"Entwicklung der Lebensmittelpreise
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"Entwicklung der Lebensmittelpreise
INFORMATION zur Pressekonferenz mit Agrar-Landesrat Dr. Josef Stockinger und Geschäftsführer Mag. Johannes Mayr, KeyQUEST Marktforschung, Garsten, am 23. November 2007 zum Thema Entwicklung der Lebensmittelpreise Wahrnehmung und Realität Ergebnisse der aktuellen Marktforschung Stockinger/Mayr Seite 2 Agrar-Landesrat Dr. Josef Stockinger: Lebensmittel-Anteil bei Haushaltsausgaben sinkt Agrarpreise unter Druck – Verbesserungen notwendig Fleischpreise müssen rasch anziehen Die Lebensmittelpreise waren in den letzten 20 Jahren stabil wie kaum ein anderer Sektor. Es war für die Bauern höchste Zeit, dass sich in diesem Sektor etwas bewegt und es zu Preisverbesserungen kommt. Im Fleischbereich ist eine Agrarpreisanpassung überfällig und dringend erforderlich. Wir brauchen die höheren Preise, um höhere Futterkosten, Energiepreise und BaukostenIndexsteigerungen wett zu machen. Noch nie zuvor verwendeten die österreichischen Haushalte einen so geringen Teil ihres Einkommens für Ernährung. Wohn-, Freizeit- und Mobilitätsausgaben haben die Ernährung längst überflügelt. Der Anteil der Ausgaben eines Haushaltes für Ernährung gemessen an den Gesamtausgaben verringerte sich von 44,7 % im Jahr 1950 auf 12,7 % im Jahr 2007. Mit Lebensmittelpreisen Sozial- und Einkommenspolitik machen zu wollen, ist der verkehrte Ansatz. Künstliches Niedrighalten der Lebensmittelpreise würde einen ganzen Sektor treffen, nicht nur die Landwirtschaft auch alle anverwandten Bereiche. Wer kinderreichen Familien oder Mindestpensionisten Einkommens- und helfen will, Sozialpolitik tun, muss nicht dies über aber über Lebensmittelpreise, denn das ruiniert auch die Bauern. Pressekonferenz am 23. November 2007 Stockinger/Mayr Seite 3 Mag. Johannes Mayr, KeyQUEST Marktforschung: Die Studie "Lebensmittelpreise – Realität und Wahrnehmung" hat "KeyQUEST Marktforschung" im Auftrag der AMA Marketing GmbH. erstellt. Im September 2007 wurden als Grundlage für die regelmäßige Marktanalyse "RollAMA" 400 Telefoninterviews über die Wahrnehmung der Konsumenten zur Preisentwicklung durchgeführt. KeyQUEST-Geschäftsführer Mag. Johannes Mayr hat die Ergebnisse zusammengefasst mit den Datenquellen der Statistik Austria verglichen und die folgende Analyse erstellt (Details siehe PowerPoint-Beilage). Einige Tatsachen zur Entwicklung der Lebensmittelpreise: Die Ergebnisse der Befragung zeigen ein Bild, das stark durch die aktuellen Preissteigerungen, aber auch durch die intensive Medienberichterstattung darüber geprägt ist: So gaben ein Drittel der Befragten an, die Preisdiskussion in den Medien sehr genau zu verfolgt zu haben. Mehr als die Hälfte (53 %) hat die Diskussion allerdings nur „am Rande verfolgt“ und 14 % haben sich überhaupt nicht für diese Thematik interessiert. Unabhängig davon haben aber fast alle der befragten Haushaltsführer (91 %) Preissteigerungen bei Lebensmitteln selbst beobachtet. Nur 8 % haben keine Veränderung der Preise festgestellt und kein einziger war der Meinung, dass die Preise für Lebensmittel gesunken Pressekonferenz am 23. November 2007 Stockinger/Mayr Seite 4 sind. Ganz im Gegenteil: fast die Hälfte (49 %) ist sogar der Meinung, dass die Preise sehr stark gestiegen sind. Die stärksten Preissteigerungen wurden dabei in den Warengruppen Milch, Butter und Brot registriert, weniger betroffen waren nach Meinung der Befragten, dagegen die Bereiche Fleisch, Wurst sowie Obst und Gemüse. Nutznießer der Preissteigerungen ist in den Augen der Konsumenten vor allem der Lebensmittelhandel. Mehr als die Hälfte der Befragten (51 %) ist der Meinung, dass der Handel sehr stark von diesen Erhöhungen profitiert. Im Vergleich dazu werden die lebensmittelverarbeitenden Betriebe (19 %) sowie die Bauern (3 %) deutlich seltener als Profiteure der Preiserhöhungen gesehen. Bemerkenswert sind Zukunftserwartungen Lebensmittelpreise: der Nicht allerdings auch Österreicher weniger als in 87 die Sachen % der Haushaltsführer rechnen damit, dass es in den nächsten Jahren zu weiteren Preiserhöhungen kommt. Dem steht eine Minderheit von 1 % der Befragten gegenüber, die mit sinkenden Preisen rechnet. Die Realität Eine Detailanalyse der Daten des Verbraucherpreisindex (VPI) von Statistik bestätigt auf den ersten Blick die Einschätzung der Konsumenten. In den ersten zehn Monaten des Jahres 2007 sind die Endverbraucherpreise für Lebensmittel um durchschnittlich 3,6 % gestiegen. Dies ist Pressekonferenz am 23. November 2007 Stockinger/Mayr Seite 5 deutlich mehr als der allgemeine Verbraucherpreisindex (+1,9 %) in diesem Zeitraum. In der langfristigen Betrachtung (20 Jahre) relativieren sich die Ergebnisse allerdings sehr deutlich. Die Langfristanalyse zeigt, dass seit 1986 Lebensmittel real deutlich günstiger geworden sind. So sind allgemein die Preise in diesem Zeitraum um 54 % gestiegen (VPI für das Jahr 2006 auf Basis 1986), während die Preise für Lebensmittel nur um 33 % gestiegen sind. Auch unter Einbeziehung der aktuellsten Daten (bis inkl. Oktober 2007) zeigt sich hier im Wesentlichen das gleiche Bild (VPI Gesamt +57 %, VPI Ernährung +38 % jeweils auf Basis 1986). Eine noch stärkere Diskrepanz ergibt sich, wenn man die Preisentwicklung von Lebensmitteln mit dem Netto-LohnIndex der Österreicher vergleicht. Dieser ist im selben Zeitraum um 71 % gestiegen. D.h. nach realer Kaufkraft berechnet sind Lebensmitteln in den vergangenen 20 Jahren dramatisch günstiger geworden. Fazit Die Ergebnisse zeigen, dass in der subjektiven Wahrnehmung der Konsumenten der Preisanstieg bei Lebensmitteln viel dramatischer eingeschätzt wird als er tatsächlich ist. Eine wichtige Ursache dafür ist wohl in der intensiven Medienberichterstattung in den letzten Monaten zu sehen. Objektiv betrachtet sind die Preisanstiege der letzten Monate ist nur eine kleine Korrektur zu den langfristig (real) stark gesunkenen Lebensmittelpreisen. Pressekonferenz am 23. November 2007 Stockinger/Mayr Seite 6 So gesehen ist der Aufschrei der Konsumenten zwar verständlich, aber nicht rational. Kaum eine andere Warengruppe ist in den letzten 20 Jahren soviel günstiger geworden als Lebensmittel. Im Vergleich zum Nettolohn waren Lebensmittel noch nie so billig wie im vergangenen Jahr. Pressekonferenz am 23. November 2007 Lebensmittelpreise Realität und Wahrnehmung Mag. Johannes Mayr 23. November 2007 Eckdaten der Studie Studie im Auftrag der AMA Marketing GmbH erstellt von KeyQUEST Marktforschung Teil 1: Befragung von Haushaltführern Zielsetzung: Die Wahrnehmung der Konsumenten zur Preisentwicklung Telefoninterviews Stichprobe: n=400 Zeitraum: September 2007 Die Interviews wurden vom market-Institut durchgeführt Teil 2: Detailanalysen zum Verbraucherpreisindex Zielsetzung: Wie ist die Preisentwicklung wirklich? Datenquelle: Statistik Österreich Seite 2 von 11 1/3 verfolgt Preisdiskussion sehr genau Frage: In den letzten Monaten gab es in den Medien einige Berichte über die Preise von Lebensmitteln. Inwieweit haben Sie diese Diskussion verfolgt: Würden Sie sagen, sehr genau, eher nur am Rande oder überhaupt nicht? eher nur am Rande 53% sehr genau 33% Quelle: KeyQUEST / market im Auftrag der AMA Marketing Seite 3 von 11 überhaupt nicht 14% Für 91% sind die Preise gestiegen Frage: Wenn Sie an die letzen 6 Monate denken: Wie haben sich da Ihrer Erfahrung nach die Preise für Lebensmittel entwickelt: Würden Sie sagen Sie sind stark gestiegen, leicht gestiegen, leicht gesunken, stark gesunken oder gab es keine nennenswerte Veränderung? leicht gestiegen 42% stark gestiegen 49% k.A. 1% Quelle: KeyQUEST / market im Auftrag der AMA Marketing Seite 4 von 11 keine Veränderung 8% Handelsketten werden als Profiteure der Preissteigerungen angesehen Frage: Wer profitiert Ihrer Meinung nach von den steigenden Preisen bei Lebensmitteln? Bitte sagen Sie mir das für die nachfolgenden Branchen anhand einer Zahl von 1 bis 4. 1 bedeutet, profitieren sehr, 4 bedeutet, profitieren überhaupt nicht. die lebensmittelverarbeitenden Betriebe die Bauern 3 19 9 profitieren sehr Quelle: KeyQUEST / market im Auftrag der AMA Marketing Seite 5 von 11 34 51 die Handelsketten 38 32 36 13 2 9 2 52 2 3 profitieren nicht k.A. Gefühlte Inflation viel höher als die Tatsächliche Frage: Wenn Sie den monatlichen Anteil vom Einkommen für die Ausgaben von Lebensmitteln heute mit jenem von vor 10 Jahren vergleichen: Sind da Ihrer Meinung nach die Lebensmittelpreise im Vergleich zum Einkommen heute - etwas teurer 35% viel teurer 41% etwa gleich 12% etwas günstiger weiß nicht, k.A. deutlich 5% 4% günstiger 3% Quelle: KeyQUEST / market im Auftrag der AMA Marketing Seite 6 von 11 Zukunft: 87% erwarten weiter steigende Preise Frage: Wie werden sich die Lebensmittelpreise in den nächsten Jahren entwickeln? Gehen Sie davon aus, dass sie weiter steigen, wieder sinken oder ungefähr gleich bleiben werden? werden weiter steigen 87% werden wieder sinken 1% bleiben ungef. gleich 10% weiß nicht, k.A. 2% Quelle: KeyQUEST / market im Auftrag der AMA Marketing Seite 7 von 11 Preissteigerungen bei Nahrungsmittel unterdurchschnittlich 1986=100 E:\2007.10.30 RollAMA 2007_II\Preise\[Preise_ISI.xls]Lohnindex 190 VPI Gesamt 170 VPI HG 1 Nahrungsmittel, alkoholfreie Getränke 152 154 157 150 138 128 130 131 110 110 90 138 118 114 100 133 104 100 70 50 1986 1987 1988 1989 1990 1991 Quelle: KeyQUEST Marktforschung / Statistik Österreich Seite 8 von 11 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 JanOkt 07 Lohn steigt deutlich schneller als der Preis für Nahrungsmittel 1986=100 E:\2007.10.30 RollAMA 2007_II\Preise\[Preise_ISI.xls]Lohnindex 190 VPI Gesamt Nettolohnindex 168 VPI HG 1 Nahrungsmittel, alkoholfreie Getränke 170 171 164 158 152 150 142 141 132 138 106 103 110 100 100 100 129 131 2004 2005 133 124 118 110 157 138 126 120 154 144 134 131 130 149 145 152 112 118 118 116 114 104 100 90 70 50 1986 1987 1988 1989 1990 Quelle: KeyQUEST Marktforschung / Statistik Österreich Seite 9 von 11 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2006 JanOkt 07 Entwicklung der Verbraucherpreise Auflaufende Jahre sind: Jänner bis Oktober E:\2007.10.30 RollAMA 2007_II\Preise\[Preise_ISI.xls]VPIEntwicklunglangkurz 2006 VP VPI gesamt 100 154 157 VP 10 Erziehung 100 317 321 VP 6 Gesundheitspflege 100 184 187 84 VP 11 Restaurants 100 181 185 81 VP 4 Wohnung, Wasser, Energie 100 179 187 79 VP 12 Verschiedene Waren und Dienstleistungen 100 173 177 VP 7 Verkehr 100 165 164 VP 2 Alkoholische Getränke, Tabakwaren 100 157 160 VP 3 Bekleidung 100 139 140 39 1,6 VP 5 Hausrat, Haushaltsführung 100 138 139 38 0,9 VP 1 Nahrungsmittel, alkoholfreie Getränke 100 133 138 33 VP 9 Freizeit 100 130 130 30 VP 8 Nachrichtenübermittlung 100 80 78 Quelle: KeyQUEST Marktforschung / Statistik Österreich Seite 10 von 11 2007aufl %-Ver. 2007aufl/2006aufl 1986 %-Ver. 2006/1986 54 1,9 217 1,7 1,7 2,6 4,7 73 65 2,4 -0,5 57 -20 2,3 3,6 -0,1 -2,6 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! KeyQUEST Marktforschung 4451 Garsten, Kirchholzstraße 8 TEL: +43 (7252) 46467-0 FAX: +43 (7252) 46467-99 [email protected] www.keyquest.at