Zulehner, Prof. Dr. Dr. Paul M.
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Zulehner, Prof. Dr. Dr. Paul M. Freitag, 16:30 Uhr Pressezentrum Sperrfrist: 30.05.2014; 16:30 Uhr Bereich: Themenbereich 2: Politik und Gesellschaft Veranstaltung: Einen neuen Blick auf alte Fragen wagen Referent/in: Prof. Dr. Dr. Paul M. Zulehner, Pastoraltheologe, Wien / Österreich Ort: OTH, Raum S054, Hörsaalgebäude, Seybothstr. 2 Programm Seite: 92 Dokument: 5000 Neue Rollenbilder für Frauen und Männer? Wie kommen wir da weiter? 1. Ich habe drei Studien über die Entwicklung der Geschlechterrollen in Österreich gemacht: 1992-2002-2012. Dabei zeigt sich im ersten Jahrzehnt eine rasche „Modernisierung“ der Rollen, zumal bei Frauen. Modern ist die Überwindung der ererbten (aus dem 18. Jh. Stammenden) Rollenhalbierung. Es sollte mehr Leben ins Frauen- und Männerleben kommen durch Ausweitung: der Frauen in die berufliche Lebenswelt, der Männer in die familialen Lebenswelten. 2. Im zweiten Jahrzehnt gab es eine überraschend neue Entwicklung. Der Anteil der „Modernen“ verringerte sich, jener der Traditionellen und noch mehr der Pragmatischen nahm deutlich zu. Grund: die Vereinbarkeit erweist sich als anstrengend. Das hat auch damit zu tun, dass es nicht nur um die Vereinbarkeit von Beruf und Kindern, sondern immer mehr um die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege der Alten geht. Es änderte sich zudem das, was als „modern“ gilt. Das ist jetzt nicht mehr die Vereinbarkeit, sondern die Wählbarkeit. 3. Typisch für „Moderne“ heute ist das Aushandeln. Dabei kann es zu einem (gewählten) Rollenswitching kommen. Moderne Phasen werden durch traditionelle abgelöst, um dann wieder in eine moderne Phase überzugehen. Ziel ist Entlastung. 4. Das Wählen kann auch dazu führen, dass Männer in traditioneller Weise als „Berufsmänner“ halbiert leben, dass aber moderne Frauen sich für eine moderne Halbierung entschieden. Sie werden zu Berufsfreuen: ohne Familie, Kinder und Alte. 5. Diese neue Modernität („choice“) stellt eine enorme sozialpolitische Herausforderung dar. Es war leichter, eine Politik der Vereinbarkeit zu machen denn dem Wunsch nach Wählbarkeit eine sozialpolitische Unterstützung zu geben. Nicht wenige Jüngere wünschen sich nicht nur Entlastung durch „Enthäuslichung“ (der Kinder, der Alten – da gibt es nur wenig!), sondern z.B. Altentagesstätten, mobile Pflegedienste, Pflegegehalt. Analog gilt dies auch mit Blick auf ein Kind/auf Kinder. Text wie von Autor/in bereitgestellt. Es gilt das gesprochene Wort. Veröffentlichung nur mit Genehmigung der Verfasserin/des Verfassers.