Erfahrungsbericht - Akademisches Auslandsamt
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Erfahrungsbericht - Akademisches Auslandsamt
Erfahrungsbericht Name: J e s s i c a D u p p e l Austauschjahr: WS 2014/2015 Gastuniversität: Universidade Federal de Santa Catarina Stadt: Florianópolis Land: Brasilien Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht, kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden. Dank einer komplett neuen Kooperation zwischen dem Akademischen Auslandsamt Augsburg und der Universidade Federal de Santa Catarina hatte ich die Chance, zusammen mit einer Kommilitonin, die ersten augsburgerischen Studenten in Florianópolis zu sein. Von August bis Dezember durfte ich dort eine erfahrungsreiche, chaotische, aber durchaus Sonnen – und Strandgeprägte Zeit zu verbringen. Vor dem Austausch: Da wir die ersten Studenten aus Augsburg waren, war die Bewerbung an der Gastuniversität anfangs eher chaotisch. Am Ende hat für brasilianische Verhältnisse aber alles reibungslos funktioniert. Für die Bewerbung müssen die benötigten Unterlagen, z.B. Motivationsschreiben oder Sprachzertifikat, einfach in einem Onlineportal hochgeladen werden. Da u.a. auch die endgültige Kurswahl eingetragen werden muss, sollte man sich schon bei der Bewerbung die Kurse sorgfältig anschauen. Außerdem würde ich empfehlen sich für die fünf möglichen Kurse zu bewerben, auch wenn man später weniger belegen möchte. Als Austauschstudent wird man nämlich in beliebten Kursen meistens nicht angenommen und somit kann es passieren, dass man nicht alle seine Wunschkurse besuchen kann. In der ersten Uniwoche gibt es jedoch die Möglichkeit die Kurswahl nochmals zu ändern, falls noch Plätze in den gewünschten Kursen verfügbar sind. Für ein Studium in Brasilien braucht man ein bestimmtes Studentenvisum. Dies kann beim brasilianischen Konsulat in München beantragt werden. Da dafür jedoch viele Unterlagen, u.a. polizeiliches Führungszeugnis, benötigt werden, sollte man sich darum nicht erst auf den letzten Drücker kümmern. Buddysystem: Ein wirklich super Angebot der UFSC ist das BuddyProgramm. Jedem Austauschstudenten wird ein brasilianischer Buddy, schon vor der Ankunft, zugeordnet. Im besten Fall steht dieser Buddy das ganze Semester über mit Rat und Tat zur Seite. So können schon vorab die ersten Fragen in Deutschland geklärt werden und man kann entspannt ins Auslandssemester starten. In meinem Fall hatte ich super Glück mit meiner „Madrinha“, denn sie hat mich beispielsweise vom Flughafen abgeholt, mir die ersten Tage die Stadt und den Campus gezeigt oder mich zum Sonntagsessen zu ihrer Familie eingeladen. Das war wirklich eine super Chance die brasilianische Kultur ganz authentisch kennenzulernen. Nach der Ankunft: Die erste Woche in Brasilien bestand zum größten Teil aus dem Regeln von bürokratischen Dingen. Man muss sich beispielsweise bei der „Policia Federal“ anmelden um seinen brasilianischen Ausweis zu beantragen. Dies ist, wie eigentlich alles hier in Brasilien, mit ziemlich viel Warterei in noch mehr „filhas“ (Warteschlangen)verbunden. Außerdem braucht man für die Beantragung einer Handykarte oder das Buchen eines Fluges ein sogenanntes CPF. Von der Universität bekommt man jedoch zu Beginn einen Leitfaden, der über die wichtigsten ersten Schritte informiert. Außerdem gibt es noch einen Einführungstag für alle Austauschstudenten, der die Möglichkeit bietet die ersten Kontakte zu knüpfen. Wohnungssuche: Für die Wohnungssuche gibt es eigentlich zwei Möglichkeiten. Entweder man wohnt die ersten Wochen in einem Hostel und sucht sich vor Ort eine Bleibe oder man kümmert sich schon in Deutschland darum. Auf der Website der UFSC findet man den Reiter Classificados. (https://classificados.inf.ufsc.br/) Dort werden alle möglichen Dinge angeboten, von Möbeln über Sprachkurse, aber auch Wg-Zimmer. Ich habe meine Wohnung schon von Deutschland aus gefunden und es mit meinen brasilianischen Mitbewohnern auch super getroffen. Jedoch würde ich generell eher empfehlen lieber vor Ort nach einer Wohnung zu suchen, da man dann besser über die perfekte Lage usw Bescheid weiß. In Florianópolis gibt es grob zwei Viertel in denen die Studenten normalerweise wohnen: Trindade bzw Pantanal oder Lagoa da Conceição. Die brasilianischen Studenten wohnen hauptsächlich in Uninähe (also Trindade bzw Pantanal) und die Austauschstudenten eher in Strandnähe (Lagoa da Conceição). Aus diesem Grund muss man sich anfangs entscheiden, ob man lieber mit Brasilianern oder Austauschstudenten zusammen wohnen möchte. Da ich unbedingt mit Brasilianern zusammenwohnen wollte, habe ich mich für die Uninähe entschieden. Für mein Portugiesisch war das auf jeden Fall die richtige Entscheidung, für meinen Geldbeutel aber eher nicht, da das Taxi von Lagoa nach Hause irgendwann ziemlich ins Geld geht. Im Nachhinein würde ich eher nach Lagoa ziehen, da dort, besonders am Wochenende, viel mehr geboten wird. Universitäres Leben: Das Unigelände ist sehr, sehr weitläufig und es besteht die große Chance des Verlaufens. Die Fakultäten sind oftmals nicht die aller Neusten, aber das hat seinen ganz eigenen Charme. Praktisch jede Fakultät hat eine eigene Cafeteria und es gibt eine große Mensa, in der es jeden Tag (ja, auch am Wochenende) für umgerechnet 50ct Mittag- und Abendessen gibt. Anfangs kam mir das Essen ziemlich einseitig vor. Reis, Bohnen und Linsen gibt es jeden Tag, dazu wechselnde Fleischbeilage, Obst und Salat. Aber nach kurzer Zeit schmeckt es richtig lecker (wenn man sein eigenes Salz mitbringt :D). Auf dem Unicampus ist jeden Tag etwas geboten: Jeden Mittwoch findet ein Markt statt, außerdem gibt es Capoeiravorstellungen, Hippies verkaufen selbstgebastelten Schmuck, eine Band spielt oder diverse Fakultäten grillen auf dem Gelände. Kurse: Die brasilianischen Vorlesungen unterscheiden sich schon deutlich von den Deutschen. In den Kursen sitzen maximal 50 Studenten oder wie in meinem Fall auch mal nur Sieben. Das Verhältnis zwischen Professor und Student ist sehr viel persönlicher als in Deutschland, was für Austauschstudenten echt super ist. Die meisten Professoren freuen sich über ausländische Gäste im Unterricht und sind sehr interessiert und hilfsbereit. Was man bei seiner Kursanzahl nicht vergessen sollte ist die Anzahl der Prüfungen. In Brasilien werden, je nach Fach, zwischen drei oder vier Prüfungen pro Semester geschrieben, Vorträge gehalten und zudem gibt es noch Hausaufgaben. Außerdem hat man Anwesenheitspflicht. Um den Kursen halbwegs folgen zu können sind relativ gute Portugiesischkenntnisse auf jeden Fall von Nöten, da die Professoren und Kommilitonen gern mal ziemlich schnell und nuschelig reden. Um die Sprachkenntnisse zu verbessern, kann ein Portugiesischkurs für Ausländer belegt werden. Diese sind mit 100€ pro Kurs nicht ganz billig und zwar sehr unterhaltsam, aber lerntechnisch eher mittelmäßig. Nächstes Mal würde ich mir vielleicht eher einen Tandempartner suchen. Leben im Paradies: Die Brasilianer sind ein super gastfreundliches, interessiertes und lebendiges Volk. Man wird oft angesprochen und ausgefragt über Deutschland. Mit dem 7:1 hatte hier, wider meiner Erwartung, auch Keiner ein Problem ;). Mit ihren 42 Stränden kann man sich auf der Insel auch nicht über mangelnde Freizeitbeschäftigungen beschweren. Ob surfen lernen, Sandboarden gehen, Stand-up paddeling, Lagerfeuer am Strand machen, mit deliziösem Churrasco (brasilianisches grillen) den Gaumen verwöhnen, sich die Sonne einfach nur so auf den Bauch scheinen lassen, Samba tanzen oder durch trilhas (kleine Wanderungen) versteckte Strände und wunderschöne Landschaften entdecken. Bei schönem Wetter wird es auf jeden Fall nicht langweilig. Das Freizeitleben für die Austauschstudenten spielt sich hauptsächlich in Lagoa da Conceição ab. Lagoa ist eher eine kleine Stadt für sich, mit allem was das Herz begehrt: Surfershops, Bars, Restaurants, Clubs, Wochenmarkt und besonders wichtig: Strandnähe. Die Busverbindung zur Uni ist jedoch nicht besonders gut, weswegen viele Studenten auf ein einfacheres Fortbewegungsmittel zurückgreifen: carona fahren. Dies bedeutet übersetzt „trampen“. Auf der Insel ist trampen, zumindest tagsüber, ziemlich üblich und sicher, nachts jedoch auf keinen Fall zu empfehlen!! Allgemein kann man sagen, dass die Insel wirklich sicher und beschaulich ist. Natürlich muss man sich an gewisse Regeln halten (z.B. nachts nicht über das Unigelände laufen oder am Wochenende nicht ins Zentrum fahren) aber das ist ja überall so. Abschließend kann ich sagen, dass meine Zeit in Florianópolis erfahrungsreich, wunderschön und unvergesslich war. Das Inselfeeling macht es auch einfach einzigartig. Sowohl von universitärer Seite aus, als auch vom Leben drum herum, kann ich diese kleine Trauminsel nur empfehlen.