Rückenbeschwerden und Sitzberufe
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Rückenbeschwerden und Sitzberufe
Rückenbeschwerden und Sitzberufe Epidemiologie 31,2 % der AU- Tage liegen im Bereich der muskulären Erkrankungen, 65 % davon sind Rückenleiden Rückenleiden sind der zweithäufigste Grund für Arztbesuche (Quelle: Aktion „Gesunder Rücken“ 2001) Rückenleiden sind einer der häufigsten Gründe für Frührentengewährung (Quelle: Globus, ´91) Je Bandscheibenvorfall ergeben sich im Durchschnitt 53 Ausfalltage (Quelle: Bundesanstalt für Arbeitsmedizin, ´94) Behandlung und Rehabilitation, Arbeitsausfall und vorzeitiger Ruhestand kosten jährlich zwischen 15 und 20 Milliarden Euro. Julia Reißen 2007 2 Verbreitung von Rückenschmerzen Rückenschmerzen ≠ Rückenschaden! 3 von 4 Deutschen leiden mindestens einmal im Leben an Rückenschmerzen Nur 2 % der Rückenschmerzen haben eine ernsthafte Ursache 98 % der Rückenschmerzen haben eine harmlose Ursache Julia Reißen 2007 © Deutscher Ärzte-Verlag: K. Pfeifer, Rückengesundheit (Reihe: Neue aktive Wege) 3 Prognose Rückenschmerzen haben in der Regel gute Heilungschancen! Nur 10% der Rückenschmerzen sind chronisch (länger als 6 Wochen) 90% aller Rückenschmerzen treten akut auf (nicht länger als 6 Wochen) Akute Rückenschmerzen klingen in 90% der Fälle spontan wieder ab, zu 70% kommen sie wieder. Julia Reißen 2007 © Deutscher Ärzte-Verlag: K. Pfeifer, Rückengesundheit (Reihe: Neue aktive Wege) 4 Ursachen und Risiken Mangel an ausreichender Bewegung, schwache Muskulatur, geringe Fitness Alter, Gewicht, Körpergröße Einseitige Tätigkeiten, Erschütterungen/Vibrationen, häufiges schweres Heben oder Tragen Rückenschmerzen – mögliche Risiken und Ursachen Haltung Depressionen Aber: Überlastungen der Muskulatur (z.B. Verspannungen) Langes Sitzen, ungünstige Sitzmöbel, ungünstige Matratzen Stress, z.B. familiäre oder berufliche Probleme, Unzufriedenheit mit dem Arbeitsplatz Der Einfluss dieser möglichen Faktoren ist unklar, Rückenschmerzen sind nicht eindeutig auf diese Faktoren zurückzuführen! Julia Reißen 2007 © Deutscher Ärzte-Verlag: K. Pfeifer, Rückengesundheit (Reihe: Neue aktive Wege) 5 Rückenschmerzen- mögliche Risiken und Ursachen Für die meisten erlebten Rückenschmerzen sind – auch mit modernster Diagnostik – keine eindeutigen Auslöser erkennbar! Auch Menschen ohne Rückenschmerz haben Verschleißerscheinungen, z.B.: Einrisse in der Bandscheibe. In der Regel kommen Rückenschmerzen von der Muskulatur, den Sehnen und Bändern oder den Gelenken des Rückens, => der Rücken „funktioniert“ dann nicht optimal – er ist gewissermaßen „nicht in Form“. Julia Reißen 2007 © Deutscher Ärzte-Verlag: K. Pfeifer, Rückengesundheit (Reihe: Neue aktive Wege) [mod. aus: Rückenprävention am Arbeitsplatz, Bertelsmann Stiftung 2005] 6 mögliche Risiken und Ursachen im Berufsleben sind… …Lebens- und Arbeitszufriedenheit …zu wenig Anerkennung im Arbeitsfeld …psychische Unter- oder Überforderung in Beruf, Freizeit und Familie Sitzen oder schweres Tragen, als Ursache wird häufig überschätzt! Die Zufriedenheit mit der Arbeit ist wichtiger als die Schwere der Tätigkeit! Julia Reißen 2007 © Deutscher Ärzte-Verlag: K. Pfeifer, Rückengesundheit (Reihe: Neue aktive Wege) 7 [Quelle: Studie Elkeles 1994] Umgang mit Rückenschmerzen I längere Bettruhe und Schonung wenn möglich vermeiden. angemessene körperliche Aktivität empfehlenswert, weil Bewegung: die Stabilität der Knochen und Gelenke erhöht für kräftige Muskeln sorgt den Heilungsprozess fördert für ein gutes Gefühl sorgt „Ein ruhender Rücken braucht irgendwann Krücken!“© Julia Reißen 2007 8 Umgang mit Rückenschmerzen II Behandlungsbedürftige Rückenschmerzen machen sich fast immer durch bestimmte Warnsignale im Körper bemerkbar. Dazu zählen: Plötzlich zunehmende Schwäche Taubheitsgefühle Lähmungserscheinungen Unfähigkeit Urin und Stuhlgang zu halten. In solchen Fällen sollten Sie unbedingt den Arzt aufsuchen! Julia Reißen 2007 © Deutscher Ärzte-Verlag: K. Pfeifer, Rückengesundheit (Reihe: Neue aktive Wege) [mod. aus: Rückenprävention am Arbeitplatz, Bertelsmann Stiftung 2005] 9 Maßnahmen bei Rückenschmerzen Tun Sie etwas für Ihre Gesundheit. Es wird Ihnen gut tun! Wechseln Sie eintönige Haltungen und Belastungen so häufig wie möglich. Sorgen Sie für Ausgleich in der Freizeit! Wenn Sie Rückenschmerzen haben, nehmen Sie möglichst schnell Ihre gewohnten Tätigkeiten wieder auf! Bewegung und Belastung tun der Wirbelsäule und dem Rücken gut, und es gibt keine „falschen“ Bewegungen! Julia Reißen 2007 © Deutscher Ärzte-Verlag: K. Pfeifer, Rückengesundheit (Reihe: Neue aktive Wege) 10 Aufbau und Funktion des Rückens Die Wirbelsäule ist wie ein Doppel-S geschwungen und besteht aus harten (Wirbelkörper) und weichen (Bandscheiben) Elementen. Es wird unterschieden in: Halswirbelsäule Brustwirbelsäule Lendenwirbelsäule Die Wirbelsäule umschließt und schützt das Rückenmark wie eine gelenkige Röhre (Spinalkanal). Vom Rückenmark aus ziehen Nerven in alle Bereiche des Körpers. Julia Reißen 2007 11 Aufgaben der Wirbelsäule Stützfunktion Schutzfunktion Bewegungsfunktion Pufferfunktion Julia Reißen 2007 12 Ernährung der Bandscheibe I Die „Ernährung“ erfolgt nicht durch Blutgefäße. Sondern durch den Wechsel von Belastung und Entlastung (Schwammprinzip) Entlastung: Flüssigkeitsaufnahme aus dem umliegenden Gewebe. Belastung: Flüssigkeitsabgabe ins Gewebe. Julia Reißen 2007 13 Ernährung der Bandscheibe II Ein Wechsel von belastenden und entlastenden Situationen unterstützt eine ausreichende Versorgung der Bandscheiben! Julia Reißen 2007 Deshalb: Mehr Bewegung im Alltag und so oft wie möglich Bewegungspausen bei monotonen Belastungen! 14 Die Muskulatur I Die Wirbelsäule wird von vielen großen und kleinen Muskeln bewegt und gehalten. lokale tiefe stabilisierende Muskulatur (nur an der Wirbelsäule) globale oberflächliche mobilisierende Muskulatur Die Muskeln schützen und stabilisieren unseren Rücken bei allen Bewegungen! globale oberflächliche stabilisierende Muskulatur Julia Reißen 2007 15 Die Muskulatur II Muskeln stützen und entlasten den Rücken. Anspannung von Bauchund Rückenmuskulatur stabilisieren unsere Wirbelsäule! Deshalb ist es wichtig, die Muskeln bewusst zu benutzen und sie fit und in Form zu halten! Julia Reißen 2007 16 Sitzberufe Der Mensch verbringt während des Berufslebens durchschnittlich 80.000 Stunden im Büro, davon ca. 84% im Sitzen! Julia Reißen 2007 Quelle: Innungskrankenkasse, Symposium „Gesundes Sitzen“, `91 17 „richtig Sitzen“ Sitzen Sie dynamisch! Bewegen Sie sich! Sitzen Sie mal vorgeneigt, mal aufrecht und mal zurückgelehnt. Arbeitsstühle bei denen sich die Rückenlehne mitbewegt, sind dabei sehr zu empfehlen. Dynamisches Sitzen beugt einseitigen Belastungen der Wirbelsäule vor. In Stresssituationen, sollten Sie ganz bewusst Bewegungspausen einlegen um damit Anspannungen zu lockern. Julia Reißen 2007 18 Steh-Sitz-Dynamik I Steh-Sitz-Dynamik bringt Bewegung ins Büro Steh-Sitz-Dynamik = häufiger Wechsel zwischen Sitzen, Stehen und Bewegen bei der Büroarbeit. Ziel =Verbesserung von Gesundheit, Wohlbefinden und Leistung. Stehen Sie zwischendurch auf, gehen sie herum oder arbeiten sie an einem Stehpult, z.B. beim Telefonieren. Julia Reißen 2007 19 Steh-Sitz-Dynamik II Steh-Sitz-Dynamik bringt Bewegung ins Büro Nutzen der Steh-Sitz-Dynamik ist dann am höchsten wenn: zwei bis vier Haltungswechsel pro Stunde erreicht werden die einzelnen Stehphasen nicht länger als 20 Minuten dauern statisches Stehen vermieden wird. Julia Reißen 2007 20 Der „ergonomische Arbeitsplatz“ Sehentfernung zum Bildschirm 45-60 cm Stuhlhöhe Gesäß darf sich nicht unterhalb der Kniehöhe befinden Die Füße müssen im Bodenkontakt stehen. Tischhöhe: 72-75 cm Tischplatte: 120x180 cm Julia Reißen 2007 21 Bürogymnastik (warm up) Julia Reißen 2007 22 Bürogymnastik (Schulterkreisen) Julia Reißen 2007 23 Bürogymnastik (Entspannung) Julia Reißen 2007 24 Der Bewegungsassistent Bildschirmschoner die einen an die nötigen Pausen erinnern, finden Sie bsw. unter: www.die-prävention.de www.hobbythek.de www.tk-online.de Viel Spaß beim Üben! Julia Reißen 2007 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit 25 Herz-Kreislauf-Training Ein kleiner Exkurs Julia Reißen 2007 27 Definition der Ausdauer Ausdauer ist die Fähigkeit, eine bestimmte muskuläre Leistung lang andauernd zu erbringen, also widerstandsfähig gegen Ermüdung zu sein. (Weineck 2004; Hollmann, Hettinger 2000) Die bedeutendsten Einteilungsformen: Aerob und anerobe Ausdauer Lokale und globale Ausdauer (Anteil der beteiligten Satische oder dynamische Ausdauer (Halte-oder Muskelmasse) Bewegungsarbeit) Julia Reißen 2007 28 Positive Auswirkungen eines Ausdauertraining I Der renommierte Sportmediziner Prof. Dr. Wildor Hollmann hat einmal gesagt: „Es gibt kein Medikament und keine Maßnahme, die einen vergleichbaren Effekt hat wie das körperliche Training. Gäbe es ein solches Medikament mit solch hervorragenden Wirkungen und quasi ohne Nebenwirkungen, wäre jeder Arzt gehalten, es zu verschreiben. Julia Reißen 2007 29 Positive Auswirkungen des Ausdauertrainings II Ökonomisierung des Herzkreislaufsystems Blutdruck Ökonomisierung der Muskelarbeit Durchblutung Muskelmasse Verbesserung des Fettstoffwechsels Anpassung am Bewegungsapparat Knochen, Knorpel- und Sehnendichte Julia Reißen 2007 30 Herzerkrankungen in Abhängigkeit des wöchentlichen Kalorienumsatzes Das Risiko, einen Herzinfarkt zu bekommen, ist entscheidend vom Kalorienumsatz abhängig Kalorienmehrverbrauch (Büroarbeitsplatz) von 1.500-2.000 kcal/ Woche senkt das Koronarrisiko erheblich. Etwa 300 kcal Merharbeit an einem normalen Büroarbeitsplatz müssen pro Tag für eine wirksame Risikominderung geleistet werden (vgl. DGSP 2002) Julia Reißen 2007 © Deutscher Ärzte-Verlag: L.Vogt/a. Neumann, Sport in der Prävention 31 Energieverbrauch Tätigkeit Energieverbrauch / Stunde Notwendiger Zeitbedarf(300kcal/d) Tanzen 320 kcal/h 55 min (ca. 1:00 h) Bügeln 150 kcal/h 120 min (2:00 h) Brustschwimmen (schnell) 300 kcal/h 60 min (1:00 h) Gartenarbeit 240-400 kcal/h 45-75 min (0:45-1:15 h) Wandern 210 kcal/h 85 min (1:25 h) Radfahren (10 km/h) 170 kcal/h 105 min (1:45 h) Dauerlauf (9 km/h) 600 kcal/h 30 min (0:30 h) Dauerlauf (15 km/h) 800 kcal/h 23 min (0:23 h) Tennis 480 kcal/h 40 min (0:40) Julia Reißen 2007 32