Wir werten eine Quelle aus

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Wir werten eine Quelle aus
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10.11.2005
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Afrika südlich der Sahara
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Wir werten eine Quelle aus
Hatifa, ein entlaufenes Sklavenmädchen, sucht Schutz
bei den Kriegern
und findet Freundschaft und ein gutes
Zuhause. Doch als
sie ihr Versprechen
einlöst und einen
Krieger heimlich besucht, wird sie wieder gefangen und
als Sklavin verkauft.
Simsal, der Schreiber des Königlichen
Sehers am Hofe in
Ninive, erzählt vom
Schicksal Hatifas. Er
hat das Mädchen
gefunden, es erzogen und dann verloren. Als er Hatifa
nach Jahren wiederfindet, ist aus dem
Kind ein junges
Mädchen geworden.
Simsal will, dass sie
seine Frau wird.
Doch Hatifa liebt
einen anderen.
Quelle: Willi Meinck –
Hatifa
Geo
Deu
„Steht auf, ihr!“ Peitschen und Stöcke schlagen
auf die gekrümmten Rücken. Auch Hatifa erhält
einen brennenden Schlag. Ketten klirren. Männer
und Frauen richten sich auf. Stumm ziehen sie an
den spottenden Siegern vorbei.
Viele sterben am Rande der Straße. Wie durch ein
Wunder übersteht die zartgliedrige Hatifa den
furchtbaren Marsch. Tagelang wird sie auf dem
Sklavenmarkt zum Verkauf angeboten. Keiner will
sie haben. Für einen kräftigen Mann bekommt
der Händler fünfzehn Sekel Silber, für eine gesunde Frau wiegt man ihm dreizehn Sekel Silber ab,
aber wenn er auf Hatifa zeigt und nur zwei Sekel
Silber verlangt, lachen sie ihm ins Gesicht. Eines
Tages, als er die Hoffnung schon aufgegeben hat,
kommt der finstere Selim und bietet einundeindrittel Sekel Silber für Hatifa. Sie schließen den
Kaufvertrag und rollen ihre Siegel ab. Nun ist Hatifa Selims Sklavin, und er kann mit ihr machen,
was er will.
Unter der Fuchtel Selims beginnt die schwere
Arbeit im Steinbruch. Dreißig Kinder und zehn
erwachsene Sklaven sind dort. Die Männer und
Frauen schlagen mit eisernen Hacken die Steine
heraus, fünfzehn Kinder zerkleinern sie mit
schweren Hämmern, fünfzehn andere schleppen
die Steine zur Karawanenstraße. Da Hatifas
Handgelenke zu schwach sind, den Hammer zu
schwingen, muss sie vom Morgengrauen bis zum
späten Abend die Steine zur Straße schleppen.
Der habgierige Selim verfolgt sie mit seinem
Hass, weil sie nur halb so viel wie die anderen tragen kann.
Die Stricke des Korbes schmerzen. Abends reibt
sie die Schultern mit Sesamöl ein. Das bringt ein
wenig Linderung. Ob die Sonne glüht oder der
Regen fällt, jeden Tag beginnt von neuem die
Qual. Hatifa, das Kind der Viehzüchter aus den
Bergen, findet keine Gefährten. Die anderen sind
stumpf geworden. Die tägliche Fron hat sie zerbrochen. Selim schlägt die Sklaven, die Sklaven
schlagen die Steine. Ihren Lippen empören sich
nicht, wenn sie die Hacken und Hämmer zum
Schlag erheben. Ihre Augen bleiben ohne Glanz.
Ihre Mienen sind leer.
(S. 24/25)
Gestern waren die Herolde durch die Stadt gegangen und hatten verkündet, dass ein Sklave
entwichen war. Wer ihn einfing, würde eine Belohnung erhalten. Wer ihn sah und nicht festnahm, hatte eine strenge Strafe zu erwarten.
Ghanem kannt den Wortlaut der Gesetzestafel;
denn er war mehr als einmal flüchtigen Sklaven
auf den Fersen gewesen. Es hieß dort: „Wenn
jemand einen Sklaven des Palastes oder eine
Sklavin des Palastes oder jemandes Sklaven oder
Sklavin zum Stadttor hinausgehen lässt, so wird
er getötet.
Wenn jemand einen flüchtigen Sklaven oder eine
flüchtige Sklavin in seinem Haus verborgen hält
und auf den Ruf des Herold nicht hervorholt, so
wird der Eigentümer des Hauses getötet.“
Ein Wort Ghanems würde Simsal dem Henker
ausliefern; denn Simsal verbarg ja schon seit Monaten das Sklavenmädchen Hatifa.
(S. 62)
Quelle: Willi Meinck – Hatifa, Der Kinderbuchverlag Berlin, Alex Taschenbücher, 1980
Wie werte ich diese Quelle aus?
1. Zunächst lese ich die Quelle gründlich durch.
Unbekannte Worte schlage ich nach.
2. Anschließend fasse ich den Inhalt des Textes
mit eigenen Worten zusammen.
Wenn ich während des Lesens Stichpunkte
notiere, helfen diese mir dabei.
3. Ich sollte mir Informationen über den Verfasser des Textes und das Jahr der Entstehung beschaffen. Meist gibt es Hinweise dazu.
4. Jetzt muss ich über den Verfasser nachdenken.
Wie steht er zu den in der Quelle dargestellten
Dingen? War er zum Beispiel dabei, wurde es
ihm erzählt?
5. Wenn ich das alles geklärt habe, kann ich überlegen, was der Verfasser mit der Quelle ausdrücken will.
Versuche nun, den Text über das Mädchen Hatifa
auszuwerten.
Genau so, wie mit schriftlichen Quellen gehe ich
mit anderen Quellen, z. B. Bildern oder Karikaturen, um.
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durch das starke Bevölkerungswachstum jedes
Jahr mehr Menschen versorgt werden. Das bringt
eine Vielzahl von Problemen mit sich. (Abb.
47.2). Es kommt zu Versorgungsengpässen und
zur Übernutzung von Räumen (z. B. im Sahel,
s S. 56/57). Armut, Hunger, Wasserknappheit
und Kriege sind allgegenwärtig. Deshalb ist das
Bevölkerungswachstum ein großes Problem.
Folgen des Bevölkerungswachstums
Viele Länder südlich der Sahara zählen zu den
wirtschaftlich unterentwickelten Staaten (Abb.
47.1). Teilweise Fortschritte, lassen diese Länder
wirtschaftlich stärker werden. Jedoch müssen
Staat in
Afrika
Arzt pro
Einwohner
Lebenserwartung
(in Jahren)
Lesen und
Schreiben
(in %)
BSPWeltrang
BSPpro Kopf
(in US-$)
Geburtenrate (je
1000 Ew.)
Geo
Ma
Säuglingssterblichkeit (je
1000 Geb.)
Anteil der
HIV-infiz.
Erwachsenen (%)
Angola
1 auf 20000
40
40
102
500
49
145
3,9
Äthiopien
1 auf 33333
46
40
103
100
41
105
4,4
Benin
1 auf 10000
51
39
135
380
41
89
1,9
Botswana
1 auf 3846
40
78
112
3100
27
62
37,3
Eritrea
1 auf 20000
53
57
162
160
39
76
2,7
Lesotho
1 auf 14286
35
84
153
530
33
90
28,9
Niger
1 auf 25000
46
17
138
180
55
123
1,2
Sambia
1 auf 14286
32
79
128
320
42
95
16,5
Simbabwe
1 auf 7143
33
89
104
480
32
65
24,6
Südafrika
1 auf
226
48
86
30
2820
24
48
21,5
Sudan
1 auf 6250
56
59
83
340
38
69
2,3
Tansania
1 auf 25000
43
76
88
270
40
105
8,8
ausgewählte Staaten als Vergleich:
Deutschland
1 auf
282
79
99
3
23560
9
4
0,1
USA
1 auf
362
77
99
1
34280
14
7
0,6
47.1: Staaten im Vergleich (2002)
Mögliche Folgen des Bevölkerungswachstums
politische Folgen
· Konflikte
· Krieg
· Staatszerfall
Nenne mögliche Folgen des Bevölkerungswachstums in den Ländern südlich der Sahara.
Unterteile diese in wirtschaftliche, soziale und
politische.
Erkläre Zusammenhänge zwischen einzelnen
Folgen des Bevölkerungswachstums. Nutze die
Abb. 47.2.
Wähle einen afrikanischen Staat aus der Abb.
47.1 und vergleiche die Daten mit Deutschland.
Gestalte ein Plakat zum Thema Hunger.
Beziehe dazu aktuelle Materialien ein und
begründe deine Vorgehensweise.
Folgen für die
Ernährung
· Hungersnot
Folgen für die
Welt
· Entwicklungshilfe
ökologische Folgen
· Desertifikation
· Übernutzung
· Entwaldung
· Überweidung
wirtschaftliche
Folgen
· Verschuldung
· weniger
Arbeitsplätze
· Abhängigkeit
47.2: Weltweite Folgen des Bevölkerungswachstums
Folgen für die
Wasserversorgung
· Verknappung
· Verschmutzung
soziale Folgen
· Familienplanung
· keine Bildung
· Krankheit
· Armut