AGB-News - Deutsch-Japanischer

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AGB-News - Deutsch-Japanischer
Deutsch-Japanischer Wirtschaftskreis (DJW)
Arbeitsgruppe Bayern (AGB)
AGB-News
Nr. I/2006
„Erfolgschancen auf dem japanischen Markt“
AGB-Symposium 2006
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Robotik in Japan
Außerdem:
• Deutsch-Japanisches Wirtschaftsforum in Hannover
• Möbelmesse IFFT in Japan
• Japan Veranstaltung in Freiburg
Verantwortlich für den Inhalt:
Sekretariat der DJW-AGB: JETRO München, Promenadeplatz 12, 80333 München
Nachdruck und Vervielfältigung nach Rücksprache
http://www.jetro.de, http://www.jetro.go.jp
http://www.investjapan.org/de
Am 16. März 2006 fand in München die Jahresveranstaltung der AGB und der JETRO statt.
Fachleute präsentierten den ca. 100 Teilnehmern die neuesten Entwicklungen aus der japanischen Wirtschaft, das neue japanische Gesellschaftsrecht, die Serviceleistungen der JETRO und
der DBJ sowie Erfahrungen der Unternehmen Rohde & Schwarz und Living Mobile GmbH. In
dieser Ausgabe der AGB-News finden Sie eine Zusammenfassung der Veranstaltung.
Außerdem berichten wir über den Markt für Robotik in Japan. Der starke Einsatz von
Industrierobotern in der japanischen Produktion oder humanoide Roboter wie Hondas Asimo
oder der SONY-Roboterhund Aibo sind auch im Ausland bekannt. Mittlerweile kommen Roboter jedoch unter anderem auch bei medizinischen Anwendungen zum Einsatz.
In den Ankündigungen finden Sie einen Hinweis auf das Deutsch-Japanische Wirtschaftsforum
am 27. April in Hannover und die Messe International Furniture Fair Tokyo (IFFT), die im
November stattfindet sowie auf eine Japan Veranstaltung der IHK Südlicher Oberrhein in
Freiburg.
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Erfolgschancen auf dem japanischen Markt - AGB-Symposium 2006 in München
Zusammenfassung von Andrea Uttich, JETRO München
Am 16. März fand in den Räumen der IHK zu München und Oberbayern das Symposium der
Japanischen Außenhandelsorganisation JETRO in Kooperation mit der Arbeitsgruppe Bayern
(AGB) des Deutsch Japanischen Wirtschaftskreises (DJW) statt. Thema waren die Erfolgschancen, die sich ausländischen Unternehmen vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Erholung in Japan und dem neuen Gesellschaftsrecht bieten. Die Veranstaltung war mit etwa 100
Teilnehmern sehr gut besucht. Unternehmensvertreter, Wissenschaftler und Vertreter von
Verbänden informierten sich umfassend und diskutierten anschließend im kleinen Kreis lebhaft
weiter.
Grußworte
In seinen einleitenden Grußworten wies Dr. Manfred Gößl, Geschäftsführer Außenwirtschaft
der IHK für München und Oberbayern, auf die Bedeutung Japans für die deutsche Wirtschaft hin.
Diese zeigt sich u.a. in der Japanreise von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos vom 20.24.03.2006 stattgefunden hat. Auch die IHK trägt dem Informationsbedarf deutscher Unternehmen Rechnung und stellt über ihr Außenwirtschaftsportal www.aussenwirtschaft-bayern.de
Informationen zu Japan und natürlich vielen anderen Länder zur Verfügung.
Der japanische Generalkonsul Shigeharu Maruyama stellte die veränderte Zinspolitik der
japanischen Zentralbank in den Vordergrund. Nach der Phase der quantitativen Lockerung der
Zinsen mit Diskontsätzen von nahezu 0% wurde in der vergangenen Woche von der Zentralbank
die endgültige Abkehr von dieser Politik angekündigt. Die Phase sollte als „Notoperation“ und
nicht als Dauerzustand gewertet werden. Die japanischen Unternehmen hätten diese Zeit effektiv
genutzt und Rationalisierungen im Produktionsprozess sowie Neuerungen auf technologischem
Gebiet eingeführt. Da die Maßnahmen sehr erfolgreich waren, könne nun die Politik der monetären Lockerung durch die Zentralbank als beendet betrachtet werden.
Dr. Ruprecht Vondran, Vorsitzender des DJW, gab einen Überblick über das soeben zu Ende
gegangene Deutschlandjahr in Japan. Der Gesamteindruck war positiv, obwohl viele verschiedene Organisationen und Institutionen beteiligt waren und es viel Abstimmungsbedarf gegeben
hat. Aus den Erfahrungen des ersten durchgeführten Deutschlandjahres im Ausland überhaupt
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lassen sich viele Lehren für mögliche Folgeveranstaltungen ziehen. Zunächst müsse z.B. die
zeitliche Frage bedacht werden, ob ein so langer Zeitraum von einem Jahr überhaupt sinnvoll ist.
Bedauerlicherweise konnte Deutschland als Ganzes vielleicht nicht immer optimal präsentiert
werden, was u.a. den föderalen Strukturen des Landes zugeschrieben werden dürfte. Klar
definiertes Ziel des Deutschlandjahres war eine Sympathiesteigerung und Imageverbesserung
Deutschlands und deutschen Produkten gegenüber. Ob dies erreicht wurde, könne erst nach
weiteren Auswertungen festgestellt werden.
Vorträge
Prof. Dr. Franz Waldenberger, Inhaber der Professur für Japanische Wirtschaft der Universität
München und Sprecher der AGB stellte in seinem Vortrag „Die neue Dynamik der japanischen
Wirtschaft – Chancen für ausländische Unternehmen“ vor. Die von der Binnennachfrage getragene Konjunktur, die voranschreitende Internationalisierung, der anhaltende Strukturwandel und
die demographische Entwicklung sorgen für eine anhaltende Hochstimmung in der japanischen
Wirtschaft. Selten war der Zeitpunkt für einen Markteinstieg ausländischer Unternehmen günstiger. Denn nur wer auf dem japanischen Markt präsent ist, bekommt frühzeitig einen Einblick in
neue Trends, Geschäftsmodelle und Technologien. Japan ist mittlerweile Vorreiter bei der
Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. Robotik (vgl. auch den nachfolgenden Artikel),
High-Speed Internet, mobile Kommunikation und RFID Technologie sind nur einige Gebiete,
auf denen Japan führend ist. Die High-Tech-Nation Japan erzielt mittlerweile mehr Einkünfte
durch den Verkauf von Lizenzen als sie selber dafür aufwenden muss. Als Fazit steht daher die
Aussage, dass wer in Japan erfolgreich ist, dort nicht nur gut verdienen kann, sondern auch sehr
gut für andere Märkte gerüstet ist.
Das neue japanische Gesellschaftsrecht
Ausländischen Unternehmen wird eine Investition in Japan außerdem durch das neue
Gesellschaftsrecht erleichtert, das voraussichtlich im Mai dieses Jahres in Kraft treten wird.
Thomas Witty, Partner bei ARQIS Rechtsanwälte, Tokyo, erläuterte Details dazu. Das alte Recht
wurde reformiert, um u.a. ausländischen Unternehmen die Gründung einer Niederlassung in
Japan zu erleichtern. Eine wesentliche Neuerung besteht darin, dass zur Gründung einer Gesellschaft in Japan künftig nur noch ein Grundkapital von mindestens einem Yen erforderlich ist.
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Die bisher gültige Mindestkapitalanforderung von 10. Mio. Yen (ca. 70.000 EUR) entfällt. Die
Größeneinordnung des Unternehmens bemisst sich künftig nach dem eingezahlten Kapital: Das
Minimum beträgt 1 Yen, als kleines Unternehmen gilt ein Grundkapital von 100 Mio. Yen, als
mittleres bis 500 Mio. Yen und als großes über 500 Mio. Yen. Nach allgemeiner Einschätzung
sind 3 Mio. Yen die Untergrenze für das Mindestkapital. Weitere Änderungen gab es bei den
Anforderungen für die Anzahl der Direktoren. Künftig ist eine „1 Direktor Gesellschaft“ möglich.
Die Rechtsform der Yugen Kaisha (vergleichbar mit der deutschen GmbH) wird abgeschafft,
dafür werden die LLC (Limited Liability Company) und die LLP (Limited Liability Partnership)
als neue Unternehmensformen eingeführt. Beide neue Formen sind besonders geeignet für
Gemeinschaftsprojekte. Ausführliche Informationen finden sich im Artikel „Veränderungen
durch
das
neue
Gesellschaftsrecht“,
Japan
Economic
Monthly,
August
2005
(http://www.jetro.de/d/index.php?id=16).
Unterstützung durch JETRO und DBJ
Im Anschluss an eine kurze Pause stellte Shunzo Arai, Generaldirektor der JETRO München,
die Unterstützungsmöglichkeiten für ausländische Unternehmen durch die JETRO vor. Etwa
1.600 Mitarbeiter in 38 Büros in Japan und 74 Büros in 56 Ländern geben praktische Hilfe beim
Marktzugang in Japan. Der neu eingerichtete Investorenservice in den Invest Business Support
Centern unterstützt bei Direktinvestitionen in Japan – sei es bei Niederlassungen, Joint-Ventures,
Unternehmensbeteiligungen oder –übernahmen. Investitionsinteressenten werden mit umfangreichen Dienstleistungen rund um die Unternehmensgründung und den Büroaufbau in Japan
unterstützt. Darüber hinaus reicht das Angebot der JETRO von Informationen und Marktstudien
bis hin zu Markterkundungsreisen. Weitere Informationen finden sich unter
www.jetro.de
www.jetro.go.jp
www.investjapan.org
Staatliche Finanzierungsmöglichkeiten für Projekte in Japan, wie z.B. die Vergabe von
Förderdarlehen, erläuterte der Chefrepräsentant der Development Bank of Japan (DBJ), Keisuke
Takegahara aus Frankfurt. Die DBJ vergibt als Finanzinstitut der japanischen Regierung seit
1984 Kredite an ausländische oder japanische Unternehmen mit einem Drittel ausländischer
Kapitalbeteiligung. Finanzierbare Projekte sind beispielsweise Kapitalinvestitionen in Japan,
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Unternehmensakquisitionen, Forschungs- und Entwicklungsvorhaben oder etwa Immobilienkautionen. Darüber hinaus stellt die DBJ einen umfangreichen Informationsservice zur Präsenz
deutscher Unternehmen in Japan, Best-Practise analysen in Deutschland oder Berichte
zu
verschiedenen Wirtschaftsthemen zur Verfügung. Mehr Details gibt es unter
www.dbj.go.jp/english
www.dbjffm.de
Erfahrungsberichte
Rohde & Schwarz: Erfolgreiche Investitionen in Japan
Nach Angaben der IHK für München und Oberbayern haben derzeit rund 1600 bayerische
Unternehmen wirtschaftliche Beziehungen zu Japan, von denen rund 500 vor Ort mit einer
Niederlassung oder Repräsentanz vertreten sind. Vertreter zweier dieser Unternehmen berichteten anschaulich über ihre Erfahrungen auf dem japanischen Markt.
Einer von Ihnen war Herr Günther Loll, seit 2004 Managing Director von Rohde & Schwarz
Japan K.K. Das Hauptprodukt von Rohde & Schwarz ist elektronische Messtechnik für Funkkommunikation, besonders Mobilfunk.
Über 20 Jahre lang war das Unternehmen durch
Vertriebspartner in Japan vertreten, dann stieß es an Wachstumsgrenzen und auch ein näherer
Kontakt zu den Kunden wurde gewünscht. Daher entschloss man sich zur Gründung des japanischen Unternehmens Rohde & Schwarz Japan K.K., das am 1. Mai 2004 mit sieben Mitarbeitern
seine Geschäftstätigkeit aufnahm. Mittlerweile gibt es 3 Vertriebsniederlassungen in Shin
Yokohama, Osaka und Tokyo sowie das Service und Kalibrier Center in Yono. Von dort aus
wird der Service für Rohde & Schwarz Produkte gewährleistet, was die Reaktionszeit auf
Kundenanfragen auf unter 24 Stunden reduziert hat. Zum 1. März 2006 waren 44 Mitarbeiter
beschäftigt, mit Plänen für weitere Expansionen. Zum Abschluss seines Vortrags empfahl Herr
Loll, sich vor dem aktiven Markteintritt umfassend zu informieren und gründliche Recherchen
über die Marktbesonderheiten anzustellen. Er verwies auch auf die Starthilfe durch die JETRO,
die viele Informationen zum Firmengründungsprozess, zum Steuersystem und zur Immobilienanmietung zur Verfügung stellte.
Living Mobile: Handyspiele aus Japan für Europa
Der zweite Erfahrungsbericht kam von Stephan Berendsen, Senior Consultant & Founder
Living Mobile GmbH. Das Unternehmen verkauft japanische Spiele für Mobiltelefone in
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Deutschland und stellt eigene Software-Tools für die Konvertierung des japanischen in den
europäischen Standard für Mobiltelefone her. Ein zweites Unternehmen, Living Byte, ist
Entwickler von ISDN PC-Kommunikationssoftware. Dieses verkauft sehr erfolgreich ISDNSoftware in Japan. Als Besonderheiten des japanischen Marktes stellte Herr Berendsen die hohen
Qualitätsansprüche der japanischen Kunden und den sehr schnelllebigen Markt heraus.
Demgegenüber erfordern Geschäfte in Japan sehr viel Zeit und Geduld. Vor einem ernsthaften
Gespräch sind oft 3 bis 4 Höflichkeitsbesuche nötig, bevor mit echten Entscheidungsträgern
verhandelt werden kann. Durch einen namhaften japanischen Vertriebspartner ist Living Byte
sehr gut in Japan vertreten und beweist damit, dass auch eine „kleine“ Firma ihre Produkte
erfolgreich in Japan vermarkten kann. Das Fazit von Herrn Berendsen, dass „man Japan lieben
muss, um geschäftlich erfolgreich zu sein“, ist sicherlich sehr persönlich. Es spiegelt aber das
enorme Engagement wider, das für Japan-Geschäfte unabdingbar ist.
Diskussion
In der anschließenden Diskussion standen viele Fragen nach dem konkreten operativen
Geschäftsablauf in Japan im Vordergrund. Um eine Einschätzung der Aussichten des eigenen
Produktes auf dem japanischen Markt zu bekommen, empfahlen vor allem die Unternehmensvertreter einen Besuch vor Ort. Dazu eignen sich besonders Messen oder Firmenkontaktbörsen,
die u.a. auch von der JETRO für unterschiedliche Branchen angeboten werden.
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Robotik in Japan
Von Katharina Bandlow, JETRO München∗
Die Anfänge der japanischen Roboterindustrie liegen in den späten 1960er Jahren, bis in die
1970er Jahre wurden bereits zahlreiche praktische Anwendungen entwickelt. Das Jahr 1980 wird
als Beginn der Vermarktung von Hightech-Robotern angesehen. Der japanische Markt verzeichnete ein starkes Wachstum in dieser Branche, das sich allerdings in den 1990er Jahren durch die
allgemeine Rezession und die Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland verlangsamte.
Seit 2003 sind die Wachstumsraten der japanischen Wirtschaft wieder positiv, und die
Auslieferungen der Roboterindustrie stieg auf 576,7 Mrd. Yen (ca. 4,2 Mrd. €) im Jahr 2004.
Ende 2004 waren in Japan 356.500 Industrieroboter im Einsatz, die höchste Zahl weltweit. Die
USA belegten Platz 2 mit 122.000 Stück. Der große Abstand zeigt das hohe Maß der Verbreitung von Industrierobotern in der japanischen Wirtschaft und Produktion. Japan ist außerdem
der weltweit größte Exporteur von Robotern, zwischen 40 und 50 % des Warenwerts werden
exportiert.
Das japanische Wirtschaftministerium METI hat in seinem im Mai 2004 erschienenen Bericht
"N Report - Toward a New Industrial Structure" die Roboterindustrie als Schlüsselindustrie
bezeichnet, die ausgebaut werden soll. Ein weiterer Bericht des METI schätzt, dass dieser Markt
im Jahr 2010 ca. 1,8 Billionen Yen (ca. 13 Mrd. €) und 2025 ca. 6,2 Billionen Yen (ca. 45 Mrd.
€) betragen wird.
Anwendungen für Serviceroboter
Neben den stark verbreiteten Industrierobotern kommt den Servicerobotern eine große Bedeutung zu. Ein Bericht des japanischen Roboterverbands JARA sieht Japans Stärken in drei Bereichen: Industrieroboter, Hoch- und Tiefbauroboter sowie Unterhaltungsroboter. Dagegen dominieren europäische und amerikanische Hersteller in den Bereichen Luftfahrt, Atomenergie,
Unterhaltung, Schifffahrt, Gesundheit, sowie Landwirtschaft und Viehzucht. Shigeaki Yanai von
JARA erklärt diesen Unterschied damit, dass für medizinische Anwendungen, Atomenergie und
anderen Nischenmärkte hochspezialisierte und kundenspezifische Roboter für vergleichsweise
kleine Märkte gebraucht werden, was nicht den derzeitigen Stärken Japans entspreche. Japan
∗
Zusammengefasste deutsche Übersetzung des Artikels „New Possibilities for Japan’s Robot Industry“, JETRO
Japan Economic Monthly, February 2006
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habe zwar die richtige Technologie, liege aber
gegenüber den Wettbewerberländern bei
Software- und Netzwerk-Know-How zurück.
Serviceroboter unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von ihren industriellen "Kollegen". Sie
sind sehr mobil, werden selten für sich wiederholende Vorgänge eingesetzt und sind im täglichen
Leben mehr und mehr präsent. Sicherheit ist für Roboter, die mit Menschen interagieren, ein
entscheidender Aspekt. So stellen Bewegungsabläufe wie Treppensteigen, die für Menschen sehr
einfach sind, eine große Herausforderung für die Robotertechnologie dar. Die Stärken der Roboter liegen in wiederholt ausgeübten Tätigkeiten, dagegen ist die Beurteilungsfähigkeit von Robotern eingeschränkt, wenn verschiedene Aufgaben in willkürlicher Reihenfolge ausgeführt werden
sollen.
Dai Akimoto, der Direktor der Abteilung Robot Business Promotion for Strategic Business
Development des Unternehmens SGI Japan Ltd., das kundenspezifische Roboter entwickelt,
sieht den Fokus auf Anwendungen als Schlüssel zum Erfolg. "In Japan liegt der Schwerpunkt auf
Hardware-Design, und Unternehmen entwickeln Roboter meist in mehreren Konfigurationen.
Wenn diese in der Anwendung jedoch nicht die gewünschte Präzision liefern, hat man lediglich
einen Roboter für eine bestimmte Konfiguration, nicht für eine spezifische Anwendung. Für die
nächste Robotergeneration müssen wir mehr in die Richtung spezifischer Anwendungen
denken.“ Dieser Ansicht entspricht auch die Tatsache, dass Japan bei der Entwicklung
humanoider Roboter weltweit führend ist. Ein Beispiel ist „Asimo“ der Honda Motor Corporation. Zwar sind „Asimo“ und andere Roboter sehr eindrucksvoll, ihr konkreter Nutzen bleibt jedoch unklar. Wird diese Frage nicht ausreichend gelöst, wird es schwierig, eine Nachfrage für
solche Produkte zu erzeugen. Auch nach Einschätzung von Shigeaki Yanai von JARA bedarf es
eindeutiger und einzigartiger Anwendungsmöglichkeiten, um die Nachfrage für Serviceroboter
anzukurbeln.
Chirurgieroboter in Zusammenarbeit mit US-Unternehmen
Einige japanische Unternehmen betreiben die Vermarktung von Robotern bereits sehr engagiert.
So hat der Hersteller optischer Geräte, Olympus Corporation, gemeinsam mit dem US-Unternehmen Intuitive Surgical, Inc. (IS) mehrere Geräte für medizinische Anwendungen auf den Markt
gebracht. 2003 entwickelte Olympus ein 3D/2D-Darstellungsgerät (Imager) für ein von IS
entwickeltes robotisches System für endoskopische Chirurgie. Der Imager erlaubt es Chirurgen
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den Patientenkörper von innen in 3D zu sehen und endoskopisch zu behandeln, was z.B. das
Vernähen von Operationswunden und andere Tätigkeiten vereinfacht. Der Imager kann auf 2DWeitwinkel umgeschaltet werden, um so die Positionen der Chirurgieinstrumente und der
Operationswunde zueinander besser zu erkennen. Endoskopische Chirurgie greift weniger stark
in den menschlichen Körper ein als herkömmliche chirurgische Operationen. Die
Behandlungszeiten und der stationäre Aufenthalt sind kürzer und die Kosten geringer. Andererseits ist die Sicht während endoskopischer Eingriffe eingeschränkt und die Operation muss per
Fernbedienung durchgeführt werden. Dies stellt eine hohe Belastung für den Chirurgen dar und
verlangt ihm ein hohes Maß an Konzentration ab. Roboter können diese Belastung verringern, in
dem sie den Einsatz automatisieren und Bewegungen akkurater machen. Beispielsweise kann das
System so eingestellt werden, dass der Roboter die Operationszange nur einen Zentimeter bewegt, wenn der Chirurg den Roboterarm um zehn Zentimeter bewegt. Hohe Präzision reduziert
das Risiko, dass Gewebe um die Operationsstelle beschädigt wird, und mindert die Stressbelastung für den operierenden Chirurgen. Allerdings sind auch beim Chirurgieroboter noch nicht
alle technischen Anforderungen ausreichend umgesetzt. Darüber hinaus stellen derzeit auch die
hohen japanischen Standards, die vor der Zulassung eingehalten werden müssen, und der dafür
benötigte Zeitaufwand eine Hürde dar, die es bei der Kommerzialisierung von Robotern in der
Medizin zu überwinden gilt. Dennoch werden Roboter im OP in Zukunft mit Sicherheit an
Bedeutung gewinnen.
Chancen für die Komponentenindustrie durch Serviceroboter
In einigen Bereichen der Serviceroboterindustrie verfügt Japan gegenüber anderen Industrieländern über Vorteile. Der METI-Bericht N Report – Toward a New Industrial Structure definiert
die Roboterindustrie als vertikal verbundene Industrie mit Systemen, welche Maschinen,
Elektronik, Informationskommunikation, Materialien und andere Technologien integrieren.
Japan, mit seinen hoch entwickelten Industrien für elektronische Bauteile und Komponenten,
befindet sich bei diesen Integrationsprozessen in einer guten Ausgangslage, z.B. wenn es darum
geht, Komponenten kleiner und leichter zu machen oder zu verbessern. Japanische Technologien
und Expertise aus dem Bereich der Industrieroboter können daher bei der Entwicklung von
Servicerobotern herangezogen werden.
Das japanische Wirtschaftsministerium METI möchte die Roboterindustrie ebenfalls stärken.
Die METI-Initiative 21st Century Robot Challenge Program hat die Entwicklung von Robotik
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als führende Industrie zum Ziel. Dies soll durch die Unterstützung von Forschung und Entwicklung für Robotersysteme erreicht werden. So gibt es z.B. Projekte, gemeinsame Plattformen und
den Menschen unterstützende Anwendungen zu entwickeln. Auch das Innenministerium (MIC),
das Bildungsministerium (MEXT) sowie das Infrastrukturministerium (MLIT) fördern eine
Reihe auf Roboter bezogene Projekte. Nicht zuletzt hat auch die JETRO Ende 2005 innerhalb
des Invest Japan Study Program gemeinsam mit verschiedenen japanischen Präfekturen eine
Unternehmerreise für Investoren der Robotikindustrie organisiert und fünf führende Hersteller
aus Europa und den USA zu Kontaktgesprächen und zur Markterkundung nach Japan eingeladen.
Ausländischen Unternehmen soll so der Zugang zum japanischen Markt und die Kooperation mit
japanischen Partnern erleichtert werden.
Laut JARA gibt es derzeit rund 130 japanische Roboterhersteller, die ihre Expertise in der
Produktion unter Beweis gestellt haben. Dies unterstreicht das große Interesse an Robotik
sowohl im privaten als auch im öffentlichen Sektor. Die japanische Roboterindustrie verfügt
über ein großes Potenzial bei Entwicklung und Produktion. Nun gilt es, die eigenen Vorteile zu
nutzen und internationale Kooperationen auszubauen. Auch für ausländische Unternehmen stellt
die japanische Robotikindustrie ein attraktives Feld dar, um durch die Zusammenarbeit mit
japanischen Unternehmen selbst auf diesem Markt Fuß zu fassen.
Quellen und weiterführende Literatur:
Asia Pacific Perspectives Japan+: The Rise of Robots – An Overview of Japanese Robotics, January 2006
http://www.pacificfriend.ca/html/app_japan__2006_january.html
Japan Robot Association (JARA): http://www.jara.jp
JETRO Japan Economic Monthly: New Possibilities for Japan’s Robot Industry, February 2006
http://www.jetro.go.jp/en/market/trend/topic/pdf/jem0602-topic.pdf
METI: N Report – Towards a New Industrial Structure
http://www.meti.go.jp/english/aboutmeti/data/aOrganizatione/keizai/keizaiseisaku/01.htm
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Deutsch-Japanisches Wirtschaftsforum am 27. April in Hannover: „Deutschland und Japan als
Wirtschaftspartner – Chancen und Herausforderungen der Zukunft“
27. April 2006 14.30 – 18:15 Uhr, Hannover Messe, Convention Center, Saal 13/14
Veranstalter: Japan External Trade Organization JETRO und die Niedersächsische Landesregierung in
Zusammenarbeit mit: Deutsche Messe AG, Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie,
Japan Ministry of Economy Trade and Industry (METI), Deutsch-Japanischer Wirtschaftskreis, ECOS
Japan Consult
Key Note Speakers:
Staatssekretär Dr. Bernd Pfaffenbach, Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
Dr. Hiroyuki Yoshikawa, Präsident National Institute of Advanced Industrial Science and Technology,
Japan (AIST)
Paneldiskussion “Praxisbeispiele innovativer deutsch-japanischer Unternehmenskooperationen”
(Rittal K.K., Japan, Jenoptik Laser Optik Systeme GmbH, NEC High Performance Computing Europe
GmbH, Hitachi Europe GmbH)
Begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldung bis 31. März bei ECOS GmbH Japan Consult,
Westerbreite 7, 49084 Osnabrück, Tel. 0541/9778-202, Fax -200, [email protected]
Vollständiges Programm unter www.jetro.de
IFFT – International Furniture Fair Tokyo
Wie die Deutsche IHK in Japan (DIHKJ) in der Januarausgabe 2006 ihrer Zeitschrift JapanMarkt berichtet, finden Möbel aus dem Ausland bei den japanischen Konsumenten immer mehr Anklang.
Während japanische Hersteller eine Kaufzurückhaltung ihrer Kunden feststellen mussten, stiegen die
Einfuhrumsätze ausländischer Hersteller im ersten Halbjahr 2005 an. Deutsche Möbel verzeichneten
sogar ein zweistelliges Plus.
Deutschen Möbelherstellern, die sich in Japan präsentieren möchten oder sich ein erstes Bild von
diesem Markt machen möchten, bietet sich dafür z.B. die International Furniture Fair Tokyo (IFFT)
an. Die IFFT ist die einzige internationale Messe im japanischen Möbelmarkt und findet vom 22.-25.
November 2006 im Messezentrum Tokyo Big Sight statt. Anmeldeschluss für Aussteller ist der 31.
Mai 2006.
Unternehmen, die auf der Messe ausstellen möchten, können Informations- und Anmeldeunterlagen
bei JETRO München anfordern. Für Fragen steht außerdem die deutsche Vertretung des Japanischen
Möbelverbandes (bei JETRO Berlin) zur Verfügung.
Informationen zur Messe: http://www.idafij.com/
Vertretung des Japanischen Möbelverbandes
http://www.jetro.de/d/index.php?id=200
in
Deutschland
(bei
JETRO
Berlin):
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Vertriebsaufbau in Japan: Wie finde ich den richtigen Partner?
Veranstaltung der IHK Südlicher Oberrhein und des OAV in Freiburg
Am 16. Mai 2006 Von 9.30 Uhr bis ca. 13.00 Uhr
Lange Zeit ist Japan zu Unrecht aus dem Blickfeld der deutschen Außenwirtschaft geraten. Das erwartete Wirtschaftswachstum in 2006 von über drei Prozent weist nun darauf hin, dass Japan sich wieder
auf einem stabilen Wachstumspfad befindet. Japanische Unternehmen sind heute so profitabel wie nie
und investieren im zweistelligen Bereich in hochwertige Kapitalgüter, um sich einen langfristigen
Wettbewerbsvorteil auf dem Heimatmarkt aber auch auf den wachsenden asiatischen Märkten zu
sichern. Besonders erfreulich ist dabei, dass deutsche Unternehmen schon von dieser Entwicklung
profitieren und auch wieder mehr deutsche Unternehmen den Einstieg in den japanischen Markt in
Angriff nehmen.
Die Suche nach einem richtigen japanischen Partner sowie der Aufbau geeigneter Kontakte für den
Vertrieb bei der sehr leistungsfähigen japanischen Konkurrenz sowie der weiterhin relativ engen
Verflechtung der japanischen Wirtschaft bleiben dabei eines der größten Hürden für den erfolgreichen
Markteinstieg.
Auf der gemeinsamen Veranstaltung des IHK Südlicher Oberrhein und des OAV stellen Länderexperten Lösungskonzepte vor und Unternehmer berichten praxisnah von ihren Erfahrungen beim
Vertriebsaufbau in Japan. Marktpotentiale und Investitionsrahmenbedingungen für Unternehmer
insbesondere aus den Bereichen Maschinenbau, Elektrotechnik, Medizintechnik und Umwelttechnik
werden vorgestellt.
Das Teilnahmeentgelt beträgt 75,- €, weitere Informationen und Anmeldeunterlagen erhalten Sie bei
Frau Andrea Dick per mail [email protected] oder Telefon 0761 / 38 58 -131
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