14.03.2014, Albrecht, ostfr. Fahne
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14.03.2014, Albrecht, ostfr. Fahne
Protokoll der Sitzung der Ortschronisten am 14.03. 2014 in der Ostfriesischen Landschaft, Aurich 19 Teilnehmer Referent: M.-F. Albrecht Die ostfriesischen Farben Die ostfriesischen Farben – schwarz/rot/blau – leiten sich höchstwahrscheinlich aus dem Wappen der Cirksena ab. Hier sind die Helmdecken der drei gekrönten Bügelhelme über dem Wappenschild in diesen Farben gehalten. Seit wann diese Farben für Ostfriesland geführt werden, muss aber offen bleiben. Jedenfalls ist der Auffassung zu widersprechen, dies sei schon seit Beginn des 19. Jahrhunderts der Fall. Die erste Verwendung der ostfriesischen Farben ist bislang für das studentische Korps „Frisia-orientalis“ in Göttingen für das Jahr 1823 belegbar. Die Vermutung, über diese Verbindung seien die Farben zurück nach Ostfriesland getragen worden, ist nicht belegbar und führt in eine Sackgasse. Auch für die 1848er Revolution lässt sich in Ostfriesland bislang nicht nachweisen, dass die Farben schwarz/rot/blau eine Rolle gespielt hätten. Erste Erwähnungen der „ostfriesischen Landesfarben“ in schriftlichen Quellen sind bislang Zeitungsberichte, die 1865 und 1869 bei den Besuchen des hannoverschen Königs Georg V. bzw. des preußischen Königs Wilhelms I. in Ostfriesland veröffentlicht wurden. Sie werden dort mit aller Selbstverständlichkeit genannt und müssen deshalb zu diesem Zeitpunkt als schon eingeführt und allgemein bekannt vorausgesetzt werden. Die Fahne des Auricher Kriegervereins von 1873 zeigt in ihrer Mitte die ostfriesischen Farben, umgeben von einem Eichenkranz. 1907 trug der Einband der „Ostfriesischen Volkskunde“ von W. Lüpkes die ostfriesischen Farben. Seitdem schmückten sich damit verschiedene regionale Publikationen. Die ersten bislang überlieferten Abbildungen der ostfriesischen Fahne sind Schmuckelemente auf nachträglich handkolorierten Ansichtskarten, entstanden um die Wende zum 20. Jahrhundert. Diese bieten zwar einen Beleg für den Bekanntheitsgrad der Farben, taugen aber als „Interpretation“ der jeweiligen Zeichner nicht als Nachweis ihrer faktischen Verwendung. Auch auf Handelsschiffen waren Flaggen mit den ostfriesischen Farben nicht üblich. Stattdessen wurden die Stadtflaggen der jeweiligen Heimathäfen verwendet. Ab 1804 fuhren die Schiffe unter den jeweils eingeführten Flaggen der Königreiche Preußen und Hannover und ab 1867 unter der Bundesflagge schwarz/weiß/rot. In Ostfriesland dominierten im letzten Drittel des 19. Jh. die schwarz-weiße preußische Landesflagge und die schwarz-weiß-rote Bundesflagge. Die ostfriesischen Farben spielten – jedenfalls für die offizielle Beflaggung – noch keine Rolle. Erst mit dem Flaggenstreit in der Weimarer Republik um die ungeliebte schwarz-rot-goldene Reichsflagge werden die ostfriesischen Farben interessant: Man verfügte bei der Ostfriesischen Landschaft im September 1924, neben der preußischen Flagge statt der Reichsflagge eine in den ostfriesischen Farben zu hissen, „wenn eine entsprechende Fahne“ vorhanden sei. Es war also bis dahin nicht üblich, diese Flagge zu zeigen. Auf der Landschaftsversammlung im Dezember 1956 wurde schließlich ein Flaggenpassus für die Verfassung der Ostfriesischen Landschaft verabschiedet, der die ostfriesischen Farben als offizielle Flagge für die Ostfriesische Landschaft festlegte. Diese Bestimmung wurde 1957 von der Landesregierung in Hannover bestätigt, so dass seitdem auch Behörden die ostfriesische Flagge bei offiziellen Anlässen hissen können. Resümierend muss also offen bleiben, wann schwarz/rot/blau als die Farben Ostfrieslands erste öffentliche Akzeptanz fanden, ob dieser Prozess bereits mit den Göttinger Studenten begonnen hat oder ob es Ereignisse oder Personen gibt, mit denen sich dieser Prozess verbindet. Die Ortschronisten sind aufgefordert, auf eine besonders frühe Verwendung der ostfriesischen Farbe zu achten, z.B. auch bei Gesellen-, Schützen- oder Vereinsfahnen.