Handout zur neunten Sitzung

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Handout zur neunten Sitzung
Freie Universität Berlin
Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft
Sommersemester 2010
HS 15209 – Martin Luther und die Reformation
Dozent: PD Dr. Klaus Roth
08.06.2010
Referenten: Jingxue Chen, Wibke Müller, Joachim Berney, Thomas Nassauer, Daniel Voigt
Martin Luther, Thomas Müntzer und der Bauernkrieg
1. Bauernkrieg
Die Bauern am Ende des Mittelalters mussten wegen der Krise des Feudalsystems
immer höhere Steuern und Abgaben leisten.
Der deutsche Bauernkrieg (1524-1526) bildete den Höhepunkt vieler lokaler
Bauernaufstände in Deutschland und Europa.
Durch die Uneinheitlichkeit der Bewegung, die Notwendigkeit, nach gewonnenen
Schlachten wieder auf die Felder zurückzukehren, die politische Naivität bei
scheinbaren Zugeständnissen durch die Fürsten und das brutale Vorgehen des Adels
und der Kirche konnten die Aufstände niedergeschlagen werden.
2. Luther und Müntzer
Obwohl beide nach der Reformation der Kirche fragen, entwickelt sich zwischen dem
Lutherschüler Müntzer und Luther eine theologische, philosophische und politische
Rivalität. Die ab 1522 bestehende Feindseligkeit ist untrennbar mit dem Bauernkrieg
verbunden.
Müntzers Forderungen:
- Abschaffung der Vermittlungsfunktion von Kirche und Bibel. Die Quelle der
Offenbarung liegt im Wirken der Vernunft.
- Abschaffung von Privateigentum
- Abschaffung des Staates
- Abschaffung aller Ungleichheiten
- Gemeinschaft, die durch das Prinzip „omnia sunt communia“ charakterisiert wird
Um diese Ziele zu erreichen, ist der Gebrauch der Rebellion und der Gewalt legitim.
Im Gegenteil dazu verstand Luther unter der Freiheit eines Christenmenschen nur die
Freiheit in der Innerlichkeit des einzelnen Menschen, während er für die Öffentlichkeit
ganz strikt an dem Gewalt- und Rechtsmonopol der Obrigkeit festhielt.
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3. Diskussion und Thesen
Luther stellt sich gegen Selbstjustiz und steht damit am Ende des mittelalterlichen
Fehdewesens.
Luther wirkt im Bauernkrieg als Revolutionsbremser.
Der politische Pragmatiker Luther ist Nutznießer der hierarchisierten Gesellschaft und
stellt sich deswegen gegen den Bauernkrieg. In der symbiotischen Beziehung zwischen
Luther und dem Kurfürsten benutzt Luther den Kurfürsten, um seine theologischen
Ideen zu verbreiten, während die weltlichen Fürsten von Luthers Forderung, die Kirche
zu entmachten, profitieren, da ihnen nach deren Enteignung Ländereien zufallen.
4. Literatur
Agnioli, Johannes (1996): Subversive Theorie. „Die Sache selbst” und ihre Geschichte.
Eine Berliner Vorlesung. Freiburg, S. 127 – 139.
Blickle, Peter (1998): Der Bauernkrieg: die Revolution des gemeinen Mannes, München.
Demke, Christoph (1977): Thomas Müntzer. Anfragen an Theologie und Kirche.
Evangelische Verlagsanstalt Berlin.
Kohnle, Armin (2005): Luther und die Bauern. In: Beutel, Albrecht (Hrsg.) Luther
Handbuch, Tübingen
Moeller, Bernd (1975): Bauerkriegs-Studien, Gütersloh.
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