EineStadt vollerMusik

Transcription

EineStadt vollerMusik
Montag, 24. Juni 2013
BÜHL
.
Ausgabe Nr. 143 – Seite 19
Eine Stadt
voller Musik
Auf einen Blick
Dankeschön-Party
Ein durch und durch lebensfrohes Fest
Von unserer Mitarbeiterin
Katrin König
Bühl. Offiziell eröffnet wurde die „Fête
de la Musique“ am Samstagabend auf
dem Johannesplatz: Erst nach einigen
Zugaben machte die fetzige Straßburger
Gruppe „Storm Clouds“ den geduldig
wartenden politischen Vertretern Platz
auf der Bühne, was sich als symptomatisch für die Gewichtung der Musik bei
diesem durch und durch lebensfrohen
Fest deuten ließe. „Sie erleben wieder
einmal eine Premiere in Bühl: die Fête
de la Musique auf rechtsrheinischer Seite“, wandte sich Oberbürgermeister Hubert Schnurr schließlich an die
Zuhörer. Sein Dank galt
besonders der Oberrheinkonferenz
–
diese hatte auch
Bühl zur Einführung der Veranstaltung angeregt –
sowie Bürgermeister Wolfgang Jokerst
und dessen Team als
Hauptverantwortliche.
Jokerst skizzierte die Hintergründe der Idee: „Sie kommt aus
Frankreich und ist schon über 30 Jahre
alt.“ Sie gehe zurück auf eine Initiative
des damaligen Kultusministers Jack
Lang, die Jokerst wie folgt resümierte:
„Jeder, der singt oder ein Instrument
spielt, kann an diesem Tag auftreten.“
Die Veranstaltung falle üblicherweise
auf den kalendarischen Sommeranfang
am 21. Juni. In Bühl habe man den 22.
Juni gewählt, weil französische Bands
mitwirkten, „die gestern noch in Straßburg gespielt haben“. Eine ganze Stadt
voller Musik, betonte er: Auf den insgesamt acht Bühnen seien unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt worden, von
„klassischen Tönen und Folklore“ bis zu
„harten und punkigen Sounds“. Er
dankte allen, „die das möglich gemacht
haben“, und legte nahe, einfach durch
die Stadt zu flanieren. Sowohl Schnurr
als auch Jokerst möchten die Fête offenbar dauerhaft etablieren: „Die Resonanz
ist toll. Ich freue mich auf eine Wiederholung im nächsten Jahr“, so der OB.
Zufriedene Gesichter gab es auch bei
den Vertretern beteiligter Institutionen,
die der Eröffnung beiwohnten, darunter
Johann Cahueau, deutscher Delegationssekretär der Oberrheinkonferenz,
und Bettina Rupp, Regierungsdirektorin
vom Regierungspräsidium Karlsruhe.
„Die Fête de la Musique soll in allen
Städten am Oberrhein eingeführt werden“, sagte Rupp: „Bühl ist praktisch
der Pilot.“ Auch in Karlsruhe und Landau bestehe Interesse, sich anzuschließen.
In Straßburg, berichtete Rupp, sei am
Vortag „die Hölle los gewesen“: Das
Schöne sei, dass dieses Fest „von Jung
bis Alt“ anspreche.
„Jung bis Alt“ flanierten denn auch bis
am späten Abend von einem musikalischen Leckerbissen zum nächsten: Nach
teilweise langwierigen Soundchecks, die zumindest an
den größeren Bühnen
gelegentlich mit dem
Wechsel der Gruppen einhergingen,
erklangen an einem Ort virtuose
Geigenklänge (zauberhaft
in
der
Abendsonne:
das
Kammerorchester Bühl/
Achern unter Leitung von
Roman Speck), andernorts tanzten die
Besucher bei Disco-Feeling; in beschaulichen Innenhöfen wiederum konnte innigen elsässischen Chansons oder USamerikanischer Country-Musik gelauscht werden.
Viele Besucher verweilten bei den „Ensembles de Percussions“ bei „Hagenau
on Stage“: Knapp ein Dutzend Schüler
der Musikschule Hagenau bildeten eine
Art Orchester mit Vibrafonen und Marimbas, begleitet von Bass und Schlagzeug. Mit viel Rhythmusgefühl und je
nach Komposition völlig synchron trommelten die Jungen, begleitet von einem
Lehrer, sich und die Zuhörer in Hochstimmung.
Wie selbst technisch bedingte Verzögerungen mit Humor genommen werden
können, bewiesen unterdessen „Les Hopla Guys“: Sie verwandelten den komplizierten Soundcheck in eine heiterverrückte Persiflage. Kurz: Niemand
schien gewillt, sich die gute Laune verderben zu lassen – und das war gut so.
Der französisch-leichte Charme der
„Fête de la Musique“ hat somit wohl auf
Bühl übergegriffen.
Sinzheim. 300 Jugendliche beteiligten sich im Dekanat Baden-Baden an der 72-Stunden-Aktion. Mit
einer Dankeschön-Party in Sinzheim wurden sie jetzt für ihr großes
Engagement belohnt.
(Seite 24)
Aktionstag
Achern. „Gut aufgestellt“ – so
sieht Vorsitzender Daniel von Hauff
den DRK-Kreisverband. Dennoch
gebe es einen gewissen Mangel an
Nachwuchs, sagte er bei Aktionstag
in Achern.
(Seite 25)
Hohe Ehrung
Ottenhöfen. 39 Jahre im Gemeinderat, dazu Engagement in vielen
Vereinen: Dafür wurde Gebhard
Horn mit der Bürgerverdienstmedaille der Gemeinde Ottenhöfen
ausgezeichnet.
(Seite 27)
Forschungsthema
DIE GESTE DES MARRON-SÄNGERS ZEIGT ES: Die erste Bühler „Fête de la Musique“
erklomm etliche Stimmungsgipfel.
Foto: König
Oberkirch/Renchen. Der Barockdichters Grimmelshausen bleibt für
die Forschung ein unerschöpfliches
Thema. Bei der GrimmelshausenGesellschaft standen 18 Vorträge
auf dem Programm.
(Seite 29)
Stilistische Wundertüte
Perfekte Bedingungen für die erste Bühler „Fête de la Musique“
Bühl (wl). Perfekter hätte das Wetter
auf die erste Bühler „Fête de la Musique“ nicht abgestimmt sein können:
Ein wohltemperierter Sommerabend,
der die Stadt ins Licht einer goldenen
Abendsonne tauchte, lud zum Bummel
ein – durch die Stadt, aber auch durch
die vielen Stile der Musik, durch ihre
verschiedenen Epochen auch. Und wer
nicht nur auf die Musik hörte, sondern
sich auch die Namen der Bands betrachtete, durfte staunen über die
kreative Vielfalt von „Pat & the oneeyed Cats“ über „Four Beers Later“
und die „Tangopackung“.
An manchen Stellen war kaum noch
ein Durchkommen, in der Schwanenstraße etwa, wo „Pat & the one-eyed
Cats“ in einer mitreißenden Hommage
an die Zeit der legendären Sun Studios
in Memphis musikalisch und optisch
die 50er-Jahre auferstehen ließen. Der
Johannesplatz wiederum wurde, wenn
der Platz es zuließ, zur Tanzfläche.
Ruhigere Töne stimmte im Innenhof
des „Sternen“ der Liedermacher Rainer Markus Wimmer aus Karlsruhe an
(„was einem so einfällt mit 60“), während wenige Meter weiter die Gitarristen von „Four Beers Later“ Hits der
Rock- und Popgeschichte neu aufbereiteten.
Doch auch die Freunde härterer Töne
wussten, wo sie sich hinzuwenden hatten. „Ich muss weiter zum Carlos“, ruft
Peter Teichmann, Sänger der Bühler
Band „Van Teichmann“, im Vorbeigehen, „dort gibt es Metal mit Splinter
Proof.“ So war die „Fête de la Musique“ eine stilistische Wundertüte, in
der wohl jeder Besucher etwas ihm Zusagendes fand – und dass die Regentropfen warteten, bis der letzte Ton
verklungen war, war nur noch das iTüpfelchen.
Ein rollendes Museum
82 Oldtimer ließen die Herzen der Autofreunde höherschlagen
Bühl (jure). Es war wie ein „rollendes
Museum“, was die Bühler erlebten: 82
Oldtimer unter blauem Himmel und vor
prächtiger Zuschauerkulisse boten ein
beeindruckendes Bild. Begeistert vom
Empfang war denn auch Tourleiter
Wolfgang Rheinwalt. Der Vorsitzende
des Automobilclubs Maikammer, der die
neunte Vino Miglia organisiert hatte,
war sehr zufrieden mit der Wahl von
Bühl als einem der letzten Etappenorte.
Eine Woche zuvor war die Oldtimer-Zuverlässigkeitsfahrt
im
pfälzischen
Landau gestartet. Gut 2 000 Kilometer
legten die Teilnehmer in den darauffolgenden sieben Tagen zurück. Die Genusstour führte durch fünf Länder in
das Meraner Land im Herzen Südtirols.
Die größte Herausforderung bildete dabei der Großglockner mit seinen über
2500 Höhenmetern. Nicht alle historische Automobile packten ihn, so dass
sich die Teilnehmerzahl von 84 auf 82
verringerte.
Es ist aber gerade die ausgewählte
reizvolle Streckenführung, gepaart mit
der Zuverlässigkeit der Oldtimer und
der Fahrerteams, die die Besonderheit
der Weinstraßenrallye für Veteranenfahrzeuge ausmacht. Die Pfälzische
Rheinmünster-Söllingen (kpm). Meldet sich die rechtsextreme Szene in Söllingen zurück? Mit großer Sorge betrachten Bürgermeister Helmut Pautler
und Einwohner des Rheinmünsteraner
Ortsteils jedenfalls die Konzertveranstaltung, die am Samstagabend im Nebengebäude des „Rössle“ über die Bühne ging. Der „Bierstadl“ des Gasthauses war bekanntlich von Anfang 2010
bis Mitte 2011 angemieteter Treff der
Rechtsextremen mit zahlreichen Konzerten.
Die Polizei erhielt am Samstagnachmittag Kenntnis von der für den Abend
geplanten Veranstaltung, die dem rechten Spektrum zuzuordnen sei. Eine
Streife sowie Beamte der Kriminalpolizei waren vor Ort. Die Veranstaltung –
geschätzt wurden 70 bis 100 Konzertbesucher – sei friedlich und ruhig verlaufen, so die Polizei auf Anfrage.
Weinkönigin, Andrea Römmich, spricht
deshalb auch von einer „Genussreise“
angesichts einzigartiger Autos, edler
Weine und wunderschöner Landschaften. Jeden Tag stand ein anderes Weingut aus der Pfalz Pate. So konnten die
Bühler die Weine der WG Weintor
Schweigen-Rechtenbach kennenlernen.
Zwetschgenkönigin Francesca I. begrüßte die Fahrerteams mit einer Infota-
Vom 1925er Buick bis
zur BMW Isetta von 1958
sche ihrer Stadt. Doch bevor sich die
Gäste ins musikalische Getümmel stürzen oder sich von badischen Spezialitäten verwöhnen lassen konnten, galt es
die eigenen Fahrkünste unter Beweis zu
stellen. Zwischen Bürgerhaus Neuer
Markt und Mediathek war ein 45 Meter
großer Streckenabschnitt samt uneinsehbarer Kurve abgesteckt worden. Die
Aufgabe: in 10,1 Sekunden sollte dieser
durchfahren werden. „Es ist knifflig,
aber zu schaffen“, erklärt ein Teilnehmer, während sein Nebenmann am Steuer ungeduldig auf das Startsignal war-
tet. Bis zu dreimal täglich sind Prüfungen zur Zuverlässigkeit wie beispielsweise auch Abstandsfahren eingebaut.
„Hier in Bühl klappt alles hervorragend“, lobt Rheinwalt das Team um
Ordnungsamtsleiter Andreas Bohnert
und das THW.
Nach der Durchfahrtsmessung konnten die 80 historischen und technischen
Raritäten auf dem Platz Vilafranca bewundert werden. Eindeutiger Schwerpunkt bildeten Jaguar und Mercedes. Zu
den Hinguckern zählten gerade aber
auch so „süße“ Automobile wie die
BMW Isetta aus dem Jahr 1958. Fast jedes der herausgeputzten Fahrzeuge hatte seine eigene individuelle Nostalgienote: Alte Koffer als Dekoration, gewienerte technische Details oder Blicke in
das Innenleben machten den Bummel
durch die Oldtimerparade zu einem echten Erlebnis. Ältestes Fahrzeug war ein
1925er Buick Standard Six T mit 50 PS.
Die Teilnehmer starteten in den Klasse
Vintage (bis Baujahr 1931), Post Vintage
(bis 1945), Historic (bis 1954), Classic
(bis 1961) und Post Classic (bis 1972).
Bühl war für die Fahrer der vorletzte
Etappenort, bevor es wieder zurück auf
den Landauer Rathausplatz ging.
ZAHLREICHE SCHAULUSTIGE lockte die Einfahrt der 82 Oldtimer an, die auf ihrem Weg
nach Landau in Bühl Station machten.
Foto: Feuerer
„Das bringt die Gemeinde in Verruf“
Konzert der rechtsextremen Szene im Söllinger „Rössle“ sorgt für Beunruhigung
Dem Vernehmen nach spielten drei
Szenebands, die Besucher aus ganz Baden-Württemberg und darüber hinaus
anlockten. Gesichtet wurden an den geparkten Autos Kennzeichen aus dem
Zollernalbkreis, aus dem Raum Bodensee und Mannheim, aber auch aus Bayern, Lothringen und der Schweiz. Auf
einigen Heckscheiben standen Aufschriften wie „Purer Hass ist mir eine
Zier ...“ und „Fight the System“.
„Es ist beunruhigend, dass es wieder
losgeht“, meinte ein Anwohner gegenüber dieser Zeitung. Nach den Erfahrungen in den vergangenen Jahren und
der Zahl der geparkten Fahrzeuge stuft
er die jetzige Veranstaltung als mittelgroß ein. Außer einem Krakeel zu
nächtlicher Stunde habe er jedoch keine Störung festgestellt.
Laut Auskunft des Besitzers der Gaststätte „Rössle“ handelte es sich um eine
private Geburtstagsfeier. Es hätten sich
keinerlei Beanstandungen ergeben,
führt der Gastronom ins Feld. Zum Namen des Veranstalters wollte er gegenüber dieser Zeitung keine Angaben machen. Er stellte jedoch klar, dass er das
Nebengebäude seines Gasthauses nicht
wieder verpachtet habe.
Bürgermeister Helmut Pautler informierte sich am Samstagabend vor Ort
über die Situation. Ihm und der Polizei
gegenüber habe sich der Gastwirt als
Veranstalter ausgegeben, so das Ortsoberhaupt („Die unerwünschten Gäste
hat er eingeladen“). Das bringe die gesamte Gemeinde in Verruf und schade
ganz erheblich der gesamten mittelbadischen Umgebung. „Hier ist die
Grenzlinie eindeutig überschritten“,
betonte Pautler und kündigte die Prüfung aller rechtlichen Mittel an. Dazu
gehöre auch der Bereich der Gewerbeaufsicht, die in der Zuständigkeit des
Landratsamts liegt.
Noch am Abend der Veranstaltung hat
Pautler den Gastwirt aufgefordert, die
auf einer angrenzenden Wiese herumliegenden Glasflaschen bis spätestens
Sonntagvormittag zu entfernen – im Interesse der Gesundheit insbesondere
der Kinder und Jugendlichen des Ortes.
Einem Anwohner zufolge präsentierte
sich das Gelände im Umfeld der Gaststätte am Morgen nach dem Konzert
denn auch „tiptop aufgeräumt.“
Das neuerliche Konzert im „Rössle“
rief auch die Autonome Antifa Karlsruhe auf den Plan, die die Gefahr weiterer
Veranstaltungen der rechtsextremen
Szene in Söllingen sieht. Das Konzert
weise „klare Verbindungen zum in
Deutschland verbotenen NeonaziNetzwerk ,Blood & Honour‘ auf. Der
Headliner des Konzerts ,Kommando
Skin‘ wird vom Landeskriminalamt
Baden-Württemberg dem internationalen Netzwerk zugerechnet“, schreibt
die Antifa in einer Mitteilung.