Unterrichtsentwurf Globalisierung Eine erste Einführung für eine

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Unterrichtsentwurf Globalisierung Eine erste Einführung für eine
UNIVERSITÄT SIEGEN
Seminar zur Fachdidaktik
Sommersemester 2005
Unterrichtsentwurf
Globalisierung
Eine erste Einführung für eine
Klasse 8
Miriam Hillemann
[email protected]
1
Inhaltsverzeichnis
Einleitung _________________________________________________________________ 4
Unterrichtziele_________________________________________________________________ 4
Sachanalyse _______________________________________________________________ 6
Bedingungen und Folgen der Globalisierung ________________________________________ 6
Globalisierung und Nachhaltigkeit ________________________________________________ 7
Globalisierung und multinationale Unternehmen ____________________________________ 8
Didaktisch-methodische Anmerkung ___________________________________________ 9
Warum behandeln wir das Thema „Globalisierung“ in der Schule? ____________________ 9
Anhang1
Miles and more Reisetagebuch einer Jeans _____________________________________ 18
Anhang 2
Wie funktioniert die globalisierte Wirtschaft? ___________________________________ 19
Welche Rolle spielen Global Player in der globalisierten Wirtschaft? __________________ 19
Global Player auf dem Vormarsch? ______________________________________________ 20
Haben Konzerne zu viel Macht? _________________________________________________ 20
„Was kostet ein Schuh?“ ____________________________________________________ 22
Anhang 3
Globale Außen- und Sicherheitspolitik _________________________________________ 23
Bildungspolitik vor neuen Aufgaben___________________________________________ 24
Anhang 4
Deutschland im Klimawandel ________________________________________________ 25
Globale Erwärmung von Menschen verursacht_____________________________________ 25
Folgen der Klimaerwärmung____________________________________________________ 25
Treibhauseffekt _______________________________________________________________ 26
Das Kyoto-Protokoll ________________________________________________________ 26
Bananen, O-Saft, Schokolade machen die Regenwälder zur Plantage ________________ 27
Der Regenwald verschwindet____________________________________________________ 27
Kinder schaffen für unseren Luxus_______________________________________________ 27
Wen macht die Banane krumm? _________________________________________________ 28
2
Anhang 5
Weltkultur – Multikultur – Leitkultur __________________________________________ 29
Die Multikulturalität ist eine nicht mehr rückgängig zu machende Realität. ___________ 29
Globale Küche – Toast Hawaii zur Crossover-Küche _____________________________ 30
Total global: Sind wir auf dem Weg zu einer einheitlichen Weltkultur? ______________ 31
Anhang 6
WTO – World Trade Organisation ____________________________________________ 32
Rechtliche Aspekte ____________________________________________________________ 32
Prinzipien____________________________________________________________________ 32
Regelungen und Beschränkungen des Außenhandels müssen veröffentlicht werden.____ 33
Anhang 7
Attac ____________________________________________________________________ 34
55000 Mitglieder in etwa 30 Ländern flogen dem Leitspruch: „Entwaffnet die Märkte!“ 34
Attac-Erklärung ______________________________________________________________ 34
Anhang 8
Gewinner und Verlierer der Globalisierung _____________________________________ 35
Wirtschaftliche Entwicklung durch Produktion für den Weltmarkt____________________ 35
Warum fallen die ärmsten Entwicklungsländer in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung
zurück?______________________________________________________________________ 35
Wirtschaftlicher Aufschwung durch Liberalisierung?_____________________________ 36
Warum kommt die Liberalisierung nur langsam voran? _____________________________ 36
Fairer Handel – eine Lösung ?___________________________________________________ 36
3
Einleitung
Wir entwickeln eine Unterrichtsreihe zum Thema Globalisierung von 7 einzelnen
Unterrichtsstunden für die 8. Klasse einer Gesamtschule.
Da man jede Unterrichtsreihe speziell auf eine Klasse anpassen sollte und es dabei sehr
wichtig ist sich die Klasse und ihr Leistungspotenzial zu betrachten möchte ich dem Leser
bitten, diese Reihe noch mal auf seine Klasse zu spezialisieren.
Unterrichtziele
In den Rahmenvorgaben „Politische Bildung in der Sekundarstufe I“ kommt das Thema
„Globalisierung“ im Problemfeld 3 „Chancen und Probleme der Internationalisierung und
Globalisierung“ zum Ausdruck. Aus diesem Problemfeld sollen in der Sekundarstufe I
Themen wie „Ursachen und Folgen von Migration sowie Möglichkeiten und Schwierigkeiten
interkulturellen Zusammenlebens“, „Europäisierungsprozesse in Wirtschaft, Politik und
Gesellschaft“, „Entwicklungsländer und Entwicklungspolitik“ und „Ökonomische, politische
und kulturelle Folgen von Globalisierungsprozessen“ behandelt werden.
Ziel unsrer Unterrichtsreihe ist es, den Schülern grundlegende Fachkenntnisse über das
Thema der Globalisierung zu vermitteln. Hierbei werden sie zunächst langsam an den Begriff
der Globalisierung herangeführt, den sie später gemeinsam genauer definieren sollen.
Anschließend sollen sie die internationalen Wirtschaftszusammenhänge, anhand einer
Jeanshose erkennen. Im weiteren Verlauf sollen sie Gründe für das Globalisieren eines
Unternehmens erarbeiten, dabei sollen Faktoren wie die Standortbedingungen eines
Unternehmens, billigere Arbeitskräfte im Ausland, billigere Ressourcen im Ausland usw.
berücksichtigt werden.
Darüber hinaus sind die vier Dimensionen Ökonomie, Politik, Kultur und Ökologie im
Bereich der Globalisierung ein weiterer, wichtiger Bestandteil der Unterrichtsreihe. Wichtig
ist, dass die Kinder hierbei anhand von Beispielen die einzelnen Dimension erschließen und
verinnerlichen.
Zwei weitere Punkte bilden die Organisationen WTO und Attac. Diese sollen die Kinder
beschreiben können. Das heißt die Aufgaben, Interessen und Tätigkeiten dieser
Organisationen sind von den Kindern anhand von Texten zu erarbeiten.
Der letzte Teil der Unterrichtsreihe zielt auf die Verlierer und die Gewinner der
Globalisierung, wobei die Kinder hier Pro und Contra Globalisierung kennen lernen sollen.
Hierbei soll vor allen Dingen die Beurteilungsfähigkeit der Schüler trainiert werden. Das
heißt, die Schüler sollen sich eine eigene Meinung bilden und anhand der Globalisierung ihre
Beurteilungskompetenzen erweitern. Besonders wichtig erscheint hier die eignständig
entwickelte Stellungnahme der Schüler, die möglichst ohne jegliche äußeren Einflüsse
erfolgen soll.
Durch die intensive Zusammenarbeit der Schüler während der Unterrichtsreihe und das
gegenseitige Zuhören, Diskutieren und Erstellen von Plakaten sollen Gruppenarbeit bzw.
Teamwork geschult und trainiert werden.
Besonders das Diskutieren und Erstellen von Plakaten soll darüber hinaus ein weiterer
Zugewinn von Handlungskompetenz sein.
Die Diskussionsanregungen sollen Schülerinnen und Schüler ermuntern, verschiedene
Handlungsoptionen im Gespräch zu entwickeln. Kreativität und Fantasie sollen dabei
unterstützt werden. Bei der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Facetten einer
nachhaltigen Entwicklung wird, wo möglich, die globale Perspektive einbezogen. Dabei ist
beabsichtigt, Neugier und Offenheit gegenüber anderen Kulturen und Interessenlagen anderer
Länder zu wecken .Geübt werden kann darüber hinaus, die eigene Meinung zu formulieren
und argumentativ zu belegen.
4
Es wird besonders darauf geachtet, dass die Schülerinnen und Schüler lernen, komplexe
Zusammenhänge sachgemäß zu präsentieren, mit anderen zu diskutieren und dabei sowohl
den eigenen Standpunkt als auch den Standpunkt der anderen zu reflektieren.
Anhand des Beispiels „Das Reisetagebuch einer Jeanshose“ werden grundlegende
fachmethodische Fähigkeiten erlernt und geübt.
Insbesondere die Fähigkeit der Modellbildung wird dabei explizit trainiert und geschult.
5
Sachanalyse
„Seit den 80er Jahren wurde ‚Globalisierung‘ zu einem Kernbegriff der wissenschaftlichen
und politischen Diskussion, der einschneidende Veränderungen in der Welt reflektiert.
Globalisierung beschreibt keinen Endzustand, sondern einen Prozess, in dessen Verlauf der
Umfang und die Intensität nationaler Grenzen überschreitender Verkehrs-, Kommunikationsund Austauschbeziehungen rasch zunimmt. Die trennende Bedeutung nationalstaatlicher
Grenzen wird unterspült: Die Wirkungen grenzüberschreitender ökonomischer, sozialer und
politischer Aktivitäten für nationale Gesellschaften verstärken sich, viele Probleme laufen
quer zu den territorialen Grenzen, immer mehr Ereignisse werden weltweit gleichzeitig
wahrgenommen und wirken sich mit zunehmend kürzeren Verzögerungen an
unterschiedlichsten Orten der Welt aus. Damit verändern sich auch die Anforderungen an die
Wirtschaft und das Verständnis von Politik….“1
Zahlreiche Veröffentlichungen beschäftigen sich mit der Globalisierung. Dabei lässt sich
schnell erkennen dass im Zusammenhang mit diesem Thema große Hoffnungen aber auch
große Ängste stehen.
Manche profitieren davon mehr als andere und nicht für alle bringt die Globalisierung
Vorteile mit sich.
„Globalisierung ist heute ein viel diskutierter Begriff, mit dem große Hoffnungen, aber auch
Ängste und Verunsicherungen verbunden werden. Das Thema wir in der öffentlichen
Diskussion mit sehr unterschiedlichen Deutungen in Zusammenhang gebracht, wie z.B.
•
•
•
•
•
•
•
globale Umverteilung von Reichtum, Macht, Handlungsfreiheit …,
weltweit vernetzte Zusammenhänge im ökonomischen, politischen, kulturellen …
Bereich,
weltweite ökonomische Austauschbeziehungen,
weltweiter wirtschaftlicher Strukturwandel,
Amerikanisierung (McDonaldisierung),
sich überlappende Netzwerke der Macht und des Einflusses aus Kulturen, Religionen,
Organisationen, Wirtschaft …
und viele weitere Wahrnehmungen.“2
Durch Handelsabkommen wurden Barrieren zwischen Ländern abgebaut und die Märkte
geöffnet. Das alles begünstigt die Internationalisierung der Produktion und fördert die
Globalisierung. Doch manchmal könnte oder besser sollte man sich fragen wo das alles hin
führt. Richtig gelenkt könnte Globalisierung zu mehr Arbeit, Wohlstand und Freiheit führen,
wenn da nicht auch jene Prozesse wären die wir als negativ empfinden. Die Arbeitslosigkeit
unter den weniger qualifizierten Arbeitern steigt, die Ungleichheit der Einkommensverteilung
wird auch nicht kleiner (eher im Gegenteil) und von jedem einzelnen wird zunehmend mehr
Mobilität gefordert. „Dazu steigt auch der Druck auf die nationalen Politik- und
Wirtschaftsgefüge der Länder sich anzupassen“3
Bedingungen und Folgen der Globalisierung
Industrialisierung gilt als Vorraussetzung für Globalisierung. Erst die wachsende Mobilität
durch Entwicklung der Autos und später der Flugzeuge, sowie die schnelle Verständigung
über große Stecken (durch Telefon (Fernseher) und später auch das Internet) ermöglichten das
1
(Stiftung Entwicklung und Frieden 1999, S. 50; Zitat nach Kurs 21: Schulen unternehmen Zukunft;
www.kurs21.de/sites/download/index.php; entnommen am 26.07.05)
2
Kurs 21 Schulen unternehmen Zukunft, S.6 www.kurs-21.de/sites/download/index.php; entnommen am
26.07.05
3
vgl. Kurs 21, Schulen unternehmen Zukunft, S. 7
6
neue Verständnis von Raum und Zeit in dem Entfernungen immer kleiner zu werden
schienen. Die Welt schrumpft sozusagen! Heute wird weltumspannend und nicht nur regional
gehandelt. Die Globalisierung hat wie fast alles Vor- und Nachteile. Die Beschleunigung des
Strukturwandels, die weltweite Kommunikations- und Informationsmöglichkeit und das
globale Warenangebot können durchaus zu den Vorteilen gerechnet werden, denen jedoch
auch Fragezeichen und Nachteile gegenüberstehen. Kritiker befürchten vor allem den Anstieg
der Arbeitslosigkeit in den Industrieländern, die Verschärfung der sozialen Ungerechtigkeit
und ökologisch unverträgliche Folgen der Globalisierung. Wie bereits erwähnt; nicht alle
Menschen profitieren von der Globalisierung. Zu den Gewinnern gehören sicher die
multinationalen Unternehmen oder auch „global players“ die ihre Standorte einfach dahin
verlegen können wo es für sie am profitabelsten ist und wo ihnen am wenigsten Auflagen im
Weg stehen. Zu den „Opfern“ gehören unter anderem weniger gut qualifizierte Arbeiter und
sicher auch unsere Umwelt
„Der heutigen ökonomischen Globalisierung fehlen, so ihre Gegner, ethische „Leitplanken“
und der politische Rahmen.“4
Globalisierung und Nachhaltigkeit
„Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart
befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht
befriedigen können“5 Durch diesen Bericht der Weltkommission für Umwelt und
Entwicklung erhielt der Begriff der nachhaltigen Entwicklung neuen Aufschwung. Seitdem
prägt er die internationale und nationale Umwelt- und Entwicklungspolitik.
„Als nachhaltig zu bezeichnen wären folgende Entwicklungen:
•
•
•
•
im Bereich der Produktion – eine ökoeffiziente, auf erneuerbaren Ressourcen basierte
Wirtschaft,
im Bereich der Infrastrukturen (Energie, Wasser, Verkehr) – Ressourcenschonende
Technologien sowie Partizipation (z. B. Auswahl der Energieträger durch
Verbraucher),
im Bereich Konsum – nachhaltige Lebensstile und deren Ermöglichung,
im Bereich Politik – Verantwortung für Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen auf
allen Ebenen des politischen Handelns.“6
Globalisierung wäre also nachhaltig, wenn Handelsbeziehungen, Kapital- und
Personalverkehr zu zukunftsfähigen Strukturen i allen Teilen des wirtschaftlichen, politischen
und sozialen Lebens führen würden. Aktuell sieht es eher danach aus als ob die
Globalisierung die Erreichung einer nachhaltigen Entwicklung eher behindert als fördert. Die
Strukturen der Wirtschaft in den Industriestaaten sind nicht zukunftsfähig. Unsere
Produktionsmuster auf die Entwicklungsländer zu übertragen würde zu fatalen Folgen für die
Umwelt und die sozialen Gefüge führen. Das im Zeitalter der Globalisierung erreichte
Wirtschaftswachstum wird von steigendem Flächenverbrauch, erhöhtem Rohstoff- und
Energieverbrauch sowie ansteigenden Treibhausemissionen begleitet. Da der
Standortwettbewerb in einer fast „grenzenlosen Welt“ die einzelnen Länder daran hindert, den
Unternehmen Auflagen zum Schutz der Umwelt „aufzuzwingen“, führt die fortschreitende
Globalisierung zu Verschärfung der Umweltprobleme. Und solange sich nicht alle Staaten
zusammentun um Maßnahmen zu ergreifen wird sich an den Umweltproblemen in naher
Zukunft nicht viel verändert.
4
Kurs 21 Schulen unternehmen Zukunft, S. 8
V. Hauff, 1987, S. 46
6
Kurs 21 Schulen unternehmen Zukunft, S. 9
5
7
Globalisierung und multinationale Unternehmen
„Seit Beginn der 90er Jahre lässt sich ein Trend von immer größeren Zusammenschlüssen von
multinationalen Unternehmen beobachten. Diese Entwicklung findet überwiegend in den
Industrieländern statt, und sie erfasst inzwischen fast alle Branchen. Die multinationalen
Unternehmen („Multis“, „global players“) verfügen über ein größeres wirtschaftliches
Potential als manche nationalen Volkswirtschaften.[…] Im Zeitalter der Globalisierung
werden die Grenzen durchlässiger für Geschäftskontakte und Kulturaktivitäten (z. B.
Tourismus): Unternehmen werden internationaler und sind an verschiedenen Standorten
vertreten. Die internationale Arbeitsteilung nimmt zu: Die Produkte verlieren ihre
Nationalität. Statt „Made in Germany“ heißt es z. B. „Made by Mercedes“. Für einen
Autohersteller, der die Aufhängung seiner Autos aus Südamerika, die Motoren aus Amerika,
die Elektronik aus Japan und die Bereifung aus Polen bezieht, ist es ohne Bedeutung, wo eine
neue Fabrik für den europäischen Markt entsteht. Er wird letztlich denjenigen Standort
suchen, der für ihn den größten Profit verspricht. Um dieses Ziel zu erreichen, wird er die
Standortbedingungen vergleichen. Diese werden dabei nicht nur durch die Lohn- und
Lohnnebenkosten, die Kosten für das übrige Sozialpaket, die Arbeitsstunden pro Tag/Woche,
die Urlaubstage und den Krankenstand seiner zukünftigen Arbeiter und Angestellten
bestimmt, sondern auch durch die Anzahl und Höhe der verschiedenen Steuern, die
vorhandene Infrastruktur, die Effizienz der Verwaltung, notwendige Genehmigungsverfahren
und alles andere, was die Produktivität einer Investition beeinflusst.“7
Der Beitrag den die „Multis“ zur Beschäftigung, zum Ausgleich sozialer Differenzen, zur
Verbesserung von Industrie- und Agrarstrukturen bleibt insgesamt umstritten.
Die internationalen Aktivitäten der Multis sind schwer zu regeln: „Mehrere
Nichtregierungsorganisationen sind davon überzeugt, dass zur Kontrolle der internationalen
Aktivitäten ein nach Recht und Gesetz verbindliches Rahmenwerk notwendig ist, um den
Beitrag der Unternehmen zur nachhaltigen Entwicklung sicherzustellen. Noch gibt es solche
verbindlichen Regeln nicht. Eine weit akzeptierte Norm sind die OECD Leitsätze für
multinationale Untenehmen8. Es sind Empfehlungen von Regierungen für ihre
multinationalen Konzerne. Sie enthalten Grundsätze und Maßstäbe für gute Praktiken im
Einklang it dem geltenden Recht. Die Beachtung der Leitsätze durch die Unternehmen beruht
auf dem Prinzip der Freiwilligkeit. Man kann also nur hoffen, dass die Unternehmen nicht nur
den Profit, sondern auch die globale Zukunft im Auge haben. „Die Globalisierungsprozesse
beeinflussen Unternehmen je nach Standort, Grad der internationalen Verflechtungen und
Position des Unternehmens auf dem Markt. Während die großen „Global Player“ weltweite
Allianzen eingehen, um Absatzmärkte und kostengünstige Produktionsstandorte zu gewinnen,
kämpfen kleinere, eher national agierende Unternehmen um die Erhaltung ihrer Marktposition
und der Arbeitsplätze.“9
7
http://oekonomie.ph-gmuend.de/globalisierung/glob_wesen.htm, entnommen am 26.07. 05
s. dazu: Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung; www.oecd.org
9
http://oekonomie.ph-gmuend.de/globalisierung/glob_folgen.htm
8
8
Didaktisch-methodische Anmerkung
Warum behandeln wir das Thema „Globalisierung“ in der Schule?
Der Begriff Globalisierung bezeichnet das stärkere Zusammenwachsten von
Volkswirtschaften. Welche Konsequenzen dieser Prozess für den einzelnen Menschen hat,
wird sehr unterschiedlich bewertet. Befürworter sehen in der Globalisierung als ein
Instrument, um die Armut in der Welt und Umweltprobleme zu beseitigen und um die
Demokratisierung autoritärer Systeme voranzutreiben.
Für die Gegner ist sie ein Mittel der Bereicherung des Finanzsektors und tansnational
agierender Unternehmen zu Lasten der Mehrheit der Bevölkerung. Zugleich beklagen sie die
Machtlosigkeit nationalstaatlicher Politik.
Andere halten den Prozess für steuerbar und fordern allenfalls einen regulatorischen Rahmen,
damit die Entwicklung zur Sicherung von Wohlstand und Demokratie für alle genutzt werden
kann.
Unabhängig von dieser kontroversen Debatte ist jeder Einzelne bereits heute mit den
Konsequenzen dieses Prozesses konfrontiert. Somit ist es auch für die Schulen sinnvoll,
dieses Thema in den Lehrplan aufzunehmen und mit inhaltlichen Reduzierungen ist es auch
für Schüler der achten Klasse ein interessantes Thema.
In der Rahmenvorgabe für die ökonomische Bildung in der Sekundarstufe 1 (2004) ist
Globalisierung im Problemfeld 8 „Soziale Marktwirtschaft – Herausforderungen durch
Internationalisierung und Globalisierung“ zu finden. In unserer Unterrichtsreihe werden wir
auf die folgenden Inhalts- und Problemaspekte eingehen:
1. Wirtschaftspolitische Ziele
2. Träger der nationalen Wirtschaftspolitik
3. Der Prozess der Globalisierung, Chancen und Risiken.
Anhand des Beispiels „Das Reisetagebuch einer Jeanshose“ stellt ein Modell der
internationalen Wirtschaftsverflechtungen dar. Die Arbeit mit Modellen ist eine zentrale
Methode der Ökonomie. Die Komplexität wirtschaftlicher Prozesse wird durch die
Konstruktion von Modellen reduziert um wesentliche Zusammenhänge zu erkennen. Anhand
solcher Modelle lassen sich Sachkompetenzen und gleichzeitig Methoden- und
Urteilskompetenz vermitteln. Methodische Kompetenzen zur Modelbildung können bei der
Reflexion über die Konstruktion der Modelle, ihre Voraussetzungen, ihre Realitätsgehalt und
ihre Erkenntniswert erworben werden.
9
Datum:
Klasse: 8
Thema: Einführung in die Globalisierung
Stundenziel: Schüler sollen den „Umfang“ von Globalisierung kennen lernen
1.Stunde
Fach: Sozialwissenschaft/ Politik
Phase/ Zeit
Einführung
10 Minuten
Schülerhandlung
Die Schüler sollen alle
nach vorne kommen und
sich die Gegenstände, die
auf dem Lehrerpult liegen
anschauen.
Methode
Schüleraktion
Medien
Gegenstände aus aller Welt
Schüler nennen die
verschiedensten Länder,
aus denen die Gegenstände
stammen.
Unterrichtsgespräch
Tafel
Schüler nennen weitere
Gegenstände und ihre
Herkunftsländer.
Unterrichtsgespräch
Tafel
Problematisierung
10 Minuten
Weiterführung
5 Minuten
Lehrerhandlung
Gegenstände aus aller Welt
auf dem Lehrerpult
ausbreiten (Spagetti,
Colaflasche, Mc. Donald
Becher, Bananen, Jeans,
Chinastäbchen,
Pizzaverpackung,
Basketball, Ikeatüte,
Nachos).
Frage an die Schüler:
Was fällt euch auf?
Haben diese Gegenstände
etwas gemeinsam?
Woher stammen sie?
Der Lehrer schreibt die
Antworten der Schüler an
die Tafel.
Frage an die Schüler:
Fallen euch noch weitere
Gegenstände ein, die man
hier in Deutschland
benutzt, die aber aus
anderen Ländern kommen?
Der Lehrer hält diese
Gegenstände und die
Länder an der Tafel fest.
10
Phase/ Zeit
Weiterführung
3 Minuten
Festigung
5 Minuten
Schülerpräsentation
5 Minuten
Festigung
7 Minuten
Lehrerhandlung
Lehrer stellt den Schülern
die Aufgabe, einen
übergeordneten Begriff für
das alles zu finden. (global
→ Globalisierung)
Lehrer gibt den Schülern
die Aufgabe, eine erste
eigene Hypothese zum
Begriff Globalisierung zu
bilden.
Lehrer hält die Ergebnisse
in Stichworten an der Tafel
fest.
Lehrer bildet mit den
Schülern eine gemeinsame
Definition an der Tafel.
Schülerhandlung
Schüler nennen
übergeordnete Begriffe
Methode
Unterrichtsgespräch
Medien
-------------
Schüler bilden eine erste
Hypothese.
Partnerarbeit
Schulheft
3- 5 Schüler präsentieren
ihre Hypothese.
Schülervortrag
Tafel
Schüler nennen ihre
Vorschläge.
Sie schreiben die fertige
Definition ab.
Unterrichtsgespräch
Tafel
Schulheft
11
Datum:
Klasse: 8
Thema: Das Reisetagebuch einer Jeans
Stundenziel: Schüler sollen erkennen wie die globale Arbeitsteilung funktioniert.
2.Stunde
Fach: Sozialwissenschaften
Phase/ Zeit
Einführung
10 Minuten
Schülerhandlung
Schüler lesen den Text
selbstständig.
Methode
Einzelarbeit/ Stillarbeit
Medien
Arbeitsblatt
Schüler setzten sich in
Gruppen und bearbeiten
ihre Aufgabe.
Gruppenarbeit
DIN A 3 Papierbögen
Arbeitsblatt aus der
Einführungsphase
Schüler präsentieren ihre
Plakate.
Schülervortrag
Plakat
Schüler notieren sich die
Hausaufgaben.
Lehrervortrag
Schulheft/
Hausaufgabenheft
Weiterführung
20 Minuten
Schülerpräsentation
12 Minuten
Hausaufgabe
3 Minuten
Lehrerhandlung
Die Schüler bekommen
vom Lehrer einen Text.
„Das Reisetagebuch einer
Jeans.“ (Anhang 1)
Lehrer lässt, sich die
Schüler in 5er Gruppen
aufteilen und gibt ihnen die
Aufgabe, die Reise
zeichnerisch darzustellen.
Der Lehrer teilt zu diesem
Zweck DIN A 3
Papierbögen aus.
Lehrer wählt per Zufall
(mit Hilfe eines Würfels)
drei Gruppen aus, die ihre
Plakate vorstellen.
Lehrer stellt den Schülern
die Hausaufgaben.
Frage an die Schüler:
„Warum globalisiert das
Jeansunternehmen H.I.S?“
12
Datum:
Klasse: 8
Thema: Die Dimensionen der Globalisierung
Stundenziel: Schüler sollen die verschiedenen Dimensionen kennen lernen
Phase/ Zeit
Hausaufgabenbesprechung
10 Minuten
Einführung
10 Minuten
Weiterführung
5 Minuten
Vertiefung
20 Minuten
Lehrerhandlung
Lehrer hält die wichtigsten
Punkte an der Tafel fest.
Lehrer legt einige Bilder zu
den unterschiedlichen
Dimensionen der
Globalisierung auf
(ökonomisch, ökologisch,
kulturell, politisch).
Lehrer hält die
Schülerbemerkungen an der
Tafel in Stichworte fest und
sortiert sie dabei gleichzeitig
in 4 Spalten (nach
Dimensionen geordnet) ein.
Lehrer stellt die Aufgabe:
Schüler sollen zu den 4
verschiedenen Spalten
Überschriften finden
(Ökonomie, Ökologie,
Kultur, Politik)
Lehrer teilt die Schüler per
Zufall in 4 Gruppen ein.
Lehrer teilt den Gruppen
Arbeitsblätter zu den
Dimensionen aus.
(Anhang 2-5)
3.Stunde
Fach: Sozialwissenschaften/ Politik
Schülerhandlung
Methode
Schüler
tragen
ihre Unterrichtsgespräch
Hausaufgaben vor.
Schüler sammeln ihre
Unterrichtsgespräch
Eindrücke und Meinungen
zu den Bildern.
Medien
Tafel
Schulheft
OH- Projektor
OH- Folie
Tafel
Schüler schlagen Begriffe Unterrichtsgespräch
vor.
Tafel
Schüler lesen ihre Texte.
Gruppenarbeit
Schüler bearbeiten in ihrer
Gruppe ihre zugeteilte
Dimension und erstellen
zu ihrer Dimension
Plakate.
Arbeitsblätter
Tapetenrolle
13
Datum:
Klasse: 8
Thema: Die Dimensionen der Globalisierung
Stundenziel: Schüler sollen die verschiedenen Dimensionen kennen lernen
Phase/ Zeit
Weiterführung
45 Minuten
4.Stunde
Fach: Sozialwissenschaften/ Politik
Lehrerhandlung
Schülerhandlung
Methode
Schüler sollen ihre
Schüler arbeiten an ihrer Gruppenarbeit
Gruppenarbeit
Gruppenarbeit
weiterführen.
Lehrer leistet den einzelnen
Gruppen Hilfestellung.
Medien
Arbeitsblätter
Tapetenrolle
14
Datum:
Klasse: 8
Thema: Die Dimensionen der Globalisierung
Stundenziel: Schüler sollen die verschiedenen Dimensionen kennen lernen
5.Stunde
Fach: Sozialwissenschaften/ Politik
Phase/ Zeit
Präsentation
40 Minuten
Schülerhandlung
Schüler tragen ihre
Gruppenarbeit vor.
Methode
Schülervortrag
Medien
Tafel
Schülerplakat
Schüler übertragen das
Tafelbild in ihr Schulheft
Einzelarbeit
Tafel
Schulheft
Festigung
5 Minuten
Lehrerhandlung
Schüler sollen ihre
Gruppenarbeit präsentieren
Lehrer hält zwischen den
Präsentationen die
wichtigsten Aspekte an der
Tafel fest.
15
Datum:
Klasse: 8
Thema: WTO und Attac
Stundenziel: Schüler sollen einen Überblick über die WTO und Attac bekommen
6.Stunde
Fach: Sozialwissenschaften/ Politik
Phase/ Zeit
Einführung
10 Minuten
Schülerhandlung
Schüler lesen den Text und
markieren sich wichtige
Textstellen und versuchen
die Leitfragen zu
beantworten.
Methode
Einzelarbeit/ Stillarbeit
Medien
Arbeitsblatt
Schüler tragen ihre
Antworten auf die
Leitfragen vor.
Gelenktes
Unterrichtsgespräch
Tafel
Arbeitsblatt
Schüler lesen den Text und
markieren sich wichtige
Textstellen und versuchen
die Leitfragen zu
beantworten.
Schüler tragen ihre
Antworten auf die
Leitfragen vor.
Einzelarbeit/ Stillarbeit
Arbeitsblatt
Gelenktes
Unterrichtsgespräch
Tafel
Arbeitsblatt
Schüler notieren sich die
Hausaufgaben
Lehrervortrag
Arbeitsblatt
Festigung
10 Minuten
Weiterführung
10 Minuten
10 Festigung
Hausaufgaben
5 Minuten
Lehrerhandlung
Lehrer teilt den Schülern
einen Text über die WTO
aus und gibt ihnen die
Aufgabe ihn anhand der
Leitfragen zu bearbeiten.
(Anhang 6)
Lehrer klärt eventuelle
Fragen und hält die
Ergebnisse der Leitfragen
an der Tafel fest.
Lehrer teilt den Schülern
einen Text über Attac aus
und gibt ihnen die Aufgabe
ihn anhand der Leitfragen
zu bearbeiten. (Anhang 7)
Lehrer klärt eventuelle
Fragen und hält die
Ergebnisse der Leitfragen
an der Tafel fest.
Lehrer teilt einen Text zum
Thema „Gewinner und
Verlierer der
Globalisierung“ aus. Sie
sollen eine Pro- ContraListe erstellen. (Anhang 8)
16
Datum:
Klasse: 8
Thema: Pro- Contra Globalisierung
Stundenziel: Schüler sollen eine eigene Meinung zur Globalisierung entwickeln
7.Stunde
Fach: Sozialwissenschaften/ Politik
Phase/ Zeit
Festigung
25 Minuten
Methode
Diskussion
Medien
-------------
Unterrichtsgespräch
-------------
Fazit
20 Minuten
Lehrerhandlung
Lehrer teilt Schüler in 2
Gruppen auf.
Schülerhandlung
Diskutieren über die Vorund Nachteile der
Globalisierung
Diskussionsmoderator
Lehrer stellt die Frage:
Schüler stellen ihr
„Wie kann man die
Lösungsvörschläge vor.
Globalisierung
verbessern?“ Kann man die
Globalisierung rückgängig
machen?“
17
Anhang1
Miles and more Reisetagebuch einer Jeans
Man nehme aus Italien: ein bis zwei Meter Denimstoff, sechst Nieten und en Lederetikett.
Aus Deutschland: 274 Meter Nähgarn, ein Stofflabel plus Edelstahlknopf. Dazu gebe man
Taschenfutter aus Frankreich und einen Reißverschluss aus Belgien, nähe alles zusammen
und fertig ist es, das Jeansmodell „Sunny“ der Firma H.I.S. – sollte man denken.
Leider ist es nicht ganz so einfach, denn bis „Sunny“ gefaltet im Regal liegt, reist sie drei
Monate lang durch die Welt und legt mehr als zweitausend Kilometer zurück. Ihre Geschichte
beginnt auf einer Baumwollplantage in Amerika, Usbekistan, Griechenland oder Syrien. Von
dort wird die gepflückte Baumwolle in eine italienische Weberei gebracht, zu Denimstoff
verarbeitet und mit dem Farbstoff Indigo dunkelblau eingefärbt. In der H.I.S. – Zentrale im
bayerischen Garching wird inzwischen der Schnitt entworfen. Gemeinsam mit
Reißverschluss, Nieten und Knöpfen gehen dann Schnitt und Stoffe nach Tunesien. Zwischen
150 und 250 Näher und Näherinnen arbeiten hier an „Sunny“ für zwei Euro pro Stunde […].
Aus Nordafrika wir die fertig genähte Hose in die Wäscherei nach Italien geschickt. Um eine
gebrauchte Optik zu bekommen, wird sie dort wahlweise mit Steinen gewaschen, mit
Schmirgelpapier abgerieben oder mit einer dünnen weißen Farbschicht besprüht und – um
wachfest zu werden im Backofen getrocknet. Anschließend fahren die fertigen „Sunny“ im
Lkw zurück nach Garching, werden kontrolliert, abgepackt und an 4000 Geschäfte in ganz
Europa geliefert. Die einzelnen Jeansmodelle werden genau kalkuliert, was bedeutet, dass
jedes in einer anderen Näherei zusammengesetzt wird – in acht verschiedenen Ländern
Nordafrikas und/ oder Osteuropas. Rund fünf Millionen H.I.S. – Jeans entstehen so im Jahr,
über 80000 davon sind „Sunnys“ […]. Im Geschäft zahlt man, je nach Waschung zwischen 53
und 70 Euro.
Quellenangabe: Stern 30.04.2002
18
Anhang 2
Wie funktioniert die globalisierte Wirtschaft?
Welche Rolle spielen Global Player in der globalisierten Wirtschaft?
Das Beispiel IKEA:
Während die Möbelbranche gerade katastrophale Umsatzrückgänge verzeichnet, betreibt
IDEA mal eben die Eroberung der Welt […]. Jeden Tag strahlt Kamprads Name (Gründer
von IKEA) über mittlerweile 177 Geschäften in 31 Ländern, lockt jährlich 286 Millionen
Besucher zum Griff ins Portemonnaie, von Australien bis Saudi- Arabien, von Island bis
Taiwan. In China heißt IKEA „Yi Jia Jia Ju“, „Gemütlich zu Hause wohnen“, und gilt als
hipper Shopping – Spot. […] In den nächsten fünf Jahren soll der Konzern weltweit um
weitere 75 % wachsen – so wie er in den vergangenen Jahren um 100 % gewachsen ist. […]
Wer wissen möchte, wie diese Möbelmaschine funktioniert, wer wissen will, wie ein
Weltmöbelgeschmack geplant und der IKEA – Mensch gebastelt wird, der fährt nach
Älmhult. Eine Kleinstadt an der Durchgangsstraße nach Stockholm […]. Älmhult ist
Kaderschmiede und Kommandozentrale, Ideenfließband und endloses Motivationsseminar
[…]. Hier suchen zwei Mitarbeiterinnen nach netten Produktnamen […] In zwei gigantischen
Fotostudios produziert der Amerikaner Bill Agee den Katalog in einer jährlichen Auflage von
118 Millionen Stück in 23 Sprachen – das meistgelesene „Buch“ nach der Bibel […] In elf
„Buisiness Areas“ arbeiten hier rund 1900 Produktentwickler. Ihre Ideen müssen stets für die
Massenproduktion verwertbar sein, dazu weltweit verkäuflich und stets so gestaltet sein, dass
sie in Kosten sparenden Flachkartons passen. Gemeinsam reisen Produktentwickler und
Designer in Fabriken überall auf der Welt, um die Entwürfe den örtlichen
Produktionsbedingungen anzupassen […]
IKEA lässt in 5 Ländern von 1800 Lieferanten produzieren. Jeder zweite Artikel stammt aus
Niedriglohnländern […] Länder wie China und Vietnam gehören zu den Großlieferanten […]
In der vietnamesischen Rattan – Fabrik „Rapexco“ arbeiteten vor neun Jahren 102 Menschen.
Dann kam IDEA. Heute flechten 6500 Frauen an Rattanmöbeln, mindestens 300000 Stühle
der Marke „Agen“ pro Jahr. Eine Arbeiterin schafft gut einen Stuhl am Tag. Sie verdient
umgerechnet zwei Euro pro Tag – mehr als der gesetzliche Mindestlohn. Doch die
Lieferanten sollen ihre Verkaufspreise an IKEA möglichst jedes Jahr senken. „Dafür ordert
IDEA auch jeden Jahr größere Stückzahlen“, sagt Firmendirektor John Wallace. „Ja, es ist
hart. Aber solange IKEA wächst, wachsen auch wir. Das System IKEA funktioniert.“ Für
acht Euro wird „Agen“ an IKEA verkauft, für 26 Euro steht der Stuhl in deutschen Läden.
(Nach: IKEA. Ein Mann vermöbelt die Welt, in : Stern 24. 04. 2003, S. 82ff)
19
Global Player auf dem Vormarsch?
Unternehmen stehen im Zeitalter der Globalisierung in hartem Wettbewerb untereinander.
Weltweit kämpfen Produzenten gegen Überkapazitäten. Nur die besten, billigsten und
aggressivsten haben Chancen auf dem weltweiten Markt zu überleben. Die Folge:
Unternehmen schließen sich zusammen um auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig zu bleiben,
zum Beispiel das deutschen Unternehmen Daimler mit dem amerikanischen Unternehmen
Chrysler. Kleinere Firmen werden von den großen Konzernen geschluckt. Fachleute
prophezeien, dass in Zukunft wenige Großkonzerne den Weltmarkt beherrschen werden,
denn:
•
•
•
Wer auf dem Weltmarkt ein Händlernetz und Kundenservice aufrechterhalten will,
muss riesige Gelder einsetzen. Das können nur Großkonzerne.
Die Entwicklung neuer Produkte verschlingt viel Geld. So viel Geld für Forschung
können nur Großkonzerne aufwenden.
Alle Konzerne stehen im harten Wettbewerb. Wer nicht andere Unternehmen aufkauft,
wird selbst geschluckt.
Haben Konzerne zu viel Macht?
Weltweit spielen über 40000 transnationale Unternehmen aller Größenordnungen ihre
Beschäftigten ebenso wie die Staaten gegeneinander aus. [23 Euro] für die
Facharbeiterstunde? Viel zu teuer, die Briten arbeiten für weniger als die Hälfte, die
Tschechen für ein Zehntel. Nur 33 % Investitionszulage für neue Fabriken in Italien? Viel zu
wenig, in Ostdeutschland legt der Staat gerne 80 % dazu.
In einer globalen Zangenbewegung hebt die Internationale des Kapitals ganze Staaten und
deren bisherige gesellschaftliche Ordnungen aus den Angeln. An der einen Front droht sie
mal hier, mal dort mit Kapitalflucht und erzwingt so drastische Steuerabschläge sowie
milliardenschwere Subventionen oder kostenlose Infrastruktur. Wo das nicht
hilft
Steuerplanung im großen Stil: Gewinne werden nur noch in den Ländern ausgewiesen, wo der
Steuersatz auch wirklich niedrig ist. Weltweit sinkt der Anteil, den Kapitaleigner und
Vermögensbesitzer zur Finanzierung staatlicher Aufgaben beitragen. Auf der anderen Seite
fahren die Lenker der globalen Kapitalströme das Lohnniveau ihrer steuerzahlenden
Beschäftigten kontinuierlich herunter […] egal ob soziale Gerechtigkeit hergestellt oder die
Umwelt geschützt werden muss, ob Medienmacht begrenzt oder die internationale
Kriminalität bekämpft werden soll: Stets ist der einzelne Nationalstaat überfordert […] Wenn
aber Regierungen in allen existenziellen Zukunftsfragen nur noch auf die übermächtigen
Sachzwänge der transnationalen Ökonomie verweisen, gerinnt alle Politik zu einem
Schauspiel der Ohnmacht, und der demokratische Staat verliert seine Legitimation. Die
Globalisierung gerät zu Falle für die Demokratie […]
20
Quellenangabe: Information zur politischen Bildung; Heft 280; bpb-Verlag
21
„Was kostet ein Schuh?“
Ngadinah fertigt Turnschuhe in Indonesien. Wollte sie hier ein Paar kaufen, müsste sie
dafür einen Monatslohn hinlegen.
Zunächst sieht es wie ein ganz normaler Einkaufsbummel aus. Drei Frauen, zwei Deutsche
und eine Asiatin mit Kopftuch vorm Regal eines Schuhgeschäftes in der belebten Kölner
Innenstadt. Ngadinah nimmt einen Turnschuh in ihre schlanken braunen Hände. Weißes
Leder, drei blaue Streifen. „Das Modell kenn’ ich,“ sagt sie. Die 30-Jährige Ngadinah ist
Fachfrau.
Als Arbeiterin einer Fabrik nahe der indonesischen Hauptstadt Jakarta näht sie seit 15 Jahren
Schuhe zusammen, ihre Firma ist Zulieferer von adidas. Die Deutschlandreise ist Ngadinahs
erster Auslandsaufenthalt. Und sie ist nicht zum Urlaub machen hier. Sie soll von ihrer Arbeit
berichten, uns, die wir als Konsumenten am anderen Ende der Produktionskette stehen. Mehr
als ein Dutzend Mal wird sie Journalisten heute ihre Geschichte erzählen. Wie sie verhaftet
wurde, weil sie tat, was hier, im Heimatland von adidas, normal ist: einer Gewerkschaft
angehören, Versammlungen abhalten, für bessere Arbeitsbedingungen streiken.
Im Frühjahr 2001, während eines Gewerkschaftskongresses, sprach die Indonesierin
Ngadinah in einem Fernsehinterview über die Missstände in ihrer Fabrik. Kurz darauf wurde
sie verhaftet.
Die Begründung: Störung der öffentlichen Ordnung. Nach zwei Wochen wurde die Haftstrafe
in Hausarrest umgewandelt. Bis August sollte es dauern, bis Ngadinah sich wieder völlig frei
bewegen konnte. NGOs und schließlich auch adidas selbst hatten sich für die Aktivistin
eingesetzt.
Timothy Connor hat im Auftrag der NGO „oxfam“ eine Studie über Arbeitsbedingungen bei
indonesischen Nike- und adidas-Zulieferern erstellt und dabei auch Ngadinahs Fabrik
untersucht. Sein Fazit: Die Arbeiter leben in extremer Armut, Mütter sind oft gezwungen, ihre
Kinder weit weg bei Verwandten unterzubringen, weil die staatlich festgeschriebenen
Mindestlöhne zum Überleben nicht reichen. Überstunden sind deshalb der Normalfall.
Connor bestätigt, dass der Kampf für bessere Arbeitsbedingungen eine Gratwanderung ist,
weil die Arbeiter sehr wohl wüssten, wie schnell Fabriken geschlossen würden. Billige Arbeit
gibt es genug - wird der Arbeiterschutz zu teuer, ziehen Konzerne weiter.
Anderson von adidas begründet die Schließung von Fabriken genau andersherum: Dies sei die
letzte Sanktionsmöglichkeit, die dem Konzern bleibe, wenn er feststelle, dass die Standards
bei den Zulieferern nicht eingehalten würden. Wie ernst es die Global Players mit diesen
Standards aber wirklich nehmen, zeigt sich schon daran, dass die meisten Sportschuhe in
China gefertigt werden, wo es überhaupt keine freien Gewerkschaften gibt. Adidas wird in
drei Wochen die deutsche Fußballmannschaft mit dem WM-Schuh ausstatten, dessen Modell
auch in Ngadinahs Fabrik genäht wird. Von einem Paar Schuhe, das 100 Euro kostet, werden
in der Dritten Welt etwa 0,4 Euro in Arbeitslöhne investiert. Ein Drittel des Kaufpreises, also
rund 30 Euro, fließt dagegen in die Werbung. Eine Kongressteilnehmerin fragt Anderson
„ganz naiv“, warum man von diesem Betrag nicht ein halbes Prozentchen abknapsen könnte,
da würde es so vielen Arbeitern in der Dritten Welt besser gehen.
Der Manager antwortet: „Das sind zwei Welten. Die Werbung passiert hier, die Arbeit in der
Dritten Welt.“
http://www.taz.de/pt/2002/05/06/a0177.nf/textdruck entnommen am 26.07.05
22
Anhang 3
Globale Außen- und Sicherheitspolitik
Der Prozess der Globalisierung hat zwischen den Staaten vielfältigen Abhängigkeiten
entstehen lassen. Durch die modernen Kommunikationsmittel und die engen wirtschaftlichen
Verflechtungen sind geographische Entfernungen zusammengeschmolzen.
Die Umweltpolitik in China, die Gesundheitssituation in Afrika, die Sicherheit nuklearer
Anlagen in Russland und das Leben von Millionen von Menschen, obwohl sie weder in der
genannten Region leben noch an den Entscheidungen beteiligt sind. Die
grenzüberschreitenden Wirkungen globaler Entwicklungen setzen der staatlichen
Eigenständigkeit zunehmend enger werdende Grenzen. Die Fähigkeit eines Staates, seinen
Interessen im Alleingang gerecht zu werden, ist geringer geworden. Wenn es um den Schutz
globaler Güter wie das Klima geht, sind die Staaten auf die Zusammenarbeit mit anderen
angewiesen. Diese außen- und sicherheitspolitische Horizonterweiterung hat zu einem weit
gesteckten Sicherheitsbegriff geführt. Er schließt neben militärischen Aspekten die
wirtschaftliche, soziale, ökologische wie menschenrechtliche Dimension von Sicherheit ein.
Es ist diese Breite des Aufgabenkatalogs, die Sicherheit zu einem Thema der
unterschiedlichsten Institutionen gemacht hat. Insofern wurde in den neunziger Jahren der
Begriff der „erweiterten Sicherheitspolitik“ geprägt. Dennoch beharren einige, die eine
umfassende Sicherheitsagenda als zu vage empfinden, nach wie vor auf einer vor allem auf
militärische Gefahren abgestellten Begriffsdefinition.
Die Umwelt ist auf der Agenda einer global ausgerichteten Außenpolitik ein fester
Programmpunkt. In dem Maße, in dem die Menschen für die Belastungen der Atmosphäre
verantwortlich zu machen sind, können sie auch nur gemeinsam für ihren Schutz sorgen.
Wie viele Umweltgefahren, so berühren auch Einwanderungsströme mehrere Staaten. Es ist
ihre soziale Stabilität du Sicherheit, um die sie sich sorgen, wenn ihnen die Zahl der
Kriegsflüchtlinge und der Asylsuchenden, die in anderen Ländern Schutz vor der Not oder
den Verfolgungen bei sich zu hause suchen, zu groß erscheint.
Zum Beispiel der Krieg in Bosnien-Herzegowina hat gezeigt, dass auch Staaten wie
Deutschland, die an diesem Krieg werden beteiligt sind noch in unmittelbaren Nachbarschaft
liegen, sich seinen Folgen nicht entziehen können. Und deutlich ist auch geworden, dass es
nicht genügt, einen Krieg zu beenden. Zur Sicherheit und Stabilität in der Region gehört
unverzichtbar ihr wirtschaftlicher Wiederaufbau. Nur dann bleiben die Menschen in ihrer
Heimat beziehungsweise kehren in sie zurück.
Das sind Beispiele dafür, dass Sicherheit längst nicht mehr nur eine militärische
Angelegenheit ist. Dass sie aber das auch ist, zeigt die Sorge vor der Verbreitung von
Massenvernichtungswaffen, die zunehmend zu einer globalen Gefahr werden. […]
Die Gefahr, dass skrupellose Regierungen oder terroristische Gruppen von
Massenvernichtungswaffen Gebrauch machen, ist einer der Gründe für die Inspektionen der
vereinten Nationen im Irak gewesen. […]
Quelle:
Informationen zur politischen Bildung Nr. 263
Globalisierung
23
Bildungspolitik vor neuen Aufgaben
Die Absicherung der Menschen gegen die wachsenden Risiken der Globalisierung ist die eine
Herausforderung - die Qualifikation für die Anforderungen des globalen Wettbewerbs ist die
andere. Der zunehmende Einsatz von Technik rationalisiert viele Arbeiten weg, die bisher von
gering qualifizierten Beschäftigten geleistet wurden. Bedenkt man, dass etwa die Hälfte aller
Arbeitslosen in Deutschland keine abgeschlossene Berufsausbildung hat, so steht und fällt die
berufliche Perspektive dieser Menschen mit der Qualifizierung für den Markt.
Die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Wirtschaft erfordert eine hohe Arbeitsproduktivität,
die von den Beschäftigten eine solide fachliche Ausbildung und viel Kreativität verlangt.
Dazu müssen die Ausbildungsstätten jene Qualitäten fördern, die auf einem globalen Markt
immer bedeutsamer werden: Teamfähigkeit, Flexibilität - und nicht zuletzt die Beherrschung
von Fremdsprachen, vor allem des Englischen. Angesichts von Marktverhältnissen, die sich
rasch und oft unvorhergesehen ändern, sind Beschäftigte besonders gefragt, die auch auf
ungewohnte Problemstellungen flexibel und qualifiziert reagieren können.
Deshalb fordert die Globalisierung die deutsche Bildungspolitik heraus. Der Handlungsbedarf
scheint groß. Denn in international vergleichenden Untersuchungen wie der Pisa-Studie
schneidet das Schulsystem der Bundesrepublik eher mittelmäßig ab - ausgenommen sind die
Grundschulen und die berufliche Bildung.
Aus diesen Gründen sind massive Investitionen in das Ausbildungssystem - von Kindergärten
über die Grund- und Hauptschulen bis hin zu den Universitäten - erforderlich, um allen
jungen Menschen Qualifikationen und Bildungsabschlüsse zu vermitteln, die ihnen auch und
gerade in Zeiten der Globalisierung möglichst große Entwicklungschancen bieten. Für die
politisch Verantwortlichen erwächst daraus möglicherweise ein Dilemma: In Zeiten eher
rückläufiger Steuereinnahmen können sie die Ausbildung junger Menschen nur durchgreifend
verbessern, wenn sie in anderen Bereichen kürzen. Hier auch gegen mächtige
Interessengruppen, die ihre eigene Klientel im Auge haben, die richtigen Prioritäten zu setzen,
erfordert viel Mut.
Doch die Bildungsanforderungen beschränken sich nicht auf die jüngeren Lebensjahre. In
einer Zeit rascher Veränderung wechseln auch die Berufsbilder schnell. Wer gestern noch
„normaler“ Dachdecker war, wird vielleicht morgen schon Solarzellen und Sonnenkollektoren
auf die Hausdächer montieren; wer gestern noch Farbfernseher zusammenbaute, wird sich
vielleicht schon bald mit integrierten „Fernseh-Computern“ beschäftigen. Die Menschen
werden im Laufe ihres Lebens mehrere Berufe ausüben - was in Deutschland einer kleinen
Revolution gleichkommt. In keinem anderen Industrieland ist es so schwierig, von dem Beruf,
in dem die Ausbildung erfolgte, in andere Berufe zu wechseln, während beispielsweise in
Großbritannien auch ein Philosoph in einer Bank arbeiten und eine Kauffrau Lehrerin werden
kann.
Diese Starrheit des deutschen Beschäftigungssystems ist nicht zukunftsfähig. Staat und
Unternehmen müssen diese Regeln gemeinsam flexibler gestalten. Und die Menschen müssen
sich dann auf diese Flexibilität einlassen. Dies können sie nur, wenn sie sich lebenslang
fortbilden und dabei auch lebenslang gefördert werden - in öffentlichen Einrichtungen wie
auch in Unternehmen. Viel stärker als heute wird auch der Erfolg von Unternehmen davon
abhängen, inwieweit sie nicht „nur“ in Maschinen investieren, sondern auch in das
Humankapital, in die Menschen.
Quellenangabe: Information zur politischen Bildung; Heft 280; bpb-Verlag
24
Anhang 4
Deutschland im Klimawandel
Längst haben wir uns an das komfortable Warenangebot aus aller Herren Länder in unseren
Supermärkten gewöhnt. Doch wir zahlen auch einen Preis dafür: Mit der Zunahme des
weltweiten Handels und des Verkehrs gelangen immer größere Mengen des Treibhausgases
CO2 in unsere Atmosphäre. Wissenschaftler befürchten langfristige Auswirkungen auf das
Erdklima. Spüren wir den Klimawandel auch in Deutschland? Diese Frage wurde im
Zusammenhang mit dem ungewöhnlichen heißen Sommer 2003 diskutiert:
Immer mehr menschenleiden unter den extremen Temperaturen in Deutschland.
Wissenschaftler diskutieren, ob der Super- Sommer 2003 nicht doch das Resultat eines
drohenden Klimawandels ist. Fortschreitende Wetterkapriolen, zu denen auch die Flut im
vergangenen Jahr (2002) zählte, erhärten den Verdacht, dass sich Deutschland mitten im
Klimawandel befindet. Die Folgen sind unübersehbar: Auf Grund der Dürre rechnen viele
Bauern mit bis zu 70 Prozent Ernteausfällen. In zahlreichen Gebieten muss die drohende
Waldbrandgefahr aus der Luft kontrolliert werden. Obwohl viele Wälder bereits ganz
abgesperrt sind, entfachen sich immer neue Feuer. Die positiven Folgen: An deutschen
Stränden und in Freibädern herrschen allmählich Zustände wie in Rimini.
Globale Erwärmung von Menschen verursacht
Es gibt keinen Zweifel mehr, dass der erhöhte Ausstoß von Kohlendioxid zu einem deutlichen
Anstieg der Konzentration diese Gase in der Atmosphäre und in dessen Folge zu einer
globalen Erwärmung geführt hat. So ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts die CO2Konzentration von 280 ppm (zehntausendstel Prozent) auf etwas über 370 ppm gestiegen. Im
gleichen Zeitraum erhöhte sich die globale Mitteltemperatur um etwa 0,7° C. Dieser Anstieg
lässt sich nur durch die Überlagerungen von natürlichen Klimaschwankungen und dem
menschlichen Einfluss durch Treibhausgasemissionen erklären, insbesondere gilt dies für den
starken Anstieg von 0,3° C seit 1980[…]
Folgen der Klimaerwärmung
Die Folgen der Klimaerwärmung sind vielfältig und mittel- oder langfristig gravierend.
Wetterextreme werden häufiger und starker ausfallen mit entsprechend erhöhten
Schadensfolgen. Die Häufung der Wetterextreme der vergangenen Jahre, insbesondere die
Hochwasserkatastrophen 2002, werden von vielen Wissenschaftlern als Folge der
Klimaerwärmung gesehen. Klimaanomalien (z.B. El Nino) könnten sich verstärken oder
verlagern. Das Klima kann sich regional erheblich verändern, sodass große Probleme bei der
Wasser- und Nahrungsversorgung drohen. Außerdem werden viele Arten die
Klimaerwärmung nicht überleben. Korallenriffe, die nach den Regenwäldern artenreichsten
Ökosysteme, sind z. T. schon abgestorben und in weiten Bereichen bedroht. Das
Abschmelzen der Polkappen und Gletscher sowie des Grönland-Eises erhöht den
Meeresspiegel: Es drohen häufigere und stärkere Überschwemmungen. Weite Teile von
Regionen, die höchstens 7 m über dem Meeresspiegel liegen (z.B. Bangladesch, Indien,
Norddeutschland, Niederlande, Florida, Louisiana) könnten dauerhaft überschwemmt werden.
Manche Inseln werden auf immer im Meer versinken. Die schon jetzt vom steigenden
Meeresspiegel bedrohten Inselstaaten Tuvalu, Kiribati und Malediven wollen deshalb
juristisch gegen die Verursacher dar globalen Klimaerwärmung vorgehen.
Die Gletscher speichern weltweit ca. 70% der Süßwasserreserven. Das Abschmelzen der
Gletscher wird die Trinkwassernot in vielen Ländern dramatisch verstärken, besonders in
jenen Ländern, die ihr Trinkwasser überwiegend aus Gletschern gewinnen, wie z.B. Ecuador,
Peru und Bolivien. Auch die Himalaya-Staaten wären vom Schmelzen der Gletscher
besonders stark betroffen: Flüsse, die sich dort aus Gletschern speisen, versorgen 1/3 der
25
Erdbevölkerung mit Trinkwasser. Das Süßwasser aus den geschmolzenen Polkappen und
Gletschern verringert den Salzgehalt in den Meeren. Dadurch können Meeresströmungen
großräumig geändert werden. Möglich wäre z.B. ein Versiegen des Golfstromes im
Nordatlantik, was zu einem drastischen Absinken der Temperaturen in Nordeuropa führen
würde, möglicherweise der Beginn einer neuen Eiszeit. Dieses Szenario setzt der
Klimakatastrophenfilm "The Day After Tomorrow" eindrucksvoll in Szene.
Um die Klimaerwärmung durch den Treibhauteffekt abzubremsen, wurde 1997 das KyotoProtokoll beschlossen mit dem Ziel, bis 2012 die Treibhausgasemissionen um 5,2 %
gegenüber 1990 zu reduzieren.
Treibhauseffekt
Die Erdatmosphäre wirkt ähnlich wie das Glasdach eines Treibhauses: Die vergleichsweise
kurzwellige Sonnenstrahlung kann von außen kommend die Atmosphäre durchdringen, wird
dabei und bei Reflexion auf der Erde jedoch langwelliger, wodurch nur ein Teil der Strahlung
ins Weltall zurückgelangt, der andere Teil erwärmt die Erde und die Erdatmosphäre. Dieser
"natürliche Treibhauseffekt“ sorgt für eine Durchschnittstemperatur von ca. 15° C am
Erdboden, ohne ihn würde eine lebensfeindliche Kälte von -20° C herrschen. Ab ca. 1900
steigt die Temperatur jedoch im Trend stark an. Viele Wissenschaftler halten inzwischen den
anthropogenen (durch menschliches Handeln verstärkten) Treibhauseffekt für eine
wesentliche Ursache der Erwärmung der Erdatmosphäre: Mit zunehmender Industrialisierung
(ab ca. 1850) steigen die Treibhausgase (vor allem das Kohlendioxyd CO2) durch Verbrennen
fossiler Energien (Kohle, Erdöl, Erdgas) an, mit Zeitverzögerung dann auch die Temperaturen
durch den zunehmenden Treibhauseffekt.
Quellenangabe: www.learn-line.de entnommen am 26.07.05
Das Kyoto-Protokoll
Das Kyoto-Protokoll ist ein internationales Abkommen der UN- Organisationen: United
Nation Framework Convention on Climate Chang (UNFCCC).
Das Protokoll wurde 1997 auf der dritten internationalen Klimakonferenz in der japanischen
Stadt Kyoto verhandelt und verabschiedet. Es ist eine völkerrechtlich verbindliche
Vereinbarung, in der sich die jeweiligen Länder zu konkreten Reduzierungen der
Treibhausgasemissionen bis 2012 verpflichten. Insgesamt soll zwischen 2008 bis 2012 eine
Reduzierung um mindestens fünf Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 erreicht werden.
Da die Staaten unterschiedlich zu den weltweiten Kohlendioxid- Emissionen (Freisetzungen)
beitragen, legt das Kyoto-Protokoll für alle beteiligten Länder unterschiedliche
Reduktionszahlen fest. Deutschland muss seine Kohlendioxid- Emissionen bis zum Jahr 2010
um 21 Prozent senken.
http://www.netzeitung.de/servlets/page?section=1004&gclid=CN_Mo923iYICFTlmMAod7zNBzQ
am 26.07.05
entnommen
26
Bananen, O-Saft, Schokolade machen die Regenwälder zur
Plantage
Wir sind Weltmeister im Bananenfuttern. Im
Durchschnitt isst jeder von uns pro Jahr 17,5 kg.
Außerdem trinkt jeder 21 Liter Orangensaft im Jahr und
dazu noch Unmengen von Kakao. Wir essen fast alle
unglaublich gerne Schokolade. Auch gehören wir
Deutschen weltweit zu den größten Kaffeetrinkern –
Kaffee ist das liebste Getränk der Erwachsenen. Diese
Liste ließe sich noch erweitern.
Alle diese Lebensmittel kommen aus den Tropen. Wir
haben uns die Anbaugebiete für euch mal etwas näher
angeschaut.
Der Regenwald verschwindet
Wo sich früher die unglaubliche Artenvielfalt der tropischen Regenwälder ausdehnte, finden
wir heute oft ein anderes Bild vor:
Plantagen, soweit das Auge reicht: Hier also wachsen sie, unsere Bananen, Orangen, Ananas,
unser Kaffee und Kakao, in sogenanten Monokulturen, um immer mehr Regenwald wird
abgeholzt, um diese Plantagen zu erweitern. In vielen Ländern werden für unseren Konsum
unzählige Tier- und Pflanzenarten vernichtet, denn Plantagen gegen Regenwald – das ist ein
schlechter Tausch.
Plantagen sind biologische Wüsten
Umweltexperten bezeichnen die Plantagen auch als
„biologische Wüste“, was bedeutet, dass hier kein
natürliches Leben mehr möglich ist. Ein hoher Einsatz von
Dünger und Pflanzenschutzmitteln ist nötig, um die
empfindlichen, hochgezüchteten Einheitspflanzen gedeihen zu lassen und gegen
Schädlichengen zu schützen. Manche Anbaugebiete sind von diesen Chemikalien regelrecht
verseucht, zum Teil werden sogar Mittel benutzt, die in unserer Landwirtschaft verboten sind.
Die Pestizide vergiftet Böden, Flüsse und Trinkwasserbrunnen. In der Nähe von
Bananenanbaugebieten kommt es wegen des besonders hohen Einsatzes von Giften, die vom
Regen in die Flüsse gespült werden, immer wieder zu großen Fischsterben.
Kinder schaffen für unseren Luxus
Die Menschen, die auf diesen Plantagen arbeiten müssen, leiden durch den hohen Einsatz an
Pflanzenschutzmitteln an Magen-, Leber- und Augenerkrankungen. Ekzeme und Allergien
sind an der Tagesordnung, viele Arbeiter sind unfruchtbar. Ihre Wohnhütten liegen oft
innerhalb der Plantagen, und bei den Spritzmitteleinsätzen durch Flugzeuge wird auf diese
Siedlungen keine Rücksicht genommen. Bananen, Orangensaft, Kakao und Kaffee sind nur
deshalb bei uns so billig, weil die Löhne in den Anbauländern so niedrig sind. Weil die Fa
milien von diesen Hungerlöhnen nicht existieren können, müssen viele Kinder unter großen
Strapazen in den Plantagen mitarbeiten. Ungefähr 20 % der Arbeiter sind zwischen 10 und 14
Jahren, obwohl Kinderarbeit überwiegend verboten ist. Sie schuften meistens zwölf Stunden
am Tag, schleppen z.B. genauso wie die Erwachsenen 25 Kilo schwere Bananenstauden und
Kisten oder sammeln bis zu einer Tonne Zitrusfrüchte am Tag. In Lateinamerika müssen 2,5
Millionen Kinder zwischen 6 und 15 Jahren ihre Familien miternähren. Ein Vater von 6
Kindern verdient z.B. nur 16 Pfennige in der Stunde, und das reicht nicht aus, um zu
überleben.
27
Wen macht die Banane krumm?
Sehen wir uns die Geschichte der Banane einmal genauer an. Ecuador und Costa Rica sind die
größten Bananenproduzenten der Welt, zusammen mit den Philippinen stellen sie die Hälfte
der Welterzeugung. Eigentlich müsste es diesen Ländern wirtschaftlich sehr gut gehen, wo
doch so viele Bananen weltweit gegessen werden. Aber
weit gefehlt. Der gesamte Bananenhandel ist aufgebaut
auf Naturzerstörung und Ausbeutung der Arbeiter. Die
Exportländer sind oft in großem Maße von der Ausfuhr
der Bananen abhängig, teilweise erwirtschaften sie damit
die Hälfte der Deviseneinnahmen. Sie wären also darauf
angewiesen, einen guten Preis für ihre Bananen zu
bekommen. Dass dies nicht der Fall ist, liegt an deBn
großen Bananen- Konzernen, wie Chiquita, Dole und Del
Monte. Sie beherrschen den Weltmarkt, verkaufen zusammen über 60 % der Welternte. Sie
nutzen diese Macht, um den Bananenpreis zu drücken. Das Ergebnis: bei uns sind die
Bananen oft billiger als einheimische Früchte. Das Ausfuhrland bekommt gerade 10 % des
Verkaufspreises. An den Bananen verdienen also in erster Linie die ausländischen Konzerne.
In den letzten Jahren hat sich auf Kosten der Grundnahrungsmittelproduktion der
Bananenanbau in Costa Rica z.B. mehr als verdoppelt. Reis und Bohnen muss das Land
bereits einführen. Und Costa Rica zählt mit zu den Ländern, bei denen die
Regenwaldzerstörung am weitesten fortgeschritten ist.
Quellenangabe: www.learn-line.de entnommen am 26. 07.05
28
Anhang 5
Weltkultur – Multikultur – Leitkultur
Durch die Globalisierungsprozesse von Ökonomie und Kommunikation entsteht zunehmend
eine weltweite Kultur ohne nationale Schranken.
Im niederbayerischen Dorf werden die gleichen daly Soaps gesehen wie in New York, Tokio,
Bambay oder in den Favelas von Rio de Janeiro. Mc Donalds gibt es inzwischen nahezu
überall auf der Welt wie überall Blue Jeans getragen werden, Coca Cola getrunken und
Malboro geraucht wird. Sportgroßveranstaltungen und Musiksendungen werden gleichzeitig
weltweit ausgestrahlt, und auch in den diktatorischen Regimes wie in China, Afghanistan oder
dem Iran können die kulturellen Einflüsse über Datennetze und Satellite aus anderen Ländern
nicht mehr abgewehrt werden.
Universelle Bilder-, Kultur- und Konsumwelten verbinden unterschiedliche kulturelle
Traditionen und lassen zunehmend eine Weltkultur entstehen mit einer Vereinheitlichung von
Lebensstilen, kulturellen Symbolen und transnationalen Verhaltensweisen.
Das Besondere am gegenwärtigen kulturellen Wandel ist die durch die kulturelle
Globalisierung und die multikulturelle Zusammensetzung moderner Gesellschaften
hervorgebrachte Geschwindigkeit und Intensität, in der aus unterschiedlichen Traditionen und
Stilrichtungen neue Kulturmuster gewoben werden und neue Kulturstile entstehen.
Viele der Kulturen in den Ländern des Südens zeichnen sich heute weniger durch die
Betonung der eigenen Traditionen als durch die Aufnahme vielfältiger kultureller Impulse
aus. Dabei gehen die wichtigsten Einflüsse von der globalen Kulturwirtschaft über Filme,
Radio, Fernsehen und zunehmend auch über Internet aus.
Die Multikulturalität ist eine nicht mehr rückgängig zu machende Realität.
Aufgabe der Kulturpolitik ist es, zum Verständnis der kulturellen Differenzen und damit zur
Tolerierung und Anerkennung des Anderen und Andersartigen beizutragen.
Quellenangabe: aus Bernd Wagner
29
Globale Küche – Toast Hawaii zur Crossover-Küche
Mitte der Fünfziger erfand der erste deutsche Fernsehkoch, Clemens Wilmenrod, den „Toast
Hawaii“ […]. Damit darf der Herr in Weiß […] als Vater der Globalisierung der deutschen
Küche betrachtet werden. Was in den Fünfzigern mit „Toast Hawaii“ und Nudeln „auf
neapolitanische Art“ […] begann, setzte sich in den Sechzigern mit „Spaghetti Bolognese“
selbst gebackener Pizza und gelegentlichen Besuchen beim „Balkangrill“ fort.
[…] Der Siegeszug ausländischer Küchen in Deutschland war nicht mehr aufzuhalten […]
Niemand trauerte den faserig- zähen Fleischlappen namens Braten nach, die unter lieblos
zusammengerührten Mehlsoßen aus der Tüte begraben wurde- denn was gab es nicht alles
stattdessen: Lasagne und Falafel, Frühlingsrollen und Döner, Tsatsiki und Couscous. Die
Chinesen verwirrtendurch endlos lange Speisekarten und erfreuten mit günstigen Preisen […]
Anfang der Siebziger blies auch die amerikanische Schutzmacht endgültig zur Attacke gegen
die deutsche Küche. Ketschup und Coke waren seit dem Zweiten Weltkrieg fester Bestandteil
des europäischen Speiseplans. Nun kehrten die „Rundstücke warm“, die Hamburger
Auswanderer Ende des 19. Jahrhunderts in die USA eingeführt hatten, wie ein Bumerang in
Form von Hamburgern zurück. Cheeseburger, Chicken McNuggets uns Pommes bestimmten
und bestimmen die gastronomischen Vorlieben von Generationen […]
Dies ist der schlechteste Beigeschmack der Globalisierung in der Küche: Conrenience food.
Einheitsgerichte aus Dosen und Tiefkühlfach, makellose, aber leider völlig geschmacklose
Tomaten, genmanipulierte Sojabohnen. Ein Kilo Bananen kostet weniger als ein Kilo Äpfel,
Erdbeeren sind das ganze Jahr über im Handel, alles ist ständig verfügbar, nichts hat mehr
Saison- nicht einmal Spargel […] Anderseits können wir jeden Tag auf Weltreise gehen: zum
Perser, Inder oder Mexikaner an der Ecke […]. Und längst kommen auch die Spitzenköche
nicht mehr ohne die Ausflüge in die asiatische, italienische oder karibische Küche aus.
http://2002.wahlthemen.de/themenwahl/phasen/globaloderlokal/phase1/hintergrund/parlament3401diemutroeth
er/seite1 entnommen am 26.07.05
30
Total global: Sind wir auf dem Weg zu einer einheitlichen
Weltkultur?
Gibt es eine globale Jugendkultur?
Jugendliche auf der ganzen Welt schwärmen für dieselben Popgruppen, telefonieren
stundenlang mit ihrem Handy, konsumieren mit Vorliebe Fast Food, trinken gerne Coca-Cola,
schauen im Kino amerikanische Filme an, bevorzugen dieselben Musiksender.
Werden sich Jugendliche weltweit immer ähnlicher?
Sind dies alles Anzeichen für die Entstehung einer weltweiten einheitlichen Jugendkultur?
Gehen dabei nationale Besonderheiten verloren?
Globaler Sender MTV - regionale Programme
Weltweit hat der zum amerikanischen Mediengiganten Viacom gehörende Musiksender 28
Ableger gegründet, von MTV Brasil bis MTV China, und erreicht damit
hundertsechsundsechzig Millionen Zuschauer. In Europa stehen Studios unter anderem in
Paris, Barcelona, Warschau uns Rom [...]
Mitte der achtziger Jahre kam Popmusik aus England oder Amerika. [...]
Doch schon ein Jahrzehnt später bröckelten die Zuschauerzahlen des einst Erfolgsverwöhnten
Musiksenders. Besonders in Deutschland, wo der Konkurrenzkanal VIVA immer beliebter
wurde.
Die vielen verschiedenen Kulturen haben MTV verändert.
Sitten und Gebräuche unterscheiden sich in einzelnen MTV Ländern mitunter erheblich. Das
fängt mit Lappalien an: Skandinavier finden eine blaue Studioästhetik kalt und abstoßend,
Engländer hingegen finden sie schrill und irgendwie sexy. Das deutsche Publikum steht auf
HipHop, bei dem das italienische reihenweise weg-zappen würde. Dafür haben Italiener einen
viel ausgeprägteren Familiensinn und schauen MTV ganz gern auch im Kreise der Lieben.
Mittlerweile hat der in München residierende Sender seine Konkurrenten VIVA überflügelt.
Die meisten Jugendlichen fanden Popmusik aus Amerika und England cool. Globalität sei als
Lebensgefühl von MTV ziemlich wichtig.
31
Anhang 6
WTO – World Trade Organisation
Die WTO (Welthandelsorganisation) hat ihren sitz in Genf und ist eine eigenständige
internatonale Organisation. Zur ihren Aufgaben gehört der Regelgebundene Abbau von
Handelshemmnissen sowie die Öffnung des Marktes. Ohne einer öffentlichen und
kontrollierten Diskussion durch die WTO, in der die Mitgliedstaaten über gegenseitige
Zugeständnisse verhandeln können, würde es kaum zu einem Abbau bestehender
Einschränkungen (z.B. Zölle) des Handels kommen.
Während in der wirtschaftswissenschaftlichen Debatte vor allem die durch steigende Importe
(Einfuhr von Waren) verursachten positiven Effekte des Freihandels hervorgehoben werden,
stehen für die meisten Politiker die Exporte (Ausfuhr von Waren) im Zentrum der
Betrachtung. (Argumente für den Freihandel) Für sie bringen nicht die Importe, die zum Teil
einen erheblichen Druck auf die nationale Wirtschaft verursachen, den Nutzen, sondern die
gesteigerten Exporte. Exporte werden als äußerst wichtig angesehen, da sie zum einen Geld
einbringen. Zum anderen wird argumentiert, dass steigende Exporte zu einem steigenden
Wirtschaftswachstum führen was letztlich die Arbeitslosigkeit verringert. Daher sollen die
heimischen Exporte gesteigert werden. Die staatliche Förderung der Exporte ist somit eine
sehr wichtige wirtschaftspolitische Maßnahme.
Die Betonung der Exporte spiegelt sich auch in der öffentlichen Debatte wider. Im
Mittelpunkt dieser Debatte steht die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Es wird
argumentiert, dass Länder wie große Unternehmen im Wettbewerb miteinander stehen.
Handel sei ein Spiel, bei dem es klare Gewinner und Verlierer gibt. Die soziale Sicherheit der
Bürger in einem Land hänge hauptsächlich von seiner Stellung im Weltmarkt ab. Länder, die
international nicht wettbewerbsfähig sind, würden auch national wirtschaftliche
Schwierigkeiten, wie steigende Arbeitslosigkeit, bekommen. Durch diese Debatte entsteht ein
erheblicher öffentlicher Druck auf Politiker, nationale Exporte zu fördern.
Somit ist eine internationale Handelsorganisation, wie die Welthandelsorganisation (WTO),
sehr wichtig, um eine langanhaltende Handelsliberalisierung sicherzustellen.
Rechtliche Aspekte
Die WTO ist ein Instrument, um den weltweiten Handel mit Waren und Dienstleistungen
auch in bisher geschützten Bereichen voranzutreiben und vorhandene Handelshemmnisse
(z.B. Zölle) abzubauen.
Prinzipien
Alle WTO-Mitglieder haben sich zur Einhaltung einiger Grundregeln bei der Ausgestaltung
ihrer Außenhandelsbeziehungen verpflichtet:
Meistbegünstigung:
Handelsvorteile, die ein WTO-Mitgliedsland einem anderen Land gewährt, muss es allen
anderen WTO-Mitgliedsländern auch gewähren.
Inländerbehandlung (Nichtdiskriminierung):
Ausländische Waren sowie deren Anbieter dürfen nicht schlechter behandelt werden als
inländische; für Dienstleistungen gilt dies nur, sofern die Staaten den Markt für einen
Dienstleistungssektor geöffnet haben. Die WTO stellt damit sozusagen ein großes Warenhaus
zur Verfügung, in dem jeder Mitgliedsstaat seine Waren zu fairen Wettbewerbsbedingungen
einkaufen oder verkaufen kann.
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Transparenz:
Regelungen und Beschränkungen des Außenhandels müssen veröffentlicht werden.
Leitfragen:
1. Welche Effekte der Globalisierung werden in der wirtschaftswissenschaftlichen und
politischen Betrachtungsweise hervorgehoben?
2. Nenne die Prinzipien der WTO!
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Anhang 7
Attac
Attac , das klingt wie Frontalangriff auf Weltbank, Konzerne und Spekulanten. Und so ist es
auch gemeint!
Attac ist eine 1998 in Frankreich als Reaktion auf einen Artikel über die Zerstörungskraft der
Finanzmärkte gegründete, seit 2000 auch in Deutschland tätige Organisation von Kritikern
der Globalisierung.
55000 Mitglieder in etwa 30 Ländern flogen dem Leitspruch: „Entwaffnet die Märkte!“
Wie kaum eine andere Gruppe versteht es Attac das Unbehagen vieler Menschen über die
Globalisierung zu artikulieren.
Attac fordert eine bessere Regulierung der Finanzmärkte. Sie kämpfen für einen
Schuldenerlass für die dritte Welt, gegen Steuerparadiese, für den Klimaschutz und gegen den
Umbau von Europas Sozialsystem.
Sieben Mitarbeiter organisieren Treffen und Demos, schreiben Erklärungen und verschicken
Transparente und Broschüren.
Das Ansehen der Gruppe ist enorm. In Paris wagt es kein Parlamentarier Attac einen Termin
zu verweigern. Viele sind gleich selbst Mitglied geworden.
Bildungsbürgertum und aktiver Widerstand diese ganz eigene Mischung macht die
Faszination der Bewegung aus.
So bemüht sich Attac intensiv, seine Mitglieder mit Büchern, Diskussionsrunden und
Seminaren über die komplexen Zusammenhänge der Weltwirtschaft aufzuklären. Dazu bietet
Attac auch gezielte Protestaktionen, wobei Gewaltlosigkeit die oberste Regel ist.
Doch sind sich die Attac Strategen darüber im klaren, dass ein simples NEIN zur
Globalisierung wenig bringt.
Stattdessen geht es darum, neue Regeln zu schaffen, die dem Einzelnen wieder mehr
Spielraum jenseits der großen Profitmaschine zu geben.
„Der Kapitalismus lässt sich nicht einfach abschalten“ räumt Olaf Moldenhauer,
Gründungsmitglied der Attac-Gruppe Deutschland ein.
Attac-Erklärung
Die Globalisierung wird bisher einseitig von mächtigen Wirtschaftsinteressen dominiert.
Nach ihrer Ansicht lassen sich die gesellschaftlichen Probleme am besten lösen, wenn man sie
dem Markt und den Privatunternehmen überlässt. Das Versprechen, die Globalisierung bringe
Wohlstand für alle, hat sich jedoch nicht erfüllt, im Gegenteil:
Während die Reichen immer reicher werden, wächst die Armut in der Dritten Welt. Durch
Finanz- und Wirtschaftskrisen werden über Nacht ganze Volkswirtschaften ruiniert und
verlieren Hunderttausende ihren Arbeitsplatz.
Die sozialen Sicherungssysteme werden abgebaut und sind von Privatisierung bedroht.
Renten, Gesundheit, Bildung sollen zur Ware werden.
Demokratie wird untergraben, weil Global Players mit der Drohung, den "Standort" zu
wechseln, zunehmend die Politik diktieren.
Die Lösung der Umweltprobleme wird verschleppt. Die natürlichen Lebensgrundlagen
werden durch die Unterwerfung unter die Marktlogik zerstört.
Die Globalisierung hat sehr viele Verlierer und nur wenige Gewinner hervorgebracht.
Leitfragen:
1. Wofür / Wogegen kämpft Attac?
2. Was genau macht Attac?
Nach: Information zur politischen Bildung; Heft 280; bpb-Verlag
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Anhang 8
Gewinner und Verlierer der Globalisierung
Wirtschaftsexperten sagten zu beginn der Globalisierung voraus, dass sich durch die
wachsende Verflechtung der Weltwirtschaft neue Lebens- und Entwicklungschancen für
Menschen in Entwicklungsländern bieten werden.
Tatsächlich haben viele dieser Länder in den letzten Jahren große wirtschaftliche Fortschritte
gemacht, dort haben sich die Lebensbedingungen für die Menschen deutlich verbessert.
Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch Länder, die heute ärmer sind als je zuvor.
Warum gibt es so große Unterschiede in der wirtschaftlichen Entwicklung einzelner Staaten?
Wirtschaftliche Entwicklung durch Produktion für den Weltmarkt
Zu den Gewinnern der Globalisierung gehören vor allem die Staaten, die ihre Grenzen für
ausländische Firmen öffneten, Zölle abbauten und in den Fabriken vor allem für den
Weltmarkt produzierten. Das sind viele Staaten in Lateinamerika und Asien: zum Beispiel
Brasilien, Mexiko, Südkorea, Thailand und China. Diese Staaten profitierten von den
Vorteilen internationaler Arbeitsteilung. Sie folgt dem Grundsatz, dass dort produziert wird,
wo es am billigsten ist. Neben billigen Rohstoffen bieten Entwicklungsländer vor allem auch
billige Arbeitskräfte. Das Nutzen internationale Konzerne und verlegen Teile ihrer Produktion
nach Lateinamerika oder Asien. Auf diese Weise entstanden dort viele neue Arbeitsplätze, die
Wirtschaft wuchs und die Einkommen stiegen. Aus einigen Entwicklungsländern sind
inzwischen Industriestaaten geworden, die High-Tech-Produkte auf den Weltmarkt anbieten
und mit den „alten“ Industriestaaten konkurrieren. Allerdings wurde der wirtschaftliche
Erfolg mit zunächst sehr niedrigen Löhnen, langen Arbeitszeiten und geringer sozialer
Sicherung der Beschäftigten erkauft.
Warum fallen die ärmsten Entwicklungsländer in ihrer
wirtschaftlichen Entwicklung zurück?
Verlierer der Globalisierung sind besonders die ärmstem Entwicklungsländer. Gerade sie
vielen in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung zurück, so das in den letzten Jahren die
Unterschiede zwischen reichen und armen im Staate noch größer wurden. Die meisten dieser
Staaten liegen in Afrika. Warum Afrika von der Globalisierung bislang nicht profitierte, hat
verschiedene Gründe:
In vielen afrikanischen Staaten kommt es immer wieder zu politischen Unruhen oder sogar
Bürgerkriegen in einigen Staaten sind die Regierungen Korrupt oder wirtschaften auf Kosten
der Bevölkerung in die eigenen Taschen. Diese politischen Verhältnisse schrecken
ausländische Investoren ab.
Auf dem Weltmarkt bieten afrikanische Staaten besonders Rohstoffe an. Die Preise sinken
dafür schon seit Jahren. Dadurch gehen auch die Erlöse durch Exporte zurück. Diese Staaten
haben also geringere Einnahmen. Die Folge: Sie müssen im Bildungsbereich, bei der
Gesundheitsversorgung und auch beim Straßenbau sparen. Solche Maßnahmen sind aber
notwendig um das Land für ausländische Investoren attraktiv zu machen.
Industriestaaten erheben für viele Waren aus Entwicklungsländern hohe Zölle. Damit
verteuert sich der Preis solcher Produkte, so dass diese auf den Märkten der Industrieländer
nicht mehr konkurrenzfähig sind. […]
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Wirtschaftlicher Aufschwung durch Liberalisierung?
Viele Entwicklungsländer fordern seit langem von den Industrieländern, den Welthandel von
einschränkenden Vorschriften zu befreien und ihre Märkte vollständig für Waren und
Dienstleistungen aus allen Staaten zu öffnen. Das bezeichnet man als Liberalisierung. Über
die weitere Liberalisierung des Welthandels wird zurzeit in der Welthandelsorganisation
(WTO) verhandelt. Sie ist eine internationale Organisation, in der 146 Staaten Mitglied sind.
Ihre Hauptaufgabe ist, den weltweiten Abbau von Zöllen und Handelshemmnissen mit dem
Ziel voranzutreiben, einen völlig freien Welthandel von Gütern und Dienstleistungen zu
schaffen.
Warum kommt die Liberalisierung nur langsam voran?
Viele Entwicklungsländer werfen Industrieländern vor, in der WTO die Liberalisierung des
Handels aus eigennützigern Motiven zu verzögern, um die Konkurrenzfähigkeit ihrer
Wirtschaft zu schützen.
In den Industrieländern sind die Auswirkungen von Liberalisierung umstritten: Viele
Wirtschaftsexperten erwarten von der Liberalisierung einen ‚Wachstumsschub gerade in den
ärmsten Ländern. Diese Meinung wird auch von den Meisten Politikern vertreten. Kritiker der
Liberalisierung befürchten allerdings unter anderem, dass Freihandel vor allem den großen
Konzernen nütze, die dann ihre Macht weltweit noch besser ausbauen können – auf Kosten
der Armen. Menschenrechtsorganisationen, Kirchen, aber auch Gewerkschaften weisen
immer wieder auf die entwürdigenden Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern hin. Im
Mittelpunkt ihrer Kritik stehen Kinderarbeit, gesundheitsschädigende Arbeitsplätze und die
Ausbeutung der Arbeiter in den Fabriken. Sie fordern ein Verbot der Kinderarbeit und die
Einhaltung von sozialen Mindeststandards (z.B. Kündigungsschutz, Urlaub,
Krankenversicherung). Die Entwicklungsländer stehen solchen Forderungen eher skeptisch
gegenüber, da sie befürchten, dadurch die Standortvorteile als Niedriglohnländer zu verlieren.
Fairer Handel – eine Lösung ?
Einen anderen Weg zu einer gerechteren Gestaltung des Welthandels beschreitet TransFair,
ein Zusammenschluss aus 40 kirchlichen und entwicklungspolitischen Organisationen.
TransFair unterstützt Produzentinnen und Produzenten in den Entwicklungsländern mit dem
Ziel ihnen eine Menschenwürdige Existenz aus eigener Kraft zu ermöglichen. Dazu vergibt
sie ein Gütesiegel, dass alle Waren bekommen, die Fair gehandelt werden. Vorraussetzung ist
dafür, dass die Produzenten in den Entwicklungsländern „fair“ bezahlt werden, also einen
Preis bekommen, der deutlich über den ‚Weltmarktpreisen liegt. Bei Kaffee beträgt dieser das
2 – 3 fache des „normalen“ Kaffeepreises. Fair gehandelte Produkte kann man inzwischen in
fast allen größeren Supermärkten kaufen. Die Preise für solche Produkte sind deutliche höher
als herkömmlich gehandelte Produkte.
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