Melodram

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Melodram
Melodram
Melodram
Deutsch
Melodram
Englisch
melodrama
Französisch
mélodrame
Melodrama
Definitionen nach
Ursula Vossen
Das Melodram ist ein beliebtes und umfangreiches Spielfilmgenre, das auf eine triviale Handlung setzt, welche eine
Schicksalhaftigkeit des Lebens betont und den Zuschauer bis zur Gefühlsmanipulation emotional bewegt. Blütezeit:
30er - 50er Jahre. Meint die Verbindung von gesprochenen Worten ("drama" - Handlung) mit begleitender
Instrumentalmusik ("melos" - Lied). Der Begriff stammt ursprünglich aus der Literatur- und Musikwissenschaft.
Hauptzielgruppe: Frauen. Es gibt sechs Grundmotive: Dreiecksgeschichten, außerordentliche berufliche
Karriere/sozialer Aufstieg, Bewältigung einer Krise, Mutter als Heldin, böse Frau, Familiensagas. Typische
Gestaltungsmittel: Großaufnahme, Interior Framing, Filmmusik.
(Vossen 434-438)
rororo Filmlexikon
Das Melodram war schon im Altertum bekannt und vor allem im späten 18. Jahrhundert eine beliebte Form des
Theaters, in der gesprochene Dialoge mit Musik unterlegt wurden. Zentralfiguren: königliche Gestalten, die ein
außergewöhnliches Schicksal erlitten, wobei am Schluss die Belohnung des Guten erfolgte. Als moralische
Erbauungsstücke war die Musik anfangs zur Verstärkung wichtiger Elemente des Dialogs sehr wichtig, verschwand
aber immer mehr - dadurch erhielt der Begriff Melodram eine immer allgemeinere Bedeutung, zumeist negativ
konnotiert. Der Film übernahm dann dieses reichhaltige Arsenal zur Jahrhundertwende und baute die
melodramatischen Modi praktisch in jedes Genre ein, möglich dadurch, dass die Gattungsmerkmale des Melodrams
primär inhaltlicher Natur sind, erst danach gestalterischer und äußerlicher.
(rororo Filmlexikon 407f)
Christof Decker
Der Anspruch an die Emotionalität ist in diesem Genre ein starker - "einst als sentimental und realitätsfern verpönt,
ist nun allgemein bekannt, [dass darin] [...] ein besonderer Reiz und zugleich ein Schlüssel für unterschiedliche
Formen der kulturellen Selbstdefinition liegt."
(Decker 33)
Zugehörigkeit
Übergeordnete Begriffe
Film
Genre
Spielfilmgenre
Verwandte Begriffe
Frauenfilm
Liebesfilm
Melodrama
Rührstück
Schmachtfetzen
Untergeordnete Begriffe
Dreiecksgeschichte
Identifikation
Interior Framing
Literaturverfilmungen
melodramatische Modi
Herkunft - Etymologische Ableitung
gr. "melos" bedeutet Musik, Weise, Melodie, gr. "drama" bedeutet Handlung.
Laut Kluge ein "pathetisches Schauspiel mit untermalender Musik" mit dem Verweis auf die Melodie, dem das
Melodrama morphologisch zugehörig ist, und dem Drama.
(Kluge)
Der Begriff Melodram wurde eigentlich erst in den 1970er Jahren für Filme der 1950er Jahre erfunden und ist somit
vielen Kritiken unterworfen, die das Melodram als „Phantomgenre“ bezeichnen.
Erstnennung
AutorIn
Jahr
Publikationstitel
Publikationsart
Beispiele
Titanic (1997)
Film: Titanic. Reg. James Cameron. 20th Century Fox und Paramount Pictures, 1997. Film.
Filmstelle: Roses innere Ausweglosigkeit während ihres Schiffaufenthaltes wird mittels des Suizidversuchs nach
außen gebracht. Mit wallendem offenen Haar, schwarz-rotem Kleid und roten Schuhen läuft sie an das – wohl nicht
zufällig ausgewählte - Ende des Schiffes, wo sie ihrem Leben ein Ende setzen will. Wichtig im Hinblick auf Setting,
Musik, Farbgestaltung und Schnitt.
Timecode: 35:18-37:00
Quelle: "Titanic." Movie2k, 2010. Web. 6. Nov. 2012. <http://www.movie2k.to/movie.php?id=267114&part=1>.
Weiterführende Literatur
Decker, Christof. Hollywoods kritischer Blick. Das soziale Melodrama in der amerikanischen Kultur 1840-1950. Fran
kfurt: Campus, 2003. Print.
Elsaesser, Thomas. "Tales of Sound and Furty. Observations on the Family Melodrama." Home is where the Heart
is. Studies in Melodrama and the Woman’s Film. Hrsg. Christine Gledhill. London: British Film Institute, 1994. Print.
Frölich, Margrit, Hrsg. Das Gefühl der Gefühle: zum Kinomelodram. Marburg: Schüren, 2008. Print.
Kelleter, Frank, Hrsg. Melodrama!: the mode of excess from early America to Hollywood. Heidelberg: Winter, 2007.
Print.
Kluge, Friedrich. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Unter Mithilfe von Max Bürgisser und Bernd
Gregor völlig neu bearb.von Elmar Seebold. Berlin: de Gruyter, 1989. Print.
"Melodram." rororo Filmlexikon. Bd.2. Filme K-S. Filmbeispiele, Genres, Läder, Institutionen, Technik, Theorie. Hrsg.
Liz-Anne Bawden. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1978. 407-408. Print.
Töteberg, Michael. "Titanic." Metzler-Film-Lexikon. 2. Aufl. Hrsg. Michael Töteberg. Stuttgart: Metzler, 2005.
631-634. Print.
Vossen, Ursula. "Melodram." Reclams Sachlexikon des Films. Hrsg. Thomas Koebner. Stuttgart: Reclam, 2007.
434-438. Print.