Berlin bleibt attraktiver Modestandort

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Berlin bleibt attraktiver Modestandort
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Berlin bleibt attraktiver Modestandort
KEYFACTS
- 3.700 Modeunternehmer erwirtschaften in Berlin jährlich mehr als zwei Milliarden Euro
- Vernetzung von Modeschöpfern ist nicht optimal
- Innovation benötigt ein Mindestmaß an Freiheit
Erst war die angesagte Modemesse Bread & Butter, die im Januar in Berlin stattfinden sollte,
abgesagt worden, dann musste das Unternehmen einen Insolvenzantrag stellen. KPMGExperte Sebastian Paas beruhigt, Berlin bleibt als Modestandort attraktiv.
Die Bread & Butter hat finanzielle Probleme. Im Dezember wurde bekannt, dass die
Geschäftsleitung einen Insolvenzantrag stellen muss. Wie es weitergeht, ist bislang unklar.
Veranstalter Karl-Heinz Müller will die Messe nun sanieren. Zuvor hatte die Bread & Butter für
Aufsehen gesorgt. Die geplante Veranstaltung auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens
Berlin-Tempelhof im Januar 2015 war abgesagt worden.
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Der Grund: Zu wenige Aussteller interessieren sich laut Müller für die Veranstaltung – und
bleiben fern. Im Vorfeld hatte es Verwirrungen darum gegeben, ob die Messe im Winter
ausgeweitet und ins spanische Barcelona ziehen würde. Dann entschied sich Müller doch
dafür, dass alles beim Alten und die Bread & Butter in Berlin bleibt – zu spät für potentielle
Kunden. Auf der Bread & Butter hatten sich seit 2001 Designer präsentiert, die Alltagsmode
herstellen.
„Dass die Bread & Butter nicht stattfindet und nun einen Insolvenzantrag stellen musste, ist
zwar schade, doch Berlin bleibt als Modezentrum attraktiv. Die Fashion Week bleibt, und es gibt
ja auch noch die Premium“, sagt KPMG-Experte Sebastian Paas. Er betreut für KPMG die
„Fashion Art Business Talks“ (FAB) in Berlin. Mehr als 3.700 Modeunternehmer sind in der
Bundeshauptstadt ansässig und erwirtschaften einen Gesamtumsatz von mehr als zwei
Milliarden Euro.
3.700
Modeunternehmer sind in Berlin ansässig und
erwirtschaften jährlich einen Gesamtumsatz von
mehr als zwei Milliarden Euro.
Doch Paas mahnt auch, dass die Vernetzung zwischen den Modeschöpfern noch nicht optimal
ist: „Durch Gespräche mit Designern habe ich festgestellt, dass es eigentlich keine etablierten
Plattformen, kein etabliertes Format gibt, in dem gemeinsame Interessen ausgetauscht werden
können. Gleichzeitig wird immer wieder betont, wie viele gemeinsame Interessen es gerade für
neu gegründete Unternehmen gibt.“
Bereits 2013 hatte sich Müller Ärger mit vielen Firmen eingehandelt, weil vertikale
Unternehmen wie H&M, Primark, Esprit und New Yorker von der Messe ausgeschlossen
wurden. Es hieß von offizieller Seite sogar, dass – sollten dennoch Vertreter dieser vertikalen
Unternehmen auf der Bread & Butter gesichtet werden – das Unternehmen von seinem
Hausrecht Gebrauch machen werde.
Laut einer repräsentativen Studie von KPMG befinden sich die Modeschöpfer in einem
Dilemma. Auf der einen Seite sinkt die Rentabilität, so dass der Kostendruck zunimmt. Auf der
anderen Seite steigt erheblich der Druck zu Innovationen, um überhaupt noch wettbewerbsfähig
zu sein. Laut Paas ist diese Situation ein klassisches Paradoxon, da Innovation nicht
erzwungen werden könne, sondern ein Mindestmaß an Freiheit benötige.
US-Modemarke Abercrombie & Fitch vor Zäsur
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Auch bei der US-Modemarke Abercrombie & Fitch wurde eine wichtige Entscheidung gefällt.
Michael Jeffries wurde als Chef des Unternehmens vor die Tür gesetzt. Der 70-Jährige hatte die
Produkte der Marke erst bei jungen Amerikanern bekannt gemacht, dann aber der
Vergangenheit immer wieder mit Kommentaren in Bezug auf die gewünschte
Kundenzielgruppe der US-Modemarke für Aufsehen gesorgt. 2006 handelte sich Jeffries Kritik
ein, weil er äußerte, dass Shirts und Jeans der Marke lediglich für „coole, gut aussehende Leute
gedacht“ sind.
Die Probleme bei Abercrombie & Fitch verschärften sich 2014 noch. Die Umsätze im zweiten
und dritten Quartal blieben hinter den Erwartungen zurück. Abercrombie & Fitch versucht jetzt,
ohne Jeffries zurück in die Spur zu finden.
Auch beim Luxus-Label Gucci stehen Veränderungen an. Kreativ-Direktorin Drida Giannini und
CEO Patrizio di Marco verlassen das Unternehmen. Das teilte der französische GucciMutterkonzern Kering mit. Di Marco war 13 Jahre lang für Kering beschäftigt. Doch ein
Nachfolger ist bereits gefunden, Auf di Marco folgt Marco Bizzarri. Noch nicht entschieden ist,
wer auf Kreativdirektorin Frida Giannini folgt. Sie verlässt Gucci nach der Präsentation der
Herbst/Winter-Damenkollektionen 2015/2016 im Februar dieses Jahres.
Sebastian Paas
Partner, Advisory
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ZUSAMMENGEFASST
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»Dass die Bread & Butter nicht statt indet und nun einen
Insolvenzantrag stellen musste, ist zwar schade, doch Berlin bleibt
als Modezentrum attraktiv. Die Fashion Week bleibt, und es gibt ja
auch noch die Premium«
Erst war die angesagte Modemesse Bread & Butter, die im Januar in Berlin stattfinden sollte, abgesagt
worden, dann musste das Unternehmen einen Insolvenzantrag stellen. KPMG-Experte Sebastian Paas
beruhigt, Berlin bleibt als Modestandort attraktiv. Doch Paas mahnt auch, dass die Vernetzung zwischen
Modeschöpfern noch nicht optimal ist: „Es gibt eigentlich keine etablierten Plattformen, kein etabliertes
Format, in dem gemeinsame Interessen ausgetauscht werden können.“
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