Wissenschaft

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Wissenschaft
Einführung Masterarbeit
Methodik
Alexander Hunziker
Ziele
Wissenschaft
Sie verstehen, was „wissenschaftlich Arbeiten“ im
Kontext eines Fachhochschulstudiums bedeutet.
Erfolgskriterien
Sie verstehen die Anforderungen an die
Transferberichte und die Masterarbeit.
Überblick
1. Was ist „wissenschaftlich fundierte Praxis“?
2. Transferbericht = ?
3. Guter Start: Themenanalyse & Zielsetzung
4. Argumentieren & Konzipieren
5. Recherchieren & Zitieren
6. Interview & Fragebogen
Was ist wissenschaftliche fundierte Praxis?
Mondlandung –
der grösste Schwindel aller Zeiten?
Resultate einer Internet-Recherche
Was glauben Sie?
Erste Stellungnahme
„Die Mondlandung hat stattgefunden.“
10
sicher
9
8
7
vermutlich
6
5
4
3
eher nicht
2
1
0
sicher nicht
Fakten oder Vermutungen?
25. Mai 1961: Kennedy kündigt Mondlandung an
20. Juli 1969: Neil Armstrong erster Mensch auf dem
Mond
Historischer Moment von der US-Regierung
möglicherweise nur inszeniert in geheimem Filmstudio 160 km von Las Vegas
Wenn man NASA und angebliche Astronauten
anspricht, dann weichen sie aus, als ob sie etwas zu
verbergen haben
Kein Sterne am Himmel
Auf Fotos vom Mond keine Sterne
sichtbar.
Da keine Atmosphäre, müsste
Sternenhimmel immer sichtbar sein.
Vermutung: Dekorateure der NASA
hätten Astronomen mit künstlichem
Sternenhimmel nicht täuschen können
Fahne flattert
keine Atmosphäre auf Mond
Fahne dürfte nicht flattern
Videobilder ohne Beweiskraft
Videobilder von so schlechter
Qualität: Die Szene könnte sich
irgendwo abspielen
Sie sind heute nicht mehr
auffindbar
(15. August 2006, 10:36, NZZ Online)
Hintergrund und Ablauf
NASA wollte Duell mit den Russen gewinnen
administrative Fehlentscheidungen: Mondlandung
vor 1970 unmöglich
Apollo-Simulations-Projekt: unterirdische
Geheimbasis in Nevada, Nähe AtombombenTestgebiet - gefälschte Mondlandschaft
Leere Rakete startet in Florida, Astronauten
werden ins Studio geflogen
Astronauten geniessen jeden erdenklichen Luxus:
Schweigen erkauft
Internet
moon landing fake:
18‘300 Eintragungen
moon conspiracy:
213‘000 Eintragungen
Was glauben Sie?
Zweite Stellungnahme
„Die Mondlandung hat stattgefunden.“
10
sicher
9
8
7
vermutlich
6
5
4
3
eher nicht
2
1
0
sicher nicht
Quellen
http://home.arcor.de/truemmergemuet/consp.htm
http://www.badastronomy.com/bad/tv/foxapollo.html
http://www.nzz.ch
http://science.nasa.gov/headlines/y2001/ast23feb_2.htm
NASA
Kein Sterne: Photo-technisches Problem.
(Keine Sterne in Fälschungsstudio
unglaubwürdig)
Fahne flattert wegen Bewegung während
des Einsteckens (Peitschen-Effekt)
Videoqualität normal für damalige Zeit
NASA- Mondgestein
Zusammensetzung
Oberflächenstrukturen: Einschläge
winzigster Meteoriten - nicht
fälschbar
Überprüft durch Wissenschafter in
aller Welt
Was glauben Sie?
Dritte Stellungnahme
„Die Mondlandung hat stattgefunden.“
10
sicher
9
8
7
vermutlich
6
5
4
3
eher nicht
2
1
0
sicher nicht
Wie kommen Sie dazu, etwas zu glauben?
Reflexion
Glauben, etwas zu wissen
wissenschaftlich
Methodisch
-Nachvollziehbarkeit
-Kritisierbarkeit
-Reflexion
-Argumente
-Daten & Evidenz
-Forschungsmethode
-Anschlussfähigkeit
-Diskurs: Wissenschaft
als Prozess
unwissenschaftlich
Quelle
Formal
- Personen /
- Rhetorik
Institutionen
Inhalt
- Qualität /
- „Vorwissen“
Befangenheit /
- Hoffnung & Befürchtung
...
- Konsequenzen
Sozial
- Wie reagieren andere?
Intuition
Religion
Politik / Macht
Thesen zu „Glauben, etwas zu wissen“
• Wissen (Gewissheit) entsteht durch Verständigung mit anderen.
• Wissen ist immer relativ zur „Referenzgruppe“
(Community).
• Regeln der Verständigung sind zentral.
• Heterogenität der „Referenzgruppe“ führt zu
höherer Qualität (bei fairem Umgang mit
abweichenden Meinungen)
The Test of the Pudding …
… is the cooking!
Qualität = ?
Wissenschaft
Praxis
Validität
Relevanz
Reliabilität
Gegensatz?
Wirksamkeit
(Plausibel, nachvollziehbar, überzeugend)
Objektivität
Umsetzbarkeit
(Plausibel, nachvollziehbar, überzeugend)
Praxisorientierte Methodik
Wissenschaft
wiss. Praxis
naive Praxis
Kritisierbarkeit
Nachvollziehb.
hoch
hoch
gering/ fehlt
hoch
angemessen
gering
allgemein
spezifisch
spezifisch
Reflexion
Methodik
Aufwand
Sicherheit
Relevanz
Kontext
Konkretisierung
„Wissenschaftlich fundiere Praxisorientierung“
Was muss ich tun?
1. Auf wissenschaftlichen Erkenntnisse aufbauen.
-
Unterricht/Skripte, Fachbücher, Fachartikel
(Recherche)
2. Konkrete Rahmenbedingungen systematisch
einbeziehen.
3. Bei der Problemlösung methodisch sauber
vorgehen.
-
kritisierbar, nachvollziehbar
-
angemessene Qualität der Methode (Kriterien,
Varianten)
-
Gute Argumentation
4. Schwächen der eigenen Vorgehensweise nennen.
Ein Transferbericht
Was ist das?
Ein guter Start:
Die Themenanalyse
Ziel formulieren
Klare Zielsetzung
Klarheit entsteht durch:
1. Struktur
2. Kürze / Konzentration aufs Wesentliche
3. Abgrenzung / Ausschlüsse
4. Art und Qualität der Resultate (Verbindlichkeit)
5. Evtl. separat: Methodik
Argumentation & Konzept
Grundschema & Kritik
Begründung
Behauptung
Beobachtung
-
Eigene Beobachtung
-
Fremde Beobachtung (Quelle!)
-
Evtl. auch eine Behauptung
Bezug
verbindlich / brisant
zutreffend
zwingend
-
Gesetzmässigkeit
-
Schlussregel (Logik)
Einschränkung
wenn nötig
Grundschema
B: Was ist los?
A: NPM sollte man flächendeckend einführen.
B: Warum soll das wahr sein?
A: 7 Pilotprojekte waren erfolgreich.
B: Und warum soll diese Beobachtung als Begründung
für Deine Behauptung etwas taugen?
A: Wenn 7 Pilotprojekte erfolgreich waren, wird sich
auch in anderen Situationen der Erfolg einstellen.
B: Unter welchen Bedingungen kann man sich sicher
sein?
A: Sofern die Pilotämter nicht erfolgsentscheidende
Gemeinsamkeiten haben, welche aber bei vielen
anderen Ämtern nicht zutreffen.
Behauptung
Beobachtung
Bezug
Einschr.
Ärger mit den Cheflöhnen
„An den Stammtischen, in Politik und Medien
sorgen Millionengehälter für Empörung. Viel davon ist
geheuchelt – das Lottofieber vor einigen Wochen
angesichts des 13-Millionen-Jackpots zeigte erneut,
dass die Gier nach Millionen weit verbreitet ist.“
Hansueli, Schöchli (2005): Immer Ärger mit den Cheflöhnen, der Bund, 5. März
2005, S. 37.
Behauptung:
Beobachtung:
Bezug:
Einschr.:
Empörung weitg. geheuchelt
Jackpot zieht viele Spieler an
???
-
Sponsoring
„Eine intensive Literatursuche zum Thema
Sponsoring für KMU verlief ergebnislos. Es kann daher
davon ausgegangen werden, dass sich Sponsoringfragen
für KMU nicht wesentlich anders stellen als für
Grossunternehmen.“
Behauptung:
Sponsoring KMU = Sponsoring GU
Beobachtung: Literatrusuche erfolglos
Bezug:
Einschr.:
???
-
Einführung von New Public Management
Es gab im Kanton Bern insgesamt 7 Pilotprojekte. Diese
sind alle erfolgreich verlaufen. Zudem sind weitere positive
Erfahrungen in anderen Kantonen gemacht worden. Grundsätzlich
ist daher der Behauptung von <Politiker> zuzustimmen, dass New
Public Management flächendeckend eingeführt werden kann.
Allerdings bleibt offen, inwiefern es sich bei den Pilotprojekten um
besonders einfache Fälle gehandelt hat und grössere Probleme bei
der flächendeckenden Einführung programmiert sind.
Behauptung:
Beobachtung:
Bezug:
Einschränkung:
NPM soll/kann flächendeckend eingeführt werden
7 erfolgreiche Pilotprojekte, weitere Erfolge
(Was 7x geht, geht immer)
Wesentliche Unterschiede zwischen Pilotprojekten
und anderen Verwaltungseinheiten.
Effizienz von Verwaltungsräten
„Statt nur die einzelnen Personen im Verwaltungsrat und
deren Fähigkeiten zu betrachten, ist es wichtig, auch die Zusammensetzung zu betrachten. Studien zeigen nämlich, dass bspw. die
Homogenität einer Gruppe ihre Entscheidungsfähigkeit und die
Qualität ihrer Entscheide beeinflusst (vgl. Studie X). Auch wenn
spezifische Studien dazu bei Verwaltungsräten fehlen, so dürfte die
Erkenntnis übertragbar sein, weil Verwaltungsräte auch Gruppen
sind.“
Behauptung:
Beobachtung:
Bezug:
Einschränkung:
Gruppenzusammensetzung VR wichtig
Studie X
VR sind Gruppen
-
Fazit «Argumentation»
1. Argumentation sauber aufbauen
•
Behauptung, Beobachtung, Bezug, Einschränkungen
2. den „Bezug“ bewusst formulieren
•
weil, beweist, bestätigt …
•
kann als Hinweis interpretiert werden, ist in
Übereinstimmung mit, stützt, widerspricht nicht
3. Quellen angeben: Zitieren
Konzipieren
Begründung für ein Konzept = Argumentation auf
abstrakterer Ebene
 Unterlagen
Konzipieren: Zwei zentrale Fehler
„Paralyse durch
Analyse“
Erst die Diagnose,
dann die Therapie
„Jumping to
Conclusions“
Behauptungen eines Konzepts
1. Mein Vorschlag bezieht sich auf ein Problem, das
gelöst werden muss („Case for action“)
2. Meine Lösung setzt am «eigentlichen Problem» an.
3. Meine Lösung ist nach den Regeln der Kunst.
4. Meine Lösung ist durchführbar.
 Konsistenz!
1.
2.
3.
4.
5.
Wissenschaft
Transferbericht
Themenanalyse
Argumentation
Recherche
Recherchieren
& Zitieren
Recherchieren = Denken ?
• Wenn Gewissheit durch Verständigung mit
anderen entsteht, was bedeutet dann
Recherchieren?
• Was bedeutet es, wen man zitiert?
Zitieren – warum?
Zitieren = Herkunft eines Gedankens, einer Information angeben.
• Nachvollziehbarkeit erhöhen.
• Zeigen, dass Sie fremde Quellen nutzen können.
• Zeigen, dass Ihre Gedanken an Gedanken von anderen
anschliessen.
• Zeigen, dass Sie sorgfältig arbeiten („Visitenkarte“)
• Fremde Autoren für ihren gedanklichen Beitrag würdigen
(= wissenschaftlicher Anstand).
Hinweis:
Zitieren bedeutet Einverstanden sein – ausser man merkt
Gegenteiliges an.
Zitieren - Basics
• Zitierfähig
- Öffentlich verfügbar & Angaben vorhanden
• Zitierwürdig
- Qualitativ hochwertige Quelle (wissenschaftlich)
- Quellenkritik
Zitierregeln beachten !
Probleme
1. Wo soll ich anfangen?
1. Frage klären
2. Nichts Gescheites gefunden:
•
Es gibt nichts
•
Ich habe falsch gesucht
2. (Meta-)Datenbank
3. Ich habe etwas gefunden und
bin zufrieden …
•
… weil ich nicht weiss, was ich
alles verpasst habe.
3. Instrumente
gezielt einsetzen
Struktur der Datenbanken
Fakten-Datenbank
Metadatenbanken Liste aller Datenbanken
Referenz-Datenbanken
Angaben zu Zeitschriftenartikel
Volltext-Datenbanken
Link /
v. Hand
Bibliothek
Zeitschriften
gedruckt
Zeitschriftenartikel
online
Wichtige Links für den Einstieg
Datenbanken
www.kfh.ch
www.kfh.ch
 Datenbanken> Wirtschaft > WISO, Econlit, Abi-Inform
www.unibe.ch
www.unibe.ch
 Bibliotek, El. Zeitschr. Verz.
Bibliothek
aleph.unibas.ch/F
aleph.unibas.ch/F
„Zeitschrift beginnt mit…“
Fakendatenbank
Internet
www.bfs.admin.ch
scholar.google.com
www.bfs.admin.ch
scholar.google.com
Fazit
1. Google ist nicht genug (!)
2. Im Umgang mit Bibliotheken benötige ich (vermutlich)
Hilfe.
3. Hilfe ist vorhanden
•
Buch, Kapitel 14-17
•
In der Bibilothek
4. Umgang mit Bibliotheken benötigt etwas Training / Zeit.
Interview
Fragebogen
Ziele
Wissenschaft
Sie verstehen, was „wissenschaftlich Arbeiten“ im
Kontext eines Fachhochschulstudiums bedeutet.
Erfolgskriterien
Sie verstehen die Anforderungen an die
Transferberichte und die Masterarbeit.
.
Einführung Transferberichte
Methodik
Viel Erfolg!
Einige Quellen zur Wahrnehmungsverzerrung
Bildung sozialer Normen
-
Sherif, M. (1936): The Psychology of social norms, New York.
Wahrnehmungsverzerrung durch Gruppendruck
-
Asch, S. E. (1951). Effects of group pressure upon the modification and distortion of judgments. In H.
Guetzkow (Ed.), Groups, leadership, and men (pp. 177-190). Pittsburgh, PA: Carnegie Press.
Beeinflussung von Entscheiden durch Darstellungsform (Framing)
-
Kahneman,D.,& Tversky,A. (1979). Prospect theory: An analysis of decision under risk. Econometrica,
47(2),263–291.
Wahrnehmungsverzerrung durch persönliche Motive
-
Festinger, L. / Carlsmith J.M. (1959) Cognitive consequences in: Journal of Abnormal and Social
Psychology, 58, S. 203-210.
-
Festinger, L (1987) : Theorie der kognitiven Dissonanz, Bern, Huber.
Wahrnehmungsverzerrung durch den Präsentator
-
Naftulin, D. H. / Ware, J.E. / Donelly F. A. (1973): The Doctor Fox Lecutre, A paradigm in educational
seduction, in: Journal of Medical Education, vol. 48, July. p. 630-635., online:
http://www.er.uqam.ca/nobel/r30034/PSY4180/Pages/Naftulin.html . - Allgemein bekannt unter das „Dr.
Fox Experiment“: http://de.wikipedia.org/wiki/Dr.-Fox-Experiment