Der Rudelführer der Republik

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Der Rudelführer der Republik
8 Aus aller Welt
WZ MITTWOCH, 18. DEZEMBER 2013
MELDUNGEN DES TAGES
Kaum Chance auf weiße Weihnachten – es wird windig
Offenbach. Weiße Weihnachten wird es in diesem
Jahr wohl nicht geben:
Meteorologen gehen
davon aus, dass es an den
Feiertagen nicht schneit.
„In den Hochlagen der
Gebirge sind weiße Weihnachten möglich, sonst
sieht es schlecht aus“,
sagte Meteorologe Marcus Beyer vom Deutschen
Für Weihnachten prognostizieren die Wetterdienst (DWD) gesMeteorologen stürmisches Wetter. (dpa) tern. Stattdessen soll es
an den Feiertagen windig bis stürmisch werden. „Eine kräftige
Sturmlage kann man nicht ausschließen“, sagte Wetter-Experte
Beyer. Wie stark der Wind wird, könne man jedoch noch nicht
genau vorhersagen. Die Temperaturen werden dem DWD-Meteorologen zufolge zwischen fünf und zwölf Grad liegen. Weiße
Weihnachten im ganzen Land gab es zuletzt vor drei Jahren. dpa
„Esso-Häuser“ sind
unbewohnbar
Der Fall Peggy wird
im April verhandelt
Hamburg. Die Bewohner der einsturzgefährdeten Hamburger
„Esso-Häuser“ nahe der Reeperbahn dürfen nicht mehr
zurück in ihre Wohnungen.
Das zuständige Bezirksamt hat
gestern an die Hamburger
Wohnungswirtschaft und
Eigentümer appelliert, so viele
Ersatzwohnungen wie möglich anzubieten. Anfang des
neuen Jahres sollen die rund
100 Mieter in alternativen
Quartieren untergebracht
werden, hieß es. Bei einer
Gebäude-Prüfung waren in
der Tiefgarage neue Haarrisse
sowie Betonstaub entdeckt
worden. dpa
Bayreuth. Der deutschlandweit
für Aufsehen sorgende Fall
Peggy wird vom 10. April an
neu aufgerollt. Das Landgericht Bayreuth gab gestern die
Termine für das Wiederaufnahmeverfahren bekannt. Bis
zum 2. Juni sind zunächst
neun Verhandlungstage vorgesehen. Das damals neun
Jahre alte Mädchen aus der
Nähe von Hof war im Mai 2001
spurlos verschwunden; es
wurde bislang keine Leiche
gefunden. Als Mörder wurde
der geistig behinderte Ulvi K.
verurteilt, doch die Zweifel an
der Schuld des 36-Jährigen
nahmen immer mehr zu. dpa
TIERISCH
Der Kiwi stammt aus Australien
Der Kiwi, der vielgeliebte Wappenvogel der Neuseeländer, stammt
womöglich aus dem Nachbarland Australien. Untersuchungen an Fossilien deuten nach Angaben des Paläontologen Trevor Worthy von der
Flinders University in Adelaide darauf hin, dass die flugunfähigen
Vögel nicht – wie bisher angenommen – von dem ausgestorbenen
neuseeländischen Riesenvogel Moa abstammen. Ein Vorfahr des Kiwi,
der vor 20 Millionen Jahren auf der Südinsel Neuseelands lebte, sei
stattdessen enger mit den Emus aus Australien
verwandt. Der versteinerte Vogel aus Neuseeland und der Emu stammen von einem
gemeinsamen Vorfahren ab, der ursprünglich
aus Australien kam und später auch nach Neuseeland auswanderte.
Vierte Staffel von „Voice
of Germany“ geplant
Angeklagte Amanda
Knox: „Ich habe Angst“
Berlin. Die Castingshow „The
Florenz. Die Angeklagte Amanda
Voice of Germany“ geht 2014
mit einer vierten Staffel weiter. Das sagte der zuständige
ProSieben-Unterhaltungschef, Daniel Rosemann, gestern. Nach Weihnachten
werde man bereits mit der
Suche nach neuen Gesangstalenten beginnen. Ob die
Coaches Max Herre, The BossHoss, Nena und Samu Haber
wieder dabei sind, ließ der
Fernsehmacher allerdings
offen. dpa
Vergewaltigung: Der
Drahtzieher erhängte sich
Neu Delhi. Der mutmaßliche
Drahtzieher einer tödlichen
Vergewaltigung einer jungen
Inderin hat nach offiziellen
Angaben Selbstmord begangen. Der Mann war im März
erhängt in seiner Zelle aufgefunden worden. Rund ein Jahr
nach der Gruppenvergewaltigung in einem Bus in Neu
Delhi ist der Selbstmord durch
eine gerichtliche Untersuchung festgestellt worden, wie
die Zeitung „Times of India“
gestern berichtete. Die Eltern
des Mannes hatten von einem
Mord gesprochen. Ram Singh
war der Fahrer des Busses, in
dem die 23-Jährige im Dezember 2012 entführt, vergewaltigt und mit einer Eisenstange
gefoltert wurde. dpa
Knox hat in ihrem neuen
Mord-Prozess in einer E-Mail
an das Gericht ihre Unschuld
beteuert. „Ich habe nicht getötet, ich habe nicht vergewaltigt“, heißt es laut Nachrichtenagentur Ansa in dem Text,
der gestern vor dem Berufungsgericht in Florenz vorgelesen wurde. „Ich bin nicht
anwesend, weil ich Angst
habe“, schreibt Knox, die nicht
an dem Verfahren teilnimmt.
„Ich habe Angst, dass die Heftigkeit der Anklage Sie beeindruckt, dass die Augenwischerei Sie blind macht.“ dpa
Kiste Bordeaux für
131 000 Euro versteigert
Bordeaux. Für mehr als 131 000
Euro ist in Frankreich eine
Kiste des legendären Rotweins
Château Cheval Blanc aus dem
Jahrgang 1947 versteigert
worden. Den Zuschlag für die
zwölf Flaschen des edlen Bordeaux Saint-Emilion erhielt
der Weinhändler Millésimes,
wie das Auktionshaus Christie’s mitteilte. „Der Preis
könnte hoch erscheinen, aber angesichts
des wahren Wertes
des Weins ist er
nicht
exzessiv“,
sagte Weinkenner
Aubert Bogé von
Millésimes. AFP
Der Rudelführer der Republik
TIERE Martin Rütter hat
aus einer Hundeschule
ein ganzes Imperium
aufgebaut. Wer seine
Ausbildung absolviert,
darf seine Marke
nutzen - wie Sandra
Susanne Schuster.
Von Anne Grages
Düsseldorf/Willich. Wer vor zehn
Jahren prophezeit hätte, für
Plaudereien über Hunde kämen
mehr als 10 000 Menschen an einem Abend, dasselbe Solo-Programm locke als Aufzeichnung
auf dem Comedyplatz bei RTL
rund fünf Millionen Zuschauer
an, und Problemhunde würden
über Jahre erfolgreicher Bestandteil des Programms von
WDR und Vox – der hätte energisches Stirntippen geerntet.
Doch einer hat diese Nische
für sich entdeckt und mit Gewinn ausgebaut. Vor 20 Jahren
hat Martin Rütter seine erste
Hundeschule eröffnet und ist
seither zum unangefochtenen
Rudelführer der Republik aufgestiegen. Der 43-Jährige erklärt so
witzig, warum es selten am Vierbeiner liegt, wenn der Hund
nicht kommt, dass Hundebesitzer ertappt kichern und sich
auch Nichthundebesitzer auf die
Schenkel schlagen. Wobei Rütter
darauf besteht, dass die Leute
auch inhaltlich etwas mitnehmen: „Aus Briefen weiß ich, dass
sie monatelang darüber reden.“
Er gibt Namen und Gebietsschutz,
die Trainer zahlen Lizenzgebühren
Abseits der Bühnenhundeparty
hat Rütter ein Imperium aufgebaut: über 70 Hundezentren mit
150 Trainern in Deutschland. Er
kennt alle persönlich: „Natürlich, ich muss ja auch hinter ihnen stehen.“ Flächendeckend
sollen es mal 240 Zentren werden, die im Lizenzverfahren arbeiten: Er bietet die Ausbildung
im von ihm entwickelten gewaltfreien D.O.G.S.-Training
(Dogs orientated guiding
system), seinen Namen als
Marke sowie Gebiets-
Martin Rütter mit Meute – und wer hört hier auf den gängigen Hundenamen „Runter vom Sofa“?
schutz. Die Absolventen sind für
zehn Jahre an ihn gebunden
(Rütter: „Und wir an sie!“) und
zahlen Lizenzgebühren.
Sandra Susanne Schuster aus
Willich hat diesen Weg gewählt
und in zwei Jahren 12 000 Euro
und 100 Ausbildungstage in der
Rütter-Zentrale in Bonn investiert. Die 38-Jährige hat davor
zehn Jahre bei einer großen Unternehmensberatung in Düsseldorf „sehr, sehr gut verdient und
sehr, sehr viel gearbeitet“. Doch
nach zweimaliger Krebserkrankung wurden die Zweifel an den
Hyperstress-Job stärker – und
nach einem privaten Kontakt
mit einem Rütter-Zentrum „war
die Entscheidung schnell klar,
eine Hundeschule als zweites
Standbein aufzubauen“.
800 Interessierte bewerben
sich
Sanni Schuster setzt auch
ihren Labrador Lilly beim
Training ein. (A. Wiegand)
jedes Jahr, 15 bis 20 werden am
Ende zugelassen, die sich auch
nicht von Rütters Warnungen
vor „extrem diszipliniertem Arbeiten“, eisigen AchtstundenTagen auf dem Hundeplatz und
der lästigen Organisation, Buchhaltung, Pflege der Internetpräsenz abschrecken ließen.
Erste Erfahrungen: „In manchen
Monaten läuft es nicht so gut“
„Das Organisatorische habe ich
total unterschätzt“, sagt auch
Schuster, die seit März das Zentrum für Menschen mit Hund für
Willich, Meerbusch, Kaarst, Korschenbroich und Viersen betreibt. Und wie Martin Rütter
seinen Studenten prophezeit,
„stehen die Kunden keineswegs
auf Anhieb bis Karlsruhe Schlange“. Schusters erste Bilanz: „Es
gibt Monate, in denen es nicht so
gut läuft.“ Auf der anderen Seite
sei sie abends oft glücklich,
„weil ich vielen MenschHund-Teams
geholfen
habe“.
Rütters Imperium fordert
seinen Tribut. Unbehelligt
bewegen kann er sich nicht
mal mehr in der Sauna,
„aber die Leute sind sehr
nett zu mir. Es heißt immer: ,Ich weiß, es ist
gerade schlecht, aber
können Sie mir nicht
einen Tipp geben?’“
Stonehenge ist neu erschlossen
TOURISMUS In die Umgestaltung wurden 32 Millionen Euro investiert.
Von Britta Gürke
so ganz genau, was es ist. Fast
magisch zieht es dennoch Millionen Touristen und gläubige
Druiden an: Das prähistorische
Steinmonument Stonehenge in
Südengland gehört zu den mysteriösesten und berühmtesten
Stätten Europas. Mitten in den
grünen Hügeln der Grafschaft
Wiltshire ragt es hervor, bei Sonnenauf- und -untergang erstrahlt es besonders imposant. Millionen Touristen besuchen jährlich die alten Steinkreise.
Ebenfalls rätselhaft war bisher
noch etwas ganz anderes: Die
Vermarktung des Top-Touristen-Ziels. Ganz in der Nähe
schnitt eine viel befahrene
Schnellstraße durch die grüne
Landschaft. Ein Parkplatz und
ein paar kleine Besucherhäuschen aus den 60er Jahren, das
war es, was die Millionen Touristen willkommen hieß. Peinlich,
unwürdig, eine Katastrophe –
schon lange wurde die Lage heiß
PROGRAMM
LIVE Mit seinem Bühnenprogramm
„Der tut nix“ gastiert Martin Rütter
am Do., 19. DEZEMBER, in Düsseldorf in der Halle an der Siegburger
Straße, und am Freitag, 21. MÄRZ
2014 in der Wuppertaler Uni-Halle.
DVD Die gerade erschienene CD
„Hundetraining mit Martin Rütter
Teil II“ zeigt detailliert, wie man
Hunden Kommandos beibringt
und sie sinnvoll beschäftigt. Ebenfalls auf DVD erhältlich ist sein
zweieinhalbstündiges Bühnenprogramm „Der tut nix“ (plus 80 Minuten Bonusmaterial).
ruetter-dogs.de
[email protected]
An 100 Abenden im Jahr steht er
auf der Bühne, 100 Drehtage
braucht er allein für die Sendung
„Hundeprofi“ bei Vox, rund 60
Hunde trainiert er pro Jahr sogar
noch selbst, dazu kommen TV-,
Buch- und DVD-Produktion.
Das kann zu viel werden: Mit
37 Jahren bekam der vierfache
Vater einen Herzinfarkt. Jetzt
arbeitet er nicht direkt weniger
(„das geht gar nicht“), „aber viel
strukturierter, und dank meines
Teams ist alles viel organisierter“. Sieben Wochen Urlaub und
35 freie Wochenenden im Jahr
gehören heute der Familie.
Tod von Diana:
Militär nicht
beteiligt
London. Der Tod von Prinzessin
London. Bis heute weiß niemand
In einer Ausstellung sind mehr als
250 prähistorische Objekte zu sehen
■
Foto: Marc Rehbeck
diskutiert. Nach Jahrzehnten der
Planung ist nun endlich alles anders.
Ein neues Besucherzentrum
informiert umfassend über die
Geschichte und Forschung zu
Stonehenge. Die Landschaft um
die Kreise wurde zurückgebaut,
die Schnellstraße geschlossen.
Die „Würde des Ortes“ sei wieder
hergestellt, hieß es von der
Denkmalschutzbehörde English
Heritage. In der neuen Ausstellung sind mehr als 250 prähistorische Objekte zu sehen, hinzu
Foto: dpa
kommen Stücke aus späteren
Zeiten mit historischem Bezug.
Ein Höhepunkt sei die Nachbildung des Gesichtes eines Mannes aus der Jungsteinzeit.
Das Zentrum liegt rund zwei
Kilometer entfernt von den
Steinkreisen – sie sollten so wenig wie möglich zugebaut werden. Besucher können entweder
mit einem Shuttlebus dorthin
fahren, oder einen alten Prozessionsweg entlang laufen. Gekostet hat das Ganze 27 Millionen
Pfund (32 Millionen Euro).
Diana sorgt bis heute immer wieder für Spekulationen über ein
angebliches Mordkomplott –
jetzt hat die Polizei ein Gerücht
aus dem Sommer über eine Beteiligung des britischen Militärs
untersucht und zurückgewiesen.
Es gebe „keine glaubhaften Beweise“ für die Behauptung, dass
die Eliteeinheit SAS in den Autounfall der Prinzessin 1997 in Paris involviert gewesen sei, teilte
Scotland Yard gestern mit. Es
werde keine neuen Ermittlungen geben. Man habe mehrere
Zeugen befragt und Unterlagen
erneut geprüft, aber keinerlei
Hinweise darauf gefunden, dass
die Gerüchte irgendeine Verankerung in der Realität hätten.
Medien hatten berichtet, die
ehemaligen Schwiegereltern eines Ex-Soldaten hätten die Polizei kontaktiert. Ihr Schwiegersohn habe darüber gesprochen,
dass die SAS in den Unfall verwickelt gewesen sei. Die Militärpolizei soll den Fall dann an Scotland Yard übergeben haben. dpa