Erfahrungsbericht Auslandsaufenthalt

Transcription

Erfahrungsbericht Auslandsaufenthalt
Erfahrungsbericht über den Auslandsaufenthalt
Name:
Stefanie
Austausch im:
SS 2014
Studiengang
MA Journalistik
Zeitraum (Datum):
20.01.2013 30.06.2014
Land:
Frankreich
Stadt:
Paris
Universität:
Université Paris Diderot
Unterrichts-sprache: Französisch
ERASMUS
Austauschprogramm:
Angaben zur Zufriedenheit während des Aufenthalts:
(Zutreffendes bitte ankreuzen)
1
2
3
4
(niedrig)
Soziale Integration:
Akademische Zufriedenheit:
Zufriedenheit insgesamt:
ECTS-Gebrauch:
JA:
5
(hoch)
X
X
X
NEIN: X
Vorbereitung
Bewerbung / Einschreibung
(z.B. Bewerbungsschreiben/-formular, Fristen, zeitlicher Ablauf, Zusammenstellung des Stundenplans (mit/ohne ECTS))
Der erste Schritt meiner Bewerbung waren ein schriftliches Bewerbungsschreiben und ein
Lebenslauf, die beim Institut für Journalistik einreichte. Das Bewerbungsgespräch
für mein Auslandssemester lief über den ERASMUS-Koordinator des Instituts für Journalistik,
Marcus Kreutler. Eigentlich hätte dieses in der jeweiligen Landessprache geführt werden müssen.
Inhaltlich ging es um kulturelle, politische und mediale Besonderheiten meines Gastlandes.
WER INS AUSLAND WILL, SOLLTE SICH AUF JEDEN FALL FRÜH DARUM KÜMMERN, DIE
FRISTEN LIEGEN WEIT VOR DEM EIGENTLICHEN ABREISETERMIN.
Anmerkung:
Ich muss dazu sagen, dass ich mich eigentlich auf einen ERASMUS-Platz in Spanien beworben
hatte, unter anderen, um dort die Sprache zu lernen. Da ich aus Zeitmangel im Vorfeld des
Auslandssemesters entgegen der Absprache keinen Spanisch-Sprachkurs vorweisen konnte,
wechselte ich meinen Uni-Wunsch nach Paris.
Voraussetzung für den Austausch war nämlich, die jeweilige Landessprache zu sprechen Französisch habe ich schon vor meinem Auslandssemester fließend gesprochen, was den
Wechsel erleichterte.
Die Zusammenstellung des Stundenplans war aus Deutschland kaum möglich. Von der Universität
in Frankreich bekam ich zwar von der Erasmus-Koordinatorin organisatorische Hilfe, als ich dann
aber für inhaltliche Fragen an meine Journalistik-Koordinatorin weitergeleitet wurde, bekam ich
keine Antworten mehr. Folglich fuhr ich mit einem vorläufigen Stundenplan nach Paris, der im
Endeffekt vor Ort komplett geändert wurde.
Finanzierung
(z.B. Auslands-Bafög, Sokrates-Förderung, anderen Stipendien, etc.)
Neben der Erasmus-Förderung habe ich keinerlei finanzielle Hilfen in Anspruch genommen.
Leider konnte ich kein „CAF“ beziehen, da mein Vermieter damit nicht einverstanden war.
„CAF“ ist eine Art Wohngeld in Frankreich, das auch ausländischen Studierenden zusteht.
Koordiniert wird es vom jeweiligen CAF-Amt des Arrondissements, in dem man wohnt. Für die
Beantragung braucht man offiziell eine internationale beglaubigte Geburtsurkunde - allerdings hat
es bei einigen Freunden von mir auch ohne funktioniert.
Dokumente
(z.B. Visa, Aufenthaltsgenehmigung, Reisepass, etc.)
Für das Studium waren keine nötig.
Für ein Praktikum braucht man in Frankreich allerdings eine Bestätigung der Uni, dass man das
Praktikum im Rahmen des Studiums absolviert.
Sprachkurs
Ich habe keinen Französischkurs belegt - allerdings einen Spanischkurs.
An der Université Diderot gibt es verschiedene Sprachkurszentren:
LANSAD (Langues pour Spécialistes d‘Autres Disciplines) für alle Fremdsprachen
und „FLE“ - Francais Langue Étrangère“ für Französisch als Fremdsprache.
Die Bewerbung verläuft online über einen Einstufungstest.
Während des Aufenthalts
Ankunft
(z.B. Anreise, Einschreibungsformalitäten; Einwohnermeldeamt)
Ich habe mich in Paris nicht umgemeldet.
Die Einschreibungsformalitäten verliefen sehr holprig, da ich für meinen von zu Hause
zusammengestellten Stundenplan viele Kurse gewählt hatte, die entweder nicht offen waren für
Erasmus-Studierende oder nicht stattfanden. Eigentlich musste ich alles noch einmal neu wählen.
(Da ich die erste Erasmus-Studentin im Master Wissenschaftsjournalismus an der Paris Diderot
war, wusste man nicht so recht, was ich darf und was nicht).
Hätte sich meine Koordinatorin schon auf meine Mails von zu Hause gemeldet und nicht erst eine
Woche nach meiner Ankunft in Paris, wäre mit Sicherheit alles deutlich einfacher verlaufen.
Als sie dann erreichbar war, hat sie mir sehr engagiert geholfen.
Campus
(Ansprechpartner (z.B. International Office, Koordinatoren, etc.), Mensa, Cafeteria, Bibliothek, Computerräume)
Ansprechpartner:
Erasmus-Koordinatorin Floriane Thorez war sehr hilfsbereit
Meine Journalistik-Koordinatorin war unzuverlässig, aber wenn sie dann einmal da war, auch sehr
lieb und engagiert. Allerdings wusste sie (glaube ich) nicht so richtig, was genau ihre Aufgabe war.
Prüfungsamt/Einschreibung: Die erste Mitarbeiterin war sehr zickig, hatte wenig Verständnis dafür,
dass ich das System der Uni noch nicht kannte, ihre Schwangerschaftsvertretung hingegen war
sehr nett.
Mensa:
Sehr klein!! Zu den Stoßzeiten ist es fast unmöglich, als Gruppe zu essen - dementsprechend war
das Essen immer sehr hektisch: Sobald der Teller leer war, hatte man schon das Tablett des
nächsten im Nacken.
Essen: Auswahl nach Punktesystem (Hauptspeise, Nachtisch, Salat), sehr gute Salatbar, guter
Nachtisch, Hauptspeisen etwas einfallslos, aber immerhin gab es immer eine gute Pizza als
Alernative zum Tagesgericht. Vegetarische Gerichte gab es jeden Tag, vegan / bio nicht.
Getränke: Meistens Leitungswasser aus der Karaffe.
Cafeteria:
Preise für Paris wirklich in Ordnung. Baguettes, Getränke, Süßes - aber fast immer eine lange
Schlange, die sich nur langsam bewegt.
Uni-Bibliothek: Zur Lernzeit sehr voll und unheimlich schlecht belüftet. Aber: Bequeme Stühle,
Steckdosen an jedem Platz, viel Platz, gut sortierte Literatur, Möglichkeit zur Computernutzung.
Außerdem ist in der Nähe der Uni (5 Minuten Fußweg) die Bibliothèque Francois Mitterand bzw.
Bibliothèque National de France.
Vorlesungen
(z.B. Prüfungen, ECTS, Studienaufbau, Professoren, erforderliches Sprachniveau etc.)
Grundsätzlich ist die französische Uni im Vergleich zur deutschen sehr verschult.
Es gibt (in den meisten Fächern) pro semester drei Prüfungen: Zwei „Partiels“, die jeweils 25%
zählen und eine finale Prüfung, die 50% zählt.
Die Prüfungen können Tests, Klausuren, mündliche Prüfungen oder Ausarbeitungen sein.
(Ich hätte diese auch auf Englisch verfassen können, das hängt aber vom jeweiligen Dozenten
ab).
Power-Point ist nicht die Regel, die französischen Studenten schreiben sehr viel mit der Hand mit
(in Sätzen!). Für Erasmus-Studenten, die nicht bereits vor ihrem Aufenthalt ein gewisses Niveau
des Hörveständnisses auf Französisch haben, könnte das vielleicht Probleme mit sich bringen.
Grundsätzlich kann man sagen, dass jemand, der gerne „ein faules Erasmus-Jahr“ machen will
und trotzdem ein paar Punkte mitbringen will, vielleicht besser nicht nach Frankreich geht.
Die französische Mentalität ist sehr leistungsorientiert - möglichst jung, möglichst viele
Qualifikationen erreichen, Auslandsaufenthalte stehen bei den meisten Franzosen (wenn
überhaupt) erst nach dem Studium an, um „keine Lücke im Lebenslauf“ zu haben.
Dementsprechend werden Erasmus-Studenten nicht mit Samthandschuhen angefasst.
Wohnen
(z.B. Wohnmöglichkeiten, Wohnungssuche/-ausstattung, Miete, Kaution, Wohngeld etc.)
Wohnen in Paris ist teuer.
In der Regel organisiert die Universität Paris Diderot allerdings Studenten-Wohnungen über die
„Crous“. Die Wohnungen sind direkt neben der Uni, modern, teilmöbliert (also Möbel ja, Geschirr
nein) und relativ neu. Die Wohngegend ist sicher, nah gelegen an der Seine und an der Metrolinie
14 - die schnellste von Paris.
Wer nicht über die Crous wohnen kann oder will (mir konnte durch das Nachrücken kein Platz
mehr angeboten werden), der sollte über Facebook-Seiten wie „Plan Appart à Paris“ oder
„Souslocation Paris“, außerdem gibt es andere WG-Seiten wie colocation.fr oder appartager.fr (bei
diesem Dienst muss man sich allerdings kostenpflichtig anmelden, um Nachrichten verschicken zu
können - und wenn man ehrlich ist, bekommt man nichts ohne diese Funktion)
Sucht nicht zu früh, zwei oder drei Monate vorm Umzug findet man noch nicht viele Angebote, das
geht in der Regel alles etwas kurzfristiger.
Tipp: Kümmert euch um das Wohngeld „CAF“
Unterhaltskosten
(z.B. Lebensmittel, Miete, Benzin, Eintrittsgelder, Ermäßigungen, Studentenrabatte, etc.)
Leben in Paris ist teuer - wirklich.
Einkäufe sind teurer als in Deutschland, Restaurant- und Barbesuche ebenso.
Allerdings gibt es in vielen Bars „Happy Hours“, zu denen die Getränke deutlich weniger kosten.
Rabatte gibt es gerade für EU-Bürger unter 26 unheimlich häufig - oftmals heißt dieser „Rabatt“
dann „freier Eintritt“ in Museen, Ausstellungen oder Sehenswürdigkeiten wie den Arc de Triomphe,
das Pantheon oder den Louvre !!!
Studentenrabatte gibt es auch - im Kino oder bei Ausstellungen, bei denen die „EU-26“-Regel nicht
gilt.
Paris lädt wirklich dazu ein, sich für Kultur begeistern zu lassen.
Öffentliche Verkehrsmittel
(z.B. Verkehrsnetz, wichtige Buslinien, Fahrplan, Preise, Ticket-Verkaufsstellen, Fahrradverleih)
Metro! (Linien 1-14)
Sie fährt von circa 5:30 bis circa 1:30 unter der Woche, am Wochenende zwei Stunden länger.
Die Metro ist sehr gut vernetzt, fährt in Abständen von 1 bis circa sechs Minuten und ist eigentlich
nur zu den absoluten Stoßzeiten unerträglich voll.
RER (Linien A-E)
Verbinden Paris mit der Banlieue, in den Zonen 1 und 2 können sie mit den gleichen Fahrkarten
wie die Metro genutzt werden.
Auch mit Bussen ist Paris gut vernetzt, allerdings fahren diese tagsüber deutlich langsamer als die
Metro - dafür sieht man mehr.
Nachts, wenn die Metros nicht mehr fahren, fahren die Nachtbusse (Noctilien). Die richtigen
Haltestellen zu finden, ist schon ein Kunststück! Wenn man die Gegend etwas kennt und
aufmerksam ist, kann man den Nachtbus (meiner Meinung nach) ruhig nehmen. Allerdings habe
ich immer wieder von Diebstählen oder unschönen Begegnungen u.a. mit Betrunkenen aus den
Nachtbussen gehört.
Vélib‘ - Fahrräder gibt es in Paris zum Leihen. Einmal anmelden und zahlen, danach kann man
sich an den jeweiligen Rad-Stationen die Räder mit der Karte ausleihen und 30 Minuten gratis
fahren.
Sehr praktisch, sehr flexibel, nur manchmal nervig, wenn man an eine bereits volle Fahrradstation
kommt und zur nächsten fahren muss, um das Rad dort dann abzugeben.
Navigo:
Der Navigo ist eine Abo-Karte für die Metros und Busse in Paris. 67 Euro für die Zonen 1 und 2 am
Wochenende gibt es zusätzlich eine Zonenbefreiung, das heißt, man kann weiter fahren als Zonen
1 und 2.
Für Studenten gibt es durch die „Carte Imaginaire“ eine Rabatt-Möglichkeit (allerdings ist das
manchmal schwierig, wenn man nur ein halbes Jahr bleibt).
Jeder muss für sich selbst entscheiden, wie häufig er Metro fährt, wie sehr ihm der Navigo nutzen
würde, oder er sich doch mit Einzeltickets zufrieden gibt.
In meiner Erasmus-Gruppe gab es beides.
Verbindung Deutschland (Aachen, Köln, Düsseldorf, Essen, Duisburg): Thalys! Rabatt für unter
26-Jährige beachten.
Taxi:
Mindestbetrag ist 6,50 Euro. Grundsätzlich halten sich die Preise aber in Grenzen. Allerdings gibt
es Zusatzkosten ab dem 3. oder 4. Fahrgast.
Kontakte
(z.B. Tandem-/Mentorenprogramm, ESN-Betreuung, Sportmöglichkeiten, Vereine)
Die einzige Gruppe, der ich mich angeschlossen habe, war der Fotoclub einer anderen Uni.
Durch Zufall bin ich über die Facebook-Gruppe „Deutsche in Paris und Umgebung“ auf einen
Deutschen Hobbyfotografen getroffen, der in diesem Foto-Club ist. Ich bin dann einfach zum
nächsten Treffen mitgegangen.
Ansonsten gab es von der Uni sehr viele Angebote, die mir alle in einem Begrüßungsbeutel an die
Hand gegeben wurden. Wahrscheinlich wäre da auch etwas für mich bei gewesen, bei dem
großen Angebot.
Nachtleben / Kultur
(z.B. Bars, Clubs, Einkaufsmöglichkeiten, Sehenswürdigkeiten, Kino, Ausflüge)
Schöne Viertel für abends:
Quartier Latin - Rue Mouffetard
- viele Bars, gemütlich, viele Studenten, häufig kann man in den Gewölbekellern der Bars auch
tanzen
Rue de Lappe:
Das meiner Empfindung nach etwas lautere Kneipenviertel mit sehr verschiedenen Bars direkt
nebeneinander.
Buttes aux Cailles:
- etwas verstecktes, wahnsinnig uriges und lebendiges Restaurant- und Kneipenviertel im Süden,
Tolles Restaurant: Chez Gladines (dort werden die Tische geteilt und man lernt eigentlich immer
jemanden kennen). Geheimtipp: Wenn man an „Chez Gladines“ vorbeigeht und dem „Voie Privée“
folgt, kommt man in den sehr kleinen Parc Brassai, in dem die Abendsonne (im Mai) wunderschön
steht.
Saint Michel:
Gute Restaurants, Imbisse, angenehme Atmosphäre
Canal Saint Martin:
Tolle Stimmung am Abend, Picknick
Pigalle/ Montmartre:
Bars, Bars, Bars - und ganz bestimmt nicht nur Rotlicht!
______
Schöne Viertel und Ecken von Paris
- Belleville!! Charme der gemischten Kulturen, Blick über Paris, Abendsonne
- Marais (Mit Falafel aus dem Roi de Falafel)
- Quartier Sentier
- Montmartre - vor allem dort, wo es etwas ruhiger wird hinten raus
- Village de Paris (Metro Porte de Bagnolet)
- Pont Neuf - Insel auf der Seine
- Ile aux Cygnes mit Brücke Bir Hakeim (Freiheitsstatue von Paris, ein sehr versteckter Ort)
Meine Lieblingsmuseen etc. (moderene Kunst):
- Centre Pompidou
- Grand Palais
- Palais de Tokyo
- Institut du Monde Arabe
- Opéra Garnier
- L‘Orangérie in den Tuilleries
Parcs / Gärten
- Parc Floral !!!
- Parc de Belleville
- Parc André Citroen
- Jardin des Plantes
- Parc de Bercy
- Parc Georges Brassens mit Büchermarkt am Wochenende
- Jardin Atlantique auf dem Dach der Gare Montparnasse
Einkaufen:
La Défense
Les Halles
Marais (individueller)
Champs Elysées (teuer/Ketten)
Galéries Lafayette / Printemps / ...
Sonstiges
(z.B. Bank (Kreditkarte, Auslandskonto), Auslandsversicherung, Telefonieren, Internet, evtl. Nebenjob)
Telefonieren ist in Frankreich wahnsinnig günstig - free, boygues, ... es gibt viele Anbieter mit sehr
günstigen Tarifen, zum Beispiel 2 Euro im Monat für Internet und 120 Freiminuten. Ich hatte bei
free für 20 Euro Internet, Flatrate auf alles in Frankreich und europäische Festnetze.
Alles sehr schnell und unkompliziert.
Kreditkartenabgebote bekommt man direkt zum Studiumsbeginn von der Uni.
Wenn man eine Wohnung in Frankreich mietet, oder einen Handyvertrag abschließen möchte,
braucht man ein französisches Konto.
Nützliches
Sonstige Tipps und Infos
(z.B. nützliche Links, Telefonnummern / E-Mail-Adressen, Adressen etc. von Behörden)
- Ihr braucht dringend eine Visa / Mastercard!!! Maestro-Karten funktionieren nicht
- Die Semester in Frankreich beginnen völlig zeitversetzt zu unseren in Deutschland. Ein
Auslandssemester im Sommer ist eigentlich überhaupt nicht kompatibel ...
- Bis Mitte Februar: Vorlesung in Deutschland, ab 20. Januar Vorlesung in Frankreich
- ... plus Klausurphase usw. Es war sehr stressig!!! Wer ein ganzes Jahr geht, oder erst im Winter,
entgeht diesem Chaos.