7.0 MB - Fachhefte.ch
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Fachhefte grafische Industrie Bulletin technique Zeitschrift für visuelle Kommunikation La revue de la communication visuelle 6.2011 www.fachhefte.ch www.bulletin-technique.ch www.gfz.ch – www.fgr.ch Interview: «Natürlich sind wir abhängig» Was ist digitaler Umweltschutz? Griff ins Portemonnaie. . . Frauen-Power in der Disziplin Offsetdruck La main au portemonnaie... Quand choisir le vernissage hors ligne? Fachhefte grafische Industrie / Bulletin technique 6.2011 Inhalt Sommaire 4 Grafisches Forum Zürich 5 Editorial 5 Editorial 28 Entreprises, produits, services 6 Veredelung Chip-OffEffektlackierungen 29 Impressum 31 Software La main au portemonnaie... 7 Glosse καλινιχτη heisst Gute Nacht auf Griechisch! Fachhefte grafische Industrie offizielles Organ von: Grafisches Forum Zürich www.gfz.ch Forum graphique romand www.gfr.ch 32 Adobe InDesign CS5 / CS5.5 Deux nouveaux outils. Irritants? Ou utiles? 8 Drucktechnik Einflussfaktor mit Reinheitsgebot 34 Vernissage Quand choisir le vernissage hors ligne? 9 Drucktechnik Einflussfaktor mit Reinheitsgebot 12 LGB/GFZ Studienreise nach Verona 35 Commentaire καλινιχτη veut dire bonne nuit en grec! 13 Drucktechnik Im Kampf gegen die Produkt- und Markenpiraterie 36 Adobe InDesign CS5 interactif Animer et présenter à l’aide d’InDesign CS5 (2) 16 Sehen lernen Das Normale einmal hinter sich lassen 38 Adobe InDesign CS5 / CS5.5 Une trame de blocs à créer pendant le dessin 18 Adobe InDesign CS5 / CS5.5 Zwei neue Werkzeuge. Irritierend? Oder nützlich? 39 Technologies Impression – Trucs et astuces Du vernis, pas de la peau tannée 20 Adobe InDesign CS5 / CS5.5 Rahmenraster – einfach beim Aufziehen erzeugen 21 Software Griff ins Portemonnaie. . . 22 Interview «Natürlich sind wir abhängig» 24 Internet «Mülltrennen im Netz: Was ist digitaler Umweltschutz? 26 Buchbesprechung Intelligenztests bei Personalauswahl: Ja oder Nein? Ja, aber... 27 WorldSkills 2011 in London Frauen-Power in der Disziplin Offsetdruck 28 Unternehmen, Produkte, Service Impressum Möchten Sie Abläufe automatisieren? Voudriez-vous automatiser des actions? Auf www.fachhefte.ch finden Sie praktische AppleScripts für QuarkXPress und InDesign (Mac OS 9.x und Mac OS X) sowie nützliche JavaScripts für InDesign CS2, CS3, CS4 und CS5 (Mac OS X und Windows). Sur le site www.bulletin-technique.ch vous trouverez des AppleScripts pratiques, pour QuarkXPress et InDesign (Mac OS 9.x et Mac OS X), ainsi que des JavaScripts pour InDesign CS2, CS3, CS4 et CS5 (Mac OS X et Windows). 3 Fachhefte grafische Industrie 6.2011 Kann man umweltschonend verpacken? Die Präsentation von Martin Kleiner (Präsident des Verwaltungsrats von O. Kleiner AG) hat alle Erwartungen übertroffen. Die Teilnehmenden waren begeistert von der Weitsichtigkeit der Firmenleitung und den umfangreichen Massnahmen, die im Rahmen des Umweltprogramms umgesetzt worden sind und werden. Das Problem des Umweltschutzes bei den Verpackungen stellt sich fast von selbst, müssen sie doch auch Barrieren zur Umwelt (Durchlässigkeit von Licht, Wasser und Luft) sicher stellen. Sie helfen somit nicht nur die Produkte vor der Umwelt (Licht, Luft, Temperaturen) sondern auch die Umwelt vor den (aggressiven) Produkten zu schützen. Bei der O. Kleiner AG ist die Vielfalt und Komplexität der Technologien, Bedruckstoffe, Folien und der Produktionsprozesse enorm: Zur Produktion von flexiblen Verpackungen werden Folien und Verbundstoffe aus unterschiedlichsten Rohstoffen und in verschiedensten Kombinationen verwendet. Zum Bedrucken der Verpackungen werden Digital-, Flexo- und Tiefdruckmaschinen eingesetzt. Diese technologische Diversität macht es nicht einfacher, die Produktionsprozesse umweltschonend zu gestalten. Die GFZ-Teilnehmer haben am Guerilla-Seminar erfahren, wie man das in Griff bekommen und einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten kann. Die Nachhaltigkeit wird auf drei Ebenen umgesetzt: auf der sozialen, ökologischen und ökonomischen Ebene. Erwähnens- und lobenswert sind Lehrpfade und Informationsveranstaltungen für die Firmenmitarbeiter, die sie stolz auf ihren Arbeitgeber machen. Im Bereich der Produktentwicklung wird das Umweltprogramm mit folgenden Massnahmen umgesetzt: Entwicklung von alufreien Verpackungen, Einsatz von Rohmaterialien, die eine soziale Verantwortung gewährleisten, Optimierung der Rohmaterialdicken zur Reduzierung des Verpackungsgewichts, Einsatz von Rohmaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen, Entwicklung von kompostierbaren Verpackungen und neu auch Kompensation der unvermeidbaren CO2-Emmissionen. Diese Kompensation verteuert die Verpackungsfolien um rund 1,5%. Wenn man bedenkt, dass der Preis der Verpackung etwa 7% des Endpreises des Produkts ausmacht, bedeutet dies eine Verteuerung des Produkts um 0,105%, was praktisch für den Konsumenten nicht mehr spürbar wird. Bei der Produktentwicklung leistet die firmeneigene Entwicklungsabteilung wertvolle Arbeit. O. Kleiner AG hat einen CO2-Kalkulator entwickelt, der – ähnlich wie bei einer Vorkalkulation die voraussichtlichen Kosten – hier die voraussichtliche CO2-Emmissionen berechnet. Die CO2Emmissionen verteilen sich «cradle to the grave» in etwa: 30% bei der Verbrennung, 18 – 22% Produktion und der Rest (über 50%) ist die Herstellung der Folie selbst sowie der Transport. In den letzten Jahren wurde bei O. Kleiner AG viel in Umweltschutz-Massnahmen investiert. Diese Investitionen zahlen sich auch aus: So konnte die Prozesswärme pro Laufmeter produzierter Folie innert drei Jahren um über 30% reduziert werden. Auch wenn Einsatz von Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen, die kompostierbar wären und dennoch genügende Barrieren aufweisen würden, momentan noch ein Traum ist, so wird alles unternommen um dem Ziel näher zu kommen und die unvermeidbaren CO2-Emissionen, die es immer geben wird, zu kompensieren. Die Präsentation von Martin Kleiner hat die Erwartungen übertroffen. Die Massnahmen im Rahmen des Umweltprogramms der O. Kleiner AG sind in zwei Bereichen im Einsatz: Im Bereich der Produktionsprozesse sind dies: Regenerative Nachverbrennung mit Rückführung der Abwärme, Biofilter, geschlossenes Heiz- und Kühl-System, CO2-Vereinbarung, Photovoltaik anlage sowie Einsatz von erneuerbaren Energien (Öko-Label «naturmade star»). Beim Biofilter lässt man Mikroorganismen auf dem Firmendach auf 300 m² arbeiten, um durch Abbau der lösungsmittelhaltiger Prozessluft Holzschnitzel zur wertvollen Komposterde zu verwandeln. Beim anschliessendem Apéro konnten mit individuellen Gesprächen die einzelnen Themen vertieft und Kontakte geknüpft werden. Das grosse Interesse der Seminar-Teilnehmer ist ein gutes Zeichen und Hoffnung, dass der Umweltgedanke auch an anderen Orten gelebt wird. Informationen zum GFZ und den Guerilla-Seminaren: www.gfz.ch Studienreise Verona Die Vereinigung der Lehrpersonen grafischer Berufe und das Grafische Forum Zürich führten vom 12. bis 15. Oktober 2011 eine gemeinsame Studienreise nach Verona durch. Weiterlesen: Seite 12 und www.gfz.ch/rueckblick-studienreise.html 4 Fachhefte grafische Industrie 6.2011 Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Oder auch: liebe Abonnentin, lieber Abonnent Chère lectrice, cher lecteur, ou bien aussi: chère abonnée, cher abonné, Damit ist schon mal klar, dass wir Sie heute als Kundin, als Kunde ansprechen möchten. Als jemand, der unsere Informationsleistung in Anspruch nimmt und dafür bezahlt. Bis anhin war das alles ja recht einfach und übersichtlich für Sie. Mit Ihrem Abonnement erhielten Sie die Fachhefte sechs Mal im Jahr. Wir wiederum gaben uns Mühe, Ihnen mit jedem Heft, Aktualitäten, Hintergründe und Entwicklungen zu vermitteln beziehungsweise aufzuzeigen und dazu Hilfestellungen zu geben für die praktische Arbeit. – Wir haben also einen Vertrag miteinander geschlossen. Nun heisst es schon bei den alten Römern: pacta sunt servanda, Verträge sind einzuhalten. Aber es heisst auch: tempora mutantur, also die Zeiten ändern sich. Glauben Sie jetzt ja nicht, dass wir mit unserem Latein am Ende wären. Im Gegenteil. Alles was wir Ihnen vorschlagen, ist eine Änderung unserer Abmachung, weil sich die Zeiten geändert haben. Was sich da alles geändert hat, wissen Sie in vielerlei Hinsicht so gut wie wir: Gedruckten Informationen stehen immer mehr elektronische gegenüber, bezahlte Informationen haben es schwerer gegenüber den gratis verfügbaren, das Lesen ist verglichen mit dem Sehen und Hören irgendwie weniger attraktiv. – Das lässt sich nun alles schön umrechnen in Franken und Rappen. Und das Resultat wird immer zu hoch oder zu tief ausfallen. Je nachdem von welcher Seite man es ansieht. Kurz gesagt, wir haben es schwerer als auch schon. Und wir sind nicht allein. Unseren Kollegen von der gestalterischen Seite geht es nicht anders. Also haben wir uns zusammengesetzt und nach Lösungen gesucht, die für unsere Trägerschaft finanziell akzeptabel sind und andererseits unseren Anspruch an qualitativ hochstehende Informationen, die der Weiterbildung dienen, weiterhin erfüllen. Pour être clair: nous voulons nous adresser à vous en tant que cliente et client. En tant que personne qui a recours à notre prestation d’informations et qui paye pour cela. Tout ceci était relativement simple et clair pour vous jusqu’à ce jour. Votre abonnement vous a fait bénéficier du Bulletin technique 6 fois par an. Nous, pour notre part, nous nous sommes évertués dans chaque édition à vous transmettre, respectivement à vous montrer, les actualités, les toiles de fond et les évolutions pour le travail pratique et d’y apporter notre aide. – Nous avons donc passé un contrat ensemble. Déjà les romains proclamaient : pacta sunt servanda, les contrats doivent être respectés. Mais il est également dit: tempora mutant, c.-à-d. les temps changent. Ne pensez surtout pas maintenant que nous en avons fini avec notre latin. Au contraire. Tout ce que nous vous proposons est une modification de notre contrat, parce que les temps ont changé. D’un certain point de vue, vous en savez autant que nous sur tout ce qui a changé: les informations imprimées font de plus en plus face aux infos électroniques, les informations payantes souffrent de celles disponibles gratuitement et, quelque part, lire est moins attractif que voire et écouter. – Tout cela se laisse aisément convertir en francs et centimes. Et le résultat sera toujours soit trop haut, soit trop bas. Cela dépend du point de vue que l’on a. En bref, les temps sont plus durs. Et nous ne sommes pas les seuls. Il en va de même pour nos collègues créateurs. Nous nous sommes donc assis ensemble à une table et avons cherché des solutions financièrement acceptables pour notre patronage et, qui répondent d’autre part à notre exigence en matière d’informations de qualité supérieure au service de la formation continue. Concrètement: dès l’année prochaine, vous recevrez avec le Bulletin technique également la Revue suisse de l’imprimerie (rsi). Un vrai paquet de muscle en matière d’informations. Une attaque tout azimut pour ainsi dire. Mais surtout – c’est un complément sensé. C’est du moins ce que nous pensons dans les rédactions. Et nous espérons bien sûr que vous le verrez du même œil. C’est la raison pour laquelle nous sommes en train de concocter les détails pratiques de la présentation. Un magazine en deux, deux magazines en un, deux magazines ensembles ou quoi ? Bientôt de plus amples informations de notre part. Et puis nous serons curieux de vos réactions. Konkret heisst das: Sie werden ab nächstem Jahr zusammen mit den Fachheften auch die Typografischen Monatsblätter (TM) erhalten. Ein rechtes Kraftpaket an Information also. Ein Rundumschlag sozusagen. Und vor allem – eine sinnvolle Ergänzung. Das denken zumindest wir von den Redaktionen. Und wir hoffen natürlich, dass Sie das auch so sehen werden. Deshalb sind wir zur Zeit daran auszuknobeln, wie das praktisch aussehen wird. Ein Heft in zweien, zwei Hefte in einem, zwei Hefte zusammen oder was. Dazu bald mehr von uns. Und dann sind wir gespannt auf Ihre Reaktionen. Bis bald! Ihre Redaktion FGI A bientôt Votre rédaction BT 5 Fachhefte grafische Industrie 6.2011 Veredelung Chip-Off-Effektlackierungen Constanze Kurz, Berlin Die Druck- und Verpackungsindustrie ist stets auf der Suche nach neuen Veredelungsverfahren, -materialien und -effekten. Eben ein solch neues Verfahren stellt nun die im fränkischen Gerhardshofen ansässige WEILBURGER Graphics GmbH in Zusammenarbeit mit der Merck KGaA und der Model Kramp GmbH unter der Bezeichnung Chip-Off Effektlackierung vor. B ei der Chip-Off-Effektlackierung (ChipOff = Abstossen, Abplatzen) handelt es sich um eine Zwei-Komponenten-Lackveredelung, die auch über Einfachlackmaschinen mit UV-Trocknung zu applizieren ist. Der neuartige Effekt basiert auf unterschiedlichen Oberflächenspannungen der beiden Lackkomponenten und erzeugt hierüber eine optisch und haptisch zu erfassende 3D-Struktur. Diese inhomogene Struktur ist bei vollflächiger Applikation beider Lackkomponenten am ehesten als «getrockneter Schaum» zu beschreiben. Durch Variationen der beiden Lackformen lassen sich jedoch auch Effekte erzeugen, die an Oberflächenstrukturen von oxidierten Metallen, Polystyrolen oder Schaumstoffen erinnern. Durch Zugabe von Effektpigmenten kann der Effekt hier noch optisch verstärkt werden. Das Besondere an der Anwendung mit eingearbeiteten Pigmenten ist die durch das Aufreissen der Lackoberfläche im zweiten Gang erzeugte scharfe Kantenbildung im obersten Lack. Diese verursachte während des Trocknungsprozesses eine räumliche Neuausrichtung der im Lack befindlichen Effektpigmente, wodurch die Pigmente im Randbereich des obersten Lackes eine andere Interferenz erzeugen als im homogen ausgerichteten Innenbereich. Eine Kombination aus unterschiedlichen Pigmenten im ersten und zweiten Lack ist hier ebenso möglich wie eine Kombination aus zwei verschiedenen Pigmenten im finalen Oberlack. Appliziert wird dieser Effekt bei Drucksystemen mit voller UV-Ausstattung mittels zwei Maschinendurchläufen. Grund für den zweiten Maschinendurchlauf ist, dass die erste Lackkomponente vor Applikation des zweiten Lackes komplett ausgehärtet sein muss. Die Anwendung des Effektes in Kombination mit konventionellen Farben und Hybridfarben oder über Offline-Lackiermaschinen ist ebenfalls möglich. Wichtig hierbei ist jedoch immer, dass die zweite Lackkomponente erst nach vollständigem Aushärten der Druckfarben und der bereits applizierten ersten Lackkomponente auf gebracht werden kann. packungen, hochwertige Akzidenzen wie Businesspläne, Geschäftsberichte und Prospekte, aber auch Druckprodukte im Etiketten-, POS- und Eventbereich zu nennen. Über Anwendungen im Bereich des Markenschutzes wird derzeit nachgedacht, eine Rezeptur auf Basis migrationsarmer Komponenten ist ebenfalls bereits im Entwick- lungsstadium und würde die Anwendung des Effektes im Bereich der Pharma- und Lebensmittelverpackung sowie in der Zigarettenindustrie ermöglichen. www.weilburger-graphics.de Testform Chip-Off-Effektlacke mit Als Anwendungsgebiete für diesen neuartigen Chip-Off-Effekt sind vor allem Kosmetik-, Elektronik- und Lifestylever Farbwechsel-Interferenz-Pigment auf schwarzem Untergrund 6 Fachhefte grafische Industrie 6.2011 Glosse καλινιχτη heisst Gute Nacht auf Griechisch! Kurt Mürset, Basel Keine Angst, wir hauen hier keine Griechen. Obwohl das zur Zeit populär zu sein scheint. Wir bringen auch keine Griechen um, trotz der vielen Krimis in diesem Artikel. N eulich habe ich wieder mal einen Kriminalroman gelesen. Einen griechischen. Petros Markaris heisst der Autor und er muss ein sehr gescheiter Mann sein. Das sage ich jetzt nicht einfach so nach der Lektüre seines Krimis, sondern weil er sich in einem Zeitungsinterview über die Zustände in seiner Heimat geäussert hat, und das etwas vom Erhellendsten war, was ich bislang zum Thema Griechenland gelesen habe. Ich hoffe nur Merkozy, resp. Sarkomerkel oder wie das europäische Führungsduo jetzt genannt wird, haben das auch gelesen. Markaris ist aber nicht nur gescheit, er ist auch aktuell und somit clever: Sein neuester Roman dreht sich um Schulden, Banken und Krisen. Alles auf Griechisch, versteht sich. Lassen wir mal Euro, Schulden und Krise beiseite, dann bleibt ein Kommissar Charitas in Athen, der Fälle löst, so wie das ein Salvo Montalbano in Sizilien tut oder ein Guido Brunetti in Venedig, ein Bruno, chef de police, im Périgord, Commissario Laurenti in Triest, Kurt Wallander in Ystad, Erich Van Veeteren in Mardam, Omar Jussuf in Bethlehem und – wer zählt die Städte, nennt die Namen und alle, die zu Tode kamen... Die Liste lässt sich noch recht umfänglich fortsetzen. Und ich grüble immer wieder mal darüber nach, warum sie so lang ist und noch länger zu werden scheint. Früher war das viel einfacher. Da gab es den Herrn an der Baker Street in London, den Kommissar mit der Pfeife in Paris, den andern herkulischen Belgier und ein, zwei knallharte Typen in den USA. Natürlich ermittelte Sherlock Holmes in London, Maigret in Paris und Philip Marlowe in Kalifornien. Aber das war eher nebensächlich. Heute hingegen scheint sich ein neues Genre des Kriminalromans zu etablieren. Falls es den Begriff nicht schon gibt, möchte ich ihn hiermit einführen: den Touri-Krimi. Der Slogan dazu, «der passende Mord zu Ihrem Urlaubsziel», darf gerne weiterverwendet werden. Das geht jetzt nicht gegen beispielsweise Markaris. Der schreibt seine Geschichten vor dem Hintergrund, den er am besten kennt. Und das ist nun mal Athen. Wenn ich Krimis schriebe, würden die in Basel spielen. Weil ich da den Stadtplan im Kopf habe und in etwa weiss, wie es hier läuft. Aber solche Krimis gibts halt schon, sogar als Film, drum lass ich es bleiben. Ich denke vielmehr, dass es heute zum guten Verlags- marketing gehört, so ein paar Euro-Kommissare (Verzeihung!) im Programm zu haben. Und wenn es uns schon nur für drei Tage pauschal Athen reicht, dann wollen wir wenigstens etwas Lokalkolorit mitnehmen. Und den Mordfall auch. Dann schauderts uns hinterher noch ein wenig, wenn wir dran denken, dass wir genau an dieser Strasse Kaffee getrunken haben, wo es im Buch gekracht hat. Und schliesslich: wenn schon alles globalisiert wird, warum nicht auch die Krimis? Lebenskosten in ihren Grossstädten unterhalten, über die Bürokratie, die ihnen das Leben schwer macht, wie allen andern Bürgern auch und über die Touristen, die in ihren Städten rumstolpern und verloren gehen. Und damit es auch ein richtiger Krimi wird, müsste der Brunetti den Charitas verdächtigen, ihm die Brieftasche gestohlen zu haben oder so. Und alle versammelten Koryphäen (wieder so ein griechisches Wort) würden dann relativ hilflos herumrudern ohne ihre Netzwerke, ihre Infor- Vielleicht wäre es an der Zeit, einen neuen Krimi zu schreiben. Über einen Polizei-Kongress beispielsweise. Am besten in Rio. Da war ich noch nie. Und recherchieren vor Ort ist schliesslich das A und O einer solchen Geschichte. Also an diesem Kongress würden sie sich alle treffen. Hercule Poirot würde aus dem Altersheim zugeschaltet und Vincent Calvino aus Thailand eingeflogen. Ich würde auch den Hunkeler schicken, mal Rio statt immer nur Elsass, das täte ihm sicher gut. Dann würde ich die alle miteinander diskutieren lassen. manten, ihre wundertätigen Assistentinnen, ihre Kaffeemaschinen und Stammkneipen, in einer Stadt, die ihnen fremd ist. Aber vielleicht gibts diesen Krimi ja auch schon. Das hätte dann den Vorteil, dass ich mich wieder mehr der Politik widmen könnte. So wie in der letzten Glosse. Da habe ich verbal nur leicht den Kopf geschüttelt über die Wanderschuh-Plakate einer grossen schweizerischen Partei. Und schon konnte die bei den Wahlen nicht mehr zulegen. Nicht schlecht, oder? In diesem Sinne: Alle Macht der Glosse! Weil nirgendwo auf der Welt immer nur gemmordet wird, könnten sich die ganzen Komissare auch gegenseitig mal über die 7 Fachhefte grafische Industrie 6.2011 Drucktechnik Einflussfaktor mit Reinheitsgebot Heidelberg-News-Team, Heidelberg Phänomen «Schmieren»: Ursache dafür kann auch ein verunreinigtes oder zu gering dosiertes Feuchtmittel sein. S eit Jahrhunderten sorgt das so genannte «Reinheitsgebot» für die herausragende Qualität von deutschem Bier. Einem solchen Gebot sollte im Offsetdruck auch das Feuchtmittel folgen – vor allem dann, wenn man alkoholreduziert oder gar alkoholfrei drucken will. Als Einflussfaktor bezüglich der Druckqualität wird das Feuchtmittel häufig unterschätzt. Dabei spielt es neben Druckplatte, Gummituch und Farbe eine massgebliche Rolle: Nur durch das optimale Zusammenspiel all dieser Komponenten lässt sich ein perfektes Ergebnis erzielen. Ergo sollte man beim «Brauen» des Feuchtmittels – speziell für alkoholreduzierte beziehungsweise alkoholfreie Druckjobs – auch besondere Sorgfalt walten lassen. Die Basis für das Prozesswasser stammt in der Regel aus dem Wasserhahn. Liegt der Härtegrad des Leitungswassers ständig im Bereich zwischen 8°dH und 12°dH (entspricht ca. 1,5 – 2,5 Millimol Kalziumkarbonat pro Liter), verfügt man bereits über eine perfekte Grundlage. Werden diese Werte nicht erreicht, sollte das Wasser aufbereitet werden. Die effektivste Lösung dafür ist eine Umkehr-Osmose-Anlage, die das Leitungswasser zunächst entsalzt und danach passgenau wieder «aufhärtet». In jedem Fall empfiehlt sich, den Härtegrad z. B. mithilfe von Teststreifen permanent im Blick zu behalten: Zu weiches Wasser führt im Druck oft zum Emulgieren, während hartes Wasser Farbwalzen und Gummitücher durch Kalkablagerungen beschädigen kann. Rolle: Ist das Wasser zu sauer, dauert z. B. die Trocknung unnötig lange. Ist es zu basisch, verschlechtert sich u.a. das Freilaufverhalten der Platte. Dem wirken Feuchtmittelzusätze entgegen: Richtig eingesetzt sorgen sie für einen konstanten pH-Wert zwischen 4,8 und 5,3. Dieses «Fenster» hat sich bewährt. Es stellt die beste Balance zwischen Vor- und Nachteilen her. Um Benetzungstempo und Fliessfähigkeit des Feuchtmittels zu erhöhen, setzt man oft den Alkohol Isopropanol (IPA) ein. Im «Normalfall» macht er 8 bis 10 Prozent des Feuchtmittels aus. Will man alkoholreduziert drucken und dadurch Emissionen senken, empfehlen sich 3 bis 5 Volumenprozent. Den IPA-Gehalt kann man z. B. per Alcosmart in Heidelbergs CombiStar bestimmen. Dabei ist zu beachten: Weniger Alkohol bedeutet höhere Oberflächenspannung und geringere Viskosität. Das heisst: Bei gleicher Feuchtwerkseinstellung gelangt weniger Feuchtmittel zur Druckplatte als bei höherem IPA-Anteil. Um dieses Manko auszugleichen, muss das Tempo der Tauchwalze erhöht werden. In welchem Umfang dies erforderlich ist, lässt sich durch eine spezielle Farbwerk- und Feuchtekontrolltestform von Heidelberg ermitteln. Die Qualität des Feuchtmittels selbst kann man mithilfe eines Universalprüfgeräts checken. Dieses Gerät misst neben dem pH-Wert und der Temperatur oft auch den Leitwert, welcher u.a. Aufschluss über Verunreinigungen gibt. Zur Orientierung: Sobald der Leitwert um ca. 800 Microsiemens Neben dem Härtegrad spielt auch der pro Zentimeter über der Messung des «frisch pH-Wert des Prozesswassers eine wichtige angesetzten» Feuchtmittels liegt, sollte man 8 über einen Austausch nachdenken. Verpasst man den richtigen Zeitpunkt, stellt man im Druck womöglich ein Zulaufen der Platte fest und erhöht reflexartig die Wasserzufuhr. Das hat letztlich aber nur zur Folge, dass das durch Papier- oder Farbreste verschmutzte Feuchtmittel irgendwann komplett «kippt» und dadurch eine stabile Emulsion im Druckprozess nicht mehr möglich ist. Ähnliche Konsequenzen kann auch eine zu hohe Temperatur des Feuchtmittels haben: Sie sollte stets zwischen 10 und 14 Grad Celsius liegen. Peripheriegeräte von Heidelberg helfen dabei, sämtliche Parameter im Blick zu behalten. Ausserdem sind CombiStar oder FilterStar wahre «Wächter des Reinheitsgebots» und sorgen so über einen langen Zeitraum für sauberes Feuchtmittel ohne Austausch. Durch eine konstantere FarbWasser-Balance erleichtern Sie das alkoholreduzierte bzw. -freie Drucken erheblich – vor allem im Zusammenspiel mit zerti- fizierten Feuchtmittelzusätzen aus dem Saphira-Produktportfolio von Heidelberg. Alle geeigneten Saphira-Feuchtmittelzusätze können der FOGRA-Liste entnommen werden. Vielen Dank der Redaktion heidelberg news für die Abdruckrechte. www.heidelberg-news.com www.ch.heidelberg.com Fachhefte grafische Industrie 6.2011 Geschichte Alois Senefelder – seine Bedeutung für die Druck- und Medientechnik Hanns-Peter Schöbel, Schutterwald (D) Gutenberg braucht nicht näher vorgestellt zu werden. Seine Verdienste sind bekannt. Stark unterschätzt ist hingegen immer noch Alois Senefelder. Deshalb eine Würdigung – aus Anlass seines 240. Geburtstages. Bis heute werden diese Zusammenhänge so nicht wahrgenommen. Doch lässt sich durch die Reihe der Erfindungen und Verfahrenswege klarer erkennen, dass die modernen Reproduktionstechniken auf den Punkt als Druckelement angewiesen sind. So beginnt die moderne Repro-Story mit den Erfindungen und Verfahrensbeschreibungen Senefelders. G utenberg entwickelte ein System zur Vervielfältigung von Text. Bildmotive wurden als Holzschnitte in diese Textdruckformen eingefügt, so z.B. Buchschmuck und Illustrationen in der zweiundvierzigzeiligen Bibel von 1454. Der Typensatz ist eine Hochdruckform, seit Gutenbergs System zur Text- und Buchherstellung folgerichtig dann auch Buchdruck benannt. Wenn wir heute über Text bzw. Satz sprechen, denken wir an dieses System von Gutenberg. Nicht anders ist das beim heutigen Bilderdruck. Und damit sind wir bei Senefelders Erfindungen! Senefelder erfand ein ganz neues Druckverfahren: das chemische Reaktionsdruckverfahren. Hierbei wird der Gegensatz von Fett und Wasser genutzt. Aus diesem ersten Flachdruckverfahren folgte später der Offsetdruck. Es ging ihm ähnlich wie Gutenberg um die Druckelemente. Das sind im Satz (Text) die Buchstaben und bei der Bildherstellung für den Druck vor allem die Punkte oder auch Kreidekornstrukturen. Er benutzte als erster systematisch seine FederPunktiermethode direkt auf dem Druckstock, um Halbtöne im Druck wiedergeben zu können – kleine Punkte für helle Töne und größere Punkte für dunklere Töne. Aus Senefelders Erfindungen entwickelte sich neben dem Stein- und Offsetdruck vor allem auch die Reproduktionstechnik für die drei Druckverfahren – letztlich bis zu den heutigen Medientechniken. In der Druckvorstufe versteht man darunter Verfahren zur möglichst genauen Wiedergabe von Schrift und Bild. Die Lithographie war das erste Verfahren, das geeignet war, in einem Arbeitsgang Bilder und Texte auf die Druckform aufzubringen, um sie dann gemeinsam von einer einheitlichen Druckform vervielfältigen zu können. *aus Senefelder Album/ F. Schlotke, Hamburg 1818 **siehe. Senefelder Lehrbuch 1818, ab S. 202 Senefelders wesentliche Erfindungen - 1796 erstes chemisches Druckverfahren (Gegensatz: Fettfarbe/Scheidewasser auf Stein) führte 1796 zum Steindruck als erstem Flachdruckverfahren. - 1797 Die erste Steindruckpresse 1797, zugleich erster Druck. - 1799 Fette Steintinte, fettige Kreide, und eine Stahlfeder ermöglichen die Punktiertechnik (Lithographie) auf Stein für Bilder und Texte.** Ätzgrund und andere Präpariermittel für den Stein sowie geeignete Druckfarben für den Steindruck; Solnhofener Kalksteine, speziell für die Lithographie. - Um 1808 Korn-, Spritz-, Strich- und Punktiertechnik für Bilder, (führte später zur Chromolithographie/Ölgemäldedruck). - 1826 Umdruck: Übergang zu anderen Druckverfahren, (auch Überdruck/ Auto-graphie genannt). Ausgangspunkt für die Reprotechniken und später den Notendruck.* Ätz- und Graviertechniken am Stein Versuche mit Metallplatten und Steinpapier (Ersatz für Kalksteine). Verschiedene Verfahrenstechniken erlangten in diesem Zusammenhang be- sondere Bedeutung. Das sind neben der Erfindung des Stein- bzw. Offsetdruck, der Lithographie, vor allem der Umdruck, als Ausgangspunkt für die reproduktionstechnischen Verfahren vor der Erfindung von Raster- und Reprofotografie. Offset, das zweite Flachdruckverfahren . . . Der Stein- und – seine Weiterentwicklung – der Offsetdruck sind die ersten Druckverfahren, bei dem die druckenden wie die nichtdruckenden Elemente auf einer Ebene liegen. Nachdem man schon 1890 im Blechdruck den indirekten Druck praktizierte, baute Caspar Hermann 1907 in Saarbrücken seine erste Offsetmaschine für C. G. Roeder, Leipzig. Hermann erhielt ausserdem ein Patent für den «Homogendruck». Damit konnte man auf Offsetplatten manuell lithographieren. Das wurde damals auch genutzt, um noch kurz vor dem Auflagendruck Farbbzw. Tonwertkorrekturen ausführen zu können. . . . zu den Reproduktionstechniken Die wesentlichsten Weiterentwicklungen neben dem Druck selbst entstehen aus der Lithographie und dem Umdruck heraus zu den Reprotechniken. Hier liegt der zweite entscheidende Beitrag von Senefelders Erfindung. Die Reproduktionstechniken der Druckvorstufen ermöglichen eine genaue Wiedergabe und umfassende Korrekturmöglichkeiten. Ein Blick auf die Arbeitsab- Tiefdruckform Techn. Avor Vorlagen Layout – Bild – Text – Daten Halbtonfoto Montage Druck: Retusche Tiefdruck Proof: Hochdruckform manuell Rasterfoto fotografisch digital Hochdruck Flachdruck Flachdruckform Offset Datentransfer Datentransfer Abb. 1: Arbeitsablauf Organisation der Reproduktionstechniken, beispielhaft für alle Druckverfahren. © Hanns-Peter Schöbel 9 Fachhefte grafische Industrie 6.2011 Geschichte Alois Senefelder – seine Bedeutung für die Druck- und Medientechnik läufe in der Druckvorstufe soll das verdeutlichen (Abb. 1). Wie heute bei der medientechnischen Bearbeitung von Text und Bild steht am Anfang die Arbeitsvorbereitung, gefolgt von der Datenerfassung. Im Steindruck war dies das Punktieren, Kreiden. In der Fotografie sind es dann die Aufnahmen, Aufrasterungen und die Endmontage mit Text und einem Kontrollabdruck (heute Proof). Nach dem OK des Kunden erfolgt die Aufbringung der Daten auf die jeweilige Druckform. Bedeutung des Punktes als Druckelement Erst wenn man die Bedeutung des Punktes als Druckelement für den Bilderdruck und die Notwendigkeit von Korrekturmöglichkeiten berücksichtigt, ist die verfahrensübergreifende, reprotechnische Entwicklung seit Senefelder korrekt einschätzbar. Das geht von der Lithographie aus zur «Chemigraphie» für den Hochdruck (Klischee) und später zur Tiefdruck-Reproduktion. Dabei spielt Senefelders Umdruck die entscheidende Rolle. Was wir heute als Umdruck bezeichnen, beschreibt Senefelder in seinem Lehrbuch als «Überdruck». Dabei wird das Druckelement mittels Umdruckpapier auf einen Kalkstein oder eine Metallplatte übertragen. Die Vorlage kann eine mit fettiger Farbe auf Papier gefertigte Zeichnung oder Schrift sein. Ebenso ist der Umdruck von Stein zu Stein, oder desgleichen mit Metallplatten (z.B. Zink) möglich. Zur Übertragung wird holzfreies, mit Stärkekleister beschichtetes Papier benutzt. Das Verfahren wurde um etwa 1930 so intensiv genutzt, dass der Fachhandel es als Berliner Überdruckpapier anbot. Senefelder bewertet dieses Verfahren als «. . . die wichtigste meiner ganzen Erfindung(en) . . .». Das Umdruckverfahren wurde eingesetzt für Textabzüge (50 pro Stunde), den Notendruck, die Übertragung der Umrisszeichnung für die Farblithographie und ebenso für Überdrucke von Gravuren, Holzschnitten oder alten Buchdruckschriften. Die Möglichkeit des Umdruckens der Lithographien vom Stein auf Zink brachte nach der Erfindung der Zinkätzung um 1851 Vorteile. Damit waren zum ersten Mal Korrekturen an Punkten am Zinkklischee möglich. Die dazu nötige Zinkätztechnik hat nach Höfel (1840) Gillot 1851 in Paris entwickelt und lange geheim gehalten. Das angewendete Nasswalzverfahren kommt aus dem Steindruck (Fett/Wasser). Um 1869 nannte Angerer in Wien dieses Gillot-Verfahren «Chemigraphie». Noch um 1910 wurde in Stuttgart dieser Weg als Gerstenlauer-Reisacher Verfahren vom Klischee für den 4-Farben-Offsetdruck eingesetzt. – So entwickelte sich die Reprotechnik noch vor den Erfindungen der Reprofotografie um 1850 und der Rasterung Abb. 2: Chromolithographie in 17 Farben inkl. Skalendruck, mit Detail zur Darstellung der Punktiertechnik von R. Schulze, Leipzig 1880. Sammlung Schulze, Ludwigburg (Meisenbach um 1882) durch die oben beschriebenen, manuellen Verfahren. Ohne Rasterungsmöglichkeit ging das auch nicht anders. Schon die frühen Chromolithographien (G. Engelmann, Paris) waren von bis dahin unerreichter Qualität. Farb- und Tonwertanpassungen und die hohe Farbtiefe erreichte man durch Übereinanderdruck von bis zu 20 Einzelfarben. Notwendige Korrekturen wurden mit weiteren Zusatzfarben erzielt. Das war auf Dauer zu aufwändig! Ent- scheidende Fortschritte wurden durch neue Punktier- und Rasterungstechniken erzielt. (Abb. 2) Durch Meisenbach zu den Raster techniken* Das Tangieren kam schon zur Zeit der Chromolithographie auf und wurde bis um 1950 in der Lithographie, auch der späteren Fotolithographie wie Chemigraphie genutzt. Anfänglich wurden mit der Feder punktierte, glatte Töne von einer mit Umdruckfarbe präparierten Folie auf den Stein übergedruckt. Seit ca. 1910 ist eine verbesserte Vorrichtung bekannt, mit der dann auch Kreuzlinienraster, Kornraster, Linien und * Zwischen der Erfindung der Fotografie 1839/50 und der Entwicklung der Rastertechnik 1881/1882 vergingen über 30 Jahre, bis die Fotografie für die Reprotechnik wirksam werden konnte. Auch zwischen der Einführung des Rasters bis zur Anwendung in der Fotolithographie vergingen nochmals etwa 20 Jahre. Damit wird exemplarisch die Bedeutung von Senefelders Punktiermethode und des Umdrucks deutlich. 10 Abb. 3: Tangiereinrichtung um 1910, genutzt vom Verfasser noch 1950, zur Übertragung von vorgefertigten Tonwerten, vornehmlich auf den Stein direkt. Bildnachweis: Otto Krüger / Brockhaus, Leipzig 1949. Muster als grafische Effekte passgenau übertragen werden konnten. (Abb.3) Den entscheidenden Fortschritt brachte für die Reproduktionstechnik neben der Fotografie (1839/50) die Erfindung G. Meisenbachs Kreuzlinienraster (um 1882) in der Kamera. Zuerst nutzte man das in der Klischeeherstellung für Autotypien, später dann im Flachdruck als Photolithographie (um 1910), bis 1950 noch in Kombination mit der Chromolithographie. Korrekturen waren nun weitaus einfacher durchzuführen. In der Autotypie durch Ätzen des Punktes auf dem Klischee, in der FotolithograFachhefte grafische Industrie 6.2011 Geschichte Alois Senefelder – seine Bedeutung für die Druck- und Medientechnik wurden Offset-Rasterfilme gravurtechnisch «entrastert» auf den Druckzylinder übertragen. Die Herstellung der Druckformen nimmt schliesslich für den Offsetdruck die Druckplattenkopie und im Tiefdruck wie dargestellt die Zylinderherstellung vor. Während im Buchdruck die Druckelemente am Druckstock (Klischee) auch direkt korrigiert werden konnten, war und ist das bei der Herstellung der Druckzylinder im Tiefdruck nur bedingt und bei der Offsetplatte nicht möglich. Was bleibt? – über Apple zur Medientechnik Text und Bild entstanden seit jeher in getrennter Herstellung. Erst durch Bild- und Schriftlithographie kam ein gemeinsamer Herstellungsweg auf. Die elektronische, wie die digitale Technik heute ermöglichen die gemeinsame Verarbeitung von Text und Bild im Computer. Die Medientechnik heute hat ihre Vorläufer in der elektronischen Reproduktion und Satztechnik sowie der Entwicklung der PC-Technologie (u.a. Apple/ Mac 1980). Um das alles digital und automatisiert herstellen zu können, entwickelten sich z.B. Druck-Kontrollsysteme (mittels spezieller Rasterelemente), Farbstandards (Euroskala/Druck), Colormanagement-Systeme usw. Abb. 4: Retuschesaal um 1960 in Bern. Bildnachweis: Ernst Born, Basel phie durch Abschwächen / Ätzen der Punkte auf dem Repro-Filmmaterial. Zur fotomechanischen Reproduktion Die Fotografie wurde durch Daguerres Patent 1839 bekannt, aber erst ca. 10 Jahre später in der Reproduktionstechnik für Halbtonaufnahmen verwendet. Zwei Jahre danach entwickelte Archer das JodsilberKollodium-Verfahren und 1861 verhalf Maxwells Filtertechnik zu besseren Farbauszügen. Diese Halbtonaufnahmen hatten viele Mängel in der Zeichnung- und Einzelfarbentrennung gegenüber der Vorlage. Maskierverfahren, die diese Mängel korrigieren halfen, kamen erst im 20. Jahrhundert nach und nach auf. So lässt sich der grosse Retuscheaufwand bis in die Zeit um 1950 erklären (Abb. 4) Mit Dr. Ing. Rud. Hell zur elektronischen Reproduktion Ab 1951 kam die elektronische Reproduktion auf. Zuerst durch die Hell-Klischee-Graviermaschine «Klischograf». Im Hell-Scanner wurden ab 1963 die Farbauszüge bezüglich Farbtrennung und Tonwertgenauigkeit einschliesslich Aufrasterung hergestellt. Der manuelle Retuscheaufwand sinkt. Das gilt für die Klischeeherstellung und ebenso für die Offset- und Tiefdruck-Reproduktionen. Besonderheiten gibt es bei der Rasterung für die Tiefdruckform. Die Übertragung des auskorrigierten Halbtonrepros auf den Zylinder erfolgte bis in die 1960er-Jahre mittels Ätzung. Man kopierte die Montage der Positivfilme mit Bild und Text auf ein gleichmässig vorgerastertes Pigmentpapier und übertrug das dann auf die Kupferschicht des So bleibt uns in der Medien- und Drucktechnik die gesamte Erfahrung seit Senefelder, besonders die fotografische Farbtren175 Jahre Flachdruck – die Briefmarke von 1972 zu nung, die gesamte Retuschemethodik. Das Ehren des Erfinders. alles verpackt in Software. Am deutlichsten entdecken wir Senefelder noch, wenn eine Bildkopie nur mittels Rasterung (Punkten) Zylinders. Durch Ätzung entstanden im kopierbar ist. Die grossen Zeitdifferenzen Druckzylinder die Rasternäpfchen-Punkte. zwischen Erfindung / Patentanmeldung und Ab 1962 kam dann durch die Hell-Helio- praktischer Nutzung zeigen, dass EntwickKlischografen die elektronische Gravur lungen nicht nur über ein neues Verfahren, der Näpfchen auf. Um 1980 nutzte man sondern vor allem über deren praktische übergangsweise das OT-Verfahren, hierbei Anwendbarkeit bewertet werden müssen. Das ging der elektronischen Bildverarbeitung nicht anders als den SoftwareentwickHanns-Peter lungen heute. Schöbel,1936, Gelernter Chromo-/ Fotolithograph (Meister), stud. Werbewirtschaft, bis 1985 Geschäftsführer/Gesellschafter der EKG Elektron Klischee GmbH, Stuttgart, danach Ressortleiter Vorstufentechnik der Burda Druckereien. Fachautor, Vorsitzender Reprotechnik nationaler und internationaler Verbände der Druckindustrie, zuletzt Unternehmensberatung Druckvorstufe / Projektleitung. Derzeit tätig in der Medienforschung und Mitglied im IADM (Internationaler Arbeitskreis Druck + Medien.) 11 Wenn man aber dem Bilderdruck eine kulturpolitisch ähnliche, wichtige Bedeutung zuordnen würde, wie dem Text, er- gibt sich aus den dargestellten Zusammenhängen, besonders jedoch durch die Erfindungen Senefelders und deren Weiterentwicklung, dass wir diesen Erfindern eine deutlich höhere Aufmerksamkeit zukommen lassen sollten, als das derzeit der Fall ist. [email protected] Fachhefte grafische Industrie 6.2011 LGB/GFZ Studienreise nach Verona Kurt Diriwächter, Bottenwil Die Vereinigung der Lehrpersonen grafischer Berufe und das Grafische Forum Zürich führten vom 12. bis 15. Oktober eine gemeinsame Studienreise nach Verona durch. 23 Reiselustige starteten am Mittwochmorgen zur Busfahrt in die norditalienische Stadt, welche vor allem durch die Opernaufführungen in der weltbekannten Arena bekannt ist. Nach einer sehr informativen Stadtbesichtigung rundete ein ausgezeichnetes Nachtessen den Anreisetag ab. Am Donnerstagmorgen stand ein erster Höhepunkt auf dem Programm, der Besuch der Scuola grafica cartaria «SAN ZENO» in Verona. Der Direktor der Schule, Tiziano Zanotti, zeigte den Gästen aus der Schweiz die Eigenheiten der Berufsbildung in Italien auf. In der Schule werden in drei Grundbildungsjahren sowohl praktische wie theoretische Berufskenntnisse vermittelt. Nach Abschluss der Grundbildung ist es möglich am gleichen Institut verschiedene Stufen der Weiterbildung, bis zum Masterabschluss zu absolvieren. Auf einem Rundgang durch die Schule konnten sich die Besucher ein Bild der recht guten technischen Einrichtungen im Prepress- wie im Druckbereich machen. Am Nachmittag stand der Besuch bei der Agentur «4 FLYING» an. Dieses Unternehmen produziert vor allem Kataloge für grosse Versandhäuser. Es hat sich auf das datenbankgestützte Produzieren von fertigen Katalogen sowohl für den Print- wie den Webbereich spezialisiert. Absolut verblüffend war der Umstand, dass die Produkte über ein praktisch weltweites Netzwerk total dezentral produziert werden. Etwas traditioneller ging es beim anschliessenden Besuch in der gut eingerichteten Druckerei «SIZ» zu. In diesem Unternehmen konnten sich die LGB- und GFZ-Mitglieder eine italienische Druckerei anschauen, welche eine sehr breite Angebotspalette, sowohl im Print- wie auch im Dienstleistungsbereich hat. Einige Reiseteilnehmer schnupperten am Donnerstag statt Druckereiluft, lieber Meeresluft in Venedig. Sie genossen in der Lagunenstadt ebenso das herrliche Wetter, welches uns während der ganzen Reise verwöhnte. Der Freitagmorgen führte die Besucher dann in die Papierfabrik «Fedrigoni». Im Werk Verona, in dem rund 270 Personen arbeiten, werden vor allem hochwertige Kreativpapiere hergestellt. Auf einem sehr interessanten Rundgang konnte man sich einmal eine etwas andere Art der Papierherstellung näher bringen lassen. Ripasso, Amarone, Passito, Begriffe die eigentlich nichts mit der Druckindustrie zu tun haben. Aber auf einer Studienreise ins Veneto gehört ein Abstecher auf ein Wein- 12 gut im Valpolicella natürlich dazu. Nach der Besichtigung der Kellerei der «Azienda Agricola Sergio Berzacola» konnte man sich bei der Degustation der edlen Tropfen ein Bild von der ausgezeichneten Qualität der Weine machen. Um die Köpfe wieder etwas zu lüften folgte anschliessend ein geführter Stadtrundgang durch Mantova. Eine charmante Führerin zeigte den Gästen die Sehenswürdigkeiten der geschichtsträchtigen Stadt. Bei der Rückfahrt in die Schweiz wurden rege die Eindrücke der vergangenen drei Tage ausgetauscht. Alle Teilnehmer der Reise zeigten sich von den Erkenntnissen und Eindrücken der verschiedenen Besichtigungen und Besuche sehr beeindruckt. Die Reise war für alle eine optimale Kombination von Weiterbildung und Erholung. Fachhefte grafische Industrie 6.2011 Drucktechnik Im Kampf gegen die Produkt- und Markenpiraterie Jürg Marti, Illnau Der Fälschungsschutz ist für die Druckindustrie ein Dauerbrenner. Dass sich die Produkt- und Markenpiraterie nicht zum Flächenbrand ausbreitet, dafür sorgen die Zulieferfirmen mit innovativen Technologien und Verfahren. Die manroland Swiss AG organisierte kürzlich einen Praxis-Dialog zum Thema. D ie Zahlen sind beängstigend: je nach Quelle wird der Anteil gefälschter Produkte am gesamten Welthandel auf 7 bis 10 Prozent geschätzt! Im Zeitraum zwischen 1999 und 2006 hat sich innerhalb der EU der durch Fälschungen erlittene wirtschaftliche Schaden von 250 auf 600 Milliarden Euro pro Jahr mehr als verdoppelt. Für das Jahr 2009 nennt das Deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung einen mit Fälschungen erzielten Umsatz von 650 Milliarden. Die in Geld gemessenen Verluste bewirken einen weit grösseren volkswirtschaftlichen Schaden: nach Angaben der EU sollen weltweit betrachtet aufgrund der Produkt- und Markenpiraterie jährlich rund 2 Millionen Arbeitsplätze verloren gehen. Für Produkt- und Markenfälscher sind Erzeugnisse aus der Spielzeugbranche, der Pharma-, Kosmetik- Tabak-, und Nahrungsmittelindustrie, der Elektronik- und Maschinenbauindustrie, der Luxusgüterbranche oder den verschiedenen Automotive-Segmenten besonders attraktiv. Auch im Vergleich zu anderen kriminellen Aktionsfeldern zahlt sich Produktpiraterie weit besser aus. So liegt (gemäss unbekannten Quellen) der ROI bei gefälschten Pharmaprodukten um Faktor 25 über jenem beim Handel mit Heroin, die Geldwäsche wird gar um Faktor 150 übertroffen. Sicherheit auf drei Ebenen Ein Weg, um Produkte und Marken wirksam vor Fälschungen zu schützen, führt über das Printmedium bzw. die Verpackung. Die Hersteller von Papieren, Pigmenten, Druckfarben und Lacken wie auch Entwickler von Prepress-Software und die Druckmaschinenbauer bieten dazu entsprechende Gesamt- oder Teilkonzepte. Im Zusammenhang mit Fälschungsschutz spricht man von drei unterschiedlich hohen Sicherheitsstufen. Sie lassen sich in einer dreigeteilten Pyramide darstellen. Die auf den unterschiedlichen Stufen transportierten Informationen richten sich an die Konsumenten, die Zollbehörden und den Handel, sowie an die Markeneigner. A Untere Sicherheitsstufe (Ebene mit Erkennungsmerkmalen für die Konsumenten) Diese Stufe enthält Merkmale, deren Wahrnehmung unmittelbar durch die menschlichen Sinne gesichert ist. Dazu zählen Holo- gramme, OVD-Elemente (Optical Variable Device), spezielle Prägeverfahren, thermochrome Lacke und Farben oder magnetische Pigmente. Projekt O-Pur. Das System beruht auf einer 2D-Datamatrix und nutzt die Tatsache, wonach die Bilder an sich identischer Muster im Offsetdruckprozess durch Einflussfaktoren wie die Farbspaltung zwiB Mittlere Sicherheitsstufe schen Druckplatte, Gummituch und Be(Ebene mit Erkennungsmerkmalen für die druckstoff, die unterschiedlichen Papier Zollbehörden und den Handel) faserstrukturen, Unregelmässigkeiten beim Auf der mittleren Sicherheitsstufe finden Farb-/Feuchtwasserauftrag und anderer PaMerkmale Verwendung, zu deren Sichtbar- rameter minimal voneinander abweichen. machung einfachere Hilfsmittel wie Lupen, Die von ihrem Aufbau her eigentlich identiDecoderlinsen, UV- oder IR-Lichtquellen sche 2D-Matrix stellt demnach für jeden usw. erforderlich sind. In diese Kategorie einzelnen Nutzen innerhalb eines Druckbofallen Mikroschriften, die sogenannten gens einen eindeutig identifizierbaren FinM-Icons (Umwandlung von Rasterpunkten gerabdruck dar. in Mikroschrift, Grafik, Logos usw.), oder In der Praxis findet dieses Phänomen insInvisible Constant Information (ICI). Bei besondere in der Faltschachtelherstellung letzteren, auch Hidden Image genannt, han- Anwendung, indem sich jedes Exemplar delt es sich um 2D- und 3D-Bilder, die nach einem festgelegten Algorithmus in einen Raster integriert sind und nur mittels einer exakt zum verschlüsselten Bild passenden und gegen ein Zertifikat abgegebene Decoderlinse sichtbar werden. Eine Variante ist das Twin-ICI mit kombinierter Anwendung eines Öldruck- und Wasserlacks. Die Entschlüsselung der Invisible Constant Information erfordert hier neben der Decoderlinse zusätzlich eine UV-Lichtquelle. Das ICI-Verfahren bietet die Möglichkeit, verschiedene Winkellagen der Decoderlinse mit bis zu vier unterschiedlichen Bildern zu verknüpfen. C Oberste Sicherheitsstufe (Ebene mit Erkennungsmerkmalen für die Markeneigner) Auf der höchsten Sicherheitsstufe liegen jene Sicherheitsmerkmale, die nur mit Spezialhilfsmitteln wie Laserprojektionsgeräten, Mikroskopen oder Labortechnik sichtbar werden. Zu dieser Gruppe gehören unter anderem die D-ICI (Digital Invisible Constant Information). Analog zur ICI-Technologie beinhalten sie versteckte Information, die erst in Kombination mit dem passenden Decoder sichtbar wird. Zusätzlich enthält ein D-ICI digital verschlüsselte Information, für deren Entschlüsselung wiederum spezielle Lesegeräte vorausgesetzt sind. Fingerabdruck für Druckerzeugnisse Einen interessanten Ansatz für den effektiven Fälschungsschutz auf der obersten Sicherheitsstufe verfolgt manroland mit dem 13 Prävag – mehr als nur ein flüchtiger Eindruck! Prägefoliendruck Hologramm-Prägedruck Etikettenprägedruck Blindprägedruck PRÄVAG AG Prägedruck + Veredelung AG Sägestrasse 73 • Postfach • CH-3098 Köniz-Bern Tel. +41 31 972 33 88 • Fax +41 31 972 12 14 www.praevag.ch Fachhefte grafische Industrie 6.2011 Drucktechnik Im Kampf gegen die Produkt- und Markenpiraterie über die 2D-Matrix eindeutig identifizieren lässt. Dazu kann der Code in der Faltschachtelklebemaschine über eine Kamera erfasst und mit seinem individuellen Schlüssel versehen werden, der wiederum in einer Datenbank hinterlegt wird. Mittels Scanner oder USB-Kamera kann eine beliebige 2DMatrix erfasst und mit der Datenbank abgeglichen werden. Meldet die Datenbank die Existenz des Musters, kann auf die Echtheit einer Probe geschlossen werden. Korrespondiert ein eingelesenes Muster mit keinem Datensatz, ist es nicht Teil einer offiziell registrierten Serie (siehe Abbildungen 1a und 1b). O-Pur ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen mehreren Partnerfirmen. Neben manroland sind Pepperl+Fuchs (elektronische Sensoren und Komponenten), der Etikettenproduzent Gewa, Epyxs (Markenschutz), Eins (Entwicklung Interaktiver Software), das Fraunhofer Institut und die Hochschule Mannheim beteiligt. Betreut und gefördert wird das O-Pur-Projekt vom Karlsruher Institut für Technologie und dem Deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung. Interferenz und andere Phänomene In ihrem Markenschutzkonzept arbeitet die Firma Merck mit sogenannten Taggants (Marker). Sie dienen der Herstellung von Druckfarben für Sicherheitselemente, deren besondere Charakteristik nach dem Druckprozess dem menschlichen Auge verborgen bleibt. Die Sicherheitspigmente wandeln elektromagnetische Strahlung im Infrarotbereich in sichtbares Licht um (siehe Abbildungen 4a und 4b). Diese Eigenschaft erlaubt es, ein Druckprodukt mittels eines Infrarot-Lasers auf seine Authentizität zu überprüfen. Nicht in jedem Fall sind bei den Sicherheitspigmenten für das Erkennen des Effekts technische Hilfsmittel notwendig. Bei den sogenannten Color-Shift-Pigmenten führen die unterschiedlichen Lichteinfallswinkel zu Interferenz- und Farbwechseleffekten, die es erlauben, ein echtes Produkt vom Plagiat mit blossem Auge schnell und sicher zu unterscheiden. Abb. 1a: Das O-Pur-Prinzip: Die Illustration zeigt den digitalen Datenbestand einer 2D-Datamatrix (oben) sowie drei davon im Bogenoffsetprozess erstellte Druckbilder. Aufgrund der deutlich erkennbaren Unterschiede bilden die drei Bilder jeweils einen eindeutig identifizierbaren Fingerabdruck. Während des Produktionsprozesses (z.B. Faltschachtelproduktion) wird jedes Muster über eine Kamera erfasst und mathemtatisch verschlüsselt. Dieser Schlüssel wird, mit der Datamatrix fest verknüpft, in einer Datenbank hinterlegt. Abb. 1 b: Zur Verifizierung wird eine 2D-Datamatrix mit einem Scanner (Bedingung ist eine Auflösung von 2400 dpi) oder Kamera erfasst, als .png, .jpg. oder .tif gespeichert und in die Datenbank eingelesen. Wird im Datenbestand eine Übereinstimmung gefunden, gibt das System eine positive Meldung zurück (links). Fehlt die Übereinstimmung, quittiert das System dies mit einer Error-Meldung (rechts). Reverse Technology und beschreibt das Gravurverfahren) mit einer Auflösung von Magnetpigmente in Lacken 80 Linien pro Zentimeter und einem hohen Im Rahmen eines gemeinsamen Projekts Schöpfvolumen von 24 g/cm2 aufgetragen. haben manroland und Merck ein ferromag- Im zweiten Lackierwerk folgt die gezielte netisches Lacksystem entwickelt. In einem Ausrichtung der Pigmente über eine magneUV-Lack sind Effektpigmente gebunden, die tische Druckform mit anschliessender Fixiesich über Magnetfelder gezielt ausrichten rung unter Einwirkung von UV-Strahlung. lassen. Im Ergebnis führt dieses Verfahren zu Druckbildern mit dreidimensionaler An- Die Sicht des Praktikers mutung. Alexander Dort, Mitinhaber der Agentur Für die Anwendung des ferromagneti- Dort & Schmitt in Saarbrücken, skizzierte im schen Lacksystems ist eine Offsetmaschine Abschlussreferat, welche Voraussetzungen mit doppeltem Lackierwerk vorausgesetzt. für das erfolgreiche Umsetzen der reprodukIm ersten Lackierwerk wird der Lack über tionstechnischen Massnahmen für den Fäleine ART-Rasterwalze (ART steht für Anilox schungsschutz zu erfüllen sind. 14 Der Schutz vor Produkt- und Markenfälschungen bleibt für die Markeneigner, die Zulieferindustrie und die Druckdienstleister bzw. Verpackungsproduzenten eine konstante Herausforderung. Kunden, Konzepter, Gestalter und Techniker kommen nicht umhin, in enger Zusammenarbeit Lösungen zu entwickeln und Machbarkeiten gewissenhaft abzuklären. Der Zwang zur laufenden Weiterentwicklung und die damit einhergehenden immerwährenden Änderungen der Sicherheitsmerkmale laufen der Forderung in der Druckindustrie nach einer weitgreifenden Prozessstandardisierung zuwider. Zudem ist heute kein Proofsystem in der Lage, die Fachhefte grafische Industrie 6.2011 Drucktechnik Im Kampf gegen die Produkt- und Markenpiraterie Abb. 2: Bei einem ICI, auch Hidden Image genannt, handelt es sich um ein 2Dund 3D-Bild, das nach einem festgelegten Algorithmus in einen Raster integriert ist und nur mittels einer exakt zum verschlüsselten Bild passenden Decoderlinse sichtbar wird. zahlreichen verfügbaren Sicherheitssysteme zu simulieren, was wiederum heisst, dass für das Erstellen eines Prüfdrucks zur Auftragsfreigabe durch den Kunden nur ein Andruck auf der Produktionsmaschine in Frage kommt. Für die Qualitätsüberwachung während des Fortdrucks genügt es nicht, sich auf gängige Parameter wie Passer, Farbführung usw. zu konzentrieren. Die Überwachung des Prozesses wird komplexer und setzt die geeigneten Prüfmittel am Leitstand und eine weitergehende Ausbildung des Drucktechnologen voraus. Abb. 3: Beim Twin-ICI kommen neben dem im Raster integrierten Muster ein Öldruck- und Dispersionslack zur Anwendung. Die Entschlüsselung der Invisible Constant Information erfordert hier neben der Decoderlinse zusätzlich eine UV-Lichtquelle. Abb. 4a: Spezielle Pigmente, sogenannte Taggants wandeln elektromagnetische Strahlung im Infrarotbereich in sichtbares Licht um. Der grüne Punkt Bemerkenswert war Alexander Dorts Feststellung, wonach ein Produkt durch das Aufbringen von Sicherheitsmerkmalen auf die Faltschachtel überhaupt nicht geschützt ist. Denn für Fälscher ist es ein Leichtes, Medikamente ohne Verpackung in einem Entwicklungsland abzusetzen und die gefälschten Produkte in der Originalverpackung auf dem Heimmarkt zu verkaufen. Demnach ist bei Verpackungen eine Versiegelung gefordert, die beim Öffnen eine irreversible Zerstörung der Verpackung bewirkt. weist darauf hin, dass an dieser Stelle Druckfarben mit dem Sicherheitspigment eingesetzt worden ist. Abb. 4b: Wo die Sicherheitspigmente fehlen, kann die Infrarot-Strahlung nicht in sichtbares Licht umgewandelt werden. Der Magentapunkt ergibt sich aus der Mischung des roten Lasers mit der blau bedruckten Oberfläche. Abb. 5: In UV-Lack gebundene ferromagnetische Pigmente Der entscheidende Schritt voraus Der durch die Produkt- und Markenfälschung weltweit verursachte volkswirtschaftliche Schaden ist enorm. Besonders besorgniserregend ist, dass pharmazeutische Produkte, Spielsachen sowie Ersatzteile für die Automobil- und Flugzeugindustrie von der Piraterie nicht ausgenommen sind. Fälscher nehmen damit die Gefährdung von Menschenleben wissentlich in Kauf. Markeneigner, die Druckindustrie und deren Zulieferer investieren viele Ressourcen in innovative Verfahren für den effektiven Schutz gegenüber Fälschungen. Es wird kaum je gelingen, Produkte mit absoluter Sicherheit vor einer Fälschung zu schützen. Ziel muss es sein, mit immer raffinierteren Methoden die Hürden so hoch anzusetzen, dass die Herstellung von Plagiaten wirtschaftlich uninteressant wird und die Hersteller dank neuer Erkenntnisse den Fälschern immer den entscheidenden Schritt voraus sind. ermöglichen die drucktechnische Wiedergabe von Bildern mit dreidimensionaler www.manroland.ch Anmutung. 15 Fachhefte grafische Industrie 6.2011 Sehen lernen Das «Normale» einmal hinter sich lassen Ralf Turtschi, Adliswil Während in der Polygrafenausbildung die richtige reprotechnische Bildaufbereitung gelehrt wird, steht hier die gestalterische Bildaufbereitung im Vordergrund. W ie in den letzten Ausgabe berichtet, ist unser Auge-Hirnsystem in der Lage zu abstrahieren, aus ein paar Linien und Flächen ein Bild zu zaubern, indem es die Linien und Flächen mit gespeicherten Bildern im Hirn vergleicht. Dies funktioniert viel perfekter als es z. B. die in iPhoto angewendete Software für die Gesichtserkennung kann. Der gute Karikaturist charakterisiert eine Persönlichkeit ohne weiteres mit ein paar wenigen Strichen. Wenn wir es ihm nachtun, stellt sich die Frage, wie man Bilder abstrahieren oder verändern kann, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Bei Auftragsarbeiten sind die Grenzen natürlich enger gesteckt als bei eigenen Gestaltungsentwürfen. Bei gestalterische Kreativität kommt das «Schubladenprinzip» zur Anwendung. Das Hirn besteht aus vielen Schubladen, die alle eine einzige Idee enthalten. Je mehr solche Schubladen mit einem Inhalt gefüllt sind, desto eher kann der Inhaber die Schubladen aufziehen und die Idee abrufen. Es gilt also, im langen Gestalterleben solche Ideen zu speichern und für spätere Zwecke aufzubehalten. Bezüglich Bildgestaltung gibt es in dieser Metapher fünf «Hauptschubladen», die mit kleineren Schubladnenfächern ausgefüllt werden: Sie beinhalten die Themen – Inhalt (CMYK, Duplex, Rasterung, Schärfe, Kontrast, Deckkraft, Filtertechnik, usw.) – Form (eckig, rund, oval, polygon, abgekantet, freigestellt, usw.) Inhalt Form Betonung Position – Begrenzung (weiche Kante, Linienrahmen, gekritzelt, Schatten, usw.) – Betonung (Ausschnitt, Fernglaseffekt, aufhellen, zudunkeln, Linien, Pfeile usw.) – Position des Bildes im Layout (oben, unten, links, rechts, Grösse, Anschnitt, gewinkelt, perspektivisch, ausgerichtet, usw.) Verfolgen wir anhand eines Porträts einmal den Gestaltungsprozess, so stellen wir fest, dass die überwiegende Mehrheit aller Bilder in 08.15-Manier gestaltet sind, nämlich rechteckig in der Art eines Passbildes. Wer Bilder in Photoshop ordentlich aufbereitet und in InDesign oder XPress platziert, macht nichts anderes als all die andern auch. Wer jedoch 08.16 oder 08.17 gestalten möchte, der muss sich fragen: Welche Möglichkeit habe ich, ein Porträt attraktiv und kreativ aufzubereiten? Die Schublade «Inhalt» gibt folgende Möglichkeiten aus: Ich kann den Ausschnitt interessanter gestalten, zum Beispiel das Bild härter beschneiden und das Bild monochrom ausgeben. In der Schublade «Form» liegen die Antworten: viereckig, oval, mit abgerundeten oder angeschrägten Ecken, sternförmig, freigestellt usw. Die Schublade «Begrenzung» eröffnet zum Beispiel eine abgesoftete Bildkante oder eine Maske, in die das Bild eingefügt wird. In der Schublade «Bildbetonung» liegt beispielsweise die Lösung, das Gesicht mit Ecken hervorzuheben, oder Teile des Bildes zurückzusoften. In der Schublade «Position» liegen: gerade, gewinkelt oder perspektivisch. Auf diese Weise kann man sich jederzeit fragen, was man mit der und der Situation anfangen kann, um nicht nur das Notwendigste zu Begrenzung viereckig Maske abgerundete Ecken freie Form rund oval sternförmig weiche Kante Welche Kreativität zum Einsatz gelangt, ist eine Frage des Repertoires, wenn der Zeit- Buchstaben und/oder Budgetfaktor abgezogen wird. Figur Punkte Schraffur Das Schubladenprinzip in der Bildgestaltung. 16 1 Fachhefte grafische Industrie 6.2011 Sehen lernen Das «Normale» einmal hinter sich lassen Mit wenigen Strichen ist in Illustrator eine Zeichnung erstellt, Mit dem Photoshop-Zeichenfilter «Rasterungseffekt» wird ein Grobraster erstellt, die die nicht genau, sondern charakteristisch ist. Einstellungen «Grösse» und «Kontrast» bilden die Parameter des Effektes. Der Hintergrund wird mit einer normalen Auswahl markiert und ausgeschnitten. Dieses Photoshopbild kann nun in InDesign oder Illustrator hinterlegt werden. tun. Natürlich ist damit nicht gemeint, dass man nun alle Kreativitätsschubladen auf einmal über einem Bild ausleeren muss. Das Beispiel hier zeigt die mögliche Kreativität anhand einer Einladungskarte für eine Geburtstagsparty. Das Glückskind entwickelt auf der gedruckten Karte ein ganz andere Wirkung, als wenn man das Bild in gewöhnlicher Manier abgebildet hätte. Frei nach dem Künstler Roy Lichtenstein wird hier das Porträt so aufbereitet, dass die Wirkung nicht ausbleiben wird. Die Technik (mit Photoshop, Illustrator und InDesign) ist nicht schwierig, sodass sie auch Lernenden, sogar Schupperlehrlingen zugemutet werden kann. Die Freiheit in der Abstraktion, in der Färbung und in der Strichführung schult das Auge fürs Wesentliche. 17 2 Fachhefte grafische Industrie 6.2011 Adobe InDesign CS5 / CS5.5 Zwei neue Werkzeuge. Irritierend? Oder nützlich? Hans Häsler, Lausanne So neu sind diese beiden Werkzeuge auch wieder nicht, wurde doch schon InDesign CS5 damit ausgestattet. Doch wer erst jetzt das Upgrade auf CS5 oder CS5.5 macht, wird sie bald entdecken. Und irritiert versuchen, sie zu entfernen. Es sei denn, man probiert sie aus und sagt sich, dass sie ja ganz nützlich sind. E Musterseitenüberlagerung anzeigen Wenn diese Checkbox aktiviert ist, dann erscheint ein farbiger Rahmen, welcher die Position der Musterseite anzeigt (Abb. 4). Durch Verschieben dieses Rahmens können Musterseiten-Elemente auf der neuen Oberfläche positioniert werden. Ist aber nur bedingt brauchbar, weil sich die Rahmen nicht einzeln verschieben lassen. s ist nicht ganz klar, weshalb die Entwickler für das Ändern der Seitengrösse ein Werkzeug geschaffen haben, welches dann über das Kontrollbedienfeld wirkt. Es wäre doch logischer gewesen, einen Dialog zusammenzubauen, der über einen Menü artikel aufgerufen wird. Das Seitenwerkzeug Wenn dieses neue Werkzeug ausgewählt ist (Abb. 1) und man damit auf eine Seite geklickt hat, wird sie mit der System-Auswahlfarbe eingefärbt (Abb. 3). Das Aussehen des Steuerungsbedienfelds ändert sich (Abb. 2). Die Textfelder « B » und « H » zeigen die aktuelle Breite und Höhe der Seite. Diese Werte können wie gewünscht geändert werden. Vertikales Verschieben Durch Eingeben eines Wertes im Y-Feld wird die veränderte Seite vertikal verschoben. Allerdings wird der Wert sofort wieder auf Null gesetzt. Beim späterem Zurück setzen muss eventuell versucht werden, den Versatzwert herauszufinden. Abb.1: Die beiden neuen Werkzeuge («Lücke» und «Seite»), welche ab InDesign CS5 verblüffende Aktionen ermöglichen. Abb. 2 : Das Seitenwerkzeug auswählen und auf eine Seite klicken. Dann zeigt das Steuerungsbedienfeld das Format der ausgewählten Seite an. Die Werte für Breite und Höhe können in den entsprechenden Feldern geändert werden. Es sei denn, man wählt eines der Formate des lokalen Menüs. Eine andere Möglichkeit : Im lokalen Menü einen der fixen Artikel wählen (z. B. «A5 »). Durch Klick auf das Symbol « Querformat » werden Breite und Höhe ausgetauscht. Detail-Einstellungen Durch Auswählen der Checkboxen « Layout anpassung aktivieren » und « Objekte werden mit Seite verschoben » werden bereits vorhandene Rahmen an die neue Oberfläche angepasst (Abb. 5c). Auf diese automatische Anpassung wird man bei komplexen Rahmenanordnungen verzichten und das Verändern der Grösse manuell vornehmen. Eventuell durch Auswählen aller Rahmen und das Ändern der Abmessungen. a Abb. 3 : Für die Seite rechts ist das Format A5 ein- Abb. 4 : « Musterseitenüberlagerungen anzeigen » ist gestellt worden. Durch einen Klick auf « Querformat » aktiviert. Durch Verschieben des Rechtecks können können Breite und Höhe ausgetauscht werden. Musterseiten-Elemente positioniert werden. b c Abb. 5 : a) die rechte Seite soll verkleinert werden ; b) das Format wurde auf A5 geändert, die beiden Rahmen blieben unverändert ; c) vor dem Ändern der Seitengrösse wurden die Checkboxen « Layoutanpassung aktivieren » und « Objekte werden mit Seite verschoben » aktiviert und somit wurden die Rahmen angepasst. 18 Fachhefte grafische Industrie 6.2011 Adobe InDesign CS5 / CS5.5 Zwei neue Werkzeuge. Irritierend? Oder nützlich? a b Abb. 6 : a) Das Lückenwerkzeug in den freien Raum zwischen den Rahmen bewegen. Es erkennt die zu erhaltende Lücke, färbt sie grau ein und wird mit Pfeilen ergänzt ; b) das Werkzeug bei gedrückter Maustaste vertikal bewegen. Die Rahmen ändern ihre Grösse, aber der Abstand dazwischen bleibt wie er zu Beginn war. Das Lückenwerkzeug ... ... scheint beim ersten Gebrauch irreführend benannt zu sein. Es dient nicht dazu, eine Lücke zu bearbeiten, sondern um den Abstand zwischen benachbarten Rahmen zu erhalten. Es ist die Breite (oder die Höhe) der Rahmen, welche verändert wird. Aber wenn man die Befehlstaste drückt, wird auch der Abstand grösser oder kleiner. Und die Rahmenabmessungen ändern sich spiegelbildlich. Doch der Reihe nach ... Sobald dieses Werkzeug ausgewählt ist, wird jede Auswahl aufgehoben. Der Maus- zeiger verwandelt sich zunächst in einen diagonal durchgestrichenen Kreis, denn das Lückenwerkzeug erscheint erst, wenn sich der Mauszeiger zwischen zwei Rahmen (oder zwischen dem Seitenrand und einem Rahmen) befindet. Und dann geschieht Verblüffendes : Das Werkzeug erkennt die benachbarten Rahmen. Es können auch mehrere sein, welche dieselbe Position aufweisen. Die erkannte « Lücke » wird grau eingefärbt (Abb. 6a). Je nach Breite der Abstandes wird das Werkzeug mit Pfeilen ergänzt. Das Lückenwerkzeug im Einsatz Nun die Maustaste niederdrücken und den Zeiger in der Richtung der Pfeile nach oben (oder unten) oder nach links (oder rechts) bewegen. Die einen Rahmen werden kleiner, die anderen grösser. Doch die Distanz dazwischen bleibt unverändert (Abb. 6b). Wenn sich Rahmen auf der linken und auf der rechten Seite befinden, dann wird nur die Lücke bis in den Bund erkannt (Abb. 7). Aber wenn Rahmen der linken Seite auf die rechte hinüberragen, dann funktioniert das Lückenwerkzeug auch über den Bund hinweg (Abb. 8). Neuer Versuch : Die Befehlstaste gedrückt halten. Nun wird auch der Abstand geändert und die Rahmen um je den halben Wert. Eine Variante : Die Optionstaste niederhalten. Nun wird die ganze Gruppe verschoben. Aber man muss die Maustaste zuerst loslassen, damit die Rahmen nicht auf die ursprüngliche Grösse zurückschnappen. Fazit Die Praxis wird zeigen, ob diese neuen Werkzeuge wirklich eingesetzt werden. Leider ist das Werkzeug-Bedienfeld nicht mit der Option «Anpassen ...» versehen, die ermöglichen würde, nichtverwendete auszublenden. Einzige Lösung : nicht beachten. Abb.7 : Das Aufspüren der Lücke beschränkt sich auf die Objekte der Seite. Bundübergreifend geht nichts. Abb. 8 : Doch wenn sich Rahmen über den Bund erstrecken, dann funktioniert das Lückenwerkzeug auch auf dem Druckbogen. 19 Fachhefte grafische Industrie 6.2011 Adobe InDesign CS5 / CS5.5 Rahmenraster – einfach beim Aufziehen erzeugen Hans Häsler, Lausanne Einen Rahmen während des Aufziehens unterteilen : Mit dieser verblüffenden Option wurde InDesign CS5 ausgestattet. Klar, dass man so was nicht ständig braucht. Aber es lohnt sich, dies mal probehalber anzuwenden. Dann hat man diese Möglichkeit eher präsent, wenn ein Rahmenraster erzeugt werden muss. B is und mit InDesign CS4 musste zum Generieren eines Rasters aus Rahmen nach der klassischen – und sehr umständlichen – Methode vorgegangen werden : Einen Rahmen so aufziehen, dass er die Fläche des geplanten Rasters abdeckt. Horizontal und vertikal die Werte der Zwischenräume zusammenzählen, das Total in der Steuerungspalette von den entsprechenden Werten abziehen. Die restliche Breite durch die Anzahl Spalten teilen und die Höhe durch die Anzahl Reihen. Schliesslich mit « Duplizieren und versetzt einfügen » das Rechteck multiplizieren ... Abb. 1: Den Artikel « Stege und Spalten » des Menüs « Layout» wählen um den Dialog zu öffnen. Abb. 2 : Im Feld « Spaltenabstand » den gewünschten Die Vorbereitungen Mit CS5 ist das viel einfacher. Aber etwas Vorbereitung muss auch sein. Zuerst das Dokument erzeugen. Dann im Menü « Layout » den Artikel « Stege und Spalten ...» wählen (Abb. 1) und im gleichnamigen Dialog im Textfeld « Spaltenabstand » (Abb. 2) den Wert eingeben, welchen man im Raster zwischen den Spalten (und den Reihen) vorgesehen hat. Den Dialog schliessen. Den Raster erzeugen Je nach Art des Rasters das Textwerkzeug oder den Rechteckrahmen wählen, den Mauszeiger links oben positionieren, die Maustaste niederhalten und den Rahmen aufziehen. Die Taste nicht zu früh loslassen, sondern die Rastereinteilung vornehmen. Das kann während des Zeichnens geschehen : Die « Pfeiltaste nach rechts » antippen, um die Spalten zu erzeugen. Aber wirklich nur antippen. Sonst sind zehn Spalten da, ehe man sich’s versieht. Mit der « Pfeiltaste nach oben » werden die Reihen erzeugt (Abb. 3). Korrekturen Wenn eine Spalte zuviel entstanden ist, dann wird das leicht korrigiert : « Pfeiltaste nach links » reduziert die Anzahl Spalten und « Pfeiltaste nach unten » logischerweise die Anzahl Reihen. Bedingung ist, dass die Maustaste nicht losgelassen wurde. Sonst : Mit Klick auf eine freie Stelle der Seite die Auswahl aufheben, die letzte Spalte von Rahmen mit einem Auswahlrechteck markieren und entfernen. Dann die restlichen Rahmen auswählen und dank der umfassenden Begrenzung auf die gewünschte Breite ziehen. Wert eingeben. Zugleich Bilder laden Wenn man sich schon im klaren ist, welche Bilder in den Raster importiert werden sollen, dann kann dies gleichzeitig vorgenommen werden. Vor dem Erzeugen des Rahmen-Rasters den Platzieren-Dialog aufrufen, die Bilder auswählen (Abb. 4a), auf den Öffnen-Button klicken, der Cursor ist geladen (Abb. 4b) und wie zuvor beschrieben, den Rahmen aufziehen, zugleich mit den Pfeiltasten den Raster erzeugen, die Maustaste loslassen. Die Bilder sind geladen (Abb. 4c). Jetzt noch mit dem Kürzel + + + C die Rahmen proportional füllen und schliesslich mit + + E die Inhalte zentrieren. Abb. 3 : Den Rahmen von links oben nach rechts unten aufziehen. Den Mauszeiger nicht loslassen, sondern mit den Pfeiltasten die Rastereinteilung vornehmen. Bei jedem Antippen der Taste « Pfeil nach rechts » wird eine neue Spalte erscheinen. Für die Reihen die Taste « Pfeil nach oben » benutzen. a c b Abb. 4 : a) im Platzieren-Dialog die Bilder auswählen ; b) nach Klick auf Öffnen ist der Mauszeiger «geladen»; c) ein Rechteck zeichnen, mit den Pfeiltasten den Raster erzeugen und die Maustaste loslassen. 20 Fachhefte grafische Industrie 6.2011 Software Griff ins Portemonnaie. . . Christoph Hugenschmidt, Zürich Upgrades der Adobe-Software werden künftig nur noch von der jeweils zweitneuesten Version möglich sein. Mitglieder der «Adobe Creative Cloud» erhalten dafür alle Programme für 69.99 Dollar pro Monat. W er eine ältere Version von AdobeSoftware (Creative Suite 2, 3 oder 4) hat, muss sich beeilen. Denn nur noch bis Ende Jahr kann man zu vergünstigten Upgrade-Preisen Adobes Creative Suite auf den neuesten Stand bringen. Ab 2012 gelten diese Upgrade-Preise dann nur noch für den Wechsel der heute aktuellen Verson CS5 oder CS5.5 auf die künftige Version CS6. auch Cloud-Versionen – etwa von Adobe Touch – sowie Online-Speicher und Funktionen für die Zusammenarbeit in Gruppen. Wer also zum Beispiel ab 1. Januar 2012 seine teuer gekaufte Adobe Creative Suite 4 auf die neue Version bringen will, muss den vollen Preis bezahlen. Als kleines Zückerchen bietet Adobe bis Ende Jahr einen Rabatt von 20 Prozent für Upgrades auf CS5.5 an. Preis verdoppelt Die Verteuerung der weit verbreiteten Software ist massiv, wie ein einfaches Rechenbeispiel zeigt: Nehmen wir an, dass drei Grafik-Arbeitsplätze, mit der de-fakto-Standardsoftware von Adobe arbeiten. Diese drei Arbeitsplätze sind mit Creative Suite 3 für Windows ausgerüstet. Die Erneuerung auf die neue Version 5.5 würde als Upgrade 1694 Franken pro Arbeitsplatz kosten – man müsste also 5082 Franken investieren, um seine Software auf den neuesten Stand zu bringen. Die Vollversion derselben Grafik-Suite kostet heute 3247 Franken pro Arbeitsplatz. Bleibt der Preis für die Vollversion der künftigen CS6 gleich, so muss man also nächstes Jahr 9741 Franken ausgeben, da der Upgrade von Version 2, 3 oder 4 auf CS6 nicht mehr möglich ist. Adobe verdoppelt den Preis für alle, die nicht brav jede neue Version gekauft haben, also glatt. Adobe-Software im Abo Der US-Quasimonopolist im Grafik-Bereich begründet die faktische Preiserhöhung mit der Einführung eines neuen Mietmodells «im ersten Halbjahr 2012». Einzelpersonen werden mit dem neuen, erst vorläufig bekannten, Preismodell als «Mitglieder» der «Creative Cloud» die ganze Palette von Adobe-Produkten für 49,99 Dollar pro Monat nutzen können, für Firmen wird die Lösung auf 69,99 Dollar pro Monat zu stehen kommen. Das hier genannte Preismodell ist noch nicht ganz definitiv, wie ein Adobe-Sprecher auf Anfrage sagte. Der Umfang der so vermieteten Software ist gewaltig, bekommt man doch Photoshop, InDesign (Lay-Out), Illustrator (Gra- Kommentare zu diesem Artikel: Und richtig ärgerlich ist, dass Adobe von uns Schweizern nach wie vor fast doppelt soviel will, wie von den Amerikanern. Master Collection USA: CHF 2390.– ($2599) Master Collection CH: CHF 4372.– (Beides Mal die Vollversion zum Download für Windows) Das finde ich ehrlich gesagt nach wie vor eine Frechheit! Soviel wird die Übersetzung ins Deutsch nun also wirklich auch nicht kosten. Boris Macek / 17.11.2011 Teurer oder billiger? Mitglieder der «Creative Cloud» werden also sehr viel für relativ wenig Geld bekommen. In den meisten Fällen sehr viel mehr, als sie wirklich brauchen. Denn die allerwenigsten Kreativen arbeiten, um ein Beispiel zu nennen, sowohl an bewegten Inhalten für Android Smartphones wie auch an gedrucken Prospekten oder Katalogen. Für unsere drei Arbeitsplätze würden die drei Mitgliedschaften in der Adobe Cloud jährlich 2520 Dollar kosten – in drei Jahren wären dies also 7559 Dollar. Dies ist weniger als drei neue Versionen von Adobe CS 5.5 (für Windows) heute kosten, aber mehr als ein einfacher Upgrade von einer alten Version auf eine neue. Adobes neue Lizenzbestimmung, dass man ab Ende Jahr nur noch von der zweitjüngsten Version der Creative Suite auf die neueste zum Spezialpreis upgraden kann, entpuppt sich damit schlicht und ergreifend als Preiserhöhung. Ich weiss auch nicht, was die rauchen. Vielleicht hat sich auch ein Adobe-Hasser in die Chefetage geschlichen. Zuerst das Debakel ums iPad-Publishing mit einem unverschämten Preismodell, jetzt das. Übrigens ist nicht nur die eingedeutschte Version der Creative Suite bei uns viel teurer, sondern auch die englische Version. Der Download eines Updates kostet bei uns fast doppelt soviel wie in den USA. Patrick Schwertfeger / 22.11.2011 fik), Dreamweaver (Flash) bis zu Adobe Premiere und After Effects (Filmbearbeitung). Im Paket inbegriffen werden auch neue Adobe-Produkte sein, so etwa die Lösungen für die Produktion von Medien für Touchscreen («Touch Apps») und Adobe Edge für die Herstellung von bewegten Inhalten für HTML5-Browser. Zum Abo gehören klassische Desktop-Versionen der Software wie 21 inside-it.ch und inside-channels.ch versorgen die Schweizer Informations- und Kommunikations-Industrie und ihr Umfeld (Kunden, Partner, Involvierte) laufend mit aktuellen Nachrichten und Analysen. inside-it.ch und inside-channels.ch hinterfragen, recherchieren und sind kritisch gegenüber dem Marketing-Geschrei der «Grossen». www.inside-it.ch Fachhefte grafische Industrie 6.2011 Interview «Natürlich sind wir abhängig» Felix Dachsel, Berlin Die Presse ist käuflicher als wir denken, sagt der preisgekrönte Reporter Christoph Scheuring im Interview mit der sonntaz. Seine Lösung: Er produziert Magazine für Unternehmen. sonntaz: Herr Scheuring, Sie haben vor einigen Jahren behauptet, dass sich Verlage echten Journalismus bald nicht mehr leisten können. Ist es so weit? Christoph Scheuring: Da war ich ein bisschen voreilig, aber an dem Problem hat sich nichts geändert. Welches Problem meinen Sie? Das Problem, dass Journalismus eine Ware ist, mit der die Verlage Geld verdienen müssen. Journalismus ist heute nicht an erster Stelle der Aufklärung verpflichtet, sondern der Wirtschaftlichkeit. Beides geht nicht zusammen? Das ist genauso, wie wenn ich Margarine verkaufen will. Wenn den Leuten mein Produkt nicht mehr schmeckt, kaufen sie es nicht. Also muss ich die Rezeptur verändern. Wie geht das? Wenn die Menschen meine Nachrichten nicht lesen wollen, muss ich eben andere Nachrichten bringen, die sie lesen wollen. Deshalb steht selbst in seriösen Medien die Nachricht, dass Hape Kerkeling «Wetten, dass .. . ?» nicht moderiert, auf der ersten Seite. Wohlgemerkt: nicht moderiert. Und die Hungerkatastrophe in Somalia kommt gar nicht erst vor. Und das soll bei Medien, die von Unternehmen finanziert werden – dem sogenannten Corporate Publishing – besser sein? Nicht wirklich. Aber Corporate Publishing muss kein Geld verdienen. Es ist erst mal keine Ware. Aber es unterliegt einem Interesse. Sie haben recht. Aber mir fallen hundert Unternehmen ein, deren Interesse es sein könnte, sich mit gutem, sauberem Jour nalismus zu schmücken. Banken, Versicherungen, Unternehmensberater. Jetzt im Moment die Ratingagenturen. Oder Unternehmen wie Apple oder Google. In einer Publikation von Google gäbe es keine Geschichte über die Datenkrake Google. Genauso wenig wie in der «Bild» eine Geschichte über die Methoden der «Bild» steht. Oder im Spiegel etwas über die eigenen Recherchefehler. Dafür würde vielleicht in einer Google-Publikation eine Geschichte stehen über den Kampf der Netzaktivisten gegen die mexikanischen Drogenkartelle. Wie unabhängig waren Sie persönlich bei Ihrer Zusammenarbeit mit Unternehmen? Natürlich waren wir abhängig. Natürlich dient jede Publikation, die wir für eine Firma realisieren, dem Zweck, die Firma in einem besseren Licht erstrahlen zu lassen. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist: Je hochwertiger ein Produkt ist und je mehr sich ein Unternehmen seiner gesellschaftlichen Verantwortung stellt, desto wichtiger ist eine inhaltliche Kommunikation darüber. Je mehr ein Unternehmen durch solche Werte geprägt ist, desto mehr brauchen sie glaubwürdige journalistische Inhalte in der Firmenkommunikation. Das heisst, Sie simulieren den Eindruck von Unabhängigkeit? Korrekt. Aber dieser Eindruck wird überall simuliert, auch in den konventionellen Medien. Nehmen wir das Feuilleton. Da werden Bücher gelobt, weil ein alter Freund darum bittet oder weil der Redakteur selbst für diesen Verlag schreibt oder schreiben möchte oder weil er mit dem Regisseur befreundet ist und so weiter. Auch Bücher, Filme, CDs sind zuerst Produkte, die jemand verkaufen will. Und das Feuilleton ist ein verwobenes Dickicht von persönlichen Beziehungen und Interessen und in Wahrheit eine einzige riesige PR-Maschine. Vielleicht ein Einzelfall. Nein. Das Gleiche gilt für die Medienberichterstattung. Wir leben in einer Mediengesellschaft. Man müsste denken, dass es eine der wichtigsten und vornehmsten Aufgaben der Medien ist, anderen Medien auf die Finger zu schauen. Aber die Medien kommen in der Berichterstattung kaum vor. Mit weitreichenden Folgen. Christoph Scheuring, 1957, absolvierte die Henri-Nannen-Schule und arbeitete danach als Redakteur und Reporter für Stern, Tempo, Spiegel, Spiegel-Special, Bild und Welt am Sonntag. Ausserdem schrieb er für Geo, Zeit, Magazin der Süddeutschen Zeitung, Playboy, Merian und Max u. a. Heute ist er freier Autor und Geschäftsführer des Redaktionsbüros strich2. Scheuring gewann den Egon-ErwinKischpreis 1990 und 1991 und war 1992 für den Joseph-Roth-Preis Klagenfurt nominiert. 2007 gewann er den Züricher Journalistenpreis. 22 Klingt bedrohlich. Welche Folgen meinen Sie denn? So aufklärerisch das Image der meisten Verlage ist, so rückständig sind ihre inneren Strukturen. Ohne das jetzt statistisch im Einzelnen nachweisen zu können, würde ich behaupten, dass die Medien zu den Branchen gehören mit der niedrigsten Frauenquote in verantwortlichen Positionen. In den Verlagen herrschen ausserdem Hierarchien wie zu Kaiser Wilhelms Zeiten. Und das Verhalten gegenüber freien Autoren ähnelt oftmals dem Umgang mit bulgarischen Leiharbeitern. Bei identischer Bezahlung. Das alles ist möglich, weil kein Verlag die Missstände anderer Verlage anprangern würde. Auch das ist PR-Dickicht. Der Spiegel hat vor kurzem immerhin einen Titel über die «Bild» gemacht? Und das Geschrei danach war gross. Alle waren entrüstet. Haben Sie aktive Einflussnahme von Unternehmen auf Medien persönlich erlebt? Ich wurde einmal von einer PR-Agentur angesprochen, ob ich eine grosse Geschichte über ein Architekturbüro in AD oder Architektur und Wohnen platzieren könnte. Und? Ich habe noch nie Verbindung zu diesen Redaktionen gehabt. Aber es hätte ein «Honorar» von 25 000 Mark gegeben. Ich glaube allerdings, dass so etwas ein Einzelfall ist. Und dass nicht der einzelne Journalist das Problem ist. Das Problem liegt eher bei den Verlagen. Inwiefern? Verlage mit Publikationen, die sich eher durch das Anzeigengeschäft als durch den Einzelverkauf finanzieren, sind immer erpressbar und werden auch oft erpresst: «Wir schalten zwei Anzeigenseiten bei Ihnen, dafür erwarten wir einen zusätzlichen wohlwollenden redaktionellen Artikel im Blatt.» Viele Zeitschriften können es sich nicht leisten, da Nein zu sagen. Wer macht so etwas? Augenfällig ist es vor allem bei den People-, Frauen- und Style-Zeitschriften. Da wird eine Handcreme als «Innovation des Monats» gefeiert oder gewinnt den «PublikumsAward» oder ähnlichen Quatsch. Und ein paar Seiten weiter findet sich dann die doppelseitige Anzeige dazu. So dumm kann Fachhefte grafische Industrie 6.2011 Interview «Natürlich sind wir abhängig» taz-Panter-Stiftung – Vom Wort zur Tat Die taz-Panter-Stiftung fördert den kritischen Journalismus. Sie stellt sich in die Tradition der Tageszeitung, taz, die 1979 in radikaler Selbstverwaltung als Medium der Gegenöffentlichkeit begründet wurde und sich seit 1991 durch die demokratische Struktur einer Genossenschaft von der inneren Organisation anderer Medien unterscheidet. Die Stiftung propagiert und unterstützt daher Medien, die sich durch Gleichberechtigung der Geschlechter, durch flache Hierarchien und innere Freiheit auszeichnen. Die taz Panter Stiftung unterstützt Journalismus, der etablierte Denk- und Machtstrukturen in Frage stellt, der partizipatorische Veränderungen herbeiführen will; sie unterstützt Journalismus, der engagiert und fair Einfluss nimmt und der Partei ergreift, ohne sich in Propaganda zu ergehen. Die taz-Panter-Stiftung organisiert die Ausbildung von JournalistInnen, die ihre Arbeit reflektieren, sich gegen jede Funktionalisierung stellen und sich ethischen Grundsätzen verpflichtet sehen. Die taz Panter Stiftung fördert die mediale Integration von Individuen und Gruppen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Sie bahnt Vertretern von Minderheiten den Weg in die Medien, und sie unterstützt die öffentliche Artikulation von Anliegen, die in der Verhandlung des Üblichen chancenlos sind. Die Stiftung folgt der Überzeugung, dass alles, was offen artikuliert werden kann – Erfahrung, Hoffnung und Überlegung – zum realistischen und konstruktiven Umgang miteinander gehört und dass in der Offenlegung dessen, wer wir sind und sein wollen, der erste, notwendige Schritt zu einer freien und friedlichen Gesellschaft besteht. kein Journalist sein, dass er das freiwillig macht. eine neue Uhr schreiben sollst. Aber bitte schön nicht negativ. Und auch nur, wenn das Unternehmen den Flug und das Hotel finanziert. Gibt es Auftraggeber, für die Sie niemals arbeiten würden? Ja. Waffenhersteller, Schlecker, Lidl, Atomkraftwerke, die FDP, Wiesenhof-Hähnchen, Biogas-Anlagen. Ich fürchte, die Liste wird ziemlich lang. Verlage fordern ihre Journalisten auf, PR zu machen? Natürlich. Und ganz perfide ist dabei, dass diese Verlage dann ein Redaktionsstatut haben, das den einzelnen Redakteuren genau dieses verbietet. Auf der einen Seite wird die strikte Trennung von Redaktion und Anzeigen und die finanzielle Unab hängigkeit der Redaktionen gefordert. Steht so in den Statuten. Und auf der anderen Seite sagt dir dein Chefredakteur, dass du über ein neues Auto oder Sprechen sie vom Boulevardjournalismus? Nein. Da gibt es andere Deals. Eher in dem Stil: Sie geben uns ein paar pikante Details über die Trennung von Ihrer Frau. Dafür schreiben wir was Nettes über Sie und Ihr Unternehmen. So etwas haben Sie erlebt? Ich habe zwar nicht den Deal eingefädelt. Aber ich habe den Jubelartikel verfasst. Sie wollen mehr wissen? Bestellen Sie unsere Infobroschüre. Für den weiteren Ausbau und die Finanzierung unserer laufenden Projekte brauchen wir weitere Hilfe. So können Sie die taz Panter Stiftung unterstützen: Bitte spenden Sie. www.taz.de/zeitung/taz-panter-stiftung/ die-idee/ Vielen Dank der taz-Redaktion für die Abdruckrechte. www.taz.de In letzter Minute: manroland beantragt Eröffnung des Insolvenzverfahrens Das Ringen um die Arbeitsplätze beim insolventen Augsburger Druckmaschinenhersteller manroland hat begonnen. Eine erste Krisensitzung am Wochenende (26./27. November) hat den Beteiligten Mut gemacht – vorerst geht der Betrieb bei manroland weiter, es fliesst Insolvenzgeld. Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) im Bayerischen Rundfunk (BR) zuversichtlich. «Wir werden Konzepte erarbeiten, wo die Fortführung des Betriebs aufgezeigt wird», sagte er. Und dann müsse es in erster Linie darum gehen, «dass jemand ins Boot geholt wird, der mit Kapital einsteigt.» Durch die Pleite des Konzerns mit seinen rund 6500 Mitarbeitern sind allein in Augsburg rund 2500 Arbeitsplätze bedroht. Auch in Sachsen sollen schnell Gespräche zur Rettung möglichst vieler Arbeitsplätze beginnen. Hilfe hatte bereits Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) angeboten. «Wir wollen alles tun als sächsische Staatsregierung, mit unseren Möglichkeiten, um uns für den Standort Plauen einzusetzen», sagte Tillich am Samstag in Plauen. In Plauen arbeiteten zuletzt 726 Mitarbeiter, knapp die Hälfte davon in Kurzarbeit, wie der Betriebsrat auf dpa-Anfrage mitteilte. Nach dem Krisentreffen der «Allianz für Arbeit» am Samstag im Augsburger Rathaus äusserte sich Sorge besteht auch in Hessen. So sieht die SPD am Offenbacher Standort des Druckmaschinenherstellers das Land Hessen in der Pflicht und verwies auf Vorbilder: «Baden-Württemberg hat dem direkten Konkurrenten, der Heidelberger Druckmaschinen AG, 2009 mit Landesbürgschaften in Höhe von 229 Millionen Euro das wirtschaftliche Überleben gesichert», teilte der Offenbacher SPD-Fraktionschef Andreas Schneider am Samstag mit. Auch wenn es «vielleicht schon 5 nach 12 ist», müsse auch Hessen alles für den Erhalt des Unternehmens und der Arbeitsplätze in Offenbach und Mühlheim tun. Unterdessen meldete sich am Sonntag (27. November) das Schweizer Beteiligungsunternehmen 23 Capvis zu Wort, das sich nach eigener Darstellung an manroland beteiligen und beide Firmenbereiche weiterführen wollte. «Die unterschiedlichen Vorstellungen der Beteiligten, unter welchen Voraussetzungen das Unternehmen weitergeführt werden kann, veranlasste uns allerdings nach einer sorgfältigen Prüfung, den Plan einer Beteiligung aufzugeben», teilte Daniel Flaig, Partner bei Capvis Equity Partners AG, mit und sprach von «festgefahrenen Verhandlungspositionen». Die Firmenzahlen für 2011 hätten deutlich unter, zu erwartende Restrukturierungskosten indes deutlich über den vorherigen Erwartungen gelegen. Die Eigentümer Allianz und MAN entliessen den angeschlagenen Druckmaschinenhersteller und seine insgesamt 6500 Beschäftigten diese Woche – nur einen Monat vor Weihnachten – in die Ungewissheit über ihre Zukunft. Fachhefte grafische Industrie 6.2011 Internet Mülltrennen im Netz: Was ist digitaler Umweltschutz? Leonhard Dobusch, Berlin Mülltrennen – das gibt den meisten ein gutes Gefühl: Man tut etwas für die Umwelt. Neuerdings geht das auch im Internet. Dabei geht es allerdings nicht ums Bäumeretten per Mausklick. Nein: digitaler Umweltschutz sorgt sich um das Öko-System Internet. Wirtschaftswissenschaftler Leonhard Dobusch untersucht für uns die Akteure und Ziele und fragt: Was bleibt im Internet von der ursprünglichen Sprengkraft der Umweltschützer? Ein Essay über Mülltrennen im Netz, Kreativität und Urheberrecht. W oher kommen eigentlich die guten Ideen? In seinem 2010 erschienenen Buch analysiert Steven Johnson die Entstehungsgeschichte von 300 der einflussreichsten Innovationen der Menschheitsgeschichte. Sein Fazit: Entscheidend für Entstehung und Realisierung neuer Ideen ist die Umgebung, in der sich kreative Individuen bewegen. Auch die grössten Erfinder konnten sich immer nur jener Komponenten bedienen, sich von den Artefakten und Gedanken inspirieren lassen, die in ihrer Umwelt existierten und für sie zugänglich waren. So adaptierte Gutenberg eine Weinpresse für den Buchdruck mit beweglichen Lettern. Diese neue Form des Buchdrucks machte in der Folge Wissen in ungekannter Breite verfügbar und die Welt zur Gutenberg-Galaxis. Binnen weniger Jahre wandelten sich die Rahmenbedingungen für kreatives Handeln völlig. Ein besserer Zugang zum Weltwissen erlaubte mehr Menschen das bekannte Wissen durch kreative Rekombination zu vermehren oder auch in Frage zu stellen. Technik – der Buchdruck damals genausowenig wie das Internet heute – ist allerdings nicht alleine ausschlaggebend dafür, wie gross das Potential für kreative Rekombination ist und inwieweit es auch ausgeschöpft wird. Soziale Faktoren wie ein durchlässiges Bildungssystem sind ebenso entscheidend wie gesetzliche Bestimmungen. Raubdrucke setzen Kreativität frei Eindrucksvoll belegt hat das der Wirtschaftshistoriker Eckhard Höffner. Während in England bereits seit 1710 ein strenges Copyright etabliert war, dominierten in Deutschland Kleinstaaterei und die von Kant und Fichte beklagten «Raubdrucke». Ein Urheberrecht gab es beispielsweise in Preussen erst ab 1837. Ergebnis dieser Situation war aber keineswegs, dass in England mehr veröffentlicht wurde. Im Wettbewerb mit Raubdruckern waren Verleger gezwungen, so günstig wie möglich neue Werke zu veröffentlichen und möglichst schnell möglichst breit zu vermarkten. Was eine Explosion des Wissens in Deutschland zur Folge hatte, die Das Internet ist da: Plötzlich haben alle BürgerInnen mit dem Urheberrecht zu tun Mit der Digitalisierung und dem Internet sind die Probleme der Immaterialgüterrechte im Alltag der Bevölkerung angekommen. Eigentlich sollen digitale Technologien altbekannte Formen des kreativen Schaffens erleichtern – und ermöglichen darüber hinaus auch völlig neue Formen. Die Bandbreite reicht dabei von aufwändig-künstlerischen Performances, über humoristische Entfremdung und politische Parodien, bis hin zu transformativem KonMülltrennen – neuerdings geht das auch sum: zur Musik tanzen heisst immer öfter im Internet. auch, sich dabei zu filmen und die Aufnahme mit anderen in sozialen Online-Netzwerken zu teilen. Diese Beispiele haben drei Dinge gemassgeblich dessen wirtschaftlichen Auf- meinsam: Erstens sind sie kreative Ausholprozess gegenüber England befeuerte. drucksweisen ohne unmittelbare VerwerMehr urheberrechtlicher Schutz bedeu- tungsinteressen ihrer Urheber, die über tet also nicht automatisch mehr Anreiz für das Internet eine grosse Öffentlichkeit erkreativ-schöpferische Tätigkeiten. Und so reichen. Zweitens verwenden sie alle dabei stellt die Stärkung und Ausdehnung von Ur- in unterschiedlichem Ausmass existieheber- und Patentrechten, vorangetrieben rende Werke (z.B. als Hintergrundmusik). von Lobbyisten einer kleinen Minderheit Drittens ist die Veröffentlichung dieser finanzkräftiger Rechteinhaber, schon immer kreativen Werke im Internet zumindest im ein Problem dar. europäischen Urheberrechtssystem unzuDie Verlängerung urheberrechtlicher lässig. Schutzfristen hat beispielsweise dazu geDenn die einschlägige EU-Urheberrechtsführt, dass ein immer grösserer Teil von richtlinie und deren Umsetzung in natioWerken verwaist – Bücher und Filme, deren nales Recht erlauben nur in wenigen, abRechteinhaber nicht oder nur zu prohibiti- schliessend aufgezählten Ausnahmefällen ven Kosten ausfindig gemacht und die des- («Schranken») die Verwendung urheberhalb nicht mehr zugänglich gemacht und rechtlich geschützter Werke ohne Nachfrage produktiv genutzt werden können. bei den Rechteinhabern. Für die OnlineDie Inflation bei der Vergabe von Trivial- Veröffentlichung von kreativen Remixes und Softwarepatenten hat dazu geführt, und Mash-ups, sei es auf der eigenen Homedass Inhaber grosser Patentportfolios quasi page oder sei es in sozialen Netzwerken, ist automatisch an Erfolgen kleinerer und inno- keine derartige Ausnahme vorgesehen. vativer Unternehmen mitverdienen. Dass das nicht nur weltfremd, sondern Was ist damit gemeint? Heute kann auch kreativitätsfeindlich ist, realisieren Microsoft jedem Hersteller von Android- mittlerweile sogar Teile der Politik und Smartphones mit der Drohung kostspieliger haben die Initiative «Faires Urheberrecht» Patentklagen Zahlungen abpressen, auch gestartet. ohne zur Entwicklung des Open-SourceSo fragte bereits 1997 der US-RechtsproBetriebssystems selbst beigetragen zu ha- fessor Jamie Boyle in einem Aufsatz, ob es ben. Informationsfeudalismus nennen die nicht eines «Environmentalism for the Net» Wirtschaftssoziologen Peter Drahos und bedürfe, um die digitale Kreativitätsumwelt John Braithwaite diese Situation. zu beschützen. 24 Fachhefte grafische Industrie 6.2011 Internet «Mülltrennen im Netz: Was ist digitaler Umweltschutz? Eine Umweltbewegung für das digitale Zeitalter? Seit damals ist eine Menge passiert. Wie bei der klassischen Umweltbewegung auch, gibt es nicht «die» sondern viele Umweltschutzbewegungen, die sich auf ein Thema spezialisieren. Das Pendant zur Arbeitsteilung zwischen Anti-Atom-, Tierschutz- und Gentechnikbewegungen sind dabei die verschiedenen «Open»-Bewegungen. Während sich die Free/Open-SourceSoftware-Bewegung um freien Zugang zu Softwarequellcode und damit auch zur Internetinfrastruktur sorgt, kümmern sich andere um Zugang zu Lehr- und Lernunterlagen («Open Educational Ressources»), die bessere Verfügbarkeit von Forschungsergebnissen («Open Access») oder die Offenlegung von Regierungsdaten und -handeln («Open Government Data»). Und es gibt noch weitere Parallelen. Wenn eine grössere «Umweltkatastrophe» droht, bilden sich quer über diese verschiedenen Open-Bewegungen hinweg ad-hocKoalitionen. Das war so bei der erfolgreichen Kampagne gegen die Einführung von Softwarepatenten auf EU-Ebene und das ist derzeit wieder so beim Kampf gegen das Anti-Piraterie-Abkommen ACTA. Selbst zur Praktik des Mülltrennens, der symbolischen Verankerung von Umweltbewusstsein in unserem Alltag schlechthin, gibt es mittlerweile eine Entsprechung im digitalen Bereich: die Verwendung von Creative-Commons-Lizenzen für die eigenen Inhalte. Markus Beckedahl von der NGO Digitale Gesellschaft, einer Art Greenpeace für das Internet, erklärt das wie folgt: «Beim Mülltrennen wissen die Leute auch meist nicht, warum genau sie das machen, verbinden damit aber das diffuse Gefühl, der Umwelt Leonhard Dobusch, 1980. Wirtschaftswissenschaftler und Jurist. Gemeinsam mit Sigrid Quack betreibt er den Forschungsblog «governance across borders». Zu seinen jüngsten Veröffentlichungen zählen eine vergleichende Analyse von Wikimedia und Creative Commons mit dem Titel «Interorganisationale Netzwerke und digitale Gemeinschaften» sowie als Mitherausgeber der Sammelband «Freiheit vor Ort: Handbuch kommunale Netzpolitik» (2011, Open Source Press), online frei zugänglich unter www.freienetze.at. www.dobusch.net etwas Gutes zu tun. Bei der Verwendung von Creative-Commons-Lizenzen ist es ähnlich. Blogs oder Fotos auf Flickr unter so eine Lizenz zu stellen ist irgendwie gut für unsere digitale Kreativitätsumwelt». Creative Commons – Das Gütesiegel in der digitalen Welt Der Hauptgrund dafür ist, dass CreativeCommons-lizenzierte Inhalte ohne Rückfrage bei den Rechteinhabern weiterverbrei- 25 tet und, je nach Lizenzmodul, auch verändert und in eigene Werke eingebaut werden dürfen. Creative Commons macht so das Urheberrecht kompatibel mit Tauschbörsen und Remix – den Kulturtechniken der digitalen Revolution. Der grösste Unterschied zur klassischen Umweltschutzbewegung ist deshalb wohl jener, dass die verschiedenen Teilbewegungen noch sehr selten in ihrer Gesamtheit als digitale Umweltschutzbewegung adressiert werden. Es fehlt das «Master-Frame», das auch innerhalb der einzelnen Bewegungen als gemeinsame thematische Klammer akzeptiert ist. Und hier liegt wohl auch die grösste Schwäche im Begriff digitaler Umweltschutz: er ist erklärungsbedürftig. Im Gegensatz zu Alternativen wie beispielsweise «Access to Knowledge» (A2K) oder «Free Culture Movement» ist er aber zumindest allgemein genug, um die bereits existierende Vielfalt an Themen und Akteuren zu fassen. Einen derart umfassenden Anspruch verbindet auch jetzt.de-Chefredakteur Dirk von Gehlen mit dem Begriff «digitaler Umweltschutz». In seinem kürzlich erschienenen Buch «Mashup – Lob der Kopie», argumentiert von Gehlen nämlich nicht ohne Pathos, dass es ähnlich wie im Umgang mit den endlichen Ressourcen der Natur auch bei digitalem Umweltschutz am Ende um die Frage gehe «welche gesellschaftliche Zukunft uns vorschwebt und was wir dafür tun wollen.» Vielen Dank der Redaktion der Berliner Gazette für die Abdruckrechte. www.berlinergazette.de Fachhefte grafische Industrie 6.2011 Buchbesprechung Intelligenztests bei Personalauswahl: Ja oder Nein? Ja, aber... René Buri, Bern Viele Bewerber lehnen sie ab und sind skeptisch, doch manche Unternehmen schwören darauf: Bei kaum einem Instrument der Personalauswahl gehen die Meinungen und Ansichten über Nutzen und Zuverlässigkeit so weit auseinander wie bei Intelligenztests. B ei der Suche nach Führungskräften oder Fachleuten in Positionen mit hohen Anforderungen auch im intellektuellen Bereich können Intelligenztests eine wichtige Rolle spielen. Grundsätzlich sollen sie den Unternehmen klarer, messbarer und objektiver zeigen, was Bewerber/innen maximal leisten können und wie es um ihre intellektuellen Kapazitäten steht. Dabei geht es vor allem um die kognitiven Fähigkeiten, also die Fähigkeit zum Abstrahieren und Analysieren, zum Anwenden von Wissen und zur Problemlösung. Relevanz und Bedeutung der Intelligenz Studien zeigen, dass insbesondere die allgemeine Intelligenz oft ein zuverlässiger Indikator für den späteren Berufserfolg ist und Tests genaue Messresultate liefern. Diverse wissenschaftliche Untersuchungen bescheinigen Intelligenztests sogar eine grössere Zuverlässigkeit und Relevanz als Assessment Centers. Im Grunde genommen ist dies nicht weiter erstaunlich, denn die Intelligenz ist eine Voraussetzung dafür, sich mit Lernfähigkeiten ausreichendes berufliches Wissen aneignen zu können Probleme und Chancen schnell und ganzheitlich zu erkennen, zu lösen, und sich schnell in neue Aufgabenstellungen hineindenken zu können. Gerade angesichts des rasanten technologischen Wandels und den Anforderungen an ein lebenslanges Lernen – um nur zwei Beispiele von vielen zu nennen –, spielt die Intelligenz nebst der Sozialkompetenz eine zunehmend bedeutsame Rolle. Intelligenztests sind vom Prinzip her immer gleich Im Gegensatz zu Persönlichkeitstests und persönlichen Interviews können Intelligenztets kaum in die Irre führen oder etwas vortäuschen, was nicht vorhanden ist. Es gibt zur Hauptsache nur logisch richtige und logisch falsche Antworten und die Manipulationsmöglichkeiten sind eingeschränkt. Es sei denn, Bewerber kennen die Mechanismen und Eigenheiten der Tests und bereiten sich intensiv darauf vor. Dies kann Tests, wenn auch nicht grundsätzlich, so doch in einigen Teilen verfälschen und das ist auch deshalb möglich, weil im Kern Intelligenztests meistens immer gleich funk- tionieren. Abgefragt werden anhand von Text-, Rechen- und Bildaufgaben das Gedächtnis, die Verarbeitungskapazität, die Arbeitsgeschwindigkeit und die Kreativität und der Durchschnitt der Werte dieser Faktoren bildet dann den Gesamtwert. gen rechtfertigen müssen oder wollen und dann gerne auf Resultate zurückgreifen – und gerade dafür sind Intelligenztests natürlich besonders geeignet, denn sie dienen damit auch häufig der Legitimierung der Auswahl. Auf die Qualität der Tests achten Viele der eingesetzten Tests sind mangelhaft bis unbrauchbar und halten wissenschaftlichen und professionellen Kriterien nur selten stand. Sie können im Gegenteil zu Fehlentscheidungen führen. Das liegt daran, dass die Entwicklung aussagekräftiger Tests hohe Kosten verursachen und daher sehr teuer sind. Angewandt werden Intelligenztests in der Auswahlpraxis aber recht häufig. Das ist auch darauf zurückzuführen, dass sich Personalabteilungen für Entscheidun- Einsatz nur in Kombination mit anderen Verfahren Das Problem: Viele kommerzielle Anbieter legen die Hintergründe ihrer Verfahren zudem nicht offen oder man ist mit der Auswertung als psychologischer Laie dann überfordert. Ein weiteres Problem: Die Auswertung der Tests ist meistens recht eindeutig und objektiv, gibt aber nur Aufschluss über das, was im Test gemessen wird, bzw. was messbar ist. Demgegenüber können ergänzende Gespräche oder Spezialtests zu anderen Bereichen, wie jene der Sozialkompetenzen, Einsichten zu Bereichen bieten, an die man vorher nicht gedacht hat. Ob eine Bewerberin für den Kundendienst geschickt kommuniziert oder sich zuvorkommend verhält und belastbar ist, erfährt man in Tests nicht. Die beiliegende CD-ROM bietet zahlreiche Zusatzleistungen: Vorlagen wie Musterkonzepte, Merkblätter, Excel-Tools zur Berechnung, Analyse und Planung von Personalentwicklungsaufgaben, Potenzialanalyse, Anforderungsprofil, MitarbeiterbeurteilungsAuswertung, Mitarbeiterbefragungs-Auswertung, Schulungs- und Lernplan und mehr. Hinzu kommt eine 25 Folien umfassende fertig gestaltete und getextete PowerpointPräsentation zu den Kernelementen der Personalentwicklung. Gebundene Ausgabe, 280 Seiten, deutsch www.hrmbooks.ch 26 Beitrag zu mehr Fairness und Objektivität Professionell eingesetzt und in Kombinationen mit anderen Auswahlverfahren können Intelligenztests – wie übrigens auch andere Tests – jedoch eine Auswahl fairer gestalten und auf Schwächen und Stärken, aber auch Talente hinweisen, die sonst verborgen blieben, welche für die Stelle wesentlich oder sogar besonders wertvoll sein können. Wenn die intellektuelle Leistungsfähigkeit oder beispielsweise geistige Beweglichkeit als ganzes entscheidend ist, ist es empfehlenswert, einen geeigneten Test einzusetzen, um sie zu messen, denn in Gesprächen können beispielsweise Schwächen leichter umschifft werden oder Stärken zu wenig zum Vorschein kommen. Gute und systematische Auswahlprozesse kombinieren stets verschiedene Auswahlinstrumente, die an verschiedenen Stufen oder in Phasen jeweils Unterschiedliches messen. Durch eine solche Kom- bination lässt sich Gesamtvalidität des Auswahlprozesses natürlich erhöhen und Anstellungsentscheide auch breiter ab- stützen. Fachhefte grafische Industrie 6.2011 WorldSkills 2011 in London Frauen-Power in der Disziplin Offsetdruck René Buri, Bern Gold und Silber gingen an Finalistinnen aus Japan und Finnland: Die 22-jährige Makiko Ito gewann mit grossem Vorsprung gefolgt von Susanna Virtanen. Dritter wurde der Belgier Olivier Deloge. Vierter Sieger Sascha Epp, deutscher Meister und Mitarbeiter der Heidelberger Druckmaschinen AG, mit der «Medallion for Excellence» ausgezeichnet. Training und Wettbewerb fanden auf zwei Heidelberg Speedmaster SM 52 statt – beide Maschinen wurden noch während des Wettbewerbs verkauft. D ie 41. WorldSkills, die im Oktober in London stattfanden, gipfelten am 9. Oktober 2011 in einer eindrucksvollen Schlussfeier in der vollbesetzten O2-Arena in London. Mehr als 22000 Besucher feierten die Gewinner. 1000 Teilnehmer aus 51 Ländern und in 46 verschiedenen Berufszweigen ermittelten in vier Tagen ihre Weltmeister. Vor rund 200 000 Besuchern, darunter Englands Premierminister David Cameron und ihre königliche Hoheit, Prinzess Anne, sowie weitere hochrangige Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft hatten die Teilnehmer um Medaillen und Plätze gekämpft. Gold und Silber in der Disziplin Offsetdruck gingen erstmalig an zwei junge Frauen. Das Rennen machte die 22-jährige Druckerin Makiko Ito, die mit grossem Vorsprung vor Susanna Virtanen aus Finnland gewann. Makiko Ito arbeitet seit 2008 in der Asia Printing Corporation in Japan und hat ihre Fertigkeiten auf einer Heidelberg Printmaster PM 74 erlernt. Im Jahr 2010 war sie Landessiegerin im Drucken. Die Finnin Susanna Virtanen ist in einer im Ausbildungsinstitut in Turku integrierten Druckerei beschäftigt, die mit einer Heidelberg Printmaster PM 52 Vierfarben ausgestattet ist. Zusätzlich zu ihrem Job als Druckerin studiert die junge Frau am College im finnischen Jyväskylä. Sascha Epp, der sich im deutschen Finale gegen sieben Konkurrenten durchsetzen konnte, wurde Vierter und lag nur knapp hinter seinem belgischen Kollegen Oliver Deloge. Epp, Mitarbeiter bei der Heidelberger Druckmaschinen AG (Heidelberg), wurde für seine hervorragenden Leistungen mit der «Medallion for Excellence» ausgezeichnet: «Die Veranstaltung war ein beeindruckendes Erlebnis für mich; ich bin stolz, dass ich an den WorldSkills teilnehmen durfte. Die Aufgabenstellung war gut angelegt, und die Experten haben grössten Wert auf faire und objektive Beurteilung der Leistung gelegt.» Bernhard Nahm, Mitglied der Leitung des Print Media Centers Heidelberg, der als einer der Juroren in London die Leistungen der jungen Drucker bewertete, freute sich über den Erfolg der jungen Frauen: «Bei Heidelberg ist die Quote der weiblichen Dru- cker-Auszubildenden seit Jahren beeindruckend hoch. Im Moment bilden wir zehn junge Leute zu Druckern aus – vier davon sind hochmotivierte Mädchen. Die nächsten WorldSkills finden nach 40 Jahren erstmals wieder in Deutschland statt – vielleicht ist ja erneut einer von unseren Azubis 2013 als Finalist in Leipzig dabei.» Alle Teilnehmer am WorldSkills-Offsetdruck-Wettbewerb konnten wertvolle Erfahrungen mit nach Hause nehmen Heidelberg hatte in London zwei Speedmaster SM 52 Fünffarben für die Wettkämpfe zur Verfügung gestellt. Beide Maschinen wurden direkt aus dem Wettbewerb heraus an zwei englische Kunden verkauft. Auf dem gleichen Maschinentyp fanden auch die Vorbereitungstrainings der europäischen Finalisten im September 2011 im Print Media Center von Heidelberg statt. Gold in der Disziplin Offsetdruck ging an die Die Finnin Susanna Virtanen erlernte ihre Fertigkeiten 22-jährige Druckerin Makiko Ito. Die Japanerin auf einer Printmaster PM 52 Vierfarben. Zusätzlich zu arbeitet im Berufsleben unter anderem mit einer ihrem Job als Druckerin studiert die junge Frau am Heidelberg Printmaster PM 74. College in Jyväskylä. Heidelberg ist Gründungsmitglied der Initiative WorldSkills Germany e.V., die seit ihrer Gründung im Jahr 2006 zum Ziel hat, das Bewusstsein für den hohen Stellenwert einer qualitativ hochwertigen Berufsausbildung zu fördern. www.ch.heidelberg.com Alle Teilnehmer am WorldSkills-Offsetdruck-Wettbewerb konnten wertvolle Erfahrungen mit nach Hause nehmen. Von links: Benjamin Phillips, USA; Julien Mercier, Frankreich; Olivier Deloge, Belgien; Michael Bieli, Schweiz; Tsz Fung Cheung, Hongkong, China; Tom Middlebro, Kanada; Susanna Virtanen, Finnland; Sascha Epp, Deutschland; Makiko Ito, Japan; Mads Aaby Nielsen, Dänemark. 27 Fotos: Heidelberger Druckmaschinen AG Fachhefte grafische Industrie 6.2011 Software La main au portemonnaie... Christoph Hugenschmidt, Zurich Les upgrades du logiciel Adobe ne sont dorénavant disponibles plus qu’à partir de l’avant-dernière version respective. Les membres de «Adobe Creative Cloud» reçoivent en contrepartie tous les programmes pour $ 69.99 par mois. C elui qui possède une version plus ancienne du logiciel Adobe (Creative Suite 2, 3 ou 4) doit se dépêcher. En effet, Creative Suite d’Adobe ne peut être actualisé à un tarif préférentiel que jusqu’à la fin de l’année. A partir de 2012, ces tarifs upgrade ne vaudront plus que pour le changement de la version la plus actuelle CS5 ou CS5.5 à la future version CS6. Donc, celui qui, par exemple, veut mettre à jour à partir du 1er janvier 2012 son logiciel Adobe Creative Suite 4 chèrement payé, devra l’acheter au prix fort. Adobe offre comme susucre jusqu’à la fin de l’année un rabais de 20 pourcent pour l’upgrade sur CS5.5. Prix doublé La majoration de ce logiciel largement répandu est massive, comme le montre un exemple de calcul simple: admettons que trois postes de graphistes travaillent de facto avec le logiciel standard. Ces trois postes sont équipés avec Adobe Creative Suite 3 pour Windows. Le renouvellement sur la version 5.5 coûterait CHF 1694.– par upgrade et par poste de travail – soit un investissement de CHF 5082.– pour avoir un logiciel aussi actuel que possible. La version complète de la même Suite graphique coûte aujourd’hui CHF 3247.– par poste de travail. Si le prix de la version complète de la future CS6 est le même, alors il faudrait dépenser l’année prochaine CHF 9741.–, puisqu’un upgrade des versions 2, 3 ou 4 sur CS6 n’est plus possible. Donc, Adobe double carrément le prix pour tous ceux qui n’ont pas gentiment acheté au fur et à mesure chaque nouvelle version. Logiciel Adobe en abonnement Le quasi monopoliste US dans le domaine du graphisme justifie cette augmentation effective du prix avec l’introduction «courant premier semestre 2012» du nouveau modèle en location. Les particuliers pourront, moyennant $ 49.99 par mois – le nouveau modèle de prix connu provisoirement –, utiliser l’ensemble de la palette des produits Adobe en tant que «membre» du «Creative Cloud»; les entreprises débourseront, elles, pour cette solution $ 69.99 par mois. Le modèle de prix mentionné ici n’est pas encore définitif, ainsi que l’a indiqué un porte-parole Adobe questionné sur le sujet. Apps») et Adobe Edge pour la création de contenus animés pour navigateur HTML-5. L’abonnement propose aussi les versions de bureau classiques du logiciel de même que des versions Cloud – de Adobe Touch p.ex. –, ainsi que des mémoires en ligne et des fonctions pour les collaborations de groupes. Commentaires relatifs à cet article: …et c’est d’autant plus rageant qu’Adobe nous fait encore payer, à nous, suisses, près du double des américains. Master Collection USA: CHF 2390.– ($2599) Master Collection CH: CHF 4372.– (chacune en version complète à télécharger pour Windows) Un comble, franchement! Sa traduction en allemand n’explique vraiment pas cette explosion du prix. Boris Macek / 17.11.2011 Plus ou moins cher? Les membres du «Creative Cloud» recevront finalement beaucoup plus pour relativement peu d’argent. Dans la plupart des cas, même largement plus que ce dont ils ont vraiment besoin. En effet, seule une petite minorité de créateurs travaille, pour ne citer qu’un exemple, et sur des contenus animés pour Smartphones Android et sur des prospectus ou des catalogues imprimés. Pour ces trois postes de travail, les trois affiliations à Adobe Cloud coûteraient $ 2520.–par an – c.-à-d. $ 7560.– sur trois ans. C’est moins cher que trois nouvelles versions de Adobe CS 5.5 (pour Windows) de nos jours, mais plus qu’un simple upgrade d’une ancienne à une nouvelle version. Les nouvelles dispositions en matière de licences d’Adobe faisant que l’on ne peut plus que faire un upgrade à partir de l’avant dernière version de Creative Suite sur la toute nouvelle à un prix spécial, se révèlent être tout simplement une augmentation du prix. Je ne sais pas ce qu’ils fument... peut-être qu’un type a la haine contre Adobe et qu’il s’est glissé subrepticement dans les bureaux de la direction. D’abord la débâcle avec le iPad Publishing et son modèle de prix scandaleux, et maintenant ça. A propos, il n’y a pas que la version germanisée de Creative Suite qui est beaucoup plus chère chez nous. La version anglaise aussi. Le téléchargement d’un upgrade coûte chez nous presque le double qu’aux USA. Patrick Schwertfeger / 22.11.2011 Le volume du logiciel loué de la sorte est immense, sachant qu’il comprend entre autre Photoshop, InDesign (Lay-Out), Illustrator (Graphik), Dreamweaver (Flash), Adobe Première et After Effects (traitement de film). Ce nouveau package comprendra également de nouveaux produits Adobe, telles que la solution proposée pour la production de médias pour Touchscreen («Touch 31 nside-it.ch et inside-channels.ch alimentent régulièrement l’industrie de l’information et de la communication suisse et leur environnement (clients, partenaires, parties prenantes) avec des informations et des analyses actuelles. inside-it.ch et inside-channels.ch remettent en question, font des recherches et sont critiques envers les hauts cris des «grands» en matière de marketing. www.inside-it.ch Bulletin technique 6.2011 Adobe InDesign CS5 / CS5.5 Deux nouveaux outils. Irritants? Ou utiles? Hans Häsler, Lausanne Ces deux outils ne sont pas si nouveaux. Ils ont été introduits dans InDesign CS5 déjà. Mais les utilisateurs qui viennent de faire la mise à jour à CS5 ou CS5.5 vont les découvrir assez rapidement. Certains vont essayer, en vain, de les supprimer. Pourtant, il est conseillé de les tester. Peut-être qu’ils s’avéreront être utiles tout de même... O Afficher l’incrustation du gabarit Lorsque cette case à cocher est activée, un cadre en couleur indique la position de la page du gabarit (fig. 4). Les éléments de cette dernière peuvent être déplacés en bougeant ce cadre. C’est une option étonnante. Mais son utilité est assez limitée parce qu’il est impossible de déplacer les blocs individuellement. n ne comprend pas très bien pourquoi les développeurs chez Adobe ont créé un outil pour modifier la dimension d’une page quand il faut faire les réglages en passant par le panneau de contrôle. Il était plus logique de prévoir un dialogue qui pourrait être affiché en sélectionnant un article du menu Page (ou Fenêtre). L’outil Page Sélectionner ce nouvel outil (fig. 1) et cliquer sur une page : celle-ci est teintée dans la couleur de sélection du système (fig. 3) et le panneau de contrôle change d’apparence (fig. 2). Les champs de texte « l » et « H » indiquent la largeur et la hauteur actuelles de la page. On peut les modifier aux valeurs dési- Le déplacement vertical Quand on insère une valeur dans le champ «Y», la page modifiée est déplacée verticalement. Mais le chiffre est remis aussitôt à zéro. Lors d’une annulation ultérieure du déplacement, on risque d’être obligé de deviner la valeur du décalage. Fig. 1 – Les deux nouveaux outils (« Espace » et « Page ») permettent des actions nouvelles et étonnantes (à partir d’InDesign CS5). Fig. 2 – Sélectionner l’outil « Page » et cliquer sur la page à modifier. Le panneau de contrôle indique les dimensions de la page sélectionnée. Les valeurs de la largeur et de la hauteur peuvent être modifiées dans les champs texte correspondants. On peut aussi choisir l’un des formats disponibles dans le menu local. rées. Une autre possibilité : sélectionner l’un des articles du menu local (par exemple «A5 »). Les dimensions peuvent être inversées par un clic sur le symbole Paysage. Des réglages supplémentaires En activant les cases à cocher «Activer l’ajustement de la mise en page » et « Déplacer les objets avec la page » avant de modifier la taille de la page, des blocs existants sont adaptés à la nouvelle surface (fig. 5). Mais quand les constructions sont trop compliquées on va renoncer à l’ajustement automatique et procéder manuellement à l’adaptation des objets et des groupes. Par exemple, en sélectionnant les blocs et en modifiant les dimensions de la sélection. a Fig. 3 – Le format A5 a été sélectionné pour la page Fig. 4 – La case «Afficher l’incrustation du gabarit » à droite. Un clic sur le symbole « Paysage » permet de est activée. Des objets du gabarit peuvent être permuter les valeurs. positionnés en déplaçant le rectangle en couleur. b c Fig. 5 – a) la page de droite doit être modifiée ; b) le format est changé à A5, les deux blocs restent non modifiés ; c) les cases à cocher «Activer l’ajustement de la mise en page » et « Déplacer les objets avec la page » étaient activées avant de demander la modification de la page : les blocs sont ajustés. 32 Bulletin technique 6.2011 Adobe InDesign CS5 / CS5.5 Deux nouveaux outils. Irritants? Ou utiles? a b Fig. 6 – a) placer l’outil « Espace » dans l’espace entre les blocs. L’espace à conserver est détecté, il est teinté de gris et l’outil est complété par des flèches ; b) appuyer sur la touche de la souris et déplacer le pointeur verticalement. La grandeur des blocs est modifiée, mais l’espace entre deux reste inchangé. L’outil « Espace » C’est un nom trompeur. Du moins lors de la première utilisation. Cet outil ne semble pas de servir à modifier un espace, mais plutôt à conserver la distance entre des blocs adjacents. C’est la largeur (ou la hauteur) des blocs qui est modifiée. Mais quand on appuie sur la touche Commande, l’espace aussi devient élastique. Les dimensions des blocs sont changées proportionnellement. Dès que l’on a choisi cet outil, toute sélection est annulée. Le pointeur de la souris se transforme d’abord en cercle barré. L’outil « Espace » n’apparaît que lorsque le pointeur se trouve entre deux blocs (ou entre le bord de la page et un bloc). Il y a quelque chose de magique : l’outil reconnaît des blocs voisins. Cela fonctionne aussi avec plusieurs blocs qui ont la même position. L’espace détecté est teinté en gris (fig. 6a). L’outil est complété par des flèches qui s’étendent à travers l’espace. L’outil « Espace » en action A présent, il faut appuyer sur la touche de la souris et bouger le pointeur dans la direction Fig.7– La détection de l’espace est limitée aux objets qui se trouvent sur la page. Traverser le pli : c’est impossible. des flèches vers le haut / vers le bas ou vers la gauche / vers la droite. Les blocs deviennent plus grands ou plus petits, selon où ils se trouvent. Mais l’espace entre deux reste invariable (fig. 6b). Lorsqu’il y a des blocs sur la page de gauche et sur la page de droite, l’espace détecté s’arrête au pli (fig. 7). Mais quand des blocs de la page de gauche s’étendent sur la page de droite, l’outil « Espace » fonctionne pardessus le pli (fig. 8). Un nouvel essai : enfoncer la touche Commande. L’espace détecté devient plus grand ou plus petit. La taille des blocs change également, produisant un effet miroir. Une variante : appuyer sur la touche Option. Le groupe entier est déplacé. Mais il faut lâcher la touche de la souris en premier. Sinon les blocs retrouvent leurs dimensions initiales. Le dernier mot L’utilisation pratique démontrera si ces nouveaux outils auront vraiment la cote. Malheureusement, le panneau des outils n’est pas doté de l’option « Personnaliser...» (comme c’est le cas du panneau de contrôle). Un dialogue permettrait de définir ceux que l’on ne veut pas voir. Et ils seront masqués. On n’a pas le choix : il faut les ignorer. Fig. 8 – Mais quand des blocs s’étendent sur la page de droite, l’outil « Espace » fonctionne également au-delà du pli. 33 Bulletin technique 6.2011 Vernissage Quand choisir le vernissage hors ligne? Dieter Kleeberg, Leipzig Les vernissages hors ligne sont généralement proposés par des prestataires spécialisés. En offset feuilles, certaines imprimeries d’étuis pliants disposent aussi non seulement de presses de découpe et de gaufrage ou de marquage, mais aussi d’équi- pements d’ennoblissement brillant hors ligne. Le vernissage et le pelliculage constituent les deux technologies envisageables selon le type du produit. L es opérations d’ennoblissement «hors ligne», c’est-à-dire exécutées en un ou plusieurs passages distincts sur des machines spéciales, sont logiquement plus onéreuses que celles réalisées «en ligne», c’està-dire effectuées au cours d’un seul passage en même temps que l’impression. C’est ce qui explique que l’intégration de groupes de vernissage dans les machines offset feuilles soit devenue aujourd’hui presque une évidence. L’ennoblissement brillant hors ligne trouve pourtant sa justification quand: – on recherche une brillance particulièrement élevée, par d’épaisses couches de vernis par ex. ou par calandrage; – il faut augmenter la résistance et la protection contre le frottement, pour les couvertures de livres par ex.; – l’imprimerie doit sous-traiter l’ennoblissement parce qu’elle ne dispose ni de vernissage en ligne ni de double vernissage; – les travaux avec vernissage «à la demande» ne sont qu’occasionnels et quand faire tourner en permanence un groupe de vernissage en ligne reviendrait trop cher; – le vernissage brillant hors ligne doit être complété d’un autre ennoblissement, application d’une colle par ex. – il faut vernir l’intégralité du format de la feuille, ce qui n’est pas possible sur machine à imprimer en raison de la prise de pinces. qu’avec d’autres vernis qui sont ensuite calandrées en ligne entre des cylindres polis à haute brillance. Une nette majorité des vernissages visant la brillance ou la protection sont certes réalisés en ligne mais, compte tenu de la demande croissante en produits imprimés toujours plus ennoblis, les deux modes – en ligne et hors ligne – progressent. Pelliculage Le pelliculage des imprimés représente la méthode la plus lourde d’ennoblissement à haute bril- lance. Comme pour les vernis, il existe des qualités brillantes et mates, mais aussi avec relief, pour imiter la toile pour les couvertures rigides par exemple, et à revêtement fonctionnel spécial, pour offrir une résistance particulière aux rayures par ex. Le film qui prédomine est le polypropylène orienté, particulièrement résistant aux déchirures, apte à recevoir une texturation en relief mais aussi transformable à chaud. L’emploi de films en acétate reste occasionnel quand les feuilles doivent être ensuite marquées ou partiellement collées. Il n’y a pas si longtemps, on rencontrait encore en pratique des films de polyester (PET) qui se caractérisent par une meilleure aptitude à épouser («lay-flat») la surface du papier ou du carton et une plus faible épaisseur. Comme pour le vernissage hors ligne, la nature de l’encre sèche sur laquelle le film est appliqué reste sans importance. Pourtant le pelliculage a lui aussi ses défauts: il est nettement plus cher que le vernissage; les produits ainsi ennoblis sont plus difficilement recyclables; la durabilité du film risque de s’avérer inférieure à celle d’une couche de vernis, et même les épaisseurs sont en moyenne supérieures à celles d’un vernissage. Ce dernier inconvénient tourne toutefois à son avantage pour les applications en extérieur (displays, panneaux publicitaires, publicités sur les stades etc.) en raison de sa meilleure résistance aux intempéries. Il existe trois procédés de pelliculage: par dispersion avec un adhésif appliqué à froid (avec ou sans solvant), par hotmelt avec un adhésif appliqué à chaud et le pelliculage à chaud relativement nouveau par film pré-encollé sensible à la chaleur. Le pelliculage à chaud est largement répandu car il ne met en œuvre aucun solvant, nécessite moins de temps pour changer de travail sur la machine de pelliculage, autorise une haute vitesse de couchage et permet un meilleur recyclage des produits. Vernissage Comparé au vernissage en ligne, le vernissage hors ligne présente l’avantage de déposer le vernis sur des encres sèches, ce qui dispense de tenir compte de leur nature. Les vernisseuses reposent sur diverses technologies. Les machines qui ont fait leurs preuves régulent l’épaisseur de la couche par la viscosité du vernis et par l’écartement des rouleaux applicateurs. On distingue entre les vernissages une ou deux faces, avec pinces ou sans pinces, les machines sans pinces permettant de vernir la feuille jusqu’aux quatre bords. Conviennent également pour le vernissage hors ligne, les machines à imprimer feuilles qui, outre le margeur et la réception, ne comportent qu’un seul groupe pour le vernis complété par un sécheur («Stand-alone Coater») ou dont les groupes imprimants servent uniquement au vernissage; il s’agit là de machines hélio feuilles ou de machines de sérigraphie. Au-delà des vernis en dispersion et UV, on continue de trouver sur les vernisseuses des vernis nitrocellulosiques à base de solvants, remplacés de plus en plus par d’autres types de vernis en raison des menaces qu’ils représentent pour l’environnement. En emballage, des vernis spéciaux ont conquis certains créneaux en raison de certaines propriétés de résistance, au froid ou à la vapeur d’eau par ex. Et des vernis colles pour la fabrication de cartes plastique sont souvent déposés sur des machines de sérigraphie économiques. Les vernis à calandrer à chaud jouent un rôle remarquable: ce sont les seuls à atteindre la brillance d’un pelliculage sans en présenter les inconvé- nients. L’action de la chaleur permet de déposer des couches de vernis deux fois plus épaisses Configurations de groupe de vernissage (exemples Billhöfer): www.kba.com 1 Dispositif à trois rouleaux, 2 Dispositif à deux rouleaux, [email protected] 3 Vernissage deux faces par dispositifs à deux rouleaux, 4 Calandre 34 Bulletin technique 6.2011 Commentaire καλινιχτη veut dire bonne nuit en grec! Kurt Mürset, Bâle / Traduction: Norbert Li-Marchetti, Berne N’ayez crainte, nous ne tapons pas ici sur les grecs. Bien que cela soit plutôt populaire en ce moment. Nous n’allons pas non plus en assassiner, malgré les nombreux polars dans cet article. J e me suis dernièrement mis à lire un roman policier. Un polar grec. L’auteur s’appelle Petros Markaris et il doit être un homme très intelligent. Je ne dis pas ça simplement après la lecture de son livre, mais parce qu’il s’est exprimé dans un journal sur les évènements qui se déroulent dans sa patrie, et que c’est l’une des choses des plus sensées que j’ai pu lire sur la Grèce jusqu’à présent. J’ose espérer que Merkozy, respectivement Sarkomerkel ou quelque soit le nom qui peut bien être donné au duo de dirigeants européens, auront aussi pris le temps de le lire. Mais Markaris n’est pas seulement intelligent, il est aussi actuel et donc malin : son dernier roman traite de dettes, de banques et de crises. Tout en grec, s’entend. pense plutôt que cela fait partie d’une bonne stratégie de commercialisation que d’avoir une paire d’euro-commissaires (pardon!) dans le programme. Et même si cela ne suffit que pour trois jours au forfait à Athènes, alors nous voulons au moins en ramener un peu de couleur locale. Et l’affaire de meurtre aussi. Comme ça nous en frémirons plus tard encore un peu, quand nous nous rappellerons d’avoir bu un café exactement dans la rue où, dans le livre, ça a pété. Et finalement: si tout est déjà globalisé, pourquoi pas aussi les polars ? Et parce que dans le monde entier on ne fait qu’assassiner, tous les commissaires pourraient pour une fois débattre des coûts de la vie dans leurs grandes villes de la bureaucratie qui leur rend la vie difficile, comme aussi au reste des citoyens et des touristes qui trébuchent à travers leurs villes et s’y perdent. Et pour que cela devienne un vrai polar, Brunetti devrait suspecter Charitas de lui avoir piqué son portefeuille ou quelque chose dans ce genre. Et tous les coryphées (encore un de ces mots grecs) rassemblés, rameraient relativement désarmés, Il serait peut-être temps d’écrire un nouveau roman. A propos d’un congrès de la police par exemple. Situé à Rio. Je n’y ai encore jamais mis les pieds. Et faire des recherches in situ est finalement l’alpha et l’oméga d’une telle histoire. Donc, tous ont le droit de se retrouver à ce congrès. Hercule Poirot serait connecté directement à partir de sa maison de retraite et on y ferait venir par avion Vincent Clavino de Thaïlande. J’y enverrais aussi notre Hunkeler, pour une fois Rio et pas toujours l’Alsace, cela lui ferait sûrement du bien. Et je les y laisserais tous discuter ensemble. sans leurs réseaux, leurs informateurs, leurs assistantes réalisant des prouesses, leurs machines à café et leurs bistrots habituels, dans une ville qui leur est étrangère. Mais peut-être que ce polar existe déjà. Cela aurait l’avantage de me permettre de me consacrer un peu plus à la politique dorénavant. Comme dans ma dernière glose. J’y avais légèrement branlé du chef à propos des affiches avec les chaussures de randonnée d’un grand parti politique suisse. Et voilà qu’ils n’ont pas pu progresser lors des dernières élections. Pas mal, non? Sur ce: tout le pouvoir à la glose! Laissons pour une fois de côté Euro, dettes et crise, et il nous reste un commissaire Charitas à Athènes, tel que le fait Salvo Montalbano en Sicile ou un Guido Brunetti à Venise, un Bruno, chef de police dans le Périgord, commissario Laurenti à Trieste, Kurt Wallander à Ystad, Erich Van Veeteren à Mardam, Omar Jussuf à Bethlehem et – celui qui compte les villes, cite les noms et tous ceux qui ont trouvé la mort . . . La liste se laisse prolonger à volonté. Et je continue à ruminer dans mon coin pour savoir pourquoi elle est si longue et semble s’allonger encore plus. C’était beaucoup plus simple, dans le temps. Il y avait là le gentleman dans la Baker Street à Londres, le commissaire à la pipe à Paris et l’autre Belge herculéen, plus un ou deux types costauds aux USA. Bien sûr, Sherlock enquêtait à Londres, Maigret à Paris et Philip Marlowe en Californie. Mais c’était plutôt secondaire. Aujourd’hui par contre, il semble qu’un nouveau genre du roman policier s’établisse. S’il ne devait pas déjà exister, je demande à l’introduire ici: le polaro-toursime. Le slogan qui va avec, «le meurtre assorti à votre destination vacance», a le droit d’être réutilisé. Ce n’est pas dirigé contre Markaris. Il écrit ses histoires sur la toile de fond qu’il connaît le mieux: Athènes. Si je devais écrire des polars, ils se dérouleraient à Bâle. Parce que j’ai le plan de la ville en tête et je sais à peu près ce qui s’y passe. Mais ces polars existent déjà, même en film, raison pour laquelle je préfère laisser tomber. Je 35 Bulletin technique 6.2011 Adobe InDesign CS5 interactif Animer et présenter à l’aide d’InDesign CS5 (2) Beat Kipfer, PubliCollege, Burgdorf (Traduction : Hans Häsler, Lausanne) La première partie de cette marche à suivre pour la réalisation de présentations inter actives soignées a été publiée dans le numéro 5.2011 du Bulletin technique. Elle s’occupait des détails de la création de documents et de boutons pour la navigation. Dans cet article, nous allons ajouter des éléments interactifs supplémentaires : un diaporama ainsi que des objets texte et image animés. L es éléments typiques d’une présentation PowerPoint : des images en alternance et des objets qui deviennent visibles les uns après les autres. Ci-après, il ne s’agit pas d’un projet PowerPoint, mais d’une présentation soignée made by InDesign. Heureusement. ;-) Des images en alternance avec un état d’objet et des boutons Le but : un diaporama avec des images couvrant un thème distinct doit être animé par des clics sur une flèche vers la gauche, respectivement vers la droite. Chaque clic déclenche l’affichage de l’image suivante (ou précédente) à la même position. La marche à suivre pour l’exécution de ce projet se trouve dans les légendes sur cette page. Après l’insertion des images et l’alignement des blocs (fig. 2), le tas des images est créé (fig. 3). Les blocs devraient avoir des dimensions identiques et la même orientation. Le dialogue se trouve ici : > Fenêtre > Objets interactifs > Etats d’objet. Chaque image correspond à un état dans le tas (fig. 4). Les blocs peuvent être munis d’un cadre ou d’une ombre portée. Fig. 1 – Placer la première image, définir la largeur et la hauteur du bloc. Utiliser l’article « Exécuter et répéter » du menu « Edition » pour créer le nombre de blocs souhaité. Ci-dessus, un léger décalage horizontal et vertical a été demandé. Placer une image différente dans les blocs et adapter les cadrages. Fig. 2 – Sélectionner tous les blocs et utiliser le panneau «Alignement » du menu « Fenêtre » pour aligner les centres horizontaux et verticaux afin que les images se trouvent exactement à la même position. Fig. 3 – Afficher le panneau « Etats d’objet» (> Fenêtre > Objets interactifs) et cliquer sur le symbole « Nouveau ». Cela regroupe les images dans le même objet. Il ne manque plus que les boutons servant à actionner cette présentation créée d’une façon très simple. Il suffit d’insérer une flèche vers la gauche et une autre vers la droite. Le passage à l’état suivant ou précédent (dans l’ordre des images visibles dans le dialogue « Etats d’objet ») devrait être déclenché par un clic sur la flèche correspondante. Cette fois, nous allons utiliser des boutons exemples « préfabriqués » (fig. 5). Fig. 4 – Les images superposées apparaissent dans l’ouverture. Cliquer à tour de rôle sur les champs texte et remplacer le nom par défaut par une description. Personnaliser également le « Nom de l’objet ». L’ordre des images peut être modifié : saisir un « état» et le déplacer vers le haut ou vers le bas. 36 Bulletin technique 6.2011 Adobe InDesign CS5 interactif Animer et présenter à l’aide d’InDesign CS5 (2) Fig. 5 (en haut) – Placer les boutons exemples sur la page par glisser/déposer. Fig. 6 (à gauche) – Ces boutons sont déjà équipés des états « Normal » et « Mouseover ». Fig. 7 (à droite) – Nommer la flèche vers la gauche et la doter de l’action indiquée. Le grand choix de boutons exemples rend notre tâche facile : sélectionner une flèche vers la gauche et une flèche vers la droite. La première sera dotée de l’action «Atteindre l’état précédent », la flèche vers la droite sera définie comme «Atteindre l’état suivant ». Ainsi, le diaporama est préparé rapidement et il fonctionnera comme prévu. Ouvrir la fenêtre «Aperçu » et tester le passage d’une image à l’autre par des clics sur les flèches. Animer un objet dans InDesign Le but : une ligne de titre, venant de l’extérieur de l’image doit se déplacer sur un trajet défini à la position finale sur la page. Le mouvement peut être linéaire ou le long d’un tracé (courbé) quelconque, dessiné à l’aide de l’outil Plume. Le panneau «Animation » d’InDesign CS5 (> Fenêtre > Objets interactifs > Animation) offre plein de possibilités pour animer des objets. Ces animations peuvent être définies pour toutes sortes de blocs ou des groupes. Cela vaut la peine de tester ces options multiples avec un exemple concret. On comprendra assez rapidement que les facultés actuelles d’InDesign se trouvent quelque part entre PowerPoint et Flash. Il manque l’option Timeline pour une édition très précise comme dans Flash ; en revanche, il y a beaucoup de fonctions qui sont prêtes à l’emploi. La qualité des déroulements est assez bonne lorsque la cadence des clichés est réglée raisonnablement lors de l’export au format SWF. Une marche à suivre va être publiée dans le numéro suivant. Fig. 8 – Le dialogue complexe pour l’animation de blocs InDesign (contenu « texte », « image » ou « non défini »). Les options d’animation les plus importantes Une animation est utilisée pour que des blocs textes (ou d’un autre genre) exécutent un mouvement lors d’un moment précis. Dans cet exemple, la ligne de titre se déplace dans l’image venant d’en haut. Cela se passe immédiatement lors du chargement de la page. L’animation devient « personnalisée » lorsqu’on modifie des options. Ici, la durée a été modifiée de une à trois secondes. De plus, il y a une mise à l’échelle à 200 %. L’option «A l’emplacement actuel » occasionne le doublement de la taille du titre à 37 sa position finale. La qualité est tout de même en ordre. L’article suivant s’occupera de la fenêtre « Minutage » (le symbole chronomètre en bas à gauche) servant à « programmer » la séquence de plusieurs animations. (A suivre) Bulletin technique 6.2011 Adobe InDesign CS5 / CS5.5 Une trame de blocs à créer pendant le dessin Hans Häsler, Lausanne Une option surprenante d’InDesign CS5 et CS5.5: subdiviser un bloc pendant la création. Il va de soi qu’on n’utilise pas cette technique tous les jours. Mais cela vaut la peine de faire un essai. Ainsi on se souviendra plus facilement de cette possibilité et on sera plus à l’aise lorsqu’une occasion se présentera de l’appliquer. L a création d’une trame de blocs était assez laborieuse dans les anciennes versions d’InDesign. Il fallait procéder selon une méthode classique et très compliquée : dessiner un bloc qui couvre la surface entière de la trame future. Additionner les valeurs des espaces à créer dans le sens horizontal, puis déduire ce total de la largeur du bloc dans le panneau de contrôle. Répéter tout cela pour les espaces entre les rangées. Diviser le bloc rapetissé par le nombre de colonnes et de rangées. Finalement, multiplier le rectangle restant à l’aide du dialogue « Exécuter et répéter...». Fig. 1 – Sélectionner l’article « Marges et colonnes...» du menu « Page » pour ouvrir le dialogue. Fig. 2 – Entrer la valeur désirée pour les espaces entre Les préparations C’est beaucoup plus simple avec CS5. Mais il faut s’assurer que les espaces vont correspondre à notre intention. Commencer par créer le document. Ensuite, sélectionner l’article « Marges et colonnes...» du menu « Page » (fig. 1) pour ouvrir le dialogue du même nom. Entrer la valeur prévue entre les colonnes (et les rangées) dans le champ texte « Gouttière » (fig. 2). Fermer le dialogue. Créer la trame Sélectionner l’outil Texte ou Rectangle selon le genre de la trame, positionner le pointeur de la souris en haut à gauche, appuyer sur la touche de la souris et dessiner le bloc. Il ne faut pas lâcher la touche trop vite, mais créer la subdivision, même pendant le dessin : taper sur la touche « flèche vers la droite » pour créer les colonnes. Mais il faut veiller à ne pas s’endormir sur la touche. Sinon, il y aura une douzaine de colonnes avant qu’on puisse dire « stop »... Utiliser la touche « flèche vers le haut » pour créer les rangées (fig. 3). Apporter des corrections Quand on se retrouve avec une colonne de trop, il est facile de corriger cela : la touche « flèche vers la gauche » diminue le nombre de colonnes et, logiquement, la touche « flèche vers le bas » est utilisée pour enlever une rangée. Cela fonctionne, à condition de ne pas avoir lâché la touche de la souris. Sinon : annuler la sélection par un clic sur un endroit libre de la page, supprimer la dernière colonne après avoir dessiné un rectangle de sélection. Puis, sélectionner les blocs restants et les tirer sur la largeur prévue grâce à la délimitation commune des blocs. les blocs dans le champ texte « Gouttière ». Importer des images en même temps Quand on connaît déjà les images à importer dans la trame, il est possible de le faire en même temps. Il faut commencer par ouvrir le dialogue « Importer ». Ensuite, sélectionner les images (fig. 4a) et cliquer sur le bouton « Ouvrir ». Le pointeur est chargé (fig. 4b). Finalement, dessiner le bloc selon la marche à suivre ci-devant, créer les colonnes et les rangées à l’aide des touches fléchées et lâcher la touche de la souris. Les images sont importées (fig. 4c). Il ne reste qu’à remplir les blocs proportionnellement en utilisant le raccourci + + + C et de centrer les contenus par + + E. Fig. 3 – Dessiner le bloc en tirant une diagonale avec le pointeur de la souris. Ne pas lâcher la touche, mais créer la subdivision en colonnes et rangées à l’aide des touches fléchées. Une nouvelle colonne apparaît lors de chaque activation de la touche « flèche vers la droite ». Utiliser la touche « flèche vers le haut » pour créer des rangées. a c b Fig. 4 – a) sélectionner les images dans le dialogue ; b) le pointeur est « chargé » après le clic sur « Ouvrir » ; c) dessiner un rectangle, créer la trame à l’aide des touches fléchées, lâcher la touche de la souris. 38 Bulletin technique 6.2011 Technologies Impression – Trucs et astuces Du vernis, pas de la peau tannée Heidelberg-News-Team, Heidelberg Quand on débute dans l’ennoblissement d’imprimés, on aborde généralement les vernissages à dispersion par le biais des vernis à l’huile. Mais la chose n’est vraiment pas simple : pour que le vernis à dispersion n’ait pas au final l’allure d’une «peau tannée» toute gercée, il convient de prendre quelques précautions en amont. L es vernis à dispersion sont essentiellement constitués d’eau (45 % minimum). le deuxième constituant par sa teneur est un copolymère styrène/acrylate (avec ou sans pigments) engendrant l’effet désiré. S’y ajoutent des adjuvants assurant notamment la stabilité de la dispersion et conditionnant des propriétés telles que tension superficielle ou tenue à l’abrasion. Quand l’eau sèche, les autres constituants se fondent en un film. en un film inodore, qui ne jaunit pratiquement pas et se prête aussi bien à l’ennoblissement d’imprimés de luxe qu’à celui d’emballages de surgelés – protection contre l’abrasion comprise. Un film qui permet en outre d’économiser de la poudre, d’exploiter toute la hauteur d’empilage et, grâce à son séchage rapide, d’accélérer le passage au façonnage. Pour mettre à profit de tels avantages, il faut impérativement contrôler la quantité de vernis déposée. On mesure à cet effet le temps d’écoulement du vernis à l’aide d’un godet viscosimétrique normalisé (DIN en ISO 2431). L’état du vernis doit alors correspondre exactement aux spécifications du fabricant (conservation, utilisation, température de mise en œuvre, émulsion, etc.). Mais souvent, le vernis n’est même pas correctement mélangé. si l’on néglige tou- tes ces précautions, on obtient alors une mesure faussée du temps d’écoulement – aboutis – sant à des caractéristiques erronées et faisant du dépôt de vernis, fonction de la vitesse de passage, un jeu de hasard. Une mesure exacte et régulière est notamment recommandée en cas d’utilisation de systèmes à deux rouleaux, sujets à des variations plus grandes que les systèmes à racle à chambre. Trop peu de vernis ou une cadence trop rapide conduit, par exemple, à une couche de vernis gercée ou à l’accumulation d’encre sur la forme de vernissage. trop de vernis se traduit par des auréoles, des stries ou des déformations du papier. Résulte généralement de l’action conjuguée d’une température excessive et díune une vitesse ou quantité de vernis insuffisante: le craquelage, fissuration en toile d’araignée. Les utilisateurs du système à racle à chambre ont la vie plus facile car le rouleau tramé gravé au laser assure alors un dépôt largement constant. C’est la raison pour laquelle ce sys- tème se prête également au mieux au dépôt d’iriodines et au vernissage de fins caractères ou dessins. Pour les deux sys- Résulte généralement de l’action conjuguée d’une température excessive et d’ une vitesse ou quantité de vernis insuffisante: le craquelage, fissuration en toile d’araignée. tèmes, il s’agit toutefois de trouver la pression optimale entre rouleau doseur ou rouleau tramé et plaque de vernissage. Une pression trop forte détruit notamment les détails ou provoque des auréoles. Une pression trop faible affecte le transfert du vernis. Afin d’obtenir le dépôt le plus homogène possible, il convient, sur le système à deux rouleaux, de régler de manière optimale sur toute la largeur l’interstice entre barboteur et doseur. Dans le cas du système à racle à chambre, il en est de même pour l’écart entre chambre et rouleau tramé. L’important pour obtenir un parfait résultat est enfin et surtout le bon séchage des vernis à dispersion. Comme les vernis ne sèchent que par évaporation, ils exigent de bien com- biner la puissance du sécheur à infrarouge et le débit d’air chaud. Si l’on apporte au total trop de chaleur, la couche d’encre peut se «ramollir» et faire ainsi coller la pile. le défaut le plus courant lié à l’apport d’une température excessive associé à une trop faible vitesse ou quantité de vernis est toutefois le «craquelage», fissuration en toile d’araignée du film de vernis rappelant la «peau tannée». Si la puissance du rayon39 nement infrarouge et/ou le débit d’air chaud est trop faible pour la vitesse de production choisie, la quantité de vernis à déposer, etc., Le vernis encore humide peut faire que la pile de feuilles colle. Un résultat analogue pourrait toutefois aussi se produire si l’aspiration de l’air humide n’était pas suffisante à la réception! Règle empirique: la température de la pile à la réception doit être supérieure de 8 à 10 °C (papier) ou de 10 à 15 °C (carton) à celle régnant au niveau du margeur. Un bon moyen de le vérifier est d’utiliser un hygromètre à sabre indiquant la température. Comme l’optimum de la température de la pile dépend toutefois de nombreux facteurs (propriétés spécifiques du vernis, conditions climatiques, type de réception, etc.), il est bon, en cas de doute, de faire appel aux conseils d’un techni- cien spécialiste de l’application. Heidelberg recommande d’utiliser systématiquement les vernis de la vaste gamme saphira, produits parfaitement adaptés à leur emploi sur presses speedmaster. Qu’il s’agisse de simples vernis fonctionnels ou de vernis à effets attrayants, voire de «performance kits» spéciaux pour qualité exceptionnelle à cadence de production maximale – vernissage recto-verso en ligne compris. www.ch.heidelberg.com Bulletin technique 6.2011 Lehrmittel zur visuellen Gestaltung Satztechnik und Typografie Band 1 Typografische Grundlagen Satztechnik und Typografie Band 5 Typografie am Bildschirm Inhalt Sender/Empfänger, Schriftformate, Grafikformate, Bitmap/Glättung, Lesbarkeit /Schrift, Lesbarkeit/ Hintergrund, Lesbarkeit /Farbe, Style Sheets, PhotoShop, Datenkompression. Inhalt Masssysteme, SI-Einheiten, Typometer, Messen einer Schrift, Buchstabe, Zeichen im Schriftsystem, Ziffern, Zeichen und Symbole, Linie, Schmuck, Korrekturzeichen. Satztechnik und Typografie Band 2 Satztechnische Grundlagen Satztechnik und Typografie Band 7 Grundlagen des Zeitungsdesigns Inhalt Zeichenabstand, Wortabstand, Zeilenabstand, Schrift, Schriftfamilie, Schriftkorrektur, Satzart, Auszeichnungsarten, Schriftmischen. Satztechnik und Typografie Band 3 Avor Text – Avor DTP Inhalt Sprachliche, formale und technische Arbeitsvorbereitung, Produktionsablauf, Textverarbeitung, vorgaben Programm und Drucklayout, neues Projekt, neues Buch, besser setzen. Inhalt Zeitungsarten, Zeitungselemente, Zeitungsaufbau, Farbe, Schriften, Anzeigen / Inserate, Formate, Papier, Internet, Postvorschriften, Neugestaltung, Manual. Bildbearbeitung Band 1 Farbreproduktion Inhalt reale Farbseparation, Basisfarbkorrektur, Unterfarbenrücknahme UCr, Unbuntaufbau GCr, Color-Management, PhotoShop CS. Satztechnik und Typografie Band 4 Formenlehre Inhalt optische Grundlagen, Proportionen, Punkt, Linie, Fläche, Kontrast, rhythmus, Symmetrie und Asymmetrie, Schrift und Bild. Bestellung: www.comediaverlag.ch Zentralsekretariat Monbijoustrasse 33, Postfach 6336, 3001 Bern Tel. 058 817 18 18, Fax 058 817 18 17, [email protected]