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Am Samstag, 27.6.2015, demonstrierten 15‘000 Bauarbeiter in Zürich Eine 60 auf dem Rücken So viele Bauarbeiter sieht die Zürcher Bahnhofstrasse selten. Sie kamen auch nicht, um zu teeren, sondern in eigener Sache. Lange vor Demobeginn war der ganze Limmatquai fest in der Hand von Tausenden von Bauarbeitern aus der ganzen Schweiz. Ein Meer von roten Unia-Fahnen verwandelte die Bankenstadt Zürich in eine Büezerstadt. Anlass des Grossaufmarschs: Ende Jahr läuft der Gesamtarbeitsvertrag auf dem Bau aus. Die Baumeister haben sich bisher geweigert zu verhandeln. Sie sträuben sich auch, mit der Unia Massnahmen gegen Lohndumping zu treffen. Und sie wollen nicht darüber reden, wie das Rentenalter 60 finanziell gesichert werden kann. Wolkenbruch und Wrestling Darum tragen alle Büezer heute ein rotes T-Shirt und die Zahl 60 auf dem Rücken. Auch Heinz und Ferdinand Wyder, zwei Brüder aus Bern. Heinz Wyder sagt: „Das Rentenalter 60 muss bleiben, es ist wichtig für uns.“ Und Ferdinand erzählt: „Ich hatte einen Unfall und verlor mit 50 den Job. Das darf anderen nicht auch passieren.“ Auch Antonio Oliveira (48) möchte dereinst noch mit 60 in Pension gehen können. Der Portugiese arbeitet seit 26 Jahren in der Schweiz. Immer auf dem Bau. Er will auch einen „rechten Lohn“, sagt er. Keine zu klein, eine Fahnenschwingerin zu sein: Arstira Rhexepi macht Kinderwerbung für die Unia. Kein Wunder, das Mädchen ist die Tochter von Unia-Sekretär Nazim Rhexepi aus Langnau BE. Auch Schwiegersohn Gazmend Kastrati ist mit von der Partie. Ein Baubüezer. Da startet plötzlich auf einem Demowagen eine Wrestling-Show. Der Speaker am Mikrophon macht eine Durchsage. Er sagt: „Es geht nicht, dass wir in der Presse immer als Super-Schurken dargestellt werden.“ Grosses Gejohle. Nun erscheint auf dem Wagen ein Muskelprotz, 110 Kilo schwer, ein Muskel so dick wie bei anderen der ganze Oberschenkel. Es ist Duschka Ceron (30), ein Wrestler aus Schönenwerd SO. Im Ring nennt er sich „Drake Destroyer“ (Drachentöter), aber heute ist er der „Union Man“ (Gewerkschafts-Superman). Martialisch sieht er aus, geht auf einen Bösewicht los - und legt ihn flach. Die Wrestler hat die Unia engagiert. Viele von ihnen arbeiten auf dem Bau. Dann ein Wolkenbruch aus heiterem Himmel, es giesst wie aus Kübeln. Doch Schlechtwetter sind die Bauarbeiter gewohnt. Auch deshalb demonstrieren sie: für eine bessere Schlechtwetterregelung. Bald biegt der endlose Zug in die Bahnhofstrasse ein. Ohrenbetäubend das Konzert der Trillerpfeifen. Nie war es lauter an der Zürcher Luxusmeile. Passanten schauen verdutzt drein. Fulminantes Schlussbouquet Mitten unter den Bauarbeitern marschiert auch Ex-Unia-Bauchef Vasco Pedrina. Er freut sich sichtlich über die mächtige Kundgebung. Und sagt: „Einmal pro Jahr braucht der Mensch so eine Demonstration für die gute Laune.“ Das ist auch für Jean Aicher so. Der 75jährige frühere Sozialarbeiter ist Unia-Mitglied und sagt: „Ich gehe an jede Demo, solange ich noch kann.“ Erst 62 ist Kranführer Alex Briner aus Affoltern ZH. Er ist auf einem knallgelben Gross-Kipplaster an die Demo gekommen. Seine Message: Was er konnte, nämlich in Rente mit 60, sollen andere nach ihm auch können. Briner: „Die Frühpensionierung war gut für mich, denn im Alter lässt die Konzentration nach.“ Fulminantes Schlussbouquet dann auf dem Helvetiaplatz. Unia-Bauchef Nico Lutz ruft in die Menge: „Wer die Frühpensionierung angreift, greift die Würde der Bauarbeiter an. Wir kämpfen! Und wir werden siegen!“ Plötzlich stürzen sich Profi-Kletterer, an dicken Seilen gesichert, in Greenpeace-Manier vom Dach eines Bürogebäudes. Und entrollen ein rotes Mega-Transparent mit den Demoforderungen. In drei Sprachen: damit auch der letzte Baumeister versteht. Ganz schön kämpferisch. Ralph Hug. Work, 3.7.2015. Personen > Hug Ralph, Bauarbeiter. Demonstration Zürich. Work, 3.7.2015