Der Schutz des Meeres geht jeden an

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Der Schutz des Meeres geht jeden an
ALTENA
MITTWOCH, 26. MÄRZ 2014
Der Schutz des Meeres geht jeden an
Mehr als 50 Altenaer besuchen Vortrag der Biologin Dr. Rebecca Störmer / Petition unterzeichnet
Von Ina Hornemann
ALTENA 쐍 Für das Hochseeaquarium auf Helgoland gibt es
keine Hoffnung mehr. Die Schließung zum Jahresende ist beschlossene Sache. Das auf der
Hochseeinsel mit zwei Naturschutzgebieten keine Begegnungsstätte für Meeresforschung und Umweltbildung
mehr existieren soll, will die
ehemalige Altenaerin Dr. Rebecca Störmer nicht einsehen.
Sie kämpft für ein neues Projekt, das Menschen für den
Schutz der Meere sensibilisieren soll. In Altena hat sie das
am Montag mit Erfolg getan.
50 interessierte Bürger nahmen auf dem Dachboden der
Stadtbücherei Platz und alle
haben Rebecca Störmers Petition für ein neues Bürgerund Touristenforschungszentrum unterschrieben. Ein solches Projekt hat seine Berechtigung, wie die Referentin in
ihrer Präsentation anschaulich darlegte: Denn auch jede
Fastfood-Verpackungstüte,
die hier aus dem fahrenden
Auto ins Gebüsch fliegt, landet irgendwann über Wind
und Lenne in der Nordsee.
Die brauche schon zwei Monate, um ein abgekautes Apfelgehäuse biologisch abzubauen und fünf Jahre für einen abgerauchten Zigaretten-
Die Besucher unterschrieben eine Petition für ein neues Bürger- und Dr. Rebecca Störmer sensibiliTouristenforschungszentrum auf Helgoland. 쐍 Fotos: Hornemann siert für den Schutz der Meere.
filter. Den Abbau des Plastikmülls in den Meeren werde
der Mensch nicht mehr erleben: Biologen schätzen, dass
es 450 Jahre braucht, bis die
Umwelt eine schlichte dünne
Plastiktüte grob in ihre Bestandteile zersetzt hat. Von
solchen Tüten gibt es auf Helgoland viele: Jeder der zahlreichen Duty Free-Shops gibt
sie gern an die schnäppchenjagende Kundschaft heraus.
Rebecca Störmer will das ändern. In wenigen Wochen
führt sie Gespräche mit den
Kommunalpolitikern
und
Einzelhändlern der Insel, um
ihr Ziel zu erreichen: Helgoland soll die erste plastiktütenfreie Duty Free-Insel der
Welt werden. Wiederverwertbare Taschen gegen Pfandausgabe könnten eine attraktive
Lösung sein, die dem Handel
sogar noch Geld in die Kasse
spülen könnte. Es ist aber beiweitem nicht der Kunststoff
allein, der dem Meer zu schaffen macht. Während zu Land
Flussbetten durch Baggeraushub begradigt werden, dürften die Lebewesen in der
Nordsee damit rechnen, dass
ihnen dieser Schlamm bald
geliefert wird, und zwar le-
gal. Zu viele und zu fremde
Nährstoffe gelangten so ins
Meer. Laichplätze von Fischen werden verschüttet.
Über solche Baggerguteinbringungen hat Rebecca Störmer zwischen 2009 und 2012
für ihre Doktorarbeit geforscht und Veränderungen
an den Meeresbodenbakterien entdeckt. Auch Chemikalien und Klärschlamm, die
bis vor 30 Jahren noch legal
in die Nordsee eingebracht
werden durften, haben ihre
Spuren hinterlassen und Arten verändert.
Der Container mit Marken-
schuhen, den ein Frachtschiff
vor wenigen Jahren in der
Nordsee verlor, machte am
Strand die Folgen menschlich
verursachter
Umweltverschmutzung für kurze Zeit
sichtbar. Zwar wurde gut aufgeräumt, doch bis heute wird
die Fußbekleidung aus Kunstfasern gelegentlich noch angespült.
Welche Organismen Schaden nehmen durch achtloses
Handeln, will die Meeresforscherin Menschen in dem
neuen Begegnungszentrum
zeigen. Der Förderverein
,,Bluehouse” will Touristen
Erlebnispädagogik bieten, indem er sie in einer Station zu
Meeresforschern für einen
Tag macht. Auch jeder Sauerländer Bürger könne zum
Umweltschutz beitragen, indem er zum Beispiel die Plastiktüte beim Einkauf ablehne
oder darauf achte, dass sein
Gesichtspeeling keine Mikrokunststoffpartikel enthalte.
Das von Rebecca Störmer gegründete Unternehmen ,,Sustainable me” bietet Umweltbildungsseminare, die sich
genau mit solchen Themen
auseinandersetzen. Auch in
ihrer Wahlheimat Helgoland
selbst bietet sie Exkursionen
an. Und ins Sauerland kommt
sie dafür auch immer gern
zurück. Alle Infos gibt’s auf
www.sustainable-me.de.