Gespräch der Zugvögel mit den Vögeln, die im Winter hier

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Gespräch der Zugvögel mit den Vögeln, die im Winter hier
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21.10.2009
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Vogelzug – ein Rollenspiel
Gespräch der Zugvögel mit den Vögeln, die im Winter hier bleiben
Gespräch der Zugvögel mit den Vögeln, die im
Winter hier bleiben
Der Sketch macht den Schülerinnen und Schülern
Spaß, und er transportiert zugleich eine Menge Informationen. Mangel an artspezifisch geeigneter
Nahrung wird als Grund für den Zug der Vögel
nach Süden erkennbar. Zugleich ergibt sich eine
Differenzierung unserer bekanntesten Vogelarten
in Zugvögel und Standvögel sowie mancher versteckte Hinweis auf die Lebensweise.
Als Zugrichtung im Herbst wird Süden angegeben,
als Überwinterungsregion der Kontinent Afrika.
Das können wir beibehalten, auch wenn im Zuge
der Berichterstattung über die Vogelgrippe von
einer Ost-West-Ausbreitung die Rede war und ist.
Die Hauptkriterien für eine erfolgreiche Überwinterung, nämlich angemessene Temperaturen und
Tageslängen, sind primär bei einer Überwinterung
im Süden erfüllt. Nur unter solchen Bedingungen
ist das Nahrungsangebot für die Insektenfresser
unter den Vögeln ausreichend.
Eine fachliche Schwäche des Sketches liegt darin,
dass die Zugvogelarten uns scheinbar alle zum
gleichen Zeitpunkt verlassen, und zwar recht spät
im Jahr. Dabei gibt es Vogelarten, die schon im August den Flug nach Süden antreten, wenn von unwirtlichem Wetter und Nahrungsmangel hier noch
nichts zu spüren ist. Von den in den Sketch einbezogenen Vogelarten sind es vor allem Kuckuck und
Storch, die früher gen Süden aufbrechen. Aber für
Kinder sind das markante Vogelarten. Der Kuckuck ist hier zudem Träger eines Spaßmoments,
und wir sollten nicht aus wissenschaftlicher Lauterkeit auf ihn verzichten.
Vor Durchführung des Sketches sollten wir mit
den Schülerinnen und Schülern die einbezogenen
Vogelarten eingehend betrachten, sei es als Bälge
aus der Bio-Sammlung, sei es auf Abbildungen. Je
zwei Schülerinnen und Schüler übernehmen die
Rolle einer Vogelart. Bei den heutigen Klassenfrequenzen geht das als Doppelbesetzung der Rollen manchmal gerade auf, ermöglicht auch zwei
Durchgänge durch den Sketch mit unterschiedlicher Besetzung.
Die vorgefertigten Umhängeschilder beschriften
die Schülerinnen und Schüler selbst mit den Artnamen der Vögel, die sie darstellen. Bei der Verteilung der Rollen gehen wir wie immer im Laienspiel vor. Die eloquenteren Schüler/-innen übernehmen die langen Sprechanteile, z. B. von der
Schwalbe oder vom Sperling. Die wortkargen übernehmen die kürzeren Rollentexte von Elster oder
Star. Noch einige Leseübungen mit verteilten Rollen, und dann kann es bald losgehen. Wenn der
Flur vorbereitet ist, kann die Diskussion der Vögel
beginnen.
Das Rollenspiel
Es wird in einem langen Schulflur gespielt. Dessen
eines Ende, das Südende, wird mit mehreren Lampen hell erleuchtet. Dort werden auch mehrere
Zimmerpflanzen hingestellt und überall werden
aus Kopien ausgeschnittene, kleine Abbildungen
von Insekten ausgelegt.
Das andere Ende des Schulflurs, das Nordende, ist
von einer leistungsschwachen Lampe nur schwach
erhellt. Die Fenster oder Türen sind geöffnet (trotz
hoffentlich schlechten Wetters). In großen Blumentöpfen oder anderen Behältern stecken blattlose, dürre Äste. Es ist Herbst. Alle Schülerinnen
und Schüler stehen noch am Nordende des Schulflurs, also bei uns im Norden Europas. Alle tragen
Pappschildchen mit dem Namen der Vogelart, die
sie vertreten, um den Hals. Wenn die Gespräche es
ergeben, laufen die betreffenden Schüler/-innen
„flügelschlagend“ zum Südende des Flurs und stellen sich dort auf.
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Gespräch der Zugvögel mit den Vögeln, die im Winter hier bleiben
Schwalbe:
Sperling:
Schwalbe:
Sperling:
Schwalbe:
„Ich fliege morgen ab.“
„Wohin?“
„Nach Süden, nach Afrika.“
„Warum?“
„Es sind immer weniger Fliegen und
Mücken in der Luft. Ich jage den
ganzen Tag umher und bleibe doch
hungrig.“
Sperling: „Kannst du nicht Körner essen?“
Schwalbe: „Was ist das, Körner?“
Sperling: „Das sind kleine, essbare Dinger.
Die liegen auf dem Boden herum,
aber …“
Schwalbe: „Entschuldige, sprich nicht weiter.
Vom Boden kann ich nichts aufnehmen. Ich kann so schlecht wieder losfliegen, wenn ich am Boden gelandet
bin.“
Amsel:
„Oder vielleicht könntest du Beeren
essen. Die wachsen an Sträuchern.“
Schwalbe: „Nein, die kann ich nicht abzupfen.
Es klingt, als ob ich verwöhnt wäre,
aber ich kann nur meinen Schnabel
weit aufreißen, und die Beute muss
hineinfliegen. Ich benutze meinen
Schnabel in der Luft wie einen Kescher.“
Pause
Schwalbe: „Also, ich fliege dann.“
Kuckuck: „Uch kummu mut!“
Sperling: „Guten Fluuhug! Passt schön auf!
Und kommt bald wieder!“
Kuckuck: „Ju, wunn us hur wudur wurm wurd.
Tschuuhuuß!“
Schwalbe „segelnd“ und Kuckuck „flatternd“
machen sich auf den Weg zum Südende des Flurs
Amsel:
„Warum fliegt der miese Typ denn
mit?“
Specht:
„Der frisst doch nur Raupen. Und
wenn im Winter die Blätter von den
Bäumen abgefallen sind, gibt es
keine Raupen.“
Lerche:
„Bachstelze und ich fliegen nächste
Woche auch ab, nach Süden.“
Grünfink: „Aber ihr seid doch nicht so arm
dran wie die Schwalbe. Ihr könnt
doch am Boden herumlaufen, Körner sammeln und wieder hochfliegen.“
Bachstelze: „Wir leben nur am Boden, das ist
unser Problem. Stell dir vor, es liegt
nur ein bisschen Schnee. Darin versinken wir.“
Eule:
„Schnee ist nicht gut.“
Lerche:
„Ja, und Körner fressen wir nicht,
weil wir sie in unserem Bauch nicht
vertragen. Wir brauchen Insekten als
Nahrung. Aber die sterben schon
beim ersten Frost oder verstecken
sich für die Überwinterung sehr
gut.“
Igel:
„Schlaft doch einfach Tag und Nacht.
Dann braucht ihr nichts zu essen.“
Bachstelze: „Du sei still, du kannst ja nicht mal
fliegen!“
Igel:
„Aber schlafen kann ich gut.“
Lerche:
„Tschühüüß! Wir fliegen dann. –
Willst du nicht mit, Specht?“
Specht:
„Ich? Ich weiß nicht. Ich müsste
mein ganzes Werkzeug mitnehmen.
Ich weiß auch nicht, wie hart das
Holz der Bäume im Süden ist. Ich
bleibe hier. Tschüüß! Euch wünsche
ich einen guten Flug.“
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Vogelzug – ein Rollenspiel
Gespräch der Zugvögel mit den Vögeln, die im Winter hier bleiben
Sperling:
„Ein Theater ist das! Den Star habe
ich auch schon packen sehen. Ich
stelle mich einfach um mit dem
Essen. Ich esse auch gerne Räupchen
und Käfer, klar. Natürlich gibt’s die
nur im Sommer. Im Winter esse ich
eben Körner, Brotkrümel, und was
sich sonst so findet. Die Menschen
sind unachtsam und lassen so viel
liegen.“
Blaumeise: „Genau. Ich stelle mich auch um: im
Sommer Räupchen und Blattläuse,
im Winter Körner. Mir legen die
Menschen sogar die besten Körner
hin oder hängen sie so auf, dass ihr
Sperlinge gar nicht drankommt.
Ätsche bätsch, ätsche bätsch.“
Sperling: „Anschmeichler, Anschmeichler! Ihr
lasst euch ja sogar die Häuschen zum
Brüten von den Menschen bauen.
Das haben wir Sperlinge gar nicht
nötig.“
Grünfink: „Streitet euch nicht. Wir müssen
jetzt alle zusammenhalten. Es wird
wieder hart werden im Winter.
Schnee, Raureif auf den Ästen und
die endlos langen Nächte. Wir werden sicher wieder frieren und hungern.“
Star:
„Kannst ja mitkommen. Tschüß, ich
fliege jetzt. – Willst du nicht mit,
Eule?“
Eule:
(wacht auf) „Ich? Ja wird es denn im
Süden auch richtig Nacht?“
Star:
„Klar, genau wie hier.“
Eule:
„Aber die Mäuse sind vielleicht
nicht ganz so lecker wie hier?“
Elster:
„Lecker, lecker! Wenn sie sich nur
nicht unter dem Schnee verstecken
– he, he,he!“
Eule:
„Ja, dann wird es schlimm, wenn
die Mäuse unter dem Schnee ihre
Gänge graben und nur dort umherlaufen.“
Storch:
„Dann musst du doch mit uns mit.
Morgen fliege ich. – Warum
kommst du eigentlich nicht mit,
Ente?“
Ente:
„Ach, wir versammeln uns immer
an den Stellen am Wasser, wo die
Menschen mit ihren Kindern hin
spazieren. Die füttern uns dann mit
Brotstückchen. Leider müssen wir
mit den blöden Lachmöwen teilen.
Die sind sehr oft schneller als wir.“
Lachmöwe: „Hi, hi, hi! Ja, wir fangen die Brotstückchen schon in der Luft auf.
Wir können eben gut fliegen, besser
als ihr Enten.“
Sperling:
„Ach, guck mal. Das müsste die
Schwalbe auch können. Na ja, nun
ist sie weg.“
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