Podcasts im Unterricht
Transcription
Podcasts im Unterricht
Podcasts im Unterricht M.A., Paulo de Carvalho Junior Dieser Artikel handelt von der Benutzung von Podcasts deutschsprachiger Radio- und Fernsehsendungen im Unterricht Deutsch als Fremdsprache in den Niveaustufen B2 und C1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen. Er bezieht sich insbesondere auf die Sekundarstufe II an Schulen, die auf das zweite Sprachdiplom der KMK hinführen. Einerseits ermöglichen Podcasts den schnellen und kostenfreien Zugang zu authentischen Audio- und Videomaterialien, so dass Lehrer eine breitere Palette von Ressourcen für den Unterricht haben können. Andererseits können Schüler davon profitieren, indem sie Kontakt mit der Sprache haben, die aus anderen, nicht didaktischen Zwecken produziert wurde. Unter Berücksichtigung der Vorschläge der “Parâmetros Curriculares Nacionais para o Ensino Médio” (Nationale Curriculare Parameter für die Sekundarstufe II) und des Rahmenplans “Deutsch als Fremdsprache” für das Auslandsschulwesen untersucht diese Arbeit die Potenziale dieser Technologie als Lehr- und Lernwerkzeug für den Unterricht. Stichwörter: Podcasts, Bildungstechnologien, Video, Audio Informations- und Kommunikationstechnologien in Lehr- und Lernprozessen Die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) verändern die Art und Weise, wie Menschen in den diversesten Kontexten miteinander interagieren und das Fremdsprachenlehren und -lernen stellt keine Ausnahme dar. Resonanzen auf technologische Innovationen haben schon immer die Praxis von Fremdsprachenlehrern1 geprägt und der Kontext der wachsenden Popularisierung dieser IKT, insbesondere des Computers und des Internets, lässt neue Chancen entstehen, und das Potenzial dieser Werkzeuge für den Fremdsprachenunterricht ist noch nicht in vollem Maße ausgeschöpft. Der Einsatz neuer Medien im Unterricht ist keine Selbstverständlichkeit und ihre pädagogische Effektivität ist auch nicht immer unumstritten, so dass das Zusammenspiel von technologischen und pädagogischen Fortschritten sorgfältig erforscht werden muss. Salaberry (2001: 52) behauptet, die adäquate Erforschung der pädagogischen Möglichkeiten neuer Technologien setzt die sorgfältige Überprüfung ihrer 1 inhärenten Eigenschaften voraus. Aufgrund seiner Analyse von Aus textökonomischen Gründen wird im vorliegenden Artikel auf die Nennung der weiblichen Form verzichtet und soweit möglich eine geschlechtsneutrale Formulierung gewählt. Veröffentlichungen im Modern Language Journal seit 1916 schreibt er, Bezug nehmend auf den Einfluss technologischen Fortschritts auf den Fremdsprachenunterricht, „eine gesunde Portion Skepsis über die pädagogische Wirksamkeit von vielen aktuellen technologischen Werkzeugen [scheint] gut begründet zu sein, wenn man die vielleicht überenthusiastische Reaktion auf vorangegangene technologische Durchbrüche betrachtet“ (SALABERRY 2001: 52)2,3. Es lässt sich die Tendenz beobachten, dass diverse Geräte und Medien, wie Audio- und Videokassetten, Tageslichtprojektoren, CDs und DVDs, Stereo- und Fernsehgeräte immer häufiger durch neuere Technologien und Konfigurationen ersetzt werden, nämlich durch den Computer und die peripheren Geräte wie Beamer, Lautsprecher und in letzter Zeit auch durch interaktive Whiteboards, „eine Weißwandtafel, die in Verbindung mit einem Computer und einem Projektor/Beamer funktioniert“ (MYBOARD 2011). Diese digitalen Technologien gewinnen immer mehr an Bedeutung, denn „gelegentlich implizit, aber meistens explizit tendieren die Medien in der Tat, die vorherrschende Informationsquelle und ein entscheidender Faktor im Bildungswesen mancher Gesellschaften zu werden (HANCOCK 2005: 222)4“. Dementsprechend brauchen Lehrer Erfahrungen mit technologischen Neuigkeiten und immer mehr Wissen über ihre Potenziale, aber auch über ihre Gefahren und Einschränkungen, um bewusste Entscheidungen bezüglich ihrer Rolle in den Lehr- und Lernprozessen zu treffen. Nur so können sie sich für die am besten geeigneten Hilfsmittel für die jeweiligen pädagogischen Ziele entscheiden. Diese neuen Instrumente nicht anwenden zu können, heißt sonst, “über immer ärmere Informationsquellen zu verfügen, im Vergleich zu denen, die die fortgeschrittenen Kollegen haben (PERRENOUD 2000: 131)5“. Curriculare Bestimmungen 2 Zitierungen aus anderen Sprachen habe ich übersetzt. Die Originale werden dann als Fußnote angegeben. 3 „[...] a healthy dose of skepticism about the pedagogical effectiveness of many current technological tools appears to be well justified if one considers the perhaps over enthusiastic reaction to previous technological breakthroughs.” 4 Às vezes de maneira explícita, mas geralmente de maneira implícita, as mídias, de fato, tendem cada vez mais a tornar-se uma fonte de informação preponderante e um fator determinante da educação em certas sociedades 5 [...] de informações científicas e de fontes documentais cada vez mais pobres, em relação àquelas às quais terão acesso seus colegas mais avançados. Nach Perrenoud (2000: 139) „können neue Technologien zum modernen Lehr- und Lernprozess beitragen, denn sie erlauben reiche, komplexe, vielfältige Lernsituationen durch eine Arbeitsverteilung, in der nicht mehr der Lehrer für den gesamten Aufwand zuständig ist“6. Dieses Potenzial wird in den Brasilianischen Curricularen Bestimmungen für die Sekundarstufe II (PCNEM7) anerkannt, die Richtlinien für die Arbeit im Schulbereich liefern und u. a. den Lehrern auf der Suche nach neuen Ansätzen und Methoden Orientierungspunkte geben sollen (vgl. BRASIL 2000a: 5). Es geht davon aus, dass der Schwerpunkt im Fremdsprachenunterricht in den allermeisten Schulen noch heute auf den formalen Aspekten der Sprache liegt, obwohl es von entscheidender Bedeutung wäre, die Schüler zu befähigen, nicht nur Äußerungen in der Fremdsprache korrekt zu machen oder zu verstehen, sondern auch die Kompetenzen zu entwickeln, die ihnen den Zugang zu Informationen verschiedener Sorten ermöglichen und zu ihrer allgemeinen Bildung als Bürger beitragen (vgl. BRASIL 2000b: 26). Ein anderes im Dokument erwähntes Problem bezieht sich auf die mangelnden Gelegenheiten, die die Schüler haben, von der Fremdsprache Gebrauch zu machen. Weil das Lehrer und Schüler demotiviert, plädieren die Autoren der PCNEM für einen artikulierten und interdisziplinären Fremdsprachenunterricht, der auf die Horizonterweiterung der Schüler durch soziolinguistische und kommunikative Kompetenzen zielt. Die neuen IKT tragen zu dieser Zielsetzung bei, denn sie ermöglichen den Schülern den schnellen, einfachen und nahezu unmittelbaren Zugang zu vielseitigen Informationen und Ereignissen, unabhängig davon, wo diese stattfinden (vgl. BRASIL 2000b: 30). Drei von den zehn in diesem Dokument aufgelisteten Kompetenzbereichen nehmen direkten Bezug auf die neuen IKT. Ihnen zufolge sollen die Schüler die Grundlagen der Kommunikations- und Informationstechnologien verstehen und sie mit dem wissenschaftlichem Wissen, den Sprachen, die sie unterstützen und den Problemen, die sie lösen, verknüpfen, [...] ein Verständnis für die Auswirkungen der Kommunikations- und 6 „[...] as novas tecnologias podem reforçar a contribuição dos trabalhos pedagógicos e didáticos contemporâneos, pois permitem que sejam criadas situações de aprendizagem ricas, complexas, diversificadas, por meio de uma divisão de trabalho que não faz mais com que o todo o investimento repouse sobre o professor [...]“. 7 Parâmetros Curriculares Nacionais para o Ensino Médio. Informationstechnologien in ihrem Leben, in den Produktionsprozessen, in der Entwicklung von Wissen und im sozialen Leben entwickeln [und] von Kommunikations- und Informationstechnologien in der Schule, am Arbeitsplatz und in anderen für ihr Leben relevanten Kontexten Gebrauch machen (BRASIL 2000b: 11-12)8. Auch der Rahmenplan „Deutsch als Fremdsprache“ für das Auslandsschulwesen9 (BAUSCH et. al. 2009: 6), die Grundlage für den DaF-Unterricht an deutschen Schulen im Ausland und Schulen, die auf die Prüfungen des Deutschen Sprachdiploms der Kultusministerkonferenz hinführen, betont die Wichtigkeit neuer Medien und plädiert für eine angemessene pädagogische Auseinandersetzung mit ihnen, denn [...] eine bewusste und kompetente Nutzung der Medienvielfalt erfordert Strategien des Erkennens eines Informationsbedarfs sowie Strategien der Informationssuche und der Informationsprüfung. Medien unterstützen die individuelle aktive Wissensaneignung, fördern eigenverantwortliches und kooperatives Lernen sowie lösungsorientiertes Arbeiten. Der Einsatz neuer Medien im Unterricht ist in intensiver Weise mit dem Kompetenzbereich des interkulturellen Handels verknüpft, da sie „günstige Lerngelegenheiten für authentisch kommunikatives Handeln in der Fremdsprache sowie für die Festigung und Erweiterung der Verfügbarkeit von sprachlichen Mitteln“ (BAUSCH et. al. 2009: 10) bieten. Dementsprechend wird vorgesehen, dass die Schüler am Ende des zweiten Bildungsabschnitts10 Reklameansagen in Radio und Fernsehen und am Ende des dritten Bildungsabschnitts (aufgenommenen) Rundfunk-, Fernsehsendungen sowie Spiel- und Dokumentarfilmen die wichtigsten Aussagen entnehmen können, solange es sich dabei um vertraute Themen handelt. Am Ende des vierten Bildungsabschnitts 8 können die Schüler „umfangreichere, komplexere „Entender os princípios das tecnologias da comunicação e da informação, associá-las aos conhecimentos científicos, às linguagens que lhes dão suporte e aos problemas que se propõem a solucionar, [...] entender o impacto das tecnologias da comunicação e da informação na sua vida, nos processos de produção, no desenvolvimento do conhecimento e na vida social [e] aplicar as tecnologias da comunicação e da informação na escola, no trabalho e em outros contextos relevantes para a sua vida”. 9 Der Rahmenplan wurde auf der 249. Sitzung des Bund-Länder-Ausschusses für Schulische Arbeit im Ausland vom 22./23. September 2009 in Münster zustimmend zur Kenntnis genommen. 10 Die Bildungsabschnitte 1, 2 und 3 beziehen sich auf einen Bildungsgang, der dem deutschen Mittleren Schulabschluss gleichkommt. Im Mittelpunkt des vierten Bildungsabschnitts steht Bildungsweg mit Blick auf studien- und wissenschaftspropädeutische sowie berufsvorbereitende und arbeitsweltliche Perspektiven. Äußerungen und authentische Hör- bzw. Hör-Sehtexte auch zu abstrakteren Themen verstehen, wenn überwiegend eine Standardvariante des Deutschen gesprochen wird (BAUSCH et. al. 2009: 39)“. Diese Kompetenz soll mit dem Einsatz von (aktuellen) Radio- und Fernsehsendungen, wie Nachrichten, Interviews, Reportagen und Talkshows, erworben werden. Besonders in diesem vierten Bildungsabschnitt, der der sprachlichen Kompetenz der Niveaustufen B2 und C1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens entspricht, empfinden viele Lehrer die Notwendigkeit, Zusatzmaterialien im Unterricht anzuwenden, denn solche mediengestützte Texte sind in den gängigen Lehrwerken kaum zu finden. Gerade wenn es darum geht, diese „Lücken“ zu füllen, können die neuen IKT einen wesentlichen Beitrag zur Lehrertätigkeit leisten. Podcasts im DaF-Unterricht Podcasts sind über das Internet vertriebene Medienbeiträge (Audio oder Video), die vom Nutzer individuell abonniert werden können. Diese darin enthaltenen Mediendateien können die User dann anhören oder ansehen. Da sie lokal auf Ihrem Computer gespeichert werden, stehen die von Ihnen ausgewählten Beiträge der Deutschen Welle fortwährend zur Verfügung. (DW 2011c) Das Wort Podcast, das Wort des Jahres 2005 vom New Oxford American Dictionary (vgl. SANKOFI 2008), deutet auf die Kombination von iPod, dem berühmten tragbaren digitalen Medienabspielgerät des Unternehmens Apple®, und dem englischen Verb to broadcast11. Anders als beim Live-Streaming, dem Angebot, das in Echtzeit bereitgestellt wird, können im Fall von Podcasts Audio- oder Videodateien durch einen Podcatcher12 wie iTunes automatisch heruntergeladen werden. Sie können gespeichert, kopiert und unabhängig von Zeit und Ort abgespielt werden. Dies kann direkt am Computer geschehen oder auch in anderen Geräten, wie iPods, iPhones, iPads und den diversesten MP3- oder MP4-Players. Nicht nur dienen Podcasts der Unterhaltung, sondern auch in der Bildung werden sie immer häufiger eingesetzt. In den USA werden sie vor allem dafür benutzt, Seminare, 11 übertragen, senden Es handelt sich um eine Software, die die Seiten oder Feeds (RSS-Quellen) von abonnierten Webseiten oder Diensten zusammentragen (CUNHA 2008). 12 Vorträge und Vorlesungen zu veröffentlichen (vgl. O´BRYAN & HEGELHEIMER 2007). Nach Kukulska-Hulme (2006: 295) kann das Fremdsprachenlernen von dieser Technologie erheblich profitieren, denn immer mehr integrieren Lehrer und Schüler mobile Geräte und die entsprechenden Technologien in ihren Alltag und „es gibt Beweise von Bemühungen, neue und motivierende Anwendungsszenarien zu erfinden”13 und Thorne & Payne (2005: 385) behaupten, der Podcast ist “[...] ein vielversprechendes Werkzeug für den Fremdsprachenunterricht”14. Rosell-Aguilar (2007: 476) bezieht sich auf zwei Modelle zur Arbeit mit Podcasts im Fremdsprachenunterricht: Die eine Möglichkeit besteht aus der eigenen Produktion von Inhalten durch Lehrer und/oder Schüler und der Verbreitung dieser Inhalte in der Form von Podcasts und wird in diesem Artikel nicht thematisiert. Die andere Variante bezieht sich auf die Rezeption von verfügbaren Podcasts, die ursprünglich Muttersprachler als Zielgruppe haben oder die explizit für Fremdsprachenlerner produziert oder verändert bzw. vereinfacht werden, wie z.B. das Audio-Angebot „Top-Thema mit Vokabeln“ der Deutschen Welle, das nach Angaben der Rubrik „Deutsch aktuell“ für Lerner ab Niveaustufe B1 empfohlen wird und das speziell für DaF-Lerner formulierte Texte im Audioformat zur Verfügung stellt. Mit dem Top-Thema können Sie sich gleichzeitig über Neues aus aller Welt informieren und Ihren Wortschatz erweitern. Wir bieten Ihnen zweimal wöchentlich leicht verständliche Berichte mit Vokabelangaben und Fragen zum Text. Außerdem können Sie zu jedem Top-Thema auch ein langsam gesprochenes Audio herunterladen. (DW 2011a) Eine andere Produktion der Deutschen Welle für Fremdsprachenlerner ist das VideoAngebot „Video-Thema“, das für Lerner ab Niveaustufe B2-C1 empfohlen wird. In diesem Fall handelt es sich aber um Videoinhalte, die ursprünglich für die DW-TV produziert wurden und die dann für DaF-Lerner didaktisiert werden. Trainieren Sie Ihr Hörverstehen mit dem Video-Thema: Regelmäßig finden Sie hier authentisches Videomaterial aus dem Angebot von DW-TV. Erweitern Sie Ihren Wortschatz mit interessanten Beiträgen 13 14 “[…] there is evidence of efforts to invent exciting new scenarios of use.” “[…] a promising tool for foreign language education.” zu vielfältigen Themen und lernen Sie, gesprochene Sprache schnell und richtig zu erfassen. (DW 2011b) Sowohl für das „Top-Thema mit Vokabeln“ als auch für das „Video-Thema“ bietet die Deutsche Welle auf ihrer Internetseite Begleitmaterialien, wie Transkriptionen, Glossare und Aufgaben zum Hör- bzw. Hör-Seh-Verstehen als Textdateien im PDFFormat. Diese Materialien können die Vorbereitung des Lehrers wesentlich erleichtern, wenn Lehrer diese Audio- und Videoinhalte im Unterricht benutzen möchten, aber sie ermöglichen es auch den Schülern, lehrwerkunabhängig und selbstständig Deutsch zu lernen. Es gibt aber auch viele Podcasts, die ursprünglich für Muttersprachler konzipiert werden, von denen der Fremdsprachenunterricht profitieren kann. Aufgrund der syntaktischen und semantischen Komplexität solcher Texte sind sie in einigen Fällen schon ab der Niveaustufe B1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens einsetzbar, aber in der Regel werden sie erst ab B2 eingesetzt (vgl. KLUCKHOHN 2009). Wie schon erwähnt wurde, sind authentische, audiovisuelle Materialien, die den vorhergesehenen Textsorten (Interviews, Nachrichten, Reportagen usw.) im vierten Bildungsabschnitt des Rahmenplans „Deutsch als Fremdsprache“ für das Auslandsschulwesen entsprechen, in den gängigen Lehrwerken unterrepräsentiert15, so dass die Lehrkräfte auf alternative Materialquellen angewiesen sind. Authentische Inhalte, sowohl Audio- als auch Videomaterialien, sind im Internet unkompliziert zu finden und Seiten wie Youtube16 können auch die Funktion erfüllen, aber es gibt „einen solchen Übermaß an authentischem Onlinematerial für jede Stufe der Fremdsprache, dass das Aussortieren und die Auswahl geeigneter Materialien immer schwieriger wird“ (SCHMIDT 2008: 186)17. Wenn Fremdsprachenlerner auf einer Online-Suchmaschine irgendeinen Begriff eingeben, wird eine Fülle von Adressen und Links gezeigt und „gerade diese unüberschaubare Vielzahl und Vielfalt an Angeboten stellt ein großes 15 Im Erwachsenenbereich lässt sich in letzter Zeit die Tendenz erkennen, dass Verlage immer mehr authentisches Videomaterial und die entsprechende Didaktisierung für die Lehrwerke in den Niveaustufen B2 und C1 anbieten. Das ist der Fall von Langenscheidts Aspekte und Huebers Ziel, denn beide Lehrwerke beinhalten Videoreportagen des ZDF und Didaktisierungsvorschläge. Videomaterial gehört in der Regel noch nicht zu den Lehrwerken für Jugendliche. Eine Ausnahme stellt Hubers Planet dar, das von einer DVD begleitet wird, aber es handelt sich nicht um Material aus dem deutschsprachigen Fernsehen, sondern um eine eigene Produktion. 16 <www.youtube.com>. 17 “[...] such an excess of authentic foreign language material for every level online that sorting through it and selecting appropriate materials is increasingly difficult.” Problem für den Lerner dar, vor allem dann, wenn er die Zielsprache noch nicht gut genug beherrscht, um die Suchergebnisse richtig einordnen zu können (MOGHADDAM 2009: 370)“. Es besteht die Gefahr, dass sie auf Seiten mit ungeeigneten Inhalten surfen oder wegen des zu hohen sprachlichen Schwierigkeitsgrads die Motivation verlieren. Schmidt (2008: 186) schreibt, “[...] das richtige Material zu finden und es unseren Schülern regelmäßig zu liefern, ist eine Herausforderung, die durch Podcasts gemeistert werden kann”18. Die Anwendungsmöglichkeiten von Podcasts im Fremdsprachenunterricht sind vielfältig. Nicht nur Lehrer müssen bestimmen, mit welchen Inhalten im Unterricht gearbeitet wird. Wie auch bei anderen IKT der Fall ist, eignen sich Podcasts besonders gut für Lehr- und Lernarrangements, in denen Lehrer und Schüler Rollen übernehmen können, die sich von denen, die als eher traditionell gelten, unterscheiden. Diesen neuen Arrangements zufolge sind Lehrer nicht mehr diejenigen, die die absolute Kontrolle über das Wissen besitzen, und die Rolle der Schüler beschränkt sich nicht mehr darauf, Aufgaben zu bekommen und auszuführen (vgl. LIM & HANG 2003). Es besteht die Möglichkeit, dass Schüler z.B. als Hausaufgabe haben, Episoden einer Reihe zu finden, deren Thematik ihren persönlichen Interessen entsprechen und sich mit diesen Inhalten beschäftigen. Diese Aktivitäten müssen nicht unbedingt die Rezeption der Texte in den Mittelpunkt rücken, es können auch produktive Aufgaben in der Form von mündlichen oder auch schriftlichen Zusammenfassungen oder Kommentaren sein, die einen Beitrag zur Personalisierung des Lernens leisten können. Sie übernehmen die Mitverantwortung für die Auswahl der Texte, mit denen sie arbeiten, und lernen, autonomer in Bezug auf ihre eigenen Lernprozesse zu sein. Die IKT gehören immer mehr zu den verschiedensten Bereichen menschlichen Handels, insbesondere bei den heutigen Jugendlichen, für die elektronische Geräte eine immer wichtigere Rolle bei der Freizeitgestaltung sowie bei den Lerngewohnheiten spielen. Das Fremdsprachenlehren und –lernen sollte keine Ausnahme darstellen, sondern von diesem Potenzial Gebrauch machen. Deutsch ist für die meisten Schüler eher ein Schulfach als eine Sprache, die sie tatsächlich benutzen, um an Informationen zu gelangen oder einfach um Spaß zu haben, so dass sie wenige Erfahrungen außerhalb des Unterrichts haben. Podcasts könnten in 18 “[…] finding the right material and providing it to our students on a regular basis is a demanding challenge that can be achieved through podcasting.” diesem Fall die Anknüpfung an die Realität jenseits der Schule und des Unterrichts repräsentieren und Schüler für die weitere Auseinandersetzung mit der Sprache motivieren, was wiederum die Erfolgschancen beim Lernen beträchtlich erhöhen kann. Literaturverzeichnis BAUSCH, K.; BERGMANN, B.; GRÖGOR, B.; HEINRICHSEN, H.; KLEPPIN, K.; MENRATH, B.; THÜRMANN, E. Rahmenplan „Deutsch als Fremdsprache“ für das Auslandsschulwesen. Bonn: Zentralstelle für das Auslandsschulwesen, 2009: <http://www.auslandsschulwesen.de/nn_1454974/Auslandsschulwesen/DASAN/DSD/ DaF-Rahmenplan/node.html?__nnn=true>. Zugriff: 20.05.2010. BRASIL. Ministério da Educação. Bases Legais. Brasília: Ministério da Educação, Secretaria da Educação Básica, 2000a. (Parâmetros Curriculares Nacionais para o Ensino Médio; parte 1). <http://portal.mec.gov.br/seb/arquivos/pdf/blegais.pdf>. Zugriff: 20.05.2010. __________. Linguagens, Códigos e suas Tecnologias. Brasília: Ministério da Educação, Secretaria da Educação Básica, 2000b. (Parâmetros Curriculares Nacionais para o Ensino Médio; parte 2). <http://portal.mec.gov.br/seb/arquivos/pdf/14_24.pdf>. Zugriff: 20.05.2010. DW-Deutsche Welle. “Top-Thema”. In: dw-world.de. Köln: 2011a. <http://www.dwworld.de/dw/0,,8031,00.html> Zugriff: 20.10.2011 DW-Deutsche Welle. “Video-Thema”. In: dw-world.de. Köln: 2011b. <http://www.dwworld.de/dw/0,,12165,00.html> Zugriff: 20.10.2011 DW-Deutsche Welle. “Was ist Podcasting?”. In: dw-world.de. Köln: 2011c. <http://www.dw-world.de/dw/article/0,,3199311,00.html> Zugriff: 20.10.2011 HANCOCK, A. „A educação e as novas tecnologias da informação e da comunicação”, in: DELORS, J. (Hg.) A Educação para o Século XXI: questões e perspectivas. Porto Alegre: Artmed, 2005, S. 222-.235. KLUCKHOHN, K. Podcasts im Sprachunterricht am Beispiel Deutsch. Berlin, München: Langenscheidt, 2009. KUKULSKA-HULME, A. „Mobile language learning now and in the future”, in: SVENSSON, P. (Hg.). Från Vision till Praktik: Språkutbildning och Informationsteknik (From vision to practice: language learning and IT). Schweden: Swedish Net University (Nätuniversitetet), 2006, S. 295–310. <http://oro.open.ac.uk/9542/1/kukulska-hulme.pdf >. Zugriff: 24.04.2010. LIM, C.; HANG, D. „An activity theory approach to research of ICT integration in Singapore schools”, Computers & Education. V. 41, N. 1 S. 49-63, 2003. MOGHADDAM, S. „Neue Medien - neue Chancen für den Sprachunterricht“, Deutsche Lehrer im Ausland. V. 56, N. 4, S. 370-375, 2009. MYBOARD. „Board-Infos”, in: myBoard.de: Das Portal für interaktive Whiteboards. <http://www.myboard.de/board-infos>. Zugriff: 08.10.2011. O’BRYAN, A; HEGELHEIMER, V. „Integrating CALL into the classroom: the role of podcasting in an ESL listening strategies course”, ReCALL: V. 19, N. 2, S. 162-180, 2007. <https://netfiles.uiuc. edu/rsadler/shared/CMC/Integrating%20call%20into%20the%20classroom--the% 20role%20of%20podcasting--obryan2007.pdf>. Zugriff: 24.04.2010. PERRENOUD, P. Dez Novas Competências para Ensinar. Porto Alegre: Artmed Editora, 2000. ROSELL-AGUILAR, F. „Top of the pods. In search of a podcasting ‘pedagogy’ for language learning”, Computer Assisted Language Learning. V. 20, N. 5, p. 471-492, 2007. <http://podcastingforpp.pbworks.com/f/Rosell-Agular+Languages.pdf>. Zugriff: 24.04.2010. SALABERRY, R. „The use of technology for second language learning and teaching. A retrospective“, The Modern Language Journal. V. 85, N. 1, S. 39-56, 2001. SANKOFI, M. „Den Podcast ins Klassenzimmer tragen: Eine Einführung und praktische Unterrichtsbeispiele“, ide V. 32, N. 1, S. 85-, 2008. <http://wwwg.uniklu.ac.at/ide/sankofi_Web.pdf>. Zugriff: 23.10.2009. SCHMIDT, J. „Podcasting as a Learning Tool: German Language and Culture Every Day“, Die Unterrichtspraxis / Teaching German. V. 41, N. 2, S. 186-194, 2008. THORNE, S.; PAYNE, J. „Evolutionary Trajectories, Internet-mediated Expression and Language Education“, CALICO Journal. V. 22, N. 3, S. 371-397, 2005. < https://calico.org/a-137Evolutionary%20Trajectories%20Internetmediated%20Expression%20and% 20Language%20Education.html >. Zugriff: 24.04.2010.