährungsberatung
(Meinung der Arbeitsgruppe)
Jeder Patient soll von Beginn der Dialyse regelmäßig
(alle 1 – 2 Monate) eine Ernährungsberatung erhalten.
Ein Pflegeplan für das Ernährungsmanagement
sollte vor und zu Beginn der Dialysebehandlung entwickelt und
regelmäßig entsprechend dem medizinischen Zustand und den
sozialen Umständen des Patienten modifiziert werden.
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Ernährungstherapie bei Niereninsuffizienz und Dialyse
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Definitionen (QUETHEB 1997)
Ernährungsberatung (Primärprävention)
Irmgard Landthaler - München
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Zielgruppe: in erster Linie gesunde Verbraucher
Vermittelt in nicht direkter, partnerschaftlicher
Gesprächssituation
Allgemeine Informationen und individuelle Entscheidungshilfen zu
Fragen bezüglich:
Zielgruppe: in erster Linie gesunde
–
–
–
–
Lebensmitteln
Essverhalten
Reduzierung von Risikoverhalten
Gesundheitlichem Verbraucherschutz
Unter Berücksichtigung der Alltagssituation der Ratsuchenden
Gestützt auf aktuelle, wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse
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Ernährungstherapie bei Niereninsuffizienz und Dialyse
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Definition (QUETHEB 1997)
Ernährungstherapie (Sekundär- und Tertiärprävention)
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wendet sich an Kranke
längerfristige Führung und Betreuung eines Patienten
in enger Kooperation mit dem behandelnden Arzt
verbindliche, individuelle Anleitung des Patienten zu nutritiven,
wissenschaftlich fundierten Maßnahmen in einem therapeutischen
Gesamtkonzept bei ernährungsabhängigen Erkrankungen und
krankheitsbedingten Ernährungsproblemen
individuelles Therapieziel – individueller Therapieplan
(evt. Enterale/parenterale Ernährung, medikamentöser
Ernährungszusätze unter ärztlicher Verordnung und Regie)
erfordert entsprechend hohe Qualifikation des
Therapeutenteams
erfordert Kenntnisse über Risiken und Grenzen
große Verantwortung der Ernährungstherapeuten.
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Demographischer Wandel
in der Nephrologie
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• Immer mehr ältere Menschen
(über 50% der Dialysepatienten sind über 65 Jahre)
• Immer mehr Menschen haben Diabetes
• Immer mehr schwer kranke Menschen
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Ernährungstherapie bei
Niereninsuffizienz und Dialyse
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Die Ernährungstherapie richtet sich nach
dem Stadium der Nierenerkrankung und
nach den aktuellen Laborwerten:
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•
Chronische Niereninsuffizienz
Hämodialyse
Bauchfelldialyse
Transplantation
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Sinnvolle Maßnahmen zur Vorbeugung
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•
Anstreben des normalen Körpergewichts
•
Regelmäßige körperliche Aktivität
•
Kochsalzreduktion
•
Einschränken des Alkoholverbrauchs
•
Mehr Obst und Gemüse „Kalium“
•
•
Eiweiß (Phosphat)– Normalisierung
Fettstoffwechsel und Diabetes einstellen
•
Nicht Rauchen
Das Ziel: Folgeerkrankungen verhindern!
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Ziele und Nutzen der Ernährungstherapie
bei Dialysebehandlung
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Kurzfristig:
– Vermeiden von zu hohen Kaliumwerten
– Vermeiden von zu starker Überwässerung
Langfristig
– Vermeiden der Folgeerkrankungen zum Beispiel durch
zu hohe Phosphatwerte
– Vermeiden von Mangelernährung
Das Ziel:
Ernährungstherapie und Freude am Essen erhalten!
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Versteckte Gewichtsabnahme
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Ödeme (Wassereinlagerung)
–
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–
–
Bei ausgeprägter Proteinurie
Herzschwäche
Adipositas
Aszitis
Zystennieren
Das Problem
Mangelernährung entwickelt sich in der Regel langsam
über Jahre und wird deshalb oft übersehen!
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Individuelle Ernährungstherapie
bei Niereninsuffizienz und Dialyse
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Stadium
Eiweiß
Phosphat
Kalium
Trinkmenge
Chronisches
Nierenversagen
„Normal“
bis
reduziert
Reduzieren
Individuell
Individuell
Hämodialyse
Erhöht
Reduzieren
Reduzieren
Individuell nach
Restfunktion
Bauchfelldialyse
Stark
erhöht
Reduzieren
Selten
reduziert
Individuell nach
Restfunktion
Nach
Transplantation
„Normal“
wie für
Gesunde
Selten ein
Problem
Selten ein
Problem
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Reichlich
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Hyperkaliämie
Therapie
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1.
Diät (2000-2500 mg Kalium/Tag)
2.
Kaliumbinder
3.
Dialyse
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Kalium durch Zubereitung reduzieren:
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„Wässern“
Kalium kann bei Kartoffeln und Gemüse um
ca. 50 % reduziert werden!
Das geht so:
• Kartoffeln und Gemüse möglichst klein
schneiden.
• In viel Wasser kochen.
• Das Kochwasser wegschütten!
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Praktische Tipps um Kalium zu sparen
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• Kaliumreiche Nahrungsmittel vermeiden!
• Kartoffeln und Gemüse klein schneiden, in viel
Wasser kochen und das Kochwasser wegschütten!
• Dosenflüssigkeit nicht verwenden!
• 1 Handvoll rohes Obst pro Tag (ca. 150 g)
• Am Wochenende kaliumarme Beilagen essen:
Reis, Nudeln, Spätzle oder Semmelknödel
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Andere Ursachen für zu hohe Kaliumwerte
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Restfunktion der Niere
Unzureichende Dialysebehandlung
Muskelabbau
Medikamente
Verstopfung
Übersäuerung (Azidose)
Insulinmangel (Störungen im Kohlenhydrathaushalt)
„Stauung“ bei Blutabnahme usw.........
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Mögliche Ursachen für den Vitaminmangel
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• verminderte Zufuhr durch die kaliumarme
Zubereitung
• gestörte Vitamin-Aufnahme
• verminderte Verwertbarkeit
• Vitaminverluste über die Dialyse
Vitamine nur vom Nierenfacharzt
verordnet verwenden!
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Das Problem an der Dialyse :
Bluthochdruck und Blutdruckabfälle
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Ursache:
„Wasser und Salz“
10 Gramm Salz bindet 1 Liter Wasser
Lösung:
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„Würzen statt Salzen“
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Warum weniger Salz so wichtig ist….
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Viele
Hochdruckmedikamente
(vor allem ACE-Hemmer
und Wassertabletten
(Diuretika) wirken viel
besser, wenn sie mit
einer kochsalzarmen Kost
kombiniert werden.
So geht’s…
• Nicht nachsalzen!
• Stark gesalzene
Lebensmittel meiden!
• Fertigprodukte meiden!
• Würzen - Statt Salzen
400 mg Natrium = 1 g Kochsalz
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Schon bei leichter Einschränkung der
Nierenfunktion kommt es zu 3 Störungen:
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1. In den Nieren wird dann weniger Vitamin D gebildet
2. Folge davon ist eine ungenügende Calciumaufnahme
3. Verminderte Phosphatausscheidung über den Urin
= „Phosphatstau“
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Was können wir dagegen tun?
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Paratyreoithektomie
Calcimimetika
Dialyse
Phosphatbinder
Diät
Vitamin D
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Die optimale Phosphataufnahme
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So wenig wie möglich,
aber so viel wie nötig
um den Eiweißbedarf zu decken:
Pro Tag ca. 1000 mg
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Phosphatbinder
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Phosphatbinder nicht
mit den anderen
Medikamenten zusammen
einnehmen!
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Phosphatbinder
müssen zum „guten“
phosphathaltigen
Essen eingenommen
werden!
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„Das schlechte Phosphat“
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Achten Sie beim Einkauf auf folgende E- Nummern!
332
338
450 c 540
339
543
340
544
341 450 a
450 b
zum Beispiel in:
Schmelzkäse, Soßenbinder, Colagetränke,
Backmischungen………..
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Hyperphosphatämie
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Trotz Dialyse,
Phosphatbinder und Diät
haben 50 - 75 % der
Dialysepatienten
einen Phosphatspiegel
über 5,5 mg/dl (1,78
mmol/L)
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PEP – Das neue Konzept
Von der BE zur PE
100 mg Phosphat = 1PE
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PE - Werte auf einen Blick einschätzen
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Kartoffelsalat, 200 g = 1 PE
Wiener Würstchen 150 g = 3 PE
Senf, 15 g = 0 PE
PE Gesamt = 4 PE
Insgesamt = 4 PE
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Neues Verordnungs-Konzept
für Phosphatbinder
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Nicht mehr fixe PB-Dosis, sondern:
Anzahl
Phosphatbinder/Phosphat-Einheit
PB/PE
Empfehlung zur Dosierung:
1 Tablette Phosphatbinder
2 PE oder 1 PE
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PE® = PHOSPHAT-EINHEIT
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Ein Beispiel:
2 PE und 1 Phosphatbinder
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Das richtige Verhältnis von Phosphatbinder
(PB)zu Phosphat-Einheit (PE)
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Frühstück:
0 PB
Kaffee mit Sahne
2 Semmeln
Butter, Marmelade
Zwischenmahlzeit:
1 PB
1 Joghurt
Mittagessen:
2 PB
Fleisch 150g
Kartoffeln 200g
Gemüse 100g
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0 PE
1 PE
0 PE
2 PE
3 PE
1 PE
0 PE
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Das richtige Verhältnis von Phosphatbinder
(PB)zu Phosphat-Einheit (PE)
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Nachmittags:
1 PB
Kaffee mit Sahne
1 Stück Käsekuchen
0 PE
2 PE
Abendessen:
3 PB
300 ml Bier
1 Paar Würstchen
Senf
2 Brezen
1
3
0
2
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PE
PE
PE
PE
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Wie Sie Eiweiß und Phosphat ins
Gleichgewicht bringen
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Empfehlung für die Eiweißzufuhr:
Mindestens 1 g Eiweiß
pro kg Körpergewicht und Tag
Davon die Hälfte tierisches Eiweiß
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Zweifel am Nutzen phosphatarmer Ernährung?
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• Denn diese Studie kam zu dem Ergebnis, dass eine sehr
restriktive Phosphatzufuhr keinen günstigen Einfluss auf
die Lebenserwartung der Patienten hat.
• Ein Forscherteam um Dr. Steven Brunelli aus Boston hat in dieser
Studie die Daten von 1751 Dialyse-Patienten analysiert, die aufgeteilt in fünf Gruppen - ihre Phosphatzufuhr in
unterschiedlichem Maß (von sehr restriktiv bis keine
Einschränkung) begrenzt hatten.
• Die Dauer der Beobachtung betrug im Schnitt 2,3 Jahre.
• Im Vergleich zur Subgruppe mit der schärfsten Restriktion war die
Sterberate etwa in der Subgruppe, die keine Einschränkungen
auferlegt bekam, um 29 Prozent niedriger.
(Clin J Am Soc Nephrol 2011 online).
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Ziele und Nutzen der Ernährungstherapie
bei Dialysebehandlung
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Kurzfristig:
– Vermeiden von zu hohen Kaliumwerten
– Vermeiden von zu starker Überwässerung
Langfristig
– Vermeiden der Folgeerkrankungen zum Beispiel durch
zu hohe Phosphatwerte
– Vermeiden von Mangelernährung
Das Ziel:
Ernährungstherapie und Freude am Essen erhalten!
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