mf 07_concerts in the dark

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mf 07_concerts in the dark
mœrs festival 07
Concerts in the dark
Nachdem 2006 der Saxofonist und Klarinettist Eckard Koltermann zum ersten Mal
die „concerts in the dark“ verantwortet hatte, ist in diesem Jahr die Wuppertaler
Geigerin Gunda Gottschalk die Kuratorin für diese dreitägige Konzertreihe im
Dunkelzelt.
„Das Dunkelzelt verstehe ich als einen besonderen Ort der Begegnung. Hier
kommunizieren Musiker in der freien Improvisation miteinander. Manche von ihnen
treffen sich hier im Dunkeln zum ersten Mal. Das Publikum hört live Musik, ohne die
Musiker zu sehen. Das Erspüren und Ertasten der Klänge, die Suche und das
gegenseitige Finden wird gleichermaßen von Ausübenden wie Rezipienten erfahren.
Gibt es hier Momente der Irritation, so sind sie gewollt. Denn nur bei Verzicht auf
eine vorgefertigte Gewohnheit kommen wir zu neuer Erfahrung.
Ich habe in diesem Jahr an zwei Tagen Musik mit Lichtkunst kombiniert – nicht, um
das Moment des Dunkelseins aufzuheben, sondern um Dunkelheit für sehende
Menschen immer wieder neu hervorzurufen. Die Ästhetik der Lichtkünstler ermöglicht
es den Zuhörenden, visuelle Erfahrung von der Hörerfahrung abzukoppeln und zu
einem intensiveren Zu-Hören zu gelangen. Ich hoffe, dass Situationen entstehen, in
denen sich Menschen miteinander austauschen können: Vielleicht hat sich ein
Passant gerade von dem klingenden Schuhputzer Marc Rijmenants aus Belgien vor
dem Zelt die Schuhe putzen lassen und kommt dabei ins Gespräch über Musik,
Wahrnehmung und Weltanschauung.“ (Gunda Gottschalk)
Samstag 26. Mai 2007
16:00 Session*
Andrea Keller (Klavier) trifft
Martin Blume (Percussion) und Phil Wachsmann (Geige, Elektronik)
19:00 Konzert
Martin Blume (Percussion) und Phil Wachsmann (Geige, Elektronik)
Interessanterweise hat Andrea Keller ihre Europapremiere im Dunkeln, da sie erst
am darauf folgenden Tag im Hauptzelt auftritt. Nicht nur Europa - auch die freie
Improvisation, ist Neuland für sie: Ein Sprung ins kalte Wasser!
Martin Blume lebt in Bochum er arbeitet als Musiker und Komponist seit 1983 im
internationalen Kontext der zeitgenössischen Avantgarde von Jazz, Improvisierter
und Neuer Musik. Er leitet seit 1988 hauptsächlich eigene Projekte, die ihn auf
zahlreichen Konzerttourneen zu den weltweit wichtigsten Aufführungsorten und
Festivals dieser Musik, in viele Länder Europas, USA, Kanada und Australien führen.
Phil Wachsmann lebt in London. Seine weltweite Zusammenarbeit mit den
wichtigsten Improvisationsmusikern begründet seinen internationalen
Bekanntheitsgrad. Er begann seine Karriere als klassischer Musiker und ließ sich in
England, Paris und USA ausbilden. Im Anschluss daran entwickelte er seine
künstlerische Tätigkeit in multimedialen Projekten, Soloprogrammen, elektronischer
Musik und visuellen Projekten weiter. Phil Wachsmann spielt in vielen Besetzungen
und ist unter anderem Mitglied im London Jazz Composers Orchestra.
Sonntag 27. Mai 2007
16:00 Session*
Eckard Koltermann (Bassklarinette), Stevko Busch (Klavier), Achim Krämer
(Percussion) und Helios Streichquartett
19:00 Konzert - Light in the dark
Helios Streichquartett: Ulrike Stortz (Geige), Felix Borel (Geige), Gareth Lubbe
(Bratsche, Stimme), Scott Roller (Cello) und Terry Jenoure (Geige, Stimme),
Sebastian Gramss (Kontrabass) mit Wasiliki Noulesa (Video)
Nachdem die Musiker Koltermann, Busch, Krämer bereits am 26. im Festivalzelt das
Programm „border hopping“ gestalten, lassen sie sich hier auf eine Kombination mit
dem edlen Streichersound des Helios Quartett ein.
Wer Streicher liebt, der sollte dieses Konzert nicht verpassen. Diese Musiker
zaubern mit enormer Musizierfreude Klangkaskaden in die Dunkelheit. Durch die
Videokunst von Wasiliki Noulesa, die hier in diesem Programm genauso live mit
Bildern improvisiert, wird der Abend zu einem außergewöhnlichen, sinnlichen
Erlebnis.
Das Helios Streichquartett, hat seit seiner Gründung im Herbst 2001 viele
facettenreiche Projekte realisiert, oft in Zusammenarbeit mit anderen Künstlern
unterschiedlicher Disziplinen. Mit dem Klangregisseur Bryan Wolf entstanden
dramatische klangliche Inszenierungen für Streichquartett und Live-Elektronik (Musik
von Crumb, Saariaho, Reich, Stockhausen Multimediale Ereignisse, teils
durchkomponiert (Antarktika von Frank Halbig/ZKM), teils vollständig improvisiert
(Musik zur DVD "stuttgart nachts" von Fried Dähn), bilden ein weiteres
spannungsreiches Aktionsfeld des Quartetts. Erstaunlich sind die freien
Improvisationen dieser Formation, da die Musiker durch ihre intensive
Zusammenarbeit sehr gut aufeinander eingespielt sind.
Die in Amherst (USA) lebende Geigerin Terry Jenoure hatte ihr Debüt in Moers
bereits in der 80gern als sie in der Band von Leroy Jenkins auftrat. Jenoure gestaltet
vielseitige Projekte in Nord- und Südamerika, Afrika, im Mittleren Osten und in
Europa. Zudem lehrt sie an der Universität von Massachusetts und der Lesley
Universität. Umso interessanter wird ihr Comeback hier in Moers, da ihr innerhalb der
Streichergruppe eine eigene Rolle zufällt. Mit dem Einsatz ihrer Stimme und ihrem
unverwechselbaren Geigenspiel würzt sie die Improvisationen durch mutige Einfälle
und beherzte Einsätze.
Der Kölner Bassist Sebastian Gramss, bekannt unter anderem durch seine Band
Underkarl, studierte Kontrabass und Komposition an der Hochschule für die Künste
Amsterdam und an der Musikhochschule in Köln. Sein Stil bewegt sich zwischen
zeitgenössischem Jazz und freier Improvisation. Gramss arbeitete bereits mit Fred
Frith, Tom Cora, Peter Kowald, Taylor Ho Bynum, Zeena Parkins, Peter Brötzmann,
Karl Berger, Axel Dörner, Nils Wogram, ect. Die Spontaneität und Originalität seiner
improvisierten Musik ist erfrischend.
Wasiliki Noulesa studierte Kommunikationsdesign bei Bazon Brock und Ursula
Wevers in Wuppertal. Ihre visuelle Arbeit fokussiert das bewegte Bild in Relation zum
Raum, Musik, Objekten und Personen. Sie entwickelt audio-visuelle Theaterprojekte,
improvisierte Videokunst zu Live-Musik und Video-Bühnenbilder. Sie produziert
Videoclips und Dokumentationen. In ihre Arbeit als VJ Künstlerin gelingt es ihr, eine
dichte Beziehung von Bild und Musik herzustellen.
Montag 28. Mai 2007
17:00 und 19:00 Konzert - Light in the dark
Carl Ludwig Hübsch (Tuba) und Michael Vorfeld (Licht)
Das Duo Hübsch / Vorfeld wird eine der heimlichen Überraschungen dieses Festivals
Die Künstler treten in dieser Formation erstmalig auf. Hier treffen sich zwei kreative
Geister, die mit Musik und Lichtkunst das Dunkelzelt in einen magischen Raum
verwandeln.
Carl Ludwig Hübsch lebt in Köln und gehört zu den wichtigsten Protagonisten der
improvisierten Musikszene. Als Musiker und Komponist formiert er Ensembles, tourt
durch viele Länder Europas, USA, Indien und Namibia und ist auf internationalen
Festivals vertreten. Carl Ludwig Hübsch arbeitet spartenübergreifend in
Theaterproduktionen (z.B. Theater Hora, Zürich, Schauspielhaus Dresden) und mit
bildenden Künstlern sowie Literaten zusammen. Seine Solomusik zeichnet sich
durch einen besonderen Klangreichtum aus.
Michael Vorfeld lebt in Berlin und arbeitet als Lichtkünstler sowie als Percussionist,
was ihm ein besonderes Verständnis für Zeit und Raum abverlangt. Seine
Lichtinstallationen reichen von einmaligen Performances in ungewöhnlichen Räumen
(Schwimmbäder, Bahnhöfe) bis hin zu festen Installationen in Museen.
(z.B. 'documenta 8' Kassel, 'Experimental Intermedia' New York). In seinen
Liveauftritten mit Musikern schafft er zu den Klangwelten eine eigene räumliche
Welt, die er virtuos zu variieren versteht.
* Die Sessions sind in besonderer Weise dem Experiment gewidmet. Musiker, die in
anderer Formation im Hauptzelt zu hören sind treffen auf die Musiker des
Programms `concerts in the dark`. Ein Musikfestival sollte stets ein Ort der
Begegnung und der Innovation sein.
In den Sessions haben Musiker die Chance sich auszutauschen, und das Publikum
kann dieser Erstbegegnung live beiwohnen!
Ort: Dunkelzelt am Schloss, Kastell 6
Kuratorin: Gunda Gottschalk
In Zusammenarbeit mit der Aktion Mensch und dem Paritätischen
Wohlfahrtsverband.