25 Jahre Fallturm
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25 Jahre Fallturm
Verlagssonderseite 25 Jahre Fallturm Tag der offenen Tür am 15. November 2015 Zehn Sekunden Freifallzeit gibt es nur im Bremer Fallturm „Ich bin hier richtig, weil am Tag mehrere Abwürfe gemacht werden und irgendjemand schließlich die vielen Styroporkügelchen wieder zusammenfegen muss. Das mache ich natürlich gerne. Außerdem herrscht immer viel Publikumsverkehr in der Halle, und dafür muss sie stets sauber hergerichtet sein.“ Interview mit Professor Claus Lämmerzahl, Geschäftsführender Direktor des ZARM Das Zentrum für Angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) betreibt in Bremen Forschung für den Weltraum. Das unübersehbare und einzigartige Zeichen dieser wissenschaftlichen Aktivitäten ist der Fallturm, der es Forschern aus aller Welt seit nunmehr einem Vierteljahrhundert ermöglicht, Experimente unter Weltraumbedingungen auszuführen. Christian Mayr sprach mit Professor Claus Lämmerzahl, Geschäftsführender Direktor des ZARM, über den Tag der offenen Tür, die Forschung und die Einbindung der Öffentlichkeit. Bitte erklären Sie den Fallturm in einem Satz. Claus Lämmerzahl: Der Fallturm bringt den Weltraum auf die Erde. 25 Jahre ist der Fallturm nun alt – ist das ein Grund zum Feiern? Er ist ein Erfolgsmodell, und daher ist er auf jeden Fall ein Grund zum Feiern. Und warum ist er ein Erfolgsmodell? Der Fallturm wird sehr intensiv genutzt. Wissenschaftler von überall auf der Welt kommen, um hier ihre Experimente durchzuführen, sodass wir meist für ein Jahr im Voraus ausgebucht sind. Nennen Sie bitte drei Gründe, warum sich ein Besuch des Tags der offenen Tür lohnt . . . Am Tag der offenen Tür wird es möglich sein, Teile des Laborgebäudes zu besichtigen, die der Öffentlichkeit normalerweise nicht zugänglich sind. Man kann nicht nur die Fallröhre betreten und das Kontrollzentrum ansehen, sondern zum Beispiel auch erstmalig einen Blick in Professor Claus Lämmerzahl den Pumpenraum werfen. Hier befinden sich 18 Pumpen, die dafür sorgen, dass 1700 Kubikmeter Luft aus der Fallröhre gepumpt werden. Außerdem werden mehrere wissenschaftliche Experimente vorgestellt, die im Fallturm durchgeführt werden. Und man hat die Gelegenheit, sich ausführlich mit ZARM-Mitarbeitenden aus den verschiedensten Bereichen zu unterhalten. Es ist die perfekte Gelegenheit, um einmal herauszufinden, was eigentlich im Fallturm passiert. Gibt es noch Pendants zum Bremer Fallturm? Es gibt weltweit nur noch zwei vergleichbare Falltürme: einen in China und einen in den USA. Im Unterschied zu unserem Fallturm werden diese Labore hauptsächlich für die eigene Forschung genutzt und stehen nicht für externe Forschungsteams zur Verfügung. Zudem besitzt nur der Fallturm Bremen ein Katapultsystem. Der Fallturm in Bremen ist also einzigartig. Mit dem Katapult ist er auf jeden Fall einzigartig. Denn zehn Sekunden Freifallzeit auf der Erde, das erreicht kein anderes Weltraumlabor weltweit. Was machen Sie hier eigentlich? Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ZARM forschen für den Weltraum und die Mikrogravitation. Viele arbeiten an Experimenten, die im Fallturm durchgeführt werden. Das reicht von der Grundlagenphysik über die Strömungsmechanik bis zur Verbrennungsforschung. In der Grundlagenphysik testen wir zum Beispiel das Äquivalenzprinzip, welches die Grundlage der Einsteinschen Allgemeinen Relativitätstheorie ist, deren 100-jährigen Geburtstag wir dieses Jahr feiern. Mithilfe der Verbrennungsforschung versuchen wir zum Beispiel, die Effizienz von Turbinen und Verbrennungsmotoren zu steigern, und in der Strömungsmechanik untersuchen wir das Verhalten von Flüssigkeiten in der Schwerelosigkeit. Im Bereich der Raumfahrtforschung befassen wir uns mit umweltverträglichen Raketenantrieben, mit dem Schutz vor Feuer in Raumschiffen und entwickeln neue Technologien zum Beispiel für die kommenden Satelliten GRACE, mit denen das Gravitationsfeld der Erde genau ausgemessen kann, woraus man wichtige Informa- fen, unser Haus für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Man kann sich für Fallturmbesichtigungen anmelden oder auch die Räume in der Fallturmspitze anmieten. Seit letztem Jahr kann man sich dort oben sogar standesamtlich trauen lassen. Sehr wichtig ist uns aber die Nachwuchsarbeit. Wir bieten verschiedene Programme für Schülerinnen und Schüler sowie für Studierende an. Im sogenannten DroPS-Projekt bauen die Nachwuchsteams innerhalb eines Jahres ein Experiment auf, das sie dann im Fallturm testen dürfen. Des Weiteren existiert ein Kooperationsprojekt mit den Vereinten Nationen, in dem wir Forschungsteams aus Ländern ohne eigenes Raumfahrtprogramm die Möglichkeit geben, im ZARM Experimente durchzuführen. Sie hätten sonst nie die Möglichkeit, unter Schwerelosigkeit zu forschen. Aber auch für die interessierte Öffentlichkeit bieten wir immer wieder Veranstaltungen an. Gerade in diesem Jahr, in dem das 100-jährige Jubiläum der Allgemeinen Relativitätstheorie begangen wird, haben wir eine Ein Mitarbeiter bereitet unterhalb der Fallröhre stehend eine Kapsel auf ihren Vortragsreihe zu diesem Thema FOTOS (7): ZARM im Haus der Wissenschaft orgaAbwurf vor. nisiert. tionen zur Klima- und Meeres- können, dass hier Physiker, Maforschung ziehen kann. thematiker, Ingenieure zusam- . . . wie auch jetzt mit dem Tag menarbeiten – sowohl theore- der offenen Tür. Optisch ist der Fallturm heraus- tisch als auch experimentell – Ja, genau. Generell kann man ragend, ist das auf die For- und dass wir Fragestellungen sagen, dass wir versuchen, die schungsergebnisse übertrag- mit einer sehr breit gefächerten spannenden Aspekte der Forbar? Expertise angehen können. schung, die im Fallturm betrieIch glaube, wir können uns ben wird, der Öffentlichkeit vorganz gut sehen lassen. Das Was tun Sie, was tut die Einrich- zustellen und sie daran teilhaZARM ist ein international be- tung für die Öffentlichkeit? ben zu lassen, und dass wir die kanntes und angesehenes For- Da der Fallturm schon durch Attraktivität des Fallturms nutschungsinstitut der Universität seine auffällige Architektur gro- zen, Schülerinnen und Schüler Bremen. Wir haben uns als kom- ßes Interesse generiert, haben möglichst früh für Naturwissenpetenter Partner für internatio- wir viele Möglichkeiten geschaf- schaften zu begeistern. nale Raumfahrtprojekte etabliert und bilden hoch qualifizierten Forschungsnachwuchs aus. Neben dem Fallturm selbst tragen auch unsere Aktivitäten zur globalen Sichtbarkeit des ZARM bei. 2003 und 2010 haben wir bereits große Raumfahrtkongresse mit über 3000 Teilnehmenden aus aller Welt durchgeführt, und vor wenigen Tagen ist es uns gelungen, die weltweit größte Raumfahrtkonferenz, den „International Astronautical Congress (IAC)“, für das Jahr 2018 nach Bremen zu holen. Damit leisten wir auch einen großen Beitrag für die internationale Sichtbarkeit des Raumfahrtstandortes Bremen. Wir ziehen um! Ab 7. Dezember sind wir ganz in der Nähe des Fallturms: Emde│ Partner in der Linzer Str. 9a Das persönliche Highlight Ihrer Arbeit am Fallturm . . . Ich finde es sehr schön, dass wir hier so interdisziplinär arbeiten Der Fallturm: Weithin sichtbares Wahrzeichen der Universität. www.emde-partner.de Schwerelos im freien Fall Erdanziehungskraft auf ein Millionstel verringert Die Schwerkraft ist die Kraft, die uns auf der Erde und den Mond auf seiner Bahn um die Erde hält. Jeder Himmelskörper besitzt eine Anziehungskraft, die von dessen Masse abhängig ist und die als Schwerkraft oder Gravitation bezeichnet wird. Je größer der Himmelskörper desto höher ist seine Anziehungskraft. Die Schwerkraft besitzt unbegrenzte Reichweite, und es gibt im Universum kei- nen Punkt, an dem sie nicht wirkt. Da die Gravitation überall wirkt, ist Schwerelosigkeit nicht etwa auf das Fehlen dieser Kraft zurückzuführen, sondern darauf, dass deren Auswirkungen nicht zu spüren sind. Physiker sprechen daher von Mikrogravitation, also geringster Schwerkraft. Schwerelosigkeit herrscht zum Beispiel im freien Fall. Stürzt ein Gegenstand unge- bremst zu Boden, wirkt außer der Gravitation keine Kraft mehr auf ihn – er ist damit schwerelos. Deutlich wird dies mit einem kleinen Experiment: Aus einem mit Wasser gefülltem Pappbecher mit Löchern im Boden, rinnt, wie erwartet, das Wasser durch die Löcher in Richtung Erde. Die Schwerkraft wirkt. Nimmt man nun den gleichen Becher und lässt ihn mindestens aus Kopfhöhe fallen, bleibt das Wasser während des Falls darin. Becher und Wasser fallen gleich schnell. Es herrscht für einen kurzen Moment Schwerlosigkeit. Gleiches gilt für eine Waage, auf die ein Stein gebunden ist. Im freien Fall zeigt die Waage nahezu kein Gewicht an. „Nahezu“, da noch der Luftwiderstand auf die Waage wirkt. Wird auch dieser Faktor eliminiert – zum Beispiel durch ein Vakuum, also in diesem Fall das Fehlen von Luft –, erreicht man die auf der Erde maximal mögliche Schwerelosigkeit. Und genau das passiert im Fallturm Bremen: Die auf der Erde herrschende Gravitation wird mit einem g beziffert. Während der Experimente im Fallturm Schwerelosigkeit hat Einfluss auf viele Prozesse – zum Beispiel auf die Ver- herrscht nur noch ein Millionsbrennung, wie die Fotos einer Kerzenflamme unter normalen Bedingungen, tel der normalen ErdanzieMAC also auf der Erde (links), und unter Mikrogravitation zeigen. hungskraft, also 10 -6 g. Rita Brünjes, Reinigungskraft am ZARM „Ich bin hier richtig, weil ich meine Ausbildung an einem außergewöhnlichen und innovativen Arbeitsplatz absolvieren kann. Hier bekomme ich die Möglichkeit, Teil eines tollen Teams zu sein mit spannenden und abwechslungsreichen Aufgaben. Ich kümmere mich darum, dass Veranstaltungen im und um den Fallturm koordiniert und publik gemacht werden. Meine Hauptaufgabe ist die Planung der standesamtlichen Trauungen in der Fallturmspitze, welche jeden Monat mein absolutes Highlight sind.“ Sarah Rietmüller, Auszubildende im Büro für Kommunikation Wirtschaftsprüfer•Steuerberater•Rechtsanwälte Gutes ganz nah: Technologie│Beratung Beratung braucht gute Technologie. Technologie braucht gute Beratung. Bremen | Kiel | Stade ISB – International School of Bremen Die Internationale Schule gratuliert dem ZARM zu 25 erfolgreichen Jahren und freut sich auf eine weiterhin erfolgreiche Zusammenarbeit im Sinne der Forschung. Seit 2011 ist die Internationale Schule direkter Nachbar des Fallturms und es hat inzwischen diverse gemeinsame Projekte gegeben, die den Schülerinnen und Schülern das Reich zur Erforschung der Schwerelosigkeit erschlossen. Die Internationale Schule in Bremen besteht seit 1998. Der Unterricht findet in englischer Sprache statt, womit die ISB eine Alleinstellung im Großraum Bremen genießt. Sie ist damit gleichermaßen interessant für Schulpflichtige, die aus aller Herren Länder nach Bremen kommen und für deutsche Schulpflichtige, deren Eltern auf Grund ihres internationalen Hintergrunds eine englisch-sprachige Erziehung für ihre Kinder wünschen. Damit ist das Angebot der ISB maßgeschneidert für die zahlreichen internationalen Firmen mit Sitz in Bremen, aber auch für die vielen traditionell in Bremen ansässigen Firmen mit internationalen Geschäftsbeziehungen. Die Familien der Firmenangehörigen, insbesondere die schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen, werden es zu danken wissen, wenn es ihnen ermöglicht wird, die ISB zu besuchen. Die ISB ist eine Schule in freier Trägerschaft und darf sich MINT-EC-Schule nennen, d.h. es gibt ein ausgeprägtes Profil in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Als Abschlüsse bietet die Schule das IB = International Baccalaureate Diploma (vergl. Abitur) und das IGCSE = International General Certificate of Secondary Education (vergl. Mittlere Reife) an. Das IB berechtigt zum Studium an jeder internationalen sowie deutschen Universität. „Gelebte Integration“ ist das Motto der ISB. Wenn Sie Interesse haben mehr zu erfahren: www.isbremen.de, telefonisch 0421 515779-0 oder E-Mail: [email protected]