Kongress-Report 6th Sursee Eye Surgery Meeting

Transcription

Kongress-Report 6th Sursee Eye Surgery Meeting
6th Sursee Eye Surgery
Meeting
Kongressbericht
Auf zu neuen Horizonten
Seit 6 Jahren veranstaltet die Augentagesklinik Sursee ihr Schweizer Meeting für
Spezialisten der Refraktiven und Intraocularen Chirurgie. Dieses Jahr war der
Kongress geprägt vom Zusammentreffen hochkarätiker Referenten, welche Ihr
Wissen und Ihre Knacknüsse dem interessierten Publikum darlegten. Durch die
Grösse und Art des Anlasses entwickelt sich das Swiss Refractive zu einer Art
«R8», ein jährliches Treffen der «Gurus der Refraktiven Chirurgie am Kaminfeuer».
Wie seit einem Jahr üblich, war der Kongress begleitet von einer Publikumsveranstaltung,
welche den aktuellen Wissensstand auf einfache Art und Weise auch für Laien
verständlich darzulegen versuchte. Wie jedes Jahr war die Veranstaltung sehr gut besucht
und entspricht offenbar einem Bedürfnis, sodass auch dieser Anlass nächstes Jahr
wiederholt wird.
Das alternde Auge und seine Probleme
Dr. Urs Thomann, Mitglied der
Augentagesklinik Sursee, eröffnete den
Kongress mit einigen herzlichen Worten
und ging dann schnell in medias res. Das
Hauptthema, welches zur Zeit alle
Augenärzte beschäftigt, sind die
Veränderungen des alternden Auges. Viel
lernen wir täglich dazu, und neue
Erkenntnisse erklären, wieso wir bis anhin
mit unseren Korrekturmöglichkeiten eben
doch oft keine 100%ige Sehkraft zu
erreichen vermögen, oder zwar einen
guten Visus, aber viele weitere störende
Elemente in Kauf nehmen müssen wie
Blendung, zeitweises Nebelsehen,
Streulicht-Phänomene und anderes mehr.
Dr. Thomann anlässlich seines
Einführungsvortrages
Die Industrie gibt sich viel Mühe, die Entwicklung voranzutreiben, und verschiedene
unterschiedliche Ideen drängen auf den Markt. So gibt es eine Linse mit UV- und Blaufilter
für die Cataract-Chirurgie, deren gelbe Farbe und Gelbstichigkeit des Bildes aber bis anhin
noch recht viel zu reden gibt, die erste asphärische Linse (Tecnis) ist auf den Markt
gekommen, welche die negative Asphärizität der natürlichen Linse zu imitieren versucht,
eine ultradünne Linse passend zur Kleinschnitt-Chirurgie (Thinoptix). Alle diese
Entwicklungen zeigen den Weg zur zukünftigen «costumized lens surgery», d.h. es wird in
Zukunft wohl nicht mehr ein einziges Standard-Verfahren geben, sondern man wird eine
den Bedürfnissen des Patienten angepasste Methode anbieten können. Schon heute
bewegen wir uns in der Augentagesklinik Sursee genau auf dieser Linie.
Auch Professor Dimtrij Dementiev, seines Zeichens Erfinder der PRL, hatte die Linse des
21. Jahrhunderts zum Thema gewählt. Seiner Meinung nach wird die KleinschnittChirurgie absolutes Muss in der Zukunft, und damit Linsen, die auch durch einen 1mm –
Schnitt gehen. Solche Linsen sind technisch möglich und bereits in Entwicklung.
Wann kommt die akkommodative Linse?
Nebst den Ideen zur grundsätzlichen Verbesserung der Linsenchirurgie arbeitet man auch
an den Möglichkeiten der Erhaltung oder Wieder-Ermöglichung der Akkommodation. Die
AT-45, die 1-CU und die Thinoptix von Jorge Alio sind z.Zt. die am meisten untersuchten
Kandidaten, allerdings hat es bis jetzt keine der Linsen geschafft, wirklich zu überzeugen
und alle Kriterien zu erfüllen.
Auch von der Firma Medennium wird an einer Linse gebastelt, die durch Gefrier- und
Trocknungsverfahren in einen schmalen Stift verwandelt wird, der durch eine kleine
Oeffnung am Limbus eingeführt werden kann. Im Auge dann entfaltet sie sich zu einer
echten, linsenförmigen Struktur, die den Kapselsack ausfüllt. Noch warten wir auf die
klinischen Resultate, den bisherigen Experimenten ist zu entnehmen, dass die Entfaltung
noch die richtige Kontrollierbarkeit vermissen lässt.
Wann tatsächlich eine brauchbare Linse auf dem Markt sein wird, steht in den Sternen, es
wird aber sicher nicht mehr so lange dauern, wie man bisher angenommen hat.
Grenzen der Wavefront - Technologie
Im Vortrag von Dr. Thomann konnte auch
gezeigt werden, dass allein die
Alterungsvorgänge für sich schon der
Wavefront-Technologie Grenzen setzen,
was der eigentliche Titel seines Vortrages
war. – Dem haben diverse Referenten ihre
Sicht der Dinge beigefügt, was am Ende in
Dr. Marco Bianchettis Zusammenfassung
mündete, dass die Aberrometrie wohl ein
sehr gutes diagnostisches Hilfsmittel ist,
auch bei der Beurteilung der Asphärizität
von Linsen, nicht aber ein eigentliches
Therapeutisches Werkzeug, als welches
sie ursprünglich wohl mal gedacht war.
Die Pausen werden zu angeregten
Diskussionen genutzt
Die Pupille – oft unterschätzt in ihrer Wichtigkeit
Ein breiter Themenblock wurde dieser Thematik gewidmet, angeführt von einem
ausgezeichneten und umfassenden Vortrag durch PD Dr. H. Burckhard Dick aus Mainz. In
die Literatur eingegangen ist der Fall eines amerikanischen Piloten, der nach
Laserbehandlung in der Dämmerung und nachts wegen massiven Glares nicht mehr
fliegen konnte, damit praktisch berufsunfähig wurde und eine Millionenklage gewann.
Dabei stellt sich schon primär heraus,
dass wir an den Möglichkeiten der Technik
scheitern: Geprüfte verschiedene
Messgeräte auf dem Markt liefern für
genau gleiche Messbedingungen
unterschiedliche Werte. Bei
unterschiedlichen Messbedingungen
werden die Differenzen teils noch krasser.
Wie genau stellen wir fest, was ein
korrekter Dämmerungswert ist, wie lange
muss man für die Adaptation warten
(mind. 2 Minuten!). Ist die Messung der
PD B.H. Dick bei seinem Vortrag
Pupille im Dunkeln sinnvoll, wann haben
wir diesen Zustand? (Nachts, beim
Autofahren mit Gegenlicht reizt genau dieses Streulicht die Pupille zur Miose). Es besteht
ein gewaltiger Unterschied, ob wir binocular oder monocular messen, die meisten Geräte
messen aber monocular, obwohl wahrscheinlich die binoculare Messung die genaueren
Resultate liefern würde.
Hochkarätikes Diskussionsforum
Die Liste der Autoren und Referenten ist lang: Nebst Frau Professor Olivia Serdarevic,
einer der ganz grossen Peers in der Intraocularchrirurgie, welche erneut auf eigenen
Wunsch am Symposium teilgenommen hat und ihren Beitrag zu den Neuerungen und
Gegensätzen im Chirurgischen Management der alterssichtigen Patienten dargeboten hat,
hat sich auch Kenneth J. Hoffer, ein Mann der ersten Stunde und Lieferant elementar
wichtiger Biometrie-Formeln und nicht mehr wegzudenkender mathematischer
Grundlagen, dem Kongress angeschlossen. Aus der Schweiz waren Beiträge von PD
Dieter Eisenmann aus St. Moritz, Filippo Simona aus Locarno, PD Dr. Schipper und B.
Zuberbühler aus Luzern nebst dem Team der Augentagesklinik Sursee zu geniessen. Aus
Irland war Patrick Condon angereist, aus Heraklion in Griechenland Ioannis Pallikaris, der
unter anderem sein neues Epi-Lasek vorstellte (ein Gerät, mit welchem das HornhautEpithel ohne Alkohol abgelöst wird). Wie schon erwähnt, war auch Italien vertreten mit
Professor Dementiev, sowie natürlich unser gleichsprachiger Partner Deutschland mit
hochdotierten Vertretern aus der Mainzer Klinik: PD Burckhard Dick, Jochen Wahl und
Paul-Rolf Preussner, der mit seinem Physik-Background zur massiven HorizontErweiterung beitrug.
Wie jedes Jahr lädt das Team der
Augentagesklinik Sursee zu einem
kulinarisch-kulturellen Höhenflug ein, der
dieses Jahr im Parkhotel Weggis
stattfand, die Weine wurden von Stefan
Dorst, einem der zur Zeit führenden
Oenologen, präsentiert (dieses Jahr unter
Mithilfe eines Sponsors).
Viele offene Fragen
Es ist eine altbekannte Weisheit: Je weiter wir in der Wissenschaft vordringen, desto mehr
Fragen bleiben offen. So auch auf diesem Gebiet. Stellvertretend für alle diskutierten
Themen versuche ich, die Synopsis von Marco Bianchetti zusammenzufassen:
Wird LASEK die LASIK auf dem Gebiet der leichten Myopie verdrängen?
Ist LASIK wirklich so sicher, wie zur Zeit behauptet wird?
Warum sind Vortragssäle, wo über Komplikationen von LASIK geredet wird, praktisch
immer überfüllt?
Ist LASEK ohne Alkohol sicherer und besser?
Welche Pupillengrösse behandeln wir tatsächlich?
Welches Alter behandeln wir (sollen wir behandeln)?
Wie zentrieren wir das Auge korrekt für den Eingriff und die präoperativen
Untersuchungen?
Nächstes Meeting
Eine Frage allerdings ist bereits geklärt:
Das nächste Meeting findet ganz bestimmt statt, und es ist auch schon definitiv klar, wo:
3. – 5. Juni 2004, Verkehrshaus Luzern.
Also das 7th Swiss Refractive bitte schon jetzt vormerken.
Adresse des Autors:
Dr. med. Dietmar W. Thumm
Ophthalmochirurgie FMH
Bahnhofplatz 4 / PF 4844
6002 Luzern
Tel. 041 226 30 10
Fax 041 226 30 15
www.augenarzt-lu.ch