INTERNET – IMMER NOCH ODER WIEDER EINE CHANCE?

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INTERNET – IMMER NOCH ODER WIEDER EINE CHANCE?
INTERNET – IMMER NOCH ODER WIEDER EINE CHANCE?
In den Jahren 1997 bis 2000 war sich die internationale Börse einig, dass alles, was
mit Internet zu tun hat, eine Riesenzukunft habe. Im Jahre 2000 hatte beispielsweise
Yahoo mit 2.300 Beschäftigten einen Börsenwert von über 79 Milliarden Euro. DaimlerChrysler hatte zu diesem Zeitpunkt weltweit 467.900 Beschäftigte und einen Börsenwert von "nur" 57 Milliarden Euro! Es entwickelte sich der sogenannte Internetbubble, die Internetblase also, die dann mit gehörigem Knall und erheblichen Verlusten für viele Anleger im Jahr 2000 platzte. Verschiedene Unternehmungen verschwanden von der Bildfläche und die Überlebenden mussten sich mit bescheideneren Börsenwerten begnügen.
Dennoch hat das Internet als Kommunikations- und Tauschplattform in den vergangenen Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. Auch nach dem Internetbubble
haben Unternehmungen wie amazon.com oder google.com für Furore gesorgt und
sind anerkannte Unternehmungen. Anerkannte Unternehmungen, die modernes Geschäft mit „altmodischen“ Grundsätzen wie Bilanzwahrheit und der Tatsache erbringen, dass man mehr einnehmen als ausgeben muss, um rentabel zu sein. Die Frage
ist nun erlaubt, ob in Liechtenstein oder aus Liechtenstein heraus Geschäfte für Internet noch tauglich sein könnten.
Ich denke, dass nach wie vor zwei Bereiche attraktiv sein könnten, die stellvertretend
für zahlreiche andere stehen können. Ein Bereich ist das sogenannte InternetGaming. Beim Internet-Gaming geht es, wie es der Begriff schon sagt, darum, dass
auf der Internetplattform Spiele und Wettspiele abgewickelt werden. Dabei geht die
Reichweite von Casino über Poker zu Bingo bis zu blossen Spielen, die mit Glückspielen nichts zu tun haben. In Liechtenstein könnte man nun sofort entgegnen, dass
Glückspiele aufgrund der bis dato noch geltenden alten Gesetzeslage verboten oder
doch nur sehr eingeschränkt möglich sind. Dabei darf daran erinnert werden, dass
nicht erst heute, sondern schon seit einiger Zeit Diskussionen im Gange sind, ob
man diese Gesetzeslage nicht anpassen sollte. Man mag nun skeptisch sein, ob es
Sinn macht, in Liechtenstein ein Casino mit all den Konsequenzen zu eröffnen. Ein
Internet-Casino oder Internet-Pokerraum hingegen ist international üblich und wäre
sehr platz- und ressourcenschonend. Dies kann ein Blick auf das Unternehmen Partypoker, das in Gibraltar lizenziert und in England an der Börse kotiert ist, erhellen:
Partypoker war vor rund zehn Jahren noch eine „Garagen-Unternehmung“. Mittlerweile ist es eine börsenkotierte Unternehmung mit einem Marktkapital von mehreren
Milliarden Pfund! Der englische Gesetzgeber hat das notwendige Regulatorium geschaffen, sodass die entsprechende Unternehmung an der englischen Börse gehandelt werden konnte. Ob es nun gerade Internet-Gaming sein soll oder andere Dienstleistungen aus dem Internet, jedenfalls sollte die Möglichkeit über das Internet
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Dienstleistungen zu erbringen, nicht unterschätzt werden. Der Bereich ist wenig personalintensiv aber sehr von Know-how und der Bereitschaft geprägt, innovative Lösungen zu finden. Qualitäten, mit denen sich Liechtenstein in der Vergangenheit
ausgezeichnet hat.
Seit vielen Jahren wird auch von Voice-Over-IP (VoIP, auch IP-Telefonie) also einer
Telefonielösung über das Internet gesprochen. Die Kosten dafür, eine Minute international über VoIP zu telefoneren, sind mit knapp 2 Rappen sensationell tief. Dies
wird von vielen Telefongesellschaften als Bedrohung empfunden. Voice-Over-IP
bringt es nämlich mit sich, dass die Investitionen in die Netze plötzlich hinterfragt
werden müssen. Wie die Vergangenheit beweist, ist im Bereich der Telekommunikation aber – mit Ausnahme der sinkenden Preise - alles deutlich langsamer, wenn es
um den Wandel bei den Benützern geht, als es die Experten annehmen. Klar ist
aber, dass es zum Wandel kommt. Heute sind verschiedenste Produkte auf dem
Markt, welche Voice-Over-IP, also Internettelefonie, in recht guter Qualität erlauben.
So sei an die Produkte Skype oder Gizmo erinnert; auch Google arbeitet an einem
entsprechenden Produkt.
Was bedeutet dies nun für die Rahmenbedingungen? Im Rahmen der Europäischen
Union, aber auch international, hat es verschiedene Diskussionen gegeben, wie man
mit der Besteuerung im Internet umgehen soll. Ebenfalls hat es verschiedene Massnahmen gegeben, die es erlauben sollen, den internationalen Handel über Internet
zu erleichtern. Es wäre hilfreich, wenn diese Regelungen systematisiert und in Liechtenstein zumindest vereinfacht zugänglich gemacht würden. Ich würde nicht so weit
gehen und behaupten, dass aus Liechtenstein ein „Internetvalley“ werden kann. Ich
bin aber überzeugt, dass aufgrund der Rahmenbedingungen und der zentralen Lage
des Landes in Europa ernstzunehmende Chancen für eine Branche mit gesundem
Wachstum bestehen.
Dr. Mario Frick
Rechtsanwalt und Verwaltungsrat in verschiedenen
aktiven Unternehmungen
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