Erfahrungsbericht Auslandssemester in Australien

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Erfahrungsbericht Auslandssemester in Australien
Erfahrungsbericht
Auslandssemester in Australien
Daniel C. Baumann
E-Mail: [email protected]
Universität Stuttgart
Studiengang: Maschinenwesen (Diplom)
Semester: 10
Gasthochschule:
Queensland University of Technology, Brisbane, Australien
Semester 1, Februar 2011 – Juni 2011
Webseite: http://www.qut.edu.au/
Motivation
Zu Beginn meines Studiums wurde ich auf die Möglichkeit eines Austauschsemesters in einem
fremden Land aufmerksam. Meiner Ansicht nach erweitert und bereichert ein Auslandssemester das
Studium in vieler Hinsicht. So bietet sich die erstklassige Möglichkeit in einer interkulturellen
Umgebung mit gleichgesinnten Individuen von anderen Orten in Kontakt zu treten, um von dessen
Kultur zu lernen und gewonnene Erfahrungen auszutauschen. Meine erste Wahl fiel auf das Land
Australien, speziell auf die „Queensland University of Technology“ (QUT) in Brisbane, welche
Studenten von über 100 verschiedenen Ländern willkommen heißt und zu einer exzellenten und
attraktiven Umgebung für interkulturellen Austausch macht. Zudem bietet die QUT eine Vielzahl an
Kurs-Möglichkeiten an, um sich interdisziplinär weiterbilden zu können.
Vorbereitung des Aufenthaltes
Ein Austauschsemester erfordert eine gut organisierte und frühzeitige Planung, um alle Formalitäten
rechtzeitig abgeschlossen zu haben. Ich habe meine Planung etwas über ein Jahr im Voraus
begonnen. Eine große Hilfe war dabei das „Internationale Zentrum“ der Universität Stuttgart, das
einem durch länderspezifische Gruppen- und Einzelberatungen über die nötigen Schritte informiert
und auftretende Fragen geklärt hat.
Das Zusammentragen und Ausfüllen aller Bewerbungsunterlagen kann einige Zeit in Anspruch
nehmen, man sollte daher rechtzeitig damit beginnen. Zum Beispiel erfordert die Bewerbung für das
Austauschprogramm und Stipendien Gutachten über die eigene universitäre Leistung von
Professoren und Universitätsmitarbeitern. Es bietet sich an, die Aussteller der Gutachten um ein
persönliches Gespräch zu bitten, um diese über die eigenen Ziele und Absichten des
Auslandsstudiums zu informieren. Ich habe daher schon vier Monate vor Fälligkeit der Bewerbung
Kontakt zu meinen Ansprechpartnern aufgenommen, um einen passenden Termin zu finden und um
zu berücksichtigen, dass die Ausstellung eines Gutachtens ebenfalls viel Zeit in Anspruch nimmt.
Meine Zieluniversität hat zudem den TOEFL oder IELTS Sprachtest vorausgesetzt. Die Plätze für das
Ablegen des Tests sind oft schon zwei Monate im Voraus ausgebucht, daher ist es wichtig, dass man
frühzeitig einen Platz bucht. Ich habe den „TOEFL internet based test“ gewählt, welchen man in
einem Testzentrum an einem Computer ablegt. Für die Vorbereitung habe ich ein Buch speziell für
das Lösen des TOEFL Tests verwendet, was ich als ausreichende und gute Vorbereitung empfunden
habe.
Sobald man das „Certificate of Enrolment“ von der Gasthochschule bekommt, kann das
Studentenvisum online beantragt werden, was völlig problemlos ablief. Schon wenige Stunden später
habe ich die Bestätigung per E-Mail erhalten und konnte mich nach einem geeigneten Flug
umschauen. Das beste Angebot habe ich durch den Reiseveranstalter STA Travel erhalten, welcher
spezielle Angebote für Studenten hat. Oft ist es billiger den Hin- und Rückflug gemeinsam zu buchen,
was allerdings auf Kosten der Flexibilität geht. Da ich noch nicht genau wusste zu welchem Zeitpunkt
ich zurückfliege, habe ich mir versichern lassen, dass es möglich ist den Flug umzubuchen.
Während dem Aufenthalt in Australien ist man durch die „Overseas Student Health Cover“ (OSHC)
für die Dauer des Semesters krankenversichert. Die Versicherung gilt allerdings nur für Australien,
wer während den Semesterferien oder nach dem Semester noch in anderen Ländern reisen möchte,
muss sich um eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung kümmern. Die meisten Anbieter haben
die Einschränkung, dass man sich zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses in Deutschland aufhalten
muss, daher sollte man dies vor Abflug schon abklären.
Aufenthalt im Gastland
Die QUT bietet einen kostenlosen Transfer vom Flughafen zu dem Hostel nach Wahl an, dieser
Service muss allerdings vor Abflug über die Webseite der Universität gebucht werden. Am ersten Tag
in Brisbane empfiehlt es sich, am Campus der QUT bei dem „International Student Support“
vorbeizuschauen, welcher tägliche Einführungsveranstaltungen für internationale Studenten
anbietet. Dieser leitet einen dann auch direkt an das „Accommodation Office“ weiter, welches einem
bei der Wohnungssuche unter die Arme greift. Durch dessen Hilfe habe ich schon innerhalb vier Tage
eine permanente Unterkunft gefunden.
Im Grunde bieten sich drei Arten von Unterkünften an. Es gibt ein Studentenwohnheim in South
Bank, mit sehr guter Lage zum Gardens Point Campus sowie zu öffentlichen Verkehrsmitteln, die
Zimmer sind allerdings meist teurer als bei den anderen beiden Möglichkeiten. Die zweite
Möglichkeit ist „Homestay“, dort bekommt man ein Zimmer in der Wohnung einer australischen
Familie und kann die Kultur hautnah erleben. Ich habe die letzte Möglichkeit gewählt und bin in eine
Wohngemeinschaft mit anderen Studenten eingezogen, was ich nie bereut habe. In meiner
Wohngemeinschaft haben insgesamt elf Studenten gewohnt und wir konnten acht verschiedene
Nationalitäten aufweisen, was einen tollen interkulturellen Austausch ermöglicht hat. Die
verfügbaren Wohnungen sind im „Accommodation Office“ in einer Liste mit den Details sowie dem
Mietpreis aufgeführt und jeder Student kann sich kostenlos zu drei verschiedenen Wohnungen
fahren lassen. Das Office bietet allerdings ebenfalls eine komplette Tour an, bei der man mit anderen
Studenten sogar die meisten Angebote der aktuellen Liste abfährt. Die Mietpreise lagen bei etwa 140
bis 220 AU$ pro Woche, je nach Größe der Zimmers und Lage. Bei der Wohnungssuche sollte darauf
geachtet werden ob im Mietpreis Elektrizität, Wasser und Internet inbegriffen ist und ob ein guter
Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln vorhanden ist. Wer über das „Accommodation Office“ nicht
fündig wird, kann sich zudem auf der Webseite http://www.gumtree.com.au umschauen, wo
ebenfalls Unterkünfte zur Miete angeboten werden.
Brisbane selbst ist die drittgrößte Stadt Australiens und bietet neben der erstklassigen Universität
QUT auch eine Vielfalt an Freizeitmöglichkeiten an. So kann man entlang des Brisbane Rivers mit
beeindruckender Skyline im Hintergrund joggen oder Fahrrad fahren. Für ausgefallenere Sportarten
bietet die QUT Studentenclubs an, wie zum Beispiel der Segelclub oder der Kletterclub. Ich bin dem
Kletterclub beigetreten, wodurch ich in Kontakt mit vielen australischen Studenten gekommen bin
und zudem eine tolle Sportart kennen lernen durfte. Wer bei der Auswahl an Clubs der QUT nicht
fündig wird, kann sich zudem bei den Clubs der „University of Queensland“ umschauen, da man
diesen ebenfalls beitreten darf.
Kulturelles hat die Stadt ebenfalls viel zu bieten, von regelmäßig wechselnden Kunstausstellungen in
der „Gallery of Modern Art“ oder der „Art Gallery“ über Theater- und Musicalveranstaltungen im
„Queensland Performing Arts Centre“ bis hin zu fantastischen Auftritten von Künstlern und
Musikanten im Pub nebenan.
Studium im Gastland
Die Kurswahl an der Universität trifft man mit der Bewerbung an der Gasthochschule, die Wahl ist
allerdings nicht endgültig, da man die Kurse noch nach der Orientierungswoche wechseln kann.
Allerdings muss man Rücksprache mit Professoren und dem Prüfungsamt der Heimathochschule
treffen ob die Kurse angerechnet werden, was sich einfacher gestaltet, wenn man sich noch in
Deutschland befindet.
Das normale Arbeitspensum liegt bei vier Kursen pro Semester, welche sich aus Vorlesungen und
Übungen zusammensetzen. Das Studentenvisum ermöglicht allerdings auch ein reduziertes Pensum
von nur drei Kursen pro Semester, was mit der Heimathochschule abgeklärt werden muss. Ich habe
vier Kurse gewählt und habe den Arbeitsaufwand als angemessen empfunden.
Für Maschinenwesen gibt es eine Vielzahl an Kursen für das Grundstudium, sowie eine kleiner
Auswahl an Kurse für das Hauptstudium. Da ich in meinem höheren Semester schon alle technischen
Kurse abgelegt habe und die QUT für Kurse im Bereich Business ausgezeichnet ist, habe ich diese
Gelegenheit genutzt um mich interdisziplinär weiterzubilden und mein sehr technisch forciertes
Studium mit nicht-technischen Fächern zu ergänzen. Die QUT informiert einem zudem regelmäßig
über anstehende Workshops oder Vorlesungen von Gastdozenten, die die gewählten Kurse sinnvoll
ergänzen.
In dem sehr guten Online-Portal der Universität hat jeder Student seinen eigenen Account, über
welchen fast das gesamte Studium verwaltet werden kann. So findet man dort alle Informationen
über das Studium sowie Kursmaterial zu den einzelnen Kursen. Zudem wird man über regelmäßige
Ansagen oder E-Mails an die studentische E-Mail Adresse über wichtige Neuigkeiten und
Fälligkeitstermine informiert.
Im Gegensatz zum deutschen Universitätssystem, wo die Gesamtnote eines Kurses durch eine
abschließende Prüfung am Ende des Semesters festgelegt wird, setzt sich die Note an der QUT aus
verschiedenen Teilnoten zusammen. Die Prüfungen bestehen aus Kurztests, Zwischenprüfungen,
schriftliche Abgaben und ebenfalls Abschlussprüfungen. Der Arbeitsaufwand während dem Semester
ist daher in Australien wesentlich größer, da man durch strikte Fälligkeitstermine auf Trab gehalten
wird. In zwei von vier Kursen hatte ich dafür keine Abschlussprüfung, die Lernphase am Ende des
Semesters fällt daher kürzer aus als in Deutschland. Den Schwierigkeitsgrad an der QUT schätze ich
als etwas leichter ein im Vergleich zur Universität Stuttgart.
Persönliche Wertung des Aufenthalts an der Gasthochschule und im Gastland
Die Lehre an der Universität habe ich als qualitativ hochwertig empfunden und auf Grund der
praktischen und industrieorientierten Ausrichtung der „Queensland University of Technology“ war
das Austauschsemester eine wertvolle Ergänzung zu meinem Studium. Ich durfte ein
unterschiedliches Universitätssystem kennen lernen, mit Menschen von vielen verschiedenen Orten
der Welt in Kontakt treten und dadurch einzigartige interkulturelle Erfahrungen gewinnen.
Abschließend bin ich der Meinung, der Semesteraufenthalt in Australien war der folgerichtige
logische Schritt, nicht nur im Hinblick auf mein akademisches Streben, sondern auch zur
Vorbereitung meiner zukünftigen Laufbahn sowie als Gewinn von einzigartiger Lebenserfahrung.