Erich Kästner: Pünktchen und Anton
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Erich Kästner: Pünktchen und Anton
Universität Augsburg Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur Prof. Dr. Kaspar Spinner Dozentin: Dr. Gabriele Gien Sommersemester 2006 Materialien zur Leseförderung: Autor / Inhalt / Unterricht Autorinnen: Natalie Gawantka und Julia Klaußner -2a) Informationen zum Autor Biographie: Erich Kästner wird am 23. Februar 1899 in Dresden geboren. Ab dem Jahr 1906 besucht er die Volksschule in Dresden. Anschließend, ab 1913, ist er Schüler im Freiherr von Fletscher`schen Lehrer-Seminar in Dresden. 1917 dient er für ein Jahr im Ersten Weltkrieg, wo er sich ein Herzleiden zuzieht. Daraufhin nimmt er am Abschlusskurs des Lehrerseminars teil und hospitiert 1919 am König-GeorgGymnasium. Noch im selben Jahr absolviert er das Abitur. Ein Studium der Germanistik, Philosophie, Geschichte und Theatergeschichte an den Universitäten Leipzig, Berlin und Rostock schließt sich an. Daneben arbeitet er als Journalist bei der „Neuen Leipziger Zeitung“. 1925 promoviert er zum Dr. phil. Im Jahre 1933, als es zur Machtübernahme der Nationalsozialisten kommt, werden mehrere Werke Kästners verboten und öffentlich verbrannt, unter anderem die Gedichtbände „Herz und Taille“ (1928), „Gesang zwischen den Stühlen“ (1932) und sein Roman „Fabian“ (1931). Zwischen 1937 und 1940 kommt es zu mehrfachen Festnahmen und Freilassungen durch die Gestapo. 1942 bekommt Kästner ein Schreib- und Publikationsverbot, was ihn allerdings nicht zur Emigration zwingen kann. Von 1951 bis 1962 leitet Kästner den Vorsitz des westdeutschen PEN-Zentrums. 1956 bekommt er den städtischen Literaturpreis der Stadt München, ein Jahr später wird ihm der Georg-Büchner-Preis verliehen. Die BRD zeichnet ihn 1959 mit dem Großen Bundesverdienstkreuz aus. 1970 bekommt er, ebenfalls durch die Stadt München, den Ehrenpreis für Kultur. Am 29. Juli 1974 stirbt Kästner in München. Werke: chronologisch, unvollständig Emil und die Detektive Pünktchen und Anton Der 35. Mai Das fliegende Klassenzimmer Emil und die drei Zwillinge Das doppelte Lottchen -3 Die Konferenz der Tiere Das Schwein beim Friseur u.v.m. b) Inhaltsangabe Pünktchen, alias Luise Pogge, ist mit Anton Gast befreundet. Während Pünktchens Vater Fabrikdirektor ist und ihre Familie in einem großen Haus mit einigen Bediensteten lebt, ist Antons Mutter krank und bettelarm. So muss Anton sich seit einiger Zeit darum kümmern, Geld für sich und seine Mutter zu verdienen und sie zu pflegen. Zusammen mit Pünktchens Kindermädchen, Fräulein Andacht, stehen die beiden Kinder nachts auf der Straße, um zu betteln. Aufgrund seiner Müdigkeit bekommt Anton dann auch noch Ärger in der Schule. Doch da ist doch noch etwas anderes im Busch! Fräulein Andachts Bräutigam Robert, der auch ständig Geld benötigt, ist den beiden nicht ganz geheuer, und warum zeichnet Fräulein Andacht Wohnungspläne der Familie Pogge? Ist sie vielleicht doch nicht so harmlos, wie sie tut? c) Unterrichtsvorschläge a. Figuren in der Ich-Form vorstellen: Luise Pogge alias Pünktchen, Anton Gast u.a. b. Figuren durch andere Figuren vorstellen, z.B. Direktor Pogge, Frau Pogge, Frau Gast, Fräulein Andacht, Dienstmädchen Berta u.a. c. Interview führen, beispielsweise mit Anton nach der Abwendung des Verbrechens durch seine Mithilfe d. Buchempfehlung schreiben e. Tagebucheintrag: entweder nach diesem aufregenden Geschehnis, oder bereits über vorherige Ereignisse, z.B. nächtliches Betteln auf der Straße f. Brief schreiben: Anton schreibt an Pünktchen, oder umgekehrt g. Zeitungsartikel verfassen: Kästner verweist bereits in der Einführung darauf, dass es sich um eine wahre Geschichte handelt, worüber vor etwa sechs Monaten ein kleiner Artikel in der Zeitung stand. h. „Nachdenkereien“ am Ende jeden Kapitels regen zur Diskussion an -4i. 1. Nachdenkerei handelt von der Pflicht. ii. 2. Nachdenkerei handelt vom Stolz. iii. 3. Nachdenkerei handelt von der Phantasie. iv. 4. Nachdenkerei handelt vom Mut. v. 5. Nachdenkerei handelt von der Neugierde. vi. 6. Nachdenkerei handelt von der Armut. vii. 7. Nachdenkerei handelt vom Ernst des Lebens. viii. 8. Nachdenkerei handelt von der Freundschaft. ix. 9. Nachdenkerei handelt von der Selbstbeherrschung. x. 10. Nachdenkerei handelt vom Familienglück. xi. 11. Nachdenkerei handelt von der Lüge. xii. 12. Nachdenkerei handelt von den Schweinehunden. xiii. 13. Nachdenkerei handelt vom Zufall. xiv. 14. Nachdenkerei handelt vom Respekt. xv. 15. Nachdenkerei handelt von der Dankbarkeit. xvi. 16. Nachdenkerei handelt vom glücklichen Ende. i. Autorenplakat j. Erstellen einer Graphik der Beziehungen der unterschiedlichen Personen zueinander k. Innerer Monolog: Was denkt sich Direktor Pogge, als er Pünktchen nachts auf der Straße entdeckt? l. Standbild, z.B. als Direktor Pogge seine Tochter beim nächtlichen Betteln sieht viele Figuren einzubeziehen, alle Schüler können einbezogen werden m. Figurenstatuen: besonders geeignet um Gegensätze zwischen arm und reich darzustellen n. Verfilmung: „Pünktchen und Anton“, 1999, Regie: Caroline Link; 1953, Regie: Thomas Engel d) Kommentar Altersempfehlung: etwa 9 bis 10 Jahre, 3./ 4. Klasse Bei Kästners zweitem in Berlin spielenden Kinderroman „Pünktchen und Anton“ – neben „Emil und die Detektive“ (1929) – handelt es sich ebenfalls um eine Großstadt- und Kriminalgeschichte, in der es um soziale Unterschiede, Freundschaft und ein Verbrechen geht. „Die Großstadt war in diesen Büchern zum Ort kindlicher Sozialisation und -5Bewährung geworden. Hier lernten Heranwachsende ganz selbstständig miteinander und voneinander, unabhängig von Eltern und anderen Erziehungsinstanzen. Die neuen Helden der realistischen Kinderliteratur handelten selbstbewusst, solidarisch, klug und vernünftig, oft sogar effektiver als die Erwachsenen, die nur noch in Nebenrollen auftraten. Dieses moderne Kindheitsbild barg eine utopische Dimension, die vor allem Erich Kästner immer wieder gestaltete. Es war die Hoffnung, die nachwachsende Generation werde eine menschlichere und friedlichere Gesellschaft schaffen.“ 1 Zur Problematik des Werkes ist anzumerken, dass das Thema mit besonderem Bedacht behandelt werden sollte. Je nach der Situation und Zusammensetzung der Klasse sollte das Thema dementsprechend vorsichtig erarbeitet werden, um entsprechenden Schülern nicht „zu nahe“ zu treten. Die „Nachdenkereien“ am Ende eines jeden Kapitels bieten zwar eine gute Diskussionsmöglichkeit, jedoch handelt es sich teilweise um sehr abstrakte Themen, bei denen es den Schülern schwer fallen könnte, etwas dazu beizutragen. Aufgabe des Lehrers ist es demnach, geeignete „Nachdenkereien“ auszuwählen und diese im Klassenverband zu besprechen. Aufgrund diesen Aspekts begründet sich die Altersangabe von frühestens neun Jahren. Grundsätzlich lässt sich zu Kästners Büchern behaupten, dass sie kindgerecht und leicht verständlich geschrieben sind. Die Handlung selbst ist im Vergleich zu den „Nachdenkereien“ nur wenig anspruchsvoll. Die komplexen Beziehungen der einzelnen Personen zu- und untereinander heben den Anspruch an den Leser jedoch wieder etwas an. Literaturangaben: - Schikorsky, Isa: Kinder- und Jugendliteratur. DuMont Schnellkurs. DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln. Originalausgabe, 2003. Internetquellen: Erich Kästner: Pünktchen und Anton 1 - http://www.kaestnerfuerkinder.net/kaestner.php - http://de.wikipedia.org/wiki/Erich_K%C3%A4stner - http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/KaestnerErich/ Schikorsky, Isa: Kinder- und Jugendliteratur. DuMont Schnellkurs. DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln. Originalausgabe, 2003, S. 123