WISSENSCHAFT–FRANKREICH Nr. 258 – 11. Dezember 2013

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WISSENSCHAFT–FRANKREICH Nr. 258 – 11. Dezember 2013
WISSENSCHAFT FRANKREICH-NEWSLETTER
NR. 258, 11. DEZEMBER 2013
DIE WISSENSCHAFTLICHE AKTUALITÄT IN FRANKREICH
INHALT
FORSCHUNGSPOLITIK
• Start der Plattform "CEA Tech" in Lothringen
• Innovation 2030 – Startschuss für Innovationswettbewerb
METEOROLOGIE
• Klimamodelle von ganz Europa mit bisher unerreichter Genauigkeit
BIOLOGIE
• Der berühmteste symbiotische Pilz offenbart seine Geheimnisse
MEDIZIN
• Entwicklung neuer Medikamente zehn mal preiswerter
ENERGIE
• Solarthermie: Innovative Lösung für den Zugang zur Energie
• Transport kontaminierter Partikel in Flüssen der Region Fukushima: Erste Ergebnisse des TOFUProgramms
• Neuartige Brennstoffzellen
ELEKTROMOBILITÄT
• Europäisches Projekt für induktive Ladung von Elektrofahrzeugen
Wissenschaft-Frankreich Nr. 255
Französische Botschaft in Deutschland - Abteilung für Wissenschaft und Technologie
ISSN : 1610 – 4102 (für die Internetausgabe)
FORSCHUNGSPOLITIK
-
Start der Plattform "CEA Tech" in Lothringen
Im Rahmen der Umsetzung des "Pacte Lorraine" haben die Ministerin für Hochschulen und Forschung,
Genevieve Fioraso, und der Generalkommissar für Investitionen, Louis Gallois, am 5. Dezember 2013
offiziell die regionale Plattform für Technologietransfer "CEATech" in Lothringen gestartet. Nach den
Regionen Aquitanien, Pays de la Loire und Midi-Pyrénées soll über diese neue Plattform der Transfer
innovativer Technologien in die KMU vereinfacht werden.
Die Regierung will das industrielle Ökosystem von Lothringen und die Dynamik seiner Akteure
(Wissenschaftler, Akademiker sowie lokale Behörden) nutzen, um der Industrie dieser Region wieder eine
Zukunft zu bieten. Darin besteht die größte Herausforderung des "Pacte Lorraine", der sich auf die
Forschung und Entwicklung als Motor für Wachstum und Beschäftigung stützt. Er verfolgt dabei drei Ziele:
-
Lothringen zum Zentrum einer europäischen Region für Materialien und Energie zu machen
-
Belebung der Exzellenzbereiche und der zukunftsträchtigen Zweige
-
Förderung innovativer Ansätze zur Steigerung der Attraktivität der Region und zur Raumplanung.
Dieses Projekt wird mit 30Mio. € über drei Jahre zu gleichen Teilen vom Staat und der Region gefördert.
Teams von Forschern und Ingenieuren, die Ende dieses Jahres ihre Arbeit aufnehmen werden, werden ihr
Know-how in das Unternehmen einbringen, um der Industrie dieser Region ein Instrument zur Entwicklung,
Beherrschung und zum Transfer innovativer Technologien zur Verfügung zu stellen.
Knapp ein Jahr nachdem Start in Toulouse, Bordeaux und Nantes sind bereits 100 Ingenieure und Forscher
vor Ort tätig und es wurden F&E-Projekte in Partnerschaft mit der lokalen Industrie von mehr als
20 Millionen Euro vertraglich verankert.
Quelle: "Lancement de la plateforme C.E.A. Tech Lorraine", Pressemitteilung des Ministeriums für
Hochschulen
und
Forschung
–
5.12.2013
http://www.enseignementsuprecherche.gouv.fr/cid75518/lancement-de-la-plateforme-c.e.a.-tech-lorraine.html
Redakteur: Aurélien Filiali, [email protected]
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INNOVATION
-
Innovation 2030 – Startschuss für Innovationswettbewerb
Von der Idee zur Produktionsreife, so das Ziel des internationalen Innovationswettbewerbs Concours mondial
de l’innovation, der jungen Talenten aus dem In- und Ausland Anreize für die Schaffung des Wachstums von
Morgen in Frankreich liefern soll.
Am 2. Dezember 2013 gab Staatspräsident Hollande den Startschuss für dieses ambitionierte Unterfangen.
Innovation sei der Wachstumsfaktor der Zukunft, die Triebfeder für Veränderung. Und Frankreich stehe bei
der Innovation unter den 28 EU-Ländern nur auf dem 11. Rang, konstatierte Staatspräsident Hollande. Dies
müsse sich in den nächsten Jahren ändern. Der Wettbewerb ziele deshalb darauf ab, das Land mittels einer
Innovationsstrategie zu reindustrialisieren.
Der Wettbewerb basiert auf den Schlussfolgerungen des ″Abschlussberichts der Kommission ″Innovation
2030″, der am 11. Oktober 2013 veröffentlicht wurde. Er dient dem Ziel, in den kommenden 10 Jahren
französische Unternehmen in sieben Schwerpunktbereichen als wichtige Akteure auf dem Weltmarkt zu
etablieren.
Die sieben Schwerpunktbereiche sind:
 Energiespeicherung
 Recycling von Ressourcen (seltene Metalle)
 Nutzung mariner Ressourcen (Metalle, Meerwasserentsalzung)
 Pflanzenproteine und grüne Chemie
 Personalisierte Medizin
 ″Silver Economy″ – Innovation im Angesicht der steigenden Lebenserwartung
 ″Big Data″
Für diese Sektoren startete die französische Regierung Anfang Dezember 2013 sieben
Innovationswettbewerbe mit internationaler Ausrichtung. Aus den eingereichten Innovationsprojekten
sollen diejenigen Talente und Unternehmen ermittelt werden, die das größte Potential für wirtschaftliches
Wachstum aufweisen, und diese dann gefördert werden. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um französische
oder ausländische Unternehmen handelt.
Den ausgewählten Projekten stehen in der Start-Phase 300 Millionen Euro aus dem Programm für
Zukunftsinvestitionen über die öffentliche Investitionsbank Bpifrance zur Verfügung.
Zur Auswahl der besten Projekte wurde ein dreistufiges Verfahren festgelegt:
Phase 1: Start
In dieser Phase werden etwa 100 Projekte ausgewählt (30.01. - 31.03.2014), die eine Finanzierungshilfe
in Form von Subventionen in Höhe von bis zu 200.000 € pro Projekt erhalten.
Phase 2: Betreuung
In dieser Phase (Start: 1.09.2014) werden die aussichtsreichsten Projekte in den wichtigsten
Entwicklungsphasen betreut. Es werden etwa 30-40 Projekte ausgewählt, die jeweils bis zu 2 Mio. €
erhalten.
Phase 3: Weiterentwicklung
In dieser Phase werden ausgewählte Projekte (von den bereits in Phase 2 betreuten Projekten) in ihrer
Industrialisierungsphase so umfassend wie möglich unterstützt. In der dritten Phase werden ab 2016 für
jeden der sieben Schwerpunktbereiche ein oder zwei Projekte ausgewählt, die mit bis zu 20 Mio. €
gefördert werden.
3
Weitere Informationen:
Auf
unserer
Internetseite
-http://www.wissenschaft-frankreich.de/de/forschungspolitik-undinnovation/innovation-2030-staatspraesident-hollande-gibt-startschuss-fuer-innovationswettbewerb/
Quelle: Pressemitteilung des Ministeriums für die Belebung der Produktion – 02.12.2013 http://www.redressement-productif.gouv.fr/concours-mondial-dinnovation
Übersetzerin:Jana Ulbricht, [email protected]
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METEOROLOGIE
-
Klimamodelle von ganz Europa mit bisher unerreichter Genauigkeit
Beispiel von Klimamodellen: Regenfälle über Europa
© Augustin Colette, INERIS
Ein internationales Team von Forschern des CNRS [1], von Météo–France [2], der CEA [3] und des INERIS
[4] hat eine Reihe von Klimamodellen mit beispielloser Auflösung (12 km) für ganz Europa entwickelt und
analysiert. Diese basieren auf globalen Simulationsmodellen, die im Rahmen des 5. IPCC-Sachstandsberichts
erstellt und von den Forschern präzisiert wurden. Diese Simulationen für das 21. Jahrhundert ermöglichen
eine viel genauere Darstellung der lokalen Phänomene und Wetterextreme. Die ersten Analysen bestätigen
einen signifikanten Anstieg in der Häufigkeit von Wetterextremen: starke Regenfälle, Hitzewellen und
Dürreperioden. Die Daten des Euro-Cordex-Projekts [5] wurden kürzlich veröffentlicht und stehen nun allen
Wissenschaftlern zur Verfügung. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse können neue, genauere Studien zu den
Auswirkungen des Klimawandels in Europa auf die Luftqualität, die Hydrologie und Wetterextreme realisiert
werden; alles Bereiche, die zu den Schlüsselsektoren (z.B. Energie, Gesundheit und Landwirtschaft) gehören.
[1] CNRS – französisches Zentrum für wissenschaftliche Forschung
[2] Météo-France – französischer Wetterdienst
[3] CEA – französische Behörde für Atomenergie und alternative Energien
[4] INERIS – französisches Institut für Umweltschutz und Umweltgefahren in der Industrie
[5] EURO-CORDEX ist der europäische Teil der internationalen CORDEX-Initiative, die über das
Weltklimaforschungsprogramm (WRCP) koordiniert wird, und sich mit der Frage beschäftigt, wie sich der
Klimawandel bis zum Ende des Jahrhunderts auf die verschiedenen Regionen in Europa auswirken wird.
Quelle: Pressemitteilung des CNRS – 02.12.2013 - http://www2.cnrs.fr/presse/communique/3347.htm
Redakteur: Clément Guyot, [email protected]
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BIOLOGIE
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Der berühmteste symbiotische Pilz offenbart seine Geheimnisse
Ein internationales Konsortium, koordiniert vom INRA [1], in Zusammenarbeit mit dem CNRS [2] und den
Universitäten von Lothringen, Toulouse III, Paul Sabatier und Aix-Marseille sowie dem Joint Genome
Institute (JGI) und dem Oak Ridge National Laboratory (ORNL) des US Department of Energy, hat das
Genom des ältesten symbiotischen Pilzes (Rhizophagusirregularis) sequenziert und entschlüsselt.
Die neu gewonnen Erkenntnisse über das Genom ermöglichen ein besseres Verständnis der Ausbildung von
Symbiosen zwischen Pflanzen und Pilzen, die eine erhebliche ökologische Rolle spielen, und sollen die
Nutzung dieser Symbiose in der Agrarökologie erleichtern. Die Ergebnisse wurden am 25. November 2013
vorab in der Online-Ausgabe des Wissenschaftsmagazins ″Proceedings of the National Academy of Science″
(PNAS) veröffentlicht [3].
Wenigstens zwei Drittel der heutigen Landpflanzen sind von Symbiosen mit Rhizophagus oder verwandten
Pilzen der Abteilung Glomeromycota abhängig; nicht zuletzt zählen hierzu wichtige Kulturpflanzen wie
Weizen und Reis. Trotz des großen Genoms mit annähernd 30.000 Genen fehlen dem Pilz hunderte von
Erbanlagen, die er nicht braucht, weil er in Symbiose mit Pflanzen lebt. So gingen im Verlauf der Evolution
Gene verloren, die freilebende Pilze benötigen – zum Beispiel, um Pflanzenzellwände abzubauen, von denen
sie leben.
[1] INRA - französisches Institut für Agrarforschung
[2] CNRS – französisches Zentrum für wissenschaftliche Forschung
Weitere Informationen:
[3] Emilie Tisserant, Mathilde Malbreil et al., The genome of an arbuscular mycorrhizal fungus provides
insights into the oldest plant symbiosis. Proc Ntl Acad Sci – 25. November 2013
http://www.pnas.org/content/early/2013/11/21/1313452110.abstract?sid=aeadc060-6e39-4644-ad989bf2d78b03a9
Kontakt:
Francis Martin, INRA – Tel. +333 83 39 40 80 – Email: [email protected]
Quellen: Pressemitteilung des CNRS – 26.11.2013 - http://www2.cnrs.fr/presse/communique/3335.htm
Universität Marburg – 25.11.2013 - http://www.uni-marburg.de/aktuelles/news/2013d/rhizophagus
Redakteur: Clément Guyot, [email protected]
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MEDIZIN
-
Entwicklung neuer Medikamente zehn Mal preiswerter
Medikamente zu entwickeln, die deutlich unter den Kosten der Pharmaindustrie liegen, ist möglich. Dies ist
das Ergebnis der internationalen, gemeinnützigen InitiativeDNDi (Drugs for Neglected Diseases Initiative), die in
diesem Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum feiert. Aus diesem Anlass organisierte sie im Pasteur-Institut ein
Symposium unter dem Titel "Die beste Wissenschaft für die vergessene Bevölkerung. Zehn Jahre danach –
eine Bilanz und Perspektiven". Die DNDi wurde 2003 von sieben gemeinnützigen Organisationen (darunter
von französischer Seite "Ärzte ohne Grenzen" und das Institut Pasteur) in dem Bewusstsein gegründet, dass
Millionen Menschen in den ärmsten Ländern der Welt an Krankheiten leiden (Schlafkrankheit, Malaria,
Leishmaniose, Chagas-Krankheit, etc.), die für die Pharmaindustrie in Ermangelung eines solventen Markts
nicht von Interesse sind.
Zehn Jahre später fällt die Bilanz der DNDi sehr ermutigend aus: Es wurden sechs neue
Behandlungsmethoden sowie eine Pipeline von 12 neuen Molekülen in verschiedenen Entwicklungsstadien
für gerade mal 182,5 Mio. € entwickelt. Zunächst einmal beruhen diese sechs Behandlungsmethoden auf
bereits existierenden Medikamenten, die verbessert, neu zusammengestellt oder mit anderen Arzneimitteln
neu kombiniert wurden. Die DNDi kann jedoch auch auf 5 neue Medikamente in fortgeschrittenen Stadien
in klinischen Studien verweisen. Vergleicht man die Kosten, die durchschnittlich von der Pharmaindustrie
(960 Mio. €) und der DNDi (100-150 Mio.€) für die Entwicklung eines Medikaments ausgegeben werden, ist
diese Leistung umso bemerkenswerter, auch wenn "es schwierig ist, verschiedene Wirtschaftsmodelle bei der
Entwicklung von Medikamenten zu vergleichen", räumt der Leiter für Fundraising bei der DNDi, JeanFrançois Alesandrini, ein.
Das Entwicklungsmodell der DNDi ist in der Tat ganz anders und damit auch das Geheimnis ihres Erfolgs.
Die DNDi stützt sich bei ihrer Arbeit auf die virtuelle Strukturforschung, an der sich hundert Menschen zur
Hälfte aus der pharmazeutischen Industrie und zur Hälfte von NGOs beteiligen. Sie bittet dabei um
unentgeltliche Hilfe oder um Unterstützung zum Selbstkostenpreis bei akademischen und industriellen
Partnern und begnügt sich dabei mit der Rolle des ″Dirigenten″.
Seit ihrer Gründung hat sie die Dienste von rund zwanzig Pharma- und Biotechnologie-Unternehmen sowie
von fünfzig Universitäten und Forschungseinrichtungen in Anspruch genommen. Die Initiative besitzt einen
erheblichen Vorteil gegenüber den Pharmakonzernen: Sie kann bei jedem Schritt die besten Partner frei
wählen, da sie keine Spenden aus der Industrie erhält, wodurch ihre Unabhängigkeit gewährleistet bleibt. Das
Auswahlkriterium ist demzufolge allein das Interesse des Patienten.
Technisch gesehen steht die DNDi jedoch vor den gleichen Problemen wie die Industrie: Welche ist beste
wissenschaftliche Hypothese? Wo und wie findet man das beste Molekül? Wie lässt sich der aussagekräftigste
klinische Test finden? Sollte man aufhören oder weitermachen? Etc.
"Wir behaupten nicht, dass unser Modell unter allen Umständen das der Industrie ersetzen kann. Schon
deshalb nicht, weil wir von der industriefinanzierten Infrastruktur für die eigene Forschung profitieren", so
Jean-François Alesandrini. "Aber wir denken, dass dies für Krankheiten, die sonst vergessen würden, der
beste Weg ist, um die Industrie zu beteiligen […]. Und dies tut sie auch zunehmend" sagte Herr Alesandrini.
Für die Industrie ist dies eine Möglichkeit der Beteiligung, ohne dabei ihre Rentabilitätsziele zu gefährden.
Quelle:" Développer des médicaments pour dix fois moins cher : le pari réussi de DNDi", Les Echos –
05.12.2013 - http://www.lesechos.fr/entreprises-secteurs/grande-consommation/actu/0203167792480developper-des-medicaments-pour-dix-fois-moins-cher-le-pari-reussi-de-dndi-634768.php
Redakteur: Louis Thiebault, [email protected]– http://www.wissenschaft-frankreich.de
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ENERGIE
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Solarthermie: Innovative Lösung für den Zugang zur Energie
Das Konsortium des Kooperationsprojekts MICROSOL hat am 20. November 2013 am Standort Cadarache
(Frankreich) der CEA (Behörde für Atomenergie und alternative Energien) ein netzunabhängiges
solarthermisches Demonstrations-Kraftwerk (CSP) eingeweiht. Ziel des Projekts ist die Entwicklung eines
Systems auf Grundlage nachhaltiger Technologien, das Menschen in abgelegenen Gebieten mit starker
Sonneneinstrahlung mit Strom versorgt, insbesondere auf dem afrikanischen Kontinent. MICROSOL zielt
auf die Entwicklung einer einzigartigen und modularen Standardtechnologie zur gleichzeitigen Erzeugung
von Strom, Wasser und Wärme ab. Sie basiert auf dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung mit einem neuen
solarthermischen Ansatz. Die größte Herausforderung besteht dabei in der Entwicklung eines thermischen
Speichers, der nur umweltfreundliche Erzeugnisse nutzt. Die erste Pilotanlage soll 2014 in Afrika gebaut und
die Vermarktungsphase 2015 mit dem Kapital aus den drei Projektjahren gestartet werden.
Das im November 2011 für 3 Jahre mit einem Budget von 10,9 Mio. € gestartete Projekt wird von Schneider
Electric geleitet. Der Elektronikkonzern koordiniert das Know-how von acht weiteren Industrie- und
Forschungspartnern [1]. MICROSOL erhält im Rahmen des Programms für Zukunftsinvestitionen finanzielle
Unterstützung von der französischen Agentur für Umweltschutz und Energie (ADEME) in Form von
Zuschüssen und rückzahlbaren Vorschüssen in Höhe von 5,1 Millionen Euro.
Eine MICROSOL-Anlage produziert 50 MWh Strom pro Jahr, 1.000m3 Wasser/Jahr und 800 MWh
thermischer Energie/Jahr. Die für das System erwartete Lebensdauer beträgt mindestens 20 Jahre.
MICROSOL garantiert Emissionsfreiheit, weniger Abholzung dank der Produktion von sauberem Strom und
sauberer Wärme, die Nutzung von leicht recycelbarem Aluminium und Stahl sowie einen innovativen
Wärmespeicher, der umweltfreundliche Produkte und Flüssigkeiten nutzt.
Die auf dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung basierende Anlage kann in vier aufeinanderfolgende
Module unterteilt werden:
► Das Energieerzeugungsmodul besteht aus einem Feld von Sonnenkollektoren mit einer Fläche von ca.
20m x 80m und einem Wassertank von 20m3. Das Modul erzeugt und speichert Energie in Form von
Warmwasser; mittels einer Pumpe zirkuliert das Wasser in den Solargeneratoren, in denen es so allmählich auf
180 ºC erwärmt und anschließend im Wassertank gespeichert wird.
► Das Stromerzeugungsmodul besteht aus einem Motor mit organischem Rankine Kreisprozess. Unter
günstigen Sonneneinstrahlbedingungen kann es bis zu 50 MWh Strom/Jahr produzieren.
► Das Trinkwassererzeugungsmodul besteht aus einem Selbstverdampfer. Es funktioniert ohne
Membranfiltration oder Vakuumpumpe und nutzt die KWK, um den natürlichen Kreislauf von
Wasserverdunstung und -Kondensation zu beschleunigen. Dieses Modul ermöglicht es, Meerwasser oder Sole
in reines Trinkwasser zu verwandeln und kann bis zu 2 m3 pro Tag erzeugen.
► Das Wartungs- und Überwachungsmodul besteht aus einem Computer und einem
Überwachungsbildschirm und kann vor Ort oder ortsfern installiert werden. Damit kann der Betreiber
gleichzeitig die Produktion an mehreren Standorten kontrollieren und mögliche Pannen schnell und einfach
beheben.
[1] Die Partner des MICROSOL-Projekts sind: die Behörde für Atomenergie und alternative Energien
(CEA), das Labor für Energie, Maschinenbau und Elektromagnetismus (Universität West-Paris), das Labor
für Energie und theoretischen und angewandten Maschinenbau (Lothringen-Universität), die Unternehmen
Exoès, Exosun, Stiral, TMW und Sophia-Antipolis Energie Développement.
Quelle: - Artikel aus enerzine – 21.11.2013 - http://www.enerzine.com/1/16576+microsol---innovationtechnologique-autour-du-solaire-thermodynamique+.html
Redakteurin: Hélène Benveniste, [email protected]
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ENERGIE
-
Transport kontaminierter Partikel in Flüssen der Region Fukushima: Erste Ergebnisse
des TOFU-Programms
Forscher des Labors für Klima- und Umweltwissenschaften (LSCE), in Zusammenarbeit mit einem
japanischen Team der Universität Tsukuba, haben die Ergebnisse ihrer ersten vier in der Region Fukushima
im Rahmen des TOFU-Programms durchgeführten Messkampagnen veröffentlicht [1]. Das Programm wurde
sechs Monate nach dem Unfall im März 2011 gestartet und soll die Übertragung von Partikeln untersuchen,
die durch die radioaktive Verschmutzung der Wasserströme kontaminiert wurden, die sich im direkten
Umfeld der größten Atomwolke (wenige Tage nach der Katastrophe) befinden. Diese Ergebnisse
ermöglichen ein besseres Verständnis der beteiligten Transportmechanismen und insbesondere der Rolle der
Taifune, Dämme und der Vegetation. Die Studie umfasst ein Gebiet von etwa 3000 km2 und ist die erste, die
(räumlich und zeitlich) umfassend die Verbreitung radioaktiver Schadstoffe untersucht.
Bei der Fukushima-Katastrophe wurden Gamma-Strahlung aussendende Radionuklide aus den
Kernbrennstoffen freigesetzt und in die Atmosphäre abgegeben. Von diesen Radioisotopen lassen sich heute
fast nur noch Cäsium-134 und Cäsium-137 nachweisen, die jedoch die Besonderheit aufweisen, sich stark und
fast irreversibel an Bodenpartikel und Sedimente zu binden. Aufgrund der Bodenerosion können die
Bodenpartikel (und die daran haftenden Radionuklide) in Flüsse gelangen und so schrittweise bis zum Pazifik
transportiert werden. Dabei gelangen sie auch in Küstenregionen, die von den ersten Auswirkungen der
Atomwolke relativ unbeeinflusst geblieben waren. Aus diesem Grund wurden Flusssedimente entlang der
größten Flüsse (wie Ota, Mano und Nitta) entnommen und ihre radioaktive Strahlendosis gemessen, da diese
durch die am stärksten durch die Atomwolke kontaminierten Gebiete fließen.
Die Ergebnisse der ersten vier Messkampagnen haben die Hypothese bestätigt, dass Taifune stark zur
Verbreitung der Kontamination in der Umgebung beitragen, da sie die Bodenerosion beschleunigen und so
zur Ablagerung erodierter Partikel in den Flüssen führen. So waren die Bergketten im Landesinneren, die die
größten radioaktiven Niederschläge erfuhren, nach einer Reihe von starken Taifunen im Sommer 2011 am
stärksten von Erosionen betroffen. Innerhalb von zwanzig Monaten wurde ein Rückgang der Radioaktivität
in höheren Lagen und eine schrittweise Umverteilung der Kontamination in flussabwärts gelegene Gebiete
beobachtet. Nach den Taifunen von 2011 wurde 2012 ein allgemeiner Rückgang der Kontamination
festgestellt. Die Messkampagne von Mai 2013 konnte diesen Kontaminationsrückgang in Flüssen bestätigen,
der schneller als erwartet stattfand. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Taifune 2012 milder
ausfielen als 2011.
Dieser Rückgang war in den Bergregionen jedoch messbarer und linearer als im Flachland. Die veränderte
Flächennutzung in den hoch gelegenen Anbaugebieten konnte dazu beitragen, die Bodenerosion des am
stärksten kontaminierten, stromaufwärts gelegenen Gebiets zu begrenzen. Durch das Anbauverbot in diesen
Gebieten wurde das Wachstum einer dichteren Vegetation begünstigt, die den Boden vor Erosion schützt.
Der erneute Reisanbau in höheren Lagen könnte hingegen zu einer Beschleunigung der Bodenerosion führen.
In diesem Fall wäre eine engere Überwachung des Kontaminationsniveaus flussabwärts erforderlich.
Im Flachland ist der Kontaminationsrückgang weniger regelmäßig und hängt vom Wassereinzugsgebiet ab:
das Vorhandensein (oder nicht) von Dämmen spielt dabei eine wichtige Rolle, da sie temporäre
Speicherzonen der Kontamination bilden. Stellenweise sammeln sich kontaminierte, von den Flüssen
mitgeführte Sedimente in den Stauseen der Region. Zeitweise überschritt der Dosisgrenzwert, der von den
japanischen Behörden zur Definition der Sperrzone festgelegt wurde, die 20 mSv pro Jahr Grenze [2]. Diese
Ergebnisse legen nahe, dass künftig die Auswirkungen einer Öffnung der Dämme konsequenter überwacht
werden sollten, bei denen die Gefahr besteht, dass die Kontamination in die stromabwärts gelegenen Gebiete
gelangt, und dass das Fischereiwesen und die Freizeitaktivitäten strenger geregelt werden müssen.
Die fünfte Messkampagne endete am 3. November 2013. Sie wird Aufschluss darüber geben, ob die
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Kontamination weiterhin rückläufig ist oder ob die vielen Taifune in diesem Jahr (stärker als 2012) wieder
vermehrt zu Erosionen geführt und/oder neue kontaminierte Sedimente in die Flüsse gespült haben, was eine
erneute Erhöhung der Strahlendosis der durch Flüsse abgelagerten Sedimente zur Folge hätte.
Die Messkampagne, die über das Programm für Zukunftsinvestitionen gefördert wird, wird noch bis zum
Jahr 2019 im Rahmen des AMORAD-Projekts für Strahlenschutz und nukleare Sicherheit fortgeführt.
[1] Die Ergebnisse der drei ersten Messkampagnen (von November 2011 bis Oktober 2012) wurden am
8. August 2013 in der Fachzeitschrift Anthropocene veröffentlicht, die der vierten Kampagne (Mai 2013) in
Scientific Reports am 29. Oktober 2013. TOFU-Programm steht für:"Tracing the environmental consequences
of the TOhoku earthquake-triggered tsunami and the FUkushima accident".
[2] In Frankreich entspricht die Dosis dem für Beschäftigte in der Kernenergiebranche erlaubten
Jahresgrenzwert (Der Grenzwert der effektiven Dosis der natürlichen Strahlung wurde für die Bevölkerung,
auf 1 Millisievert – mSv - festgelegt).
Quellen: - Pressemitteilung der Behörde für Atomenergie und alternative Energien (CEA) – 28.11.2013 http://www.cea.fr/le-cea/actualites/programme-tofu-124897
- Pressemitteilung des französischen Zentrums für wissenschaftliche Forschung (CNRS) – 27.11.2013 http://www2.cnrs.fr/presse/communique/3341.htm
Redakteurin: Hélène Benveniste, [email protected]
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ENERGIE
-
Neuartige Brennstoffzellen
Das CEA-LITEN [1], ein Institut des CEA Tech (Kompetenzzentrum für technologische Forschung) der
CEA (französische Behörde für Atomenergie und alternative Energien), hat in Zusammenarbeit mit dem
französischen Unternehmen SymbioFCell, das sich mit Brennstoffzellen als tragender Säule der Mobilität der
Zukunft beschäftigt, eine neue Generation von Bipolarplatten entwickelt. Mit dieser Technologie gehören das
CEA-LITEN und SymbioFCell hinsichtlich der Leistung von PEMFC-Zellen [2] nun zur Spitze im
internationalen Vergleich.
Bipolarplatten müssen sowohl den Gas- und Wasserdurchfluss als auch die Funktion des Stromkollektors in
den Wasserstoff-Brennstoffzellen gewährleisten. Aus diesem Grund sind sie für die Leistung des Systems von
entscheidender Bedeutung.
Im Rahmen des 2010 gestarteten Forschungsprojekts wurden alle vorher definierten Ziele erreicht:
 Erhöhung der Leistung
 Verringerung der Menge an verwendeten seltenen Metallen/Erden
 Vereinfachung der Montage für eine industrielle Serienproduktion
 Verringerung des Volumens der Brennstoffzellen um fast die Hälfte
Diese neue Generation bietet eine Leistung von 2,9 kW pro Liter und gehört damit zu den besten derzeit
verfügbaren Technologien in diesem Bereich. Durch eine Optimierung der Elektrodenmaterialien konnte
darüber hinaus bei gleicher Leistung ein geringeres Volumen erreicht werden. Auch die Anzahl der
Komponenten wurde verringert, was die Montage der Brennstoffzelle erleichtert und damit die Kosten bei
der Serienproduktion um mehr als die Hälfte reduziert.
Dank dieser Verbesserungen ist nun die Entwicklung leistungsfähigerer Brennstoffzellen im industriellen
Maßstab für alle Fahrzeugtypen zu Kosten möglich, die mit denen aktueller Dieselfahrzeuge vergleichbar
sind.
[1] LITEN – das Innovationslabor für neue Energietechnologien in Grenoble und Chambéry
[2] Die PEMFC (engl. Proton Exchange Membrane Fuel Cell) – Protonenaustauschmembran-Brennstoffzelle - ist
eine Niedrigtemperatur-Brennstoffzelle, die vorwiegend bei tragbaren bzw. mobilen Anwendungen zum
Einsatz kommt.
Quelle: Pressemitteilung der CEA – 26.11.2013 - http://www.cea.fr/le-cea/actualites/nouvelle-generationde-piles-a-combustible-a-hyd-124826
Redakteur: GrégoryArzatian, [email protected]
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ELEKTROMOBILITÄT
-
Europäisches Projekt für induktive Ladung von Elektrofahrzeugen
FastInCharge ist ein europäisches Gemeinschaftsprojekt, das öffentliche Einrichtungen und Unternehmen
aus Frankreich, Spanien, Bulgarien, der Slowakei, Griechenland und Italien zusammenführt und vom
französischen Hersteller für Ladestationen DBT-CEV koordiniert wird. Dieses Projekt verfügt über ein
Gesamtbudget von 2,4 Millionen Euro und wird im Rahmen des 7. Forschungsrahmenprogramms von der
Europäischen Kommission mit 1,6 Millionen Euro gefördert.
Ziel des Projektes ist die Entwicklung und Integration des induktiven Ladens von Batterien für Elektroautos.
Dieses kabellose System wird in Douai (Nordfrankreich) entwickelt und anschließend ein Jahr lang getestet
(ab September 2014).
David Mignan, CEO und Projektkoordinator der Initiative FastinCharge bei DBT-CEV, erklärt: "Die
Entwicklung eines statischen Ladesystems ist relativ einfach [1]. Die wahre Herausforderung bei diesem
Projekt ist jedoch das dynamische Laden während der Fahrt, da in kürzester Zeit ein Maximum an Energie
übertragen werden muss. Und vor allem muss dabei die Sicherheit gewahrt bleiben, sowohl für den Fahrer als
auch für die Fußgänger. "
"Wir entwickeln Lösungen, die zwischen 2015 und 2020 auf den Straßen zur Anwendung kommen sollen.
Die kabellose Technologie wird in drei Elektrofahrzeuge aus verschiedenen Kategorien integriert. Insgesamt
sollen vier Ladestationen zum Einsatz kommen - drei für das dynamische Laden während der Fahrt und eine
statische Ladestation auf einem Parkplatz″, so David Mignan.
Die ersten Ergebnisse werden für September 2015 erwartet.
Technische Daten der FastinCharge-Lösung im Vergleich zur Plug-in-Lösung:
Bei Plug-in-Lösungen wird ein Effizienzquotient zwischen 90% und 94% erzielt, während die Leistung bei
der induktiven Lösung etwas geringer ausfällt. Die Forscher zielen auf einen Wert zwischen 87% und 92% ab.
Die vom neuen System übertragene Leistung soll bis zu 40% erreichen (50% mit dem Plug-in-System).
Bei beiden Lösungen sind 90% der Batterie in 30 Minuten geladen (aber nur beim statischen System).
Ein zusätzliches Gewicht von 20 kg ist notwendig, um die Energieübertragung zu erreichen.
[1] Bombardier hat bereits ein statisches Ladesystem entwickelt. Es soll in Berlin bei einer Buslinie getestet
werden.
(auf
Deutsch):
http://primove.bombardier.com/de/anwendungen/busse/
und
http://www.berliner-zeitung.de/berlin/bvg-plant-e-bus-linie-busse-rollen-lautlos-durchberlin,10809148,24811414.html
Quelle:
Webseite
des
Forschungsprojekts
(auch
auf
Englisch)
–
03.12.2013
http://www.fastincharge.eu/fr/project.php
- Artikel der Zeitschrift L’automobile & l’entreprise- 15.11.2013 - http://www.automobile-entreprise.com/DBTCEV-au-coeur-du-projet,3395
Redakteur:GrégoryArzatian, [email protected]
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Revision der Texte: Jana Ulbricht, [email protected]
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