Zerstörung des Regenwaldes

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Zerstörung des Regenwaldes
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ZERSTÖRUNG DES
REGENWALDS
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60.000 bis 200.000 km2 Regenwald werden jährlich zerstör t (die Fläche von Österreich beträgt 83.858km 2). Die Regenwälder werden in kürzester Zeit zerstör t.
Noch vor tausend Jahren waren ca. 13 Prozent der Erdoberfläche mit tropischem
Regenwald bedeckt. In den letzten 50 Jahren wurde mehr als die Hälfte davon
vernichtet. Wenn weiter so gerodet wird, dann wird im Jahr 2050 ein Drittel bis
mehr als die Hälfte des derzeitigen Regenwaldbestandes vernichtet sein.
GRÜNDE UND FOLGEN
© tajai
In den meisten Fällen stehen hinter der Zerstörung die wir tschaftlichen Interessen
einiger weniger, die davon profitieren. Der Hauptanteil der Waldverluste entsteht –
je nach Region – durch Tropenholzeinschlag oder die Rodung für landwir tschaftliche
Nutzung. Holzeinschlag: Da Tropenholz von besonders guter Qualität ist, ist es in
den reichen Industrienationen sehr begehr t. Um an geeignete große Baumstämme
Die Brandrodung zur Gewinnung
von Ackerfläche für Plantagen ist
eine der Hauptursachen für die
Zerstörung des Regenwalds.
zu gelangen, werden Schneisen in den Wald geschlagen. Jeder gefällte Baum reißt
viele andere mit sich. Dadurch entstehen Lücken und Schneisen im Kronendach. Die
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sonst darunter gespeicher te Feuchtigkeit entweicht und der Wald wird anfällig für
Brände.
Bau von Verkehrswegen: Infrastruktur muss geschaffen werden, wie zum Beispiel
Holzlagerstätten und Camps für die Arbeiter. Um die Bäume mit Lastwägen abtranspor tieren zu können, werden mitten durch den Regenwald Straßen gebaut.
Landverteilung: Ein Prozent der Landbesitzer im brasilianischen Regenwald
Es werden nicht nur eine
einzigartige Tier- und Pflanzenarten
zerstört, sondern auch ganze Völker
ihrer Lebensgrundlage beraubt.
verfügt über 43 Prozent der Nutzfläche. Die Kleinbauern werden durch die riesigen
Plantagen verdrängt oder von den Großgrundbesitzern gewaltsam ver trieben. In
© Tom Deutschle
ihrer Not folgen sie daher den Holzfäller trupps auf den Straßen in den Wald,
siedeln sich entlang der neuen Straßen an und brennen Wald ab, um Ackerflächen
zu gewinnen. Jedoch ist der Waldboden schon nach 2–3 Jahren ausgelaugt und
die Menschen müssen weiterziehen, um neue Flächen zu roden.
Noch größere Dimensionen der Zerstörung verursacht die Brandrodung
durch Großgrundbesitzer. Riesige Flächen Regenwald werden abgebrannt, um dor t Plantagen und Viehweiden entstehen zu lassen. Auf den
Die edlen Tropenhölzer sind für
den Export in die reichen
Industriestaaten bestimmt. Ein
gefällter Baum ist der Beginn
eines zerstörerischen Kreislaufes.
Plantagen wachsen vor allem Nahrungs- und Genussmittel wie Kaffee, Kakao, Tabak,
tropische Früchte und Ölpalmen für den Expor t. Um nur ein Rind zu ernähren,
müssen 600 Bäume gefällt werden. Und das Fleisch wird auch wieder in die
Industrieländer expor tier t. In den letzten Jahren ist der Verbrauch von Soja in
Europa enorm gestiegen. Aufgrund der Seuche BSE ist das Futtermittel Tiermehl
durch das eiweißreiche Soja ersetzt worden.
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SACH
I N F O R MATION
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Shrimpsindustrie: Das Sammeln von Muscheln und Krebsen in Mangrovenwäldern
ist für die Frauen oftmals die wichtigste Einnahmequelle. Die größte Gefahr
für die Mangroven ist die industrielle Shrimpszucht („Aquakultur“). Die
ZUSAMMENFASSUNG: Die Zerstörung des Regenwalds führ t
zum Aussterben von zahlreichen Tier- und Pflanzenar ten. Da eine Ar t auf
eine andere Ar t angewiesen ist, führ t das zu einer fatalen Kettenreaktion. Die
Zerstörung des Regenwalds hat auch weltweite Folgen: Durch die Brandrodung
wird Kohlendioxid freigesetzt, das den Treibhauseffekt verstärkt und zur
Klimaveränderung beiträgt. Anhand einiger Beispiele soll verdeutlicht werden, dass
die Industrienationen Mitverantwor tung für die Zerstörung des Regenwaldes haben.
Zuchtbecken werden nur wenige Jahre in Betrieb gehalten, weil sie mit den
Rückständen der Massentierhaltung und Pestiziden verseucht sind. Dann müssen neue
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Becken angelegt werden, ein neues Stück Mangrovenwald wird abgeholzt.
Der Abbau von Rohstoffen ist eine weitere Gefahr für den Regenwald. Der Boden
ist reich an Rohstoffen, wie zum Beispiel Eisenerz, Bauxit (zur Aluminium-Herstellung),
Für den Abtransport der Bäume
werden Straßen gebaut. Das hat
viele negative Folgen.
Erdöl, Smaragden, Gold und Diamanten. Ölförderung hat verheerende Folgen. Selbst
bei Probebohrungen hinterlassen die Ölfirmen Öl-Seen, tote Bäche und abgestorbene
Bäume. Zum Abbau der Rohstoffe werden riesige Flächen abgeholzt und Gruben
gegraben. Das zur Goldgewinnung benötigte Quecksilber verseucht die Flüsse, der
beim Abbau von Bauxit entstehende Rotschlamm verstopft mit seinen feinen Par tikeln
die Poren der im und am Wasser lebenden Pflanzen und Tiere.
Bau von Staudämmen: Die Herstellung von Aluminium erforder t enorme Mengen
an Energie. Zur Stromerzeugung werden Staudämme gebaut, die Umgebung
großflächig unter Wasser gesetzt. Wälder gehen unter, Tiere er trinken und hunder ttausende Menschen müssen umgesiedelt werden.
Umsiedelungen: Die ansässige Bevölkerung wird oft weit
weg von ihrer ursprünglichen, ver trauten Heimat in
neuen Reißbrett-Siedlungen – für die wiederum
viel Wald gerodet werden musste – angesiedelt.
Die Böden in den neuen Gebieten sind oft für
die Landwir t-schaft nicht nutzbar. So werden die
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Menschen plötzlich abhängig von der Arbeit,
welche die ansässige Industrie ihnen bietet: Sie
verlieren nicht nur ihre Heimat, sondern auch
ihre Eigenständigkeit. Sie gleiten ab in Armut und
sind in ihrer Existenz bedroht.
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U MS ET ZU NG
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Volksschulkinder können nicht wirklich selbst etwas gegen die Ausbeutung des
Regenwaldes unternehmen. Aber sie können aufmerksam gemacht werden, welche
Auswirkungen Abholzungen und Brandrodungen auf die Menschen im Regenwald,
den Regenwald selbst und letztendlich auf die gesamte Welt haben.
LERNZIELE:
■ Erkennen der Auswirkungen der Ausbeutung des Regenwaldes.
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■ Szenisches Darstellen der Zerstörung des Regenwaldes mit Hilfe von Bausteinen
und Spielzeugautos.
■ Bewältigen eines „Regenwald-Parcours“ im Turnunterricht.
ZERSTÖRUNG
ORT: Klassenzimmer.
Für den Export von Tropenhölzern
werden Regenwälder großflächig
gerodet. Die Verwendung heimischer
Hölzer wäre eine Alternative zu
Tropenhölzern.
ZEITAUFWAND: zwei Unterrichtsstunden.
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MATERIALIEN: Legosteine oder Holzbausteine, Spielzeugautos (Lastwägen,
Bagger usw.), kleine Häuser, Spielfiguren, Arbeitsblatt 1.
KOSTEN: keine.
UMSETZUNG: Zunächst sammeln die SchülerInnen Begriffe von Produkten,
die aus dem Regenwald kommen. Die Lehrperson schreibt die Wör ter an der Tafel
mit, wobei ein Tafelbild ähnlich dem Arbeitsblatt entstehen soll.
Nun überlegen die Kinder, welche Auswirkungen es hat, wenn der Bedarf an
In der amerikanischen und
europäischen Massentierhaltung
wird Soja als Futtermittel
verwendet. Für den Anbau
werden Regenwälder gerodet.
Produkten aus dem Regenwald immer mehr steigt und unter welchen Bedingungen
die Produkte gewonnen werden (siehe Sachinformation). Parallel dazu wird das
Tafelbild ergänzt.
Anschließend wird die Klasse in Kleingruppen geteilt. Jede Gruppe
baut mit Hilfe von Bausteinen einen intakten Regenwald mit vielen
Bäumen und einer kleinen Siedlung eines Volkes nach.
Das folgende Szenario wird mit den Bausteinen und Spielzeugautos nachgespielt: Ein
Baustein in der Mitte des Regenwaldes wird markier t. Dieser Baustein stellt einen
Orangenpflücker müssen im Akkord
arbeiten und erhalten nur etwa ein
Viertel des Preises, um den 1 Liter
Orangensaft verkauft wird, als
Lohn.
besonders schönen Tropenbaum dar, der gefällt werden soll. Damit die Arbeiter mit
ihren Werkzeugen zu dem Baum vordringen können, müssen viele andere Bäume
gefällt werden und Straßen für die schweren Fahrzeuge gebaut werden. Beim Fällen
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DI DAK TIS C HE
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INFO SERVICE:
Informationen über Tropenhölzer
finden Sie im Ordner Klima,
Kapitel Holz.
des Baumes werden wieder viele andere Bäume umgerissen. Andere Völker lassen sich
entlang der Straßen nieder und nutzen den gerodeten Boden zum Anbau. Das
Ausmaß der Zerstörung wird für die SchülerInnen besonders gut sichtbar, wenn eine
Gruppe ihren ursprünglich aufgebauten Regenwald nicht zerstör t.
Das Arbeitsblatt dient als Merkblatt, das in der Sachunterrichtsmappe
aufgehoben oder ins Sachunterrichtsheft eingeklebt werden kann.
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REGENWALD-PARCOURS
ORT: Turnsaal.
ZEITAUFWAND: mindestens zwei Schulstunden.
MATERIALIEN: diverse Turnsaalgeräte, Tischtennisbälle oder Tennisbälle (farbDurch Rodungen wird die nur
wenig fruchtbare Erde den
Witterungseinflüssen ungeschützt
ausgesetzt.
lich markier t, pro Station eine Farbe), Säcke, Arbeitsblatt 2.
KOSTEN: keine.
UMSETZUNG: Im Turnsaal wird ein Hindernisparcours zum Thema
„Regenwald“ aufgebaut. Da das Her- und Wegräumen der Geräte viel Zeit in
Anspruch nimmt, ist es sinnvoll, mindestens zwei Stunden im Turnsaal zu verbringen
und den Aufbau auch einer anderen Klasse zur Verfügung zu stellen.
Im Unterricht können den Kindern
die Auswirkungen der Zerstörung
des Regenwaldes bewusst gemacht
werden.
Nach dem Aufbau der Geräte werden die einzelnen Stationen erklär t. An einer geeigneten Stelle im Turnsaal werden die Turnsäcke der Kinder aufgehängt. Die Kinder
bewegen sich frei von einer Station zur nächsten. Bei jeder Station können
Tischtennisbälle gesammelt werden. Die gesammelten Bälle werden in den Turnsäcken
aufbewahr t. Am Ende der Stunde sollte jedes Kind einen Ball jeder Farbe haben.
Auf dem Arbeitsblatt finden Sie einige Vorschläge für einen Regenwald-Parcours.
Weiterführender Tipp: Fotografieren Sie einzelne Kinder beim Bewältigen der
Stationen. Diese Fotos können für
den Zeichenunterricht verwendet werden. Stellt ein
Foto z. B. die Station
„Tarzanschwung“ dar, zeichnet das Kind eine Stelle im
Regenwald, an der viele
Lianen wachsen. Foto und Bild
werden anschließend nebeneinander aufgehängt.
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A R B EIT S B LAT T
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PRODUKTE AUS DEM REGENWALD
Orangen
Kakao
Gold
Tropenhölzer
Erdöl
verschiedene Bodenschätze
Kaffee
Soja
Palmöl
AUSWIRKUNGEN FÜR DEN REGENWALD UND
DIE MENSCHEN IM REGENWALD
Rodung
Kinderarbeit
Straßenbau
Absiedelung von Völkern
Verlust von Pflanzenarten
Brandrodung
Verlust von Tierarten
Umweltverschmutzung
Ausbeutung der Arbeiter
Boden wird ausgelaugt
Regenwaldfläche wird kleiner
AUSWIRKUNGEN FÜR DIE RESTLICHE WELT
Klimaveränderungen
Verlust von Pflanzenarten
Störung des Wasserkreislaufes
Verlust von Tierarten
alte Kulturen sterben aus
Verlust von Heilpflanzen, die für Medizin genützt werden können
Wusstest du, dass durch die
Zerstörung der Regenwälder
täglich bis zu 120 Tier- und
Pflanzenarten aussterben?
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REGENWALD-PARCOURS
Name der
Station
Benötigte Geräte
Übung
Tarzanschwung
Taue, Matten (ca. 50 cm hinter den
Tauen), Langbänke (ca. 50 cm vor
den Tauen), Medizinbälle (auf den
Matten), Tischtennisbälle in
Reichweite
Kind steht auf Langbank,
schwingt sich mit dem Seil
über den Medizinball auf
die Matten. Wenn der
Medizinball nicht berühr t
wurde, gibt es einen Ball.
Obstpflücker
Gitterleitern, ein Sack mit den
Tischtennisbällen ist an der
Gitterleiter befestigt, Matten
Kind kletter t auf
Gitterleiter, „pflückt“ aus
dem Sack einen Ball,
kletter t abwär ts.
Hängebrücke
Ringe (ca. 50 cm über dem Boden),
2 Kinderleitern (von beiden Seiten
in die Ringe eingehängt), Matten,
Sack mit Tischtennisbällen an den
Seilen der Ringe befestigt
Kind geht über die erste
Gitterleiter, nimmt einen
Ball aus dem Sack, über
zweite Gitterleiter
abwär ts.
Kletterwand
Weichboden (mit zwei Seilen an
die Sprossenwand gebunden),
langes Seil am oberen Ende der
Sprossenwand befestigt, Sack mit
Bällen an der Sprossenwand
befestigt, Langbank (neben dem
Weichboden in die Sprossenwand
eingehängt), Matten
Kind kletter t mit Hilfe des
Seils den Weichboden
hinauf, nimmt einen Ball
aus dem Sack, kletter t auf
der Sprossenwand zur
Langbank, rutscht hinunter.
Mutsprung
hoher Kasten, Matten,
Tischtennisbälle in einem Sack am
Kasten in mittlerer Höhe befestigt
Kind kletter t auf den
Kasten, legt sich auf den
Bauch, nimmt einen Ball
aus dem Sack, steht auf,
springt auf die Matte.
Wackelsteg
Langbänke (liegen mit der
Schmalseite nach oben auf
Holzstäben), Sack mit Bällen in der
Mitte der Bank, je eine Matte an
den Enden, damit die Stäbe nicht
davonrollen können
Kind balancier t über die
Bank, bückt sich, um Ball
aus dem Sack zu nehmen.
Urwaldpfad
Rollbretter oder Pedalos, langes Seil
(entlang einer Bodenmarkierung in
ca. 1 m Höhe von Wand zu Wand
gespannt), Sack mit Bällen in der
Mitte des Seils befestigt
Kind steht auf dem
Rollbrett und zieht sich
der Markierung entlang zu
der anderen Wand, auf
dem Rückweg nimmt es
einen Ball aus dem Sack.
Bergbesteigung
Reck (in ca. 50 cm Höhe), 2
Langbänke (zu beiden Seiten des
Recks eingehängt), Sack mit Bällen
an der Reckstange befestigt
Kind geht über die erste
Bank, nimmt einen Ball aus
dem Sack, geht
(ev. rückwär ts) die zweite
Bank hinunter.
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