neue zeitalter

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neue zeitalter
1.
MARK VON SCHLEGELL
Wir sind es gewohnt, unsere eigene
Brutalität im Spiegel eines imaginierten Mittelalters reflektiert zu sehen.
Die landläufige Vorstellungswelt jenes
Jahrtausends, das sich zwischen den
Zusammenbruch
des
heidnischen
Roms im 5. und Luthers Reformation
im 16. Jahrhundert schiebt, ist über
das Mem des von Quentin Tarantino
geprägten Going Medieval («ausras-
NEUE
Z E I TA LT E R
ten») in die Psychoarchitektur des
Neocon-Globus eingegangen. Die mit
unserer eigenen Endzeit hinterleuchteten Spiegel der Geschichte können
unversehens den Blick auf die Vergan-
dert
genheit freigeben. Hinter altvertrauten
Romans, der Medikamentenabhängige
Konfigurationen von Rassenkriegen,
Milgrim, ein regelrechter Sklave des
typischste
Protagonist
des
religiösem Extremismus und korrup-
CIA-Söldners Brown, findet, eingenäht
ten Aristokratien werden auf diese Wei-
ins Futter eines gestohlenen Mantels,
se auch antifaschistische Geister sicht-
einen «Taschenbuchwälzer aus dem
bar, die durch das Mittelalter hindurch
Jahr 1961 über revolutionären Messia-
unseren Blick erwidern und auf ihre
nismus im mittelalterlichen Europa».1)
Zeitgenossenschaft pochen.
Im Kontext knackiger Nano-iPods und
Im neuen Zeitalter nach dem 11.
Elektrogeräte
ist
dieses
Buch
ein
September 2001, dessen Anbruch in
blinder Fleck in der elektronischen
William
Roman
Überwachung. Die im Buch erzählte
Quellcode zu ahnen ist, führen paradoxe
Geschichte des Mittelalters zieht Mil-
Allianzen zwischen Technorockern, alt-
grim in ihren Bann. «Soweit er sich
kommunistischen Gangs und ausgela-
erinnerte, hatte er nie zuvor an so
gerten militärischen Geheimdienstlern
etwas Interesse gehabt, fand es nun
unmerklich zu einem weltum-spannen-
aber beruhigend, dass seine Träume
den Beobachtungsnetz. Dieses Überwa-
auf diese Weise Farbe bekamen.»2)
Gibsons
chungssystem
jüngstem
zentral
Gibson nennt nie den Titel des
gesteuert, so können der Einzelgänger
wird
nicht
Buches, lässt aber keinen Zweifel
und die engagierte Gruppe in seiner
LUCAS CRANACH DER ÄLTERE,
daran, dass der Band, den Milgrim in
VENUS, 1532,
die Finger bekommen hat, die 1961
erhalten, und sei es dadurch, dass sie
mixed media on beechwood,
erschienene Oxford-Taschenbuchaus-
zu elektromagnetischen Störmassnah-
14 3 / 4 x 9 1 / 2 ” / Mischtechnik auf
gabe von The Pursuit of the Millennium
men greifen. Der für das 21. Jahrhun-
Rotbuchenholz, 37,7 x 24,5 cm.
des englischen Historikers Norman
Unermesslichkeit
ihre
Privatsphäre
Cohn ist. Norman Cohn verstarb kuM A R K V O N S C H L E G E L L ist Science-
rioserweise am 31. Juli 2007, zwei Tage
Fiction-Autor
Sein
vor dem Erscheinen von Quellcode. In
zweiter Roman, Mercury Station, ein mittel-
Nachrufen hiess es, Cohn habe ein-
alterliches Zeitreise-Abenteuer, erscheint
deutige Parallelen zwischen dem Tota-
demnächst bei M.I.T ./Semiotext(e).
litarismus des 20. Jahrhunderts und
und
P A R K E T T 8 2 2 0 08
Kulturkritiker.
204
dem Millenarismus oder Chiliasmus
des Mittelalters
herausgearbeitet.3)
gewaltigen Vorrat an experimentellen
Für
japanischen Pharmaka, haufenweise
eine interessierte Leserschaft der 60er-
US-Dollars und seinem Exemplar von
Jahre war Cohns grundlegende, 1957
The Pursuit of the Millennium, in einem
erstveröffentlichte Monographie, The
bed and breakfast in Vancouver abstei-
Pursuit of the Millennium: Revolutionary
gen. Er findet ganz schlicht und ein-
Millenarians and Mystical Anarchists of
fach Utopia. Wir lassen ihn Cohn
the
Middle
Ages,
allerdings
mehr
lesend zurück.
als das. Diese Anthologie historischer
Träumer-
und
Führerfiguren,
der
2.
herrschenden Klasse wie der wurzel-
Gleichsam um eine verloren gegan-
LUCAS CRANACH DER ÄLTERE,
und mittellosen Landbevölkerung und
gene Dimension des Mittelalterlichen
VENUS WITH CUPID STEALING HONEY,
deren bemerkenswerter Verwandlung
bemüht, rückte die aufwändige Retro-
ca. 1530, mixed media on red beechwood,
in gottähnliche Gestalten, war in den
spektive im Frankfurter Städel Lucas
67 x 28 3 / 4 ” / VENUS MIT DEM HONIG
darauf folgenden Jahrzehnten in den
Cranach d. Ä. (1472–1553) wieder ins
STEHLENDEN AMORKNABEN, Misch-
Antiquariaten ein Renner der antifa-
unverstellte Blickfeld der Gegenwart
technik auf Rotbuchenholz, 170 x 73 cm.
schistischen Literatur.4) Für Milgrim
und führte die deutsche Renaissance in
bedeutet der Band die totale Befrei-
ihren entfesselten Anfängen vor Augen.
ung. Er vergräbt sich in Cohn. «Hinter
Cranach
erwies
sich
in
seiner
dem abgegriffenen Pappeinband leb-
radikalen
ten Landschaften und Figuren. Bärtige
gen
Häretiker in Gewändern, die aus Bau-
chen Formensprache in keiner Weise
ernlumpen zusammengenäht waren
eingeschränkt durch das überkom-
und mit funkelnden Edelsteinen be-
mene
setzt waren.»5)
alters. Schwangerschaft, drohend oder
Abkehr
Hinwendung
und
zur
Formengut
des
gleichzeitimittelalterli-
Spätmittel-
Cohns Mittelalter ist ein System im
gerade überstanden, war an der Tages-
Zustand der Entropie; von Karl dem
ordnung. Mehr als einhundert Por-
Grossen bis zu Martin Luther wird kein
träts, Landschaften, Zoten in Bildform,
einziger Visionär einen umfassenden
Bibelszenen, utopische Visionen und
Wandel herbeiführen. Auf regionaler
erotische Akte setzten sich über derart
Ebene aber nutzen, gerade kraft des
viele Grenzen und Traditionen hinweg,
Zusammenbruchs des Systems, einzel-
dass die Gesamtwirkung des Werks auf
ne Personen durchaus die Möglichkeit,
Kosten der Wertung durch die Kunst-
für begrenzte Zeit unmittelbare utopi-
geschichte ging. Im mannigfaltigen
sche Umbrüche zu realisieren. Infolge
Schaffen Cranachs deutete sich – in
seiner flüchtigen Identifikation mit
einer allen linearen Fortschrittsvorstel-
dem Messias der Flagellanten, dem
lungen widersprechenden Gleichzei-
Pseudo-Balduin, den Ketzern des frei-
tigkeit – jede Entwicklung der figürli-
en Geistes beziehungsweise mit Quin-
chen Malerei von Bosch bis Warhol
tin, dem Schneider aus Hennegau,
keimhaft an.
wird für Milgrim ein Ende seiner Skla-
Führer durch die Ausstellung, die
verei vorstellbar. Durch die Fügungen
der Ratlosigkeit der zunehmend ver-
von Gibsons überaus optimistischer
wirrten Besucher Rechnung trugen,
Erzählung wird Milgrim schliesslich
brachten diese zu den riesigen, 1526
der eisernen Fuchtel von Mr. Brown
entstandenen Bildnissen von Luthers
entrinnen und, ausgerüstet mit einem
Erzfeind,
Kardinal
205
Albrecht
von
Brandenburg, dem einen regen Ablass-
mit dem Bart eines dostojewskischen
seinem Ohr schwebt.
handel
von
Antihelden (1522) schien in eine ande-
In seiner jüngsten Studie The Reforma-
Mainz. Mit ihrer räumlichen Tiefe und
re Zeit zu gehören als der glatt ra-
tion of the Image rückt Joseph Leo
Eins-zu-eins-Symbolik waren sie für
sierte, unprätentiöse junge Luther mit
Koerner den Künstler ins Epizentrum
den
willkommene
Doktorhut von 1519. Und diese beiden
von Luthers Reformation – der ideolo-
Ablenkung von den eher schlichten
verband wiederum wenig mit dem
gischen Absage an das deutsche Mit-
und
stämmigen, Sanftmut verströmenden
telalter. «In Cranach», so Koerner,
Ehemann des Doppelbildnisses mit sei-
«fand Luther einen Künstler, der fähig
ner Frau Katharina von Bora von 1529.
war, diese rigorosen Ziele zu verwirkli-
Im Bildnis Luthers auf dem Sterbebett
chen.»6) Er fand, so scheint es, mehr
Lutherbildnisse
(1546) schliesst er die Augen, die
als das, einer der reichsten Männer
nicht, die dort nebeneinander hingen.
Geheimnisse sicher verwahrt, während
Wittenbergs tritt bei Koerner hervor
Der als altdeutscher Junker Jörg ver-
Cranachs Signatur der geflügelten
wie ein Orson Welles, dem zu seiner
kleidete, hagere, angespannte Luther
Schlange einem Teufel gleich neben
Zeit von Hollywood keinerlei Steine in
treibenden
Betrachter
ikonenhaften
Erzbischof
eine
Luther-Bildnissen
im
vorhergehenden Raum.
Denn eine kohärente Ikonographie
ergaben
auch
die
den Weg gelegt wurden. Das enge
Freundschaftsverhältnis zwischen Cranach und Luther war dergestalt, dass es
schlechthin um die Frage der Urheberschaft der Reformation ging.
War die Inaugurierung der Moderne nur ein Höhepunkt von mehreren
in der auf verschlungenen Beziehungsgeflechten
aufbauenden
spätmittel-
alterlichen Laufbahn (Bürgermeister,
Anstreicher,
mer,
Drucker,
Fabrikbesitzer,
BauunternehZünftler)
des
schnellsten Malers der Welt? Und was
bedeutet es für die Reformation, dass
die Finanzierung und die Entwicklung
des Markennamens «Luther», die Vervielfältigung und Verbreitung seines
Konterfeis und einer genau durch-
LUCAS CRANACH DER ÄLTERE,
MAR TIN LUTHER, 1529, mixed
media on red beechwood, 14 3 / 4 x 9 1 / 4 ” /
Mischtechnik auf Rotbuchenholz,
37,5 x 23,5 cm.
206
dachten Symbologie – mit Hilfe der
Licht der Göttinnenkulte des abend-
rigoros abstrakte Raster aus 11 263 far-
noch
Bild-
ländischen Untergrunds. Keine uner-
bigen Glasplatten gefüllt und fügt sich
Reproduktion – lediglich eine Station
jungen
mechanischen
gründlichen Renaissance-Rätsel mysti-
mit bedrohlicher Leichtigkeit in den
auf dem Weg eines Künstlers war, der
fizieren ihren heimlichen Blick nach
ornamentalen Rahmen des Domquer-
offenbar gleichzeitig eine sexuelle
innen. Warum kaufst du mich nicht,
hauses. Dass das Werk in der katholi-
Revolution propagierte?
scheint sie sich zu wundern. Das wir-
schen Kirchenführung umstritten ist,
Wohl ihren Höhepunkt erreichte
kungsvolle «V» ihres Geschlechts harrt
versteht man nur allzu gut. Mit seinem
Cranachs Laufbahn, wie die letzten
nur der Verschleierung durch künftige
Bekenntnis zur Wissenschaft, seiner
Räume im Städel wirkungsvoll demons-
Jahrhunderte und Generationen von
Geringschätzung des Figürlichen und
trierten, in der Reaktion auf die huma-
Reaktionären.
seiner Transzendierung der mystischen
nistische Wiederentdeckung der Anti-
Abstraktion
mittels
3-D-Lichteffekte
ke. Die heidnischen Panoramen der
3.
droht es, sich mit der ganzen Kirche
Gemälde FAUNFAMILIE (1526), DAS
In Köln wurde kürzlich Peter Zumthors
davonzumachen.
GOLDENE ZEITALTER (ca. 1530) und
esoterisches Kunstmuseum Kolumba
Es ist immer wieder auf Richters
DAS SILBERNE ZEITALTER (ca. 1530)
eröffnet; im Rahmen der Überreste
Verwendung des Computers bei der
enthüllen mittelalterliche Körper in
der ältesten Kirche der Stadt wird die
Erzeugung der Zufallsanordnung der
einem an Bosch erinnernden aufkei-
Sammlung
und
von ihm ausgewählten 72 verschiede-
menden Hedonismus, und dies gleich-
moderner Kunst des Erzbistums der
nen Glasfarben hingewiesen worden.8)
zeitig mit dem Aufkommen der Drei-
Öffentlichkeit
gemacht.
Es sei jedoch betont, dass es sich nicht
dimensionalität in der Renaissance.
Auf noch grossartigere Weise jedoch
um ein Zufallsraster handelt. Die Kom-
Die Gestalt von Cranachs weisser
bringt Gerhard Richters DOMFENSTER
position ist das Ergebnis eines alternie-
Göttin leitet sich unmittelbar von
(2007), welches das andere erzbischöf-
renden und äusserst genauen Musters
denen der Jungfrauen und Katharinas
liche Bauwerk erleuchtet, das mittelal-
einer Spiegelung, bei dem kein Teil
her. Sie ist jetzt frei von allen ideo-
terliche Erbe der Stadt aus den Trüm-
ohne gespiegeltes Gegenstück bleibt.
logischen Fesseln. Sie steht für den
mern des letzten Krieges ans Licht.
Die Muster dieser Spiegelung verdop-
mittelalterlicher
zugänglich
Anbruch all der Zeitalter, die hätten
Mit dem Bau des Doms wurde im
peln sich nach unten hin in einem
sein können und nie eingetroffen sind.
13. Jahrhundert im Rahmen eines
Wechselschema, das an ein die Quan-
Utopisch,
stadtweiten
aufsehenerregend,
jung,
komplex gereift, beinahe lächelt sie.
Nach einer Art Werkstattformel ist
Modernisie-
tenstruktur des Lichtes veranschauli-
rungsprogramms» begonnen, das die
chendes Feynman-Diagramm denken
prächtige Hochromanik der Stadt ver-
lässt.9) Richters Computer ist ein Gerät
«gotischen
sollte.7)
die späte Venus, ungeachtet einer
drängen
Vier Jahrhunderte
zur Mustergenerierung, das gotischen
geringfügig variierenden Umgebung,
später war Deutschlands grossartigster
Masswerkberechnungen nähersteht als
stets in kontrastreicher Nacktheit vor
Dom immer noch nicht fertiggestellt
der künstlichen Intelligenz.
einem schwarzen Hintergrund dar-
und mit seinem altertümlichen Kran
Sieht man es im Cyberspace, wo
gestellt. Alleine oder mit minimaler
das Symbol einer Moderne, die sich nie
das Muster des Domfensters sich einer
Begleitung hat sie die Fesseln der mys-
richtig eingestellt hatte. Es bedurfte
nachgerade
tischen Mutterschaft abgelegt, ist sie
des ersten Kaisers Wilhelm I, um 1880
tung erfreut, mag der Effekt an auf-
nicht länger Heerscharen vergewalti-
aus dem Dom das höchste Gebäude
scheinende Pixel erinnern. Im realen
gender Männer ausgeliefert. Sie spen-
der Welt und eine Zwillingsturm-Ikone
Raum aber ist die Wirkung ausschliess-
det ihr eigenes Licht, erzählt ihre eige-
des germanischen Selbstverständnisses
lich eine Sache der Gestaltung farbiger
ne Geschichte, stolz, selbstbewusst und
zu machen.
Glasfenster. Farben waren ehedem
virusähnlichen
Verbrei-
zutiefst erfüllt von ihrem traditionel-
Sinnigerweise war es der neueste
schwer zu beschaffen. Dem Europa des
len Bild. Befreit von ihrer eigenen Alle-
Teil des Bauwerks, der bei der Bombar-
14. Jahrhunderts war die Null noch
gorie, ihrer Mutterschaft ebenso wie
dierung durch die Alliierten zerstört
fremd und im 12. Jahrhundert war es
ihrer Jungfräulichkeit enthoben, glüht
wurde. Die Leere des wieder aufgebau-
mangels zur Verfügung stehender Sili-
Venus auf im verspielten, lebendigen
ten Südquerhauses wird nun durch das
konverbindungen noch nicht gelun-
207
gen, Glasplatten ohne Bleifassung mit-
GERHARD RICHTER, CATHEDRAL
einander zu verbinden. Das ist heute
WINDOW / DOMFENSTER, 2007.
anders. Im Jahr 2008, da die Physik des
Lichts Richters gnostische Heraldik –
entlang aufsteigender Weihrauchwolken – mit Farbstrahlen durchdringt,
reisst das entfesselte Muster eine Lücke
im Gotischen auf.
So bietet uns das Domfenster einen
neuen Blick auf die berühmten Wandmalereien mit ihren zahlreichen farbigen Schachbrettmustern und Trompel’Œil-Effekten, die einst die hohen
Wände von Kölns Kirchen der Romanik schmückten und 1945 durch Bomben zertrümmert wurden.10)
Ist es verwunderlich, dass ein Werk
von Gerhard Richter, dem ikonoklastischen Konzeptkünstler der 4096 FARBEN (1974), sich so nahtlos in einen
Eingriff des 19. Jahrhunderts in eine
Architektur des 13. Jahrhunderts einfügt? Der runde Abschluss der Südquerhäuser war traditionell der Heiligen Jungfrau geweiht, der obere Teil
des Domfensters ist jedoch keine gotische Rosette. Ältere Querhausabschlüsse eigneten sich hin und wieder die
überkommenen Symbole der Fortuna,
der römischen Göttin des Wandels, an,
mit deren Rad Zauberer regelmässig
die Welt auf den Kopf zu stellen pflegten.11)
Für Kirchen stand das Rad der
1) William Gibson, Quellcode, Klett-CottaVerlag, Stuttgart 2007, S. 65.
Fortuna jedoch für den unveränderli-
2) Ebenda, S. 65.
chen Charakter des Wandels per se.
3) Siehe Martin, Douglas, «Norman Cohn,
Historian, Dies at 92», in The New York
Times, 27. August 2007, und Paul Lay,
«Norman Cohn», in The Guardian Unlimited, 9. August 2007.
Wenn wir die Hoffnung hegen, unser
neues Zeitalter durch jähen Bruch herbeizuführen, so scheinen die mittelalterlichen Geister uns daran erinnern
zu wollen, dass die Formen und Instanzen der Vermittlung sich wandeln,
erstarken, stürzen, sich auflösen und
wiedererstehen, die Kunst dabei aber
stets dasselbe bekräftigt.
(Übersetzung: Bram Opstelten)
4) Norman Cohn, Das neue irdische Paradies. Revolutionärer Millenarismus und mystischer Anarchismus im mittelalterlichen Europa,
Rowohlt-Verlag, Reinbek bei Hamburg
1986.
5) Gibson, op. cit., S. 391.
6) Joseph Leo Koerner, The Reformation of
the Image, University of Chicago Press, Chicago 2004, S. 32.
7) Sebastian Tautkus, «Friedhof der Fak-
208
ten und Garten der Fiktionen», in Kunstund Kulturstadt Köln 07, Kölntourismus
GmbH und Öffentlichkeitsarbeit der Stadt
Köln, 2007, S. 45.
8) Siehe z.B. Carolyn Rauch, «Pixels, Not
Parables, for Cologne Cathedral’s Stained
Glass Window», in Wired, Nr. 15. 08, 24.
August 2007. http://www.wired.com/culture/art/magazine/15-08/pl_arts
9) Der amerikanische Physiker Richard
Feynman (1918–1988), der die Quantenmechanik breiteren Kreisen zugänglich
gemacht hat, entwickelte eine genial vereinfachte Form der bildlichen Darstellung
von komplexen Verhaltensformen in der
Teilchenphysik. In einem Feynman-Diagramm ziehen sich Linien, die für die
Geschichte einzelner Teilchen und Antiteilchen stehen, in einer Dimension von
der Vergangenheit in die Zukunft, wobei
sie sich entlang Vertices teilen, verwandeln und sämtlichen Möglichkeiten ihres
Weges begegnen. Bei Richters sich wiederholendem Schema koexistieren die
untersten zwölf Senkrechten mit ihrem
jeweiligen Gegenstück, verschmelzen zu
den sechs Senkrechten darüber und zerstreuen sich um den einen letzten Okulus
der Rosette wie die Möglichkeiten eines
Photons auf einer einsteinschen Reise von
der Quelle zum Beobachter.
10) Besonders faszinierende Fragmente
der Hochromanik sind nah beim Dom in
der Basilika St. Andreas in der Komödienstrasse zu sehen.
11) Robert Graves, The White Goddess: A
Historical Grammar of Poetic Myth, Farrar,
Strauss and Giroux, New York 1975, S. 255.