Zeit im Film

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Zeit im Film
Zeit im Film
Zeit im Film
Deutsch
Zeit im Film
erzählte Zeit
Erzählzeit
Diskurs-Zeit
Englisch
time related to
movies
narrative time
screen duration
discourse-time
Französisch
temps de
lecture/film
temporalité de
l'histoire
story-time
Definition
Neben den Unterscheidungskategorien erzählte Zeit und Erzählzeit gibt es drei Kategorien, die es generell zu
bedenken gibt:
1. objektive Zeit: sie kann naturwissenschaftlich bestimmt und gemessen werden, z.B: der Timecode auf
Videobändern oder die in Minuten und Sekunden gemessene Vorführdauer eines Films.
2. intersubjektive Zeit der Geschichte: das gemeinsame Bewusstsein der Mitglieder einer Kultur - z.B: der
Anschlag auf das World Trade Center. Es ist zwar ein historischer Tatbestand, dennoch hängt seine
Bedeutung von der Wahrnehmung und Bewertung verschiedener gesellschaftlicher Gruppen ab, die sich
enorm unterscheiden kann.
3. subjektive Zeit des persönlichen Erlebens: hängt wesentlich von physiologischen Faktoren wie der
Pulsfrequenz und psychologischen Fakteoren wie Alter und Erfahrung, Langeweile oder Spannung ab. z.B:
die Zeit kann wie im Fluge vergehen, wenn man von einem Film gefesselt ist.
Obwohl es in der Realität so ist, dass die Zeit immer nur in eine Richtung verläuft (die Zukunft wird zur Gegenwart,
die Gegenwart zur Vergangenheit), können in der Fiktion, im Spielfilm, Zeitreisen inszeniert werden - nicht nur, was
den technischen Aspekt wie Zurück- oder Vorspulen betrifft, sondern die Möglichkeit der Filmkunst, Erlebniswelten
zu schaffen, die im Zeitraum der Vergangenheit oder Zukunft liegen, z.B. bei Science-Fiction-Filmen.
Bildverknüpfungen unter dem Gesichtspunkt der Zeit:
1. kontinuierliche Bildverknüpfung: hier schließt die zweite Einstellung beinahe unmittelbar an die erste
2. Auslassung von Zeit: durch Ellipse, Einblendung anderer Zeiträume, Raffung/Dehnung der erzählten Zeit.
Dass der Zuschauer trotz montierter, ellipitischer Erzählweise Schauplätze und Zeitpunkte aufeinander bezieht, liegt
am inneren Zeitbewusstsein des Menschen und des szenografischen Charakters, der sich aus dem Zusammenspiel
von Raum und Zeit ergibt.
(Reclams Sachlexikon des Films 773-777)
Zugehörigkeit
Übergeordnete Begriffe
Erzählstruktur
Film
Verwandte Begriffe
Zeitverlauf
Untergeordnete Begriffe
Chronotopos
Dramaturgie
Erzählte Zeit
Erzählzeit
Intersubjektive Zeit
Motiv
Objektive Zeit
Subjektive Zeit
Szenografie
Herkunft - Etymologische Ableitung
Eine Wurzelform von "Zeit" ist unklar, man geht für das Germanische von "die" aus. Im Mittelhochdeutschen und
Althochdeutschen sprach man dann von der "zit", im Englischen und Niederdeutschen auch von "Gezeiten, Flut".
Außergermanisch ergibt sich als Grundlage das griechische Wort "daiomai": ich (ver)teile.
(Kluge 808)
Erstnennung
AutorIn
Jahr
Publikationstitel
Publikationsart
Beispiele
Beispiel eines Films, dessen Zeit nicht linear verläuft
Film: Und täglich grüßt das Murmeltier. Reg. Harold Remis. Columbia Pictures, 1993. Film.
Filmstelle: Protagonist Phil (Bill Murray) befindet sich in einer Zeitschleife: er erwacht jeden Tag in Punxsutawney
und es ist immer der 2. Februar, Murmeltiertag.
Timecode: 17:36-19:22
Weiterführende Literatur
Bachtin, Michail. Formen der Zeit im Roman: Untersuchungen zur historischen Poetik. Frankfurt am Main:
Fischer-Taschenbuch, 1989. Print.
Bauer, Matthias. "Zeit im Film." Reclams Sachlexikon des Films. Hrsg. Thomas Koebner. Stuttgart: Reclam, 2007.
Print.
Borwell, David. Narration in the Fiction Film. Madison: University of Wisconsin Press, 1985. Print.
Kluge, Friedrich. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Unter Mithilfe von Max Bürgisser und Bernd
Gregor völlig neu bearb. von Elmar Seebold. Berlin: de Gruyter, 1989. Print.
Monaco, James. Film verstehen. Kunst, Technik, Sprache, Geschichte und Theorie des Film und der Medien. Reinb
ek: Rowohlt-Taschenbuch, 1995. Print.
Rüffert, Christine, Irmbert Schenk, Karl-Heinz Schmid, und Alfred Tows. Zeitsprünge. Wie Filme Geschichten
erzählen. Berlin: Bertz + Fischer, 2004. Print.