Erfahrungsbericht - Akademisches Auslandsamt

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Erfahrungsbericht - Akademisches Auslandsamt
Erfahrungsbericht
Name: M i c h e l l e Z ö l l e r
Austauschjahr: WS 2014/15
Gastuniversität: Universidade Federal de Santa Catarina
Stadt: Florianópolis
Land: Brasilien
Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht,
kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden.
Dank einer neuen Kooperation der Universität Augsburg mit der Universidade Federal de
Santa Catarina, hatte ich die Chance als eine der ersten Augsburger Studenten ein Auslandssemester an der größten und bekanntesten Universität in Florianópolis, Brasilien zu
verbringen. Von Anfang August bis Dezember 2014 verbrachte ich eine aufregende und tolle
Zeit in Florianópolis und würde diese Stadt für ein Auslandssemester in Brasilien sicherlich
weiter empfehlen.
Bewerbung und Kursauswahl
Nachdem ich erfolgreich durch den Auswahlprozess des Akademischen Auslandsamtes an
der Uni Augsburg gekommen bin, musste ich mich nochmals offiziell bei der Universidade
Federal de Santa Catarina (UFSC) bewerben. Dazu musste man lediglich einige Unterlagen
(Portugiesisches Motivationsschreiben, Sprachzertifikat, Transcript of Records, Certificate of
Registration) bei einem Online-Bewerbungsportal hochladen. In diesem Online-Portal kann
man dann auch 5 Kurse auswählen, die man später belegen möchte. Leider bekommt man
von der UFSC keinerlei Informationen welche Kurse man tatsächlich belegen kann. Ich würde auf jeden Fall empfehlen, sich 5 Kurse auszusuchen, auch wenn man nicht alle belegen
möchte, weil es durchaus vorkommen kann, dass man für gewisse Kurse abgelehnt wird. Ein
bisschen verwirrend war, dass man dann die Kurse in diesem Online-Portal nicht nochmal
ändern kann. Wie sich herausstellte, war das aber kein größeres Problem, denn man kann
seine Kurse in der ersten Uniwoche vor Ort beim jeweiligen Department des Studiengangs
noch ändern, vorausgesetzt es gibt noch freie Plätze. Falls man einen Portugiesisch
Sprachkurs während dem Semester belegen möchte, so muss man auch in der ersten Woche einen Einstufungstest machen und man wird danach in den Kurs mit dem entsprechenden Niveau eingeteilt. Ein Portugiesischkurs für Ausländer kostet ca. 100€. Vor Ort ist es
auch möglich Sportkurse oder Tanzkurse an der UFSC zu belegen, die ebenfalls etwas kosten.
Visum
Sobald ich von der UFSC meine offizielle Bestätigung bekommen habe, konnte ich mein
Visum beim brasilianischen Konsulat in München beantragen. Zum Glück hat dem Konsulat
in München ein Scan der Bestätigung gereicht, da die Unterlagen per Post erst ein paar Tage vor meiner Abreise in Augsburg ankamen. Da die Beantragung des Visums einige Wochen dauern kann, sollte man sich schon vorher informieren welche Dokumente man
braucht. Dazu findet man alle Informationen auf der Website des brasilianischen Konsulates.
Zum Beispiel muss man sich schon vorher um ein Polizeiliches Führungszeugnis oder eine
Auslandskrankenversicherung kümmern.
Wohnen in Florianópolis
Da mir meine brasilianischen Freunde in Augsburg mit der Wohnungssuche schon in
Deutschland geholfen haben, hatte ich Glück, dass ich schon vor der Abreise eine Wohnung
gefunden habe. An sich ist es aber nicht schwierig ein Zimmer in Florianópolis zu finden. Auf
der Seite ‚Classificados‘ der UFSC (https://classificados.inf.ufsc.br/) werden alle möglichen
Sachen angeboten, unter anderem eben auch WG-Zimmer und Möbel. So kann man sich
schon vor der Abreise um eine Unterkunft kümmern. Es ist aber auch kein Problem sich für
die ersten Tage ein Hostel zu nehmen und sich dann vor Ort um eine Wohnung zu kümmern.
Generell gibt es 2 beliebte Gegenden zum Wohnen. Entweder nahe an der UFSC oder in
Lagoa da Conceição. Wenn man jeden Tag bis spät Uni hat und auch eher mit Brasilianern
zusammen wohnen möchte, ist es besser sich etwas in Uninähe zu suchen z.B. in den Vierteln Trindade oder Pantanal. Die meisten Austauschstudenten wohnen jedoch in Lagoa da
Conceição. Von dort aus kommt man schnell zum Strand und am Abend und am Wochenende ist immer viel los. Der Nachteil ist, dass man etwas länger zur Uni braucht. Mit dem
Bus ist es etwas umständlich, es gibt aber ein paar Direktbusse die zu bestimmten Zeiten
fahren. Viele fahren auch per Anhalter von Lagoa zur Uni und zurück. Das ist in Florianópolis
ziemlich normal, vor allem auf dieser Strecke und tagsüber. Jedoch sollte man auch ein
bisschen vorsichtig sein und vor allem abends oder alleine würde ich lieber auf den Bus warten. Ich selbst habe in Itacorubi gewohnt, was zwischen Uni und Lagoa liegt. Das war auf der
einen Seite ganz praktisch weil ich überall schnell mit dem Bus hingekommen bin. Wenn ich
aber noch keine Wohnung vor Ankunft gehabt hätte, wäre ich auch nach Lagoa gezogen,
weil sich die ganzen Austauschstudenten fast immer dort getroffen haben um zusammen zu
feiern oder zum Strand zu fahren. Man trifft in Lagoa immer Leute die man kennt auf der
Straße und am Abend ist es wohl auch eines der sichersten Viertel in Florianópolis, weil es
auch gerade im Sommer ziemlich touristisch ist.
Study-Buddy
Eine super Unterstützung der UFSC (und so ziemlich die einzige) zur Eingewöhnung in Florianópolis ist das Study-Buddy-Programm. Jedem Austauschstudent wird vor Ankunft ein
brasilianischer Student zugewiesen, ein sogenannter ‚Buddy‘, der den Studenten bei allen
möglichen Sachen helfen soll um sich schnell in Florianópolis und an der Uni zurechtzufinden. Ich persönlich hatte ein bisschen Pech mit meinem Buddy weil sie selbst noch in
Deutschland war, als ich angekommen bin und mir deswegen in den ersten Wochen in denen man alles Wichtige erledigen musste, nicht wirklich helfen konnte. Trotzdem ist das Study-Buddy-System echt hilfreich, weil es eine Facebook Gruppe gibt in der sich jeder gegenseitig helfen kann. Die Gruppe wurde die ganze Zeit während dem Semester genutzt um sich
auszutauschen und auch gemeinsame Unternehmungen zu organisieren.
Die ersten Tage nach der Ankunft
Die ersten Tage waren eigentlich die stressigsten in Florianópolis weil man sich erst mal zurechtfinden musste, seinen Stundenplan an der Uni regeln musste und einige bürokratische
Sachen erledigen musste. Zu Beginn wurden alle Austauschstudenten offiziell von der Uni
und dem SINTER (International Office) begrüßt und wir haben ein paar Basis Informationen
bekommen. Das war ganz nett, weil wir dann schon ein paar andere Leute kennenlernen
konnten und auch nochmal Bescheid bekommen haben um was wir uns kümmern müssen.
Wir haben schon vor der Abreise einen Leitfaden von der UFSC bekommen wo auch nochmal drin stand, welche Sachen erledigt werde müssen, z.B. wann und wo die Immatrikulation
stattfindet, wie man sich eine Mensakarte besorgt oder wo man sich eine Studentenbuskarte
machen lassen kann. Wichtig ist vor allem auch die Anmeldung bei der Polícia Federal nach
Ankunft in Brasilien. Dazu sollte man sich vorher auch informieren welche Dokumente man
benötigt und es empfiehlt sich so früh wie möglich hinzugehen, damit man noch am selben
Tag einen Termin bekommt. Warten muss man wohl so oder so, wie überall in Brasilien.
Nach der Anmeldung bei der Polícia Federal bekommt man dann einige Wochen später einen Ausweis, der für die Zeit während des Aufenthaltes in Brasilien gültig ist.
Man kann als Austauschstudent auch einen CPF beantragen. Das ist eine bestimmte Identifikationsnummer, die alle Brasilianer haben. Den CPF braucht man manchmal um sich eine
Handykarte zu kaufen oder Flüge zu buchen.
Uni Alltag
Der Campus der UFSC ist recht weitläufig und man muss sich erst mal zurechtfinden, was
aber ganz schnell geht. Ich war gern an der Uni, denn ich finde die UFSC hat ihren ganz
eigenen Charme. Es gibt z.B. jeden Mittwoch einen Markt auf dem man Essen kaufen kann
und Leute verkaufen oft selbstgemachten Schmuck oder Kleider. Es gab zahlreiche Capoeira -und Musikveranstaltungen auf dem Campus und fast jede Fakultät hat eine kleine Cafeteria die zum Kaffee trinken mit Freunden einlädt. Es gibt eine große Mensa an der UFSC in
der es für nur umgerechnet 50 Cent Mittag-und Abendessen gibt. Es gibt zwar fast jeden Tag
das Gleiche, also immer Reis, Bohnen, Linsen, eine wechselnde Sorte Fleisch, Gemüse,
Salat und Obst, aber mit der Zeit gewöhnt man sich dran und dann schmeckt es sogar ziemlich gut.
Die Kurse an sich in Brasilien sind viel kleiner. Es gibt keine Vorlesungen mit 200 Personen
sondern eher kleinere Gruppen. Auch die Prüfungen sind anders aufgeteilt. Man schreibt
keine Klausur am Ende des Semesters sondern 2-3 kleine Prüfungen während der Vorlesungszeit. Ich hatte am Anfang durchaus einige Verständnisprobleme wegen der Sprache,
aber davon soll man sich nicht abschrecken lassen, denn man gewöhnt sich ziemlich schnell
daran. In der Regel sind die Lehrer auch offen und hilfsbereit und meine Kommilitonen haben mir auch immer geholfen wenn ich etwas nicht verstanden habe oder wenn ich irgendwelche Unterlagen gebraucht habe, wenn ich mal eine Unterrichtsstunde verpasst habe.
Leben in Florianópolis
Ich war mit meiner Wahl mein Auslandssemester in Florianópolis zu verbringen absolut zufrieden. Die Stadt, die vor allem aus der Insel und nur einem kleinen Teil auf dem Festland
besteht, ist doch relativ überschaubar, sodass man sich schnell zuhause fühlt. Auch mit dem
leicht chaotischen Bussystem kommt man nach einiger Zeit doch ganz gut zurecht und auch
überall hin, man muss nur ca. 3 mal so viel Zeit einplanen als in Deutschland weil man überall warten muss. Florianópolis (von den Brasilianern meist nur Floripa genannt) ist eine der
sichersten Städte Brasilliens und ein echtes Paradies. Die Insel ist berühmt für ihre zahlreichen, wunderschönen Strände. Man kann ganz viele Wanderungen (Trilhas) zu abgelegenen
Stränden machen und so das Insel-Erkunden mit etwas sportlicher Aktivität verbinden. Floripa ist außerdem geprägt von seiner Surfkultur. Wer surfen lernen möchte ist in Florianópolis
also genau richtig. Bei schönem Wetter wird es einem also nie langweilig und in der Regel
verbringt man die meiste Zeit am Strand. Auch am Abend gibt es viele Feiermöglichkeiten.
Die Fakultäten der UFSC organisieren während dem Semester immer viele Unipartys und
auch im Zentrum gibt es einige Clubs. Das Freizeitleben und Nachtleben der Austauschstudenten spielt sich aber vor allem in Lagoa da Conceição ab. Dort gibt es viele Bars und Restaurants, oft wurden Poolpartys organisiert und man ist auch recht nahe an den Beachpartys
die im Sommer stattfinden. Typisch ist auch sich mit Freunden zum Grillen (Churrasco) zu
treffen und Caipirinhas zu mixen. Bei schlechtem Wetter allerdings gibt es in Florianópolis
nicht allzu viele Freizeitmöglichkeiten und auch das Zentrum der Stadt ist nicht wirklich sehenswert und hat nicht viel an Kultur zu bieten.
So wirklich langweilig wurde es mir aber trotzdem nie, weil man schnell viele Freunde findet
mit denen man etwas unternehmen kann. Klar lernt man direkt die anderen Austauschstudenten kennen und tut sich zusammen aber auch mit den Brasilianern ist es einfach in Kontakt zu kommen. Die Brasilianer sind allgemein sehr aufgeschlossen, freundlich und immer
hilfsbereit.
Kosten
Abschließend vielleicht noch ein Tipp was die Lebenskosten in Brasilien angeht. Viele denken vielleicht, dass das Leben in Südamerika günstiger ist als in Europa. Das gilt vielleicht
für einige wenige südamerikanische Länder aber nicht für Brasilien, beziehungsweise nicht
für alle Dinge. Die Miete ist im Vergleich zu Deutschland doch etwas günstiger, für 200€
kann man durchaus ein gutes Zimmer finden. Die Lebensmittel sind jedoch, außer Früchte,
Reis, Bohnen, Fleisch und Cachaça in der Regel nicht günstiger. Was aber wirklich teuer ist
sind Kosmetikartikel jeder Art, z.B. für eine Sonnencreme von Nivea bezahlt man ca. 10€.
Deswegen empfiehlt es sich, ein paar Dinge von Deutschland mitzunehmen, gerade wenn
man bestimmte Markenprodukte benutzt. In der Regel sind alle importierten Artikel, vor allem
auch Kleidung und Elektrogeräte viel teurer als in Deutschland.