Crossing the Line - Kunsthistorisches Institut in Florenz

Transcription

Crossing the Line - Kunsthistorisches Institut in Florenz
10:00 Uhr
Brigitte Sölch (Florenz)
Welcome and Introduction
10:15 Uhr
Simone Bader (München)
Italienische Kolonialarchitektur und ihre
Folgen
11:00 Uhr
Andres Lepik (München)
AFRITECTURE and beyond.
Architekturausstellungen und die Fragen
der Ethik
11:45 Uhr
General discussion
Ethik und Architektur - Dialog I, organized by Brigitte Sölch
Crossing the Line: Colonial and Postcolonial Architecture In Africa
SIMONE BADER
Italienische Kolonialarchitektur und ihre Folgen
Abstract
Italienische Soldaten betraten den Landstrich am Roten Meer 1886, eroberten das Gebiet sukzessiv und gaben ihm 13 Jahre
später den Namen Eritrea. Die einheimische Bevölkerung erlebte die Invasion als einen empfindlichen Einschnitt in ihre
kulturellen Gewohnheiten und Traditionen. Für tiefgreifende Veränderungen sorgten vor allem Architekten und Bauherren,
die in der Kolonie die einmalige Chance erkannten, eigene Vorstellungen und Ideen umzusetzen ohne auf schon
vorhandene Strukturen Rücksicht nehmen zu müssen. Vielmehr konnten sie kompromisslos ihrem Architekturverständnis
genauso Ausdruck verleihen wie ihrer gesellschaftlichen Stellung im neu entstehenden städtebaulichen Gefüge. Indigene
Siedlungsstrukturen mussten sogar, wenn sie den Ausbau der Zentren störten, vollständig weichen.
Vor diesem kolonialhistorischen Hintergrund stellt sich umso mehr die Frage, wie die heutige eritreische Bevölkerung mit
diesem schwierigen Erbe umgeht, bedeutete es doch für Generationen Unterdrückung und veränderte die eigene Identität
nachhaltig? Wie also kann auf Formen und Strukturen aufgebaut werden, die vor allem dazu dienten, die koloniale
Gesellschaft zu kontrollieren? Fragen, die nicht nur für Eritrea bedeutend sind, sondern ganz Afrika betreffen und die
zukünftige architektonische Gestaltung dieses ganzen Kontinents nicht unerheblich beeinflussen.
In diesem Vortrag sollen die Probleme anhand der Entwicklung der italienischen Kolonialstadt Asmara analysiert und erste
Lösungsansätze vorgestellt werden, die anschließend frei zur Diskussion stehen.
CV
Simone Bader, Kunsthistorikerin, ist seit Januar 2013 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Architekturmuseum der TU
München und hat die Ausstellung, den Katalog und das erweiterte Begleitprogramm zu "AFRITECTURE-Bauen mit der
Gemeinschaft" maßgeblich mitbestimmt und organisiert. Ende 2012 reichte sie ihre Dissertation "Moderne in Afrika.
Asmara - Die Konstruktion einer italienischen Kolonialstadt" an der Humboldt-Universität zu Berlin ein. Für ihre Forschung
nahm sie an einem Austauschprogramm der University of California (Berkeley) teil, arbeitete im Archiv des
Infrastrukturministeriums in Asmara und erhielt ein Stipendium des Deutschen-Historischen Instituts in Rom. Zuvor
arbeitete sie als Assistentin in der Galerie Contemporary Fine Arts, Berlin, und erhielt Werkverträge für verschiedene
Aufgabenstellungen an der Neuen Nationalgalerie.
ANDRES LEPIK
AFRITECTURE and beyond. Architekturausstellungen und die Fragen der Ethik (Andres Lepik)
Abstract
Nach der Postmoderne und dem Kult der Star-Architektur ist die Frage nach der gesellschaftlichen Relevanz der Disziplin
gegenwärtig wieder in die öffentliche Debatte gerückt. Schon die 7. Architekturbiennale des Jahres 2000 in Venedig trug
den Titel: "Less Aesthetics, More Ethics" - wobei hier aber kaum konkrete Beispiele zu finden waren. Seit der
wirtschaftlichen Krise von 2008 wenden sich Architekten vermehrt Projekten zu, bei denen sie Entwürfe für die "anderen
99%" der Weltbevölkerung entwickeln. Ob Slum-Upgrading in den brasilianischen Favelas oder Lehmbau in Afrika,
Flüchtlingslager im Nahen Osten oder auch bessere Gestaltung für Notunterkünfte in Europa: eine junge Generation von
Architekten stellt ihre Kompetenz und Kreativität in den Dienst von Gesellschaftsschichten, die nach dem üblichen
Verständnis ihrer Profession nicht als ihre Kunden auftreten würden.
Mit der Ausstellung "AFRITECTURE. Bauen mit der Gemeinschaft" wurde das Thema der sozial engagierten Architektur im
Architekturmuseum München in der Pinakothek der Moderne an 26 Beispielen aus Subsahara präsentiert. Diese
Ausstellung ist die Fortsetzung einer längeren Reihe von Präsentationen, die mit "Small Scale, Big Change. New
Architectures of Social Engagement" im MoMA 2010 begann. Mit AFRITECTURE ist es erstmals gelungen, die Besucher aktiv
in die Präsentation einzubinden und die Ausstellung zu einer offenen Plattform des Diskurses zu machen.
CV
Andres Lepik studierte Kunstgeschichte und Germanistik an den Universitäten Augsburg und München und promovierte
über Architekturmodelle der Renaissance an der Bibliotheca Hertziana in Rom. Von 1994 an war er als Kurator an den
Staatlichen Museen zu Berlin tätig, von 1998 bis 2004 wissenschaftlicher Referent des Generaldirektors. Von 2004 bis 2007
übernahm er die Leitung der Architektursammlung 20. / 21. Jahrhundert an der Kunstbibliothek. Von 2007 bis 2011 Curator
am Department for Architecture and Design im Museum of Modern Art, New York. 2011/2012 Loeb-Fellow an der Graduate
School of Design, Harvard University. Seit Oktober 2012 Professor für Architekturgeschichte und kuratorische Praxis an der
TU München und Direktor des Architekturmuseums der TUM in der Pinakothek der Moderne.
Ausstellungskurator von zahlreichen Architekturausstellungen an den Staatlichen Museen zu Berlin, u. a.:
"Architekturmodelle der Renaissance" (Altes Museum,
1995), "Renzo Piano" 2000 (Neue Nationalgalerie), "Mies in Berlin" (Altes Museum, 2001), "Content/Rem Koolhaas und
OMA AMO" (Neue Nationalgalerie 2003/4).
Am Museum of Modern Art kuratierte er: "Small Scale, Big Change. New Architectures of Social Engagement" (2010/2011)
und am Architekturmuseum: "AFRITECTURE - Bauen mit der Gemeinschaft" (2013/2014)

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