Das Volk mit der wohl ältesten Kultur der Welt Die Aborigines

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Das Volk mit der wohl ältesten Kultur der Welt Die Aborigines
Das Volk mit der wohl ältesten Kultur der Welt
Die Aborigines
Eine Gruppe mit Männern und Frauen sitzt am Boden. Sie sind dunkelhäutig, ihre Körper sind
mit Symbolen aus weißer Farbe bemalt. Damit ihnen die schwarzen, lockigen Haare nicht ins
Gesicht fallen, tragen sie selbstgemachte Stirnbänder. Ein Teil der Männer hält Speere oder
Bumerangs in den Händen, die anderen machen Musik auf einem länglichen Blasinstrument,
dem Didgeridoo.
Die Männer und Frauen sind Teil einer Zeremonie der Aborigines.
Die Kultur der Aborigines
Die Aborigines sind die Ureinwohner Australiens, des kleinsten Kontinents. Sie sind aber
auch in Tasmanien und den benachbarten Inseln Australiens wohnhaft.
Der Name Aborigine kommt von dem lateinischen Wort „ab origine“, was so viel bedeutet
wie „von Beginn an“. Obwohl sich die Archäologen nicht ganz einig sind und es verschiedene
Vermutungen über ihre Ankunft in Australien gibt, wird vermutet, dass die Aborigines
während der letzten großen Eiszeit, also vor etwa 50.000 Jahren nach Australien kamen. Von
Südasien wanderten sie in verschiedenen Gruppen über eine damals vorhandene
Landbrücke nach Australien. Sie lebten in einfachen Verhältnissen, trugen keine Bekleidung
oder nur Kleider, die sie aus Tierhäuten hergestellt hatten. Sie hatten keine politische
Struktur und waren nicht sesshaft. Außerdem sahen sie sich selbst als einen Teil der Natur
und sie sahen die Natur nicht als ihr Eigentum an.
Das Leben der Aborigines
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Die Aborigines lebten nicht in einer Hierarchie, sondern trafen alle ihre Entscheidungen zusammen. Was bedeutet, dass sie
alle gleichberechtigt waren. Sogar die Frauen
hatten die selben Rechte, womit die
Aborigines vielen anderen Kulturen der Erde
weit voraus waren.
Da die Lebensbedingungen in Australien zu
dieser Zeit sehr schlecht waren - Trockenheit
und unkontrollierte Feuer waren keine
Seltenheit - blieben die Aborigines auf einer
steinzeitlichen Entwicklungsstufe stehen.
Was bedeutet, dass sie wie Steinzeitmenschen lebten oder teilweise heute noch immer
leben. Die Frauen sammelten zum Beispiel K
Wurzeln, Samen und Beeren. Die Männer
dagegen gingen mit Speeren, Bumerangs,
Tanzende Aborigine Kinder
Keulen und teilweise auch Feuer auf die Jagd.
Da die Männer bei der Jagd jedoch nicht immer erfolgreich waren, war das Essen, das die
Frauen gesammelt hatten, oft überlebenswichtig.
Die Aborigines waren in über 500 Stämme aufgeteilt und gaben sich selbst Namen wie Murri
(Aborigines im Osten), Koori (Südosten), Nanga (Süden), Nyungar (Südwesten), Wonghi
(Westen) und Palawa (in Tasmanien).
Die Sprachen der Aborigines
Die Aborigines kannten keine Schrift, doch fast jeder Stamm hatte eine eigene Sprache, was
bedeutet, dass die einzeln en Stämme sich nicht untereinander verständigen konnten.
Deshalb benutzten sie eine Zeichensprache. Heute sind die meisten Sprachen der Aborigines
ausgestorben oder werden nur noch von sehr wenigen Personen gesprochen. Die meisten
Aborigines sprechen heute australisches Englisch oder australisches Aboriginal-Englisch.
Einige Bespiele aus der Sprache der Aborigines sind z.B. „murri“, was die Bezeichnung für
einen Aborigine ist, „bunji“, was so viel bedeutet wie „Freund“ oder „Kumpel“ oder
„goongadji“, was für „Polizist“ steht. Außerdem gibt es noch die Wörter „migloo“, „koliman“
und „withoo“, welche Personen meinen, die keine Aborigines sind.
Aber wie schon gesagt, benutzten die Aborigines auch eine Zeichensprache um sich zu
verständigen und malten auch verschiedene Zeichen.
Die Erziehung der Kinder
Die Kinder wurden bei den Aborigines schon immer sehr liebevoll aufgezogen. Früher
wurden die Babys jedoch manchmal umgebracht, wenn sie keine Chance zum Überleben
hatten. Da die Eltern damals dachten, dass die Kinder eines Tages zurückkommen würden,
war es für sie aber kein Verbrechen.
Ihre Kindheit verbrachten die Mädchen und Jungen zusammen bei ihrer Mutter, doch wenn
sie älter wurden, also ins Teenageralter kamen, wurden Jungs und Mädchen getrennt.
Während die Mädchen weiterhin bei ihren Müttern aufwuchsen, wurden die Jungen in die
Gemeinschaft der Männer aufgenommen und begannen einen völlig neuen Lebensabschnitt.
Sie lernten nun die kultischen Gebräuche kennen und galten nach ihrer Hochzeit als Mann.
Was bedeutet, dass sie nun an der Organisation des sozialen Lebens ihrer Stämme teilhaben
durften.
Tjukurrpa – Die Traumzeit
Die Traumzeit, bei den Aborigines „Tjukurrpa“ genannt, ist sehr wichtig für die Aborigines,
denn ihrer Meinung nach ist in dieser Zeit die Welt erschaffen worden. Außerdem ist die
Kultur der Aborigines, welche die älteste der Welt ist, damals entstanden. Mit Hilfe von
Zeremonien, Tänzen, Zeichnungen und Geschichten erzählen sie ihren Kindern von der
Traumzeit. Früher gaben die Aborigines ihre Geschichten aus der Traumzeit aber auch durch
Wandmalereien weiter.
„Die Erschaffung des Landes durch die Regenbogenschlange“ ist eine der bedeutendsten
Geschichten aus der Traumzeit:
„Zu Anbeginn gab es nur das große Salzwasser. Aus den Tiefen stieg Ungud, die
Regenbogenschlange, empor. Steil richtete sie sich auf und warf ihren Bumerang in einem
weiten Umkreis über das Meer.
Mehrmals berührte der Bumerang auf seinem Flug die Fläche des Salzwassers, und dort
schäumte das Wasser auf, und glattes, ebenes Land kam zum Vorschein. Ungud wanderte
über dieses neue, weiche Land und legte viele Eier, aus denen neue Urzeitwesen schlüpften.
Es waren die Wondjina, und sie wanderten in alle Richtungen.“
Die Rolle der Weißen
Heute leben in Australien nur noch etwa 230.000 der ehemals über einer Million Aborigines.
Aber warum gibt es heute nur noch so wenige Aborigines im Vergleich zu früher? Nun, im
Jahr 1770 kam der erste Europäer, der Seefahrer und Entdecker James Cook, im Auftrag der
britischen Krone nach Australien. Doch er verließ das Land schon bald wieder. 18 Jahre
später, also im Jahr 1788, kamen allerdings weitere Europäer nach Australien – und dieses
Mal sollten sie für immer bleiben. Die „weiße Invasion“ begann.
Viele der Aborigines starben – entweder durch Krankheiten, die die Weißen nach Australien
gebracht hatten oder da sie von den Weißen umgebracht wurden. Einige der Aborigines
fingen aus Verzweiflung an, Alkohol zu trinken oder Drogen zu nehmen. Sie konnten es nicht
mit ansehen, wie ihre gewohnte Welt zerbrach.
„Stolen generations“
Die Europäer wollten die
Ureinwohner sogar dazu
zwingen, so zu leben, wie sie
es taten. Da sich die
Aborigines aber weigerten,
nahmen die Weißen im
Zeitraum von 1920 bis 1969
den Aborigines die Kinder
weg. Diese so genannten
„stolen generations“ wurden
in
britische
Familien
gebracht
und
dort
aufgezogen. Viele der Kinder
von damals versuchen heute
noch ihre Familien zu finden. Doch die Aborigines wollten sich das nicht gefallen lassen und
fingen an für ihre Rechte zu kämpfen. Aber erst seit dem Jahr 1962 sind sie wahlberechtigt.
Am 12. Juli 1971 wurde die inoffizielle Flagge der Aborigines zum ersten Mal gehisst. Die drei
Farben der Flagge haben alle verschiedene Bedeutungen. Das Rot steht für die Farbe des
Landes Australien und das Blut der Aborigines. Das Gelb steht für die Sonne, welche
wiederum für das Leben steht. Und das Schwarz steht sowohl für die Hautfarbe der
Aborigines als auch für die Traumzeit. Zusammen symbolisieren die drei Farben die
Grundlage des Lebens der Aborigines.
National Sorry Day - Das Leben der Aborigines heute
Seit dem Jahr 2000 gibt es den „National Sorry Day“, an dem sich die australischen Bürger
offiziell bei den Aborigines entschuldigen. Trotzdem werden die Aborigines auch heute noch
benachteiligt.
Nur 50.000 Menschen sind „Vollblut-Aborigines“ und ein Großteil von ihnen lebt nur noch
teilweise traditionell. Was bedeutet, dass sie einerseits zwar Autos haben und in
Supermärkten einkaufen gehen, sie aber andererseits auch noch Tiere jagen und an
Zeremonien teilnehmen.
Ihr Geld verdienen die Aborigines heute vor allem durch den Tourismus. So bieten sie zum
Beispiel Ausflüge zu ihren heiligen Plätzen an, wie zum Beispiel dem Uluru (auch Ayers Rock
genannt). Weitere Einnahmequellen bieten sich ihnen durch den Verkauf von Didgeridoos,
Bumerangs oder auch Bildern.
Musikbands wie die Band „Yothu Yindi“ verdienen ihr Geld durch das Verkaufen von MusikCDs.
Berühmte Aborigines – Die Musikband Yothu Yindi
„Kind und Mutter“, was der Name der A
Band Yothu Yindi übersetzt bedeutet, ist B
eine sehr erfolgreiche australische C
Popband. Gegründet wurde sie im Jahr D
E
1986 von dem „Australier des Jahres
F
1992“ Mandawuy Yunupingu, der Band- G
leader, Leadsänger und Songschreiber H
dieser Band ist. Ihre Mitglieder sind teils I
Aborigines, teils Europäer. Indem sie so- J
wohl das Didgeridoo als auch Gitarren
und Schlagzeuge benutzen, versuchen sie
diese beiden völlig unterschiedlichen
musikalischen Kulturen zu kombinieren.
Was man zum Beispiel an ihrem Song
Bandleader, Leadsänger und
„Djapana (Sunset Dreaming)“ sehen kann,
Songschreiber von Yothu Yindi
ist, den sie sowohl in der Sprache der
Mandawuy Yunupingu
K
Aborigines als auch in Englisch singen.
Die Band setzt sich außerdem für gegenseitigen Respekt und Verständnis zwischen den
unterschiedlichen Kulturen ein.
So hat Mandawuy Yunupingu zum Bespiel einmal gesagt: „Ich benutze das Können weißer
Männer und das Können der Männer der Aborigines und bringe sie für einen neuen Anfang
zusammen.“
Larissa Disch, 10a