gekonnter walzer auf allen hochzeiten - kriesten

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gekonnter walzer auf allen hochzeiten - kriesten
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PORTRÄT
GEKONNTER WALZER
AUF ALLEN HOCHZEITEN
Langeweile ist ein Wort, das es bei Birgit Kriesten-Ploppa und ihrem
Ehemann Markus Ploppa einfach nicht gibt. Dafür steht täglich ein
viel zu abwechslungsreiches Firmenprogramm auf dem Kalender.
Denn neben einem Garten- und Landschaftsbaubetrieb, der definitiv
die tragende Säule im Unternehmenspotpourri ist, gibt es ein stilvolles Gartencenter, in welchem sich herrliche private, aber auch betriebliche Events feiern lassen, eine Baumschule mit extravaganten
Gehölzen, seit letztem Sommer einen Kunstpark und X-nature, ein
Naturerlebnis der ganz besonderen Art.
DIE
Garten
Design
autor
Petra Reidel ist ausgebildete Gartenbauingenieurin, seit 2000
ist sie selbstständig mit
dem Redaktionsbüro
„Blätterwerk“ tätig.
Garten
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TRAGENDE SÄULE: Der Garten- und Landschaftsbau ist der wichtigste Bereich dieser
mittlerweile äußerst abwechslungsreich aufgestellten Betriebsstruktur. Der bereits vor
50 Jahren von Firmengründer Siegfried Kriesten gesetzte Schwerpunkt im hochwertigen
Privatgartenbereich hat sich bis heute erhalten. Landschaftsarchitekt Markus Ploppa plant
alle Gärten selbst und sorgt somit für die perfekte Verzahnung zwischen Gartencenter,
Baumschule und GaLaBau. Natursteinbeläge,
Natursteinmauern, Wasser in allen Spielarten,
vom Brunnen bis zum großen Teich, sowie standortgerechte Pflanzungen mit außergewöhnli-
chen Charakterpflanzen – hierfür sind die Kriesten-Gärten bekannt. „Großprojekte und Ausschreibungen sind nicht unsere Welt, wir sehen
uns auch nicht als knallharte Betriebswirtschaftler, die sich Gewinnmaximierung auf die
Fahne schreiben, sondern wir können einfach
schöne Privatgärten bauen“, erläutert Ploppa.
„Unser Kapital sind die vielen langjährigen Mitarbeiter, die teilweise schon bei meinem Vater
oder bei uns gelernt haben“, ergänzt Birgit
Kriesten-Ploppa, die im Jahr 2005 zusammen
mit ihrem Mann die Firmen komplett übernommen hat. Davor haben beide schon zehn
Jahre in der Geschäftsführung mitgearbeitet.
Birgit KriestenPloppa und Markus
Ploppa leiten seit
über zehn Jahren
gemeinsam ihr
spannendes
Firmenpotpourri.
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Zurzeit sind insgesamt 65 Mitarbeiter im GaLaBau, im Gartencenter und in der Baumschule
beschäftigt. Sechs Kolonnen arbeiten im Bereich Umgestaltung und Neuanlagen, allein
fünf Gruppen sind mit Pflanz- und Pflegearbeiten beschäftigt, und zwei Spezialtrupps kümmern sich um Gartentechnik, wie Beleuchtungskonzepte, automatische Bewässerungen
und Mähroboter. Diesen technischen Service
bietet Kriesten über seine Firma „Partner grün“
auch Kollegen aus dem GaLaBau an, ebenso
wie attraktive Konditionen beim Einkauf von
Gartenbonsais, Solitär- und Charakterpflanzen
– ein Angebot, das bei den immer kleiner werdenden Grundstücken großen Kundenanklang
findet und um das sich Markus Ploppa persönlich in den Baumschulen Italiens und Norddeutschlands durch Zukauf und anschließende
Weiterkultivierung auf eigenen Flächen kümmert. „Hier können wir für unsere Kunden wirklich aus dem Vollen schöpfen“, freut sich der
Landschaftsarchitekt nicht nur über die Schlagkraft, die ihm diese Synergien aus Baumschule
und GaLaBau erlauben.
Im Gartencenter findet der Kunde alles, was das Herz begehrt und Trend ist.
Fotos: Petra Reidel
FLANIEREN ZWISCHEN GRÜN UND SCHICKEN ACCESSOIRES: Vor 40 Jahren kaufte Siegfried Kriesten
Markus Ploppa bietet seinen GaLaBauKollegen attraktive
Konditionen beim
Einkauf von Gartenbonsais und
Charakterpflanzen.
das sieben Hektar große Grundstück im Mahdental bei Leonberg. Der risikobereite Vollblutunternehmer entwässerte die nasse Pferdewiese und begann mit der Baumschulproduktion. Immer mehr Menschen wollten seine Pflanzen kaufen, das war der Startschuss für das
heutige Gartencenter. „Unsere Kunden sind Impulskäufer geworden. Wir bedienen somit die
Trends und beeindrucken durch Üppigkeit und
Farbe. Das hat automatisch zu schlankerem Angebot mit weniger Sorten, aber mehr Masse
und Größe geführt“, erklärt Kriesten-Ploppa.
Das Einkaufserlebnis steht im Mahdental
schon lange ganz oben: Mitten im großen Glashaus befindet sich, noch aus der Planung des
Vaters, ein wohl dimensionierter Teich mit Insel. Eine Holzbrücke führt über das Wasser, in
welchem prächtige bunte Kois schwimmen.
Auf der Insel gibt es Bistro-Tische, eine Kaffeemaschine und leckere Kekse, der perfekte Ort,
um die saisonale Dekoration aus Möbeln,
Pflanzen und Accessoires in Ruhe auf sich wirken zu lassen. Um den Pflanzeneinkauf kümmern sich die Bereichsleiter selbstständig, die
aktuellen Accessoires und Gartenmöbel wählt
die Chefin auf diversen Messen persönlich aus.
Die Einkaufsspitzen, die bei den Gartencentern
im Frühling und im Herbst liegen, verschwinden langsam, so die Erfahrung im Mahdental.
„Die idealen Pflanzzeiten und auch das Leben
mit der Natur geraten immer mehr aus den
Köpfen der Menschen. Dafür ist der Parkplatz
grundsätzlich voll, wenn die Sonne scheint“,
erörtert Kriesten-Ploppa. Damit noch mehr
Menschen das Gartencenter kennenlernen,
bietet die Unternehmerin jede Menge unterschiedlicher Events an, wie beispielsweise eine
über die Volkshochschule angebotene Wild-
Das Einkaufserlebnis steht im Mahdental an erster Stelle. Saison ist, wenn die
Sonne scheint.
Regelmäßige Events sind wichtig, sie machen das Gartencenter und auch den
Garten- und Landschaftsbau bekannter.
kräuterwanderung, für die das Gartencenter
der Tagungsort ist, oder das Schlemmermahl
der Heckengäuköche, für welches die Karten
binnen zwei Tagen ausverkauft waren. Ein Kriminal-Dinner, die jährliche Weihnachtsausstellung und die Orchideen-Show sowie private
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Events, wie Hochzeiten oder Betriebsfeiern, für
die das Glashaus ebenfalls ein wunderschöner
Rahmen ist, sorgen für einen stetig steigenden
Bekanntheitsgrad.
Die Event-Planung ist kurzfristiger und schneller geworden. So lässt sich flexibler auf Aktuelles reagieren, und die Kunden werden über die
Internetseite oder per Postkarte informiert.
„Wenn wir es geschafft haben, die Menschen zu
uns einzuladen, ist ihre Verweildauer extrem
lang und auch der Pro-Kopf-Einkauf, verglichen
mit Zahlen aus der Branche, überdurchschnittlich hoch“, freut sich Birgit Kriesten-Ploppa. Seit
Kurzem ist sie dem Online Garten Shop Olerum
beigetreten, um gemeinsam mit rund 190 weiteren inhabergeführten Gartencentern das
Shoppen von zuhause anzubieten. „Es würde
sich für uns nicht lohnen, einen eigenen Online-Shop anzubieten. Olerum bietet uns eine
sinnvolle Plattform“, so Kriesten-Ploppa, die
betont, dass der Hauptfokus nach wie vor auf
dem Gartencenter liegt, das auch den Sektor Innenraumbegrünung für gewerbliche Kunden
bedient.
NATUR PUR MIT LEIB UND SEELE ERFAHREN: Markus
Ploppa ist Cross-Triathlet, und das Mahdental
erwies sich mit seiner hügeligen Topografie
und dem Flüsschen als ideales Trainingsgelände, das auch Freunde zu schätzen lernten. Hieraus entstand die Idee für X-nature, eine absolut gelungene Verbindung aus Fitness-Bootcamp und X-Trail-Running, gleich hinter dem
Baumschulgelände. Querfeldein-Jogging für
jedermann, über Hügel und Täler, mitten durch
den Bach sprinten und einen Hindernisparcours mit abschließender Schlammrutsche bewältigen, so könnte das Programm aussehen.
Der Anspruchslevel ist dabei flexibel buchbar
und alles andere als eine Drillnummer. Dieses
echte Outdoor-Erlebnis verlangt den Teilnehmern Körperspannung und Respekt ab, strahlt
einen hohen Reiz aus und macht am Ende
glücklich und zufrieden. Nebenbei stärkt es den
Teamgeist, verspricht der durchtrainierte Chef,
X-nature ist eine
buchbares GruppenOutdoor-Erlebnis, für
das sich der Chef
persönlich zuständig
fühlt. Foto: Kriesten
Garten
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der viele Gruppen selbst leitet. Maximal 40 Personen können gleichzeitig an den Start und
dann sind auch Sohn Lukas sowie zwei Freunde
als Guides mit im Boot. „Für mich ist das ein genialer sportlicher Ausgleich, den ich samstags
gerne noch einschiebe“, strahlt Ploppa. Die angesprochene Zielgruppe beginnt bei Zehnjährigen und geht solange, wie sich Mann oder Frau
fit fühlen für diese durchaus nasse Herausforderung, denn der krönende Abschluss des Parcours ist immer sehr erdverbunden und naturnah. Danach geht es in die warmen Duschen
und zum lockeren Get-Together, bei welchem
Grillwürste, Salate und Fitnessriegel die Energiespeicher wieder auffüllen. Für Team-Buildings kann nicht nur der maximale Spaßfaktor,
sondern auch noch das Glashaus für eine anschließende Firmenfeier gebucht werden. Mittlerweile lässt sich das X-nature-Erlebnis sogar
über den Event-Anbieter Jochen Schweizer verschenken.
PRIVAT: GRENZEN
ZIEHEN. „Natürlich geht es
auch in unserem Privatleben viel um die Firma“,
bekennt das Unternehmerehepaar, das gleichzeitig erzählt, dass beide ähnlich ticken und
dies der Grund ist, warum das Ganze überhaupt so gut funktioniert bei dieser Fülle an
Einzelfirmen. „Trotzdem muss jeder für sich
Grenzen ziehen, sonst fressen einen die Aufgaben auf, weil fertig ist man ja eh nie“, so Ploppa.
Die Sechs-Tage-Woche ist das Standardleistungsprogramm. Kurz nach fünf steht Markus
Ploppa auf, einer der Gründe hierfür ist sein
Sportprogramm, das ihm wichtig ist. Da sind
die Nächte manchmal kurz. „Mich disziplinierten unsere vier Kinder, da musste der Tag straff
geplant werden. Banalitäten waren und sind
kein Thema bei uns, dafür gibt es schlicht und
ergreifend keine Zeit“, verrät Birgit KriestenPloppa. Der Hund und die Hühner laufen auch
noch irgendwie mit, und eigentlich hätte die
50-Jährige gerne noch ein paar Schottische
Hochlandrinder auf den Weiden hinter der
Baumschule stehen, denn im Ausfüllen von
entstehenden Freiräumen war sie schon immer
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eine Meisterin. „Alte Häuser in Italien zu restaurieren, ist auch noch einer meiner Träume“,
gesteht sie. Markus Ploppa engagiert sich seit
Jahren persönlich und mit der Firma in einem
Rumänienprojekt, fährt selbst vor Ort und verteilt die Päckchen. Dieses Jahr entstand durch
seine Mithilfe sogar ein kleines Häuschen.
Drei Wochen Urlaub im August schafft die Familie immer, und für diese Auszeit empfinden
beide die bestehende Firmengröße als ideal.
„Der GaLaBau macht im Sommer Betriebsferien und im Gartencenter ist nicht so viel los, das
schaffen unsere Mitarbeiter ohne uns“, so Ploppa. Nach Weihnachten gibt es eine zweite Auszeit. „Es ist total wichtig, dass wir diese Fixpunkte haben, die uns aus der Alltagsmühle herausholen, sonst gehen Elan und Inspiration irgendwann verloren“, wissen beide. Ob das Gesamtunternehmen in der nächsten Generation
weitergeführt wird, haben sie nicht forciert,
umso spannender, dass die vier Kinder jetzt
schon darauf hinarbeiten, das Ganze nicht nur
zu erhalten, sondern zu vergrößern, denn bislang sehen Niklas (21, duales Studium in Weihenstephan), Lukas (19, Ausbildung im eigenen
Betrieb), Hannah (17, möchte Betriebswirtschaft oder Innenarchitektur studieren) und Simon (9, leidenschaftlicher Baggerfahrer) definitiv ihre Zukunft im Mahdental.
KUNST IM GRÜNEN: Skulpturen in Kombination
mit Landschaft und Gärten üben schon lange
eine Faszination auf Markus Ploppa aus, der bereits seine Diplomarbeit über den Fantasiegarten Sacro Bosco in Bomarzo geschrieben hat.
Weitere Inspirationen zu diesem Thema brachte der Besuch des Gartens „Il Giardino di Daniel
Spoerri“ in der südlichen Toskana, wo über
100 Kunstwerke im Grünen perfekt platziert
sind. „Das Mahdental bietet einen wunderschönen landschaftlichen Rahmen, was die
Idee für einen eigenen Skulpturenpark langsam reifen ließ.“ Eigentlich wäre die Wiese direkt hinter der Baumschule, zwischen Bach und
Wald gelegen, der Wunschort gewesen, doch
das Vorkommen der Gelbbauchunke und die
deutsche Behördenbürokratie wussten dieses
Vorhaben leider zu verhindern. Jetzt haben die
Kunstwerke schöne Plätze im Gartencenter
und im anschließenden Privatgelände gefunden. Aktive Unterstützung bei der Umsetzung
und Künstlerakquise fand Ploppa bei Eva Ott
vom Galerieverein Leonberg, die für ihn die in
Frage kommenden Künstler ansprach und
überzeugte. Seit Juli 2015 präsentieren nun sieben deutsche Künstler Werke ihres Schaffens
aus Eisen, Aluminium und Stahl im neuen
Kunst-Park. Die Vernissage fand an einem perfekten Sommertag statt. Zwei monumentale
Plastiken von Jörg Bach (Mühlheim/Donau)
und zwei Arbeiten von Hans Schüle (Berlin) aus
der Werkgruppe „Hybriden“, die aus einer Unzahl verschweißter, kreisförmiger Rohrabschnitte ein organisches Gebilde formen, begeistern den Betrachter ebenso wie die mit
dem Bagger modellierten und gepressten Arbeiten „Weed Cones“ von Manuela Tirler aus
Plochingen. Michael Hischer, der zweite Berliner Künstler, zeigt vierdimensionale kinetische
Skulpturen aus Edelstahl und Aluminium, die
sich dank ihrer Ringkugellager schon beim leisesten Windhauch in Bewegung setzen. Strenger, kühler Stahl ist die Grundlage der geometrischen Abstraktion des Menschen, mit der
sich der Warmbronner Max Schmitz in seiner
Kunst beschäftigt. Er transportiert die Botschaften seiner Werke nicht mit Emotionen,
sondern durch den mathematischen Verstand.
„Viele Künstler schrecken davor zurück, mit sogenannter ‚Kleinkunst‘ in Verbindung gebracht
zu werden“, so Ploppa, dem es gelang, diese Befürchtungen durch ein professionelles Konzept
zu entkräften. Für das nächste Jahr sind Führungen für Galerievereine und Kunstinteressierte geplant, auch um die durchaus vorhandenen Synergien zwischen Kunst- und Gartenliebhabern intensiver zu pflegen.
Petra Reidel | Grafenau
Im neuen Kunst-Park
lässt es sich
entspannt zwischen
verschiedensten
Skulpturen namhafter
Künstler flanieren.
KONTAKT:
www.kriestengarten.de
www.x-nature.de
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