Marokko im Fokus
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Marokko im Fokus
Tagungsmagazin Marokko im Fokus Über uns Germany Trade & Invest ist die Gesellschaft zur Außenwirtschaftsförderung der Bundesrepublik Deutschland. Sie unterstützt deutsche Unternehmen, die ausländische Märkte erschließen wollen, mit Außenwirtschaftsinformationen. Germany Trade & Invest wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und vom Beauftragten der Bundesregierung für die Neuen Bundesländer aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. www.gtai.de Inhalt 4 Gesamtwirtschaftliche Entwicklung 9 11 12 Investitionen Konsum Außenhandel 14 Aktuelle Trends in Sektoren 14 15 16 17 18 19 Infrastruktur, Bauwirtschaft Verarbeitende Industrie Erneuerbare Energien Chemische Industrie Nahrungsmittel, Agrarwirtschaft Tourismus Germany Trade & Invest www.gtai.de 3 Gesamtwirtschaftliche Entwicklung Gesamtwirtschaftliche Entwicklung Wirtschaftsreformen und ein breit angelegter Modernisierungskurs stärken die Attraktivität Marokkos zunehmend für Lieferanten und Investoren. Die Beziehungen zwischen Marokko und der Europäischen Union werden immer enger. In den politisch turbulenten Zeiten in Nordafrika und Nahost punktet Marokko mit seiner Stabilität. Deutschen Unternehmen bieten sich zahlreiche Chancen zur Beteiligung, auch wenn das Realwachstum 2012 mit geschätzten 2,5% unterdurchschnittlich ausfallen wird. Im Jahr 2013 soll das Bruttoinlandsprodukt nach den Prognosen wieder um rund 4,0% wachsen. Gesamtwirtschaftliche Entwicklung Im marokkanischen Königreich bleiben die Geschäftsaussichten für deutsche Unternehmen weiterhin gut. Die vielfältigen und umfangreichen Bemühungen der Regierung, die Infrastruktur auszubauen und neue Industrien anzusiedeln, bieten Unternehmen zahlreiche Geschäftschancen. Vor allem die in den marokkanischen Wirtschaftsplänen hervorgehobenen Bereiche wie erneuerbare Energien und Umweltschutz, darunter Abfallwirtschaft und Wasserversorgung, eröffnen gute Möglichkeiten zur Beteiligung. Das nordafrikanische Königreich ist zudem ein Schwerpunktland der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Das Königreich punktet mit geringen Lohnkosten, einer hohen Investitionssicherheit und einer breiten Investitionsförderung. Mit dem Ziel, das Land logistisch zu modernisieren und als globales Drehkreuz zwischen Afrika, Europa und den nord- und südamerikanischen Märkten zu positionieren, baut das Land seine Hafenlogistik sowie den Straßen- und Schienenverkehr aus. Wirtschaftliche Eckdaten 2011 bis 2013 (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) 2011 1) 2012 2) 2013 2) BIP 5,0 2,4 4,0 Einfuhr 3) 5,0 4,6 5,2 Bruttoanlageinvestitionen 2,5 3,7 4,9 Privater Verbrauch 7,4 2,2 4,0 1) Schätzung; 2) Prognose; 3) Import von Waren und Dienstleistungen Quellen: Economist Intelligence Unit (EIU), Country Report Marokko, Oktober 2012 Aufgrund von mehr als 50 Freihandelsabkommen mit anderen Ländern weist Marokko einen außergewöhnlich hohen Öffnungsgrad auf. Diese ermöglichen den Markzugang zu mehr als einer Milliarde Konsumenten, so marokkanische Stellen. Zudem treiben Marokko und die Europäische Union ihre gemeinsame Wirtschaftsintegration voran. So hat das europäische Parlament am 16.2.2012 ein Abkommen über die Liberalisierung von Agrar- und Fischereiprodukten zwischen der EU und Marokko ratifiziert. Seit dem 1.3. 2012 ist auch das EU-Assoziationsabkommen vollständig umgesetzt, das eine erhebliche Liberalisierung des Handels von Industriegütern vorsieht. 4 Marokko im Fokus Ein großer Erfolg der marokkanischen Wirtschaftspolitik ist der Produktionsstart eines RenaultWerkes im Februar 2012 in der Nähe des 2007 eröffneten Tiefseehafens Tanger. Erwartet wird, dass das neue Werk Folgeinvestitionen von Zulieferern nach sich zieht. Als weiteres Beispiel einer erfolgreichen Industrieansiedlung ist der für 2012 angekündigte Baubeginn eines Werkes des Flugzeugbauers Bombardier in der Nähe von Casablanca. Neben der Industrieförderung laufen zudem Programme für den Agrarsektor und den Tourismus. Auch gibt es Modernisierungsanstrengungen beim Abbau und der Verarbeitung von Phosphat. Bei den erneuerbaren Energien gilt das Land als regionaler Vorreiter. Das mag angesichts der nur mäßigen Finanzausstattung, etwa im Vergleich zum benachbarten Öl- und Gas-Exporteur Algerien verwundern, ist aber nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll. Marokko hängt in hohen Maßen vom Energieimport ab, der zu einem chronischen Handelsdefizit maßgeblich beiträgt. Das hat weitreichende Konsequenzen: Die hohen Kosten bei den Energie- und Nahrungsmittelimporten und die damit verbundenen Gefahren einer importierten Inflation führen dazu, dass die marokkanische Zentralbank sehr vorsichtig bei der Förderung des Exports durch eine Abwertung des marokkanischen Dirhams agiert. Germany Trade & Invest www.gtai.de 5 Gesamtwirtschaftliche Entwicklung 6 Marokko im Fokus Modernisierungsprojekte auf gutem Weg Zu Recht lobt der Internationale Währungsfonds (IWF) die Erfolge bei der Zurückdrängung des Analphabetismus sowie der Ausbildung und Armutsbekämpfung: So seien in der letzten Dekade mehr als 1,7 Mio. Marokkaner aus der „Armut befreit worden“, eine Reduktion von 40%. Auch bei der Grundversorgung gibt es erhebliche Fortschritte. Und: das reale Pro-Kopf-Einkommen ist in den letzten beiden Dekaden von 1,2% (1990-1999) auf 3,6% gestiegen (2000 - 2009) , während die gesamte Arbeitslosigkeit von 13,4 (2000) auf 8,9 (2011) gefallen ist. Die Jugendarbeitslosigkeit bleibt jedoch mit 17,4% hoch und auch in Marokko fehlt - wie auch in den anderen nordafrikanischen Ländern - eine Zukunftsperspektive für die vielen jungen Menschen. Neben anderen Maßnahmen zur Armutsbekämpfung hat der marokkanische König Mohammad VI im Juni 2011 ein zweites Programm zur Entwicklung aufgelegt (Initiative nationale pour le développement humain). In diesem sind die über fünf Jahre laufenden Ausgaben gegenüber der Periode von 2005 bis 2010 von 1,7 Mrd. US$ auf 2,1 Mrd. US$ gesteigert worden. Sprung nach vorn im Doing Business Report Das laufende politische, soziale und wirtschaftliche Modernisierungsprogramm des Landes ist noch nicht abgeschlossen. Trotz vielfältiger Bemühungen bei der Ausbildung und Investitionsförderung expandiert die verarbeitende Industrie mit einem Realwachstum zwischen 2005 und 2010 von durchschnittlich 2,5% zu langsam für einen tiefgreifenden Strukturwandel. Vor allem steht der beschäftigungsintensive Textilsektor unter großem Anpassungsdruck, dadurch bleibt die Industriebasis mit einem Anteil von rund 13% des BIP noch zu klein. Zudem werden gerade kleinere und mittlere Unternehmen noch an Dynamik hinzugewinnen müssen. Dennoch hat sich das Geschäftsklima in den letzten Jahren in hohem Maße verbessert, wie der beeindruckende Sprung Marokkos um 21 Positionen von Rang 115 auf 94 im Länderranking des Doing Business Reports 2012 zeigt. Mit einem Pro-Kopf-Einkommen nach Kaufkraftparität liegt Marokko mit 4.986 US$ hinter Ägypten mit 6.324 US$, Algerien (8.715 US$) oder Tunesien (9.415 US$) zurück. Das geringe Einkommen kann wiederum als Indikator dafür herangezogen werden, dass weiterhin ein großer Teil der Bevölkerung nicht ausreichend produktiv beschäftigt ist; dies ist mit ein Grund für die hohe konjunkturelle Abhängigkeit des Königreiches vom Landwirtschaftssektor, dessen Wachstumsbeitrag stark von den jährlichen Regenfällen bestimmt ist. Politische Reformen stärken das Parlament Im Zuge des arabischen Frühlings gab es auch in Marokko Demonstrationen. Auf diese hat Mohammed VI schnell reagiert, am 11. März Reformen versprochen und am 17. Juni den Verfassungsentwurf vorgestellt. Am 1. Juli haben die Marokkaner der neuen Verfassung zugestimmt. Diese stärkt das Parlament, der König bleibt aber zentrale Figur im politischen System. In den Wahlen am 25. November 2011 ist die gemäßigt islamistische PJD (Parti de la justice et du dévéloppement) mit 27% der Parlamentssitze als Gewinnerin hervorgegangen und stellt in einer Koalition mit zwei Mitte-Rechts-Parteien (Parti de l’Istiqlal, Mouvement populaire) und einer linksgerichteten Partei (Parti du progrès et du socialisme) den Premierminister Abdelillah Benkirane . Germany Trade & Invest www.gtai.de 7 Gesamtwirtschaftliche Entwicklung Angesichts anhaltender Arbeitslosigkeit vor allem bei den jungen Menschen ist auch in Marokko mit weiteren Protesten zu rechnen. Die politischen Rahmenbedingungen gelten aber insgesamt als stabil. Wirtschaftswachstum 2012 abgeschwächt Im Jahr 2012 kommen die strukturellen Schwächen des nordafrikanischen Landes besonders zum Tragen: geringe Niederschlagsmengen schränken die Produktion der weiterhin für Beschäftigung und Konsum wichtigen Landwirtschaft ein, eine schwache europäische Konjunktur sorgt zudem für stagnierende Touristeneinkünfte und Überweisungen von Auslandsmarokkanern. Der Absatz von Kfz-Teilen und Textilien in den europäischen Zielländern (Hauptsächlich Frankreich, Spanien) ist rückläufig, während die gestiegenen Energiepreise die Importrechnung belasten. Wichtiger Wachstumsträger war Anfang 2012 noch der private und staatliche Konsum, dieser trug allerdings auch zu steigenden Importen bei. Im ersten Quartal 2012 hat die private und staatliche Nachfrage gegenüber dem vierten Quartal 2011 jeweils um 4,8% und 5,6% zugenommen. In der Industrie laufen die Geschäfte schlecht, so eine Umfrage der marokkanischen Zentralbank von August 2012. Für die befragten Unternehmer wird sich allerdings die Lage in den kommenden Monaten aufhellen. Auch 2012 konnte der Phosphatabbau von guten Exporteinkommen profitieren. Diese sind nach einem guten Jahr 2011 bis Ende Juli gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um über 11,1% gewachsen und beliefen sich auf 665 Mio. Euro. Im Bausektor ist 2012 eine Verlangsamung privater und öffentlicher Projekte zu verzeichnen. Dies dokumentieren die Rückgänge bei der Zementnachfrage im Juli 2012 von beträchtlichen 14 % gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres. Die schwache Entwicklung in der Landwirtschaft lässt sich anhand der gefallenen Getreideernte gut ablesen, die um 39% unter der Saison des Vorjahres lag. Das Realwachstum der marokkanischen Wirtschaft wird 2012 nach Einschätzung der Analysten von Economist Intelligence Unit (EIU) um die 2,5% liegen. 2011 belief sich das Realwachstum aufgrund eines expansiven Haushaltes, guter Ernten und besser laufender Gewerbeexporte auf 5%. Wachstumsprognosen sind aufgrund der Abhängigkeit von den Witterungsverhältnissen für Marokko besonders schwierig. Die Analysten von EIU rechnen im Oktober 2012 für 2013 mit einem stärkeren Wachstum von 4,0%. Finanzlage bleibt angespannt Im Hinblick auf das finanzielle Gleichgewicht wird 2012 ein schwieriges Jahr für Marokko. Besonders belastend sind bei schwachem Wachstum die gestiegenen Kosten für Energie- und Nahrungsmittelsubventionen sowie - im Zuge des arabischen Frühlings - die Anhebung bei den Löhnen im öffentlichen Dienst. Schon auf hohem Niveau sind die Haushaltsausgaben bis Juli 2012 gegenüber dem gleichen Zeitraum 2011 nochmals um 21,5% gestiegen; ein Viertel davon entfällt auf Subventionen, die schon 2011 rund 6% des BIP ausmachten. 8 Marokko im Fokus Die Kosten für öffentliche Gehälter und Pensionen bestreiten mittlerweile 46% der Haushaltsausgaben; zudem muss Marokko höhere Zinsen für die Schuldentilgung bezahlen als noch im letzten Jahr. Aufgrund dieser Entwicklung hat das marokkanische Finanzministerium das 2012 erwartete Budgetdefizit von 5% des BIP auf 9% gesetzt. Insgesamt bleibt jedoch 2012 die Verschuldungsquote des Landes mit 56% des BIP - so die Zahlen des IWF im August 2012 - gering. Aufgrund strategischer Erwägungen und wegen einer im Grunde positiv bewerteten Wirtschaftspolitik ist zudem weiterhin mit der finanziellen Unterstützung des Westens und der arabischen Golfstaaten zu rechnen. Der IWF hat im August 2012 wegen der Anfälligkeit für externe Schocks eine vorbeugende Liquiditätslinie von 6,2 Mrd. US$ mit einer Laufzeit von 24 Monaten gewährt. Investitionen Staat investiert in die Infrastruktur Vor dem Hintergrund des arabischen Frühlings wird das marokkanische Königreich weiterhin Geld für den Ausbau des sozialen Wohnungsbaus und sozialer Dienstleistungen ausgeben. Die marokkanische Regierung investiert 2012 weiterhin in den Straßenbau, in den Bau- und Ausbau von Häfen (Tanger Med 2) und in den Schienenverkehr - unter anderem eine TGV-Strecke CasablancaTanger. Auch bei den alternativen Energien werden die Ausgaben hoch bleiben (siehe Tabelle Großprojekte). Angesichts der gespannten Finanzlage sind allerdings Verzögerungen bei den Bauausführungen nicht mehr auszuschließen. Inländische Privatinvestitionen werden wieder anziehen, sobald sich die Konjunkturlage verbessert hat. Ausländische Direktinvestitionen in Nordafrika (2006-2011) in Mio. US$ 2006 2007 2008 2009 2010 Marokko 2.449 2.805 2.487 1.952 1.574 in % des BIP 3,73 3,73 2,80 2,15 1,73 Algerien 1.795 1.662 2.594 2.746 2.264 in % des BIP 1,53 1,24 1,51 1,99 1,41 Libyen 2.064 3.850 3.180 3.310 1.909 in % des BIP 3,75 5,61 3,26 5,26 2,37 Tunesien 3.308 1.616 2.759 1.688 1.513 in % des BIP 9,62 4,15 6,15 3,88 3,42 2011 2.519 2,54 2.571 1,35 k.A. k.A. 1.143 2,47 Quelle: World Investment Report 2012, IWF April 2012, eigene Berechnungen Bestand: Ausländische Direktinvestitionen in Mio. US$ Land 1990 Marokko 3.011 Algerien 1.561 Libyen 678 Tunesien 7.615 2000 8.842 3.379 471 11.545 2011 46.300 21.781 16.334 31.414 Quelle: UNCTAD 2012 Germany Trade & Invest www.gtai.de 9 Gesamtwirtschaftliche Entwicklung Bei den ausländischen Direktinvestitionen wird Marokko wegen der politisch stabilen Verhältnisse an Bedeutung hinzugewinnen. Vor allem in der Industrie - hier vor allem in die Nahrungsmittelverarbeitung - und beim Ausbau der Wind- und Solarenergie sind die Aussichten für deutsche Investoren positiv. Großprojekte Projektname Solarplan MASEN (Solarkraftwerke) 10 Investition in Mio. US$ 9.000 Projektstand Anmerkung / Entwickler Ausschreibungen geplant Sebkhat Tah SPP: Hauptausschreibung 4. Quartal 2014 / Boujdour SPP: Hauptausschreibung 1. Quartal 2014 / Foum Al Quad SPP: Hauptausschreibung 2. Quartal 2014 / Quarzazerte Solar IPP I (125 MW): Hauptausschreibung gelaufen / Quarzazerte Solar IPP II: Hauptausschreibung im 3. Quartal 2014. Zwischen Tangier und Tetuan gelegene Stadt. Nach marokkanischem Entwickler Al Omrane Al Boughaz soll sich das Projekt auf 1.300 ha erstrecken und rund 3 Mrd. US$ kosten. Neben Wohnvierteln für 150.000 Einwohnern sind Verkehrsnetze sowie Investitionen in die soziale Infrastruktur (Schulen, Administration, Krankenhäuser etc.) geplant. Bau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Casablanca und Tanger (230 km) / Entwickler: Office National des Chemins de Fer. Stadtsiedlung in der Nähe Rabats: Bau von 34.460 Wohneinheiten, davon 17.000 für schwache Einkommen, einschließlich Infrastruktur. Keine Angaben, wo gebaut werden soll. Stadtprojekt: Ch’Rafate - Al Omrane Al Boughaz 3.000 Im Bau Hochgeschwindigkeitsbahn Casablanca - Tanger 2.850 Im Bau Al Firdaous Integreated Housing 1.706 Studie Samir Terminal für Flüssiggas 1.400 Hauptausschreibung 2. Quartal 2013 Marokko im Fokus Großprojekte (Forts.) Projektname ONE- Windenergieprogramm Phase II Investition in Mio. US$ 800 Projektstand Anmerkung / Entwickler Präqualifikation Boujdour Wind Farm (100 MW) / Midelt Wind Farm (100 MW) / Laayoune Wind Farm (300 MW)/ Tangier Wind Farm (150 MW) / Jbel Lahdid Wind Farm (200 MW). Qatari Diar Real Estate Investment Company. Hotels, Luxuswohnungen, Shopping, Freizeit und Jachthafen; Entwickler: Groupe Caisse de Depot et de Gestion (CDG). Personenschnellzug / Entwickler: Office National des Chemins de Fer Office National de l’Electricité HMS Al Houara Developement Neue Marina in Casablanca 660 Entwurf 590 Studie Bahnlinie Casablanca Marrakesch 500 Studie Kohlekraftwerk Erweiterung in Jerada Bau eines Stahlwerkes in Doukkala Staudamm Tamlot 350 172 Hauptauschreibung Dezember 2012 Studie 100 Studie Sheikh khalifa bin zayed Medical Complex Wasserentsalzungsanlage in Agadir Staudamm in Tiouine Erweiterung Wasseranlage in Nador Water Treatment Plant in Safi (Kläranlage) 100 Entwurf 118 74 Ausschreibung bis Februar 2013 Studie 30 Ausschreibung 30 Ausschreibung Office National de l’Eau Potable Abu Dhabi Municipality Office National de l’Eau Potable Office National de l’Eau Potable Office National de l’Eau Potable Office National de l’Eau Potable Quelle: Meedprojects, Oktober 2012 Konsum Die Teuerungsraten für Konsumgüter fallen in Marokko traditionell gering aus, weil die Regierung mittels Subventionierung die Preise von Grundnahrungsmitteln und Energie stabil hält. Die Kosten für die Preissubventionierung haben sich im Fiskaljahr fast verdoppelt. Hinzu kommt ein von der Zentralbank relativ stabil gehaltener marokkanischer Dirham, um die hohe Importrechnung Germany Trade & Invest www.gtai.de 11 Gesamtwirtschaftliche Entwicklung zu dämpfen. Maßgeblich für den Konsum und die Beschäftigung bleibt die Landwirtschaft. Weitere Faktoren sind Überweisungen der in Europa arbeitenden Marokkaner, die rund 8% des BIP bestreiten. Außenhandel Marokko ist von einem strukturellen Defizit in der Bilanz des Warenaustauschs gekennzeichnet. So konnten - eigenen Berechnungen zufolge - die Exporte von 2009 bis 2011 im Durchschnitt lediglich 47% des Importbedarfes decken. Mit anhaltend hohen Energiepreisen und einer schwachen Nachfrage aus dem EU-Raum wird das Warendefizit im Außenhandel Marokkos 2012 gegenüber 2011 weiter steigen, auch wenn sich die Phosphatexporte, mit den Hauptabnehmern Brasilien, Indien und USA, wohl weiter positiv entwickeln werden. Mit einem Anteil von 28,4% des Exportwertes konnte der Export von Phosphaten und Derivaten hieraus in den ersten acht Monaten 2012 gegenüber dem gleichen Zeitraum 2011 um 5,8 % zulegen. Im Textilsektor gab es einen Rückgang von 3,9% und bei Kabeln und Elektrokomponenten von 8,7%. Der Energieimport (Öl, Gas, Kohle und Strom) nahm um 7,6% zu. Im Zeitraum Januar bis August 2012 bestritt dieser Posten rund 26% der Importe. Außenhandel Marokko in Mrd. Euro 1) Importe Exporte Saldo 2009 23,3 10,0 -13,3 2010 26,5 13,3 -13,2 2011 31,6 15,3 -16,2 1) Umrechnung des Wechselkurs nach Jahresdurchschnitt auf der Basis von www.onada.de Quelle Office de Chance 2012 Deutschland steigert Automobilabsatz Deutschland ist 2010 mit einem Lieferanteil von lediglich 5,4% nach Frankreich (15,%), Spanien (12,1%), der Volksrepublik China (8,4%), den USA (7,0%) und Italien (6,0%) sechstgrößtes Lieferland und damit als Exportnation zu schwach in Marokko positioniert. Auf ein Ausbaupotenzial verweist auch, dass deutsche Exporte zwischen 2006 und 2010 im Durchschnitt nur rund 4,8% der marokkanischen Gesamtimporte bestritten. Die Anteile deutscher Importe in Ägypten lagen im gleichen Zeitraum bei 6,7% und in Tunesien sogar bei 7,8%. Nach einem Einbruch 2009 von 12,2% konnten die deutschen Ausfuhren 2010 wieder um 6,0% wachsen. Die deutschen Ausfuhren sind 2011 um 10,7% gestiegen. Es waren vor allem die Pkw- Ausfuhren (254 Mio. Euro; +30,6%) und Geräte zur Elektrizitätserzeugung und -verteilung (111 Mio. Euro; +34,0%), die für das Plus gesorgt haben. Die Lieferung von Maschinen (Warennummer: EGW 841 bis 859 einschließlich 891) gingen mit -1,5% leicht zurück. Die deutschen Pkw-Exporte konnten im ersten Halbjahr nochmals gegenüber dem ersten Halbjahr 2011 um 35,8% zulegen, während die Ausfuhren von Maschinen um 18,9% zurückgingen. 12 Marokko im Fokus Vertiefte Wirtschaftsintegration mit Europäischer Union Marokko und die Europäische Union treiben im Jahr 2012 ihre Wirtschaftsintegration voran. So hat das europäische Parlament am 16.2. ein Abkommen über die Liberalisierung von Agrar- und Fischereiprodukten zwischen der EU und Marokko ratifiziert. Seit dem 1.3. 2012 ist auch das EU-Assoziationsabkommen vollständig umgesetzt, das schon eine erhebliche Liberalisierung des Handels von Industriegütern vorsieht. Nominell sind damit die Einfuhren europäischer Industrieprodukte, mit Ausnahme von sensiblen Waren und Verbrauchsgütern, nach Marokko zollfrei. Diese werden aber weiterhin mit einer Einfuhrumsatzsteuer (Normalsatz 20%) und einer steuerähnlichen Abgabe in Höhe von 0,25% belegt. Mit den Abkommen honoriert die Staatengemeinschaft die Reformfortschritte Marokkos. Im Jahr 2008 hat Marokko von der EU den „Statut Avancé“ erhalten, der eine engere politische und wirtschaftliche Anbindung vorsieht. Auch im Rahmen dieser Vereinbarung gibt es Fortschritte. Zwei Tage vor dem Agrarabkommen hat die EU die Beteiligung Marokkos an sieben EU-Programmen beschlossen. Diese decken folgende Bereiche ab: Zoll, Energie, Geschäftsklima, IT, Konsumentenschutz, Luftverkehr, Forschung und Gesundheit. Positive Signale sind 2012 auch bei den im Februar 2009 begonnenen Verhandlungen zur Liberalisierung des Dienstleistungssektors zu verzeichnen. Zwar ist ein Datum für das Ende der Verhandlungen nicht gesetzt, beide Parteien haben jedoch Ende 2012 als Ziel angegeben. Die jüngsten Diskussionen beziehen sich auf den juristischen Dienst, Finanzbuchhalter und Architekten. Marokko unterhält mehr als 50 Freihandelsabkommen, die das Land für die Exportproduktion attraktiv machen. Dazu gehören ein Abkommen mit den EFTA-Ländern (Norwegen, Schweiz, Lichtenstein und Island; in Kraft getreten 2000), mit den USA (seit Anfang 2006 in Kraft) und das Ende 2006 ratifizierte Agadir-Abkommen, das neben Marokko, die Länder Ägypten, Tunesien und Jordanien umfasst. Einfuhr nach Warengruppe (in Mio. US$, Veränderung zum Vorjahr in %) SITC Warengruppe 2009 2010 Veränderung in % 0 Nahrungsmittel/lebende Tiere 2.839,8 3.319,6 16,9 5 Chemische Erzeugnisse 3.039,1 3.424,7 12,7 .51 Organische Chemikalien 330,3 395,2 19,7 .54 Arzneimittel 542,5 572,9 5,6 .57 Kunststoffe in Primärformen 3,4 2,9 -16,7 6 Vorerzeugnisse 6.127,6 6.243,5 1,9 .67 Eisen/Stahl 1.273,2 1.218,6 -4,3 7 Maschinen und Fahrzeuge 10.086,8 9.836,1 -2,5 .71 Kraftmaschinen 504,8 382,2 -24,3 .72 Arbeitsmaschinen 1.644,2 1.397,5 -15,0 .74 Spezialmaschinen 1.407,1 1.258,4 -10,6 .77 Elektrische Maschinen 1.794,7 2.153,9 20,0 .78 Kraftfahrzeuge 2.471,4 2.340,2 -5,3 8 Fertigerzeugnisse 1.907,1 1.875,5 -1,7 .87 Andere Messinstrumente usw. 268,7 289,4 7,7 Quelle: United Nation Statistics Division, Februar 2012 Germany Trade & Invest www.gtai.de 13 Aktuelle Trends in Sektoren Aktuelle Trends in Sektoren Aktuelle Trends in Sektoren Infrastruktur, Bauwirtschaft Nach Angaben der örtlichen Tageszeitung „Le Matin“ investiert Marokko allein 2012 mehrere zehn Milliarden Dirham (DH, 1 Euro = 11 DH) in den verschiedensten Bereichen, um die Infrastruktur weiter zu entwickeln. Unter anderem will das Land bis 2015 den Ausbau seines Eisenbahnnetzes vorantreiben. Dazu investiert Marokko 33 Mrd. DH (rund 3 Mrd. Euro) in den Eisenbahnsektor, 20 Mrd. davon in den Bau der ersten TGV-Strecke Afrikas von Casablanca nach Tanger. Wegen der angespannten Finanzlage sind zwar Verzögerungen denkbar. Diese werden aber, wegen des ausgeprägten politischen Willens die Infrasturkurmaßnahmen durchzuführen, mittelfristig kaum ins Gewicht fallen. Der marokkanische Staat stellt der Eisenbahn 2012 ein Budget von 7,5 Mrd. DH bereit, um mehrere Projekte umzusetzen, darunter Güterbahnhöfe und Logistikzentren. Vorgesehen sind bis 2015 auch Ausgaben von 38,1 Mrd. DH für den Bau eines 1.800 km langen Autobahnnetzes. Außerdem sollen ländliche Gebiete von einem Anschluss an das Straßennetz profitieren. Um dies zu erreichen, plant die Regierung den Bau von 1.500 bis 2.000 km Straßen. Das Programm beinhaltet ebenso den Bau mehrerer Schnellstraßen, die an das Autobahnnetz und die Nationalstraßen angebunden sind. Haushaltsausgaben für die Verkehrsinfrastruktur 2012 Sektor Eisenbahn Straßen 615 Häfen 116 Flughäfen 321 Quelle: „Le Matin“, Mai 2012 14 Investition in Mio. Euro 668 Marokko im Fokus Projekte Bau eines Logistikzentrums und eines Güterbahnhofs sowie Ausbau der Zugstrecke zwischen Tanger-Med und Taourirt-Nador Ausbau der TGV-Strecke Casablanca - Kénitra Modernisierung der Bahnhöfe auf den Strecken Fès - Oujda, Settat - Marrakech und Sidi Kacem Tanger Erweiterung der Autobahn Casablanca-Kénitra auf drei Spuren (57,3 km) Bau einer Umgehungsstraße in Rabat (41 km) und der Verbindung Berrechid - Beni Mellal (172 km) Bau der Teilabschnitte Mellil - Berrechid und El Jadida - Safi Erwerb von Hafenausstattung; Ausbau der Hafeninfrastruktur und die Bereitstellung von Hafen-Dienstleistungen Gesamtbetrag, den Royal Air Maroc und Office National des Aéroports in Infrastrukturprojekte investieren Im nationalen Logistikstrategieplan (Stratégie Nationale de Développement de la Compétitivité Logistique) sind neue Flächen für die Lagerung und den Umschlag vorgesehen; des Weiteren soll der Straßen-, Schienen- und Seeverkehr besser verzahnt werden. Ziel des Strategieplans ist es, bis 2015 den Anteil der Logistikkosten am BIP von gegenwärtig 20 auf 15% zu senken. Dies wäre dann etwa gleich viel wie in Brasilien oder Mexiko. Regierung fördert sozialen Wohnungsbau Mit dem für 2010 bis 2020 vorgesehenen Plan de Relance des Logements Sociaux beabsichtigt das Wohnungsbauministerium (Ministère de l’Habitat, de l’Urbanisme et de l’Aménagement de l’Espace) den Bau vor allem von Sozialwohnungen, um das bestehende Defizit von rund 1 Mio. Wohnungen zu reduzieren. Ausschreibungen für den sozialen Wohnungsbau sind öffentlich und international. Die derzeit im Bau befindlichen Wohnungen entstehen zum großen Teil in neuen Satellitenstädten. Die gegenwärtig im Bau befindlichen Satellitenstädte werden rund 10 Mrd. Euro kosten. Alle diese Städte umfassen auch Schulen, Moscheen, Gesundheits- und Einkaufszentren sowie andere Infrastruktureinrichtungen. Bau von Wohnungen in neuen Stadtsiedlungen *) Indikatoren 2010 Im Bau 375.254 fertiggestellt 226.425 2011 473.894 275.508 Veränderung in % 26,3 21,7 *) einschließlich sozial geförderter Wohnungen Quelle: Ministère de l’Habitat, de l’Urbanisme et de la Politique de la Ville, Juni 2012 Verarbeitende Industrie Seit 2006 verfolgt Marokko den Plan d `Emergence zur Entwicklung seiner industriellen Basis. Ziel des Vorhabens ist es, die Wettbewerbsfähigkeit in den traditionellen Industriesektoren (Textilien, Nahrungsmittelverarbeitung und Fischerei) sowie bei neuen Branchen (Offshoring, Automobilindustrie, Elektroindustrie und Teilezulieferung für die Luftfahrttechnik) zu erhöhen. Dabei setzt die marokkanische Regierung auf die Entwicklung von so genannten Wirtschaftspolen. Da der Plan d'Emergence nur im Offshoring große Erfolge aufweisen konnte, ist für 2009 bis 2015 ein nationaler Pakt (Pacte national pour l'émergence industrielle) zwischen Unternehmen, Banken und dem marokkanischen Staat beschlossen worden. Danach sollen die Regierung rund 1,1 Mrd. Euro und die Banken 350 Mio. Euro zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit (Ausbildung, Kredite, Erschließung von Gewerbegebieten etc.) beisteuern. Kfz-Sektor immer wichtiger Das nah an der marokkanischen Hafenstadt errichtete Renault-Werk hat Anfang dieses Jahres die Produktion aufgenommen. Das Unternehmen plant bis 2014 ein Produktionsvolumen von 340.000 Pkw der Marke Dacia, vor allem für den Export nach Europa. Für 2013 ist eine Erweiterung der Produktion vorgesehen. Demzufolge soll ein jährliches Volumen von sogar 400.000 erreicht werden. Mit der insgesamt rund 1 Mrd. Euro teuren Investition schafft die Automobilfabrik 6.000 direkte und 30.000 indirekte Arbeitsplätze. Das neue Werk hat die Ansiedlung von 14 internationalen Zulieferunternehmen nach sich gezogen. Germany Trade & Invest www.gtai.de 15 Aktuelle Trends in Sektoren Kfz Zulieferer in Marokko (Auswahl) Unternehmen Bestehende Werke Delphi Electronics Zwei Werke für Kabelbaumfertigung in Tanger Free Zone / ca. 5.300 Mitarbeiter Lear Corporation Werk für Kabelkonfektion wurde in der Tanger Free Zone, weiteres Werk in Rabat Technopolis. Fertigung von Batterieladegeräten und Zugangsmodulen. Sumitomo Sechs Werke mit 15.700 Mitarbeitern (~10% der gesamten Belegschaft von Sumitomo Electric) Leoni Bedeutendster deutscher Investor in Marokko; 4 Werke mit rund 8.000 Mitarbeitern Hirschmann Start Juli 2012 mit 200 Mitarbeitern, Ausbau auf 1.200 MA; Ansiedlung in Atlantic Free Zone, Kénitra Yazaki Zwei Werke in Tanger und Kènitra mit Umsatz von 150 Mio. Euro im Jahr 2010 Expansionspläne Kénitra (Atlantic Free Zone) 40 Mio.US$ Investitionen und 3.000 Mitarbeiter Aufstockung Werk in Rabat auf 500 Mitarbeiter geplant Zwei neue Werke 2013-2014 LEONI plant weiteren Ausbau Ausbau auf 1.200 Mitarbeiter Expansion angekündigt Quelle: PM & Partner Marketing Consulting GmbH (PM&P), 2012 und GTAI Recherchen 2012 Erneuerbare Energien Marokko muss fast seinen gesamten Energiebedarf (97%) importieren und verfügt über so gut wie keine eigenen fossilen Energieträger. Dabei wächst der Strombedarf jährlich um 6 bis 8%. Die Regierung setzt auf Alternativen zum Import herkömmlicher Energieträger: Bis 2020 sollen erneuerbare Energien 42% des Stromverbrauchs und 8 bis 10% des gesamten Energieverbrauchs decken. Im November 2009 begann das zehnjährige Solarenergieprogramm Plan Solaire Marocain. Danach sollen zwischen 2015 und 2019 fünf solarthermische Anlagen mit einer Gesamtkapazität von 2.000 MW gebaut werden. Auch wenn die Kapazitätsziele angesichts administrativer und technischer Hürden (kein festgelegter Einspeisetarif, vergleichsweise teure Herstellung) und der schwierigen Finanzierungslage nicht unbedingt erreicht werden, so bleibt Marokko in Nordafrika doch Vorreiter bei der Solarenergie. Die am 21.9.2012 in Rabat beschlossene Deutsch-marokkanische Energiepartnerschaft dient unter anderem zur politischen Flankierung des Desertec-Vorhabens in Marokko. Die Technologie ermöglicht die Stromgewinnung mit Hilfe von gebündeltem Sonnenlicht, das eine Flüssigkeit erhitzt, um so eine Turbine anzutreiben. Ziel der Desertec-Initiative ist es, bis 2050 etwa 15% des europäischen Strombedarfs mit Strom aus Nordafrika zu decken. Nicht zuletzt fördert Marokko mit dem Programm Chourouk (arabisch: Sonnenaufgang) die Fotovoltaik. Von 2009 bis 2013 sollen 200.000 Familien günstigen Strom über Fotovoltaikmodule erhalten. 16 Marokko im Fokus Ausbau der Windenergie Wichtiger Bestandteil des Mixes an erneuerbaren Energien ist auch die Windenergie: Geplant ist, die Kapazität von gegenwärtig 280 MW auf 2.000 MW im Jahr 2020 zu steigern. Insgesamt rechnet die marokkanische Regierung mit einem Investitionsvolumen von rund 3,5 Mrd. US$. Vorgesehen ist ebenso, in die Produktion von Windkraftanlagen einzusteigen und die heimische Forschung und Entwicklung sowie Ausbildung im Bereich Windenergie voranzubringen. Insgesamt wird geschätzt, dass sich in Marokko (einschließlich Westsahara) Windenergiekapazitäten von 25.000 MW installieren ließen. Energiemix - Planung (Anteile in %) Energieträger Wasserkraft Kohle Öl Gas Solar Wind Nuklear 2009 29 29 27 11 0 4 0 2015 20 34 19 8 5 14 0 2020 14 25 10 17 14 14 7 Quelle: Ministère de l’Energie, des Mines, de l’Eau et de l’Environnement Maroc, Sept 2010. Neben den geplanten Großanlagen für die Windkraft (siehe Tabelle Großprojekte) rücken zunehmend auch kleinere Vorhaben in den Fokus. So erhält die rund 240 km südlich Casablanca gelegene Küstenstadt Safi ein Windkraftpark mit einer Gesamtkapazität von 10 MW. Für das Projektvolumen beträgt rund 18,15 Mio. Euro. Baubeginn ist für Ende 2012 geplant. Auch kleinere Städte sind in den Fokus der Windenergie gerückt. So erhält Assafi ein Windkraftparkt mit einer Gesamtkapazität von 10 MW. Dafür sind 200 Mio. Dirham (18,15 Mio. Euro) vorgesehen. Der Start des Baus soll vor Ende 2012 erfolgen. Chemische Industrie Der Export von Rohphosphaten, Phosphatsäure und Düngemitteln ist ein wichtiger Devisenbringer für Marokko. Auf Marokko (einschließlich Westsahara) entfallen 21 Mrd. t der weltweiten Phosphatreserven von insgesamt 50 Mrd. t. Für die Zukunft sind weiterhin stabile oder auch steigende Phosphatpreise zu erwarten. Wegen eines laufenden Expansionsprogramms der staatlichen Monopolgesellschaft Office Chérifien des Phosphates (OCP) soll sich die Phosphatproduktion in den kommenden Jahren verdoppeln. Es gibt keine Anzeichen, dass die Nachfrage auf dem Weltmarkt zurückgeht. Die staatliche Monopolgesellschaft für den Phosphatabbau Office Chérifien des Phosphates (OCP), setzt gegenwärtig ein Investitionsprogramm von 10,1 Mrd. Euro um. Dabei wird das Ziel verfolgt, den Phosphatabbau bis zum Jahr 2020 von 30 auf 55 Tonnen im Jahr zu steigern und die heimische Düngemittelproduktion zu verdreifachen. Das Gros der Investitionen (6,6 Mrd. Euro) soll laut Planung in den Jahren 2012 bis 2015 erfolgen. Das Modernisierungsprogramm umfasst den Bau einer Germany Trade & Invest www.gtai.de 17 Aktuelle Trends in Sektoren Phosphatpipeline (slurry line) aus dem im Landesinneren gelegenen Abbaugebiet bei Khouribga zum Chemiezentrum Jorf Lasfar, das an der Atlantikküste liegt. Der Chemiestandort Jorf Lasfar soll zur weltweit wichtigsten Plattform für die Düngemittelproduktion erweitert werden. Für die Ansiedlung von Unternehmen baut die OCP die Infrastruktur aus und schafft unter anderem Speicherkapazitäten für Schwefel und Ammoniak. Nahrungsmittel, Agrarwirtschaft Marokko hat große Pläne in den Bereichen Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung. Hand in Hand sollen beide Sektoren im Rahmen des sogenannten Plan Maroc Vert (PMV) ausgebaut werden unter anderem mit dem Ziel, den Anteil am Export zu erhöhen. Durch das Anreizprogramm ergeben sich hohe Beteiligungschancen für deutsche Unternehmen. Potenzial gibt es insbesondere bei deutschen Ausfuhren landwirtschaftlicher Geräte und Bewässerungstechnik sowie bei der Tierzucht. Rund zwei Drittel aller Zuchtrinder kommen aus Deutschland. Für den Großhandel ist der Import von Obst und Gemüse aus Marokko interessant, weil das nordafrikanische Land auch in der Wintersaison liefern kann. Gefragt sind darüber hinaus Beratungsdienstleistungen bei der Nahrungsmittelverarbeitung und bei der Logistik. Know-how-Bedarf ist auch in den Bereichen Pflanzenschutz und Veterinärmedizin gegeben und bei der Nahrungsmittellagerung. Die Regierung räumt selbstkritisch in ihrer Bestandsaufnahme Defizite im agroindustriellen Sektor ein, wie ineffiziente Strukturen oder eine zu starke Binnenorientierung. In einer Regierungsanalyse zu den Perspektiven der Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung wird darauf verwiesen, dass die Exporte zum überwiegenden Teil aus Produkten mit nur geringer Wertschöpfung oder niedrigem Veredlungsgrad bestehen. Zu den Problemen des Sektors zählen die stark schwankenden Erntemengen und damit auch die Verfügbarkeit von Rohstoffen für die Weiterverarbeitung. Dennoch braucht sich die Lebensmittelverarbeitung im nordafrikanischen Vergleich nicht zu verstecken. Hier hat in den letzten Jahren eine Professionalisierung von Produktion und Vermarktung stattgefunden, was auch an den steigenden Ausfuhren in den wichtigsten Markt, die Europäische Union, abgelesen werden kann. Die Exportquote der Branche beträgt etwa 15%. Der Sektor ist nach der chemischen Industrie die zweitwichtigste Industriebranche. Er stellt rund ein Drittel der industriellen Erzeugung und beschäftigt mit knapp 2.000 Betrieben im agroindustriellen Sektor gut 100.000 Personen. Die Umsätze der Lebensmittelverarbeitung werden auf rund 1 Mrd. US$ geschätzt. Die Lebensmittelverarbeitung bestreiten vor allem kleinere und mittlere Unternehmen. Es gibt aber auch nationale Schwergewichte (ONA-Gruppe, Holmarcom, Ynna Holdings) und ausländische Konzerne mit Produktion im Lande (Coca Cola, Nestle, Danone, P&G, Savola, Unilever). Mehr Lieferungen von Agrarerzeugnissen in die EU Der Bewässerungsgrad in der Landwirtschaft ist gering. Entsprechend wird die Agrarerzeugung durch die unsichere Verfügbarkeit von Niederschlägen stark beschränkt. Gleichzeitig weist die Regierung aber auch auf die Behinderung hin, die der anerkannte Protektionismus der Europäischen 18 Marokko im Fokus Union für die Entfaltung der Branche bedeutet. Kritische Beobachter bemängeln jedoch auch, dass neue Entwicklungen in der EU, wie der Boom bei der Nachfrage nach Bioerzeugnissen, nicht als Chance erkannt wird. Marokko hofft, dass durch das seit März 2000 bestehende Assoziierungs- und Freihandelsabkommen mit der EU und dem damit verbundenen Abbau letzter Hürden 2012 das volle Potenzial für den Export in die EU (rund 70% des Exports) entfaltet werden kann. Für den Export in die EU besteht für marokkanische Agrarerzeugnisse nach wie vor eine Kontingentierung für einzelne Erzeugnisse zu reduziertem Zollsätzen, teilweise auch mit saisonalen „Fenstern“. Marokko hält seinerseits auch Zollschranken für einzelne Agrarprodukte aus der EU aufrecht. Tourismus Das marokkanische Königreich soll zu den weltweit 20 wichtigsten Tourismusdestinationen gehören, so sieht es der für den Sektor aufgestellte Regierungsplan Vision 2020 vor. Danach soll der Umsatz im Tourismussektor und die Zahl ausländischer Touristen bis 2020 verdoppelt werden. Das Programm sieht für das nordafrikanische Land einen nachhaltigen Tourismus vor, so betonen es staatlichen Stellen. Ein weiteres Element sei der inländische Tourismus, der sich verdreifachen soll. Ganz im Sinne der Regionalentwicklung sind neue Zentren insbesondere außerhalb der bestehenden Tourismushochburgen Agadir und Marrakesch geplant. Vorgesehen ist eine Kapazität von 200.000 neuen Hotelbetten. Die Umsetzung der Vision 2020 hat die Fédération Nationale du Tourisme (F.N.T.) inne. Projektbezogen soll eine staatliche Anschubfinanzierung private Investoren auch aus anderen Ländern anziehen. Durch die Bildung eines neuen Investitionsfonds namens Wessal Capital haben sich auch die Realisierungschancen des Programms Vision 2020 stark verbessert. Für den neuen Fonds von umgerechnet knapp 2 Mrd. Euro, kommen zu gleichen Teilen die Staatsfonds aus Katar, Kuwait und den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie die Marokkaner auf. Germany Trade & Invest www.gtai.de 19 Aktuelle Trends in Sektoren Aktuelle Trends in Sektoren Touristenzentren im Plan Vision 2020 Station Investitionen (in Mio. Euro) Saïdia (713 ha) 1.100 La Plage Blanche (461 ha, bei Guelmim) Taghazout (615 ha, bei Agadir) über 895 895 Mazagan (bei Al Jadida) 564 Mogador (580 ha, bei Essaouira) 500 Port Lixus (461 ha, bei Larache) 447 Beschreibung 29 Hotels, 1 Jachthafen, 3 Golfplätze, Häuser und Wohnungen etc. Bettenkapazität: 30.000 9 Hotels, 13 Wohnkomplexe, 2 Golfplätze, 1 Medina, 3 Clubs, 5 Beach Clubs; Bettenkapazität: 21.000 4 Hotels, 2 Golfplätze, 1 Kongresszentrum, Häuser und Wohnungen 11 Hotels, 150 Pensionen, 3 Golfplätze, Geschäfte und Häuser. Bettenkapazität: 10.600 2 Hotels, 2 Golfplätze, Handel, Yachthafen, Häuser und Wohnungen Bettenkapazität: 12.000 Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest Ein neuer Schwerpunkt für den Ausbau des Tourismus ist die an der Straße von Gibraltar gelegene Hafenstadt Tanger, die 700.000 Einwohner zählt. Geplant sind die Entwicklung des Hafengeländes mit dem Ausbau und Modernisierung der Fähranlegestellen. Mehr als 30 ha des Hafengeländes sind für touristische und kulturelle Veranstaltungen (einschließlich Multiplexkino) vorgesehen. Hinzu sollen Büroräume und Einkaufszeilen kommen. 20 Marokko im Fokus Kontakt Impressum Herausgeber: Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH Villemombler Straße 76 53123 Bonn Tel.: +49 (0)228/24993-0 Fax: +49 (0)228/24993-212 E-Mail: [email protected] Internet: www.gtai.de Verfasser: Fausi Najjar (Tunis) Redaktion/Ansprechpartner: Martin Kalhöfer, Tel.: 0228/24993-217, E-Mail: Martin [email protected] Meike Eckelt, Tel.: 0228/24993-278, E-Mail: [email protected] Redaktionsschluss: Oktober 2012 Bestell-Nr.: 17319 Alle Rechte vorbehalten.© Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. 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