Auslandssemester in Brisbane - Eikon eV

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Auslandssemester in Brisbane - Eikon eV
Erfahrungsbericht: Auslandssemester in Brisbane
Name:
Niklas Winter
Email-Adresse:
[email protected]
Heimatuniversität:
TU München
Partneruniversität:
Queensland University of Technology (QUT), Brisbane, Australien
Austauschprogramm: TUM-Exchange
Zeitraum:
Semester 1, 2012 (20.02.2012 – 26.06.12)
Vorbereitungen
Ich habe mich also damals, Anfang 2010, dazu entschlossen ein Auslandssemester in Australien
absolvieren zu wollen. Warum Australien? Bekannt als klassisches Reiseland und für seine netten
Bewohner dachte ich mir, dass man da nicht viel falsch machen könnte. Außerdem finde ich es gut,
wenn man die Sprache des Landes das man bereist kann, um mit den Einheimischen näher in
Kontakt treten zu können, was in einem asiatischen Land nicht zwangsläufig auf selbe Art und
Weise möglich wäre. Australien ist beliebt bei den Deutschen, auch an unserer Uni, deswegen war
es nicht leicht einen Platz zu bekommen. Jedoch konnte ich mir erfolgreich einen Platz an der
Queensland University of Technology in Brisbane ergattern.
Aber bevor ich erst mal nach Brisbane durfte musste ich eine obligatorische
Studentenkrankenversicherung abschließen (190€) sowie mein Studentenvisum beantragen (420€).
Da ich einige Monate zuvor noch in Südamerika
war, musste ich sogar noch zu einer ärztlichen
Untersuchung (160€). Inklusive Flug – den man
wohl auch etwas billiger finden kann – waren
damit die ersten 2000€ also auch schon
ausgegeben. Dafür kann man unter Umständen
bereits beim Hinflug einen Zwischenstopp in
Dubai oder wie ich in Singapur und Sydney
machen.
Marina Bay am Abend, Singapur
Brisbane
Brisbane ist eine Stadt mit etwa zwei Million
Einwohnern, 50km entfernt von der Ostküste und etwa
auf halber Höhe zwischen Nord- und Südküste. Der
Brisbane River, in dem es seit dem Hochwasser von
2011 auch Haie geben soll, schlängelt sich durch die
ehemalige Strafkolonie, die inzwischen neben dem
Central Business District mit vielen Wolkenkratzern
auch einige schicke Flusspromenaden vorzuweisen
hat. Brisbane ist außerdem ein guter Ausgangspunkt
für alle möglichen Reiseziele an der Ostküste oder
Southbank Beach, künstliches Strandbad gleich
auch im Landesinneren Australiens.
am anderen Ufer des QUT Hauptcampus
Ich kam im Februar in Brisbane an, als es ordentlich heiß war. Das subtropische Klima in Brisbane
sorgt für sehr schwüle Sommer und dafür (angeblich) trockene Wintermonate. Anfangs war es
wirklich heiß. Sobald man sich auch nur irgendwie bewegt hat, wollte man eigentlich schon wieder
unter die Dusche. An Sport unter der Sonne war für mich nicht zu denken... aber das wurde nach ein
paar Wochen zum Glück erträglicher. Entlang des Flusses gibt es einige schöne Parkanlagen, in
denen Elektrogrills kostenlos zur Verfügung stehen, was eine echt praktische Sache ist, um sich mit
Freunden zu einem BBQ zu treffen. Außerdem gibt es ebenfalls am Flusslauf direkt gegenüber vom
Zentrum etwa 20m hohe Klippen, an denen man klettern kann – sogar nachts. Klettern an echten
Felswänden mitten in der Stadt, das gibt’s auch nicht überall.
Finanzen
Leider ist Australien kein billiges Pflaster. Nicht nur war der Wechselkurs während meines
Aufenthalts auf einem Rekordniveau: 1$ = 80 EuroCent, verglichen mit 1$ = 50 EuroCent in 2008,
sondern wurde mir sogar von Australiern selbst erzählt, dass in letzter Zeit alles etwas teurer
geworden sei. So wundert es nicht, dass es ein beliebtes Thema zwischen Austauschstudenten war,
sich über Geld zu unterhalten. Leider waren auch Lebensmittel nicht billig, so dass man gut darin
tat auf Angebote zu achten und auch öfter auf dem Markt einkaufen zu gehen, denn selber kochen
war Pflicht, da es keine billige Mensa gab und ein Dürüm für 8€ auch nicht die ideale Alternative
darstellte.
In Australien zahlt man die Miete normalerweise wöchentlich, leider unterscheidet sich der Preis
allerdings nicht allzu sehr von der deutschen Monatsmiete. So war ich sehr glücklich als ich ein
kleines WG-Zimmer in Uni-Nähe für 150$ (120€) pro Woche gefunden hatte. Viel bewegte sich
eher im Preisrahmen 180$ aufwärts. Manche Studentenwohnheime verlangten beispielsweise 250$.
Und Melbourne oder Sydney soll wohl nochmal um einiges teurer sein.
Leben in Brisbane
Ich wohnte in einem sogenannten Queenslander. Ein Queenslander ist ein auf Stelzen gebautes
Holzhaus, meist mit einer schönen Terrasse/Balkon und einem kleinen Garten und zeichnet sich
durch Null Isolierung aus. Auch wenn Temperaturen von 10-15 Grad im Winter nicht allzu kalt
klingen wollen, wenn's im ganzen Haus kaum wärmer ist, dann wird’s doch frisch. Diese
Queenslander stellen den Großteil der Häuser
in Brisbane, was durchaus ein Unterschied zu
typischen deutschen Städten darstellt. Das
Stadtgebiet von Brisbane erstreckt sich somit
über ein riesiges hügeliges Gebiet, was leider
nur mit einem mehr oder weniger
funktionierenden öffentlichen
Busverkehrssystem verbunden ist. In den
Queenslandern befinden sich auch einige
Studenten-WGs, die hin und wieder große
Hauspartys schmeißen, weil genügend Platz
vorhanden ist und Nachbarn nicht allzu nah
sind. Hauspartys sind allgemein recht beliebt
Hausparty im Westend
unter den Austauschstudenten.
Bei meiner Wohnungssuche konnte ich nicht groß Rücksicht darauf nehmen, mit wem ich
zusammenzog, so wohnte ich leider mit keinem einzigen Australier zusammen. Das schien aber
allgemein keine Seltenheit zu sein. Viele der Austauschstudenten – die zu einer erschreckend
großen Menge aus Deutschen und Europäern bestand – unternahmen hauptsächlich etwas
untereinander, während man eher seltener in Kontakt mit den Einheimischen trat. Das fand ich
etwas schade, aber andererseits hängt das natürlich auch von der eigenen Herangehensweise ab. So
kann man durch die diversen Clubs, die von der Universität angeboten werden durchaus Freunde
beim Sport oder anderen Aktivitäten finden.
Studieren in Brisbane
Ich hatte mich für eine eher unkonventionelle Fächerwahl entschieden. Nachdem ich mit meinem
Bachelorstudium schon weitestgehend fertig war, entschloss ich mich nur einen Programmierkurs
zu meiner Fachrichtung zu belegen und ansonsten eine Musik- und ein Fotografievorlesung zu
besuchen sowie an einem Portugiesisch-Kurs teilzunehmen. Ich war sehr froh über diese
Abwechslung, verglichen zu meinen letzten Studienjahren und werde die Fächer wohl trotzdem im
Master einbringen können. Der Nachteil an meiner Fächerwahl war allerdings, dass ich mich an 3
verschiedenen Campus befand.
Der Hauptcampus (Gardens Point) der QUT ist
idyllisch, direkt neben den botanischen Gärten auf
einer Halbinsel südlich vom Stadtzentrum gelegen.
Der Campus in Kelvin-Grove ist mit einem für
Studenten kostenlosen Shuttle-Service problemlos und
schnell (außer zur Rushhour) von Gardens Point zu
erreichen. Der dritte Campus war der der University
of Queensland, die ein Partnerabkommen für
Sprachkurse mit der QUT hat.
Das Studieren selbst in Australien war schon ein
wenig anders. Die erste Vorlesung begann damit, dass
sich der Professor mit seinem Vornamen vorstellte und dann auch im Verlaufe des ganzen Semesters
persönlich im Tutorial deine Fragen beantwortete. Ich hatte nur vier Fächer, was einem
Vollzeitstudium entspricht und dabei sogar nur zwei Prüfungen am Ende des Semesters.
Logischerweise hängt das aber von den Fächern ab und ich hatte natürlich Abgaben (Assignments)
und kleine Zwischenprüfungen.
Kelvin Grove Campus
Die Leute
Aber jetzt mal zu den Australiern selbst, mit
denen ich dann zum Glück auch noch mehr zu tun
hatte. Sie sind in der Tat, wie man es vielleicht
auch schon öfter gehört hat, einfach etwas besser
gelaunt, freundlicher, offener als der gemeine
Deutsche. So unterhält man sich dann zum
Beispiel eben einfach mal für eine Weile mit dem
Subway-Sandwich-Verkäufer, weil man gerade
Zeit hat und man in ein Gespräch verwickelt
wurde und starrt ihn nicht bloß ungeduldig an.
Allgemein bin ich auch auf einige sehr
gastfreundliche Australier gestoßen, so dass ich Ende eines Camping/Sport-trips mit zwei Australiern
teilweise von fremden Leuten mit nach Hause eingeladen wurde, um dort eine Nacht zu verbringen,
als ich gerade am Reisen war. Ich habe es nach etwas Anlaufzeit auch geschafft echt nette Australier
in Brisbane kennenzulernen, mit denen ich coole Trips unternahm und welche mich wahrscheinlich
sogar nächstes Jahr besuchen kommen werden.
Fazit
Bis jetzt mag mein Bericht nicht nach der
typischen Lobeshymne auf Auslandssemester
klingen, aber trotzdem hatte ich eine sehr gute
Zeit am anderen Ende der Welt, die ich nicht
missen wollte und kehre mit einigen tollen
Erinnerungen zurück. Denn das Beste an
Australien ist schlichtweg das Reisen.
Während einige Orte schon ziemlich vom
Tourismus eingenommen sind und eher für das
Nachtleben bekannt sind, gibt es in diesem
riesigen Land – welches übrigens fast so groß
Sonnenaufgang vom Mount Arapiles, Victoria, beobachtet
wie Europa ist – auch genügend einsame
Plätze, die noch entdeckt werden möchten. Ich bin mehrere Male hitchhikenderweise in Australien
unterwegs gewesen und war überrascht wie einfach es ging, welche Leute man dabei kennenlernt
und natürlich, was das Land selbst dabei zu bieten hat. Aber noch besser ist es ein eigenes Auto zu
besitzen und einfach das riesige Land zu erkunden. Menschenleere Strände, Sonnenaufgänge in der
Steppenlandschaft, Vollmond über einem glasklaren
See mit weißem Sandstrand, Kängurus auf dem
Camping-Platz, usw. ...
Als Fazit kann ich jedem einen Auslandsaufenthalt
empfehlen. Man bekommt eine neue Sicht auf Dinge,
kommt mal aus seinem Alltag, ist auf sich selbst
gestellt und kann jede Menge tolle Erfahrungen
machen. Ob Australien etwas für dich ist, hängt wohl
von deinem Budget und deinen Vorstellungen ab. Wenn
du es etwas exotischer und dafür billiger magst, dann
such dir lieber ein anderes Land, dann tust du dir mit
TUM Exchange wohl auch leichter. Wenn du trotzdem
nach Australien wolltest, könntest du auch noch über
Work&Travel nachdenken (falls sie gerade wieder Visa
vergeben). Denn Geld verdienen in Australien ist
einfach. Mancherorts – wie z.B. den Minen – soll man
sogar um die 2000€ pro Woche verdienen können.
Meine Reiselust ist noch nicht gestillt und ich werde
schauen, ob ich im Master vielleicht ein paar Monate in
Italiener die mich beim trampen nach Cairns Lateinamerika verbringen kann.
mitgenommen haben