Shisharauch LW links.pub
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Shisharauch LW links.pub
Analyse von Shisha-Rauch Konstantin Knauf, Florian Loch, Sebastian Vogt Einleitung Zielsetzung Die „WHO Study Group on Tobacco Product Regulations” machte unlängst mit einer „advisory note“ darauf aufmerksam, dass die Gefahren die durch das Rauchen von Wasserpfeifen für den Körper entstehen noch nicht ausreichend erforscht wurden. Im Bericht der WHO ist zu lesen, dass ein Raucher während einer Shisha-Sitzung mehr Rauch inhaliert als beim Rauchen von 100 Zigaretten. Gegenüber der landläufigen Meinung, Shisha-Rauchen sei kaum gesundheitsschädlich, muss davon ausgegangen werden, dass der Raucher einer erheblichen Menge an Nikotin, Teer und Kohlenmonoxid ausgesetzt wird. Grundsätzlich ist unser Ziel, die Schädlichkeit des Shisha-Rauches unter realistischen Bedingungen mit möglichst wissenschaftlichen Methoden zu untersuchen. Dafür gilt es den Gehalt an Nikotin, PAKs, Teer und Kohlenmonoxid im Shisha-Rauch zu quantifizieren und diesen dann mit den Literaturwerten für Zigarettenrauch zu vergleichen. Bisher gibt es nur eine einzige wissenschaftlich fundierte Arbeit über die chemischen Inhaltstoffe des Shisha-Rauches von einer Arbeitsgruppe der American University of Beirut, an der wir uns auch inhaltlich teilweise orientiert haben. Aber auch in dieser wird nicht erwähnt, welche Tabakart, Kohle, Shisha, usw. verwendet wurde. Es wurde dementsprechend noch nie ernsthaft untersucht, welche Auswirkungen die Art der Kohle und des Tabaks, der Wassertemperatur, der Geometrie der Shisha, usw. auf die Inhaltsstoffe des Rauches haben. Außerdem wurde noch nie die Wirksamkeit von Filtern und anderem angeblich die Gesundheit schützenden Shisha-Zubehör geprüft. Da, wie in der Einleitung erwähnt, noch keine Untersuchungen bezüglich verschiedener Shisha-Aufbauten gemacht wurden, ist es des Weiteren unser erklärtes Ziel verschiedene Einflussfaktoren wie Kohle, Geometrie usw. auf die Schädlichkeit des Rauchens zu überprüfen (Vergleiche hierzu: WHO Study Group on Tobacco Product Regulation „Research needs“ Punkt 3: How the chemical and physical properties of the smoke depend on the waterpipe set-up and smoking conditions Ein weiterer Gesichtspunkt, der die Relevanz dieses Themas aufzeigt, ist, dass das Shisha-Rauchen sich mittlerweile sehr großer Beliebtheit vor allem bei jugendlichen Konsumenten erfreut. (Vergleiche dazu: heute.de - Artikel „Shisha – der neue Jugendkult“ vom 31.12.06 http://www.heute.de/ZDFheute/ inhalt/3/0,3672,4290819,00.html). Diese Entwicklung konnten wir auch in unserem persönlichen Umfeld wahrnehmen. Kaum eine anständige Party kommt noch ohne Wasserpfeife aus und wöchentliche Besuche in einer Shisha-Bar sind durchaus keine Seltenheit mehr – allein in Darmstadts Innenstadt gibt es unseres Wissens zur Zeit 5 Shisha-Bars. (geometry of waterpipe, amount/type of coal and tobacco used, puffing behaviour, etc. ). Natürlich werden wir in diesem Zusammenhang auch versuchen, Strategien zu entwickeln, um das Rauchen gesundheitsfreundlicher zu gestalten. TEIL 2: Bau der Rauchmaschine TEIL 1: Definition eines Standard-Shisha-Zuges Um das Rauchverhalten eines Durchschnitts-Shisha-Rauchers zu analysieren, mussten wir erst mal die dazu benötigten Fakten sammeln. Diesen ersten Schritt tätigten wir mit freundlicher Genehmigung des Wirts in der Shisha-Bar „El-Shisha“ in Darmstadt. Wir baten einige Gäste jeweils drei Züge an unserer mit Messgeräten ausgerüsteten Shisha zu „ziehen“. Nach kurzer Zeit hatten wir einige Freiwillige gefunden, die sich uns als Testpersonen anboten. Mit einem Spirometer der Firma Vernier, das über ein ProLab-Interface an ein Labtop angeschlossen war, maßen wir den Volumenstrom bei drei Zügen an der Shisha. Die Probanden wurden angeleitet, so genüsslich wie möglich genau so zu ziehen, wie sie das auch sonst tun. Um die Hemmung vor der „Technik“ zu nehmen, plauderten wir zunächst über unser Projekt. Natürlich erregten wir viel Aufsehen und so hatten wir am Ende über 40 Probanden mit je drei Zügen und zwei Pausen dazwischen. Alle Testpersonen gaben an, regelmäßige Besucher der Bar zu sein – somit hatten wir keine Anfänger dabei, was die Signifikanz der Messwerte erhöhen dürfte. Aus den gesamten Messungen haben wir später Tabellen mit Excel angefertigt. Unsere gesammelten Daten haben wir dann dazu genutzt einen Durchschnitt des Volumenstroms, und einen Durchschnitt der Zeit zwischen den Zügen eines Rauchers zu berechnen. Diese Messwerte haben wir dann dazu genutzt eine computergesteuerte „Rauchmaschine“ zu programmieren. Um das Ventil, das den Standard-Shisha-Zug imitieren soll, mit dem Computer ansteuern zu können, benötigten wir ein Interface, das einen 8 Bit Code (256 Schaltstufen) an das Interface weitergibt, und ein Programm, dass die entsprechenden Binärcodes generiert und aktualisiert. Interface Das Interface dient als eine Art Verstärker, das die fünf Volt des Parallelports auf 24 Volt, die das Ventil benötigt, umsetzt. Es ist so konzipiert, dass es eine Spannung von 0 bis 0,8 Volt als Low und ab 2,4 bis 5 Volt als High erkennt. Die Eingangsspannung von 24 Volt wird durch eine Diode, einen Kondensator und einen Entstörkondensator gepuffert. Theoretisch wäre es auch möglich gewesen ein fertiges USB-Interface zu kaufen (100 Euro). Jedoch hätten wir dann das Programm auf USB umprogrammieren müssen, was wesentlich aufwendiger gewesen wäre. Interface mit LEDs Das Interface Programm Warten auf „Kundschaft“ im „ El-Shisha“ Volumenstromkurve des Testrauchers 34 über 3 Züge Selbstverständlich war es von Nöten ein Programm zu schreiben, das den Binärcode des StandartShisha-Zuges über das Interface an das Ventil ausgibt. Nach jedem vollständigen Zug (eines Rauchers) folgt eine Standartpause von 10,8 Sekunde, bevor der nächste Zug startet. Die 10,8 Sekunden sind ein Durchschnittswert, den die Raucher im Durchschnitt zwischen ihren Zügen machten. Das Programm startet damit, die Binärcode-Bibliothek zu öffnen und die Funktion, den Binärcode zu verarbeiten, aufzurufen. So arbeitet sich das Programm von Zeile zu Zeile des Binärcodes durch und lässt jeweils immer 10ms Zeit, bis es den neuen Stellwert an das Ventil wegschickt. Gesamtaufbau Unsere Rauchmaschine war im Endeffekt folgender Maßen aufgebaut: Von der Shisha führt ein Schlauch zu dem computergesteuerten Ventil. Von diesem wiederum geht ein Schlauch an eine Pumpe, deren Zugstärke mit einem vorgeschalteten Ventil regulierbar ist. Hinter dieser Pumpe schlossen wir jeweils die entsprechenden Messapparaturen an (Gassensor, Spirometer, Kieselgelröhrchen). Das Ventil ist an die Treiberkarte angeschlossen, dieses an unser selbstgebautes Interface und das an den Computer auf dem unser Programm läuft. Des Weiteren ist noch ein Netzgerät notwendig, das unser Interface mit dem nötigen Strom versorgt. Der maximale Volumenstrom muss vor jeder Messung bei geöffnetem Steuer-Ventil durch eine Spirometermessung mit dem Ventil manuell angepasst werden. Dies ist nötig, da je nach Aufbau eine andere Saugleistung nötig ist. Standard Shisha-Zug Programmoberfläche des Steuerungsprogramms Rauchmaschine mit großer Shisha und Gassensor Blockdiagramm des Programms Schematischer Aufbau der Rauchmaschine Analyse von Shisha-Rauch Konstantin Knauf, Florian Loch, Sebastian Vogt Weird Science Club Excellence Center für Lichtenbergschule Darmstadt Mathematik Informatik Naturwissenschaft und Technik TEIL 3: Die Analyse des Rauches Nikotin / PAKs Naphthalin Acenaphthylen Acenaphthen Fluoren Phenanthren Anthracen Fluoranthen Pyren Benzo(a)anthracen Chrysen Benzo(b)fluoranthen Benzo(k)fluoranthen Benzo(a)pyren Dibenzo(a,h)anthracen Indeno(123)pyren Benzo(ghi)perylen Nicotin (Derivate) t [min] 6,68 10,47 10,93 12,36 15,07 15,28 19,26 20,07 25,06 25,2 29,41 29,51 30,68 34,69 34,69 35,75 1 7,71 _ 0,07 0,02 1,57 _ 0,78 0,64 0,35 0,07 _ _ _ _ _ _ 8,87 14,8 Proben µg/m3 2 3 1,28 24,63 0,18 _ 0,18 0,18 0,57 0,5 9,78 _ _ _ _ _ 2,86 _ 0,36 _ _ _ 0,18 _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Teer Nach vielen vergeblichen Versuchen die Messungen mit dem schuleigenen Gaschromatograph durchzuführen, bekamen wir die Chance die Messungen zusammen mit dem Chemisch Analytischen Labor Darmstadt durchzuführen. Zunächst versuchten wir mit selbst gestopften Kieselgelfiltern und THF als Lösungsmittel zu arbeiten. Nach einer ersten Probemessung wurde allerdings klar, dass sowohl das Kieselgel als das THF nicht zur Spurenanalyse geeignet war. Die Messungen führten wir schließlich mit Polystyrol-Harzfiltern durch, die wir mit Hexan 8 Stunden eluiert haben. Bei der Quantifizierung des Nikotins gab es allerdings Probleme. Da wir das Absorbens hinsichtlich seiner Eignung zur Analyse von PAKs ausgewählt hatten, mussten wir nun untersuchen, ob das absorbierte Nikotin sich überhaupt wieder vom Absorbens lösen lässt. Dabei erhielten wir einen Nachweiseffizienz von 13% (85% für PAK). Trotzdem ist die gefundene Menge der Nikotinderivate sehr gering, so das wir davon ausgehen können, das ein großer Teil des Nikotin im Wasser gelöst wird. Temperaturverlauf Als Teer bezeichnet man alle organischen Feststoffe, die sich im Shisha-Rauch befinden. Um das Gesamtgewicht des Teers im Rauch zu bestimmen, haben wir die Rauchmaschine durch einen handelsüblichen Zigarettenfilter rauchen lassen, der den gesamten Teer absorbiert. Die Zigarettenfilter haben wir vor der Sitzung und nach der Sitzung gewogen. Somit kann die Differenz nur der im Rauch enthaltene Teer sein. Da der Filter Wasser sowohl aus der Umgebungsluft als auch aus der Shisha absorbiert, wurde dieser vor den beiden Wiegevorgängen eine Nacht lang im Trockenschrank getrocknet. Selbstzündende Kohle Tabelle mit Messwerten der Messungen 1-3 Zigarettenfilter während der Absorption Holzkohle Chromatogramm der Messung 1 Kohlenmonoxid Initialisierung des CO-Sensors Leitfähigkeitskurve bei der Eichung Aufwärmphase des CO-Sensors Eichfunktion CO-Konzentration in Abhängigkeit zur Zeit Ergebnisse Kohlenmonoxid maßen wir mit dem Gassensor 822 der Firma Figaro. Wir befestigten den Sensor in einem Rohr und dichteten ihn mit Wachs ab. Der Sensor misst die Leitfähigkeit des ihn umgebenden Gases. Um diesen zu eichen mussten wir den Gassensor definierten COKonzentrationen aussetzen und die Leitfähigkeitswerte ablesen. Daraus ließ sich dann eine Zuordnung Leitfähigkeit in µS → CO-Konzentration in ppm erstellen. Dafür musste zunächst reines CO synthetisiert werden. Dazu ließen wir Ameisensäure bei ca. 80° in konzentrierte Schwefelsäure tropfen. Dabei wird der Ameisensäure Wasser entzogen (HCOOH -> H2O + CO). Das entstandene CO leiteten wir dann in unserer Apparatur durch eine Waschflasche, um die Gasentwicklung zu beobachten und das restliche Wasser zu binden. Zunächst ließen wir die ganze Apparatur mit CO spülen. Danach füllten wir 100ml CO in einen Kolbenproper. Da Kohlenmonoxid schon bei einer Konzentration von 0,3 % in der Luft tödlich ist, arbeiteten wir dabei im Abzug. In einer zweiten Apparatur haben wir dann, den in einem Rohr montierten Gassensor, an zwei Kolbenproper luftdicht angeschlossen. Der eine Kolbenproper war leer der andere voll (100ml). Da wir das Volumen der Kolbenproper sowie des Rohres, in dem sich der Sensor befand kannten, konnten wir nun genau definierte COKonzentration durch Injektion von purem CO erreichen. Gleichzeit maßen wir die Veränderung der Leitfähigkeit des Sensors. Aus vier Punkten (50ppm, 100ppm, 200ppm, 400ppm) erstellten wir dann eine Zuordnung zwischen der Leitfähigkeit und der CO-Konzentration (y=0.0014x^2.5167)). Die beiden Kolbenproper gaben uns die Möglichkeit das CO in der Apparatur möglichst gut zu verteilen. Auslesen der Maximalwerte mit EXCEL Teer in mg CO in mg PAKs gesamt in µg 40 min; Kleine Shisha; selbstzündende Kohle 670,4 218,7 1,73 40 min; Kleine Shisha; Holzkohle 703,7 143,9 0,36 40 min; Große Shisha; selbstzündende Kohle 852,1 159,3 5,93 40 min; Große Shisha; Holzkohle 911,5 102,2 2,28 Große Shisha; selbstzündende Kohle; kein Tabak 1392,3 124,4 26,8 Große Shisha; Holzkohle; kein Tabak 903,7 77,8 5,18 Große Shisha; selbstzündende Kohle; kein Wasser 1525,8 171,3 (96,86) Große Shisha; Holzkohle; kein Wasser 1152,4 62,5 11,90 Große Shisha; mit Filter; Holzkohle/ Selbstzündende Kohle 82,7 / 142,5 92,1 / 177,4 - / 6,22 2,4 0,0 0,0 27,2 14 - 23 0,7 Probe Gassensor Nikotin in mg Apparatur zur CO-Synthese Apparatur zur Eichung des Sensors Integration der CO-Konzentrationen Große Shisha; ohne Kohle 1 Zigarette (nach BfR) 0,1– 3,0 Analyse von Shisha-Rauch Konstantin Knauf, Florian Loch, Sebastian Vogt Umfrage bezüglich des Filters FAZIT Nachdem wir auf die Idee gekommen waren, einen Filter, der auf Aktivkohle und Aufbau des Filters: Wolle und Aktivkohle • Kohlenmonoxid Selbstzündende Kohle erzeugt mehr Kohlenmonoxid als Holzkohle. Die Belastung ist bei der selbstzündenden Kohle am Anfang der Sitzung besonders hoch. Generell nimmt die CO-Belastung gegen Ende der Sitzung ab. In der kleinen Shisha entsteht mehr Kohlenmonoxid als in der großen. Weder das Wasser in der Shisha noch unser Filter konnten den CO-Gehalt wesentlich verkleinern. Das Kohlenmonoxid entsteht überwiegend bei der Verbrennung der Kohle. Der Tabak trägt wahrscheinlich nicht zur CO Konzentration bei. Der CO Gehalt einer Shishasitzung übersteigt den einer Zigarette um ein vielfaches. • Wolle basiert, in unsere Shisha einzubauen, um dem Rauch ein bisschen seine • Schädlichkeit zu nehmen, haben wir parallel zu den Messungen mit und ohne Filter • • eine Umfrage unter Rauchern durchgeführt. Die Befragung der Raucher haben wir • am Tag der offenen Tür unserer Schule vorgenommen. Um es für uns leichter zu • • gestalten, und um menschliche Fehler zu vermeiden, haben wir ein Online- • Auswertungs-Programm geschrieben, welches einen Online-Fragebogen analysiert. • 36 Raucher füllten den Fragebogen aus. Dabei bekamen wir folgende Ergebnisse: Teer Selbstzündende Kohle produziert mehr Teer als Holzkohle. Ein großer Teil des Teers wird vom Wasser der Shisha absorbiert. Ein Aktivkohlefilter kann den Teeranteil des Rauches sehr deutlich verringern. • • 71% bemerkten einen Unterschied im Rauchen mit und ohne Filter. 33% bemerkten einen Unterschied im Geschmack. 54% der Raucher schätzen Shisharauchen als gesundheitsschädlich ein. Das Durchschnittseinstiegsalter der Gewohnheitsraucher liegt bei 15,1 Jahren. 82% der Raucher bevorzugen aromatisierten Tabak mit Fruchtgeschmack. • • Nikotin Nikotin kommt nur derivatisiert im Rauch vor. Der Nikotin-Anteil im Rauch ist geringer, als bei Vergleichsmessungen und deutlich geringer, als bei Zigaretten. • • • PAKs Selbstzündende Kohle erzeugt mehr PAKs als Holzkohle. In der großen Shisha entstehen mehr PAKs als in der kleinen. Das Wasser hat eine nicht unwesentliche Filterwirkung bezüglich der PAKs. Die meisten PAKs entstehen in der Kohle. Der Tabak dient schon eher als PAK-Filter. Shishasitzungen produzieren auch mit Filter deutlich mehr PAKs als eine Zigarette. • • Wir haben den Filter als Glasrohr gebaut, das luftdicht in den Hals jeder beliebigen • • Shisha gesteckt werden kann, da die Aufnahme für den Kopf genormt ist. Das hat • den Vorteil, dass ein sehr viel größerer Filter verwendet werden kann, als im Mund- Spirometermessung mit und ohne Filter Diskussion stück, wo Aktivkohlefilter für Pfeifen verwendet werden können. Wir wollten mit unseren Analysen die Gefährlichkeit des Shisharauchens untersuchen um so die Lücken in den Publikationen zu schließen. Nur ganz wenige Publikationen (Shihadeh) haben bisher unter realistischen Bedingungen gemessen. Wir konnten zum ersten Mal Einflussfaktoren, wie Wasser, Filter oder Shishageometrie untersuchen. Es hat sich bestätigt, dass Shisharauchen deutlich gefährlicher ist, als allgemein angenommen wird. Wir fanden allerdings deutlich weniger Nikotin, als andere Autoren. Ein gänzlich neuer Gedanke ist, dass das Hauptproblem anscheinend die Kohle ist und viel weniger der Tabak. Selbstzündende Kohle, die durch Zugabe von Schwarzpulver einfach zu bedienen ist und sich weiter Verbreitung erfreut ist deutlich ungesünder. Basierend auf unseren Untersuchungen könnte man das Gesundheitsproblem deutlich verringern, wenn man statt einer Kohle die Shisha elektrisch beheizt oder verhindert, dass die Abgase der Kohle eingeatmet werden. Ein Kohlefilter zur weiteren Verringerung des Teergehalts im Rauch ist zu empfehlen - aber nicht zu Rauchen ist natürlich noch deutlich gesünder. Wir haben mit dieser Arbeit einen wesentlichen Beitrag zur Gefahreneinschätzung des sehr verbreiteten Shisharauchens unter realistischen Bedingungen und für das typische „europäische“ Rauchverhalten geleistet. Auswirkungen des Rauches auf den Körper Beim Rauchen einer Shisha entstehen zwei Kategorien von Gefahrstoffen. Die erste Gruppe wirkt sich direkt aus. Die zweite zeigt jedoch erst auf lange Zeit Wirkung. © by Dr. Tanja Dingeldein, Universität Mainz Das Kohlenmonoxid im Rauch gehört zur ersten Gruppe, da es schon während des Konsums durch den Raucher Symptome wie Schwindel- und Übelkeitsgefühle auftreten lässt. Viele Konsumenten erzählen auch von einem klar als Kopfschmerz zu identifizierenden Schmerz. Diese Probleme rühren daher, dass im Shisha-Rauch relativ viel Kohlenmonoxid (CO) enthalten ist, welches sich an die roten Blutkörperchen, genauer gesagt an ihren Farbstoff, das Hämoglobin, anlagert. Jener Vorgang hat zur Folge, dass der Raucher, und damit auch sein Gehirn, zu wenig Sauerstoff erhält. Bei der Zigarette treten diese Probleme nicht auf, da sie deutlich weniger Kohlenmonoxid enthält. Man raucht zwar insgesamt auch viel mehr Zigaretten als nur eine, aber entscheidend ist hierbei, dass das Kohlenmonoxid auf einmal in einer großen Menge eingeatmet wird. An dieser Grafik lässt sich gut das Suchtverhalten des menschlichen Gehirns beschreiben. Die roten Stellen sind die Regionen in unserem Gehirn, die am meisten durch das Nikotin gereizt, bzw. aktiviert werden. Diese Stellen verlangen dann auch später wieder nach dem Suchtstoff, in diesem Fall nach Nikotin. Das ist die Entstehung des klassischen Suchtverhaltens, welches sowohl kurzfristige als auch langfristige Wirkungen hat. Der allgemeinen Meinung nach, ist Nikotin an sich unschädlich, nur die damit in Verbindung stehenden Substanzen seien es. Diese Meinung ist weit verbreitet und vollkommen falsch. Nikotin kann nämlich zur Steigerung der Herzleistung führen, was bei bereits geschädigten und herzkranken Personen zur Angina pectoris, der „Herzenge“ führen kann. Später kann es auch als Auslöser zum Herzinfarkt führen. Es gibt auch eine Studie, die besagt, dass 26% Prozent der Herz-KreislaufTodesfälle bei unter 65jährigen auf das Rauchen zurückzuführen ist. Fehlerbetrachtung • • Generell • Statistischer Fehler. Wir konnten die meisten Messungen nur einmal machen. Um den statistischen Fehler zu verkleinern, müssten wir die Messungen wiederholen und die Ergebnisse dann mitteln. • Die Probanden, die für uns in der Shisha-Bar drei Züge machten, gaben an, dass das ziehen durch das Spirometer ein wenig schwerer sei als ohne, was sie vielleicht am normalen Ziehen behindert hat. • Die Kreiselpumpe, die unseren Raucher simuliert, zieht nicht ganz gleichmäßig, so dass unsere Züge nicht exakt denen entsprechen, die wir ausgerechnet hatten. CO • • • Gehirn eines Süchtigen Hier lässt sich gut die Ablagerung des Teers in der menschlichen Lunge erkennen. Dieses Phänomen kann im Extremfall auch zu einem Lungenkrebs führen. Ein weiterer klarer Beweis für die Schädlichkeit vom Teer. Teer schadet also nur langfristig und gehört damit zu Gruppe zwei. Viele Raucher beklagen sich aber am Tag nach einer ShishaSitzung über starken Husten. Dieser ist auch auf den abgelagerten Teer in den Lungen zurückzuführen, der einen Hustenreflex auslöst • • Raucherlunge PAKs sind stark krebserregend und gehören damit auch der zweiten Gruppe an. Somit gehören PAKs auch zu den Inhaltsstoffen die eine langfristige Wirkung erzielen. Dass sie krebserregend (kanzerogen) sind liegt daran, dass sie mit der DNA des menschlichen Körpers reagieren können. Sie sind somit auch erbgutverändernd. Unser Gassensor reagiert auch auf andere Gase (Ethanol und Aceton), die in sehr kleinen Mengen im Rauch vorhanden sein könnten oder in den Schläuchen entstehen. Die Schläuche könnten teilweise Inhaltsstoffe des Rauches absorbiert haben. Unser Gassensor gibt je nachdem wie hoch die Außentemperatur ist verschiedene Leitfähigkeitswerte an. Dieser Fehler kann zwar durch „Nullen“ des Sensors vor jeder Messung verkleinert werden, aber ist dennoch vorhanden. Nikotin und PAKs • Die Schläuche könnten Inhaltsstoffe des Rauches absorbieren. Dieser Fehler wurde allerdings minimiert, indem das Absorptionsröhrchen direkt hinter der Shisha angeschlossen wurde. • Die Standartprobe mit Nikotin ergab nach 8 Stunden Eluierung nur eine Wiederfindrate von 13%. Dadurch sind die Nikotinwerte nicht sehr verlässlich. • Für PAK haben wir mit 85% Wiederfindrate eine sehr genaue Messmöglichkeit. Teer • • • Luftkontakt konnte sich während des und kurz vor dem Wiegevorgang nicht vermeiden lassen. Daher könnte dabei ein wenig Wasser aus der Luft absorbiert worden sein. Wir gingen davon aus, dass in der Mitte der Sitzung auch ein Mittelwert an Teer entsteht. Dafür gibt es allerdings nur Indizien aber keine Beweise. Wir gingen davon aus, dass wir etwa 85% des gesamten Teers absorbieren können. Diese Nachweißeffizienz genau zu bestimmen ist sehr schwierig. Deshalb verließen wir uns auf die Aussage von Dr. Hempe von CAL. Danksagung Zunächst möchten wir uns bei der Firma Merck bedanken, die uns mit Soxhlet-Apparaturen und allen möglichen Chemikalien ausgestattet hat. Des Weiteren bedanken wir uns in besonderer Weise bei Dr. Hempe vom Chemisch Analytischem Labor Darmstadt, ohne dessen Hilfe die Bestimmung des Nikotin und der PAKs wahrscheinlich noch Monate gedauert hätte. Ein besonderer Dank an den Hessischen Sponsorpool von Jugend Forscht und Herrn Dr. Herzig, der uns die Anschaffung des Spirometers und des Ventils ermöglichte. Natürlich danken wir dem Weird Science Club für die vielen Hilfen. Zunächst für die Finanzierung des Gassensors. Roland Wirth für die unverzichtbare Hilfe beim Design des Interfaces und bei der Programmierung, Dr. Kozlowski für die Betreuung des Weird Science Labors an ungezählten Nachmittagen und während der Ferien und natürlich Herrn Dr. Dlabal für die unermüdlich kompetente Betreuung der Arbeit in allen Phasen. Literaturverzeichnis WHO TobReg Advisory Note Waterpipe Tobacco Smoking: Health effect, Ressearch needs, and recommended Actions by Regulators Alan Shihadeh, Rawed Saleh: Polycyclic aromatic hydrocarbons, carbon monoxide, “tar”, and nicotine in mainstream smoke aerosol of the narghile water pipe „Gesundheits- und Suchtgefahren durch Wasserpfeifen“; Aktualisierte Gesundheitliche Bewertung* Nr. 037/2006 des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) vom 15. April 2005: http://www.bfr.bund.de/cm/216/gesundheits_und_suchtgefahren_durch_wasserpfeifen.pdf Ein ganz besonderer Dank an Hilal, den Besitzer der Shisha-Bar ‚El Shisha’ in der Karlstraße, dass wir dort die sehr ungewöhnlichen Messungen durchführen konnten. Er hat uns auch alle Feinheiten des richtigen Präparierens der Shisha erklärt. Ebenso vielen Dank an die vielen unbekannten Testraucher.