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Ausgabe Nr. 23 . Okt. 2009 Wissenswertes über das Kleinod unter den französischen Weinbaugebieten COLLIOURE . CÔTES DU ROUSSILLON . CÔTES DU ROUSSILLON VILLAGES BANYULS . MAURY . RIVESALTES . MUSCAT DE RIVESALTES ROTE AUS DEM ROUSSILLON: EIN FASZINIERENDER GENUSS „Das Besondere am Roussillon besteht darin, dass es über eine Vielzahl an Terroirs verfügt“, schwärmt Jean Plouzennec (Foto rechts), für viele der beste Koch im nördlichen, französischen Teil Kataloniens und in der 13. Generation (seit 1659) am Herd, jetzt im „Le Cédrat“ in Le Boulou. „Sie ergeben Rotweine mit unterschiedlichem Charakter, die zu den verschiedenen Jahreszeiten und ihren Gerichten und Zutaten passen.“ Während die meisten anderen Anbauregionen Frankreichs einen einzigen Rotweinstil bieten, der auf einer einheitlichen Geologie, einer einzelnen Rebsorte oder einem bestimmten Mischsatz besteht, brilliert das Roussillon mit einer erstaunlichen Vielfalt an Rotweinen. Dafür ist die Natur verantwortlich. Die Auffaltung der Pyrenäen sorgte im Tertiär für das abwechslungsreiche Potpourri aus Schiefer, Granit, Gneis, Ton, Kalk und Kieseln, dem in der Folge die Erosion zusätzlichen Schliff gab. 2 „Ich liebe besonders den Granit“, gesteht Jean-Pierre Rudelle, Leiter des Fachgeschäfts „Comptoir des Crus“ in Perpignan und einer der versiertesten Kenner des Roussillon, „denn der gibt dem Wein eine große Persönlichkeit aufgrund der ausgeprägten natürlichen Würze wie vor allem beim Terroir von Lesquerde und nicht zuletzt bei den Weinen der Cave Coopérative. Man erkennt sie wieder.“ Das hat der kleinen Winzergemeinde im nordwestlichen Zipfel des Roussillon eine eigene Villages-Appellation eingebracht. „Im Stil sind das leichtere Weine, aber mit markantem Ausdruck“, stimmt Jean Plouzennec zu, „die man zu Trüffelgerichten servieren kann.“ „Unter den Terroirs, die sich abzeichnen, haben wir Collioure, die Aspres, die Ebene, Rivesaltes, Tautavel, Latour-de-France, Maury, die Hänge des Agly-Tals“, erläutert Fabien Plane, mit dem sympathischen „Aux Vins 4 Canons“, Newcomer unter den Weinhändlern in Perpignan. „Da wird man unterschiedliche Weine finden, aber man wird einen Collioure nicht generell besser als einen Wein der Ebene einstufen können oder als einen Wein aus dem Dorf Calce. Sicher hat das Terroir Auswirkungen auf den Wein, aber jeder Wein besitzt seinen eigenen Charme und seine eigene Ausdruckskraft.“ Eine größere Rolle spielt dabei – seiner Ansicht nach – die Arbeitsweise des Winzers und dabei bevorzugt er jene, die naturnah und mit wenig Schwefel arbeiten. Sein Kollege Rudelle erinnert daran, dass feine, trockene Weine im Roussillon auf keine alte Tradition zurückblicken, sondern erst seit etwa 25 Jahren erzeugt werden. „Die Qualität, die wir heute erhalten, ist die Frucht konsequenter Arbeit. Heute findet man Weine mit einer wunderbaren Frische. Warum? Weil die Weinberge nicht mehr mit Kunstdünger angereichert werden, was früher Weine ergab, denen es völlig an Säure mangelte. Da die Böden jetzt immer besser bearbeitet werden, erhalten wir Weine, die frischer, ausgewogener, bekömmlicher sind und außerdem eine höhere Lebenserwartung besitzen. Es ist die Summe einer ganzen Anzahl solcher Details, die dazu führt, dass wir heute Weine mit Persönlichkeit haben, die obendrein köstlich sind.“ Auf allen Terroirs. Zu den Terroirs, die besonderen Charme hervorkehren, gehört auch Caramany, ebenfalls ein Côtes du Rousillon Villages, der den eigenen Namen dazusetzen darf. Auch hier spielt der verwitterte Granit in Form von Gneis die Hauptrolle und ergibt Rotweine, die ihren Reiz von Anfang an ausdrükken, aber innerhalb von fünf Jahren genossen werden sollten. 3 Ein Terroir, das vom Weinliebhaber etwas Geduld verlangt, ist auch Côtes du Roussillon Les Aspres. Auf ihren roten, mit zahlreichen Steinen und Kieseln vermischten, sandigen Mergelböden zu Füßen des majestätischen Canigou erreichen die Roten kräftige Struktur und verlangen zuweilen nach Fassausbau. Jean Plouzennec fühlt sich den Aspres besonders verbunden, denn sie sind „sein“ Terroir. Er empfiehlt sie zu kraftvollen Fleischgerichten oder zu einer Lammkeule, die er mit einem Ragout aus Kastanien, Pilzen und Kartoffeln serviert. Terroir und Weinbereitung bestimmen gemeinsam, ob ein Wein über ein großes Alterungspotenzial verfügt oder nicht. „Unsere Weinberge in Espira d’Agly befinden sich auf einer Zunge des schwarzen Schiefers, desselben wie in Maury und Tautavel“, erklärt Rotwein-Champion Jean Gardiès (Foto oben). „Das ist ein besonders heißes Terroir mit einer starken Reife bei Grenache Noir, Carignan und Mourvèdre. Das ergibt Weine, die anfangs verblüffen, denn auf dem Schiefer drücken sich die Weine sehr schnell mit viel Frucht aus, aber sie halten auch weniger lange. Gehen wir zu konzentrierten Weinen wie La Torre mit Grenache und Mourvédre über, dann behalten diese lange ihre Frucht, die sich erstaunlich verfeinert. Der Grenache kann dann einen feinen Hauch von Pinot Noir entwickeln. Dafür braucht es aber 7 bis 8 Jahre.“ Solche Weine verlangen bei Tisch nach stärkeren Aromen, so dass Jean Plouzennec an Hase und Fasan denkt, an Lièvre à la Royale oder Tourte de Faisan. „Unsere Weinberge liegen zum überwiegenden Teil auf Kalkmergel in Vingrau, auf der Hochebene bis Opoul und reichen bis an die Grenze der Corbières, wo sie viel Kalzium enthalten“, beschreibt Jean Gardiès. „Das ist ein Terroir, das sich anfangs nur schwer offenbart. Es ergibt Weine mit viel Konzentration, aber immer mit einer außergewöhnlichen Ausgewogenheit zwischen Kraft, Frische und Finesse. Man spürt, dass es da etwas wirklich Interessantes gibt, aber es zeigt anfangs noch keine Intensität, weder in der Nase, noch am Gaumen. Aber nach 5 bis 6 Jahren fangen diese Weine an, sich wirklich auszudrücken, dabei verleiht dieses Terroir ihnen die längste Lebensdauer und eine Präzision, die man auf Schiefer nicht erhält.“ Eines der ganz großen Terroirs des Roussillon. Jean Plouzennec denkt dabei an Kalbsbries mit Morcheln, Grillotins de Ris de Veau aux Morilles. 4 „Eine der Verbindungen, die meine Gäste immer wieder überrascht, sind die auf den Schieferhängen der Côte Vermeille gewachsenen Rotweine Collioures – zu Fisch serviert“, betont der Meisterkoch. „Das liegt an ihrer Rundheit und ihrer köstlichen Frucht. Leicht gekühlt harmonieren sie besonders gut mit Rotbarben oder Calamares, die selbst im Geschmack kräftig und ausdrucksvoll sind.“ Der eindeutige Charme der Collioures ist dem Zusammenspiel zwischen dem Schieferterroir und der Rebsorte Grenache Noir zu verdanken, der sie trotz ihres Volumens fast zart erscheinen lässt. So gelingt ihnen ein verblüffender Spagat, wenn zum Beispiel sie lieber Fisch, er lieber Fleisch essen möchte und beide ihren Spaß an ein und demselben Wein haben wollen. Zum Ausklang unseres Rendezvous betont Jean Plouzennec noch einmal die außerordentliche Vielseitigkeit der Rotweine des Roussillon und die erstaunliche Spannbreite ihrer Stile. Sie inspiriert ihn zu immer neuen Rezepten und Verbindungen. Und wie steht es mit Ihnen? Haben Sie nicht auch Lust, mit diesen so nuancenreichen Weinen auf kulinarische Entdeckungsreise zu gehen? 5 Saint Bacchus 2009 - die Siegerweine: COTES DU ROUSSILLON WEISS Domaine Lafage Cuvée Centenaire 2008 Domaine de Rombeau Château Rombeau 2008 COTES DU ROUSSILLON ROSÉ Château de Caladroy Rosé des Vents 2008 Domaine Lafage Parfum de Vignes 2008 Saint-Bacchus 2009 – die Entscheidung fiel an der Themse Nach Deutschland im Vorjahr, nun England in diesem Jahr - am 20. Mai kürten englische Weinfachleute in London die besten Roussillonweine. In einer Blindverkostung unter notarieller Aufsicht mit 158 Weinen vergab die Jury 21 Bestnoten in 15 Kategorien. Im Jahre 1984 wurde dieser von der Europäischen Union anerkannte Wettbewerb von den Maîtres Tasteurs du Roussillon ins Leben gerufen. Seitdem erfreut sich der Wettbewerb steigender Beliebtheit, bietet er doch den Winzern die Möglichkeit, ihre Weine von einer unabhängigen Jury bewerten zu lassen und der interessierten Öffentlichkeit – einschließlich des Handels - eine Orientierung im vielfältigen Angebot der Roussillonweine. Muscat de Noël – in wenigen Wochen ist Weihnachten! Am dritten Donnerstag des Monats November – in diesem Jahr also am 19. November – ist es wieder soweit: Muscat de Noël, der Muscat zur Weihnachtszeit, macht seine Aufwartung. Vor allem in Frankreich wartet man schon darauf, den jungen, frischen Muscat de Rivesaltes aus der diesjährigen Ernte zum Apéritif und zur traditionellen Gänseleberpastete zu genießen. Dort serviert man ihn auch gut gekühlt zum Käsegang mit Roquefort sowie zu einem Dessert mit weißen und exotischen Früchten. Aber auch in Deutschland gibt es immer mehr Freunde dieses Begleiters unserer traditionellen Weihnachtsplätzchen und Christstollen. Er ist nicht überall zu haben, aber einige Weinhändler und Konditoren halten ihn auch hierzulande für Liebhaber von süßen Köstlichkeiten bereit. COTES DU ROUSSILLON ROT Mas Baux Soleil Rouge 2006 COTES DU ROUSSILLON VILLAGES Domaine Lafage Kerbuccio Château Saint-Roch 2007 Domaine Arguti Le Grand A d’Arguti 2006 COLLIOURE WEISS Cave de l’Abbé Rous Cornet & Cie 2008 COLLIOURE ROT Le Dominicain Colline Matisse 2007 Domaine St Sébastien Cuvée Alexandre 2007 BANYULS Cave de l’Abbé Rous Cornet & Cie Muté sur grains Mise Tardive 2005 BANYULS GRAND CRU Le Dominicain Camille Descossy 2003 MAURY Les Vignerons de Maury Vieille Réserve 1995 MUSCAT DE RIVESALTES Château L’Esparrou Muscat 2008 Vignobles Dom Brial Château Les Pins 1993 RIVESALTES AMBRE Les Vignobles de Constance et du Terrassous Terrassous Rancio Hors d’âge 1974 RIVESALTES TUILE Domaine Cazes Tuilé 1990 VIN DE PAYS WEISS Arnaud de Villeneuve Viognier 2008 Domaine Lafage Le Petit Blanc de Saint Roch 2008 VIN DE PAYS ROSÉ Vignobles Dom Brial Rozy 2008 VIN DE PAYS ROT Domaine Piquemal Pierre Audonnet 2007 7 Das ist der Jahrgang 2009 Im Roussillon stand das Jahr 2009 für die Entwicklung der Reben unter einem guten Stern. Für den Wasserhaushalt der Pflanzen fiel während des Winters und Frühjahrs ausreichend Niederschlag, während der Sommer eher trocken und heiß war. Die Reife der Trauben entwickelte sich sehr schnell. Der Tramontane-Wind sorgte in Verbindung mit der Hitze als "klimatischer Fön" für einen guten Gesundheitszustand und gleichzeitig für eine gewisse Konzentration der Beeren, die im Anfangsstadium relativ groß geraten waren. Junge Rebstöcke und solche ohne tiefgründiges Wurzelwerk vor allem in der Ebene haben etwas unter der Trockenheit gelitten. Insgesamt entwickelte sich aber ein gutes Qualitätspotenzial aufgrund des Gleichgewichts von Blattwerk und Anzahl der Trauben. Die ersten Trauben für die trockenen Weiß- und Roséweine sowie die Muscat-Süßweine wurden am 17. August gelesen und ergaben einen sehr fruchtigen Wein mit einem harmonischen Säure-/AlkoholVerhältnis. Auch die roten Rebsorten von Böden, die nicht von der Trockenheit betroffen waren, wurden in einem perfekten Reifezustand geerntet, was auf ein qualitativ ausgezeichnetes Resultat hoffen lässt. Die letzten Trauben für die Vins Doux Naturels konnten Mitte Oktober noch ohne qualitative Probleme in die Keller gebracht werden. Bei der Erntemenge mussten die Winzer allerdings Abstriche machen. Der Ertrag lag erneut um 20-30 % unter dem normalen Jahresdurchschnitt. Der Jahrgang 2009 des Roussillon dürfte dem Weinfreund viel Freude bereiten! WITTE INFORMATIONSBÜRO Hermann-Löns-Str. 136 . D-51469 Bergisch Gladbach Tel. 02202 - 45 97 88 . Fax 02202 - 45 709 [email protected] . www.info-roussillonweine.de Text S. 2-5: André Dominé Bildnachweis: C. Morel-Geoffroy; CIVR; A. Dominé; H. Schulz; Y. Fujisawa