Der Tastenstar im Adlerhorst

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Der Tastenstar im Adlerhorst
Der Sonntag, Nr. 6, 12. Februar 2012
44 LIFESTYLE
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Der Tastenstar im Adlerhorst
ZU HAUSE BEI Oliver Schnyder. Der Pianist wohnt in Ennetbaden mit Blick aufs Bäderquartier, wo einst Richard Strauss wirkte
Der erfolgreiche Pianist Oliver
Schnyder (38) wohnt hoch über
dem Bäderquartier in einem
mehrstöckigen Terrassenhaus,
inmitten von moderner Kunst
seiner Ehefrau.
VON SILVIA SCHAUB
F
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ür die einen ist New York der
Traumort, für andere eine kleine Insel im Pazifik. Für Oliver
Schnyder ist es Ennetbaden.
Die Stadtnähe, die Reben, die
Hanglage hätten ihm schon immer gefallen, schwärmt er. Dabei ist der international gefragte Pianist gar nicht so oft
in seinem Adlerhorst, der hoch über der
Goldwand thront. Und er schwärmt weiter – den Blick Richtung Bäderquartier
gerichtet. Genau dorthin, wo vor mehr
als einem halben Jahrhundert der Komponist Richard Strauss wirkte. Und sein
Gesicht überzieht sich mit einem
Schmunzeln. «Das ist schon speziell.»
Er mag die Stücke von Strauss und hat
gerade eben eine CD mit Strauss-Liedern
eingespielt. Baden, dieser Kraftort. «Ich
finde, das spürt man immer noch.»
Seit 2005 wohnt Oliver Schnyder
mit seiner Frau, der Geigerin und Violinepädagogin Fränzi Frick, die er seit seiner Jugend kennt («unsere Mütter haben
uns musikalisch verkuppelt»), und ihrem gemeinsamen Sohn Ian Ruben (4)
in diesem mehrstöckigen Terrassenhaus.
Per Lift werden wir vom Hausherrn abgeholt und treten in ein überaus grosszügiges, helles Wohnzimmer mit raumhohen Fenstern ein. «Espresso oder ein
hoher?», fragt Schnyder nach unseren
Wünschen und stellt sich an die Bar.
Im grosszügigen Wohnzimmer von Oliver Schnyder hat es auch Platz für die Eisenbahn von Sohn Ian Ruben.
■ DER TASTENVIRTUOSE
DRAUSSEN LIEGT SCHNEE und alles wirkt
noch eine Spur weisser, der Boden, die
Wände. Eigentlich sei das hier eine Sommerwohnung, sagt er. «Weil alles so mediterran wirkt.» Er hätte sein Zuhause
lieber etwas wärmer gestaltet, den Boden zum Beispiel mit etwas mehr Farbe.
Aber er schätzt das Raumvolumen, die
Höhe, die Möglichkeit, auf jeder Seite
hinausgehen zu können. Farbe bringen
stattdessen grossformatige Bilder in die
Wohnung. Wunderschöne moderne
Kunst. Die Künstlerin ist seine Frau Fränzi. Überall hängen ihre Bilder und geben
den Räumen eine moderne Note.
Aber auch Sohn Ian Ruben bringt
Farbe hinein. Derzeit gerade mit seiner
Duplo-Eisenbahn, die auf dem Wohnzimmer-Teppich aufgebaut ist. Beim
Cheminée stehen schön aufgeräumt seine Spielsachen: der Kochherd, Bilderbücher und Lastwagen. Oliver Schnyder
posiert davor auf dem Kinderstühlchen,
daneben steht auf dem Tischchen sein
altes Playmobil-Piratenschiff, das er sich
als Kind zusammengespart und nun seinem Sohn vermacht hat.
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Der Lieblingsplatz von Oliver Schnyder: Die Bibliothek.
Oliver Schnyder (38) ist in Möriken AG
aufgewachsen. Nach der Kantonsschule studierte er bei Emmy HenzDiémand, Homero Francesch und
Leon Fleisher. Heute konzertiert er in
den bedeutendsten Musikzentren und
Festivals. Bei RCA/Sony sind CDs mit
Mozart, Schumann und Liszt erschienen; 2012 kommen seine Haydn-Klavierkonzerte heraus. Hierzulande ist
Schnyder u. a. im Mai mit dem Philharmonia Orchestra unter Philippe Jordan
zu erleben (Migros-Classics) sowie am
Pfingstsonntag mit «Bach reloaded»
zusammen mit dem Perkussionisten
Burhan Öçal im Grossen Tonhallesaal.
Er lebt mit seiner Familie in Ennetbaden. www.oliverschnyder.com
Einen bestimmten Einrichtungsstil
hätten sie nicht, sagt der Tastenvirtuose.
Und auch keine besondere Vorliebe für
bestimmte Designer. Die Möbel sind alle
neu – ausser einem alten Korbstuhl mit
Schaffell seiner Frau, der im Schlafzim-
unsere ersten gemeinsamen Anschaffungen.»
Schnyder führt durchs Haus – vom
Malatelier bis in den Weinkeller, von der
Sauna bis in sein Studio, wo gleich zwei
Steinway-Flügel stehen. Er schätzt es,
mer steht. Den grossen Esstisch und einen Kleiderschrank hat sich das Paar gekauft, als sie von einem längeren Amerika-Aufenthalt zurückkamen – vom Preisgeld, das Oliver Schnyder beim Pembaur-Wettbewerb gewann. «Das waren
EMANUEL FREUDIGER
dass er zu Hause arbeiten kann, der
Wechsel zwischen Arbeit und Privat im
Handumdrehen vonstattengeht. Ausserdem sei er ein «Stubehöck», verrät er.
Kein Wunder, ist er doch phasenweise
wochenlang irgendwo in der Welt unterwegs, um Konzerte zu geben. Allein in
den letzten Monaten jettete er von London nach Amsterdam, dann wieder von
Moskau über Taipeh nach Luzern.
SEIN LIEBLINGSORT IST die Bibliothek,
gleich hinter dem Wohnzimmer. «Ich
bin ein Buchstabenfresser», gesteht er.
«Ich freue mich an schönen Sätzen.» Er
lese alles Gedruckte – von Zeitungen,
Zeitschriften bis zu Büchern. Auf dem
Büchergestell, das zwei Wände füllt, ist
auch seine musikalische Sammlung aufgereiht, reihenweise Schallplatten, aber
auch CDs. Und es hat darunter nicht nur
Klassik. Schnyder ist ein bekennender
Beatles-Fan. Er liebt aber auch Michael
Jackson oder Elton John sowie Jazz.
Auch sonst überrascht der Konzertpianist, zum Beispiel mit der Aussage,
dass er auch gerne Fussballer geworden
wäre. Gut, ist er bei den Tasten geblieben.
Von wegen Liebestöter!
passen lange Unterhosen, besonders diejenigen aus ultrabequemem Feinripp,
selbst unter relativ eng geschnittenen
Jeans oder Stoffhosen.
Lange Unterhosen leisten zurzeit fantastische Dienste – wäre da nur nicht
ihr miserables Image. Eine Betrachtung
HIGH-FASHION-LABELS wie Dolce & Gab-
VON CLAUDIO MORO
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Da wäre mal das eine: Die jüngst mit viel
Brimborium lancierte Bodywear-Linie
von David Beckham für H&M umfasst
das Übliche: Boxershorts, Slip, Tanktop,
T-Shirt – und ja, lange Unterhose. Das
andere ist: In den klug inszenierten TVSpots wurde tunlichst darauf geachtet,
die lange Unterhose – gemeinhin als Liebestöter bekannt – nicht vor die Linse zu
stellen. Das Image der langen Unterhose
ist desolat; und damit ein klares «No go»
für die H&M-Werbestrategen aus Stockholm. Der Liebestöter ist Inbegriff für
alles, was Frau partout am Mann nicht
sehen möchte: null Standhaftigkeit, zero
Stehvermögen, keinerlei Sexappeal, nix
Fels in der Brandung. Ein satter Albtraum also. Die lange Unterhose törnt
ab, sie ist ein Relikt vergangener Zeiten,
die überdeutliche Manifestation eines
Weicheis und für Männer unter 50 eine
arglistige Falle.
SO VIEL ZUM erbarmungslosen Image.
Genauso erbarmungslos ist die Gegenwart. Die klirrende Kälte dieser Tage
kennt keine Gnade. Wenn Mann im zugigen Fussballstadion herumsteht oder
im Nadelstreifenanzug auf den Zug wartet, tut er dies mit Gänsehaut an den Beinen. Da helfen selbst dicke Wollhosen,
schwere Kniesocken oder der Wintermantel wenig. Mann friert, auch wenn
er dies mit einem Lächeln wegretuschie-
ren möchte. Wer hingegen mit Long
Johns – so nennt man die langen Unterhosen in den USA – der üblen MeteoLage gegenübertritt, kennt keine Gänsehaut und kein Frieren. Kurzum: In Feinoder Doppelripp beingekleidet, trotzt
man der sibirischen Kälte am besten.
Klassische Unterwäsche-Labels wie Calida, Zimmerli oder Schiesser bieten eine
breite Palette an langen Unterhosen für
jeden Geschmack. Aus leichter Baumwolle oder Wolle-Seide-Gemisch bestehend, mit Komfortbund und verstärkten
Gesäss- und Schrittpartien ausgestattet,
schmiegen sich die Long Johns optimal
an die Beinform an. Wichtig ist die Wahl
der richtigen Grösse: Lieber eine Nummer zu klein als eine zu gross. Damit
Beckham
als H&MModel. HO
bana oder DSquared2 spielen seit Jahren
mit der langen Unterhose. Sie kümmern
sich einen Deut um das deplorable
Image der Liebestöter und stellen die
lange Unterhose zu Jeans mit knapper
Beinlänge oder kombinieren sie auch
mal mit feinen Businesshosen, wobei
der Abschlussbund über die Hosenkante
ragt.
Der Bann wäre also leicht zu knacken, mieses Image hin oder her. Der
selbstsichere Mann denkt und handelt
im Mir-eigentlich-egal-Modus, auch wenn
es die Beckhamsche H&M-Werbung verpasst zu vermitteln. Lange Unterhosen
sind vielleicht Liebestöter, doch was
kümmert dies den echten Mann. Mann
ist Mann. Und Mann in langen Unterhosen ist noch mehr Mann, denn frieren
kommt für ihn trotz Eisschranktemperaturen nie in die Tüte.