Alte Pinakothek

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Alte Pinakothek
TU München
Vorlesung Kunst- und Architekturgeschichte
WiSe 2010/11
“Bildungsbauten in Deutschland
vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart”
Dietrich Erben
III. Museumsbau
Begriff des Museums: Ableitung des Begriffs vom griechischen museion und seiner
lateinischen Übersetzung museum; ursprünglich Bezeichnung für die den Musen
geweihte Haine und Tempelbezirke, noch in der griechischen Antike auch
Bezeichnung für wissenschaftliche Einrichtungen und deren Gebäude. Erst seit der
Hochrenaissance im 16. Jahrhundert Verwendung des Begriffs „Museum“ in
Verbindung mit einer Sammlung von Kunstwerken.
Hauptfunktionen des Museums sind das Sammeln, Bewahren (Konservieren und
Restaurieren), die wissenschaftliche Bearbeitung sowie die öffentliche Präsentation
und Vermittlung von Objekten, die meist aus anderweitigen Kontexten
herausgelöst wurden, in geeigneten Räumlichkeiten. Durch die Verwahrung von
Objekten im Museum werden die natürlichen oder künstlich hergestellten
Gegenstände zeitweilig oder endgültig dem ökonomischen Warenaustausch
entzogen; es erfolgt eine ideelle und tatsächliche Wertsteigerung durch die
Eigenschaft als Rarität und durch die Neukontextrealisierung der Objekte in der
Museumsinstitution. Der Wert der Objekte besteht neben ihrem materiellen Wert
in ihrem ästhetischen und historischen Dokumentcharakter, der durch
angemessene Präsentationsformen der Objekte und durch Vermittlungsaktivitäten
dem Publikum zur Mitteilung gebracht werden soll.
Thesauros (griech.: Schatz, Schatzhaus): In der griechischen Antike ein Gebäude in
einem Heiligtum zur Aufbewahrung von Votivgaben, der Kriegsbeute und des
Staatsschatzes.
Der Thesauros in Delphi folgt dem Bautypus des Antentempels. Auf der Akropolis in
Athen wurde der Staatsschatz im Parthenontempel ( 447-432 v.Chr.) mit der
Kolossalstatue der Göttin Athena Polis, die aus Gold, Elfenbein und Edelsteinen des
Staatshortes gearbeitet war.
Naturalia und Artificialia in der
Kunst- und Wunderkammer
Nautiluspokal, frühes 17. Jh.;
Sog. Wunderkugel aus Elfenbein.
Petrus Gonsalus und seine Tochter,
Porträtgemälde, um 1582, aus der
Kunst- und Wunderkammer von
Schloss Ambras bei Innsbruck.
Beispiel für ein „studiolo“
Urbino, Palazzo Ducale, ab ca. 1450 errichtet
unter Herzog Federico da Montefeltro;
Architekten u.a. Luciano Laurana und
Francesco di Giorgio Martini.
Studiolo im Palazzo Ducale in Urbino.
München, Residenz, Antiquarium, errichtet 1568-1571.
Das Antiquarium diente vor allem der Präsentation der Antikensammlung, die seit den
späten 1560er Jahren aufgebaut wurde. Bei den Büsten handelt es sich sowohl um antike
Originale als auch um neue Nachschöpfungen des 16. Jh.s; im Obergeschoss befand sich die
Bibliothek ; beide Bereiche ergänzten die Sammlungen zusammen mit der Wunderkammer
zu einem der größten Sammlungskomplexe der Zeit.
Architekten des Antiquariums Simon Zwitzel, Wilhelm Egckl, Beratung Jacopo Strada.
Grottenhof der Münchner Residenz.
Schloss
Fontainebleau,
Galerie von König
Franz I.,
errichtet und
ausgestattet ab 1540
Raumtypus der Galerie:
- einerseits Integration in einen Palastkomplex;
- andererseits Freistellung zumindest an den Längsseiten
- schmaler, längsgerichteter Grundriss
- neben der Beherbergung von Sammlungsstücken auch meist aufwändige
Raumdekoration
- funktionale Prioritäten der doppelseitigen Belichtung, der Raumsicherheit und der Nähe
zu den Wohnappartements
Schloss Versailles, Spiegelsaal (Galerie des glaces),
errichtet 1678-86 durch den Architekten Jules Hardouin-Mansart.
Späterer Anbau des Spiegelsaals an den bestehenden Baubestand
zur Gartenseite.
Substitution der Fenster an einer Seite durch Spiegel;
Verlagerung der Raumdekoration an die Decke.
Sog. Galeriehängung:
Wandfüllende Hängung von
Gemälden meist nach
Formaten gruppiert und in
symmetrischen Kompositionen
angeordnet.
Sog. Schulhängung:
Lose Hängung nach den
historischen Gesichtspunkten der
Entstehung (Malerwerkstätten,
Kunstregionen, Epochen etc.)
Bildquellen für die Galeriehängung:
Jan Brueghel,
Allegorie der Fünf Sinne
(Sehen und Gehör),
Gemälde um 1618
Museo del Prado.
Im Verlauf des 18. Jahrhunderts erfolgen zwei grundlegende
Entwicklungen des Museums als Institution und als Bau:
- Spezialisierung / Systematisierung / schärfere Profilierung der
Sammlungsbestände (grundlegend die Trennung zwischen
Naturobjekten und Artefakten sowie der weiteren Unterteilung der
Letzteren (Bücher in Bibliotheken, wissenschaftliche Instrumente
in Universitäten oder Akademien, Kunstwerke ins Kunstmuseum)
- Zugänglichkeit der Museen unterschiedlicher Sparten für die
Öffentlichkeit.
Wien, Belvedere. Palastanlage errichtet für
Prinz Eugen von Savoyen ab 1714 durch
Lukas von Hildebrandt; Unterbringung der
Kaiserlichen Gemäldesammlung ab 1778
und deren Neuordnung durch
Christan von Mechel.
Hängungsplan für die Kaiserliche Gemäldesammlung im Oberen Belvedere von
Christian von Mechel, 1778.
Museum Fridericianum in Kassel, errichtet
1769-1776 von Simon Louis du Ry
für den Landgrafen Friedrich I. von Hessen
Kassel
Bernardo Bellotto, Der Neumarkt in Dresden mit der Kutschenanfahrt von König
August III. dem Starken.
Links im Bild die Gemäldegalerie des Johanneums, im Hintergrund die Frauenkirche.
Ausschnitt des Gemäldes von 1749 (Dresden, Staatliche Kunstsammlungen).
Rechts in der Radierung Bellottos die Gesamtansicht des Platzes.
Der Umbau des Stallhofes zur Galerie erfolgte 1746, die Hängung der Bilder bis 1750.
Das Gemälde würdigt die Vollendung des Museumsumbaus.
Johann Wolfgang von Goethe: Bericht über den Besuch der Dresdner Galerie im sog.
Johanneum am Neumarkt Jahr 1768:
„Die Stunde, wo die Galerie eröffnet werden sollte, mit Ungeduld erwartet, erschien. Ich trat
in dieses Heiligtum, und meine Verwunderung überstieg jeden Begriff, den ich mir gemacht
hatte. Dieser in sich selbst wiederkehrende Saal, in welchem Pracht und Reinlichkeit bei der
größten Stille herrschte, die blendenden Rahmen, alle der Zeit noch näher, in der sie
vergoldet wurden, der gebohnte Fußboden, die mehr von Schauenden betretenen als von
Arbeitenden benutzten Räume gaben ein Gefühl von Feierlichkeit, einzig in seiner Art, das
um so mehr der Empfindung ähnelte, womit man ein Gotteshaus betritt, als der Schmuck so
manches Tempels, der Gegenstand so mancher Anbetung hier abermals, nur zu heiligen
Kunstzwecken aufgestellt erschien.“
Johann Wolfgang von Goethe: Dichtung und Wahrheit, 1812 (Hamburger Ausgabe Bd. 9, S.
320), S. 18.
Beispiel für die Neukontextuaisierung
eines Gemäldes aus dem sakralen
in den musealen Kontext:
Raffael, Sixtinische Madonna.
Altargemälde aus der Kirche San
Sisto in Piacenza, entstanden
um 1513.
Ankauf für die Dresdner
Gemäldegalerie 1754.
Auswirkungen der Französischen Revolution (1789) auf die Institution des
Museums:
Überragende Bedeutung für die Etablierung des Kunstmuseums als öffentliche
Institution die Französische Revolution 1789 und die damit verbundene Öffnung
des Louvrepalastes als Museum; mehrere Gesichtspunkte entscheidend:
1. Abschaffung der Monarchie und infolgedessen die Konfiszierung des
königlichen Besitzes 1792 und Säkularisierung des Kirchenbesitzes – Sekundärverwendung des Schlosses als Museum.
2. Ideologie der „Befreiung“ der Kunstgegenstände aus königlichem und
kirchlichen Besitz und deren Zugänglichkeit als Besitz der „Nation“ und als
Dokumente für deren eigene Geschichte - Idee vom Museum als öffentliche
Bildungsinstitution und als Nationalmuseum.
3. Erhebliche Erweiterung der vorhandenen Sammlungsbestände durch die
Konfiskationen von Kunstgegenständen aus europäischen Sammlungen im Zuge
der napoleonischen Kriege 1794-1814 - Idee eines Universalmuseums.
Louvre-Palast in Paris: Luftbild und Schema
der Bauphasen.
Hubert Robert, Die Zerstörung der Königsgräber in Saint Denis, Gemälde um 1793.
Benjamin Zix, Die Konfiskation von Kunstwerken
in Kassel, um 1806.
Napoleon entführt die Quadriga
vom Brandenburger Tor,
zeitgen. Karikatur.
Benjamin Zix:
Allegorisches Porträt des
Direktors des Louvre-Museums,
Dominique Vivant-Denon,
um 1802.
Hubert Robert, Galeriesäle im Louvre,
Gemälde nach 1795.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bzw. zu Beginn des 19.
Jahrhunderts das moderne Kunstmuseum als Institution etabliert:
- Spezialisierung der Sammlungen
- Verständnis des Kunstbesitzes als ideeller Besitz der Nation
- öffentliche Zugänglichkeit
- Schulhängung der Objekte nach historischen Gesichtspunkten
und wissenschaftliche Erschließung der Bestände (Sammlungskataloge)
- Raumtypus des Oberlichtsaales (Funktionalität und Semantik)
- Noch nicht voll entwickelt ist der Gebäudetypus mit
entsprechender Form- und Funktionsdisposition.
Karl Friedrich Schinkel,
Altes Museum am Berliner Lustgarten,
Entwurf 1822.
Zeitgenössische Ansicht und
Blick ins Treppenhaus.
Grundrissschema mit Hängungsplan der Gemälde.
Aus: Gustav Friedrich Waagen,
Verzeichnis der Gemälde-Sammlung des königlichen
Museums zu Berlin, Berlin 1830, 2. Aufl. 1845.
Graphische und bauliche
Rekonstruktionen der Agora in
Athen.
Unten: Dorische Kolonnade der 1952-56
Rekonstruierten Stoa des Königs
Attalos II. Philadelphos (2. Jh. v. Chr.)
Altes Museum
in Berlin.
Rotunde.
Untere Abbildungen:
Pantheon in Rom,
errichtet unter
Kaiser Hadrian
(reg. 117-138 n.Chr.).
Innenpanorama
und Schnitt
Altes Museum in Berlin.
Historische und aktuelle Fotografien.
Konzeptionelle Grundideen:
- Synthese der antiken Raumtypen
von „griechischer“ Kolonnade und
„römischer“ Rotunde
- Öffnung des Gebäude in Opposition
zur geschlossenen Fassadenflucht
des Schlosses
-„ästhetische Erziehung“ und
„historische Bildung“ als
Bildungsauftrag
Fallbeispiel Alte Pinakothek
Alte Pinakothek in München von Leo von Klenze, errichtet 1826-1836,
Bauherr König Ludwig I. (reg. 1825-48, +1868)
Politischer Gesamtkontext die Erhebung des Kurfürstentums Bayern zum Königreich 1806
(Max I. Joseph, +1825), konstitutionelle Monarchie durch die Verfassung 1838. Schrittweise
Ausbau der Stadt zur Residenz-, Regierungs- und Landesmetropole, d.h. auch der
Ansiedelung sämtlicher Kulturinstitutionen, dies besonders unter Ludwig I. und der
Stadterweiterung.
Anlage der Maxvorstadt nach Planungen von Karl von Fischer und dem Gartenarchitekten
Friedrich Ludwig Sckell, Generalplan einer rasterförmigen Anlage mit der Zentralachse der
Brienner Straße, gleichzeitig freie, gartenstadtartige Villenbebauung mit Platzabfolgen.
Das vergleichsweise bezugsloses Nebeneinander alter und neuer Stadtstrukturen wird durch
die Ludwigstraßen-Bebauung Leo von Klenzes ab 1816/18 korrigiert.
Ansiedelung einer Vielzahl von Kulturinstitutionen: Nationaltheater (1811-18),
Antikenmuseum der Glyptothek (1816-1830), Alte und Neue Pinakothek (1846-53),
Kunstakademie (1800), Universität (1825), Staatsbibliothek (1832-42), Konzertsaal des
Odeons (1826-28, heute Innenministerium).
München, Maxvorstadt,
Planung ab 1806 durch
Carl von Fischer und
Friedrich von Sckell.
Königsplatz, Vorkriegszustand
Leo von Klenze, Glyptothek, Planung ab 1814, errichtet 1816-1830.
Glyptothek, zeitgen. Aquarell und
Vorentwurf Leo von Klenzes.
Glyptothek, Innenhof.
Glyptothek, Grundriss.
Rezeption von Elementen der RenaissanceArchitektur in Grundriss- und Fassadendetails
Andrea Palladio, Palazzo Thiene in Vicenza,
errichtet ab 1542.
Obere Abb.: Ansicht und Illustration aus den
„Quattro libri dell‘architettura“ (1570)
Glyptothek, Rückseite mit Portalfenstern in der Form von „Serliane“ (Palladiomotiv)
Ädikulen an den Fassaden.
Glyptothek, Tympanon: Statuengruppe der Minerva, die die Bildhauerkünste lehrt.
Glyptothek, Äginetensaal mit Blick in den Bacchussaal mit dem Barberinischen Faun,
Vorkriegszustand
Glyptothek, Römersaal, Vor- und Nachkriegszustand;
1962-66 Neuausbau durch Johannes Ludwig.
Georg Friedrich Ziebland, ehem. Kunst- und Industrie-Ausstellungsgebäude
(Staatliche Antikensammlung), 1838-1845.
Alte Pinakothek von Südosten.
Heinrich Adam, Gemälde aus der Folge „Das neue München“, 1839
Wilhelm von Kobell, Alte Pinakothek in München, 1840.
Alte Pinakothek,
Ostfassade,
Vorkriegszustand
Alte Pinakothek, Nordfassade.
Alte Pinakothek, Südfassade
Alte Pinakothek, Südfassade
Alte Pinakothek, Südfassade, Aufnahme 1938
Alte Pinakothek, Grundrisse 1823
Loggia im Obergeschoss,
Südseite.
München_Alte Pinakothek_Rubenssaal_vor 1945
Peter Paul Rubens:
Jüngstes Gericht, Gemälde 1617.
Maße 6,10 x 4,60 m.
Ehem. Hochaltarbild der Hofkirche
in Neuburg a.d. Donau; bereits im
17. Jh. in der Sammlung in Düsseldorf,
von dort nach München; seit 1836 an
gleicher Stelle in der Alten Pinakothek.
Friedrich Overbeck,
Italia und Germania,
Gemälde 1828.
Neue Pinakothek.
Die Pinakothek als Bildungsinstitution:
- Präsentation der königlichen Sammlung mit öffentlicher Zugänglichkeit,
gleichwohl Museum als Monument des königlichen Mäzenatentums
(im Vestibül u.a. Porträt Kg. Ludwigs I.)
- Gedanke einer sowohl ästhetischen Erziehung als auch historischen Bildung;
Hängung der Gemälde nachdem „Schulsystem“ (vgl. Belvedere-Sammlung in Wien
und Altes Museum in Berlin),;eigener Akzent durch die Polarität von „Italia und
Germania“ - Beginn des Rundgangs mit der altdeutschen Malerei und den frühen
Niederländern, erster Kulminationspunkt mit dem Saal Raffaels, chronologischer
Fortführung in die Barockmalerei, zentraler Saal mit den Rubensgemälden
-In der festen Ausstattung der Gewölbedekorationen Programmthema des
„Bundes der Religion mit den bildenden Künsten“ ; am Außenbau die
Künstlerstatuen-Balustrade, Darstellung der „Entwicklung der christlichen Malerei"
- Insgesamt historische Bildung und Vermittlung des romantischen
Künstlermythos, staatstragende Verbindung von Kunst und Religion
August von Voit, Neue Pinakothek_Ansicht von Südosten_1860
München_Neue Pinakothek_Kaulbachsaal_1880
Der Wiederaufbau der Alten Pinakothek
München_Alte Pinakothek_Südfassade_Ruine 1946
Alte Pinakothek, Grundriss Baubestand EG (oben) und Umbaugrundriss
Veränderung des Raumprogramms und des Erscheinungsbildes durch
Hans Döllgast, 1952-57
Maßnahmen im einzelnen, Raumprogramm und Erscheinungsbild:
- Verlegung des Eingangs von der Ostseite an die Mitte der Nordseite,
- damit Erschließung eines geräumigen Foyers
-Verzicht auf den Wiederaufbau der Loggia und Errichtung von zwei einläufigen Treppen in
einem modernen, zweigeschossigen Schacht
- Öffnung des Erdgeschosses mit Sammlungsräumen (Auslagerung der Depots und Büros);
Verzicht auf die Treppe im östlichen Schmaltrakt,
-Beibehaltung der Raumfolge im Obergeschoss (Hauptsäle und Kabinette), jedoch kein
Gedanke mehr an die Wiederherstellung der Raumdekoration; zudem Rückbau der
Lichtkästen,
- Außenfassaden mit Sichtbarbelassung der Zerstörungen und der neuen Eingriffe,
insbesondere an der Südfassade, Schließung der Fassadenlücke in ihn bewusst karger, vom
Originalbaubestand abgesetzter Form
Veränderung des Raumprogramms und des Erscheinungsbildes
durch Hans Döllgast, 1952-57
- Verlegung des Eingangs von der Ostseite an die Mitte der
Nordseite,
- damit Erschließung eines geräumigen Foyers
-Verzicht auf den Wiederaufbau der Loggia und Errichtung von zwei
einläufigen Treppen in einem modernen, zweigeschossigen Schacht
- Öffnung des Erdgeschosses mit Sammlungsräumen (Auslagerung
der Depots und Büros);
Verzicht auf die Treppe im östlichen Schmaltrakt,
- Beibehaltung der Raumfolge im Obergeschoss (Hauptsäle und
Kabinette), jedoch kein Gedanke mehr an die Wiederherstellung der
Raumdekoration; zudem Rückbau der Lichtkästen,
- Außenfassaden mit Sichtbarbelassung der Zerstörungen und der
neuen Eingriffe, insbesondere an der Südfassade, Schließung der
Fassadenlücke in ihn bewusst karger, vom Originalbaubestand
abgesetzter Form
Alte Pinakothek, Grundriss Baubestand EG (oben) und Umbaugrundriss
München_Alte Pinakothek_Südfassade_Hans Döllgast
München_Alte Pinakothek_Südfassade_Stahlrohrstützen
München_Alte Pinakothek_Treppenhaus_westl
München_Alte Pinakothek_Treppenhaus
München_Alte Pinakothek_Treppenhaus_1954
München_Alte Pinakothek_Treppenhaus_1957
München_Alte Pinakothek_Treppenhaus_1956
Alte Pinakothek, Nordfassade.
Alte Pinakothek, Nordfassade.
Veränderung des Raumprogramms und des Erscheinungsbildes durch
Hans Döllgast, 1952-57
Maßnahmen im einzelnen, Raumprogramm und Erscheinungsbild:
- Verlegung des Eingangs von der Ostseite an die Mitte der Nordseite,
- damit Erschließung eines geräumigen Foyers
-Verzicht auf den Wiederaufbau der Loggia und Errichtung von zwei einläufigen Treppen in
einem modernen, zweigeschossigen Schacht
- Öffnung des Erdgeschosses mit Sammlungsräumen (Auslagerung der Depots und Büros);
Verzicht auf die Treppe im östlichen Schmaltrakt,
-Beibehaltung der Raumfolge im Obergeschoss (Hauptsäle und Kabinette), jedoch kein
Gedanke mehr an die Wiederherstellung der Raumdekoration; zudem Rückbau der
Lichtkästen,
- Außenfassaden mit Sichtbarbelassung der Zerstörungen und der neuen Eingriffe,
insbesondere an der Südfassade, Schließung der Fassadenlücke in ihn bewusst karger, vom
Originalbaubestand abgesetzter Form
In der Bewahrung des Baus selbst ein Gegenentwurf zum ursprünglichen
Raumprogramm, damit verbunden auch ein neues Bildungskonzept:
- die Revision des Raumprogramms ermöglicht durch institutionelle und
technische Veränderungen (Freiwerden des Erdgeschosses durch Verlagerung
von Depots und Büros; technische Modernisierung , u.a. Rückbau der
Lichtkästen wg. Kunstlicht, Verzicht auf Klimapuffer im Süden wg. Klimaanlage);
- neues Verständnis von Museum als Institution und von musealer
Öffentlichkeit: Museum als sichtbarer Wiederaufbau, damit auch als Mahnmal
für den Krieg; Foyersituation und große Treppen als Empfangsraum bzw.
Erschließungsweg für ein breiteres Publikum;
- im Verzicht auf Wanddekorationen die Hinwendung zum weißen, neutralen
Ausstellungsraum und dem Bestehen auf der konkurrenzlosen Autonomie der
Kunstwerke;
- Öffnung zur Grünfläche, nicht zur Straßenseite; der Museumsbau integriert in
Freizeit- und Erholungsfläche; insgesamt größtmögliche Abwendung vom
Verständnis des Museumsbaus als einer elitären, ehemals monarchischen
Institution zu Gunsten der Idee des Museums als Bestandteil demokratischer
Massengesellschaften.