education - WKS KV Bildung
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Mittelschule/Berufsbildung | Écoles moyennes/Formation professionnelle Berufsbildung/Berufswahl Kundendialog – perfekter Mix zwischen KV und Detailhandel Ruedi Lanz Ein professioneller Kundendialog ist für ein Unternehmen von zentraler Bedeutung. Die seit 2011 angebotene Grundbildung «Fachfrau bzw. Fachmann Kundendialog EFZ» bietet Jugendlichen eine neue und attraktive Alternative in der Berufswahl. Für Mitarbeitende von Telefonberatungs- oder Kundenbetreuungszentren (Contact Centers) existierte bis anhin kein anerkannter Bildungsgang. Sie besassen eine beliebige Berufslehre oder eine Matura. Nach einem kurzen Ausbildungslehrgang, erhielten sie ihr Rüstzeug meist «on the job». Umso wichtiger wurde es deshalb, Rahmenbedingungen zu definieren. Der Kundendialog sollte künftig systematisch und einheitlich Zeit. Doch wuchs nicht nur der Markt, sondern auch die Erkenntnis, dass nicht jedes Serviceangebot ins Ausland «delegierbar» ist. «Für Dienstleistungsbetriebe und Telekommunikationsgesellschaften ist eine vertiefte, fachspezifische Kundenberatung und eine schnelle Triage unabdingbar», sagt Tanja Messerli. Dies wiederum setze gute Sprachkenntnisse der Mitarbeitenden, Kommunikationsfähigkeit und Kenntnisse lokaler oder regionaler Gegebenheiten voraus, um die Kundschaft rasch und kompetent bedienen zu können. Diese Argumentation überzeugte schliesslich auch das BBT. Ein neuer Beruf entsteht Der Branchenverband CallNet.ch startete 2006 erste Versuche, den Beruf «Fachfrau/Fachmann Kundendialog» zu etablieren. Entsprechende Eingaben beim Bundesamt für Berufsbildung und Technologie BBT verliefen vorerst erfolglos. Die Akzeptanz der Tatsache, über einen ausreichenden Markt in der Schweiz zu verfügen, der die Schaffung eines eidgenössisch anerkannten Berufs rechtfertigen würde, brauchte seine Abgrenzung zu verwandten Berufen Mit dem Kundendialog verwandte Berufe sind der Detailhandel und die kaufmännische Ausbildung. Zu beiden gibt es Parallelen, aber auch Unterschiede. Eine nonverbale Kommunikation etwa ist – im Gegensatz zum Verkaufsberuf – nicht möglich. Und im Vergleich zum KV dürften weniger administrative Arbeiten anfallen. «Es ist der perfekte Mix zwischen KV und Detailhandel», bringt es Monika Marro auf den Punkt. Zudem Foto: zvg CallNet.ch geschult werden. «Dies schafft Akzeptanz und garantiert für eine gewisse Seriosität», erklärt Tanja Messerli, Abteilungsleiterin Buchhandel und Kundendialog der Wirtschafts- und Kaderschule WKS Bern. Berufsbild Die Fachfrau bzw. der Fachmann Kundendialog mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis EFZ arbeitet vorwiegend in Telefonberatungs- oder Kundenbetreuungszentren (Contact Centers). Die Arbeit ist crossmedial: Das Telefon wird zunehmend durch die neuen Kommunikationsmittel wie SMS, Mails und die Sozialen Netzwerke ergänzt, aber auch Fax und Brief gehören noch immer zum Geschäft. Die Fachleute Kundendialog akquirieren und betreuen Kundinnen und Kunden, führen (Verkaufs-)Gespräche über verschiedene Produkte und Dienstleistungen. Sie nehmen Aufträge, Fragen und Beschwerden entgegen, bearbeiten diese oder leiten sie an die zuständige Stelle weiter. Als Repräsentantinnen und Repräsentanten des Unternehmens sind sie fähig, bei jedem Kundenkontakt situations- und adressatengerecht zu kommunizieren. Monika Marro, Lernende im ersten Lehrjahr beim Touring Club Schweiz TCS, fasst es folgendermassen zusammen: «Ich habe Kontakt mit Menschen, kann sie beraten und ihnen helfen, und ich kann am Computer arbeiten, was ich sehr mag.» 48 EDUCATION 5.12 Mittelschule/Berufsbildung | Écoles moyennes/Formation professionnelle besteht in der Praxis eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Contact Center und der Marketingabteilung eines Unternehmens, was einen intensiven Austausch untereinander und Teamarbeit bedingt. Anforderungen Wer die Berufslehre Kundendialog beginnen möchte, muss über einen Sekundarschul- oder einen guten Realschulabschluss verfügen. Mitbringen sollten interessierte Jugendliche vor allem ein ausgeprägtes Faible für Sprachen. Dazu gehören gute Deutschkenntnisse sowie überdurchschnittliche mündliche Vorkenntnisse einer Fremdsprache, insbesondere Französisch oder Englisch. Für Menschen mit Migrationshintergrund sei dieser Beruf die ideale Plattform, findet Tanja Messerli. Ein gängiges Klischee besage, sie sprächen viele Sprachen, aber keine perfekt. «Falls dem so wäre, ist es gerade in diesem Beruf kein Nachteil.» Entscheidend sei nämlich weniger die perfekte Sprachkenntnis, als die Fähigkeit, sich rasch in das Gegenüber einzufühlen und zwischen den Welten «switchen» zu können. Gefragt sind offene, kommunikative Personen, die über ein gesundes Mass an Selbstbewusstsein verfügen. Tanja Messerli findet, «sanfte Aufmüpfigkeit» sei in diesem Beruf gefordert und meint damit den Mut zu haben, kritische Fragen zu stellen oder gar zu widersprechen. Die Kundschaft ist heterogen, aber das Ziel bleibt immer dasselbe: die Kundinnen und Kunden kompetent und ganzheitlich über Dienstleistungen oder Produkte zu beraten. «Empathie, Geduld, Motivation und Flexibilität, sich in die Situation einfühlen können» sind für Monika Marro wichtige Berufsvoraussetzungen. Aber man müsse gelegentlich auch mit «Monotonie» umgehen können. Beispielsweise dann, wenn sie fünfmal nacheinander dieselbe Frage zur gleichen Broschüre stellen müsse. Und man dürfe nicht die Geduld verlieren, wenn sich jemand am Telefon daneben benehme. Auch für Leyla Kaydin, Lernende im zweiten Lehrjahr beim TCS, ist Geduld ein wesentlicher Faktor. Und «man sollte auf jeden Fall eine soziale Grundeinstellung haben, hilfsbereit sein und sich in die Situation des Kunden hineinversetzen können». Weiterbildungsmöglichkeit Während oder nach der Berufsausbildung kann die Berufsmaturität absolviert werden. Der Branchenverband CallNet.ch führt eine verbandsinterne Weiterbildungsmöglichkeit, den «Call Center Agent». Als nächsthöhere Ausbildung bietet sich die Berufsprüfung «Contact Center Supervisor FA» an. An der Fachhochschule Nordwestschweiz kann in der Folge der Lehrgang «DAS Contact Center Manager» und an der Hochschule Luzern der «CAS Customer Focus» besucht werden. EDUCATION 5.12 Informationen zum Beruf Kundendialog – Die Wirtschafts- und Kaderschule Bern WKS (www.wksbern.ch > Grundbildung) bildet alle deutschsprachigen Fachfrauen und Fachmänner Kundendialog mit EFZ aus. – Die französischsprachigen Berufsfachschülerinnen und -schüler besuchen die Bildung Formation Biel-Bienne BFB (www.bfb-bielbienne.ch > Formation initiale > Agent/e relation client CFC). – Lehrbetriebe (d/f/i): Swisscom, Orange, Sunrise, UPC Cablecom, CSS Versicherungen, Migrol (Migros), Touring Club der Schweiz TCS, Tamedia, Weltbild Verlag, Callpoint, RW Personal, B-Source, UBS, Forcontact und die CornerBank. – Swiss Contact Center Association CallNet.ch (www.callnet.ch) ist der 1997 gegründete Branchenverband; er repräsentiert 120 Mitglieder mit über 30 000 Mitarbeitenden. Synthèse Agent/e relation client, un nouveau métier Jusqu’à aujourd’hui, il n’existait aucune filière de formation reconnue pour les collaborateurs et collaboratrices des centres téléphoniques et des centres de service à la clientèle (centres de contact). C’est en 2006 que l’association faîtière de la branche, CallNet.ch, a entamé les premières démarches en vue de faire reconnaître la profession d’agent/e relation client. Ses tentatives auprès de l’Office fédéral de la formation professionnelle et de la technologie (OFFT) se sont toutefois soldées par des échecs. Depuis, le marché s’est développé et les consciences ont évolué : il est devenu évident que tous les services ne pouvaient pas être délocalisés à l’étranger. Le diplôme d’« Agent/e relation client CFC » a finalement vu le jour en 2011. Les spécialistes de cette profession travaillent principalement dans des centres de contact, où le téléphone est de plus en plus souvent complété par de nouveaux moyens de communication tels que les SMS, les courriels et les réseaux sociaux. Leurs tâches consistent à trouver de nouveaux clients et à gérer la clientèle existante, à mener des entretiens (de vente) à propos de divers produits et services, à prendre les commandes, à répondre aux questions et aux réclamations, ou à les transmettre au service compétent. Plus d’informations sur www.bfb-bielbienne.ch > Formation initiale > Agent/e relation client CFC 49