Praktikumsbericht In den letzten Weihnachtsferien

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Praktikumsbericht In den letzten Weihnachtsferien
Unterrichtspraktikum an der Weltsprachenuniversität in Taschkent (01.03.-15.04.2012) – Sina Gögen
Praktikumsbericht
In den letzten Weihnachtsferien entschloss ich, mich für ein Praktikum im Ausland zu
bewerben. Da ich Orientalistik mit Schwerpunkt Turkologie studiere, sollte es ein Land
sein, in dem eine Turksprache gesprochen wird. Nach einigen Recherchen stieß ich auf
die Organisation Via e.V. (Verein für internationalen und interkulturellen Austausch e.V.),
welche u.a. Unterrichtspraktika nach Usbekistan vermittelt. Programmbestandteile
waren - neben des eigentlichen Praktikums - die Unterbringung in einer Gastfamilie
sowie ein Sprachkurs in der Landessprache. Nach ausführlichen Vorbereitungen ging ich
schließlich für sechs Wochen an die Weltsprachen-Universität (Jahon Tillari Universiteti)
nach Taschkent.
Meine Aufgabe als Praktikantin war es, an der Fakultät für deutsche Philologie zu
unterrichten. Zum einen, damit die Studierenden vor Ort mit mir als DeutschMuttersprachlerin ins Gespräch kommen konnten, zum andern aktuelles politisches
und kulturelles Geschehen zu vermitteln, da man in Usbekistan diesbezüglich nur schwer
an ungefärbte Informationen gelangen kann. An meinem ersten Arbeitstag wurde ich
von dem Betreuer, der Dekan der deutschen Fakultät, dem Lehrstuhl für Lexikologie und
Stilistik zugeteilt. Dort wurde gemeinsam mit den Dozenten die Unterrichtsgestaltung
im Einzelnen besprochen. Schließlich entschieden wir uns dazu, dass ich einen
Wanderunterricht in den dritten und vierten Jahrgängen abhalten sollte, damit
möglichst viele der Studierenden davon profitieren konnten. Themenschwerpunkte
waren: Religiöse Vielfalt in Deutschland, Medienkunde und die Arbeit mit deutschen
Presseerzeugnissen,
Landeskunde
und
Kultur
und
politische
Struktur
der
Bundesrepublik. Parallel zum regulären Unterricht betreute ich die Olympische Gruppe,
eine Auswahl leistungsstarker Studierender und bereitete diese auf einen nationalen
Sprachwettbewerb
vor.
Darüber
hinaus
veranstaltete
ich
einige
Deutsch-
Filmnachmittage mit anschließender Podiumsdiskussion an der Fakultät und beteiligte
mich ebenfalls an der Lyrikwerkstatt des Goetheinstituts in Taschkent. In der Gestaltung
des Unterrichts war ich sehr frei, gelegentlich kam es jedoch auch zu
Unterrichtsbesuchen von Seiten der Lehrenden. Der Unterricht fand in der Regel
zwischen zehn Uhr morgens und drei Uhr mittags statt. Je nach Lehrplan hatte ich
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Unterrichtspraktikum an der Weltsprachenuniversität in Taschkent (01.03.-15.04.2012) – Sina Gögen
dementsprechend morgens oder im Anschluss an den Unterricht meinen UsbekischSprachkurs, welcher äußerst hilfreich war und insbesondere für Leute, die bereits
Türkischkenntnisse mitbringen – eventuell auf fundierter Basis, da man sonst gerne alles
durcheinander schmeißt – eine sehr lehrreiche und amüsante Erfahrung bringt.
Das Leben und Arbeiten in einem Land wie Usbekistan war eine große Bereicherung für
mich und auch das Lehren und Diskutieren mit den Studierenden hat mir große Freude
und neue Erkenntnisse gebracht. Bei Fragen oder Problemen konnte ich mich jederzeit
an meine Betreuer wenden und bekam stets Unterstützung.
Die interkulturellen Erfahrungen waren sehr vielfältig. Das Wohnen in einer usbekischen
Familie, die mich intensiv in ihre Unternehmungen einschloss und mir vielseitige
Einblicke von ihrem Land vermittelte, ermöglichte mir einen tiefergehenden Blick in die
usbekische Kultur und ihre Traditionen. Beispielsweise war ich bei einer traditionellen
Hochzeit eingeladen, besuchte ein Konzert oder fuhr in Gegenden des Landes, die für
Touristen nicht so leicht erreichbar sind. Neben diesen Erfahrungen konnte ich zudem
meine gerade erworbenen sprachlichen Fähigkeiten direkt einsetzen und verbessern.
Die usbekische Bevölkerung ist im Allgemeinen sehr höflich und zuvorkommend,
weswegen ich mich problemlos zurechtfand. Eigenständigkeit und vor allem Flexibilität
sind trotz allem stets gefragt und auch ohne Russisch- oder nur wenig
Usbekischkenntnisse gelang es mir so immer an mein Ziel zu gelangen.
In meiner Freizeit habe ich entweder etwas mit meiner Gastfamilie bzw. meiner
Gastschwester unternommen oder mit meinen Freunden, die ich an der Universität
kennen gelernt habe. Mit ihnen gemeinsam bereiste ich verschiedene Städte, wie
Samarkand, Buchara oder Chiwa. Das Universitätskollegium war dabei immer bemüht,
meine Kulturreisen u.ä., trotz des straffen Stundenplans, zu unterstützen.
Alles in allem habe ich während meines Praktikums sehr viele Erfahrungen über sowohl
das Lehren, als auch über das Land, seine Sprache und seine Kultur gewinnen können
und mich zudem für mein Studium weiterqualifizieren können. Ich hatte eine sehr
bereichernde Zeit in Usbekistan und empfehle deshalb jedem, der sich für das Land und
seine Menschen interessiert, ebenfalls solch ein Praktikum in sein Studium einzubetten.
Sina Gögen
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