Kongress-Report 5th Sursee Eye Surgery Meeting

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Kongress-Report 5th Sursee Eye Surgery Meeting
5th Sursee Eye Surgery
Meeting
Refractive Surgery – Costumized Solutions
Am 16. März 2002 ging das fünfte internationale Treffen der Schweizer
Augenchirurgen in Luzern über die Bühne, das jeweils vom Team der
Augentagesklinik Sursee organisiert wird. Das Motto galt der auf den Patienten
zugeschnittenen optimierten Refraktiven Chirurgie.
Auch dieses Jahr war dieses Meeting ein weiteres Highlight, freundlicherweise hat auch
das Wetter diesmal mitgemacht und zeigte sich von seiner sonnigen und warmen Seite.
Als wichtigste Merkpunkte können vielleicht im voraus schon als Take-home-Messages
erwähnt werden:
1. Es geschieht unheimlich viel auf dem Gebiet der Refraktiven Chirurgie, es ist also
unbedingt notwendig, ständig am Ball zu bleiben.
2. Die Möglichkeiten der Astigmatismus-Korrekturen werden immer besser, weil wir
3. Immer besser verstehen, wie die Architektur der Hornhaut aufgebaut ist, und heute
z.B. auch die Möglichkeit haben, Hornhaut-Verkrümmungen und Irregularitäten auf
der Hornhaut-Rückfläche oder im ganzen Auge zu erfassen.
4. Nicht alles, was uns die Industrie als die neueste Errungenschaft und das jetzige
Non-plus-ultra verspricht, kann die darauf gesetzten Erwartungen erfüllen, dies gilt
insbesondere für die neuen Wavefront – Technologien.
5. Ein immer wiederkehrendes Thema sind der Erhalt der Akkommodationsfähig-keit.
Viel bleibt auf diesem Gebiet zu tun, aber in kleinen Schritten geht es ständig
vorwärts.
Öffentliche Vorträge
Dieses Jahr organisierte die
Augentagesklinik das erste mal auf
mehrfach herangetragenen Wunsch einen
dem allgemeinen Publikum zugänglichen
Informationsabend, an dem wir die
neuesten Erkenntnisse in volksnaher
Form zur Darstellung brachten. Wir waren
überwältigt vom Ansturm und konnten die
Nachfrage nicht vollständig befriedigen.
Ein Zeichen für uns, dem Kongress im
nächsten Jahr ein ähnliches, aber
grösseres Event vorangehen zu lassen.
Dr. Thumm, PD Dr. Schipper, Dr. Thomann
und Dr. Bianchetti im Hans Erni Saal des
Verkehrshauses
(Foto: Dr. H.-R. Federer)
Dieses Jahr wurden unter Moderation von
Dr. D. Thumm, Luzern, folgende Themen
präsentiert: „Laserchirurgie am Auge“
(PD Dr. I. Schipper, Kantonsspital Luzern), „Implantierbare Kontaktlinsen“
(Dr. U. Thomann, Willisau), „Die individuelle Lösung“ (Dr. M. Bianchetti, Sursee) und „Neue
Trends in der Grau-Star-Chirurgie“ (ebenfalls Dr. Bianchetti). Eine rege Diskussion
zwischen Referenten und Publikum zeigte das grosse Informationsbedürfnis in der
Bevölkerung.
Hochkarätige Referenten
Wie jedes Jahr warteten die
Organisatoren mit einem interessanten
Programm auf, das von internationale
bekannten Grössen präsentiert wurde. Als
diesjähriger Ueberraschungsgast dürfte
Frau Professor Olivia Serdarevic aus New
York zählen, welche durch ihre
international beachteten Kommentare zu
Themen der refraktiven und CataractChirurgie bekannt ist. In Ihrer
sympathischen Art präsentierte sie alte
und neue Ueberlegungen zu den
intraokularen Linsen und zur Lasertechnik.
Ebenso gespannt war man auf die
Ausführungen von Dr. David Hardten aus
der Schule von Professor Lindstrom in
Minneapolis, der Basis und aktuelles
Wissen über die Astigmatismuskorrektur
vorstellte. Als einer der besten
Intraocularchirurgen Deutschlands war
Dr. David Hardten und
Professor Thomas Neuhann aus München
Frau Prof. Serdarevic am Rednerpult
zu Gast und machte auch den Vorsitz am
Vormittag, und als Schweizer Grösse
konnten wir Dr. Eduard Häfliger aus Binningen begrüssen, welcher schon früher auf dem
Gebiet der injizierbaren Linse gearbeitet hat und seine Arbeit und seine Ueberlegungen
vorstellte. Natürlich durfte auch „das Tessiner Team“ um Dr. Simona und Dr. Failla nicht
fehlen, welche stets mit innovativen Ideen aufwarten. Ausserdem weilte auch Professor
Jorge Alio aus Alicante unter den Referenten und zeigte einmal mehr Schätze aus seiner
Universitätsklinik, diesmal waren es faszinierende Bilder der Hornhautuntersuchungen vor
und nach Laserbehandlung.
Die individuelle Lösung
Was sich je länger je mehr herauskristallisiert, ist die Tatsache, dass man als Anbieter von
Refraktiven Behandlungen verschiedene Methoden anbieten MUSS, um die für den
Patienten nötige bzw. beste Korrektur als angepasste Lösung optimieren zu können. So
gibt es zur Zeit verschiedene Systeme, die sich „Bioptics“ nennen, d.h. zwei verschiede
Korrekturen werden zeitlich versetzt eingesetzt (zweimal zwei verschiedene oder sogar
der gleiche Laser, aber nach unterschiedlichen Messmethoden; einmal Linse, einmal
Laser etc.). Es ist auch eindeutig, dass es für jeden Patienten eine optimale Lösung gibt.
Tatsächlich verträgt nicht jeder den Laser gleich gut (Probleme mit trockenen Augen,
höhere Korrekturen, grosse Pupille etc.), in anderen Fällen aber ist vielleicht eine
Laserbehandlung doch besser geeignet als die Einpflanzung einer torischen Linse. Wer
also heute z.B. nur noch LASIK und nichts anderes mehr macht, deckt sicher nicht das
ganze Spektrum ab und bietet unter Umständen dem Patienten eine nicht optimale
Therapie an.
LASEK statt LASIK?
1 Laser-Assisted-In-Situ-Keratomileusis: Eine
Methode, bei der zunächst mit einem scharfen
automatischen Messer (Keratom) eine etwa 160
Micrometer dicke Hornhaut-Scheibe (Flap)
aufgeklappt wird und dann in der Tiefe des Stromas
die notwendige Excimer-Laser-Ablation
durchgeführt wird. Der Vorteil liegt in der
Schmerzfreiheit, da der Flap am Ende des Eingriffes
die Wunde bedeckt. Auch sind etwas höhere
Korrekturen noch möglich ohne spätere Regression.
2 Photo-Refraktive-Keratektomie: Nach Abschaben
des Epithels wird direkt mit dem Excimer-Laser auf
der Oberfläche behandelt unter Abtragung der
zentralen Anteile der Bowman-schen Membran.
Vorteil: Schnell, genau, unkompliziert. Nachteil:
Höhere Korrekturen sind nicht möglich, Schmerzen
NACH der Behandlung.
Ein anderer Aspekt in der steten
Weiterentwicklung scheint sich hier
abzuzeichnen. Bei LASEK wird zunächst
das Hornhaut-Epithel mit Alkohol
vorbehandelt und dann von seiner
Unterlage ebenfalls flapartig gelöst.
Danach kann man behandeln wie bei
einer PRK. Zunächst nur belächelt und als
„Kinkerlitzchen-Variante“ von freakigen
Bastlern abgetan, entwickelt sich diese
Methode zu einer echten Konkurrenz, da
sie die Nachteile von LASIK1 (besonders
die Probleme mit dem Flap) und PRK2
(postoperative Schmerzen) vermeidet
unter Beibehaltung der Vorteile beider Methoden. Noch sind lange nicht alle Probleme
gelöst, viele gescheite Köpfe arbeiten aber an Optimierungen, und ich bin davon
überzeugt, dass in ein paar Jahren mehr LASEK als LASIK durchgeführt werden.
Das Hauptproblem zur Zeit scheint zu sein, dass der zur Lösung des Epithels verwendete
Alkohol für das Gewebe doch zu toxisch ist und sich dieses noch nach Tagen löst. Das
zweite Problem ist die nach dem Eingriff aufgelegte Kontaktlinse. Sitzt sie nicht korrekt
oder geht zu früh verloren, ist der ganze Vorteil dahin und die Schwierigkeiten beginnen
von vorn.
Welche Verbesserungen zum Ziel führen werden, ist noch offen. Manche Leute lösen das
Epithel mehr mechanisch und lassen möglichst viel ernährende Randfläche stehen,
andere fordern die Chemiker heraus, eine Substanz zu finden, welche die tight junctions
der Bowman löst, die Verbindungen zwischen den Epithelzellen aber ganz lassen. Eine
Forderung, welche viel Kopfzerbrechen auslöst.
Presbyopie-Linse?
Die Frage müsste eigentlich lauten: Kommt die injizierbare Linse oder kommt sie nicht?
Alle anderen bis anhin verwendeten Methoden haben bisher nämlich eher enttäuscht. Zur
Behebung der fehlenden Akkommodationsfähigkeit der menschlichen Linse im Alter
stehen uns nämlich nur unzulängliche Methoden zur Verfügung: Monovision (ein Auge in
die Ferne, das andere in die Nähe korrigieren), multifokale Linsen, die sich nur beschränkt
bewährt haben, weil gerade bei Myopen die Akzeptanz der zwei gleichzeitigen
Netzhautbilder mit Farbsäumen, Lichthöfen, verschlechterter Kontrastwahrnehmung etc.
doch eher schlecht ist, die Sklera-Expansions-Methode nach Schachar (ein Flop), oder
doch monocular nur Nähe und den Rest mit Brille korrigieren.
Bevor wir aber wirklich so weit sind, injizierbare Materialien zur Klinikreife zu bringen,
müssen noch viele Fragen gelöst werden. Nicht nur die Chemiker sind gefordert, noch
immer ist nämlich nicht ganz verstanden, wie der Akkommodationsvorgang im einzelnen
abläuft, und die in der Linse wirkenden Kräfte sind noch nicht zur Gänze analysiert. Eine
Verdickung der Linse bei Akkommodation konnte zwar definitiv nachgewiesen werden, und
es wurden auch schon Tier-Experimente durchgeführt, bei denen eine Verdickung des
injizierten Materials bei Naheinstellung bewiesen werden konnte, dennoch ist z.B. die
Funktion des Glaskörpers noch nicht geklärt (ein Vorwärts-Drücken des Glaskörpers bei
Kontraktion des Ciliarmuskels wird postuliert, erklärt aber die noch vorhandene
Akkommodation nach Vitrektomie (?) nicht). Noch wissen wir auch viel zu wenig über die
Alterungsvorgänge der Linsenkapsel und über die Funktionen der Linsenepithelzellen auf
der Rückfläche.
Wie bei Veranstaltungen der Augentagesklinik Sursee üblich, wurde die Tagung mit einen
aussergewöhnlichen Abend abgeschlossen: Prof. J. Alio aus Alicante und PD Dr. I. Schipper
aus Luzern bei der Weindegustation mit René Gabriel. (Alle Bilder: Dr. U. Thomann, Willisau)
Viel bleibt zu tun
Das Ziel eines refraktiv tätigen Chirurgen sollte sein, die bestmögliche Sehkraft für jedes
individuelle Auge zu erreichen, und zwar unter Schonung jeglichen Gewebes am Auge.
Dies ist ein hehres Ziel und nur schwierig zu erreichen. Ein täglicher Kampf mit der Materie
und mit den nicht immer einfachen Patienten macht einem das Leben manchmal recht
schwer.
So bleibt nicht nur den forschenden Kräften viel Arbeit, jeder von uns ist täglich auf’s neue
gefordert, denn eine glaubhafte Refraktive Chirurgie muss in der Lage sein, jedem
Patienten die aktuell beste verfügbare und auf den Patienten abgestimmte Lösung
anzubieten.
Zum Schluss möchte ich wie immer darauf hinweisen, dass detaillierte Angaben zu den
behandelten Themen auf unserer Homepage www.augentagesklinik.com abgerufen
werden können.
Adresse des Autors:
Dr. med. Dietmar W. Thumm
Ophthalmochirurgie FMH
Bahnhofplatz 4 / PF 4844
6002 Luzern
Tel. 041 226 30 10
Fax 041 226 30 15
www.augenarzt-lu.ch