Bericht aus Brüssel
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Bericht aus Brüssel
Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 Vertretung des Landes Hessen bei der Europäischen Union 19, Avenue de l’Yser, B- 1040 Bruxelles Tel.: 0032.2.732.42.20 Fax: 0032.2.732.48.13 E-mail: [email protected] Inhaltsverzeichnis Seite Institutionelles 3 Europäisches Parlament 5 Wirtschaft 7 Verkehr 9 Energie 10 Forschung 11 Finanzdienstleistungen 12 Finanzen 13 Soziales 14 Gesundheit und Verbraucherschutz 19 Umwelt 22 Justiz 23 Inneres 25 Bildung und Kultur 28 Information, Kommunikation und Medien 29 Veranstaltungen 30 Vorschau 33 Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 2 Institutionelles Europäischer Rat; Tagung der Staats- und Regierungschefs am 23.10.2011 in Brüssel Nachdem am 21.10.2011 die Euro-Gruppe getagt hatte und nachdem am 22.10.2011 zunächst die Finanzminister der Mitgliedstaaten zu einer Sitzung des Rates für Wirtschaft und Finanzen (ECOFIN-Rates) zusammen kamen, gefolgt von einer Sitzung der EU-Außenminister, fassten die Staats- und Regierungschefs auf der Sitzung des Europäischen Rates (ER) am 23.10.2011 Schlussfolgerungen zu den zwischen den Mitgliedstaaten unstreitigen Punkten. Die Schlussfolgerungen betreffen hauptsächlich Fragen der Wirtschaftspolitik, dienten der Vorbereitung des Treffens der Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G 20) am 03./04.11.2011 in Cannes/FRA, setzten sich mit den Herausforderungen des Klimawandels auseinander und befassten sich mit Fragen der EUAußenbeziehungen. Im Rahmen der wirtschaftspolitisch geprägten Schlussfolgerungen befasst sich der ER mit internen und externen Aspekten europäischer Wirtschaftspolitik. Bei den internen Aspekten beschäftigt sich der ER u.a. mit der weiteren Umsetzung der sog. Binnenmarktakte, dem Maßnahmenpaket der Kommission vom 13.04.2011 zur Verbesserung des Binnenmarktes und der damit einhergehenden Steigerung der europäischen Wirtschaftskraft sowie der damit verbundenen Schaffung neuer Arbeitsplätze. Da der Binnenmarktakte eine Schlüsselrolle in der europäischen Wirtschaftspolitik eingeräumt wird, soll die Einigung zwischen EP, Rat und der Zivilgesellschaft über die in der Akte dargelegten zwölf Prioritäten bis Ende 2012 gewährleistet werden. Auch die Dienstleistungsrichtlinie wird als wesentlicher Motor wirtschaftlichen Wachstums in der EU herausgestrichen. Die Mitgliedstaaten werden daher ersucht, die weitere Richtlinienumsetzung in nationales Recht voranzutreiben. Daneben befassten sich die Staats- und Regierungschefs mit den künftigen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Schaffung eines digitalen Binnenmarktes und forderten die Kommission auf, möglichst schnell einen Fahrplan für die Vollendung des elektronischen Binnenmarktes bis 2015 vorzulegen und sich dabei auf die Erleichterung des elektronischen Handels sowie auf die grenzüberschreitende Nutzung von Dienstleistungen im Internet zu konzentrieren. Daneben soll der in der digitalen Agenda vorgesehene Ausbau des Breitband-Internets vorangetrieben, Möglichkeiten zur raschen elektronischen Identifizierung und Authentifizierung eruiert sowie eine rasche Einigung über das Programm für die Funkfrequenzpolitik erzielt werden. Weitere Priorität des ER in der Wirtschaftspolitik waren Fragen der Verringerung von Verwaltungslasten, verbunden mit der Forderung, v.a. den Jahresabschluss, Anforderungen im Gesellschaftsrecht und im Bereich der Steuern und Zölle – hauptsächlich zu Gunsten kleiner und mittlerer Unternehmen – zu entbürokratisieren. Bezüglich der nationalen Haushaltpolitiken und Strukturreformen werden die Mitgliedstaaten vom ER aufgefordert, die sog. „länderspezifischen Empfehlungen“ zur nachhaltigen Konsolidierung der öffentlichen Haushalte zu berücksichtigen. Diese länderspezifischen Empfehlungen werden von der EU im Rahmen eines halbjährigen Zyklus wirtschaftspolitischer Koordinierung zur Überprüfung der Haushalts- und Strukturpolitik der Mitgliedstaaten, dem sog. europäischen Semester, ausgesprochen. Der ER identifizierte ferner die Bereiche Energie, Forschung und Innovation als wesentliche Motoren wirtschaftpolitischen Wachstums. Er fordert die Optimierung der Nutzung vorhandener Ressourcen und hebt die Bedeutung der europäischen Instrumente zur wirtschaftspolitischen Steuerung – wie die Europa-2020-Strategie, das europäische Semester und den Euro-Plus-Pakt, das Maßnahmenpaket der 17 Euro-Länder und einiger weiterer Mitgliedstaaten zur wirtschaftspolitischen Koordinierung, sowie das Paket von sechs Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 3 Gesetzgebungsakten zur wirtschaftspolitischen Steuerung (sog. Six-Pack) – hervor. Der ER begrüßt die Absicht der Kommission, die Rolle des für eine genauere Überwachung und zusätzliche Durchsetzungsmaßnahmen zuständigen Kommissionsmitglieds im Kollegium zu stärken. Daneben fordert der ER strenge Vorgaben im Rahmen des nächsten europäischen Semesters und stellt u.a. eine erneute Befassung des ER am 09.12.2011 mit einigen Aspekten des Euro-PlusPaktes – insb. der Koordinierung der Steuerpolitiken – in Aussicht. Die Kommissionsvorschläge zur Einführung einer Finanztransaktionssteuer werden vom ER zur Kenntnis genommen. Im Hinblick auf die Regulierung des Finanzsektors begrüßt der ER die Verschärfung der Regeln und fordert die Kommission auf, Vorschläge u.a. zur Reglementierung von Rating-Agenturen, zum Umgang mit Banken-Krisen sowie zur Bankensanierung zu unterbreiten. Die Amtszeit des Präsidenten des Euro-Gipfels wird an die des Präsidenten des ER gekoppelt, bis zur nächsten Wahl wird der derzeitige Präsident des ER, Herman Van Rompuy, zum Vorsitzenden gewählt. Überlegungen zur Änderung der EU-Verträge – zur Steigerung wirtschaftpolitischer Konvergenz im Euro-Währungsgebiet, zur Verbesserung der finanzpolitischen Disziplin sowie zur Vertiefung der Wirtschaftsunion – werden auf dem ER am 09.12.2011 diskutiert werden. Der ER wird sich bei dieser Erörterung auf einen Bericht stützen, den der Präsident des ER in Zusammenarbeit mit dem Kommissionspräsidenten sowie dem Präsidenten der Euro-Gruppe erstellen wird. Bezüglich der externen wirtschaftspolitischen Aspekte spricht sich der ER u.a. für freien, fairen sowie offenen Handel aus. In Vorbereitung auf den G-20-Gipfel forderte der ER die Mitgliedstaaten auf, sich auch auf dieser Ebene für nachhaltiges Wachstum bei gleichzeitiger Haushaltskonsolidierung einzusetzen. Auf dem G-20-Gipfel sollten v.a. Fortschritte bei der Reform des internationalen Währungssystems, bei der Aufsicht im Finanzsektor sowie bei der Sicherung von Rohstoffpreisen erzielt werden. Daneben beschäftigt sich der ER mit den Herausforderungen des Klimawandels und bekennt sich zu dem Ziel, den weltweiten Temperaturanstieg auf 2°C zu beschränken. Schließlich äußert sich der ER zu außenpolitischen Fragen und begrüßt den demokratischen Wandel in der südlichen Nachbarschaft, sieht im Tod Gaddafis das Ende der Tyrannenherrschaft in Libyen, verurteilt das syrische Machtregime und begrüßt im Hinblick auf die Beziehungen zum Iran die Verschärfung der europäischen Maßnahmen zur Klärung der Nuklearfrage. http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/de/ec/125511.pdf Europäischer Rat; Informelle Tagung des Europäischen Rates (ER) am 26.10.2011 in Brüssel Der Europäische Rat (ER) einigte sich zur Abfederung der durch den Schuldenschnitt entstehenden Verluste auf eine koordinierte Rekapitalisierung des Bankensektors in Europa. Bis zum 30.06.2012 soll auf der Grundlage von Plänen der nationalen Aufsichtsbehörden, die von der Europäischen Bankaufsichtsbehörde (EBA) koordiniert werden, eine Kernkapitalquote von 9% erreicht werden, und zwar nach Marktbewertung ihrer Vermögenswerte inklusive der Anleihen und Kredite an Staaten zum Stichtag 30.09.2011. Die Institute sollen primär auf private Kapitalquellen zurückgreifen, gleichzeitig sollten Dividendenausschüttungen und Bonuszahlungen bis zum Erreichen der angestrebten Kernkapitalquote reduziert werden. Falls die Rekapitalisierung am Kapitalmarkt nicht gelingt, sollten die Mitgliedstaaten Unterstützung leisten. Wenn auch das (bei Eurostaaten) nicht möglich sein sollte, würde die Rekapitalisierung über Darlehen des EFSF erfolgen. http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/de/ec/125622.pdf Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 4 Europäischer Rat; Sondertagung der Staats- und Regierungschefs der EuroZone am 26.10.2011 in Brüssel Die Staats- und Regierungschefs einigten sich bei GRI auf einen Schuldenschnitt in Höhe von 50%, dadurch soll die Defizitquote von derzeit 160% des BIP bis zum Jahr 2020 auf 120% des BIP gesenkt werden. Zentrale Rolle kommt der mit dem internationalen Bankenverband (Institute of International Finance -IIF) nach langen Verhandlungen vereinbarten, freiwilligen Beteiligung des Privatsektors zu. Den Besitzern griechischer Anleihen soll Anfang 2012 das Angebot gemacht werden, diese mit einem nominellen Abschlag von 50% des Nennwerts gegen vom EFSF garantierte, neue Anleihen zu tauschen. Das Gesamtvolumen beläuft sich auf rund 100 Mrd. EUR. Dieser Vorgang soll von der EFSF mit einem Beitrag in Höhe von bis zu 30 Mrd. EUR abgesichert werden. Darauf aufbauend wird die EFSF eine ergänzende Finanzierung in Höhe von bis zu 100 Mrd. EUR bis zum Jahr 2014 bereitstellen. Die Einzelheiten dieses Hilfsprogramms sollen bis Ende 2011 vereinbart werden. Die übrigen, auf dem Sondergipfel am 21.07.2011 beschlossenen Darlehensmodalitäten (Laufzeiten, Zinssätze, etc.) sollen beibehalten werden. Die Effizienz der EFSF soll durch Maximierung ihrer Kreditvergabekapazität („Hebel“) erhöht werden. Dazu sind zwei grundlegende, sich ergänzende, Optionen vorgesehen. Mit beiden Konstruktionen soll die effektive Ausleihkapazität in Höhe von 440 Mrd. EUR vervielfacht werden. Die Hebelwirkung soll laut Abschlusserklärung dem Faktor 4 oder 5 entsprechen. Die Staats- und Regierungschefs treten für eine deutliche Verstärkung der wirtschafts- und steuerpolitischen Koordinierung und Überwachung ein. Vorgesehen sind eine Reihe von Maßnahmen, die über das kürzlich angenommene Legislativpaket zur wirtschaftspolitischen Steuerung und Überwachung (sog. six pack) hinausgehen. Betont wird ein konsequentes Eintreten für die Gewährleistung der Haushaltsdisziplin und die Beschleunigung von Strukturreformen für Wachstum und Beschäftigung. Der Präsident des ER soll, in enger Zusammenarbeit mit dem Präsidenten der Kommission und dem Präsidenten der Eurogruppe, weitere Schritte zur Vertiefung der Wirtschaftsunion zu ermitteln, einschließlich dazu ggfl. erforderlicher, begrenzter Vertragsänderungen. Ein Zwischenbericht wird im Dezember 2011 erwartet. Ein Bericht über die Art und Weise der Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen soll bis März 2012 fertiggestellt werden. http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/de/ec/125662.pdf Europäisches Parlament Plenarsitzung des Europäischen Parlaments vom 24.-27.10.2011 in Straßburg Auf folgende Ergebnisse der Plenarsitzung des Europäischen Parlaments vom 24. – 27.10.2011 wird insbesondere hingewiesen: Aussprache über die Ergebnisse des Europäischen Rates vom 23.10.2011 Die Abgeordneten diskutieren am 27.10.2011 mit dem Präsident des Europäischen Rates Herman Van Rompuy und Kommissionspräsident José Manuel Barroso über die Ergebnisse des Gipfels der Staats- und Regierungschefs vom 23.10.2011 und vom 26.10.2011. Van Rompuy fasste die wichtigsten Ergebnisse des Gipfels zusammen: ein Schuldenschnitt für Griechenland von 50 % (mehr als 100 Milliarden Euro); ein Hebel für die Investitionen des Euro-Rettungsschirms EFSF (bis zu 1 Billion Euro), um das Übergreifen der Schuldenkrise auf andere EU-Staaten zu verhindern; die Rekapitalisierung der wichtigsten europäischen Banken (mindestens 9% Eigenkapital), um das Vertrauen in Europas Bankensystem wiederherzustellen; Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 5 Haushaltskonsolidierung und Strukturreformen (vor allem in Italien); und Maßnahmen für mehr Wirtschaftswachstum in der EU. "Die Bedrohung musste eingedämmt werden – und genau das haben wir getan", so lautete seine zusammenfassende Bewertung. Kommissionspräsident José Manuel Barroso sagte, Europa sei „einer Krisenlösung deutlich näher gekommen“. Die Beschlüsse des ER betonten die Notwendigkeit verstärkter wirtschaftlicher Zusammenarbeit, vor allem in der EuroZone. "Die Kommission unterstützt eine echte Wirtschaftsunion", erklärte Barroso. Die Kommission werde eine Finanztransaktionssteuer vorschlagen. Angesichts der weltweiten Proteste sei dies die Art von Engagement, die die Bürger vom Finanzwesen erwarteten. Auch der EVP-Fraktionsvorsitzende Joseph Daul (EVP/FRA) forderte eine neue Art der Wirtschaftsregierung für Europa - ohne diese werde der Euro auf Dauer nicht funktionieren. "Wir brauchen mehr Zusammenarbeit in der Eurozone - beim Haushalt, bei den Steuern und in sozialen Fragen." Der S&DFraktionsvorsitzende Martin Schulz (S&D/DEU) wertete den EU-Gipfel ebenfalls als Erfolg. Die Euro-Krise sei damit aber noch nicht gelöst. Die beschlossenen Schritte kämen ein Jahr zu spät, kritisierte Schulz. Wichtig seien jetzt eine Finanztransaktionssteuer und weitere Schritte gegen Steuerflucht. "Das EUParlament wurde in den Dokumenten nicht erwähnt", kritisierte er und erinnerte die Mitgliedstaaten daran, dass sie für Vertragsänderungen auf die Zustimmung des Parlaments angewiesen seien. Der ALDE-Fraktionsvorsitzende Guy Verhofstadt (ALDE/BEL) begrüßte die Verhandlungsergebnisse der Staatsund Regierungschefs, mahnte aber, dass langfristige Stabilität in der Eurozone nur möglich sei, wenn die Währungsunion auch eine Wirtschafts- und Steuerunion beinhalte. Eurobonds könnten helfen, sagte er und forderte Kommissionspräsident Barroso auf, hierzu bald einen Vorschlag vorzulegen. Die GRÜNENFraktionsvorsitzende Rebecca Harms (GRÜNE/DEU) zeigte sich ebenfalls erleichtert. Sie blieb jedoch skeptisch, ob die beschlossenen Maßnahmen ausreichen würden und ob die Märkte die beschlossene Hebelung des Euro-Rettungsschirms als ausreichend akzeptieren würden. Der GUE-Fraktionsvorsitzende Lothar Bisky (GUE/DEU) begrüßte den Schuldenschnitt für Griechenland und die höhere Beteiligung der Gläubiger. Ob dies allerdings die katastrophale soziale Lage in Griechenland verbessern werde, sei ungewiss. "Wie lange kann die Regierung gegen die Mehrheit der Bevölkerung handeln?", fragte er und kritisierte die strikten Sparmaßnahmen, die den Griechen durch EU und IWF auferlegt worden waren. Entlastung 2009: Gesamthaushaltsplan der EU – Rat Der Bericht Crescenzio Rivellini (EVP/ITA) wurde am 25.10.2011 angenommen. Damit verweigert das EP dem Generalsekretär des Rates die Entlastung zur Ausführung des Haushaltsplans des Rates für das Haushaltsjahr 2009. Am 10.05.2011 hatte das EP bereits einen Beschluss gefasst, durch den die Entlastung des Rates zur Ausführung des Haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2009 verschoben wurde, weil dem EP die geforderten Informationen und Unterlagen nicht vorlagen. Der Rat hat gleichwohl das jährliche Entlastungsverfahren für 2009 mit dem Rechnungsabschluss am 10.05.2011 für beendet erklärt. Das EP beruft sich auf sein Recht, bei der Haushaltsentlastung von EU-Institutionen einschließlich des Rates gesonderte Beschlüsse fassen zu können. Diese Auffassung wird vom Rat derzeit nicht geteilt. EP-Standpunkt zum EU-Haushalt 2012 Das EP hat am 26.10.2011 seinen Standpunkt zum EU-Haushalt verabschiedet (Berichterstatter: Francesca Balzani (S&D/ITA) und José Manuel Fernandes (EVP/PTL)). Das Plenum setzte damit den Startschuss für die Haushaltsverhandlungen mit dem Finanzministerrat im Vermittlungsverfahren. Das Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 6 EP versucht, den ursprünglichen Haushaltsvorschlag der Kommission wieder einzusetzen, nachdem die Finanzminister im Juli Kürzungen beschlossenen hatten. Das EP tritt für eine Erhöhung der Zahlungen um 5,23 % gegenüber dem Haushalt 2011 ein. Daraus ergibt sich ein Gesamthaushalt von 133, 1 Mrd. Euro. Wenn sich EP und Rat einigen, dann kann der endgültige Haushaltsentwurf in der Miniplenarsitzung am 01.12.2011 in Brüssel angenommen werden. Haushaltsordnung für den Jahreshaushaltsplan Die Haushaltsordnung wird alle drei Jahre einer Revision unterzogen, mit Inkrafttreten des Lissabon-Vertrages erfolgt dies im Mitentscheidungsverfahren. Der Bericht Inge Grässle (EVP/DEU)/Crescenzio Rivellini (EVP/ITA) wurde abgestimmt. Der Bericht beinhaltet zahlreiche Verbesserungen der Verwaltungsverfahren unter den strategischen Prämissen Rechtsklarheit, Rechtssicherheit und Rechtsvereinheitlichung. Wirtschaft Kommission; Neue Vorschläge zur Verringerung des Verwaltungsaufwands für kleine Unternehmen Die Kommission verabschiedete am 25.10.2011 einen Richtlinienvorschlag zur Änderung der Rechnungslegungsrichtlinien, der die Richtlinien 78/660/EWG und 83/349 EWG ersetzen soll. Der Vorschlag zielt in erster Linie darauf ab, die hohen Verwaltungslasten für kleine Unternehmen, die durch die Erstellung des Jahresabschluss entstehen, zu verringern. Der Jahresabschluss kleiner Unternehmen soll künftig nur noch aus Gewinn- und Verlustrechnung, einer Bilanz und einem auf fünf Kernbereiche beschränkten Anhang bestehen. Durch die Anhebung der Schwellenwerte für das Begriffskriterium „kleine“ Unternehmen soll außerdem die Zahl der Unternehmen, die von der Vereinfachung betroffen ist, vergrößert werden. Die Kommission geht davon aus, dass unter diese neue Kategorie 21% der europäischen Unternehmen fallen und verspricht sich von der Neuregelung Einsparungen in Höhe von insgesamt 1,7 Mrd. EURO pro Jahr. http://ec.europa.eu/internal_market/accounting/docs/sme_accounting/review_directiv es/20111025-legislative-proposal_en.pdf Kommission; Unternehmen sollen sich zu mehr verantwortungsvollem Handeln bekennen Die Kommission legte am 25.10.2011 eine Mitteilung zur sozialen Verantwortung von Unternehmen vor. Die soziale Verantwortung von Unternehmen ist Teil der Strategie Europa 2020, aber auch ein Baustein der Binnenmarktakte der Kommission. Ziel der Kommission ist es, den Unternehmern eine Strategie an die Hand zu geben, wie diese ihr Potential an sozialer Verantwortung effizienter nutzen können. Die Mitteilung enthält zunächst eine neue Definition von „Corporate Social Responsibility“ (CSR). CSR wird definiert als „die Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft“. Darüber hinaus enthält die Mitteilung einen Aktionsplan mit 11 Schlüsselmaßnahmen, die bis 2014 umgesetzt werden sollen. Die Mitgliedstaaten werden u.a. aufgefordert, bis Mitte 2012 eigene Pläne zur CSRFörderung zu erstellen, bzw. diese zu aktualisieren. Auch soll 2013 erstmals eine Auszeichnung für sozial verantwortliche Unternehmen verliehen werden und in relevanten Sektoren Plattformen für sozial verantwortliche Unternehmen geschaffen werden. Darüber hinaus wird aber auch unter der Überschrift „CSR durch den Markt stärker belohnen“ die Absicht der Kommission formuliert, „soziale und ökologische Erwägungen im Rahmen der 2011 vorgenommenen Überarbeitung der Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 7 Vergaberichtlinien verstärkt in das öffentliche Auftragswesen einfließen zu lassen“. Zum Schluss werden die Spitzenvertreter der europäischen Wirtschaft sowie des Finanzsektors aufgefordert, sich bis Mitte 2012 dafür einzusetzen, dass sich wesentlich mehr Unternehmen in der EU zu verantwortungsvollem Handeln bekennen und klare Zielvorgaben für die Jahre 2015 und 2020 festgelegt werden. Die Kommission will spätestens Mitte 2014 eine Bilanz ziehen. http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=MEMO/11/730&format=H TML&aged=0&language=EN&guiLanguage=en EP; Maßnahmen für eine Revision des öffentlichen Vergaberechts vorgeschlagen Das EP verabschiedete am 25.10.2011 mit einer fraktionsübergreifenden großen Mehrheit den Initiativbericht von MdEP Heide Rühle (GRÜNE/DEU) zur Modernisierung des öffentlichen Auftragswesens. Der Bericht schlägt u.a. Maßnahmen zur besseren Beteiligung von kleineren örtlichen Unternehmen vor, z.B. durch eine stärkere Aufteilung der Vergabe in Lose. Das Bieten soll durch einen elektronischen Vergabeausweis vereinfacht werden. Außerdem sollen am Anfang des Bewerbungsverfahrens Selbst-Erklärungen zur Einhaltung der EU-Vorgaben genügen. Originalunterlagen sollen erst später von den auf der Shortlist aufgeführten oder erfolgreich ausgewählten Unternehmen verlangt werden. Die Kommission wird aufgefordert, die derzeit geltenden Schwellenwerte neu zu bewerten und gegebenenfalls anzuheben. Berücksichtigt werden müssten jedoch die rechtlich verbindlichen Auflagen des WTO-Übereinkommens. Außerdem soll die Frage nach einem breiteren Einsatz des Verhandlungsverfahrens mit vorheriger EU-weiter Veröffentlichung neu bewertet werden. Schließlich sollen öffentliche Auftraggeber Angebote nicht nur auf Grundlage des niedrigsten Preises auswählen, sondern auch den innovativen, sozialen und ökologischen Mehrwert berücksichtigen. Der Initiativbericht spricht aber auch die notwendige Verknüpfung nachhaltiger und sozialpolitischer Kriterien mit dem Auftragsgegenstand an und erwähnt explizit, dass Vergaberichtlinien Verfahrensrichtlinien sind, die nicht durch Bestimmungen dazu zu vervollständigen sind, was zu kaufen ist. Die Überlegungen des EP sollen noch einfließen in den Gesetzgebungsvorschlag, den die Kommission für Ende diesen Jahres angekündigt hat. http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+TA+P7-TA2011-0454+0+DOC+XML+V0//DE&language=DE Kommission; Verbesserung der Erschließung des Weltmarktes für klein- und mittleren Unternehmen notwendig Die Kommission veröffentlichte am 09.11.2011 eine Mitteilung „Kleine Unternehmen – große Welt: Eine neue Partnerschaft, um klein und mittlere Unternehmen zu helfen, ihre Chancen im globalen Kontext zu nutzen“. Drittstaaten sind nach Auffassung des Industriekommissars Antonio Tajani Märkte mit hohen Wachstumsraten, die auch für KMU große Chancen bieten. Gegenwärtig sind lediglich 13 % der in der EU ansässigen KMU außerhalb der EU durch Handel, Investitionen oder andere Formen der Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern tätig. Daher wäre es notwendig, die KMU zu unterstützen, ihre Möglichkeiten auf diesen Märkten besser zu nutzen. Die Nutzung dieser Chancen würde die Wettbewerbsfähigkeit in Europa stärken und neue Arbeitsplätze schaffen. Damit handelt es sich auch hier um einen wichtigen Beitrag zur Strategie Europa 2020. Zur Verbesserung der Erschließung der Märkte in Drittländern für KMU brauchen diese nach Auffassung der Kommission leicht zugängliche und adäquate Informationen, wie sie ihr Geschäft auf Drittländer ausdehnen können und kohärente Unterstützungsmöglichkeiten. Die Kommission sieht in ihrer Mitteilung u.a. als konkrete Maßnahmen vor, das „Enterprise Europe Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 8 Network“ zu verbessern und 2012 ein mehrsprachiges Online-Portal einzurichten, dass sektorspezifische Informationen über die Prioritäten der Märkte in den Drittländern zur Verfügung stellt sowie die zur Verfügung stehenden Unterstützungsmöglichkeiten. Die Mitteilung beruht auf einer Studie der Kommission, die diese im August dieses Jahres veröffentlichte. http://ec.europa.eu/enterprise/policies/sme/marketaccess/files/communication_sme_internationalisation_draft_en.pdf Kommission; DEU, AUT und GRI wegen Dienstleistungsrichtlinie verklagt Die Kommission hat am 27.10.2011 beschlossen, DEU, AUT und GRI wegen mangelnder Umsetzung der Dienstleistungsrichtlinie (2006/123/EC) vor dem EuGH zu verklagen. Erstmals macht die Kommission dabei auch von dem im Lissabon Vertrag verankerten Recht Gebrauch, bereits bei der ersten Anrufung des EuGH Zwangsgelder gegen die Mitgliedstaaten zu beantragen. Die Höhe der beantragten Zwangsgelder (DEU: 141.362,55 EUR, AUT: 44.876,16 EUR, GRI: 51.200,10 EUR) wurde in Abhängigkeit der Schwere der Vertragsverletzung festgelegt. Die Zwangsgelder müssen pro Tag ab Verkündung des EuGH-Urteils solange gezahlt werden, bis der Verstoß von den beklagten Mitgliedstaaten behoben wurde. Die Kommission hatte den Mitgliedstaaten, die ihr noch nicht die Annahme sämtlicher von der Richtlinie geforderter regulatorischen Änderungen gemeldet haben, am 24.06.2010 (vgl. BaB 12/2010) eine mit Gründen versehene Stellungnahme übermittelt und damit die zweite Stufe des EU-Vertragsverletzungsverfahrens eingeleitet. Die Dienstleistungsrichtlinie war am 12.12.2006 verabschiedet worden und musste von allen Mitgliedstaaten bis zum 28.12.2009 umgesetzt werden. http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/11/1283&format=HTML &aged=0&language=DE&guiLanguage=en EP; Gegenseitige Evaluierung im Rahmen der Dienstleistungsrichtlinie begrüßt In einer Entschließung vom 25.10.2011 hat das EP seine positive Haltung zu dem Verfahren der gegenseitigen Evaluierung im Rahmen der Dienstleistungsrichtlinie bekräftigt. Einerseits habe sich die gegenseitige Evaluierung als sinnvolle Initiative erwiesen und der Kommission und den Mitgliedstaaten ermöglicht, ein besseres Verständnis für die noch bestehenden Hindernisse und über die Lage in den einzelnen Mitgliedstaaten zu erlangen. Andererseits stellt das EP fest, dass die Mitgliedstaaten durch dieses Verfahren Rückmeldungen zu ihren politischen Entscheidungen erhalten konnten und dass es die Förderung bewährter Verfahren erleichtert, sowie die Transparenz bei den erzielten Ergebnissen erhöht hat. Darüber hinaus habe der Vorgang der gegenseitigen Evaluierung zur Herausbildung eines „europäischen Geistes“ bei den einzelstaatlichen Verwaltungen beigetragen. http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+TA+P7-TA2011-0456+0+DOC+XML+V0//DE&language=DE Verkehr EuGH; Urteil zur Beschränkung des Führerschein-Tourismus Mit einem Urteil vom 13.10.2011 hat der EuGH den sogenannten „FührerscheinTourismus“ weiter beschränkt. Nach ständiger Rechtsprechung des EuGH muss die in einem anderen Mitgliedstaat ausgestellte EU-Fahrerlaubnis nicht anerkannt werden, wenn sie während einer laufenden Sperrzeit in einem anderen Mitgliedstaat erworben wurde. Im konkreten Fall erteilten tschechische Behörden einem deutschen Staatsangehörigen zu einem Zeitpunkt eine Fahrerlaubnis der Klasse B, in dem sich dessen deutscher Führerschein in polizeilicher Verwahrung befand. Die Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 9 deutsche Fahrerlaubnis wurde im Anschluss an die Erteilung der tschechischen Fahrerlaubnis nach einem Urteil des zuständigen Amtsgericht wegen Trunkenheit im Verkehr eingezogen, die Fahrerlaubnis entzogen und eine Sperre für die Neuerteilung einer Fahrerlaubnis verhängt. Nach Ablauf dieser Sperrfrist erteilten die tschechischen Behörden dem deutschen Staatsangehörigen eine Fahrerlaubnis für Fahrzeuge der Klasse D. Im Juli 2009 wurde der Staatsangehörige in DEU als Führer eines Kraftomnibusses angetroffen. Die Staatsanwaltschaft beantragte beim zuständigen Amtsgericht den Erlass eines Strafbefehls wegen vorsätzlichen Fahrens ohne Fahrerlaubnis. Das Amtsgericht Achern lehnte diesen Antrag mit der Begründung ab, dass die nach Ablauf der Sperrfrist von den tschechischen Behörden für Fahrzeuge der Klasse D erteilte Fahrerlaubnis in DEU gültig sei. Der Gerichtshof wertete die polizeiliche Verwahrung jedoch als Aussetzung im Sinne von Art. 8 Abs. 2 und 4 der Richtlinie 91/439 und sah diese, ebenso wie die gerichtliche Entziehung, aus Gründen gerechtfertigt, die bereits zum Zeitpunkt der Ausstellung des Führerscheins für Fahrzeuge der Klasse B durch die tschechischen Behörden vorlagen. http://curia.europa.eu/jurisp/cgibin/form.pl?lang=de&newform=newform&alljur=alljur&jurcdj=jurcdj&jurtpi=jurtpi&jurtfp =jurtfp&alldocrec=alldocrec&docj=docj&docor=docor&docdecision=docdecision&doc op=docop&docppoag=docppoag&docav=docav&docsom=docsom&docinf=docinf&all docnorec=alldocnorec&docnoj=docnoj&docnoor=docnoor&radtypeord=on&typeord= ALL&docnodecision=docnodecision&allcommjo=allcommjo&affint=affint&affclose=aff close&numaff=C224%2F10&ddatefs=&mdatefs=&ydatefs=&ddatefe=&mdatefe=&ydatefe=&nomusuel =&domaine=&mots=&resmax=100&Submit=Suchen Energie Kommission; Neue Sicherheitsstandards für Offshore Erdöl- und Erdgasaktivitäten Am 27.10.2011 veröffentlichte die Kommission eine Verordnung, mit deren Hilfe sichergestellt werden soll, dass europäische Offshore Erdöl- und Erdgasförderungen die weltweit höchsten Sicherheits-, Gesundheits- und Umweltstandards erfüllen. Mehr als 90% des Erdöls und mehr als 60% des Erdgases, die in der EU und Norwegen gefördert werden, werden in Offshore Produktion hergestellt. In den europäischen Gewässern sind mehr als 1.000 Offshore Erdöl- oder Erdgasanlagen in Betrieb. Jedoch arbeitet die Offshore Branche in den verschiedenen Mitgliedstaaten nach unterschiedlichen Umweltschutz-, Gesundheitsschutzund Sicherheitsstandards. Bislang werden nicht alle Aspekte der Offshore Erdöl- und Erdgasindustrie von den EU-Rechtsvorschriften erfasst. http://ec.europa.eu/energy/oil/offshore/doc/com_2011_0688.pdf Kommission; Stärkerer Schutz des Mittelmeeres vor Offshore-Aktivitäten Am 27.10.2011 schlug die Kommission den Beitritt der EU zu dem Protokoll zur Barcelona-Konvention zum Schutz des Mittelmeers vor Verschmutzung durch Offshore Erkundungs- und Nutzungsaktivitäten vor und hat damit auch einen wichtigen Schritt für einen besseren Schutz des Mittelmeeres unternommen. http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/11/1261&format=HTML &aged=0&language=DE&guiLanguage=en Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 10 Forschung Kommission; Alter als Chance: Europäische Innovationspartnerschaft einigt sich auf neue Maßnahmen Am 07.11.2011 einigte sich die Lenkungsgruppe der Europäischen Innovationspartnerschaft für Aktivität und Gesundheit im Alter auf gemeinsame Maßnahmen im Zuge des gesellschaftlichen Wandels durch eine alternde Bevölkerung in Europa. Die Pilotgruppe besteht aus Vertretern des Gesundheitswesens und des sozialen Bereichs, aus Unternehmen, der Zivilgesellschaft und Behörden. Im strategischen Durchführungsplan hat die Gruppe vorrangige Maßnahmen dargelegt, mit denen auf die Herausforderung des Alterns mit Innovation reagiert werden soll. Übergeordnetes Ziel ist dabei, zu gewährleisten, dass die EU-Bürgerinnen und Bürger bis 2020 im Durchschnitt zwei Jahre länger aktiv und gesund leben können. Der Durchführungsplan ist der erste Schritt in Richtung auf dieses Ziel; er konzentriert sich auf drei Hauptbereiche: Vorbeugung, Versorgung und Behandlung sowie unabhängiges Leben. Es wurden fünf Einzelmaßnahmen festgelegt, die im nächsten Jahr eingeleitet werden sollen: innovative Wege, um dafür zu sorgen, dass Patienten die ihnen verschriebenen Arzneimittel auch einnehmen – eine konzertierte Aktion in mindestens 30 europäischen Regionen; innovative Lösungen, um bei älteren Menschen Stürzen vorzubeugen und Frühdiagnosen zu fördern; Zusammenarbeit, um altersbedingten funktionellen Defiziten und Gebrechlichkeit vorzubeugen, unter besonderer Berücksichtigung von Mangelernährung; Verbreitung und Förderung erfolgreicher innovativer Modelle für die integrierte Versorgung älterer Menschen, die unter chronischen Erkrankungen leiden, beispielsweise durch Fernüberwachung. Die Maßnahmen sollen in einer ganzen Reihe von EU-Regionen getroffen werden; Verbesserung der Übernahme von miteinander kompatiblen IKT-Lösungen für unabhängiges Leben durch globale Standards, damit ältere Menschen länger unabhängig, mobil und aktiv bleiben können. Die für die Digitale Agenda zuständige Vizepräsidentin der Europäischen Kommission Neelie Kroes, der für Gesundheit und Verbraucherpolitik zuständige Kommissar John Dalli und die für Forschung, Innovation und Wissenschaft zuständige Kommissarin Máire Geoghegan-Quinn teilen sich die Federführung der Partnerschaft. http://ec.europa.eu/research/innovation-union/index_en.cfm?section=active-healthyageing&pg=implementation-plan# Kommission; Ausschreibung für 7. Forschungsrahmenprogramm – Arbeitsprogramm „Ideen“ Das Arbeitsprogramm „Ideen“ des 7. Rahmenprogramms für Forschung, technologische Entwicklung und Demonstration wird implementiert durch den Europäischen Forschungsrat (ECR), eine von der Kommission eingerichtete Institution zur Finanzierung von grundlagenorientierter Forschung. Die Ausschreibung beinhaltet eine Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen zur Unterstützung der Überwachungs- und Bewertungsstrategie im Rahmen des Arbeitsprogramms „Ideen“. http://ec.europa.eu/research/participants/portal/page/ideas?callIdentifier=ERC-2012SyG Kommission; Forschungskommissarin Geoghegan-Quinn in DEU EU-Forschungskommissarin Máire Geoghegan-Quinn hat am 21.10.2011 in Berlin bei der Gründungsveranstaltung von Science Europe der Deutschen Forschungsgesellschaft das neue Forschungsrahmenprogramm "Horizon 2020" in seinen Grundzügen vorgestellt. Die Kommissarin unterstrich, dass im neuen Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 11 Rahmenprogramm ein Gleichgewicht zwischen Grundlagenforschung und angewandter Forschung geschaffen und Förderinstrumente sowie Antragsmodalitäten vereinfacht würden. Exzellenz sei in Zukunft das wichtigste Kriterium für die Vergabe von Forschungsgeldern. Die Vorlage des neuen Forschungsrahmenprogramms ist jetzt für den 30.11.2011 vorgesehen. http://ec.europa.eu/deutschland/pdf/rede_21102011_final.pdf Finanzdienstleistungen G 20; Treffen der Staats- und Regierungschefs am 04./05.11.2011 in Cannes (FRA) Die G-20-Staats- und Regierungschefs beschlossen einen Aktionsplan, mit dem Wachstum und Beschäftigung gefördert und zugleich das Ziel der Haushaltskonsolidierung verfolgt werden soll. Staaten mit großen Leistungsbilanzüberschüssen verpflichteten sich, durch Reformen die Inlandsnachfrage zu steigern. Der Internationale Währungsfonds (IWF) soll mit zusätzlichen Finanzmitteln ausgestattet werden. Der Plan des IWF, eine neue Liquiditätslinie für Notfälle bereitzustellen und eine neue Fazilität für Rettungshilfen einzurichten, wurde unterstützt. Die Finanzminister der G-20-Staaten wurden aufgefordert, bis zum nächsten Treffen verschiedene Optionen zu prüfen. Dazu zählten die Aufstockung der IWF-Mittel ebenso wie bilaterale Beiträge an den IWF sowie das Poolen von Sonderziehungsrechten in einem speziellen Fonds. Bei der Reform des Finanzsektors soll an die bisherigen Reformbemühungen angeknüpft werden. Der Financial Stability Board (FSB) veröffentlichte zeitgleich eine Liste der 29 weltweit größten Banken, deren Schieflage das Finanzsystem insgesamt gefährden kann. Dazu gehören auch die Deutsche Bank AG und die Commerzbank AG. Diese sollen ab 2016 zusätzliche Kapitalpuffer bilden und einer intensiveren Aufsicht unterzogen werden. Für sie sollen neue internationale Regeln zur Bankenabwicklung eingeführt werden. Daneben sollen ihre Vergütungssysteme durch den FSB stärker überwacht werden. Stärker überwacht werden sollen auch die Handelsaktivitäten von sog. Schattenbanken, wozu z.B. Hedge-Fonds gehören. Damit soll der Auslagerung von Aktivitäten in den unregulierten Sektor entgegengewirkt werden. Der FSB erhielt den Auftrag, bis Mitte 2012 Methoden zu entwickeln, um neue Handelstechniken, etwa den sog. Hochfrequenzhandel, optimaler zu beaufsichtigen. Die Staats- und Regierungschefs der G-20 verständigten sich auch auf Maßnahmen zur Erhöhung der Transparenz auf den außerbörslichen Terminmärkten z. B. durch die Verpflichtung zur Nutzung von Börsen und anderen Handelsplattformen. Darüber hinaus sollen die Märkte für Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps – CDS) näher untersucht werden. Keine Einigung wurde zu der von DEU und FRA geforderten Einführung einer Finanztransaktionssteuer erzielt. Widerstand kam primär von den USA und von GBR. Die G-20-Staats- und Regierungschefs haben sich auf weitere Maßnahmen gegen Steuerhinterziehung verständigt. An den Warenterminmärkten soll die Spekulation mit Rohstoffen, darunter auch Agrarprodukten, eingedämmt werden. Der nächste G20-Gipfel soll im Juni 2012 in Baja California in Mexiko stattfinden. http://www.g20.utoronto.ca/summits/2011cannes.html EP; Finanzmärkte Das EP-Plenum verabschiedete am 25.10.2011 auf der Grundlage des Berichts von MdEP Gunnar Hökmark (EVP/SWE) eine nichtlegislative Entschließung zur „globalen wirtschaftlichen Ordnungspolitik“. Darin fordert das EP z.B. unter Hervorhebung der dienenden Funktion des Finanzsektors die weltweite Fortsetzung der Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 12 Finanzmarktreformen, politische Maßnahmen zur Reduzierung der wirtschaftlichen Ungleichgewichte und Reformen des Internationalen Währungsfonds. http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+TA+P7-TA2011-0457+0+DOC+XML+V0//DE&language=DE Finanzen Kommission; Währungskommissar Olli Rehn Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso ernannte Währungskommissar Olli Rehn am 27.10.2011 zu einem der Vizepräsidenten der Kommission, dem weitreichende Kompetenzen im Bereich der Überwachung der Haushaltspolitik zukommen sollen. Durch Änderungen der Geschäftsordnung der Kommission soll der Währungskommissar selbst (d.h. ohne sonst erforderliche Kollegialentscheidung) Defizitverfahren einleiten können. http://ec.europa.eu/commission_2010-2014/rehn/headlines/news/2011/10/2011-1027_news_en.htm Eurogruppe; Minister diskutieren Optionen für den EFSF-Hebel und die Lage in GRI und ITL In der Sitzung vom 07.11.2011 berieten die Finanzminister der Eurozone zwei Modelle zur Maximierung der Ausleihkapazität der Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF). Im Anschluss an die Beschlüsse des Europäischen Rats (ER) vom 26.10.2011, bei dem vereinbart worden war, das Kreditvergabevolumen des EFSF zu erhöhen, ohne die zugrunde liegenden Garantien aufzustocken, standen zwei Optionen zur Diskussion, eine Teilabsicherung der Gläubigerrisiken und ein Kofinanzierungsmodell. In Konsultation mit den Marktteilnehmern – betonte Eurogruppenvorsitzender Juncker – sollen bis Ende November die praktischen Details beider Optionen erörtert werden. Dann könne möglicherweise bereits im Dezember 2011 eine Entscheidung darüber fallen, ob nur eine von beiden Optionen oder beide zusammen verfolgt würden. Mit Blick auf GRI erklärte Juncker, dass die Auszahlung der sechsten Kredittranche aus dem ersten Rettungspaket voraussetze, dass die neue griechische Regierung und die Führer der wichtigsten politischen Parteien eine schriftliche Zusicherung zu dem Maßnahmenpaket geben, dass die Staats- und Regierungschefs auf dem ER vom 26.10.2011 als Gegenleistung für weitere Finanzhilfen gefordert hatten. EUWährungskommissar Rehn mahnte, dass ITL die von Ministerpräsident Berlusconi beim ER vom 26.10.2011 angekündigten haushaltspolitischen Maßnahmen und Strukturreformen nun beschleunigt vorantreiben müsse. http://www.consilium.europa.eu/homepage/showfocus.aspx?lang=de&focusID=7775 5 Rat; Legislativpaket zur wirtschaftspolitischen Steuerung und Schlussfolgerungen zu makroökonomischen Ungleichgewichten angenommen Nach der bereits am 04.10.2011 erfolgten grundsätzlichen Billigung des mit dem EP erzielten Kompromiss über den Six-Pack (das Legislativpaket zur wirtschaftspolitischen Steuerung in der EU, vgl. BaB 17/2011), nahmen die Wirtschafts- und Finanzminister in der Sitzung vom 08.11.2011 die revidierten Rechtstexte formal an. Zudem einigte sich der Ecofin-Rat auf Schlussfolgerungen zum Scoreboard, einem Bündel von Wirtschaftsindikatoren, anhand dessen makroökonomische Ungleichgewichte zwischen den Eurostaaten identifiziert werden sollen. Danach sollen Leistungsbilanzüberschüsse – im Gegensatz zu Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 13 Leistungsbilanzdefiziten – keine Kriterien für eventuelle Sanktionen im Rahmen des Verfahrens zur Vermeidung übermäßiger makroökonomischer Ungleichgewichte sein. Zu den Indikatoren, die in das Scoreboard eingehen sollen, zählen u.a. der Leistungsbilanzsaldo, die Ausfuhranteile, der öffentliche Schuldenstand, die nominalen Lohnstückkosten, die Arbeitslosenrate, die Immobilienpreise und die Schulden des Privatsektors. Der Ecofin-Rat hat die Kommission aufgefordert, das Scoreboard um weitere Indikatoren zu erweitern, und betont, dass das Überschreiten einzelner Schwellenwerte nicht automatisch zu Korrekturmaßnahmen führen solle. Auch nahmen die Minister eine Änderung der EU-Finanzkonglomerat-Richtlinie an, mit der rechtliche Schlupflöcher geschlossen werden sollen. Darüber hinaus befassten sie sich mit GRI: Vor dem Hintergrund, dass GRI das für dieses Jahr gesteckte Defizit-Ziel nicht erreichen wird, gaben sie dem Land neue Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen auf. An dem Ziel, das griechische Haushaltsdefizit bis 2014 unter die Referenzmarke von 3% zum BIP zu bringen, wird festgehalten. Die Kommission hatte Gelegenheit, ihren Legislativvorschlag vom 28.09.2011 zur Finanztransaktionssteuer vorzustellen (vgl. BaB 17/2011). http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/en/ecofin/125976. pdf EuRH; EU-Rechnungsführung zuverlässig, aber mit hoher Fehlerquote Laut Feststellung des Europäischen Rechnungshofs (EuRH) ist die EUJahresrechnung 2010 zwar insgesamt sachgerecht, aber weiter in wesentlichem Ausmaß mit Fehlern behaftet. Aus dem am 10.11.2011 veröffentlichten Jahresbericht geht hervor, dass die geschätzte Fehlerquote für den EU-Haushalt 2010 als Ganzes 3,7% beträgt. Der fehlerträchtigste Bereich sei der Themenkreis Kohäsion, Energie und Verkehr mit einer geschätzten Fehlerquote von 7,7% gewesen, die gegenüber dem Vorjahr angestiegen sei. Im Bereich Landwirtschaft und natürliche Ressourcen sei von einer geschätzten Fehlerquote von 2,3% auszugehen, die im Vergleich zu 2009 relativ stabil sei. Außerdem gebe es weiterhin erhebliche Risiken bei den Zwischen- und Abschlusszahlungen in den Themenkreisen Außenhilfe, Entwicklung und Erweiterung sowie Forschung und andere interne Politikbereiche. Bei den Fehlerquoten handele es sich nicht um eine Schätzung des Betrugs, sondern um eine Schätzung, inwieweit gegen maßgebliche Vorschriften verstoßen worden sei, etwa indem nicht förderfähige Kosten geltend gemacht würden, Kosten falsch berechnet oder von Landwirten überhöhte Flächenangaben geliefert würden, heißt es. Die Kommission und die Mitgliedstaaten, kritisiert der EuRH, müssten bei der Planung von Ausgabenprogrammen verstärkt darauf achten, dass Ziele konkret, messbar, erreichbar, sachgerecht und mit einem Datum versehen seien. http://eca.europa.eu/portal/pls/portal/docs/1/9740736.PDF Soziales Kommission; Klage gegen ITL wegen Diskriminierung Vor dem Hintergrund, dass in Bozen Stellenbewerber für den öffentlichen Dienst den Vorzug vor anderen Mitbewerbern erhalten, wenn sie zuvor ihren Wohnsitz zwei Jahre lang in Bozen haben, hat die Kommission gegen ITL vor dem EuGH Klage erhoben. Nach Ansicht der Kommission verstoße ITL damit gegen die EURechtsvorschriften über die Freizügigkeit von Arbeitnehmern, da italienische Bürger von der eingeräumten Vorzugsstellung aufgrund des Wohnsitzes eher profitieren dürften als Bewerber aus anderen Mitgliedstaaten. Dies stelle eine mittelbare Diskriminierung von Staatsangehörigen anderer Mitgliedstaaten beim Zugang zur Beschäftigung im öffentlichen Dienst dar. Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 14 http://ec.europa.eu/social/main.jsp?catId=465&langId=de EWSA; Neue Geschäftsmodelle für mehr Wachstum und Beschäftigung in Europa Da mehr als 15% der Menschen in Europa von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht sind und Wohnungslosigkeit die vierthäufigste Ursache für Armut in der EU ist, hat der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) am 27.10.2011 im Rahmen der Social Business Initiative (SBI) zwei Vorschläge zum sozialen Unternehmertum und zur Bekämpfung der Obdachlosigkeit in der EU vorgelegt. Wie Berichterstatterin (BE) Ariane Rodert (Gruppe verschiedene Interessen/SWE) betonte, würden soziale Unternehmen anlässlich der aktuellen Situation eine wichtige Lösung darstellen, da sie wirtschaftliche und soziale Werte schaffen und somit große Wachstumschancen bieten würden. Das Problem der Obdachlosigkeit müsse integraler Bestandteil bei der Koordinierung von Methoden im sozialen Bereich sein. Es sei ein Skandal, so BE Eugen Lucan (Gruppe verschiedene Interessen/ROM), dass Millionen von Mitbürgern eines der wichtigsten Grundrechte fehlen würde. Obdachlose müssten besser in die Gesellschaft eingebunden werden, was auch zur Verringerung sozialer Kosten beitragen würde. http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=CES/11/115&format=HTM L&aged=0&language=EN&guiLanguage=en Kommission; BEL zur Reduzierung des Verwaltungsaufwands für KMU aufgefordert Die Kommission forderte BEL am 27.10.2011 in Form einer „mit Gründen versehenen Stellungnahme“ zur vollständigen Umsetzung der Richtlinie 2009/49/EG vom 18.06.2009 im Hinblick auf bestimmte Angabepflichten mittlerer Gesellschaften sowie der Pflicht zur Erstellung eines konsolidierten Abschlusses auf. Hierzu müsse BEL den Verwaltungsaufwand für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) reduzieren. Sollte BEL binnen zwei Monate keine Mitteilung über die ergriffenen Maßnahmen machen, kann die Kommission vor dem EuGH Klage erheben und die Verhängung eines Zwangsgelds fordern. http://eurlex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2009:164:0042:0044:DE: PDF Kommission; ITL muss Familienleistungen auch an Grenzgänger zahlen Die Kommission hat ITL am 27.10.2011 in Form einer „mit Gründen versehenen Stellungnahme“ im Rahmen eines EU - Vertragsverletzungsverfahrens aufgefordert, Familienleistungen auch an Personen zu zahlen, die in ITL arbeiten, aber in AUT wohnen. Im vorliegenden Fall geht es um Leistungen in Form einer finanziellen Unterstützung für die Kindererziehung, die Personen mit Kindern automatisch zuerkannt wird. Grenzgänger sind nach EU-Recht durch das System der sozialen Sicherheit des Erwerbstätigkeitsstaates und nicht durch das System des Wohnstaates geschützt. ITL verstoße daher gegen die Arbeitnehmerfreizügigkeit und hat nun zwei Monate Zeit seine Rechtsvorschriften mit dem EU-Recht in Einklang zu bringen, andernfalls kann die Kommission den EuGH anrufen. http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/11/1271&format=HTML &aged=0&language=DE&guiLanguage=en Kommission; Freie Wahl des Kontos bei Erhalt einer griechischen Altersrente gefordert Die Kommission hat GRI am 27.10.2011 in Form einer „mit Gründen versehenen Stellungnahme“ im Rahmen des EU-Vertragsverletzungsverfahrens aufgefordert, seine Praxis einzustellen, der zufolge ausländische Arbeitnehmer, die eine Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 15 griechische Altersrente beziehen, ein Bankkonto bei der Nationalbank von GRI eröffnen und führen müssen. Hintergrund war die Beschwerde einer deutschen Staatsbürgerin, die ein Bankkonto bei der Nationalbank von GRI eröffnen musste, damit ihre griechische Rente auf ihr deutsches Bankkonto transferiert wurde. Nach Ansicht der Kommission sei eine solche Verpflichtung nicht nötig und verstoße gegen den freien Kapitalverkehr und die Freizügigkeit von Arbeitnehmern. Sie stelle eine unmittelbare und mittelbare Diskriminierung von Wanderarbeitnehmern dar. GRI hat nun zwei Monate Zeit mitzuteilen, welche Maßnahmen es zur Einhaltung der EURechtsvorschriften getroffen hat. Andernfalls kann die Kommission vor dem EuGH Klage gegen GRI einreichen. http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/11/1270&format=HTML &aged=0&language=DE&guiLanguage=en Kommission; LUX zur Zahlung von Arbeitslosenleistungen aufgefordert Die Kommission hat LUX am 27.10.2011 in Form einer „mit Gründen versehenen Stellungnahme“ im Rahmen des EU-Vertragsverletzungsverfahrens aufgefordert, Personen mit einer Rente aus einem anderen Mitgliedstaat nicht länger Leistungen bei Arbeitslosigkeit zu verweigern. Auslöser war die Beschwerde einer französischen Frau, die nach zehnjähriger Tätigkeit in LUX arbeitslos geworden war und in FRA eine kleine Rente bekommt. Nach luxemburgischem Recht könne ein Empfänger einer Altersrente keine Arbeitslosenleistungen beziehen. Diese Vorgehensweise verstoße nach Ansicht der Kommission gegen die EU-Rechtsvorschriften über die Koordinierung der sozialen Sicherheit und halte Arbeitnehmer davon ab, von ihrem Recht auf Freizügigkeit in der EU umfassend Gebrauch zu machen. http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/11/1267&format=HTML &aged=0&language=DE&guiLanguage=en Kommission; GRI muss Ungleichbehandlung beenden Die Kommission hat GRI am 27.10.2011 in Form einer „mit Gründen versehenen Stellungnahme“ im Rahmen des EU-Vertragsverletzungsverfahrens aufgefordert, seine Regelung des Zugangs zu bestimmten Stellen der Kommunalverwaltung mit dem Freizügigkeitsrecht der EU in Einklang zu bringen. Nach griechischem Recht werden Personen bevorzugt, die in der Kommune gemeldet sind, in der die Stellen besetzt werden müssen. Nach Ansicht der Kommission betreffe diese Praxis vor allem Wanderarbeitnehmer aus der EU, was einer mittelbaren Diskriminierung und Behinderung der Freizügigkeit der Arbeitnehmer gleichkomme. GRI hat nun zwei Monate zur Mitteilung Zeit, welche Maßnahmen es zur Einhaltung der EURechtsvorschriften getroffen hat. Andernfalls kann die Kommission vor dem EuGH Klage gegen GRI einreichen. http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/11/1265&format=HTML &aged=0&language=DE&guiLanguage=en Kommission; Sechs Staaten missachten Arbeitserlaubnis für hochqualifizierte Migranten Sechs Mitgliedstaaten, darunter auch DEU, haben die „Blaue-Karte-Richtlinie“ der EU noch nicht umgesetzt, da sie die Einreise hochqualifizierter Personen aus Drittstaaten zur Aufnahme einer Beschäftigung erschweren würden, so die Kommission. Daher hat die Kommission am 27.10.2011 DEU, ITL, MTA, POL, PTL und SWE durch eine „mit Gründen versehene Stellungnahme“ (gemäß Artikel 258 AEUV) aufgefordert, entsprechende Maßnahmen zur Umsetzung der Richtlinie zu ergreifen. Während ITL, MTA und PTL auf die von der Kommission am 18.07.2011 an diese Staaten versandten Fristsetzungsschreiben als ersten Schritt im Vertragsverletzungsverfahren bisher noch keine Stellung genommen, führten DEU, Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 16 POL und SWE an, dass die neuen Durchführungsbestimmungen nicht vor 2012 in Kraft treten könnten. Die Kommission beschloss deshalb, Stellungnahmen auch an diese Mitgliedstaaten zu richten. http://eurlex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2009:155:0017:0029:de: PDF Eurostat; 75% der Kinder lebten 2008 in der EU27 bei verheirateten Eltern Laut Eurostat vom 27.10.2011 lebten 2008 in der EU27 74% der Kinder bei verheirateten Eltern, wobei die höchsten Anteile in GRI (91.8%), CYP (89%) und SLK (81,9%) lagen; 14% lebten in einem Einelternhaushalt mit den höchsten Werten in LET (23,3%), IRL (23,2%) und EST (21,4%). 12% der Kinder wuchsen bei Eltern in einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft auf, wobei das vor allem in SWE (27,3%), EST (22,9%) und FRA (21,2%) der Fall war. Bei den Lebensformen von Männern und Frauen im Alter von 65 Jahren und älter, lebten 2008 in der EU27 41,2% Frauen (19,7% Männer) alleine, 37,4% Frauen (60% Männer) mit einem Partner und 21,4% Frauen (20,4% Männer) mit anderen Personen zusammen. http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=STAT/11/156&format=HT ML&aged=0&language=DE&guiLanguage=en Eurostat; Arbeitslosenquote im September 2011 leicht gestiegen Laut Eurostat vom 31.10.2011 ist die Arbeitslosenquote im August 2011 zum September 2011 im Euroraum von 10,1% auf 10,2% und in der E27 von 9,6% auf 9,7% leicht angestiegen. Am niedrigsten lag die Arbeitslosenquote in AUT (3,9%), NDL (4,5%) und LUX (4,6%), während die höchsten Quoten in ESP (22,6%), GRI (17,6%) und LET (16,1% im 2. Quartal) zu verzeichnen waren. Die Jugendarbeitslosigkeit lag im September 2011 im Euroraum bei 21,2% (September 2010 20,8%) und in der EU27 bei 21,4% (September 2010 20,9%) mit den niedrigsten Quoten in AUT (7,1%) und NDL (8,0%) bzw. den höchsten Werten in ESP (48,0%) und GRI (43,5% im Juli). http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=STAT/11/160&format=HT ML&aged=0&language=DE&guiLanguage=en Kommission; 3,9 Mio. EUR aus dem EGF für entlassene italienische Bauarbeiter Die Kommission hat am 31.10.2011 einem Antrag ITL zugestimmt und die Genehmigung einer Zahlung über 3,9 Mio. EUR aus dem Europäischen Fonds für die Anpassung an die Globalisierung (EGF) vorgeschlagen. Damit sollen 528 entlassene italienische Bauarbeiter aus den Provinzen Trient und Bozen bei der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle unterstützt werden. Der Vorschlag wird jetzt dem EP und EU-Ministerrat zur Billigung vorgelegt. http://ec.europa.eu/social/main.jsp?catId=326&langId=de&newsId=1107&furtherNew s=yes Kommission; 15,3 Mio. EUR aus dem EGF für entlassene Arbeitnehmer aus AUT und NDL Die Kommission hat am 08.11.2011 die Zahlung von insgesamt 15,3 Mio. EUR (9,5 Mio. EUR für AUT, 5,8 Mio. EUR für NDL) aus dem Europäischen Fonds für die Anpassung an die Globalisierung (EGF) veranlasst. Sie folgte damit der Genehmigung des EP und Rats vom 27.09.2011. Damit sollen 430 entlassene Arbeitnehmer aus den Bereichen Herstellung von elektronischen Geräten und Metallerzeugung und Metallbearbeitung aus AUT sowie 1.764 gekündigte Arbeitnehmer von 101 niederländischen Unternehmen im Druckbereich dabei unterstützt werden, wieder eine Arbeit zu finden. Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 17 http://ec.europa.eu/social/main.jsp?langId=de&catId=89&newsId=1110&furtherNews =yes EP; Konkrete Unterstützung für alleinerziehende Mütter und deren Kinder gefordert Weil die Zahl alleinerziehender Mütter u.a. durch Scheidung und nichteheliche Geburten steige, forderte das EP am 25.10.2011 die Mitgliedstaaten auf, alleinerziehenden Müttern durch Einrichten von "Familienzentren" zu unterstützen. Hier sollen sie eine zeitweilige Unterkunft, Beratung und Bildungsangebote erhalten. Dabei soll der Zugang zu Bildung für alleinerziehende Mütter aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und durch die Mitgliedstaaten erleichtert werden. Von allen Maßnahmen sollen auch alleinerziehende Väter profitieren. http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+TA+P7-TA2011-0458+0+DOC+XML+V0//DE&language=DE EP; Bessere Integration von Behinderten gefordert Vor dem Hintergrund, dass mehr als 80 Mio. Menschen oder etwa 16% der Gesamtbevölkerung der EU mit Behinderungen leben und die Beschäftigungsquote in der EU für Menschen mit Behinderungen nur etwa 45% betrage, hat das EP am 25.10.2011 angemahnt, mehr für die Integration von Behinderten in den Arbeitsmarkt zu tun. Es müsse eine rasche Einigung über den Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Anwendung des Grundsatzes der Gleichbehandlung erzielt werden. Die Kommission werde aufgefordert, die Bestimmungen zur Nichtdiskriminierung und Barrierefreiheit in der künftigen Kohäsionspolitik 2014-2020 zu verstärken und einen Legislativvorschlag für einen Rechtsakt zur Barrierefreiheit mit starken und verbindlichen Maßnahmen auf EU-Ebene vorzulegen. Zudem werden die Mitgliedstaaten und die Kommission aufgefordert, Gebärdensprache als Amtssprache in den Mitgliedstaaten anzuerkennen. http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+TA+P7-TA2011-0453+0+DOC+XML+V0//DE&language=DE EP; Öffnung des EU-Arbeitsmarktes für Arbeitnehmer aus BUL und ROM gefordert Per Handzeichen nahm das EP am 25.10.2011 eine Entschließung an, worin die Mitgliedstaaten aufgefordert werden, ab Ende 2011 Arbeitnehmern aus BUL und ROM Zugang zu den Arbeitsmärkten zu gewähren. Offizielle Statistiken und Daten hätten gezeigt, dass Arbeitnehmer aus Osteuropa keine Arbeitslosigkeit in anderen Ländern hervorrufen würden. Das EP rief die Mitgliedstaaten dazu auf, ihre Regelung für Übergangsfristen in Hinblick auf die komplette Öffnung des Arbeitsmarktes zu revidieren und diese schon Ende 2011 und nicht erst am Ende der in den EUVerträgen mit Dezember 2013 befristeten Periode aufzuheben. http://www.europarl.europa.eu/de/pressroom/content/20111025IPR30223/html/%C3 %96ffnung-des-EU-Arbeitsmarkts-f%C3%BCr-bulgarische-und-rum%C3%A4nischeArbeitnehmer EP; Eine Agenda für neue Kompetenzen und Beschäftigungsmöglichkeiten Am 26.10.2011 nahm das EP eine Entschließung zur „Agenda für neue Kompetenzen und Beschäftigungsmöglichkeiten an. Berichterstatter ist MdEP Regina Bastos (EVP/PTL). In dem Bericht werden alle Beteiligten aufgefordert, ihre Bemühungen zur erfolgreichen Umsetzung der Strategie Europa 2020 zu verstärken. Zur Erreichung des Beschäftigungszieles zählen insbesondere: Eine drastische Reduzierung der Jugendarbeitslosigkeit, eine stärkere Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt und die wirksame Umsetzung der Priorität der Eingliederung der Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 18 Strategie. Die meisten der nationalen Reformprogramme würden dem Beschäftigungsziel und dem Armutsreduktionsziel nicht gerecht werden. Neben der Sicherstellung gut funktionierender Arbeitsmärkte müsste u.a. auch die Diskrepanz zwischen den erworbenen und nachgefragten Qualifikationen und das derzeitige unzureichende Qualifikationsniveau vieler Arbeitnehmer verbessert werden. http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+TA+P7-TA2011-0466+0+DOC+XML+V0//DE&language=DE Gesundheit und Verbraucherschutz Kommission: Gesundheits- und Verbraucherprogramme 2014-2020 Die Kommission hat am 09.11.2011 zwei Vorschläge für Verordnungen über die neuen Gesundheits- und Verbraucherprogramme angenommen. Die beiden Programme sollen ein Europa gesunder, aktiver, informierter und mündiger Bürger fördern, die zum Wirtschaftswachstum und zur Erreichung der Strategie Europa 2020 beitragen können. Der Schwerpunkt der beiden Vorschläge liegt auf einer geringeren Anzahl gezielter Maßnahmen, deren Durchführung auf EU - Ebene einen Mehrwert erbringen soll. Für das Gesundheitsprogramm sollen 446 Mio. EUR und für das Verbraucherprogramm 197 Mio. EUR bereitgestellt werden. Die neuen Programme sind Teil der finanziellen Prioritäten der EU für 2014-2020. Die aktuellen Programme laufen noch bis Ende 2013. Das Programm „Gesundheit für Wachstum“ soll die Arbeit der Mitgliedstaaten bei folgenden Zielen unterstützen und ergänzen: Entwicklung innovativer und nachhaltiger Gesundheitssysteme, mehr Zugang zu besserer und sicherer Gesundheitsversorgung der Bürger, Gesundheitsförderung und Prävention von Krankheiten und Schutz der Bürger vor grenzübergreifenden Gesundheitsbedrohungen. John Dalli, Kommissar für Gesundheit und Verbraucherschutz, hob bei der Vorstellung der neuen Programme besonders hervor, dass im Mittelpunkt der beiden Programme die Menschen sowie die Förderung der Voraussetzungen stünden, damit die Menschen ihr volles Potenzial ausschöpfen und eine Schlüsselrolle in der Gesellschaft und der Wirtschaft spielen könnten. Wenn die Menschen länger gesund und aktiv bleiben, sei das gut für den Arbeitsmarkt und das Wachstum. Mündige Verbraucher würden zudem für florierende Märkte sorgen. http://ec.europa.eu/health/programme/docs/prop_prog2014_de.pdf EuGH; PTL muss ambulante Behandlungen in Mitgliedstaaten zulassen – Rs. C-255/09 Nach portugiesischem Recht besteht die Möglichkeit der Erstattung von Krankheitskosten für ambulante Behandlungen, die als „hochspezialisiert“ angesehen und in PTL nicht durchgeführt werden können. Die Erstattung hängt jedoch von einer vorherigen dreifachen Genehmigung (positiver ärztlicher Bericht, die Bestätigung dieses Berichts durch den medizinischen Direktor des Krankenhauses und die positive Entscheidung des Generaldirektors für Krankenhäuser) ab. Für sonstige ambulante Behandlungen sieht das portugiesische Recht keine Möglichkeit der Kostenerstattung vor. Der EuGH entschied hierzu am 27.10.2011, dass PTL dadurch gegen seine Verpflichtungen aus Art. 56 AEUV (Dienstleistungsfreiheit) verstoße. Der EuGH hält nach dieser Entscheidung europarechtlich lediglich eine Genehmigungspflicht für die in den nationalen Rechtsvorschriften abschließend aufgezählten kostspieligen Großgeräte z.B. Kernspintomografiegeräte für zulässig. http://curia.europa.eu/jurisp/cgibin/form.pl?lang=de&alljur=alljur&jurcdj=jurcdj&jurtpi=jurtpi&jurtfp=jurtfp&numaff=CBericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 19 255/09&nomusuel=&docnodecision=docnodecision&allcommjo=allcommjo&affint=affi nt&affclose=affclose&alldocrec=alldocrec&docdecision=docdecision&docor=docor&d ocav=docav&docsom=docsom&docinf=docinf&alldocnorec=alldocnorec&docnoor=do cnoor&docppoag=docppoag&radtypeord=on&newform=newform&docj=docj&docop= docop&docnoj=docnoj&typeord=ALL&domaine=&mots=&resmax=100&Submit=Rech ercher EP; Umsichtigerer Einsatz von Antibiotika gefordert Mittlerweile verursachen in Europa nahezu unbehandelbare "Superbakterien" jährlich ca. 25.000 Todesfälle und die Zahl der Opfer wird voraussichtlich weiter steigen. Deshalb hat das EP in einer Resolution am 27.10.2011 einen vorsichtigeren Umgang bei der Verwendung von antimikrobiellen Wirkstoffen, wie z.B. Antibiotika gefordert. Wie der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im EP, MdEP Jo Leinen (S&D/DEU) ausführte, sei die zunehmende Unwirksamkeit von Antibiotika und die damit verbundene Gefahr der Ausbreitung von Viren und Bakterien ein wachsendes Problem für die Gesundheitspolitik in der EU. Er regte eine europäische und internationale Gesamtstrategie an, um den unsachgemäßen Gebrauch von Antibiotika in der Tier- und Humanmedizin zu verhindern. Die Kommission werde aufgefordert, Anreize für die Entwicklung neuer Antibiotika zu schaffen. http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+TA+P7-TA2011-0473+0+DOC+XML+V0//DE&language=DE EP; Entlastung für EU - Arzneimittelagentur (EMA) für 2009 Trotz einiger Vorbehalte gewährte das EP am 25.10.2011, dem Haushaltsplan der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) für 2009 per Handzeichen "Entlastung". Im Zusammenhang mit Mängeln im Management des Haushalts 2009 hatte die EMA entsprechende Maßnahmen ergriffen. Das EP forderte eine gründliche Untersuchung der Neutralität und Unabhängigkeit von EMA-Angestellten, bevor sie als ProjektteamLeiter zur Evaluierung medizinischer Produkte eingesetzt werden, eine Verbesserung des Verfahrens zur Auftragsvergabe und bessere Information des EP über die Ergebnisse der geforderten Maßnahmen. http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+TA+P7-TA2011-0447+0+DOC+XML+V0//DE&language=DE Kommission; Schärfere Bekämpfung gefährlicher neuer synthetischer Drogen Zur schärferen Bekämpfung der zunehmenden Bedrohung durch illegale synthetische Drogen auf EU-Ebene hat die Kommission am 25.10.2011 ein neues Konzept erarbeitet. Hintergrund dieser Maßnahme ist die von 2009 auf 2010 von 24 auf 41 gestiegene Zahl psychoaktiver Substanzen, die in ihrer Wirkung mit den gefährlichen Drogen Ecstasy oder Kokain vergleichbar sind. Nach einer aktuellen Eurobarometer-Umfrage gaben 5% der jungen Europäer an, derlei Drogen ausprobiert zu haben. Das Konzept sieht schärfere EU-Rechtsvorschriften über neue psychoaktive Substanzen und zur strafrechtlichen Verfolgung des grenzübergreifenden Handels mit Drogen, Vorschriften zur Konfiszierung der Gewinne von Drogenhändler sowie eine intensivere Zusammenarbeit auf internationaler Ebene vor. In den nächsten zwei Jahren will die Kommission schärfere Maßnahmen auf EU-Eben ergreifen: Dazu zählen u.a. ein Legislativpaket zur Drogenbekämpfung, in dem die Überarbeitung des Rahmenbeschlusses über Drogenhandel und des Ratsbeschlusses über neue psychoaktive Substanzen vorgeschlagen werden soll, Legislativvorschläge zu Drogenausgangsstoffen, Mindestqualitätsstandards zur Verbesserung der Suchtprävention, der Behandlung von Drogensüchtigen und der Maßnahmen zur Verringerung von Gesundheitsschäden. Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 20 http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/11/1236&format=HTML &aged=0&language=DE&guiLanguage=en Kommission; 214 Mio. EUR für Kampf gegen Tierkrankheiten und Zoonosen Am 09.11.2011 teilte die Kommission mit, dass sie zur Ausrottung von Tierkrankheiten, wie z.B. der Blauzungenkrankheit und Zoonosen in 2012 Finanzmittel in Höhe von 203 Mio. EUR bereitstellen wird. Zusätzlich hat der Ständige Ausschuss für die Lebensmittelkette und Tiergesundheit (SCoFCAH) Finanzmittel in Höhe von 11, 5 Mio. EUR für Notfallmaßnahmen bewilligt, davon sind 4 Mio. EUR für Maßnahmen in DEU vorgesehen. http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/11/1333&format=HTML &aged=0&language=DE&guiLanguage=en Kommission; Bericht attestiert sowohl Verbesserungen bei Tiertransporten, als auch weiteren Handlungsbedarf Am 10.11.2011 veröffentlichte die Kommission einen Bericht zur Auswirkung der Verordnung (EG) Nr. 1/2005 über den Schutz von Tieren beim Transport und damit zusammenhängenden Vorgängen. Gestützt auf einen Vergleich der Situation vor und nach dem Inkrafttreten der Verordnung am 01.01.2007 kommt der Bericht zu dem Ergebnis, dass sich der Schutz der Tiere beim Transport verbessert hat, insbesondere auf Langstreckentransporten. Dies ist auf eine bedarfsgerechtere Ausstattung der Transportfahrzeuge sowie einer stärkeren Sensibilisierung der mit dem Transport von Tieren Beschäftigten für die Bedürfnisse der Tiere zurückzuführen. Trotz der erzielten Erfolge gibt es teils gravierende Probleme beim Transport, die auf die nicht oder lückenhaft erfolgte Umsetzung von EU-Recht, Wettbewerbsverzerrungen aufgrund unterschiedlicher Auslegung von EUVorschriften und die unzureichende Nutzung von Navigationssystemen zurückzuführen sind. Dem will die Kommission durch bessere Information und Kommunikation sowie weitere Maßnahmen zur besseren Rechtsdurchsetzung zum Schutz der Tiere begegnen. http://ec.europa.eu/food/animal/welfare/transport/docs/10112011_report_de.pdf EuRH; Unterschiedliche Geeignetheit der Programme „Schulmilch“ und „Schulobst“ Am 24.10.2011 legte der Europäische Rechnungshof (EuRH) seinen Sonderbericht zur Bewertung der beiden durch die Kommission initiierten Programme zur gesunden Ernährung „Schulmilch“ von 1977 und „Schulobst“, das mit dem Schuljahr 2009 / 2010 startete, vor. In seiner Bewertung hält der EuRH das Schulmilch-Programm für ungeeignet, die Ziele zu erreichen, da es einerseits die erzieherischen Ziele nicht hinreichend berücksichtigt und zum anderen ein erheblicher Mitnahmeeffekt zu verzeichnen sei, da die Milchprodukte entweder in den Speiseplan integriert worden wären oder das Produkt auch so gekauft würde. Positiver bewertet der EuRH hingegen das Schulobst-Programm, da es seiner Meinung nach von der Konzeption besser zur Erreichung der Ziele geeignet sei. Jedoch wäre es aufgrund der kurzen Zeit noch zu früh für eine endgültige Bewertung. Gleichwohl könnten sich einige Anhaltspunkte aus dem Schulobst-Programm zur Verbesserung des SchulmilchProgramms ergeben. http://eca.europa.eu/portal/pls/portal/docs/1/9460748.PDF Kommission / RASFF; Schnellwarnsystem für Lebens- und Futtermittel stärker genutzt Am 25.10.2011 stellte der für Verbraucherpolitik zuständige EU-Kommissar Dalli den Jahresbericht 2010 des Schnellwarnsystems für Lebens- und Futtermittel (RASFF) Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 21 vor, in dem festgestellt wurde, dass die Anzahl der Zurückweisungen von Sendungen an den EU-Grenzen im dritten aufeinander folgenden Jahr gestiegen sind, was auf die schärferen Grenzkontrollen bei nichttierischen Lebensmitteln zurückzuführen sei. Mit 576 Warnmeldungen wurde auch auf ernsthafte Gefahren, die von bereits auf dem Markt befindlichen Produkten ausgehen, aufmerksam gemacht. Zu den häufigsten Gefahren in Informationsmeldungen zählten krankheitserregende Mikroorganismen, Pestizidrückstände, Schwermetalle und Verstöße hinsichtlich Lebensmittelzusatzstoffe. http://ec.europa.eu/food/food/rapidalert/docs/rasff_annual_report_2010_en.pdf Umwelt Kommission; Erneute Anklage LUX wegen unzureichender Abwasserbehandlung Am 27.10.2011 erhob die Kommission gegen LUX wegen unzureichender Behandlung von kommunalen Abwässern erneut Anklage vor dem EuGH. Dieser hatte bereits im November 2006 in einem Urteil festgestellt, dass LUX seiner Verpflichtung nicht nachkam, für eine angemessene Behandlung und Entsorgung von kommunalen Abwässern zu sorgen. Knapp fünf Jahre nach diesem Urteil verstoßen vier luxemburgische Gemeinden, darunter die Hauptstadt, weiterhin gegen die EU-Rechtsvorschriften. Auf Empfehlung von Umweltkommissar Janez Potočnik fordert die Kommission den Gerichtshof auf, Strafen zu verhängen, und schlägt einen Pauschalbetrag von mindestens 2.2 Mio. EUR sowie ein tägliches Zwangsgeld von 11.340 EUR vor, bis den Verpflichtungen nachgekommen wird. http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/11/1273&format=HTML &aged=0&language=DE&guiLanguage=en Kommission; Vier weitere Staaten ohne Kostendeckung bei allen Wasserdienstleistungen Am 27.10.2011 übermittelte die Kommission BEL, DNK, FIN und SWE ihre Stellungnahme, in der sie diesen Mitgliedstaaten eine falsche Auslegung der EURechtsvorschriften und hier des Begriffs der Wasserdienstleister vorwirft. Dies hat nach Auffassung der Kommission zur Folge, dass das Kostendeckungsprinzip bei allen Wasserdienstleistungen nicht angewandt wurde, was zu unangemessenen Wasserpreisen führe. Geben die Mitgliedstaaten innerhalb von zwei Monaten keine zufriedenstellende Antwort, kann die Kommission den EuGH anrufen. http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/11/1264&format=HTML &aged=0&language=DE&guiLanguage=en Kommission; FRA und GRI missachten Verbot von Nitratbelastungen Am 27.10.2011 forderte die Kommission FRA und GRI auf, die Wasserverunreinigung durch Nitrate intensiver zu bekämpfen. Die bisher von diesen Staaten durchgeführten Maßnahmen stellen keine wirksame Bekämpfung dieser Verschmutzung dar, wie sie im EU-Recht gefordert wird. Die seit 1991 geltende Richtlinie ist von beiden Mitgliedstaaten immer noch nicht vollständig umgesetzt worden. http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/11/1266&format=HTML &aged=0&language=DE&guiLanguage=en Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 22 Kommission; FIN muss EU-Vorschriften zu Abfall und Umweltprüfung einhalten Am 27.10.2011 eröffnete die Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren gegen FIN wegen unzureichender Umsetzung der Richtlinie über die Strategische Umweltprüfung sowie der nicht fristgemäßen Umsetzung der EUAbfallrahmenrichtlinie in nationales Recht. http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/11/1268&format=HTML &aged=0&language=DE&guiLanguage=en Justiz Rat; Fortbildung für Justizberufe Der Rat der Justizminister hat am 27.10.2011 Schlussfolgerungen zur Fortbildung von Angehörigen der Justizberufe in der EU veröffentlicht, mit denen er auf die Mitteilung der Kommission vom 13.09.2011 zu diesem Thema reagiert. Der Rat begrüßt in seinen Schlussfolgerungen, dass die Kommission nicht nur für Richter und Staatsanwälte, sondern auch für Anwälte, Notare und Gerichtsvollzieher Erleichterungen und Unterstützungen bei der Aus- und Fortbildung anstrebt. Der Rat unterstreicht zugleich, dass die Art und Weise der Ausbildung nicht die Unabhängigkeit der Rechts- und Justizsysteme gefährden dürfe. Außerdem greift der Rat den Vorschlag der Kommission auf, europaeinheitliche Anerkennungsmodelle für Aus- und Fortbildungsmaßnahmen zu schaffen, und fordert die Kommission auf, diese nun zu entwickeln. Der Rat regt außerdem an, einen jährlichen Bericht zur europäischen Ausbildung von Justizangehörigen aufzustellen. http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/en/jha/125701.pdf Kommission; Strafrechtliche Sanktionen gegen Marktmissbrauch Die Kommission hat am 20.10.2011 ihren Vorschlag für einen Richtlinie über strafrechtliche Sanktionen für Insider-Geschäfte und Marktmanipulation veröffentlicht. Dieser sieht vor, dass sowohl die Nutzung von Insider-Informationen als auch die unberechtigte Weitergabe dieser Informationen an Dritte EU-weit unter Strafe gestellt werden soll. Darüber hinaus sollen Beeinflussungen des Marktes, wie durch das Aussenden falscher oder irreführender Signale, sanktioniert werden. Die derzeit unterschiedlichen Rechtslagen in den Mitgliedstaaten machen es nach Auffassung der Kommission den Tätern zu leicht, Rechtsverstöße dort zu begehen, wo die Sanktionen am wenigsten streng sind. Zu diesem Ergebnis war 2009 auch ein Bericht einer hochrangigen Gruppe zu Fragen der EU-Finanzaufsicht gekommen. http://ec.europa.eu/internal_market/securities/docs/abuse/COM_2011_654_de.pdf EuGH; Persönlichkeitsverletzungen im Internet Am 25.10.2011 verkündete der EuGH sein Urteil in den verbundenen Rechtssachen C-509/09 (eDate Advertising; Vorlageverfahren des BGH) und C-161/10 (Martinez und Martinez; Vorlageverfahren des Tribunal de grande instance de Paris). In der Rechtssache C-509/09 wandte sich der Mörder des Schauspielers Walter Sedlmayr gegen eine Veröffentlichung seines Namens auf dem Internetportal www.rainbow.at einer österreichischen Gesellschaft. In der Rechtssache C-161/10 wandten sich der französische Schauspieler Olivier Martinez und dessen Vater gegen einen auf der Internetseite www.sundaymirror.co.uk einer britischen Gesellschaft erschienenen Fotoartikel, der die Wiederaufnahme der Beziehung zwischen Olivier Martinez und der Sängerin Kylie Minogue zum Gegenstand hatte. Der Bundesgerichtshof bzw. das französische Gericht wollten wissen, ob deutsche bzw. französische Gerichte zur Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 23 Entscheidung der jeweiligen Streitigkeit berufen sind. Dies richtet sich nach der Brüssel-I-Verordnung (Nr. 44/2001), die für unerlaubte Handlungen eine Zuständigkeit des Gerichts des Ortes vorsieht, an dem das schädigende Ereignis eingetreten ist oder einzutreten droht. Der EuGH hat jetzt entschieden, dass im Fall der Geltendmachung einer Verletzung von Persönlichkeitsrechten durch Inhalte, die auf einer Website veröffentlicht worden sind, die Person, die sich in ihren Rechten verletzt fühlt, die Möglichkeit hat, entweder bei den Gerichten des Mitgliedstaats, in dem der Urheber dieser Inhalte niedergelassen ist, oder bei den Gerichten des Mitgliedstaats, in dem sich der Mittelpunkt ihrer Interessen befindet (also regelmäßig der gewöhnliche Aufenthalt), Klage zu erheben. Daneben bestehe eine Zuständigkeit der Gerichte jedes Mitgliedstaats, in dessen Hoheitsgebiet ein im Internet veröffentlichter Inhalt zugänglich ist oder war; diese Zuständigkeit sei auf die Entscheidung über den Schaden beschränkt, der im Hoheitsgebiet des Mitgliedstaats des angerufenen Gerichts verursacht worden sei. http://eurlex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=CELEX:62009CJ0509:DE:HTML EP; Richtlinie zur Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs von Kindern und der Kinderpornographie Das EP hat am 27.10.2011 mit großer Mehrheit neue Regeln zum Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch und gegen Kinderpornografie im Internet angenommen. Die Mitgliedstaaten werden zur Löschung von kinderpornographischen Webseiten verpflichtet. Wenn dies nicht möglich ist, können sie den Zugang zu solchen Seiten sperren. Das sog. "Grooming", also die Kontaktaufnahme zu Kindern via Internet zum Zweck des sexuellen Missbrauchs, das Herunterladen sowie das Anschauen von Kinderpornographie und das Zurschaustellen von Kindern in sexuellen Posen vor Webcams werden unter Strafe gestellt. Auch die Kinderprostitution wird von dem Vorschlag abgedeckt. Außerdem sieht der Vorschlag einen verstärkten Opferschutz vor. Der Richtlinienvorschlag muss nun noch vom Rat formell verabschiedet werden. Vertreter von Rat, EP und Kommission hatten sich bereits am 29.06.2011 auf den nunmehr formal vom EP angenommenen Vorschlag geeinigt. http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+TA+P7-TA2011-0468+0+DOC+XML+V0//DE&language=DE#top EP; Außergerichtliche Streitbeilegung Das EP hat am 25.10.2011 den von MdEP Diana Wallis (ALDE/GBR) verfassten Bericht über alternative Streitbeilegungsmechanismen (Alternative Dispute Resolution, „ADR“) angenommen. Danach soll ADR sowohl für Streitigkeiten zwischen Unternehmen und Verbrauchern als auch für Streitigkeiten zwischen Unternehmen zugänglich sein. In der Entschließung spricht sich das EP gegen die massenweise Einführung obligatorischer ADR-Mechanismen aus. Außerdem spricht sich das EP dafür aus, dass Entscheidungen einer alternativen Streitbeilegung nur dann bindend sein sollen, wenn die Beteiligten explizit ihr Einverständnis dazu gegeben haben. Die Kommission, die im Januar 2011 eine Konsultation zu ADR eingeleitet hatte, hat für den 23.11.2011 zwei Legislativvorschläge im Bereich ADR angekündigt. http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+TA+P7-TA2011-0449+0+DOC+XML+V0//DE&language=DE Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 24 Inneres Kommission, Rat; Mitteilung zu „intelligenten Grenzen“ Am 25.10.2011 legte die Kommission eine Mitteilung zu „intelligenten Grenzen“ vor. In der Mitteilung wird aufgezeigt, wie neu zu entwickelnde Technologien dazu beitragen können, die anwachsenden Reiseströme an den EU-Außengrenzen zu bewältigen und eine bessere Überwachung des Grenzübertritts von Drittstaatangehörigen zu gewährleisten. Die Kommission will mit ihrer Initiative den Grenzübertritt von legal reisenden Personen beschleunigen und zu einem wirksameren Schutz der EU-Außengrenzen beitragen. Konkret schlägt die Kommission die Entwicklung zweier Systeme vor. Zum einen soll ein Einreise/Ausreisesystem Zeitpunkt und Ort der Einreise sowie die zulässige Aufenthaltsdauer in einer zentralen elektronischen Datenbank speichern. Zum anderen soll ein Registrierungsprogramm für Reisende geschaffen werden, das es bestimmten Gruppen von Vielreisenden aus Drittländern, die zuvor ein geeignetes „VorabScreening“ durchlaufen haben, ermöglicht, über automatische Kontrollpunkte in die EU einzureisen. Der Kommissionsvorschlag wurde auch auf der Tagung der EUInnenminister am 27./28.10.2011 erstmals erörtert. Diskussionspunkte waren vor allem, ob das angestrebte Einreise-/Ausreisesystem bzw. das Registrierungsprogramm für Reisende zentral oder dezentral verwaltet werden soll, ob neben alphanumerischen Daten auch biometrische Daten erhoben werden sollen und wer die Errichtungs- bzw. Betriebskosten der Systeme zu tragen habe. http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/11/1234&format=HTML &aged=0&language=DE&guiLanguage=en Rat; Europäischer Pakt gegen synthetische Drogen Vergleichbar dem im letzten Jahr beschlossenen „Europäischen Pakt zur Bekämpfung des internationalen Drogenhandels – Unterbrechung der Kokain- und Heroinrouten“ beschloss der Rat auf seiner Sitzung am 27./28.10.2011 nunmehr auch einen „Europäischen Pakt gegen synthetische Drogen“. Neben der Produktion synthetischer Drogen und dem Handel sollen auch die Abzweigung bzw. der Schmuggel von Vorläuferstoffen bekämpft werden. Des Weiteren sollen effektivere Maßnahmen gegen die Verbreitung neuer psychoaktiver Substanzen gefunden und das Training der Strafverfolgungsbehörden beim Auffinden illegaler Drogenlabore verbessert werden. http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/en/jha/125749.pdf Rat; Erörterung des Sachstands beim Aufbau des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems Der polnische Ratsvorsitz berichtete dem Rat auf seiner Sitzung vom 27./28.10.2011 über den Sachstand beim Aufbau des gemeinsamen europäischen Asylsystems (GEAS) und informierte insb. über die Gespräche mit dem EP und der Kommission im Rahmen der sog. informellen Kontaktgruppe sowie über die Planung der weiteren Arbeiten. Schwerpunkte der bisherigen Verhandlungen unter polnischem Ratsvorsitz waren die Kommissionsvorschläge zur Reform der Asylverfahrensrichtlinie und zur Novellierung der Richtlinie zu Aufenthaltsbedingungen für Asylbewerber (Aufnahmerichtlinie) sowie die Überlegungen zur Schaffung eines Frühwarn- und Krisenreaktionsmechanismus bei Defiziten in den Asylsystemen der Mitgliedstaaten. Bezüglich der Eurodac Verordnung, der Rechtsgrundlage der europäischen Datenbank zur Speicherung von Fingerabdrücken, sowie im Hinblick auf die Einrichtung eines Krisenreaktionsmechanismus erheben die Mitgliedstaaten derzeit noch Vorbehalte. http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/en/jha/125749.pdf Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 25 Rat, EP; Behandlung der Anerkennungsrichtlinie Nachdem das EP am 27.10.2011 dem Kommissionsvorschlag zur Änderung der Richtlinie, die die materiell-rechtlichen Voraussetzungen der Flüchtlingsanerkennung und der subsidiären Schutzgewährung sowie die an die Schutzgewährung anknüpfenden Statusrechte regelt (sog. Anerkennungsrichtlinie), gebilligt hatte, begrüßte der Rat auf seiner Sitzung am 27./28.10.2011 die Verabschiedung durch das EP und gab damit grünes Licht für die spätere Verabschiedung durch den Rat. Im Rahmen der von der Kommission vorgeschlagenen Änderung werden die Rechte von Flüchtlingen und subsidiären Schutz Genießenden gestärkt, des Weiteren werden die diesen Personengruppen zustehenden Rechte im Hinblick auf die Gesundheitsfürsorge und den Zugang zum Arbeitsmarkt angeglichen. Weitere Kernelemente des vom EP verabschiedeten Kompromisstextes sind u.a. die Klarstellung im Hinblick auf bestimmte Begriffe, um der Rechtsprechung des EuGH sowie der des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) zu entsprechen sowie die verstärkte Berücksichtigung der Interessen von Kindern. http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/en/jha/125749.pdf Rat; Nationaler griechischer Aktionsplan zur Asylreform und Migrationsbewältigung Zur Verbesserung des Flüchtlingsschutzes hatte GRI im Jahr 2010 einen auf drei Jahre angelegten Aktionsplan vorgelegt. Dieser sieht u.a. die Schaffung eines leistungsfähigen Erstaufnahmeverfahrens, die Einrichtung mehrerer Aufnahmezentren, den Aufbau einer eigenständigen Asylbehörde (getrennt von der Polizei) und eine vollständige Neustrukturierung des Asylsystems vor. GRI erläuterte dem Rat auf dessen Sitzung am 27./28.10.2011 die aktuellen Anstrengungen zur Umsetzung des Aktionsplans. Der Exekutivdirektor des Unterstützungsbüros für Asylfragen (European Asylum Support Office, EASO) legte dar, dass das Unterstützungsbüro GRI bei der Asylreform und bei der Bewältigung der Migrationsströme unterstütze, Voraussetzung sei aber die Mithilfe der übrigen Mitgliedstaaten. http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/en/jha/125749.pdf Rat; Verhandlungen über ein EU-USA-Datenschutzabkommen Auf der Sitzung des Rates vom 27./28.10.2011 berichtete die Kommission den EUInnenministern über den aktuellen Stand der Verhandlungen. Nachdem der Kommission Ende März 2011 das Mandat zur Aufnahme von Verhandlungen zum Abschluss eines EU-USA-Datenschutzabkommens erteilt wurde, ist die Kommission derzeit bemüht, die Forderungen und Vorstellungen der EU sowie der Mitgliedstaaten, insb. im Hinblick auf die Höhe des zu gewährenden Datenschutzniveaus, weitestgehend durchzusetzen. http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/en/jha/125749.pdf Rat; Verhandlungen über ein EU-USA-Abkommen zur Übertragung von Fluggastdaten Nachdem das Abkommen zur Übertragung von Fluggastdatensätzen (Passenger Name Records, PNR) mit Australien am 29.09.2011 unterzeichnet worden war und das EP am 27.10.2011 diesem zugestimmt hatte, berichtete Innenkommissarin Malmström dem Rat auf seiner Sitzung am 27./28.10.2011 über Fortschritte bei den Verhandlungen mit den USA über ein EU-USA-Abkommen zur Fluggastdatenübertragung. Die Kommissarin teilte mit, dass man sich zu den meisten Punkten mit den USA geeinigt habe. Bei der Speicherdauer werde nunmehr differenziert: Die PNR-Daten würden hinsichtlich terroristischer Straftaten 15 Jahre, hinsichtlich schwerer Straftaten („serious crimes") zehn Jahre gespeichert werden. Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 26 Hinsichtlich der Übermittlungsmethode sei „push" (Datenübermittlung der Fluggesellschaften an die Behörden) die Regel. Nur unter besonderen Umständen („very serious threats") könnten, wenn die Fluggesellschaften nicht selbst zur Datenübermittlung in der Lage seien, die US-Behörden selbst auf die Daten bei den Fluggesellschaften zugreifen („pull"). Mehrere Mitgliedstaaten begrüßten den erreichten Kompromiss und betonten die Notwendigkeit, möglichst bald zu einem abschlussreifen Abkommenstext zu gelangen. http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/en/jha/125749.pdf Rat; Erläuterung des von der Kommission geplanten EU-Systems zum Aufspüren der Terrorismusfinanzierung Nachdem die Kommission im Ratsbeschluss zum Abschluss eines Abkommens zur Bankdatenübertragung (Terrorist Finance Tracking Programme, TFTP) zwischen der EU und den USA aufgefordert wurde, die Errichtung eines Terrorist Finance Tracking Systems (TFTS) für die EU innerhalb eines Jahres nach Inkrafttreten des TFTPAbkommens zum 01.08.2010 zu prüfen und einen rechtlichen und technischen Rahmen für die Extraktion von Zahlungsverkehrsdaten durch die EU vorzulegen (sog. EU-TFTS), erläuterte die Kommission den EU-Innenministern auf deren Sitzung am 27./28.10.2011 ihre Vorschläge. Mit Mitteilung vom 13.07.2011 benannte die Kommission drei Optionen für die Ausgestaltung eines EU-TFTS. Neben der Reduzierung der an die USA zu übermittelnden Daten ist dabei auch vorgesehen, die Daten für die Strafverfolgungsbehörden der EU und ihrer Mitgliedstaaten nutzbar zu machen. In der Orientierungsaussprache äußerte eine Reihe von Mitgliedstaaten Bedenken, dass ein EU-TFTS je nach seiner technischen Ausgestaltung entweder nur bedingt geeignet (z.B. auf Grund datenschutzrechtlicher Beschränkungen bei der Erhebung von und den Zugriff auf Daten) oder aber nicht erforderlich oder verhältnismäßig sei. Voraussetzung für die Schaffung eines solchen Systems sei, dass sich ein operativer Mehrwert – so die Forderung der Mitgliedstaaten –, ergebe. http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/en/jha/125749.pdf EP; Schärfere Maßnahmen gegen mafiöse Organisationen gefordert Das EP nahm am 25.10.2011 den Initiativbericht von MdEP Sonia Alfano (ALDE/ITL) zur organisierten Kriminalität an und spricht sich darin für schärfere Maßnahmen aus, um zu verhindern, dass mafiöse Organisationen auf legale Wirtschaftkreisläufe zugreifen, so dass politische Kreise nicht unterwandert werden können. Dazu gehört auch, dass verhindert werden soll, dass EU-Mittel von mafiösen Organisationen missbraucht werden. Diesbezüglich hat die Kommission bereits angekündigt, entsprechende Vorschriften für die Rückverfolgbarkeit der Mittel durch Institutionen, Bürger und Presse vorzulegen. Ebenfalls seien neue Regeln im Bereich der öffentlichen Ausschreibungen notwendig, damit sich mafiöse Unternehmen an ihnen nicht beteiligen können und die Rückverfolgbarkeit von Finanzströmen bei Verfahren zur Vergabe öffentlicher Aufträge gewährleistet sei. Schließlich sollen neue Regelungen geschaffen werden, um verurteilte Mitglieder krimineller Organisationen von einer Kandidatur für das EP auszuschließen. Außerdem wird das EP eine Sonderkommission einrichten, deren Aufgabe die Untersuchung der negativen sozialen und ökonomischen Auswirkungen krimineller Organisationen sein soll. http://www.europarl.europa.eu/de/pressroom/content/20111025IPR30226/html/DerMafia-den-Zutritt-in-den-legalen-Wirtschaftskreislauf-verwehren EP; Entlastung der Europäischen Polizeiakademie für 2009 Am 25.10.2011 stimmte das EP dem Haushaltsplan 2009 der Europäischen Polizeiakademie (EPA) zu. Im Mai 2011 hatte das EP die Entscheidung darüber vertagt, dem Direktor der Polizeiakademie Entlastung für das Haushaltsjahr 2009 zu Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 27 gewähren. Nunmehr habe die Akademie ihre Verfahren zur Auftragsbeschaffung aber verbessert und gestalte die Rechnungsführung transparenter, so dass Entlastung für das Jahr 2009 erteilt werden könne. http://www.europarl.europa.eu/de/pressroom/content/20111025IPR30228/html/Entlas tung-f%C3%BCr-Haushalte-der-Polizeiakademie-Arzneimittel-Agentur-2009gew%C3%A4hrt EU; Bekenntnis zur Flüchtlingskonvention der Vereinten Nationen Am 27./28.10.2011 bekräftigte die EU anlässlich des 60. Jahrestages der Unterzeichnung der Flüchtlingskonvention der Vereinten Nationen von 1951 ihr Eintreten für das Übereinkommen zum Schutz von Flüchtlingen. Die EU erinnerte an ihren Einsatz in Hinblick auf die Entwicklung einer gemeinsamen Asylpolitik und betonte ferner ihre Solidarität mit Drittstaaten, die u.a. durch Programme der freiwilligen Wiederansiedlung sowie durch die Fortführung der Zusammenarbeit mit dem Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (United Nations High Commissioner for Refugees, UNHCR) und mit anderen internationalen Akteuren zum Ausdruck komme. http://register.consilium.europa.eu/pdf/de/11/st15/st15358.de11.pdf Kommission; DEU erhält mit Gründen versehene Stellungnahme wegen mangelhafter Umsetzung der Vorratsdatenspeicherrichtlinie Am 27.10.2011 hat die Kommission an DEU eine mit Gründen versehene Stellungnahme geschickt, in der sie – die Kommission – feststellt, dass DEU seiner sich aus der Richtlinie über Vorratsdatenspeicherung (Richtlinie 2006/24/EG) ergebenden Umsetzungsverpflichtung nicht nachgekommen ist oder zumindest die Kommission über getroffene Umsetzungsmaßnahmen nicht ordnungsgemäß informiert hat. Daher fordert die Kommission DEU auf, die notwendigen Umsetzungsmaßnahmen zu ergreifen bzw. die Kommission über veranlasste Umsetzungsmaßnahmen in Kenntnis zu setzen. Die mit Gründen versehene Stellungnahme stellt die zweite Stufe des Vertragsverletzungsverfahrens dar. Sofern die innerhalb von zwei Monaten abzugebende deutsche Antwort auf die mit Gründen versehene Stellungnahme die Bedenken der Kommission nicht ausräumt, entscheidet die Kommission über Erhebung einer Vertragsverletzungsklage gegen DEU beim EuGH. http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/11/1248&format=HTML &aged=0&language=DE&guiLanguage=de Bildung und Kultur Kommission; Ausbau des Dialogs mit China bei Bildung und Kultur geplant Die Kommission sieht für die EU und China eine Vertiefung ihres Dialogs auf den Gebieten Bildung und Kultur vor. Hierzu hielt sich Androulla Vassiliou, Kommissarin für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und Jugend, am 24.10.2011 in Peking auf, um die Planungen hierzu voranzubringen. Konkret vorgesehen ist die Einrichtung eines europäisch-chinesischen Hochschulrats und gemeinsamer Stipendienprogramme. Beide Seiten werden auch eine gemeinsame Strategie und ein Programm für das europäisch-chinesische Jahr des interkulturellen Dialogs 2012 entwickeln, das ebenfalls auf mehr gegenseitiges Verständnis und Dialog abzielt. http://ec.europa.eu/education/external-relation-programmes/doc72_de.htm Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 28 Kommission; Digitalisierung des europäischen Kulturerbes soll Wachstum fördern Die Kommission hat die Mitgliedstaaten zur stärkeren Digitalisierung ihres kulturellen Erbes aufgefordert. In ihrer Empfehlung vom 28.10.2011 spricht sich die Kommission dafür aus, dass die Mitgliedstaaten ihre vorhandenen Ressourcen bündeln, den privaten Sektor einbinden, neue rechtliche Rahmenbedingungen schaffen sowie die langfristige Bewahrung des digitalen Materials garantieren. Die digitalen Bestände, die über die Online-Bibliothek EUROPEANA abgerufen werden können, sollen bis 2015 um 11 Mio. zusätzliche Beiträge auf dann insgesamt 30 Mio. Medien anwachsen. Die Digitalisierung soll Inhalte z.B. von seltenen oder vergriffenen Werken für jedermann nutzbar machen und so auch der europäischen Kreativindustrie neue Entfaltungsmöglichkeiten bieten. Diese erwirtschaftet nach Angaben der Kommission rund 3,3% des europäischen Bruttoinlandsprodukts und stellt 3% der europäischen Arbeitsplätze. http://www.europeana.eu/portal/ I n f o r m a t i o n, K o m m u n i k a t i o n u n d M e d i e n Kommission; 600.000 EUR für neues Zentrum für Medienpluralismus und – freiheit Die Kommission fördert das im Dezember 2011 noch zu eröffnende Zentrum für Medienpluralismus und –freiheit im Robert- Schuman-Zentrum des Europäischen Hochschulinstituts in Florenz mit 600.000 EUR. Das Zentrum wird folgende spezifische Tätigkeiten wahrnehmen: theoretische und angewandte Forschung, Diskussionen, Aus- und Fortbildung und Verbreitung von Forschungsergebnissen. Leiter des Zentrums wird Prof. Dr. Parcu. Dort wird außerdem eine Gruppe aufgebaut, die sich mit Fragen zur Zukunft der Medien in der EU befassen wird. http://www.eui.eu/DepartmentsAndCentres/RobertSchumanCentre/Index.aspx Kommission; Genehmigung für lettische Breitbandförderung Die Kommission genehmigte am 09.11.2011 die lettische Beihilferegelung, mit der 101,71 Mio. EUR für den Bau hochleistungsfähiger Breitbandnetzte bereitgestellt werden sollen. LET hatte diese Maßnahme im September 2011 angemeldet. Um die Verdrängung privater Investitionen zu vermeiden, dürfen die im Rahmen der Beihilferegelung vorgesehenen Fördermittel nur für Gebiete zur Anwendung kommen, in denen gewerbliche Anbieter in naher Zukunft kein entsprechendes Netz aufbauen wollen. Der Zugang zu den geförderten Infrastrukturen wird diskriminierungsfrei und zu angemessenen Preisen gewährt. http://ec.europa.eu/competition/state_aid/newsletter/index.html Kommission; Polnische Mobilfunk-Zustellungsregulierung bemängelt Am 07.11.2011 machte die Kommission erstmalig von ihren neuen Befugnissen nach Art. 7a der Telekommunikationsrahmenrichtlinie Gebrauch, von nationalen Regulierungsbehörden vorgeschlagene Maßnahmen zu überprüfen: Sie teilte der polnischen Regulierungsbehörde ihre Bedenken mit, die vom polnischen Regulierer vorgeschlagene Regelung der Zustellungsentgelte für Mobiltelefongespräche sei mit dem EU-Recht nicht vereinbar. Zustellungsentgelte sind die Beträge, die sich die Telekom-Betreiber gegenseitig für die Weiterleitung von Anrufen an die Endkunden in Rechnung stellen. Der polnische Regulierer hatte nur unverbindliche Zustellungsentgelte auf seiner Internetplattform veröffentlicht, statt sie rechtsverbindlich durch unmittelbar durchsetzungsbare Entscheidungen festzulegen. Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 29 http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/11/1308&format=HTML &aged=0&language=DE&guiLanguage=en Veranstaltungen Praktikantenempfang in der Hessischen Landesvertretung Am 24.10.2011 veranstaltete die Hessische Landesvertretung mit Unterstützung der HessenChemie einen Praktikantenabend, an dem über 150 Teilnehmer begrüßt werden konnten. Nach Eröffnung des Programms mit einer Vorstellung der Hessischen Landesvertretung durch den Leiter des Referates Veranstaltungen, Besuchergruppen und Öffentlichkeitsarbeit, Christian Henkes, schilderte Lorenza Badiello, Leiterin der Vertretung der italienischen Partnerregion Emilia-Romagna, die Rolle und Aktivitäten der hessischen Partnerregion in Brüssel. Anschließend präsentierte Anna Haas die stellvertretende Vorsitzende vom Brüsseler Verband der Europa-Union Deutschland die Aktivitäten des Verbandes vor Ort. Manfred Hoppe, der Geschäftsführer im Bereich Aus- und Weiterbildung und Wirtschaftpolitik der HessenChemie, erläuterte die Arbeit der HessenChemie und zeigte Job-Chancen in der Industrie auf. Als Mitglied im Bundesvorstand der Jungen Europäischen Föderalisten (JEF) berichtete deren Schatzmeister Andre Berberich zum wiederholten Mal von den Aktivitäten der JEF. Abschließend präsentierten Franziska Diesing, Nicolas Frey und Malte Liewerscheidt, Studenten in Brügge, sowie Karoline Münz, stellvertretende Generalsekretärin des Netzwerks Europäische Bewegung Deutschland und Natoliner Absolventin, in anschaulicher Weise das Europakolleg Brügge/Natolin. Das Schlusswort der Veranstaltung sprach der Referatsleiter für EUForschungspolitik und Förderprogramme der Landesvertretung, Ralf Bingel. Die Hessische Landesvertretung lädt seit 2007 zwei Mal jährlich zu dieser Abendveranstaltung ein, um den Brüsseler Praktikanten ein Forum für Austausch und Weiterbildung zu ermöglichen. Ziel ist es, den jungen, engagierten Menschen die Gelegenheit zu bieten, eine optimale Übersicht auf die in Brüssel bestehenden Berufsmöglichkeiten zu erlangen. Christian Henkes betonte, dass die Praktikanten von heute die Ansprechpartner von morgen seien. Es sei deshalb wichtig, ebendiesen eine Möglichkeit zum Networking zu geben. Hessische Schüler diskutieren für DEU Drei Schüler der Integrierten Gesamtschule Nordend aus Frankfurt nahmen am 06. und 07.11.2011 in Brüssel an der Tagung „Junge Stimmen zur Inklusion – Erwartungen und Wünsche an Schule und Unterricht“ teil, die von der Europäischen Agentur für Entwicklungen in der sonderpädagogischen Förderung („European Agency“) ausgerichtet wurde. Elmo Pesin, Kanivar Güler und Orlando Krohn – alle zwischen 14 und 16 Jahre alt – waren die einzigen deutschen Teilnehmer auf der Konferenz, zu der insgesamt rund 160 Schüler aus ganz Europa anreisten. Unterstützt wurden die drei deutschen Diskutanten zum einen von ihren Lehrern Thorsten Pannke und Jan Könnecke, zum anderen von Ministerialrätin Birgid Oertel als Vertreterin des Hessischen Kultusministeriums und Ulrike Suntheim von der Goethe-Universität Frankfurt, die als nationale Koordinatorin in Angelegenheiten der European Agency wirkt. Der Hauptteil der zweitägigen Anhörung fand in den Räumen des Europaparlaments in Brüssel statt. Weiterer Höhepunkt war ein Abendempfang der European Agency im Concert Noble. Am Rande der Tagung organisierte die Hessische Landesvertretung für die deutsche Delegation ein Begleitprogramm. Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 30 Staatsminister Boddenberg zu Gesprächen im EP und in der Kommission in Brüssel Staatsminister Boddenberg nahm am 07./08.11.2011 an einer Vorstandssitzung der Europäischen Volkspartei (EVP) und einer EVP-Konferenz zum Thema: “Securing the future of the Euro through deeper economic integration” in Brüssel teil und führte darüber hinaus verschiedene Gespräche im EP und in der Kommission. Er sprach mit Rolf Diemer, dem Abteilungsleiter indirekte Steuern in der Generaldirektion TAXUD, mit Heide Rühle, MdEP (GRÜNE/DEU), Reinhard Bütikofer, MdEP (GRÜNE/DEU), Burkhard Balz, MdEP (CDU/DEU), Kommissar Günther Oettinger, mit dem Generalsekretär des Europäischen Parlaments, Klaus Welle, mit der stv. Generalsekretärin der Europäischen Kommission, Frau Marianne Klingbeil, sowie mit Vertretern der Verwaltung und der Fraktionen im Verbindungsbüro des Deutschen Bundestags in Brüssel u.a. zu den folgenden Themen: Energiepolitik, Vergaberecht, Staatsschuldenkrise, Finanzdienstleistungs-politik, Finanztransaktionssteuer, Rohstoffstrategie und Subsidiaritätskontrolle. Besuch der Teilnehmer des Seminars „Theorie und Praxis der EU“ in Brüssel Vom 07.-09.11.2011 besuchten die Teilnehmer des vom Hessischen Ministerium des Innern und für Sport organisierten Seminars „Theorie und Praxis der EU“ Brüssel, um sich persönlich einen Eindruck von der Arbeit der europäischen und deutschen Institutionen zu verschaffen und mehr über deren Stellung im institutionellen Gefüge der EU zu erfahren. Auf dem Besuchsprogramm standen u.a. ein Gespräch mit der hessischen Staatssekretärin für Europaangelegenheiten, Frau Nicola Beer über die hessische Europapolitik und die Aufgaben und Arbeitsweise der Vertretung des Landes Hessen bei der EU sowie ein Gespräch mit Herrn MdEP Dr. Wolf Klinz (ALDE/DEU), der die Gruppe über die Arbeit eines Europaabgeordneten eingehend informierte. Daneben erkundigten sich die Teilnehmer des Seminars bei Kommissionsvertreter Dr. Markus Schulte über die europäische Staatsschuldenkrise sowie mögliche europäische Antworten und ließen sich von einer Vertreterin der hessischen Partnerregion Aquitaine, Frau Nolwenn Le Tallec, über die Arbeitsweise dieser Region in Brüssel informieren. Auf der Agenda standen daneben ein Gespräch mit Herrn Klaus Hullmann, Vertreter des Ausschusses der Regionen (AdR), der über die Aufgaben und die Arbeitsweise des AdR informierte sowie ein Informationsgespräch mit Herrn Stefan Solle, Vertreter des Verbandes der Chemischen Industrie e.V., der mit den Seminarteilnehmern über Lobbying in Brüssel sprach. Abgerundet wurde das Besuchsprogramm durch ein Gespräch mit dem Ratsvertreter Herrn Wolfgang Bärwinkel, mit Herrn Bodo Lehmann aus dem Kabinett von Energiekommissar Günther H. Oettinger, sowie durch ein Gespräch mit Herrn Holger Dreiseitl, stellvertretender Pressesprecher der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik DEU bei der EU. Im Anschluss an ihren Aufenthalt in Brüssel reisten die Teilnehmer des Fortbildungsseminars nach Luxemburg, um sich dort einen Eindruck von der Arbeit des EuGH sowie von der Aufgabe und Arbeitsweise des Europäischen Rechnungshofs (EuRH) zu verschaffen. Tagung des DGB Hessen – Thüringen mit europäischen Partnergewerkschaften Gemeinsam mit der Hans-Böckler-Stiftung und in Kooperation mit seinen europäischen Partnergewerkschaften veranstaltete der DGB Hessen – Thüringen am 08./09.11.2011 eine Tagung zum Thema “Conditions of Work and Employment under the Rule of European Directives and Regulations – Necessary Answers by Way of Social and Economic Policies” in der LV Brüssel. Im Rahmen der seit 2020 bestehenden Partnerschaft mit dem DGB Hessen-Thüringen waren Vertreter der folgenden europäischen Partnergewerkschaften anwesend: Confédération générale Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 31 du travail (Aquitaine), Confederazione Generale Italiana del Lavoro (Emilia Romagna), Confederazione Italiana Sindacati dei Lavoratori (Emilia Romagna), Ogólnopolskie Porozumienie Zwiazków Zawodowych (Wielkopolska), Niezaleny Samorzadny Zwiazek Zawodowy Solidarnosc (Wielkopolska), Confederación sindical de comisiones obreras (Valencia) sowie die Unión General de Trabajadores (Valencia). Nach einer Begrüßung durch den Bezirksvorsitzenden des DGB HessenThüringen, Stefan Körzell, sowie den Leitern der Landesvertretungen Hessen, Friedrich von Heusinger, Aquitaine, Marie-Pierre Mesplède und Emilia Romagna, Lorenza Badiello wurde über folgende thematische Schwerpunkte diskutiert: Euro/Staatsschuldenkrise, Europäischer Sozialfonds / Europäischer Fonds für regionale Entwicklung, Liberalisierungspolitik im Binnenmarkt sowie die geplante Liberalisierung der Bodenverkehrsdienste. Abendveranstaltung zur Liberalisierung der Bodenverkehrsdienste Am Abend des 08.11.2011 fand in der LV Brüssel eine Podiumsdiskussion zum Thema „Liberalisierung der Bodenverkehrsdienste –Alles besser oder billiger?“ statt. Hierzu hatten der Hessische Minister der Justiz, für Integration und Europa, JörgUwe Hahn, und der Sprecher der Geschäftsführung der Hans-Böckler Stiftung, Dr. h.c. Nikolaus Simon, eingeladen. In ihrer Begrüßungsansprache machte die Hessische Europastaatssekretärin, Nicola Beer, deutlich, dass es insbesondere aus Sicherheits- und Qualitätserwägungen nicht zu einem weiteren Liberalisierungsschritt bei den Bodenverkehrsdiensten kommen dürfe. Der Bezirksvorsitzende des DGB Hessen-Thüringen, Stefan Körzell, betonte die Befürchtungen der Gewerkschaften, dass es durch die Zulassung von mehr Wettbewerb auf dem Flughafenvorfeld zu einer weiteren Verschärfung der sozialen Arbeitsbedingungen der BVD-Mitarbeiter kommen wird. Frau Emmanuelle Maire, Referatsleiterin Flughäfen, Generaldirektion Mobilität und Verkehr, Europäische Kommission, begründete die dementsprechenden Überlegungen der Kommission damit, dass mehr Wettbewerb zu mehr Qualität und zu einer höheren Kapazität bei den BVD-Leistungen führen würde. Athar Husain Khan, stellvertretender Generalsekretär des Verbandes der Europäischen Fluggesellschaften, unterstützte die Kommission und erklärte, die Airlines seien einer völligen Marktliberalisierung ausgesetzt und die BVD-Anbieter sollten nicht länger in einer Nische vor weiterem Wettbewerb geschützt werden. Jens Gieseke Leiter des Verbindungsbüros der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV), konterte, dass die Qualität der Bodenverkehrsdienste an den deutschen Verkehrsflughäfen hervorragend sei und daher kein Änderungsbedarf gesehen werde. Es sei auch nicht zumutbar, dass die Flughäfen nach dem Willen der Kommission in einem liberalisierten Markt künftig die Koordinierungslast und letztlich die Verantwortung für das reibungslose Funktionieren der BVD tragen müsse. MdEP Petra Kammerevert (S&D/DEU), stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr und Fremdenverkehr des EP, sagte, auch die S&D-Fraktion sei nicht grundsätzlich gegen Wettbewerb, die BVD seien jedoch nicht dazu geeignet, diesen Wettbewerb weiter auszubauen. Hier gäbe es erhebliche soziale Sprengkraft, die auch im EP so wahrgenommen werde. Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 32 Vorschau Auf folgende Tagesordnungspunkte von Sitzungen der nächsten zwei Wochen wird insbesondere hingewiesen: Rat 14./15.11.2011 Agrarrat 18.11.2011 Ecofin 21.11.2011 Rat der Verteidigungsminister/ Rat der Außenminister 24.11.2011 Energierat Europäische Kommission Sitzung am 15.11.2011 - - Arbeitsprogramm der Kommission für 2012 Verordnungsvorschlag für ein Programm Justiz 2014-2020 Verordnungsvorschlag für ein Programm Bürgerschaft 20142020 Mitteilung über Haushaltsmaßnahmen im Bereich Innenpolitik 2014-2020 Verordnungsvorschlag Finanzierung Sicherheitsmaßnahmen für externe Grenzen und Visapolitik Verordnungsvorschlag für einen Fonds im Bereich Asyl- und Migrationspolitik Verordnungsvorschlag Finanzierung der polizeilichen Zusammenarbeit zur Bekämpfung der Kriminalität im Bereich Migration und Asyl Verordnungsvorschlag für Rating-Agenturen Grünbuch Zusammenführung von Familien-angehörigen aus Drittstaaten Sitzung am 23.11.2011 - Kommissionsvorschlag für ein Programm Bereich Bildung, Ausbildung, Jugend und Sport nach 2013 Kommissionsvorschlag für ein Programm Kreatives Europa nach 2013 Wirtschaftliche Vorrausschau 2012 Mitteilung zur externen Vertretung der Eurozone Verordnungsvorschlag zur Verbesserung der ökonomischen und fiskalischen Überwachung der Eurostaaten Grünbuch Stabilitätsbonds Verordnungsvorschlag zur Überwachung der Eurozone Mitteilung zu Ergebnissen der Stresstests von Kernkraftwerken Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 33 Europäisches Parlament 14. - 17. 11. 2011 Plenartagung in Straßburg - - Economic Governance und Vorbereitung des Europäischen Rates im Dezember Online-Glücksspiele Der demografische Wandel und seine Folgen für die Kohäsionspolitik Verbraucherpolitik Beihilfevorschriften für Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse Klimakonferenz in Durban Europäische Plattform gegen Armut und soziale Ausgrenzung Leerverkäufe und bestimmte Aspekte von Kreditausfallversicherungen Vorstellung des Arbeitsprogramms der Kommission 2012 Offenes Internet und Netzneutralität in Europa Einheitlicher europäischer Eisenbahnraum Insolvenzverfahren im Rahmen des Gesellschaftsrechts der EU Offenes Internet und Netzneutralität in Europa Umsetzung der Richtlinie über die Anerkennung von Berufsqualifikationen Honigbienen und Bienenzucht Rahmenprogramm der Europäischen Atomgemeinschaft für Forschungs- und Ausbildungsmaßnahmen im Nuklearbereich Vorlage des Jahresberichts des Rechnungshofs – 2010 Europäisches Kulturerbe-Siegel Inanspruchnahme des Europäischen Fonds für die Anpassung an die Globalisierung Situation der Roma in den Mitgliedstaaten Binnenmarktforum Fälle von Verletzungen der Menschenrechte, der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit Europäischer Gerichtshof 15.11.2011 Urteil verbundene Rechtssachen C-106/09 P (Kommission ./. Government of Gibraltar und GBR) und C107/09 P (ESP ./. Government of Gibraltar und GBR) – Unternehmenssteuerreform in Gibraltar. 15.11.2011 Urteil Rechtssache C-539/09 (Kommission ./. DEU) – Zusammenarbeit der Verwaltungsbehörden der Mitgliedstaaten auf dem Gebiet der Mehrwertsteuer – Ablehnung von Prüfungen durch den Europäischen Rechnungshof in DEU. 16.11.2011 Schlussanträge Rechtssache C-72/11 (Afrasiabi u.a.) – Ausfuhrkontrolle – Strafbarkeit der Lieferung eines Keramiksinterofens in den Iran. Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 34 17.11.2011 Urteil Rechtssache C-327/10 (Lindner) – Zivilprozessrecht – Verfahren gegen Beklagte unbekannten Aufenthalts – Vereinbarkeit einer nationalen Vorschrift, die die Bestellung eines Prozesspflegers vorsieht, mit der Brüssel-I-Verordnung (Nr. 44/2001). 22.11.2011 Urteil Rechtssache C-214/10 (KHS) – Arbeitsrecht – Erlöschen von Urlaubsabgeltungsansprüchen bei krankheitsbedingter Arbeitsunfähigkeit. 24.11.2011 Urteil Rechtssache C-70/10 (Scarlet Extended) – Urheberrechtsverletzungen im Internet – Vereinbarkeit einer nationalen Regelung, die Internetprovider zur Einrichtung von Filter- und Sperrsystemen zur Verhinderung des Austauschs urheberrechtlich geschützter Musikwerke verpflichtet, mit Unionsrecht. Ausschuss der Regionen 23.11.2011 Fachkommission für Bildung, Jugend, Kultur und Forschung (EDUC) Zukunft der Europäischen Kulturhauptstadt Wachstum und Beschäftigung unterstützen – Eine Agenda für die Modernisierung von Europas Hochschulsystemen Der nächste Bericht aus Brüssel erscheint am 25.11.2011. Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 35 Abkürzungsverzeichnis Europäisches Parlament Fraktion der Europäischen Volkspartei (Christdemokraten) Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialisten und Demokraten im Europäischen Parlament Fraktion der Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa Fraktion der Grünen /Freie Europäische Allianz Europäische Konservative und Reformisten Konföderale Fraktion der Vereinigten Europäischen Linken /Nordische Grüne Linke Fraktion „Europa der Freiheit und der Demokratie“ Fraktionslos EVP S&D ALDE GRÜNE ECR VEL/NGL EFD FL EU-Mitgliedstaaten Belgien Bulgarien Dänemark Deutschland Estland Finnland Frankreich Griechenland Irland Italien BEL BUL DNK DEU EST FIN FRA GRI IRL ITL Lettland Litauen Luxemburg Malta Niederlande Österreich Polen Portugal Rumänien Schweden LET LIT LUX MTA NDL AUT POL PTL ROM SWE Slowakei Slowenien Spanien Tschechische Republik Ungarn Vereinigtes Königreich Zypern SLK SLO ESP CZR HUN GBR CYP Bericht aus Brüssel 19/2011 vom 14.11.2011 36