Durch richtiges Absetzen zum Erfolg
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Durch richtiges Absetzen zum Erfolg
Durch richtiges Absetzen zum Erfolg Diego Padoan DVM Swine Technical Manager André Van Lankveld Ing. (BSc) Swine Technical Manager Dr. med. vet. Diego Ing. (BSc) André Padoan Van Lankveld Technische Leiter Schweine Durch richtiges Absetzen zum Erfolg Photo: David Evison/Fotolia Erfolgreiches Absetzmanagement erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der alle wichtigen Aspekte berücksichtigt: das Verhalten der Ferkel, die Bedeutung qualitativ hochwertiger Ernährung für Sauen nach dem Abferkeln und für Absetz- bzw. Aufzuchtferkel sowie der Einsatz von Futtermittelzusatzstoffen zur Förderung der Darmgesundheit und zur Bekämpfung von pathogenen Erregern. Wann absetzen Ein vernünftiges Absetzalter liegt zwischen dem 21. und 28. Tag. Dies entlastet die Muttersau von den zu hohen Anforderungen an die Milchleistung und erspart den Ferkeln den durch frühzeitiges Absetzen unnötigen Stress. Die EU-Gesetzgebung schreibt derzeit eine Laktationsdauer von 28 Tagen als obligatorisch vor. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass die Milchproduktion der Sau nach 5 Wochen drastisch absinkt. Betriebsmanagement, epidemiologische Aspekte und die Tatsache, dass die Immunität der Ferkel im Alter zwischen 14 und 28 Tagen am schwächsten ist, sind Faktoren, die bei der Festsetzung des Absetzalters berücksichtigt werden müssen. 2 D ie Fütterung von Sauen während der Laktation ist eine komplexe Angelegenheit. Moderne Sauen gebären heute viele Ferkel. Daher ist während der Trächtigkeit eine adäquate Ernährung (Konditionierung) erforderlich. Nach dem Abferkeln geraten die Sauen in eine katabole Stoffwechsellage. Dann ist eine qualitative hochwertige Fütterung wichtig, um eine gute Milchleistung der Sauen zu erreichen. Mithilfe der richtigen Futtermittelzusätze werden Energie- und Nährstoffbedarf der Sauen sogar während eines heißen Sommers gedeckt. Neben einem gut geplanten Fütterungsplan trägt auch die Hygiene im Abferkelstall dazu bei, die Anwesenheit von pathogenen Keimen im Darm der Sau zu minimieren. Abferkeln Das Anfüttern der Ferkel in den Abferkelboxen ab Tag 5 nach der Geburt verringert den Energiebedarf an die Sau und löst bei den jungen Neugeborenen die Sekretion von Enzymen aus. Am Tag 21 der Laktation trinkt ein Ferkel im Durchschnitt einen Liter Milch, was für die Muttersau sehr hohe Ansprüche an eine ausreichende Milchproduktion stellt. Es ist daher wichtig, das Absetzalter der Ferkel sorgfältig abzuwägen. Frühzeitiges Absetzen spart der Sau Energie, stellt jedoch eine große Herausforderung für die Ferkel dar. Ein Absetzgewicht von 6 kg zu erreichen stellt für die Ferkel bereits eine enorme Leistung dar und alles unter diesem Gewicht erfordert vom Betriebspersonal einen hohen Grad an Kompetenz, insbesondere bei großen Würfen. Ferkelaufzucht Absetzeinrichtungen und Verfahren wie das isolierte Frühabsetzen (Segregated Early Weaning/SEW) oder das Medicated Early Weaning (MEW) haben viel zur Erleichterung des frühen Absetzens und zur Verbesserung des Gesundheitsstatus der Herde beigetragen. Das Rein-Raus-Verfahren gilt als Meilenstein in der Tierproduktion. Wie sich gezeigt hat, besteht eine starke positive Korrelation zwischen der Körpermasse vor dem Absetzen und der Expression von bekannten Genen, die den Appetit stimulieren. Sobald der Zeitpunkt für das Ende der Laktation festgelegt ist, besteht der nächste Schritt darin, die Ferkel auf eine Ernährung ohne Muttermilch vorzubereiten. Fütterungsplan und Futterzusammensetzung müssen je nach Verdauungskompetenz der Ferkel gewählt werden, wobei der Schmackhaftigkeit, der Pufferkapazität und der Proteinverdaulichkeit besondere Aufmerksamkeit zu schenken ist. Während der ersten 24-36 Stunden nach dem Absetzen beginnen die Ferkel zu fressen, um zunächst die Darmschleimhaut mit Nährstoffen zu versorgen. Bei der ersten Umstellung auf die alleinige feste Nahrung muss das Ferkel erst umschalten und feststellen, dass das Fressen dazu da ist, sich den Bauch zu füllen. Zu diesem Zeitpunkt vermissen die Ferkel die Wärme und Nähe ihrer Mutter. Durch das Umsetzen in eine neue Bucht werden die Tiere mit fremden Ferkeln konfrontiert und es kommt zu Rangkämpfen. Laktation Während der Laktation saugen die Ferkel etwa alle 1½ Stunden. Es dauert einige Zeit, bis die Ferkel beginnen, sich auf eine zweimal täglich erfolgende Nahrungsaufnahme umzustellen. Bleibt der Futterautomat in dieser Phase auch nur für kurze Zeit leer, so kann es daher bei hungrigen Ferkeln zu einem Überfressen kommen, sobald Futter nachgefüllt wird. Dies führt zu großen Mengen an halbverdautem Futter, was die pH-Barriere und die Funktion des Magens stören und dadurch das Wachstum von pathogenen Keimen im Darm begünstigen kann. Gruppen mit Absetzferkeln sollten aus maximal 30 bis 33 Ferkeln bestehen. In Betrieben mit häufigen Krankheitsproblemen sollten Wurfgeschwister zusammen in dersel- ben Gruppe gehalten werden. Das Sortieren und Gruppieren nach Gewicht oder Geschlecht wird in solchen Fällen nicht empfohlen. Liegt die Stalltemperatur unter dem Idealwert, empfiehlt es sich, die Bucht mit etwas Stroh und einer Gummimatte auszustatten, um die Tiere beim Ablegen warm zu halten. Ganz besonders wichtig ist das Vermeiden von Zugluft. Abbildung 1 zeigt die optimalen Temperaturen, die für eine Komfortzone adäquat sind. Ernährung in der Absetzphase Einige Grundkonzepte können Absetzferkeln helfen, mit der abrupten Veränderung der Ernährung und den sich daraus ergebenden metabolischen und endokrinen Veränderungen fertig zu werden. Sobald sichergestellt ist, dass alle Ferkel gut fressen, sollte man sich genaue Gedanken über die richtige Ernährung machen, und zwar zunächst nach der aktuellen Futteraufnahme sowie je nach Herdenzusammensetzung, Saison, Rasse, Futterverfügbarkeit und Kosten. Rohmaterialien guter Qualität und mit hohem biologischen Wert wie Blutplasma, Kartoffelprotein, Sojaproteinkonzentrate und hochqualitatives Fischmehl sollten in die Ernährung aufgenommen werden. Die Futterverwertung kann bei Absetzferkeln (mit 6-12 kg) nur minimal bei 1,3 liegen. In diesem Wachstumsstadium der Ferkel sollte die Qualität der Rohmaterialien Vorrang vor den Kosten haben. Manche Betriebe setzen zur Förderung der Futteraufnahme auch ein spezielles Lichtprogramm mit längeren Beleuchtungszeiten ein, wobei z. B. in den ersten Tagen nach dem Lufttemperatur 40 Durch das Absetzen der Ferkel am Nachmittag lässt sich, wie gezeigt werden konnte, das dominante Hierarchieverhalten reduzieren. Die Hierarchie baut sich innerhalb von 24 Stunden nach Mischen der Gruppen auf, aber das Aggressionsniveau sinkt nach etwa einer Stunde drastisch ab. Es ist wirklich wichtig, diese bereits schwierige Situation nicht noch weiter zu komplizieren. Dafür müssen nur einige Grundregeln befolgt werden. Dies sind: Sicherstellen der richtigen Stalltemperatur, der Versorgung mit sauberem Wasser und frischem Futter und einer Fressplatzbreite von mindestens 5 cm pro Ferkel, da die Tiere gerne in Gemeinschaft fressen. ss Wu ten ...dass durch schlechtes Management auch die beste Qualitätssilage rasch verdirbt? Sie, . . . Abbildung 1. Empfohlene Temperaturbereiche für Schweineställe in Abhängigkeit vom Körpergewicht der Tiere. Auf die Tageszeit kommt es an Lernen Sie anhand dieses BIOMINVideos, wie Sie die Qualität der Silage in der Praxis beurteilen und aufrechterhalten können! 30 20 10 Neugeborene 5 kg Ferkel 20 kg 40 kg 80 kg 140 kg Körpergewicht der Schweine 3 Durch richtiges Absetzen zum Erfolg Abbildung 2. Hierarchiemodell der Auswirkungen von oxidativem Stress auf Tiere. Zellreaktion Antioxidative Enzyme werden hinaufreguliert und induzieren über die NF-kB- und AP1Signalwege eine Entzündung. Bei oxidativem Stress hoher Intensität Es kommt zu Perturbationen der mitochondrialen Poren und Zerstörung der Elektronentransporter sowie letztendlich zu Apoptose und/oder Nekrose, je nach wechselndem pro-/antioxidativem Gleichgewicht im Organismus. Schritt 1 Signalweg Schritt 2 Zytotoxizität Schritt 3 Zytoprotektion Zytokine, Chemokine Apoptose AntioxidanzReaktionselement (ARE) AP-1 and NFkB Caspasen, AhR Ziel NrF2 FOS, JUNMitochondrien, PTP Proteine Phase II, Zytokine, Pro-apoptotische antioxidative Enzyme Chemokine Mitglieder der Bcl-2- Familie Source: Figure adapted from Lushchak, 2010. Text adapted from Gloire et al., 2006. Absetzen das Licht während der ersten 48 Stunden an bleibt. Ein hell erleuchteter Stall fördert ein besseres Harn- und Kotabsatzverhalten der Ferkel, die in der Regel aneinandergeschmiegt schlafen. Ist der Stall dunkel, würden sie die nächste Ecke zum Harn-/Kotabsatz verwenden; dies würde ein schlechtes Harnund Kotabsatzverhalten fördern. Behandlungen in der Absetzphase Ein gut terminiertes Impfprogramm ist von großem Nutzen, insbesondere hinsichtlich bestimmter Krankheiten, die nicht einfach aus einem Betrieb oder einer Region auszumerzen sind. Landwirte/Betriebsleiter sind an die sofortige Wirkung von Antibiotika gewohnt, während Präventionsmaßnahmen viel komplexer sind. Es kann daher schnell passieren, dass man in die alten Verhaltensmuster eines leichtfertigen Antibiotikaeinsatzes verfällt, wodurch rein managementbedingte Krankheitssyndrome (PMDS) übertüncht werden. Chemotherapeutische Maßnahmen haben sich als begrenzt geeignet erwiesen, und viele Bakterienstämme haben Resistenzen entwickelt. Ohne die verantwortungsbewusste und sorgfältige Verwendung von Antibiotika wird deren Wirksamkeit nur kurzlebig sein. Nutzen von Organischen Säuren für Absetzferkel Für Absetzferkel werden Zitronensäure und/oder Fumarsäure zur Senkung des pH-Wertes im Magen empfohlen. Eine noch wirksamere Lösung ist die synergistische Verbindung mit phytogenen Zusatzstoffe und permeabilisierenden Substanzen, die die bakterielle Zellwand durchlässiger machen, um organischen Säuren den Eintritt in die Zelle zu erleichtern. Präbiotika und Probiotika sind relativ neue Konzepte, die auf ähnlichen Mechanismen wie die Impfung beruhen, jedoch noch nicht vollständig erforscht sind und bislang auch wenig Anwendung finden. Anwendungen prä- und probiotischer Substanzen stellen 4 Entzündung ganzheitliche Lösungen dar, die auf die Beschleunigung der Reifung des Verdauungssystems abzielen. Phytogene Zusatzstoffe können Schmackhaftigkeit und Verdaulichkeit, die bei Lebensmittel produzierenden Tieren oft eine Herausforderung darstellen, verbessern und die Mikroflora des Darms positiv beeinflussen, sodass die Wirkung von organischen Säuren ergänzt wird. Neuere Ergebnisse zu Studien über phytogene Zusatzstoffe haben gezeigt, dass diese Stoffe eine starke Wirkung haben. Diese beeinflussen die Zellreaktionen auf Stress durch Viren, Bakterien und Hitze positiv. Zudem fördern phytogene Zusatzstoffe eine antioxidative Reaktion über den Nrf2-Signalweg anstelle des NF-kB-Signalweges für Entzündungen, wie in Abbildung 2 gezeigt wird. Zinkoxid wird zur Prävention von Durchfällen eingesetzt, wobei dies jedoch zu einer ähnlichen Problematik wie mit Antibiotika führen kann. Gesetzgebung und Umweltbedenken hinsichtlich des unüberlegten Einsatzes dieser Verbindung werden weltweit immer strikter. Somit wird heutzutage zunehmend auf die Qualität des Absetzfutters für Ferkel geachtet, wobei den Futtermittelzusätzen zur Vorbeugung von Durchfällen besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Richtiges Absetzen Die Absetzphase ist für alle Schweineproduzenten eine Herausforderung, aber ein korrektes Management dieser Phase legt den Grundstein für die Produktion erstklassiger Schweine. Besonders wichtig ist der Schutz aller Tiere vor Mykotoxinen. Um den Kampf gegen Mykotoxine gewinnen zu können, muss der erste Schwerpunkt bereits auf das richtige Absetzen gelegt werden. Zudem sollte man sich stets vor Augen halten, dass der wichtigste Faktor für eine erfolgreiche Tierproduktion die Homogenität der Schweine in allen Produktionsphasen ist, vom Abferkeln an über die Absetz- bzw. Aufzuchtphase und die Mastperiode bis hin zur Schlachtung. BIOMIN Holding GmbH, Industriestrasse 21, A-3130 Herzogenburg, AUSTRIA, Tel: +43 2782 803 0 e-Mail: [email protected], www.biomin.net, ©2014 BIOMIN Holding GmbH Antioxidans Bei oxidativem Stress mittlerer Intensität ART_Nr04_Swine_DE_0414_DPA Das Keap1/Nrf2-System reguliert jene Gene hinauf, die für antioxidative Enzyme kodieren, um die Redox-Homöostase wiederherzustellen. Phytogene Substanzen und Entzündung Oxidativer Stress Bei oxidativem Stress geringer Intensität