Serj Tankian
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Serj Tankian
Quelle: Visions 153, Visions Verlag, Dez. 2005 Serj Tankian Interview: Oliver Uschmann 08.04.2005, Köln. Nach einer Listening Session des neuen System Of A Down-Albums „Mesmerize“ sitzen die Journalisten beeindruckt in der Bar des Hyatt und warten auf den Beginn des Interviewtages. Sänger und Aktivist Serj Tankian erscheint spät, strahlt aber eine innere Ruhe aus, die jede Ungeduld vergessen macht. Sie sind einer der Protagonisten der politisch engagierten Rockszene in den USA. An welchen Projekten arbeiten Sie und was sind die wichtigsten politischen Ziele, die Sie erreichen wollen? Serj Tankian: Mir ist aufgefallen, dass man die Mehrheit der Menschen in Amerika nicht als politisch bezeichnen kann. Sie übersehen die Verbindung zwischen der Politik und ihrem eigenen Leben. Sie verstehen nicht, dass die heutige Politik nicht mehr die Politik der Könige ist, sondern ökonomische und soziale Fragen beinhaltet, die sie ganz persönlich betreffen: Arbeitsmarktpolitik, Gesundheitsversorgung, soziale Sicherheit im Alter. Die hart arbeitenden Leute werden im Alter nicht mehr versorgt sein, obwohl sie ihr Leben lang eingezahlt haben. Man weiß, dass das Geld nicht mehr reichen wird, also sollen die Menschen sich privat um die Vorsorge kümmern. Die Privatisierung sozialer und öffentlicher Bereiche ist allerdings ein absolutes Desaster. Man nehme nur die Privatisierung von Gefängnissen als Beispiel. Oder von Teilen des Militärs, das im Irak eingesetzt wurde. Es gibt bestimmte Dinge, die eine Regierung für seine Bevölkerung bereitzustellen hat, weil sie für die Menschen arbeitet und von ihnen gewählt wurde. Wenn eine Regierung davon Abstand nimmt, um mehr Profit für private Industrien zu generieren und im Zuge dessen alles privatisiert wird, bekommst du das Gegenteil von dem, was man Demokratie und von dem, was man Kapitalismus nennt. Sind Privatisierungsexzesse nicht eher der Gipfel des Kapitalismus als sein Gegenteil? Tankian: Ich meine damit Vereinheitlichung statt Diversität. Schauen Sie sich die amerikanischen Massenmedien an. Ich höre nur BBC, weil ich die US-Medien nicht ertragen kann. Es ist ein Monopol, reine Propaganda. Und das nicht, weil sie die Wahrheit nicht sagen dürften oder direkt zensiert würden, sondern weil es unprofitabel ist, die Wahrheit zu verbreiten. Man vergleiche nur einmal die privaten US-Sender CNN oder Fox mit der BBC, die staatlich ist. Die BBC ist ein weit besseres Medium. Was sagt uns das über die Privatisierung der Medien? Ich glaube daran, dass die amerikanischen Bürger ein großes Herz haben und bessere Entscheidungen treffen könnten, wenn sie besser informiert würden. Man muss ihnen die Möglichkeit geben, sich ein vernünftiges Bild zu machen, wie in Europa. Die Presse hier ist weit verantwortlicher und journalistischer. Wobei auch hier staatliche Bereiche mehr und mehr privatisiert werden. Ich weiß. Deshalb ist Globalisierung für mich eine Bedrohung für die Demokratie. Globalisierung transferiert immer mehr Macht von Regierungen an multinationale Organisationen wie die WTO, den IWF oder die Weltbank. Und wann immer das passiert, schwächt man die sogenannten Demokratien, die davon betroffen sind. Ich sage ‚sogenannte’, weil ich viele davon nicht für vollwertige Demokratien halt, die USA eingeschlossen. In Europa haben große Teile der globalisierungskritischen Bewegung nicht nur das Ziel, die Demokratie zu retten, sondern den Kapitalismus als Prinzip zu überwinden. Wenn man dagegen mit amerikanischen Musikern, besonders den Punkrockern aus der Anti-Bush-Bewegung, spricht, geht es ihnen eher um eine Reform hin zu einem „menschlicheren Kapitalismus“. Diese Bewegung hatte das Problem, sich Bush als Beschwerdeadresse für die Probleme in Amerika auszusuchen. Das ist so, wie sich bei Micky Maus über Disneyland zu beschweren. Man muss sich die Strukturen und Leute um ihn herum ansehen, die Geldflüsse und die Interessen, die weltweiten Entscheidungen zu Grunde liegen. Bis zur Wahl versteiften sich viele der Punkbands darauf, Bush loszuwerden und sind jetzt nicht mehr politisch in dem Sinne, wie ich es verstehe. Einige sind es durchaus, so etwa Fat Mikes Organisation ‚Punkvoter’, die ich sehr schätze. Tom Morello und ich machen so etwas Ähnliches mit der ‚Axis of Justice’. Für mich ist das Hauptproblem nicht Präsident Bush, sondern die Ungerechtigkeit, die es immer und überall geben wird, solange wir Entscheidungen in die Hände von einzelnen Machtpersonen legen. Die Leute sollten die Entscheidungen selber treffen. Wenn ein Krieg geplant ist, muss es ein nationales Referendum darüber geben, solange sich eine Gesellschaft demokratisch nennt. Da stellt sich in der politischen Bewegung ja schnell die Systemfrage. Will man einfach nur „wahre Demokratie“ oder will man das ganze System überwinden? Gerade Künstler wie Sie, die sich über den Erfolg das Privileg erarbeitet haben, von vielen Menschen gehört zu werden, verkörpern ja eigentlich den amerikanischen Traum von der individuellen Unternehmung. Daher die Frage: geht es Ihnen als Kritiker des Systems darum, diese Idee an sich zu überwinden oder dreht es sich eher um die Perversion dieser Idee in der Machtkonzentration einzelner Konzerne und Kartelle? Ich denke, Unternehmertum gab es lange vor der Existenz Amerikas, das ja erst gut 200 Jahre jung ist. Zivilisation an sich ist eine gigantische Unternehmung. Die letzten 10.000 Jahre dessen, was wir Geschichte nennen, ist eine gigantische Unternehmung. Organisierte Religionen sind ein riesiges Unternehmen. Amerika verkörpert bloß die jüngste, industrielle Form davon. Ich habe nichts gegen Unternehmungen und gegen das Experiment, einfach mal zu schauen, was wir als menschliche Spezies auf diesem Planeten erreichen können. Ich bin in der Tat gegen die Perversion dieses Prinzips. Ich sage das nicht, weil ich Musiker oder selbst Teil des Business bin, sondern weil ich es immer schon so empfand. Niemand sollte davon abgehalten werden, seine Ziele und Träume zu verfolgen, aber ich denke, es sollte anderen Menschen und dem Planeten nicht schaden und es sollte nicht Ungerechtigkeit in großem Ausmaß generieren. Können Sie beschreiben, wann und wodurch Sie in Ihrem Leben zu einer politisch bewussten Person geworden sind? Ich wurde durch persönliche Betroffenheit politisch, vor allem durch den armenischen Genozid. Dadurch, in Amerika aufzuwachsen und zu sehen, dass die USA diesen Völkermord, den die türkische Regierung 1915 im Ersten Weltkrieg an den Armeniern begangen hat, nie als Genozid anerkannt hat. Wegen ihrer geopolitischen und ökonomischen Interessen und der Nato-Allianz mit der Türkei. Das ist für mich massiv heuchlerisch. Sie nennen sich eine Demokratie, es gibt Holocaust-Museen im ganzen Land, und hier haben wir einen Genozid, der Hitler sogar inspiriert hat, zu denken, er könne mit dem Holocaust durchkommen. Hat er das? Im Holocaust-Museum in Washington finden Sie im dritten Stock ein Hitler-Zitat an der Wand, wo er mit Bezug auf die Judenverfolgung in den 30er Jahren sagt: „Wer erinnert sich schon noch an die Armenier?“ Er war Soldat im ersten Weltkrieg und er sah, dass zwar einige der Kriegsverbrecher vor Gericht gestellt wurden, aber die meisten freikamen. Sie gingen nach Südamerika oder Berlin, einige von ihnen wurde erlaubt, der neuen türkischen Regierung beizutreten. England, Frankreich und Amerika arbeiteten schnell mit dieser zusammen, da sie ÖlInteressen in Gebieten des mittleren Ostens hatten, die früher dem Ottoman-Reich gehörten. Saudi-Arabien, Jordanien, Israel, Libanon, Syrien. Sie wischten das Thema „armenischer Genozid“ komplett unter den Teppich, um mit der Türkei bessere Geschäfte machen zu können. Wenn du einmal ein Verbrechen gegen die Menschheit geschehen lässt, wird ihm das nächste folgen. Wie kann also die US-Regierung Holocaust-Museen sponsern und das Verbrechen ignorieren, das Hitler zu seinen Taten inspirierte? Nur für Geld, Macht, Allianzen, Waffen. Das ist falsch. Diese Sache öffnete mir die Augen, zu sehen: wenn es diese eine Wahrheit gibt, die aus geopolitischen und ökonomischen Gründen vertuscht wird – wie viele weitere gibt es dann? Dieser Vergleich mit dem Holocaust ist eine sensible und umstrittene Sache, da es sich bei dem Massenmord an den Juden fraglos um eine planvolle Vernichtung unschuldiger Menschen gehandelt hat, während dem vorliegenden Verbrechen Gewalt von armenischer Seite gegen die muslimische Bevölkerung vorausgegangen sein soll. Guerillamilizen und Anschläge, gesponsert vom russischen Reich. West-Armenien war 600 Jahre unter türkischer Herrschaft, vergleichbar mit den Juden, die keinen eigenen Staat hatten. Während dieser Zeit hat es eine Menge Unterdrückung und Repression gegen die armenische Minderheit gegeben. Es gab in der Tat einige armenische Freiheitskämpfer, die gegen die türkische Armee gekämpft haben. Sie wollten gleiche Rechte erstreiten, das war alles. Sie verlangten nicht mal einen eigenen Staat, sie wollten bloß nicht Bürger zweiter Klasse sein, was aus heutiger Sicht wohl nicht zu viel verlangt ist. Es gab sicher auch Elemente darunter, die der russischen Armee halfen: aber doch nicht die einfachen Bürger! Nicht die Frauen und Kinder, die ermordet wurden. (überlegt einen Moment, sichtlich bewegt) Um die Art dieses Genozids zu verstehen, muss man sehen, dass als erstes die Senatoren, Politiker und Intellektuellen getötet wurden. Dann wurden die Männer unter dem Vorwand, der türkischen Armee im Weltkrieg zu helfen, in Züge gepackt und in Wahrheit zu ihrer Hinrichtung gefahren. Schließlich warf man die Frauen und Kinder aus ihren Dörfern und jagte sie in die Wüste Richtung Syrien. Das waren die sogenannten Todesmärsche. Diese Dinge wurden von der türkisch-ottomanischen Armee zusammen mit kurdischen Kräften und Söldnern getan. Die Entschuldigung dafür war Religion. Religion ist immer der Vorwand, genau wie heute. Kampf der Kulturen? Islam gegen Christentum? Ich glaube nicht daran. Es ist Gier. Gier gegen Frieden. 1,5 Millionen armenische Menschen waren nicht Guerillas und Helfer der russischen Armee. Das war bloß die Entschuldigung, die sie vorbrachten. Die Hälfte der armenischen Bevölkerung wurde damals ausgerottet. Wenn die Russen nicht Ost-Armenien übernommen hätten, würde ich nicht mal heute hier sitzen und mit Ihnen sprechen können. Die Armenier hatten viele Intellektuelle, waren wohlhabend und hatten durch Kapital und Bildung Einfluss im Ottoman-Reich. Daher waren sie den Jungtürken ein Dorn im Auge, die nach den Sultanen die Macht übernommen hatten. Sie nutzten den Ersten Weltkrieg und die russischen Militäraktionen als Vorwand, um den ersten großen Genozid des 20. Jahrhunderts zu inszenieren. Wobei ich hinzufügen muss: Ich habe nichts gegen die Türken. Ich habe ein Problem mit der türkischen Regierung von heute, weil sie stoisch weiter den Genozid verleugnet. Es gibt Tausende von Türken und einige türkische Professoren, die sich für die Anerkennung dieses Völkermordes engagieren und die türkische Regierung dazu bringen wollen, ihre Geschichte anzuerkennen. Sie geben sich in Ihrer politischen Arbeit als Pazifist, aber wenn man alte Songs wie „P.L.U.C.K.“ hört und in die Texte von System Of A Down schaut, bekommt man den Eindruck, dass es die „gerechte Gewalt“ des Widerstandes geben kann, wenn sie von den Unterdrückten und „Entrechteten“ ausgeübt wird. Man denke auch an Traditionen wie die Black Power-Bewegung, in denen es niemals 100% pazifistisch zuging. Ist das in Ordnung für Sie? Zwischen der Zeit, in der ich „P.L.U.C.K.“ schrieb und dem heutigen Tag liegen zehn Jahre, ein Drittel meines Lebens. Es hat sich eine Menge verändert. Ich bin heute pazifistischer, das gebe ich zu, auch wenn ich damals nicht gewalttätig oder aggressiv war. Ich denke aber, dass es Situationen der Selbstverteidigung und des Erkämpfens von Gerechtigkeit gibt, wo Gewalt auftreten kann. Ich persönlich kann keine Form von Gewalt mehr rechtfertigen, weil ich zutiefst davon überzeugt sind, dass wir eins sind. Gewalt gegen dich ist Gewalt gegen mich. Es gab aber eine Zeit in meinem Leben, wo ich dazu fähig gewesen wäre, eben die Zeit, wo ich einen Text wie „P.L.U.C.K.“ schrieb. Und es gibt Situationen, wo ich Gewalt eher verstehen kann als in anderen. Etwa im Irak. Dort haben wir eine Besatzung, keinen „Krieg“, was eine gigantische Propagandalüge ist. Wenn jemand mein Land angreift und ich revoltiere, indem ich die Besatzungsmacht angreife, was ist das dann? Soll ich das gut finden oder schlecht? Ich befürworte keine Gewalt, aber sie wird verständlicher, wenn sie im Sinne von Selbstverteidigung auftritt. Im Internet finden sich allerdings eine Menge Tagebücher und Äußerungen von irakischen Bürgern, die froh sind, dass die Diktatur verschwunden ist, ohne deshalb direkt für Bush einzutreten. Die Sache stellt sich ambivalent dar. Sicher. Man kann sich auch fragen, ob man im Ersten Weltkrieg nicht die Türkei im Sinne einer Intervention hätte angreifen müssen, als sie den armenischen Genozid begangen. Interventionsfragen sind immer schwierig. Aber entscheidend ist die Intention, mit der ein Eingriff gestartet wird. Wenn die Alliierten im Ersten Weltkrieg die Türkei angegriffen hätten, weil sie einen Völkermord begingen und zwar nur aus diesem Grund, wäre das eine Sache gewesen. Den Diktator Saddam Hussein loszuwerden, weil man in der Region geopolitische und rohstoffliche Interessen hat, ist eine andere. Sie sagen, Sie haben sich in den letzten zehn Jahren verändert. Ich finde, man hört das der neuen Platte „Mesmerize“ an. Sie hat noch diese schizoiden Brüche und die Aggression, aber sie klingt generell balancierter. Und sie offenbart den abstrusen Humor, den viele bei System Of A Down übersehen. (erfreut) Trotz all der ernsthaften und dringlichen Elemente auf der Platte war meine Reaktion beim letzten Hören, dass ich gelacht habe. Es gibt eine Menge Humor in dieser Band und ich denke, ein Großteil unseres Erfolges basiert auf zwei Dingen: der Personalisierung von politischen und sozialen Themen, was diese Stoffe weniger abstrakt macht, und dem Humor, den wir überall einflechten. Über das Leben zu lachen, egal wie ernst das Thema ist, ist der absolute Schlüsselaspekt von allem, anderenfalls hast du nicht verstanden, was Leben bedeutet. Wenn du positive Energie in deine Handlungen packst, praktizierst du bereits die Veränderung, die du erreichen willst. Es gibt die Theorie, dass jemand, der inhaltlich die männliche und harte Welt des Wettbewerbs angreift, sich formal wiederspricht, wenn er musikalisch selber den Knüppel aus dem Sack zu holt oder handwerkliche Überlegenheit demonstriert. Eine zerbrechliche, Schwäche zeigende, gebrochene Musik, kann vielleicht eine viel konsequentere Opposition gegen die Leistungsgesellschaft sein. Können Sie das Argument nachvollziehen? Das ist interessant, das habe ich noch nie so betrachtet. Ich verstehe den Punkt, denke aber, dass wir nicht das Gegenteil dessen tun. Ich denke, wir integrieren eine Menge Verletzlichkeit in unsere Musik und zwar durch den Humor, der alle menschlichen Differenzen überbrückt. Egal, in welcher Runde du am Tisch sitzt, wenn du einen Witz erzählst, lachen alle. Das ist Menschlichkeit. Das ist ein Durchbruch. Natürlich transportieren wir auch eine klare Haltung, was im Grunde ein PunkEthos ist, aber wir behandeln sehr persönliche Sachen und brechen häufig zum Kern bestimmter Emotionen durch. (überlegt lange) Die Frage bringt mich wirklich zum Nachdenken. Eine Detailfrage zu den letzten beiden Songs des neuen Albums... Tankian: (unterbricht) Da müssen Sie Daron fragen. Außerdem lassen wir unsere Texte grundsätzlich für Interpretationen offen, weil Menschen Kunst vor dem Hintergrund ihrer eigenen Emotionen und Erfahrungen und nicht auf einer objektiven Basis begegnen. Wenn Menschen also aus einem Song etwas ziehen, das anders ist als das, was „eigentlich“ darin verhandelt wird, ist das sogar noch kraftvoller. Dennoch eine Frage zu dem Song „Question“. Ist es ein Lied über die großen Fragen der Religion? Was denken Sie? Ich denke schon. Sind Sie eine religiöse Person, nicht im institutionellen Sinne, sondern in dem Sinne, über Fragen von Transzendenz und Jenseits nachzudenken? (Unterbricht und deutet auf ein kleines Zimmerbäumchen) Was ist das für eine Art Baum da drüben? Ich weiß nicht, zumindest nicht den englischen Namen. Ich habe dieselbe Religion wie dieser Baum. Zur Person Serj Tankian kommt 1967 in Beirut zur Welt und zieht als 7jähriger mit seiner Familie nach Los Angeles, wo er eine armenische Privatschule besucht. 1993 lernt er in einem Studio Gitarrist Daron Malakian kennen und gründet mit ihm die Band Soil, aus der später System Of A Down hervorgehen. Der Welterfolg der Band ermöglicht ihm die Gründung des eigenen Labels Serjical Strike Records, über das er u.a. sein avantgardistisches Seitenprojekt Serart und seinen ersten Gedichtband „Cool Gardens“ verlegt. Mit SOAD und seiner Organisation „Axis of Justice“ engagiert sich der Vegetarier für Menschenrechte und politischen Aktivismus. Tankian lebt weiterhin in Los Angeles. Der „armenische Genozid“ Am 24.04.1915 begann die Verfolgung der Armenier mit der Verhaftung und Ermordung von mehr als 200 Intellektuellen, Politikern und Geschäftsleuten in Konstantinopel. Über das, was in der Folge geschah, ist mittlerweile auch in der Türkei eine heftige Debatte ausgebrochen. Während die einen vom „ersten organisierten Völkermord im 20. Jahrhundert“ mit bis zu 1,5 Millionen Opfern sprechen, stellen andere den „Genozid“ als eine historische Lüge und die Toten als Opfer allgemeiner Kriegswirren dar. Jenseits der Fakten ist es eine Debatte um Begrifflichkeiten. So sehen Kritiker in dem inflationären Gebrauch des Wortes „Genozid“ und dem Vergleich zur Vernichtung der Juden die Gefahr einer Relativierung des Holocaust. Discografie System Of A Down System Of A Down (1998) Toxicity (2001) Steal This Album! (2002) Mesmerize (2005) Hypnotize (2005) Serart Serart (2003) Bücher Cool Gardens (2005)