Wie Anleger ganz naiv in Medienbrief
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Wie Anleger ganz naiv in Medienbrief
Iloz.de http://www.noz.de/socialmediabar/print/717596 Diesen Artikel finden Sie unter: http://www.noz.de/lokales/osnabrueck/artikel/717596 /wi e-a nieger-ga nz-n aiv-i n-med ien bri ef-fa lle-ta ppten Ausgabe: Neue Osnabrücker Zeitung Veröffentlicht am: 23.05.2016 Osnabrücker Sonntagszeitung Wie Anleger ganz naiv in Medienbrief-Falle tappten von Wilfried Hinrichs Osnabrück. Sie waren ahnungslos, naiv, gutgläubig -und leichtsinnig: Medienbrief-Inhaber haben im Prozess um die Pleite der "Osnabrücker Sonntagszeitung" berichtet, wie sie ihr Geld verloren. Ein heute 61-jährige Krankenschwester hat ein Teil ihres Erbes als stille Gesellschafterin der Enorm Verlagsgesellschaft mbH versenkt, ohne zu ahnen, dass sie Teilhaberin des Verlages war. 40000 Euro sind weg. Sie sei der Empfehlung ihres Mannes gefolgt und mit ihm "und unserem Hund" zum etwa viertelstündigen Gespräch bei Verlagsgeschäftsführer Norbert Fuhs gewesen. Selbst als die Filialleiterin ihrer Bank vor der Überweisung skeptisch nachhakte, seien ihr keine Zweifel gekommen, sagte die Krankenschwester am zweiten Prozesstag als Zeugin aus. Sie habe "volles Vertrauen "zu Herrn Fuhs gehabt, der ihr "sehr sympathisch" erschienen war. Den Vertrag über den Kauf der insgesamt acht Medienbriefe habe sie nicht gelesen. "Ich dachte nur, das ist irgendwie eine gute Sache." Gut waren auch die versprochenen Zinsen: 5,25 Prozent pro Jahr. Schneeballsystem Der Ex-Verleger Norbert Fuhs muss sich vor der 2. Wirtschaftstrafkammer des Landgerichts Osnabrück wegen Betruges und Insolvenzverschleppung verantworten. (http://www.noz.de/lokales/osnabrueck/artikeI1714735 /pleite-verleger-norbert-fuhs-schweigt-vor-gericht) Im wird zur Last gelegt, ein sittenwidriges Schneeballsystem mit Medienbreifes betrieben und damit mindestens 171 Anleger betrogen zu haben. Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft konnte Fuhs den Betrieb der defizitären 1 von 2 23.05.2016 14:38 noz.de http://www.noz.dc/socialmediabar/print!717596 "Osnabrücker Sonntagszeitung" nur aufrecht erhalten, indem er die finanziellen Lücken mit der Herausgabe immer neuer Medienbriefe stopfte. Über 500 Anleger haben nach Ermittlungen der Polizei seit 1996 Medienbriefe im Gesamtwert von über acht Millionen Euro gezeichnet. Zur Anklage kommen 171 Fälle. Eine der entscheidenden Fragen, die das Gericht zu klären hat, ist: Hat Fuhs den Anlegern beim Verkauf der Medienbriefe die ganze Wahrheit über die Art der Beteiligung und die Risiken (bis zum Totalverlaust) gesagt oder ihnen vorgegaukelt, es handele sich um eine risikofreie, festverzinsliche Geldanlage? Nicht zu Ende gelesen Die Aussagen der ersten fünfvon 130 Zeugen, die bis Ende desjahres angehört werden sollen, legen den Schluss nahe: Viele haben einen Vertrag unterschrieben, dessen Inhalt sie nicht verstanden oder den sie gar nicht zu Ende gelesen hatten. Erst zu Hause habe er sich den einseitigen Vertrag in Ruhe angesehen, berichtete etwa ein 70-jähriger Rentner aus Tecklenburg. Mit dem Begriff des stillen Gesellschafters habe er nichts anfangen können, aber auch keine weiteren Erkundigungen eingezogen. Der Tecklenburger hatte im April 2013 zwei Medienbriefe für zusammen 10000 Euro gezeichnet. Einen Monat später brach das Unternehmen zusammen. Auf Empfehlung Ein 50-jähriger Polizeibeamter aus Köln war nach eigenen Angaben "nur zehn Minuten drin" im Büro von Norbert Fuhs, da war der Vertrag unterschrieben. Das Papier habe er "nur überflogen" und ansonsten seinem Vater vertraut, der selbst Medienbriefe besaß. Auf Empfehlung eines Freundes legte auch ein heute 68-jähriger Rentner aus Siegen Ersparnisse von 10000 Euro in Medienbriefen an. Mit dem Verleger habe er nie gesprochen, die Verträge im Wohnzimmer seines Freundes unterzeichnet. Als 2013 die versprochene Rendite von 5,2 Prozent ausgeblieben sei, habe er gekündigt. Zu spät: Die 10000 Euro sind weg. "Nicht seriös zu erwirtschaften" Der Verkauf der Medienbriefe war offenbar allein Sache von Ex-Verleger Norbert Fuhs. So berichtete es ein früherer Mitarbeiter, der von 2011 bis 2012 als "Assisstent der Geschäftsleitung" für die Enorm Verlagsgesellschaft arbeitete. Dass es sich bei den Medienbriefen um eine Teilhaberschaft gehandelt habe, sei ihm klar gewesen, sagte der Betriebsfachwirt. "Es war mir aber schleierhaft, wie man so hohe Zinsen zahlen konnte." Das Anzeigengeschäft hatte nach seiner Einschätzung durchaus Geld abgeworfen, aber eine Rendite von über fünf Prozent sei mit dem Geschäft "nicht dauerhaft seriös zu erwirtschaften" gewesen. Seine Erklärung: "Ein Loch wurde mit dem nächsten gestopft." Der Prozess wird am Freitag, 26. Mai, fortgesetzt. Landgericht, 9 Uhr, Saal 6. Copyright by Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG, Breiter Gang 10-1649074 Osnabrück Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung nur mit schriftlicher Genehmigung. 2 von 2 23.05.201614:38