gekonnter walzer auf allen hochzeiten - kriesten
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gekonnter walzer auf allen hochzeiten - kriesten
16 PORTRÄT GEKONNTER WALZER AUF ALLEN HOCHZEITEN Langeweile ist ein Wort, das es bei Birgit Kriesten-Ploppa und ihrem Ehemann Markus Ploppa einfach nicht gibt. Dafür steht täglich ein viel zu abwechslungsreiches Firmenprogramm auf dem Kalender. Denn neben einem Garten- und Landschaftsbaubetrieb, der definitiv die tragende Säule im Unternehmenspotpourri ist, gibt es ein stilvolles Gartencenter, in welchem sich herrliche private, aber auch betriebliche Events feiern lassen, eine Baumschule mit extravaganten Gehölzen, seit letztem Sommer einen Kunstpark und X-nature, ein Naturerlebnis der ganz besonderen Art. DIE Garten Design autor Petra Reidel ist ausgebildete Gartenbauingenieurin, seit 2000 ist sie selbstständig mit dem Redaktionsbüro „Blätterwerk“ tätig. Garten Design 02.16 TRAGENDE SÄULE: Der Garten- und Landschaftsbau ist der wichtigste Bereich dieser mittlerweile äußerst abwechslungsreich aufgestellten Betriebsstruktur. Der bereits vor 50 Jahren von Firmengründer Siegfried Kriesten gesetzte Schwerpunkt im hochwertigen Privatgartenbereich hat sich bis heute erhalten. Landschaftsarchitekt Markus Ploppa plant alle Gärten selbst und sorgt somit für die perfekte Verzahnung zwischen Gartencenter, Baumschule und GaLaBau. Natursteinbeläge, Natursteinmauern, Wasser in allen Spielarten, vom Brunnen bis zum großen Teich, sowie standortgerechte Pflanzungen mit außergewöhnli- chen Charakterpflanzen – hierfür sind die Kriesten-Gärten bekannt. „Großprojekte und Ausschreibungen sind nicht unsere Welt, wir sehen uns auch nicht als knallharte Betriebswirtschaftler, die sich Gewinnmaximierung auf die Fahne schreiben, sondern wir können einfach schöne Privatgärten bauen“, erläutert Ploppa. „Unser Kapital sind die vielen langjährigen Mitarbeiter, die teilweise schon bei meinem Vater oder bei uns gelernt haben“, ergänzt Birgit Kriesten-Ploppa, die im Jahr 2005 zusammen mit ihrem Mann die Firmen komplett übernommen hat. Davor haben beide schon zehn Jahre in der Geschäftsführung mitgearbeitet. Birgit KriestenPloppa und Markus Ploppa leiten seit über zehn Jahren gemeinsam ihr spannendes Firmenpotpourri. PORTRÄT Zurzeit sind insgesamt 65 Mitarbeiter im GaLaBau, im Gartencenter und in der Baumschule beschäftigt. Sechs Kolonnen arbeiten im Bereich Umgestaltung und Neuanlagen, allein fünf Gruppen sind mit Pflanz- und Pflegearbeiten beschäftigt, und zwei Spezialtrupps kümmern sich um Gartentechnik, wie Beleuchtungskonzepte, automatische Bewässerungen und Mähroboter. Diesen technischen Service bietet Kriesten über seine Firma „Partner grün“ auch Kollegen aus dem GaLaBau an, ebenso wie attraktive Konditionen beim Einkauf von Gartenbonsais, Solitär- und Charakterpflanzen – ein Angebot, das bei den immer kleiner werdenden Grundstücken großen Kundenanklang findet und um das sich Markus Ploppa persönlich in den Baumschulen Italiens und Norddeutschlands durch Zukauf und anschließende Weiterkultivierung auf eigenen Flächen kümmert. „Hier können wir für unsere Kunden wirklich aus dem Vollen schöpfen“, freut sich der Landschaftsarchitekt nicht nur über die Schlagkraft, die ihm diese Synergien aus Baumschule und GaLaBau erlauben. Im Gartencenter findet der Kunde alles, was das Herz begehrt und Trend ist. Fotos: Petra Reidel FLANIEREN ZWISCHEN GRÜN UND SCHICKEN ACCESSOIRES: Vor 40 Jahren kaufte Siegfried Kriesten Markus Ploppa bietet seinen GaLaBauKollegen attraktive Konditionen beim Einkauf von Gartenbonsais und Charakterpflanzen. das sieben Hektar große Grundstück im Mahdental bei Leonberg. Der risikobereite Vollblutunternehmer entwässerte die nasse Pferdewiese und begann mit der Baumschulproduktion. Immer mehr Menschen wollten seine Pflanzen kaufen, das war der Startschuss für das heutige Gartencenter. „Unsere Kunden sind Impulskäufer geworden. Wir bedienen somit die Trends und beeindrucken durch Üppigkeit und Farbe. Das hat automatisch zu schlankerem Angebot mit weniger Sorten, aber mehr Masse und Größe geführt“, erklärt Kriesten-Ploppa. Das Einkaufserlebnis steht im Mahdental schon lange ganz oben: Mitten im großen Glashaus befindet sich, noch aus der Planung des Vaters, ein wohl dimensionierter Teich mit Insel. Eine Holzbrücke führt über das Wasser, in welchem prächtige bunte Kois schwimmen. Auf der Insel gibt es Bistro-Tische, eine Kaffeemaschine und leckere Kekse, der perfekte Ort, um die saisonale Dekoration aus Möbeln, Pflanzen und Accessoires in Ruhe auf sich wirken zu lassen. Um den Pflanzeneinkauf kümmern sich die Bereichsleiter selbstständig, die aktuellen Accessoires und Gartenmöbel wählt die Chefin auf diversen Messen persönlich aus. Die Einkaufsspitzen, die bei den Gartencentern im Frühling und im Herbst liegen, verschwinden langsam, so die Erfahrung im Mahdental. „Die idealen Pflanzzeiten und auch das Leben mit der Natur geraten immer mehr aus den Köpfen der Menschen. Dafür ist der Parkplatz grundsätzlich voll, wenn die Sonne scheint“, erörtert Kriesten-Ploppa. Damit noch mehr Menschen das Gartencenter kennenlernen, bietet die Unternehmerin jede Menge unterschiedlicher Events an, wie beispielsweise eine über die Volkshochschule angebotene Wild- Das Einkaufserlebnis steht im Mahdental an erster Stelle. Saison ist, wenn die Sonne scheint. Regelmäßige Events sind wichtig, sie machen das Gartencenter und auch den Garten- und Landschaftsbau bekannter. kräuterwanderung, für die das Gartencenter der Tagungsort ist, oder das Schlemmermahl der Heckengäuköche, für welches die Karten binnen zwei Tagen ausverkauft waren. Ein Kriminal-Dinner, die jährliche Weihnachtsausstellung und die Orchideen-Show sowie private Garten 02.16 Design 17 18 PORTRÄT Events, wie Hochzeiten oder Betriebsfeiern, für die das Glashaus ebenfalls ein wunderschöner Rahmen ist, sorgen für einen stetig steigenden Bekanntheitsgrad. Die Event-Planung ist kurzfristiger und schneller geworden. So lässt sich flexibler auf Aktuelles reagieren, und die Kunden werden über die Internetseite oder per Postkarte informiert. „Wenn wir es geschafft haben, die Menschen zu uns einzuladen, ist ihre Verweildauer extrem lang und auch der Pro-Kopf-Einkauf, verglichen mit Zahlen aus der Branche, überdurchschnittlich hoch“, freut sich Birgit Kriesten-Ploppa. Seit Kurzem ist sie dem Online Garten Shop Olerum beigetreten, um gemeinsam mit rund 190 weiteren inhabergeführten Gartencentern das Shoppen von zuhause anzubieten. „Es würde sich für uns nicht lohnen, einen eigenen Online-Shop anzubieten. Olerum bietet uns eine sinnvolle Plattform“, so Kriesten-Ploppa, die betont, dass der Hauptfokus nach wie vor auf dem Gartencenter liegt, das auch den Sektor Innenraumbegrünung für gewerbliche Kunden bedient. NATUR PUR MIT LEIB UND SEELE ERFAHREN: Markus Ploppa ist Cross-Triathlet, und das Mahdental erwies sich mit seiner hügeligen Topografie und dem Flüsschen als ideales Trainingsgelände, das auch Freunde zu schätzen lernten. Hieraus entstand die Idee für X-nature, eine absolut gelungene Verbindung aus Fitness-Bootcamp und X-Trail-Running, gleich hinter dem Baumschulgelände. Querfeldein-Jogging für jedermann, über Hügel und Täler, mitten durch den Bach sprinten und einen Hindernisparcours mit abschließender Schlammrutsche bewältigen, so könnte das Programm aussehen. Der Anspruchslevel ist dabei flexibel buchbar und alles andere als eine Drillnummer. Dieses echte Outdoor-Erlebnis verlangt den Teilnehmern Körperspannung und Respekt ab, strahlt einen hohen Reiz aus und macht am Ende glücklich und zufrieden. Nebenbei stärkt es den Teamgeist, verspricht der durchtrainierte Chef, X-nature ist eine buchbares GruppenOutdoor-Erlebnis, für das sich der Chef persönlich zuständig fühlt. Foto: Kriesten Garten Design 02.16 der viele Gruppen selbst leitet. Maximal 40 Personen können gleichzeitig an den Start und dann sind auch Sohn Lukas sowie zwei Freunde als Guides mit im Boot. „Für mich ist das ein genialer sportlicher Ausgleich, den ich samstags gerne noch einschiebe“, strahlt Ploppa. Die angesprochene Zielgruppe beginnt bei Zehnjährigen und geht solange, wie sich Mann oder Frau fit fühlen für diese durchaus nasse Herausforderung, denn der krönende Abschluss des Parcours ist immer sehr erdverbunden und naturnah. Danach geht es in die warmen Duschen und zum lockeren Get-Together, bei welchem Grillwürste, Salate und Fitnessriegel die Energiespeicher wieder auffüllen. Für Team-Buildings kann nicht nur der maximale Spaßfaktor, sondern auch noch das Glashaus für eine anschließende Firmenfeier gebucht werden. Mittlerweile lässt sich das X-nature-Erlebnis sogar über den Event-Anbieter Jochen Schweizer verschenken. PRIVAT: GRENZEN ZIEHEN. „Natürlich geht es auch in unserem Privatleben viel um die Firma“, bekennt das Unternehmerehepaar, das gleichzeitig erzählt, dass beide ähnlich ticken und dies der Grund ist, warum das Ganze überhaupt so gut funktioniert bei dieser Fülle an Einzelfirmen. „Trotzdem muss jeder für sich Grenzen ziehen, sonst fressen einen die Aufgaben auf, weil fertig ist man ja eh nie“, so Ploppa. Die Sechs-Tage-Woche ist das Standardleistungsprogramm. Kurz nach fünf steht Markus Ploppa auf, einer der Gründe hierfür ist sein Sportprogramm, das ihm wichtig ist. Da sind die Nächte manchmal kurz. „Mich disziplinierten unsere vier Kinder, da musste der Tag straff geplant werden. Banalitäten waren und sind kein Thema bei uns, dafür gibt es schlicht und ergreifend keine Zeit“, verrät Birgit KriestenPloppa. Der Hund und die Hühner laufen auch noch irgendwie mit, und eigentlich hätte die 50-Jährige gerne noch ein paar Schottische Hochlandrinder auf den Weiden hinter der Baumschule stehen, denn im Ausfüllen von entstehenden Freiräumen war sie schon immer PORTRÄT eine Meisterin. „Alte Häuser in Italien zu restaurieren, ist auch noch einer meiner Träume“, gesteht sie. Markus Ploppa engagiert sich seit Jahren persönlich und mit der Firma in einem Rumänienprojekt, fährt selbst vor Ort und verteilt die Päckchen. Dieses Jahr entstand durch seine Mithilfe sogar ein kleines Häuschen. Drei Wochen Urlaub im August schafft die Familie immer, und für diese Auszeit empfinden beide die bestehende Firmengröße als ideal. „Der GaLaBau macht im Sommer Betriebsferien und im Gartencenter ist nicht so viel los, das schaffen unsere Mitarbeiter ohne uns“, so Ploppa. Nach Weihnachten gibt es eine zweite Auszeit. „Es ist total wichtig, dass wir diese Fixpunkte haben, die uns aus der Alltagsmühle herausholen, sonst gehen Elan und Inspiration irgendwann verloren“, wissen beide. Ob das Gesamtunternehmen in der nächsten Generation weitergeführt wird, haben sie nicht forciert, umso spannender, dass die vier Kinder jetzt schon darauf hinarbeiten, das Ganze nicht nur zu erhalten, sondern zu vergrößern, denn bislang sehen Niklas (21, duales Studium in Weihenstephan), Lukas (19, Ausbildung im eigenen Betrieb), Hannah (17, möchte Betriebswirtschaft oder Innenarchitektur studieren) und Simon (9, leidenschaftlicher Baggerfahrer) definitiv ihre Zukunft im Mahdental. KUNST IM GRÜNEN: Skulpturen in Kombination mit Landschaft und Gärten üben schon lange eine Faszination auf Markus Ploppa aus, der bereits seine Diplomarbeit über den Fantasiegarten Sacro Bosco in Bomarzo geschrieben hat. Weitere Inspirationen zu diesem Thema brachte der Besuch des Gartens „Il Giardino di Daniel Spoerri“ in der südlichen Toskana, wo über 100 Kunstwerke im Grünen perfekt platziert sind. „Das Mahdental bietet einen wunderschönen landschaftlichen Rahmen, was die Idee für einen eigenen Skulpturenpark langsam reifen ließ.“ Eigentlich wäre die Wiese direkt hinter der Baumschule, zwischen Bach und Wald gelegen, der Wunschort gewesen, doch das Vorkommen der Gelbbauchunke und die deutsche Behördenbürokratie wussten dieses Vorhaben leider zu verhindern. Jetzt haben die Kunstwerke schöne Plätze im Gartencenter und im anschließenden Privatgelände gefunden. Aktive Unterstützung bei der Umsetzung und Künstlerakquise fand Ploppa bei Eva Ott vom Galerieverein Leonberg, die für ihn die in Frage kommenden Künstler ansprach und überzeugte. Seit Juli 2015 präsentieren nun sieben deutsche Künstler Werke ihres Schaffens aus Eisen, Aluminium und Stahl im neuen Kunst-Park. Die Vernissage fand an einem perfekten Sommertag statt. Zwei monumentale Plastiken von Jörg Bach (Mühlheim/Donau) und zwei Arbeiten von Hans Schüle (Berlin) aus der Werkgruppe „Hybriden“, die aus einer Unzahl verschweißter, kreisförmiger Rohrabschnitte ein organisches Gebilde formen, begeistern den Betrachter ebenso wie die mit dem Bagger modellierten und gepressten Arbeiten „Weed Cones“ von Manuela Tirler aus Plochingen. Michael Hischer, der zweite Berliner Künstler, zeigt vierdimensionale kinetische Skulpturen aus Edelstahl und Aluminium, die sich dank ihrer Ringkugellager schon beim leisesten Windhauch in Bewegung setzen. Strenger, kühler Stahl ist die Grundlage der geometrischen Abstraktion des Menschen, mit der sich der Warmbronner Max Schmitz in seiner Kunst beschäftigt. Er transportiert die Botschaften seiner Werke nicht mit Emotionen, sondern durch den mathematischen Verstand. „Viele Künstler schrecken davor zurück, mit sogenannter ‚Kleinkunst‘ in Verbindung gebracht zu werden“, so Ploppa, dem es gelang, diese Befürchtungen durch ein professionelles Konzept zu entkräften. Für das nächste Jahr sind Führungen für Galerievereine und Kunstinteressierte geplant, auch um die durchaus vorhandenen Synergien zwischen Kunst- und Gartenliebhabern intensiver zu pflegen. Petra Reidel | Grafenau Im neuen Kunst-Park lässt es sich entspannt zwischen verschiedensten Skulpturen namhafter Künstler flanieren. KONTAKT: www.kriestengarten.de www.x-nature.de Garten 02.16 Design 19