Wir werten eine Quelle aus
Transcription
Wir werten eine Quelle aus
52233_040_057 10.11.2005 9:59 Uhr Seite 46 Afrika südlich der Sahara 46 Wir werten eine Quelle aus Hatifa, ein entlaufenes Sklavenmädchen, sucht Schutz bei den Kriegern und findet Freundschaft und ein gutes Zuhause. Doch als sie ihr Versprechen einlöst und einen Krieger heimlich besucht, wird sie wieder gefangen und als Sklavin verkauft. Simsal, der Schreiber des Königlichen Sehers am Hofe in Ninive, erzählt vom Schicksal Hatifas. Er hat das Mädchen gefunden, es erzogen und dann verloren. Als er Hatifa nach Jahren wiederfindet, ist aus dem Kind ein junges Mädchen geworden. Simsal will, dass sie seine Frau wird. Doch Hatifa liebt einen anderen. Quelle: Willi Meinck – Hatifa Geo Deu „Steht auf, ihr!“ Peitschen und Stöcke schlagen auf die gekrümmten Rücken. Auch Hatifa erhält einen brennenden Schlag. Ketten klirren. Männer und Frauen richten sich auf. Stumm ziehen sie an den spottenden Siegern vorbei. Viele sterben am Rande der Straße. Wie durch ein Wunder übersteht die zartgliedrige Hatifa den furchtbaren Marsch. Tagelang wird sie auf dem Sklavenmarkt zum Verkauf angeboten. Keiner will sie haben. Für einen kräftigen Mann bekommt der Händler fünfzehn Sekel Silber, für eine gesunde Frau wiegt man ihm dreizehn Sekel Silber ab, aber wenn er auf Hatifa zeigt und nur zwei Sekel Silber verlangt, lachen sie ihm ins Gesicht. Eines Tages, als er die Hoffnung schon aufgegeben hat, kommt der finstere Selim und bietet einundeindrittel Sekel Silber für Hatifa. Sie schließen den Kaufvertrag und rollen ihre Siegel ab. Nun ist Hatifa Selims Sklavin, und er kann mit ihr machen, was er will. Unter der Fuchtel Selims beginnt die schwere Arbeit im Steinbruch. Dreißig Kinder und zehn erwachsene Sklaven sind dort. Die Männer und Frauen schlagen mit eisernen Hacken die Steine heraus, fünfzehn Kinder zerkleinern sie mit schweren Hämmern, fünfzehn andere schleppen die Steine zur Karawanenstraße. Da Hatifas Handgelenke zu schwach sind, den Hammer zu schwingen, muss sie vom Morgengrauen bis zum späten Abend die Steine zur Straße schleppen. Der habgierige Selim verfolgt sie mit seinem Hass, weil sie nur halb so viel wie die anderen tragen kann. Die Stricke des Korbes schmerzen. Abends reibt sie die Schultern mit Sesamöl ein. Das bringt ein wenig Linderung. Ob die Sonne glüht oder der Regen fällt, jeden Tag beginnt von neuem die Qual. Hatifa, das Kind der Viehzüchter aus den Bergen, findet keine Gefährten. Die anderen sind stumpf geworden. Die tägliche Fron hat sie zerbrochen. Selim schlägt die Sklaven, die Sklaven schlagen die Steine. Ihren Lippen empören sich nicht, wenn sie die Hacken und Hämmer zum Schlag erheben. Ihre Augen bleiben ohne Glanz. Ihre Mienen sind leer. (S. 24/25) Gestern waren die Herolde durch die Stadt gegangen und hatten verkündet, dass ein Sklave entwichen war. Wer ihn einfing, würde eine Belohnung erhalten. Wer ihn sah und nicht festnahm, hatte eine strenge Strafe zu erwarten. Ghanem kannt den Wortlaut der Gesetzestafel; denn er war mehr als einmal flüchtigen Sklaven auf den Fersen gewesen. Es hieß dort: „Wenn jemand einen Sklaven des Palastes oder eine Sklavin des Palastes oder jemandes Sklaven oder Sklavin zum Stadttor hinausgehen lässt, so wird er getötet. Wenn jemand einen flüchtigen Sklaven oder eine flüchtige Sklavin in seinem Haus verborgen hält und auf den Ruf des Herold nicht hervorholt, so wird der Eigentümer des Hauses getötet.“ Ein Wort Ghanems würde Simsal dem Henker ausliefern; denn Simsal verbarg ja schon seit Monaten das Sklavenmädchen Hatifa. (S. 62) Quelle: Willi Meinck – Hatifa, Der Kinderbuchverlag Berlin, Alex Taschenbücher, 1980 Wie werte ich diese Quelle aus? 1. Zunächst lese ich die Quelle gründlich durch. Unbekannte Worte schlage ich nach. 2. Anschließend fasse ich den Inhalt des Textes mit eigenen Worten zusammen. Wenn ich während des Lesens Stichpunkte notiere, helfen diese mir dabei. 3. Ich sollte mir Informationen über den Verfasser des Textes und das Jahr der Entstehung beschaffen. Meist gibt es Hinweise dazu. 4. Jetzt muss ich über den Verfasser nachdenken. Wie steht er zu den in der Quelle dargestellten Dingen? War er zum Beispiel dabei, wurde es ihm erzählt? 5. Wenn ich das alles geklärt habe, kann ich überlegen, was der Verfasser mit der Quelle ausdrücken will. Versuche nun, den Text über das Mädchen Hatifa auszuwerten. Genau so, wie mit schriftlichen Quellen gehe ich mit anderen Quellen, z. B. Bildern oder Karikaturen, um. 52233_040_057 10.11.2005 9:59 Uhr Seite 47 Afrika südlich der Sahara 47 durch das starke Bevölkerungswachstum jedes Jahr mehr Menschen versorgt werden. Das bringt eine Vielzahl von Problemen mit sich. (Abb. 47.2). Es kommt zu Versorgungsengpässen und zur Übernutzung von Räumen (z. B. im Sahel, s S. 56/57). Armut, Hunger, Wasserknappheit und Kriege sind allgegenwärtig. Deshalb ist das Bevölkerungswachstum ein großes Problem. Folgen des Bevölkerungswachstums Viele Länder südlich der Sahara zählen zu den wirtschaftlich unterentwickelten Staaten (Abb. 47.1). Teilweise Fortschritte, lassen diese Länder wirtschaftlich stärker werden. Jedoch müssen Staat in Afrika Arzt pro Einwohner Lebenserwartung (in Jahren) Lesen und Schreiben (in %) BSPWeltrang BSPpro Kopf (in US-$) Geburtenrate (je 1000 Ew.) Geo Ma Säuglingssterblichkeit (je 1000 Geb.) Anteil der HIV-infiz. Erwachsenen (%) Angola 1 auf 20000 40 40 102 500 49 145 3,9 Äthiopien 1 auf 33333 46 40 103 100 41 105 4,4 Benin 1 auf 10000 51 39 135 380 41 89 1,9 Botswana 1 auf 3846 40 78 112 3100 27 62 37,3 Eritrea 1 auf 20000 53 57 162 160 39 76 2,7 Lesotho 1 auf 14286 35 84 153 530 33 90 28,9 Niger 1 auf 25000 46 17 138 180 55 123 1,2 Sambia 1 auf 14286 32 79 128 320 42 95 16,5 Simbabwe 1 auf 7143 33 89 104 480 32 65 24,6 Südafrika 1 auf 226 48 86 30 2820 24 48 21,5 Sudan 1 auf 6250 56 59 83 340 38 69 2,3 Tansania 1 auf 25000 43 76 88 270 40 105 8,8 ausgewählte Staaten als Vergleich: Deutschland 1 auf 282 79 99 3 23560 9 4 0,1 USA 1 auf 362 77 99 1 34280 14 7 0,6 47.1: Staaten im Vergleich (2002) Mögliche Folgen des Bevölkerungswachstums politische Folgen · Konflikte · Krieg · Staatszerfall Nenne mögliche Folgen des Bevölkerungswachstums in den Ländern südlich der Sahara. Unterteile diese in wirtschaftliche, soziale und politische. Erkläre Zusammenhänge zwischen einzelnen Folgen des Bevölkerungswachstums. Nutze die Abb. 47.2. Wähle einen afrikanischen Staat aus der Abb. 47.1 und vergleiche die Daten mit Deutschland. Gestalte ein Plakat zum Thema Hunger. Beziehe dazu aktuelle Materialien ein und begründe deine Vorgehensweise. Folgen für die Ernährung · Hungersnot Folgen für die Welt · Entwicklungshilfe ökologische Folgen · Desertifikation · Übernutzung · Entwaldung · Überweidung wirtschaftliche Folgen · Verschuldung · weniger Arbeitsplätze · Abhängigkeit 47.2: Weltweite Folgen des Bevölkerungswachstums Folgen für die Wasserversorgung · Verknappung · Verschmutzung soziale Folgen · Familienplanung · keine Bildung · Krankheit · Armut