"Innerlich bin ich ein Aborigine"

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"Innerlich bin ich ein Aborigine"
"Innerlich bin ich ein Aborigine" | BBV-NET
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zuletzt aktualisiert: 22.12.1998 08:00
Sven Molder spielt das Didgeridoo und ist mit jedem Ureinwohner Australiens
verwandt
"Innerlich bin ich ein Aborigine"
Isselburg-Heelden (cq). Im Kinofilm "Wo
die grünen Ameisen träumen" hörte Sven Molder vor 14 Jahren zum ersten Mal die Klänge
eines Didgeridoos. Die australischen Aborigines verwenden das Instrument, um sich zu
verständigen. Die von Termiten ausgehöhlte Holzröhre ist eines der ältesten
Musikinstrumente der Menschheitsgeschichte, sagt Molder. Am Wochenende hielt er in der
Musikschule Liederspatzen in Heelden ein Seminar über das Didge.
Fasziniert beschloß Molder bei seiner ersten Bekanntschaft: "Wenn Du ein Instrument lernst, dann
dieses." Doch in deutschen Musikgeschäften konnte er keines finden. Erst bei einer Hochzeit im
Hunsrück kam Molder in Kontakt mit dem Blasinstrument. Ein Didgeridoo-Künstler brachte dem
Brautpaar ein Ständchen. Drei Tage dauerte die Hochzeit. An jedem Tag lieh sich Molder mindestens
zwei Stunden das Instrument aus.
Die Musik hat ihn so fasziniert, daß er 1985 ein Didge nachbaute, aus heimischem Bärenklau. "Es
klang nicht so gut wie die australischen, aber ich habe damit viel gelernt." erzählt er. 1993 besorgte
er sich dann in einem Laden in Düsseldorf Hartholz, um ein neues Didgeridoo zu bauen. Dort wurde
er auch angesprochen, ob er nicht Lust habe, sein Können anderen zu vermitteln. "So bin ich an die
Workshops gekommen."
Auch mit dem Wesen der Aborigines beschäftigt sich Molder. "Das Didgeridoo ist ein Instrument
voller Kultur", berichtet er. "Die Sprache der Aborigines ist in Rhythmen aufgebaut, die dann vom
Didge nachgespielt werden." Deshalb muß man erst die Sprache der Aborigines lernen, um die Musik
wirklich zu verstehen. Eine einfache Sprache sei es nicht, je nach Stimmung werden Konsonanten
und ganze Wörter anders betont.
Gleichzeitig spielte der Musiker in einer deutschen Didgeridoo-Band mit. Darüber lernte er einen Clan
in Australien kennen. Im vergangenen Sommer reiste er für sechs Wochen dorthin, um sie zu
besuchen. Von Anfang an war das Verhältnis herzlich, erzählt er: "Mein Blut ist wie ihres. Innerlich
bin ich ein Aborigine."
Nach einiger Zeit wurde Molder vom Clan als Bruder adoptiert. Bis es so weit war, stellten die neuen
Freunde ihn auf die Probe. So ging Molder einmal mit einigen Aborigines durch den Busch. "Plötzlich
war ich alleine, und alles sah gleich aus", erzählt er. Die Aborigines hatten sich versteckt und wollten
seine Reaktion auf die scheinbar aussichtslose Situation sehen. "Wer hysterisch reagiert, hat
verloren", erklärt er. Molder orientierte sich an der Sonne und fand so den Weg zurück. Das gefiel
den Aborigines. Er bekam einen Stammesnamen und ist nun mit jedem Aborigine verwandt.
Regelmäßig besucht Molder inzwischen seine Freunde. Bei ihnen lernt der Musiker jedes Mal mehr
über das Didgeridoo-Spiel. "Es ist echt frustrierend, wenn dort drüben ein Achtjähriger besser spielt
als ich", sagt er lachend.
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07.11.2006